Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    "Es kommt wie immer auf die Sichtweise an.", erhob sich der Flavier und schaute den jungen Iulier lächelnd an.


    "Ein einst gewährtes Recht, welches revidiert werden muss, sagst du Iulius, für mich ist es jedoch ein einst gebrochenes Recht, welches dann wiederhergestellt wurde." Er verstand nicht so recht, warum zu dieser Zeit so etwas den Weg in den Senat finden musste. Die Plebejer hätten sich dieses Scharmützel der Stände aufsparen können. Zu einem besseren Zeitpunkt, einem, der Zwist erforderte.
    Er holte mit den Armen weit aus und blickte sich um.
    "Dieser Unfrieden nützt Rom nicht. Ich verstehe nicht, warum der Iulier wieder Gräben aufreißt, die mühevoll geschlossen wurden. Profilieren kann man sich sicherlich anders und normalerweise fängt man auch kleiner an, anstatt den Cursus Honorum auf den Kopf zu stellen. Oder sollen wir uns über die Häufigkeit patrizischer Volkstribunen unterhalten? Über die Abschaffung der Besteuerung der ältesten Familien Roms, dessen Eifer und Liebe die tyrannische Königsherrschaft zum Wohle Roms stürzten?", eine kurze Pause war vonnöten, denn der alte Mann war doch älter als er wollte. Eine kleine Pause verlieh jedoch stets Nachdruck.
    "Diese Änderung schürt wieder Zwist. Und Rom kann es nie so gut gehen, so dass wir uns entzweien können. Es gibr dafür keinerlei Notwendigkeit, sage ich, außer der Profilierung eines jungen Mannes, der seine Karriere nicht über das Wohl Roms stellen sollte!"


    Der alte Consular setzte sich langsam hin und blickte Ernst durch die Reihen der Anwesenden. Das Kämpfen sollte man zwar den Jungen überlassen, aber im Alter war Frieden zu wichtig.

    Sim-Off:

    Jeder kann gerne partizipieren ;)


    Furianus hatte sich stetig, natürlich unfreiwillig, aus dem öffentlichen Leben Roms, seinem Leben, zurück gezogen. Das Weib sah er selten, missmutig war er oft. Seine Zukunft stellte er sich anders vor. Ein schneller Tod auf dem Höhepunkt seines Ruhmes, umringt von Nachkommen, deren Zukunft nicht besser sein könnte und ihr Streben nicht höher, sollte es sein. Nun siechte er dahin, geplagt und entkräftet, enttäuscht und verraten.
    Einzig die Sonne machte ihm Freude, das Weichen der Tristesse der Wintermonate hin zu einem frischen Grün war wahrlich schön. Er genoss es.
    An einem sonnigen Tag saß er auf einem geflochtenen Stuhl und las ein wenig, ehe ihn die Sonne, deren steter Lauf ihm ein größerer Zorn nicht sein mochte, blendete.


    "Quintus! Geh mir in die Sonne!", fauchte er seinen Leibsklaven an, der einen Schritt zur Seite tat und somit Schatten spendete. Man hätte auch etwas anderes nehmen können, doch Flavius Furianus war dahingehend sehr pragmatisch. Solange ein Sklave sinnlos herum stand, konnte er auch in der Sonne stehen und wenigstens so einer Aufgabe nach kommen: Schatten spenden.

    In den Reihen der ehemaligen Consuln brandete ein Klatschen auf.
    Flavius Furianus mochte in letzter Zeit krankheitsbedingt sehr wenig dem Senat beigewohnt haben, doch war er froh heute die Rede seines ehemaligen Schützlings zu hören. Bevor der politische Kalkül würde einsetzen, schenkte er dem jungen Flavius seine Unterstützung und hoffte, dass dieser nicht das letzte Mal hier stehen würde.


    :app:

    Der Flavier nickte knapp.


    "Wie siehst du die Germanicer?, er räusperte sich ein wenig. "Du weißt ja, ich weilte länger fernab von Rom und dann die Krankheit. Ist etwas missliebiges unsere Familie, unseren Stand, bezüglich von diesem Plebs ausgegangen?"


    Natürlich hatte er schon längst seine Wahl getroffen, doch ein wenig musste man den Jungen ja einbinden. Er ermahnte sich selbst des Öfteren sehr streng zu sich und zu den seinen zu sein - es hatte ihm in Atilianus Alter auch nicht gefallen. Eine Teilhabe an Entscheidungen war also in einem gewissen Rahmen vollkommen legitim und konnte ermuntern.


    "Bei den Iuliern weiß ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Ich traue ihnen nicht. Sie paktierten mit Salinator. Gibt es diesbezüglich Neues?"

    "Dann hast du dich doch wohl entschieden." Bermekte der Flavier trocken und fuhr fort einige Pergamente, die er auf einem Beistelltisch fand, kurz zu überfliegen. Mit dem Rücken zu seinem Ziehsohn murmmelte er kurz etwas über Ovid und legte es achtlos zurück, wandte sich wieder zu.


    "Ich würde diese Gästeliste gerne sehen."

    "Tu das nie wieder!", harschte er ihn an und trat ein. Mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt ging er ein paar Schritte im cubiculum herum und begutachtete dieses.


    "Geschmack fehlt dir, Atilianus. Aber du bist auch kein Weibsbild.", merkte er dann mehr murmelnd an, drehte sich zu seinem Ziehsohn.


    "Wie sieht es mit deiner Vorstellung aus? Wie weit bist du?"

    Es war nicht seine Art zu lauschen, aber diese Angelegenheit war doch recht delikat. Manchmal musste man Gewohnheiten und auch mal Anstand von sich werfen. Ein Schritt genügte und er war im Atrium, ungewohnt schlicht gekleidet und von seinem Leibsklaven flankiert, hatte er in seiner Hand einen Strauß voller Trauben. Ab und an ließ er schon den ganzen Tag, bei seinem Stunden andauernden Spaziergang, eine Traube nach der anderen in den Mund wandern. Auch jetzt stand er kauend in der Zarge und lächelte leicht.


    "Na darauf wollen wir nicht hoffen. Ich sitze ja auch noch im Senat, Manius. Du kommst schon zurück, keine Sorge."


    Zwar konnte er sich selbst kaum vorstellen, dass sein Vetter unbedarfter bei einem Fluchtversuch sein würde als er selbst, aber Leibwächter waren in diesen Tagen sehr begehrt. Und er hatte nicht die schlechtesten. Alsbald verfinsterten sich jedoch seine Züge und er trat an die Gruppe, die seine entfernte Familie war, näher.


    "Dennoch ist Vorsicht geboten. Mein Weib und meine Tochter sind zum Glück in Baiae." Wo sein Sohn, vielmehr Stiefsohn, sich aufhielt interessierte ihn nicht so recht. Und wenn schon, wenn sich die Sache zuspitzte und der Emporkömmling die Macht erhielt, die er sich in seinen Klauen wünschte, war man weder in Baiae, Italien, noch im gesamten Imperium sicher. Auch nicht die Frauen und Kinder. Eine traurige Vorstellung, die ihn da beschlich. Eine Traube wanderte wieder in seinen Mund.

    Flavius Furianus entglitt ein amüsantes Schnauben. Typisch Emporkömmlinge. Er drehte sich zu seinem Sitznachbarn Atilius Cicero und flüsterte kaum hörbar.


    "Na schau sich das mal einer an. Praetorius Flavius - schon lange habe ich so einen Ton in diesen Hallen nicht vernommen. Normalerweise hatte es kein Consul nötig zwischen den Senatoren zu differenzieren, um seinen Status hervor heben zu können. Aber wenn man nie einen solchen besaß, hat man anscheinend das Bedürfnis damit hausieren zu gehen."


    Verächtlich wandte er sich wieder dem Duccier zu und lauschte weiter. Er würde nichts dazu sagen, er war alt, blieb dem Senat ferner als er wollte und obgleich man annehmen könnte als alter Mann habe man nichts zu verlieren, hing der Flavier noch an seinem Leben. Hitzige Debatten im Senat brachten ihm damals den Carcer - zumindest führte er es darauf zurück. Nun würde er abwarten und sich im Nachhinein positionieren. Abwarten musste man können. Und das einzige, was er in seiner Verbannung vermochte zu lernen, ja das war Abwarten.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Die Zeit war gekommen nun Ergebnisse einzufordern. Und da sein Sohn es bewundernd schaffte die letzten Tage seinem Vater nicht für einen Augenblick unter die Augen zu geraten, so musste es dieser selbst erwirken.


    Also machte er sich eines schönen Nachmittages, von welchem der kranke Flavier ohnehin nichts hatte, zum Cubiculum seines Sprosses, um darauf hin anzuklopfen.


    Und weil keine Antwort kam, schnaubte der Consular und klopfte heftiger. Sein Sohn mochte jetzt schon nicht taub sein.

    Zu viele Kaiser sing gegangen und er hatte nicht wirklich sonderlich viel Anteil daran. Bis auf die deplorable Carcerhaft, die seine Gesundheit massiv beeinträchtigte. Bis heute.
    Daher würde er erst einmal abwarten. Eines war sicher, Rom benötigte Stabilität in Form eines dauerhaft Regierenden - alles andere war ihm sekundär.
    Teilnahmslos blickte er durch die Halle und versuchte Blicke einzufangen, Blicke zu deuten. Jemand führte immer etwas im Schilde.

    Zitat

    Manius Flavius Gracchus Minor


    Zitat

    Caius Flavius Scato


    Der Senator nickte bedächtig. Was sollte er schon groß sagen? Floskeln wollten sie sicherlich nicht hören, doch für mehr war er nicht bereit. Zumal sich in einer solch feierlich munteren Gesellschaft kein Gespräch von großer Ernsthaftigkeit führen ließ.
    Der Senator tätschelte den Kopf des Gracchus Minor und lächelte aufmunternd.


    "Fünfzehn Jahre! Ach, so jung bist du dann doch noch nicht. Eigentlich ist man nie zu jung, um die Bahnen, welches man sich auserwählt, zu beschreiten. Der Weg mag zäher sein, doch mit der Zeit fegt man die Steine hinfort, ebnet diesen und baut ihn so weit aus, so dass die Nachfolgenden ihn schnell erklimmen. Im Cursus Honorum oder im Kultdienste ist der flavische Weg recht gut ausgebaut."


    Dabei strich sein Blick auch Scato, welchen er nur kurz fixierte und einem wohlwollenden Nicken die Antwort gab, welche sich der Jüngling ohnehin hätte erhoffen dürfen. Natürlich würde er ihn unterstützen. Dafür war er da. Sein Leben lag hinter ihm. Die Verantwortung für ein neues Leben zu übernehmen war eine Wonne, die er sich nicht verbauen ließ. So, als lebte er ein zweites Mal. Und mit einer Weisheit, die nur ein Greis hätte haben können. Eine wunderbare Kombination.


    Just, als er nach dem Teller mit den saftigen Trauben greifen wollte, näherte sich eine sehr ansehnliche Frauengestalt.
    Tiberius Lepidus, der Name sagte ihm derzeit nichts. Anscheinend hatte er keine besonderen Verdienste aufzuweisen gehabt oder hing, wie manch einer, im Teufelskreise des Cursus Deorum herum. Vielleicht ein fleissiger und tüchtiger Mann, jedoch den Göttern so verschrieben, dass die Staatspflicht im Senat arg vernachlässigt wurde.
    "Natürlich, meine Liebe!", antwortete er charmant und küsste väterlich die Stirn der Verandten zum Gruß. Aufzustehen war ihm derzeit verwehrt.
    "Tiberius Lepidus also. Ein Mann der Götter! Die Tiberier lagen stets im Eifer die Pax Deorum zu erhalten und zum Wohle des Reiches auszubauen!", er hob den Zeigefinger: "Viel zu oft wird dieser Dienst nicht so gewürdigt, wie er sollte! Lass dich nicht beiirren gar zu früh weiter zu ziehen. Die Staatspflicht ist genau so wichtig wie die an den Göttern!"
    Zumal er dann den nachkommenden Flaviern nicht so schnell den Senatssitz würde streitig machen können. In solchen Dingen war der Consular zu sehr Flavier.

    Der Senator war sich bewusst, dass der ein oder andere sich womöglich zu ihm gesellen würde - ob nun aus purer Höflichkeit, den gesellschaftlichen Gepflogenheiten sich um die Alten zu kümmern oder schlichtweg für persönliche Vorteile. Er hatte einen kleinen Ansturm mehr oder minder erwartet, so dass er den Sohn seines Vetters sorgfältig auf den Kopf tätschelte, als dieser sich zu ihm beugte, um den Kuss aufzubringen.


    "Salve, Manius Minor. Wie groß du doch geworden bist.", merkte er an, ehe er eine weg werfende Bewegung vollzog. "Die Götter haben sich wohl noch nicht entschieden, was mich anbelangt. Den einen Tag strotze ich vor Kraft, den anderen vor Zweifel den nächsten zu überstehen."


    Just in diesem Moment kam Scato, der glückliche Sieger der letzten Wahlen. Auch wenn sich der Lehrer zu rar gemacht hatte, freute er sich umso mehr, dass der Zögling auch alleine recht gut laufen konnte.


    "Deinen Erfolg, Caius, deinen. Ich habe, und die Götter sind meine Zeugen, zu wenig Anteil daran. Dennoch freue ich mich mit dir. Die erste Hürde ist genommen. Weitere sollen in Windeseile folgen!", gab er pathetisch von sich und blickte dann beide Jünglinge scharf an.
    Vom wuchs her schien der eine dem anderen im Vorteil, von den sanften flavischen Gesichtszügen hatten beide, doch was im Inneren vorging, wusste der Senator kaum.


    "Manius Minor, wenn du Caius siehst, lockt dich nicht auch ein baldiger Triumph im Cursus Honorum? Oder bist du, und so habe ich deinen Vater stets in Erinnerung, eher der Stratege denn forscher Abenteurer?"
    Ja, das hatte auch Furianus stets von Manius unterschieden. Während der eine bedächtig den Cursus Honorum durchschritt, minitiös seine Laufbahn plante, riss Flavius Furianus alles in kürzester Zeit an sich. Er war gierig. Vielleicht zu oft zu gierig.
    "Und du, Caius, forsch zu den Sternen oder bedächtige Agitation und damit Nachhaltigkeit?", blickte er den jungen Politiker an, ehe die Antwort Manius Minors abzuwarten.

    Die Zeit war gekommen nun Ergebnisse einzufordern. Und da sein Sohn es bewundernd schaffte die letzten Tage seinem Vater nicht für einen Augenblick unter die Augen zu geraten, so musste es dieser selbst erwirken.


    Also machte er sich eines schönen Nachmittages, von welchem der kranke Flavier ohnehin nichts hatte, zum Cubiculum seines Sprosses, um darauf hin anzuklopfen.

    Sehr teilnahmslos, geradezu unglaublich entrückt, nahm Flavius Furianus an der Bestattung der Claudia teil. Den Schmerz seiner Frau konnte er nicht ahnen, geschweige denn vergleichen, denn diese hatte ihm schon seit Wochen eine Kommunikationssperre auferlegt von der sie sich auch in solch trüben Stunden nicht zu lösen vermochte. Es war ihm auch, wenn er ehrlich zu sich selbst war, auch gerade recht.
    Durch die Krankheit miserabel in einen Zustand des geistigen Verfalls gerafft, musste er sich nicht sonderlich anstellen seine Trauer nach außen zu kehren. Er bedauerte diese Situation selbstverständlich. Nicht nur, doch vor allem für seinen Vetter. Die Kinder konnten einer neuen Mutter zugeführt werden, doch die Last, welche stets auf den Schultern aller Flavii seit den letzten Umbrüchen lastete, war groß genug. Seinem Vetter hätte er diese zusätzliche sicherlich nicht gewünscht.