Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Historisch denke ich wirklich, dass in so einem Fall praktisch ein "weltweiter Lockdown" verhängt worden wäre um allfälligen Folgen zu entgehen. Entsühnungen, Opfer überall, Neuweihe aller Militäreinheiten und Feldzeichen, etc.

    Aber da es nie passiert ist können wir es auch nicht wissen.


    Real-historisch mag das so sein, IR-historisch hatten wir schon einmal eine Verstalis Maxima, die ermordet wurde:

    Die Wege des Schicksals


    Damals gab es eine große Lustratio, um Unheil von Rom abzuwenden, wenn ich mich recht entsinne.

    Aus der Sicht Flavius Gracchus' war es taktisch nicht klug, in einer solchen Rede bereits Gerüchte abzustreiten, noch ehedem ein anderer sie hatte überhaupt im Angriff hervorgebracht, ebensowenig wie eine lange Jahre zurückliegende Episode der Familiengeschichte heraufzubeschwören, welche nur schlechte Erinnerungen mit sich brachte. Beides evozierte nur einen faden Beigeschmack, welcher den eigentlichen Genuss der Worte im Zweifelsfalle gar würde überlagern. Gracchus mochte den Elan des Annaeus, seine Einstellung zur Amtspflicht und auch seine Ehrlichkeit, doch augenscheinlich hatte er den falschen Mentor.

    "Du nennst als deine Stärke, das Alte, das nicht mehr funktioniert, zu erneuern, und verweist darauf, diese im kommenden Jahr nutzen zu wollen. Hast du dabei bereits konkret Altes im Sinne, welches in deiner Amtszeit er..neuert werden soll?"

    Der flavische Senator war nicht per se dem Alten verhaftet, zeigte sich durchaus gemäßigter Verbesserungen offen gegenüber - doch eben nur gemäßigt, wobei das Maß zudem seine eigenen Ansichten waren.

    Flavius Gracchus hatte große Stücke gesetzt auf den jungen Fabius, welcher während seines Tirocinium fori großen Elan an den Tag hatte gelegt und darob überaus viabel erschienen war. Ein wenig grämte den Flavier nun dessen Absenz, der augenscheinlich verlorenen Mühe wegen, wiewohl ob der Erkenntnis auf den falschen Kandidaten gesetzt zu haben.

    "Ich stimme Senator Claudius zu"

    , warf er darob trocken ein, enthielt sich indes zu dem von Annaeus geforderten Senatus Consultum - schlussendlich sollte der Senat durchaus in der Lage sein, solche Ausnahmefälle rational zu bewerten ohne gleich für alles ein Gesetz oder eine Regel zu determineren, welcher im Zweifelsfalle ob ihrer schieren Anzahl sich nur noch Bürokraten würden entsinnen.

    Mit einem leisen Seufzen der Erleichterung ließ Gracchus seine Schultern sinken, deren Anspannung er sich nicht einmal bewusst gewesen war.

    "Oh, Minor"

    , lächelte er beinahe ein wenig amüsiert, wenngleich auch mitfühlend.

    "Ich habe stets gehofft, dass diese Pflicht einfacher für dich zu ertragen sein wird, doch allfällig ist dies Teil unseres Erbes."

    Seine Mutter hatte stets versichert, dass sie seinen Vater hatte lieben gelernt, und auch er hatte schließlich Antonia geliebt auf seine Weise, ebenso wie nun Prisca. Doch war die Zeugung seiner Nachkommen seinem Vater allfällig ebenfalls so schwer gefallen, war seine Zuneigung ebenso wenig körperlich gewesen? Ein müßiger Gedanke, denn niemand würde noch die Antwort auf diese Frage geben können.

    "Deine Mutter war eine wundervolle Frau, untadelig und hehr, anmutig, geistreich und nobel zugleich. Dennoch ver..band uns nichts zu Beginn unserer Ehe, außer eben jener, und es dauerte Jahre bis dass wir Vertrauen zueinander fanden und eine Art von Zuneigung für das Wesen des anderen. Indes"

    , er zögerte kurz, denn trotz allem fiel es ihm schwer, dies Eingeständnis offen auszusprechen.

    "Ihren Leib habe ich nie begehrt, und ... und die Erfüllung dieser Pfli'ht ..."

    Er holte einen tiefen Atemzug.

    "Es ist einfacher zu ertragen, wenn du deinen Geist betäubst und der Körper geleitet wird von einem illusorischen Be..gehren."

    Die Option, eine andere Frau könne Minor allfällig mehr anziehen, kam dem älteren Gracchus nicht in den Sinn. Ohnehin wäre eine Scheidung nicht ohne Komplikationen, denn gleichwohl Scapula ein wenig nachließ in seinem Geiste und somit seinem Einfluss, waren die Cornelier noch immer ein gutes Bündnis, nicht zuletzt auch Philonicas Bruder wegen, welcher den Platz seines Onkels im Machtgefüge Roms einzunehmen gedachte.

    Sim-Off:

    Da dieses Gespräch zeitlos, respektive gar durchaus aktuell ist, heben wir es schlichtweg in die Gegenwart und führen es eben von hier aus fort.


    Das Antlitz der jungen Frau, welche das Offizium betrat, erweckt den Anschein, dass sie aus gutem Hause stammte. Dennoch schien sie dem Flavier beinahe ein wenig zu jung, als dass sie aus eigenem Antriebe einen Senator aufsuchte ganz ohne Geleit eines Verwandten. Ihr Blick indes war fest und durchdringend, als wusste sie durchaus sich selbst zu behaupten, und das eisige Blau, welches ihm entgegen blickte, erinnerte ihn einige Augenblicke in unangenehmer Weise an andere Augen. Als sie zu sprechen begann und den Namen ihres Vaters erwähnte benötigte Gracchus noch immer einige Augenblicke, sie einzuordnen, doch in der Erwähnung der Ermittlung gegen die Christianer schlich sich allmählich die Reminiszenz an jene vergangenen Tage aus den Tiefen seines Gedankengebäudes hervor. Tiberius Verus - dies war ein Name, welchen er wahrlich seit langem nicht mehr hatte gehört, was indes ob dessen Taten ihm zwar durchaus zu Beginn war aufgefallen, indes ob seiner Position nicht weiter verwunderlich gewesen war. Im Laufe Tiberias Worte tröpfelten mehr und mehr Erinnerungen in seinen Geist, vermengen sich mit Geschehnissen um die Christianer aus Vergangenheit und Gegenwart, welche mehr und mehr Emotion in ihm selbst freisetzen - Derangierung, Erstaunen, Befremden und Wut.
    "Ich danke dir für dein Kommen, Tiberia"
    , begann er schlussendlich.
    "Doch zumindest in meinem Falle kommt deine Warnung zu spät. Die Christianer haben bereits versu'ht, mein Leben zu beenden."
    Alles ergab mit einem Mal einen Sinn - Sciurus' Furor, Faustus und ihn selbst anzugreifen; Sciurus' Beteiligung an der Schändung des flavischen Tempels. Niemals wäre der Sklave von sich selbst aus zu solcherlei fähig gewesen. Doch nun, nun ergab dies alles einen Sinn: die Christianer hatten sich seiner bemächtigt, hatten seinen Geist negiert, so wie sie sich einst auch Gracchus' Bruder Animus hatten bemächtigt, der ebenfalls niemals freiwillig in ihre Machenschaften sich hätte involviert. Es war ihr verderblicher Zauber, den sie gewirkt hatten, mit dem sie Sciurus' Geist vor der Reise in die Berge bereits hatten bezwungen und für ihre Sache hatten verquert.
    "Wie du siehst ist ihnen dies nicht gelungen, und seitdem habe ich Vorsorge für meine Sicherheit und die meiner Familie getroffen, doch nun erst, durch deine Worte, verstehe ich die Komplexität und das Ausmaß, die ganze Ab..artigkeit ihres Tuns. Darüberhinaus - die Schmähung des claudischen Tempels vor einigen Jahren, und nun die Schändung des flavischen Tempels, dies war also kein Zufall. Claudius Menecrates und ich sind ihr Ziel."

    Er nicke verstehend.

    "Wir sind es, welche die Ausmerzung dieses Geschwüres angelegentlich fordern, vor Taten nicht zurück schrecken, und nun in Positionen sind, welche dur'haus zu ernstlicher Gefahr für dieses Pack werden."
    In einigen Augenblicken der äußeren Stille blickte der Flavier auf die Holzmaserung der Tischplatte, während in seinem inneren Gedankengebäude er die Kammer des christianischen Schreckens aufsuchte und nach Hinweisen forschte, das Bild der Wahrheit zu vervollständigen. Da ihn dies indes nicht weiter brachte, konzentrierte er sich zurück auf die Gegenwart, welche ihm durchaus ebenfalls Sorge bereitete, da er weiblichen Tränen gegenüber schon immer ein wenig machtlos gegenüber stand, und darob noch auf die Beherrschung der Tiberia hoffte.
    "Ebenso wie Tiberius Verus. Du sagst, dein Vater gilt als tot? Wer hat diese Aussage getroffen? Prätorianer haben bisweilen besondere Aufgaben, Aufgaben welche sie jahrelang aus ihrem Leben und von ihren Familien hin..fortführen können, und manches Mal mag sogar behauptet wird, dass sie ihren Tod gefunden haben, nur um sie, respektiere ihre Aufgabe zu schützen."

    Mit solchen Abwesenheiten unbekannter Dauer und Aufenthaltsorten hatte Gracchus durchaus seine Erfahrung, denn wie oft hatte er nach Serapio gedürstet ohne zu wissen, ob und wann jener würde zurückkehren von seinen prätorianischen Sondereinsätzen.
    "So also der Augustus keine Auskunft über deinen Vater wollte geben kann dies durchaus bedeuten, dass die Prätorianer mehr Informationen über seinen Ver..bleib haben als sie zu geben bereit sind. Sofern du dir nicht sicher bist, sofern dein Vater nicht offiziell durch die Prätorianer, respektive den Staat als tot wurde erklärt, solltest du keine Bestattung ausrichten, denn damit erklärst du sein Leben, seine Teilhabe an der Gesellschaft und an der Welt der Lebenden als beendet."
    Gracchus selbst hatte seine Base Leontia einst auf diese Weise bestattet - doch nicht nur sie, sondern ein ganzes Schiff war im Mare Nostrum verloren gegangen, so dass ihr Tod auch ohne ihre sterbliche Hülle umbezweifelt gewesen war. Da der Tod an sich und die Erinnerung an Leontia im besonderen ihn betrübten, Ienkte er seine Aufmerksamkeit hastig hinfort.
    "Hast du bereits mit Senator Claudius gesprochen? Wenn er in Gefahr ist, muss er dies unverzügli'h erfahren, denn die Christianer und ihre Heimtücke sind nicht zu unterschätzen."
    Er hoffte, die Konzentration auf die gegenwärtige Gefahr, respektive daraus sich ableitender Aktionen, würde die Tiberia vor allzu viel Emotionalität bewahren, gegen welche er nicht gefeit war.

    Wieder an den Stufen zum Tempeleingang angekommen begann die Opferung der suovetaurilia. Die prächtigen Tiere wurden nebeneinander an in den Boden eingelassenen Ringen befestigt, ehedem Gracchus nach vorn trat, um noch einmal die Worte in Richtung des Tempels an die Götter zu wiederholen - denn in Wiederholung lag im Kult stets Macht.

    "Unsterbliche Flavii, Divus Vespasianus Augustus et Divus Titus divi Vespasiani filius Vespasianus Augustus! Seit alters bestimmen die Götter die Geschicke unserer Existenz, seit alters her leben wir in Eintracht mit den Göttlichen, geben mit Freude, um ihr Wohlwollen zu erhalten und das Wohle Roms zu si'hern! Seit alters ehren wir unsere Ahnen und Verstorbenen, seit den ruhmreichen Tagen des Divus Augustus gebührt unsere Verehrung jenen, welche von den Göttern auser..wählt die Geschicke unseres Reiches lenkten und im Nachleben an ihrer Seite stehen, seit den glorreichen Tagen der Titi Flavii Vespasiani gebührt Euch jene Verehrung! Ruchlose Malefikanten, die Eure Gesetze nicht achten, die unsere Gesetze nicht achten, infame Christianer, welche Eure göttliche Erhabenheit und Existenz leugnen, haben es gewagt in Eurem Heiligtum zu devastieren, Euren Besitz zu zerni'hten und Gewalt gegen jene zu wenden, welche Euer Wohlwollen erbaten."

    Wieder betonte er das Wort 'Christianer' besonders deutlich, dass es auch in der letzten Reihe nicht würde vergessen sein, wer die Frevler gewesen waren.

    "Zur Sühne dieser Verletzung göttlichen Rechtes bieten wir Euch diesen Stier, diesen Eber und diesen Bock! Wir, das von Euch zu Größe und Wohlergehen geführte Volk Roms ehren Euch mit diesen Gaben an Eurem Tempel, der gereinigt und er..neuert wieder Euer Heim sein soll, in dem wir und unsere Nachkommen auch zukünftig gerechte Gaben geben mit Freude solange diese Stadt unter Eurem Segen besteht, um Frieden und Wohlstand des Römischen Volkes zu garantieren."

    Es folgte die Opferung der Tiere, in Art und Weise wie sie zu vielen offiziellen Gelegenheiten in Rom dargebracht wurden, geleitet von traditionellen Darbringungsformeln und Handlungen, welche schlussendlich in einem lauten

    "Agite!"

    des Pontifex Flavius gipfelten. Zwei Kulthelfer schlugen mit Opferbeilen dem Stier in die Hinterbeine, dass jener in sich zusammen sackte, und während beinahe im gleichen Augenblicke die scharfe Opferaxt in seine Kehle einschlug, schlugen die Opferschlächter daneben ebenfalls ihre Äxte in die Kehle von Eber und Bock. Rotfarben und dunkel floss das Blut aus den toten Tierleibern, in solcher Menge dass die Rinne im Pflaster um den nicht allzu großen Opferplatz dies nicht mehr konnte fassen, und die Schuhe der Opferteilnehmer in vorderster Reihe durchaus in Gefahr gerieten, ein wenig Farbe abzubekommen.

    Gracchus kam nicht umhin, seine linke Braue empor zu heben in Hinblick auf die Eröffnung der geladenen Gäste, denn während Senator Claudius eine gute Wahl war, da er einerseits nicht zum engeren Dunstkreise des Flaviers gehöhrte, welcher Ravilla schlichtweg seines Patrones wegen würde wählen, doch andererseits ein raisonabler Patrizier, sowie entfernter Verwandter und Unterstützer Minors war, so war doch Annaeus Florus nach seinem Vorstoß im Senat bezüglich der Rechte Freigelassener in den Augen des älteren Flaviers kein adäquater Gast in diesem Hause. Allfällig hatte er Minor doch überschätzt, oder ihm gar zu viele Freiheiten gelassen. Indes, noch ehe der Vater zu einem rügenden Wort konnte ansetzen, trafen die Gäste, sowie der eigentliche Gastgeber ein, dass er sich vorerst zurückhielt.

    "Salve Menecrates"

    , grüßte er diesen auf gleicher Stufe der Vertraulichkeit, welche jener nutzte, durch dessen Vorstoß davor bewahrt, sich die Frage nach ihrer Vertraulichkeit stellen zu müssen, welche zweifelsohne auch ihn hätte in Unsicherheit gestürzt - zu lange war es her, diverser Gründe wegen, dass sie zu familiärer oder similärer Gelegenheit waren aufeinander getroffen.

    "Ich kann mich meinem Sohn in seiner Freude über deine Anwesenheit nur anschließen."

    Gleichwohl die Freude des älteren Gracchus vornehmlich sich auf die poltischen Aspekte dieser Zusammenkunft bezog, während Minors Freude auch persönlicher Natur war.

    "Nein, die Causa der Station haben wir noch nicht er..örtert"

    , beantwortete er sodann Minors Frage.

    "Doch allfällig bietet sich später noch Gelegenheit dazu."

    Zuforderst sollte schließlich die Aufmerksamkeit erst einmal Seius zukommen, welcher in diesem Augenblicke ebenfalls erschien, exzentrisch und exotisch wie stets, und doch anders als sonstig. Gracchus benötigte einige Augenblicke, sich dessen gewahr zu werden, dass es die Schlichtheit der Kleidung in Kontrast zur üppigen Dekoration des Gesichtes Ravillas war, welche ihn ein wenig irritierte. Sodann traf auch Senator Anneus ein, welchen der Flavier mit einem knappen

    "Salve, Senator Anneus"

    grüßte, es hernach jedoch den Gastmahl-Planern überließ, jenen im Hause Wilkommen zu heißen.

    Flavius Gracchus trat in seiner Funktion als Pontifex pro Magistro nach vorn und zog seine Toga ein Stück über sein Haupt.

    "Unsterbliche Flavii, Divus Vespasianus Augustus et Divus Titus divi Vespasiani filius Vespasianus Augustus!"

    , begann er lautstark zu deklamieren, die Arme in Richtung der Tiere und des Tempels gen Himmel gestreckt.

    "Seit alters bestimmen die Götter die Geschicke unserer Existenz, seit alters her leben wir in Eintra'ht mit den Göttlichen, geben mit Freude, um ihr Wohlwollen zu erhalten und das Wohle Roms zu sichern! Seit alters ehren wir unsere Ahnen und Verstorbenen, seit den ruhmreichen Tagen des Divus Augustus gebührt unsere Verehrung jenen, welche von den Göttern auserwählt die Geschicke unseres Reiches lenkten und im Na'hleben an ihrer Seite stehen, seit den glorreichen Tagen der Titi Flavii Vespasiani gebührt Euch jene Verehrung!"

    Einen kurzen Augenblick in tiefem Einatem senkte der Pontifex seinen Blick, presste die Kiefer aufeinander voll persönlichem Ingrimm, ehedem er wieder zum Tempel empor blickte, den Ingrimm auch in der Couleur seiner Stimme nicht zurückhaltend. Üblicherweise galt Senator Flavius in der Öffentlichkeit durchaus als ausgeglichen, doch in seinen folgenden Worten mochte durchaus zu erahnen sein, dass in ihm der flavische Wahn verborgen lag, der vor nichts würde zurückschrecken.

    "Ruchlose Malefikanten, die Eure Gesetze nicht achten, die unsere Gesetze nicht achten, infame Christianer, welche Eure göttliche Erhabenheit und Existenz leugnen, haben es ge..wagt in Eurem Heiligtum zu devastieren, Euren Besitz zu zernichten und Gewalt gegen jene zu wenden, welche Euer Wohlwollen erbaten!"

    Zweifelsohne war es im Senat nicht unumstitten, alle Christianer in einen Topf zu werfen und hier öffentlich mit den Verbrechern gleichzustellen - augenscheinlich einer radikalen Splittergruppe, welche auch unter ihresgleichen nicht gänzlich akzeptiert waren. Doch Gracchus hegte nicht nur einen persönlichen, sehr tief verwurzelten Groll gegen die Christianer, er war auch Pontifex Roms und allein die Tatsache, dass die Christianer jegliche Götter außer dem ihren verleugneten, war ihm Verbrechen genug, um sie allesamt zu denunzieren.

    "Zur Sühne dieser Verletzung göttlichen Rechtes bieten wir Euch diesen Stier, diesen Eber und diesen Bock! Wir, das von Euch zu Größe und Wohlergehen geführte Volk Roms ehren Euch mit diesen Gaben an Eurem Tempel, der gereinigt und erneuert wieder Euer Heim sein soll, in dem wir und unsere Na'hkommen auch zukünftig gerechte Gaben geben mit Freude solange diese Stadt unter Eurem Segen besteht, um Frieden und Wohlstand des Römischen Volkes zu garantieren."

    Erneut geleitet vom Spiel der Flöte begann sich ein kleiner Teil der Prozession wieder in Bewegung zu setzen, um mit den Opfergaben den Tempel zu umrunden. Der Pontifex pro Magistro, das Haupt noch immer mit seiner Toga bedeckt, ging voraus, tauchte wieder und wieder einen Pinsel aus weißfarbenem Pferdeschwanzhaar in eine Schüssel mit Wasser, welche ein junger Minister neben ihm trug, und besprengte das Tempelgebäude damit von allen Seiten, reinigte es rituell von allem ihm noch anhaftenden Makel.

    In Vorfreude der berauschenden Nähe des herannahenden Geliebten war Gracchus aus seinem Gedankengebäude freimütig herausgetreten, setzte sehnsüchtig Schritt um Schritt über den Strand der Hoffnung in Erwartung der Ankunft der prächtigen Barke, den körnigen, doch weichen Sand unter seinen Fußsohlen spürend, die warme Brise auf seiner Haut. Ein wenig zögerlich wurde sein federnder Gang als Serapio zu sprechen begann, langsam, gedehnt, denn auch Faustus spürte die nahende Gefahr der Gleichförmigkeit, einen aufziehende Flaute, welche sie voneinander fort zu treiben drohte, und doch war Gracchus dessen sicher, dass all dies nur eine Episode war, dass die hitzige Leidenschaft noch immer in ihnen brannte und nur eines neuen Funkens bedurfte, ob dessen er unbekümmert blieb, bar und bloß im Schein seiner inneren Sonne stand, sorglos und ein wenig naiv den sanften Reigen der Wogen beobachtend bis zu jenem umstürzenden Herzschlage dass Faustus seine Bekenntnis offenbarte.

    Jemanden kennengelernt. Er geht mir unter die Haut.

    Stumm und ungerührt stand der Flavier im Äußeren, während im Inneren die zarten Cumulus-Wolken am Horizont sich verdichteten, in keiner Zeit zu einem Gewitterberg sich auftürmten und die See unter sich mit sich zogen. Zornig brausten die Wellen auf, schlugen übereinander in wilder Hatz, bis dass eine gewaltige Flut sich brach und mit dem Getöse unzählig aufgebrachter Bienen dräuend auf das Ufer zurollte.

    Jemanden kennengelernt. Er geht mir unter die Haut.

    Noch unfähig zu verstehen, die Bedeutung dessen zu durchdringen wandte der innere Manius mit vor entsetzen aufgerissenen Augen sich um, rannte den Strand entlang - der Sand unter seinen Füßen tausenden Glassplittern gleich, der reißende Wind eiskalt auf seiner Haut -, rannte in die sicheren Gefilde seines Gedankengebäudes, doch hielt nicht ein, rannte und rannte, die endlos langen Flure entlang, vorbei an den Kammern, Zimmern und Sälen, welche die Erinnerung all jener kostbaren Augenblicke mit Serapio bargen, rannte bis zu den Stufen des Turmes, verfolgt von jenem unbarmherzigen Echo, das von allen Mauern widerhallte.

    Jemanden kennengelernt. Er geht mir unter die Haut.

    In seiner Kehle brannte der Atem, sein Herz schlug ihm bis in die Ohren, doch noch immer hielt er nicht inne, rannte die Stufen empor, weiter, immer weiter dem Himmel entgegen, Stufe, um Stufe, um Stufe. Erst oben, weit oben auf der kleinen Plattform des Turmes angelangt kam er zu Atem, kehrte Ruhe, kehrte Taubheit in ihn ein. Unter ihm tanzten die tosenden Stürme der Emotionen, weit unten rollten die gewaltigen Flutwellen der Enttäuschung über den Strand, doch die festen, dicken Mauern des Turmes, welchen über Jahre, Jahrzehnte er sich hatte errichtet, standen unbeeindruckt, brachen jegliches Gefühl. Hier oben war er sicher. Einsam. Doch sicher.

    Jemanden kennengelernt. Er geht mir unter die Haut.

    Es drängte ihn danach, auch im Äußeren zurückzuweichen, die Distanz zwischen Faustus und sich zu vergrößern, die Gefahr zu bannen, dass jener den Schmerz in seinem Inneren würde entdecken können, doch Gracchus zwang sich, stehen zu bleiben. Unbewegt. Reglos. Gefangen hinter seinen festen, dicken Mauern, die Maske tragend, welche in Jahren der Öffentlichkeit er sich hatte zu eigen gemacht.

    "Dann ... ist das also ... das Ende?"

    So einfach war es? Verdrängt von einem anderen. Einem anderen, der nun unter Faustus Haut kroch, mit ihm brannte, ihm Briefe sandte und über die Weltmeere folgte, mit ihm eine bedingungslose, elementare Naturgewalt war. So einfach. Damals, als Caius ihn verlassen hatte für eine Frau, ihm nur eine Nachricht hatte hinterlassen, damals hatte er geglaubt, im Angesichte hätte er alle elementare Gewalt walten lassen, hätte gekämpft um sein Herz, ihm bewiesen, dass es ihm gehörte. Doch nun, Jahre später in similärer Situation fühlte er sich wie eine alte, traditionelle Marmorstatue, an welcher man sich hatte satt gesehen, die ausgetauscht wurde gegen ein Modell nach moderner Art, die entsorgt wurde auf einem Haufen aus Schutt - ebenso kalt und hart und zerbrochen. Die Gegenwart Faustus' machte keinen Unterschied, denn Gracchus stand längst auf seinem Turm, unfähig zu kämpfen, erstarrt in Furcht vor der Zukunft, welche die Vergangenheit in sich barg.

    Während der ältere Flavius Gracchus den engsten oder aussichtsreichsten Klienten Unterstützung in Form von Stimme und Worten - auch in Anweisungen an andere - gab, so überließ er bereitwillig seinem Sohn alle Arbeit, welche dies mit sich brachte, gleichwohl dies nicht aus berechnender Absicht geschah, sondern schlichtweg der Natur ihrer Beziehung folgte, in welcher der Vater gewohnt war, familiäre Forderungen zu stellen, während Minor sich abmühte durch sein Handeln die familiären Ahnen zu besänftigen. Bei näherer Betrachtung hätte Gracchus zweifelsohne bemerkt, dass diese Konstellation eben jener entsprach, welche er in seiner eigenen Jugend in Hinblick auf seinen Vater hatte abhorriert, doch suchte er durchaus erfolgreich die Gedanken an seinen Vater in sich zu verdrängen, dass auch solcherlei Gedanken ihm nicht erst aufkamen. Gut gelaunt betrat er darob das Triclinium zu jener Cena, welche sein Sohn anlässlich der Kandidatur ihres Klienten hatte arrangiert, gänzlich im Vertrauen darauf, dass jener die passenden Gäste hatte geladen.

    "Nun, Minor, wer wird heute das Vergnügen haben, unseren verheißungsvollen Kandidaten kennen zu lernen?"

    fragte er nach einem kurzen Gruß.

    Die Klienten der Flavier genossen durchaus nicht nur das Vertrauen ihres Patrones, sondern zudem auch dessen Mittel. In diesem Falle zeigten sich jene Mittel in einer Handvoll flavischer Klienten der untersten Riege, welche mit Pinsel und Farbe bewaffnet durch Rom zogen, und mit dem Namen eines anderen Klienten die Wände der Stadt zierten.


    Wählt

    GALEO SEIUS RAVILLA

    zum VIGINTIVIR, denn mit

    GALEO SEIUS RAVILLA

    wählt ihr Tradition, Tugend und Leistung!



    Sie waren nicht besonders einfallsreich, diese Männer. Doch im Grunde war das wichtigste an diesen Mitteilungen ohnehin der Name des Kandidaten, und jenen malten sie stets besonders groß.

    Flavius Gracchus folgte der aufstrebenden Sonne wie ein Landarbeiter, welcher in ihrem ersten Strahle des Tages hinaus zu seiner Arbeit zog, denn gleichwohl er seinem Klienten selbstredend offiziell vor dem Senat seine Stimme würde zukommen lassen, so war Seius bisweilen zu unbekannt in Rom als dass Unterstützung vor den Augen der Menge nicht zu ein wenig mehr Popularität würde führen können. Ein wenig outriert war das Gebaren des Seius Ravilla, doch mehr wie das eines Dramatikers im Theater als das eines heuchlerischen Politikers, darob war Gracchus durchaus angetan von diesem Habitus, wiewohl er im Klandestinen angetan war vom Antlitz des jungen Mannes, in dessen Augen das Funkeln von Größe lag, und spätestens mit den Worten Ravillas legte sich ein feines, zufriedenes Lächeln um die Lippen des Flaviers. Nach der Rede trat er zur Rostra, umringt von einem ansehnlichen Gefolge, wo indes die Geste des Senators Annaeus einen Augenblick seine gute Laune trübte. Gleichwohl er nicht umhin kam, den Senator ob seiner Emsigkeit und Tatkraft, bisweilen auch seines Traditionalismus zu schätzen, und er ihm in bisherigen Wahlen durchaus stets seine Stimme mit Überzeugung hatte gewährt, so hatte er Florus doch noch nicht den kürzlichen Vorstoß im Senat in Hinblick auf die Rechte der Freigelassenen verziehen, zudem der Flavier in solcherlei Angelegenheiten durchaus ein wenig dazu neigte, nachtragend zu sein. Besitzergreifend, um die machtpolitischen Verhältnisse zu demonstrieren, legte er sein Rechte auf Ravillas Schulter und sprach hinab in die Reihen des nach Geschenken heischenden Volkes.

    "Merkt euch den Namen Galeo Seius Ravilla und tragt zu euren Patronen, dass von ihm Großes zu erwarten ist. Denn Gaius Seius Ravilla ist ein Klient der Senatores Flavii Gracchii und genießt unser vollstes Ver..trauen und unsere vollumfängliche Unterstützung! Ich bin überzeugt, ganz Rom wird von seinem Vigintivirat profitieren!"

    Ein homo novus, der nicht nur Klient einer altehrwürdigen - und traditionell verknöcherten - Patrizierfamilie geworden war, sondern zudem aktiv in seinem politischen Bestreben gefördert wurde, war durchaus außergewöhnlich, und würde vermutlich allein deshalb bereits für Gesprächsstoff sorgen.

    "Es ist immer die Schuld der Frau"

    , entgegnete Gracchus leichthin in Überzeugung seiner Zeit, ehedem die Worte seines Sohnes ein wenig tiefer in ihn vordrangen. Seine linke Braue hob sich ein Stück weit empor, schien es ihm doch mit einem Male als läge weitaus mehr Bedeutsamkeit in diesem Gespräch als es den Anschein hatte.

    "Wie kommst du darauf, es könnte nicht ihre Schuld sein?"

    Horribele Szenarien drangen mit einem Male in des Vaters Geist. Minor, welcher sich im Zuge seiner Eskapaden in Alexandria hatte entmannt und dies seit seiner Rückkehr nach Rom hatte vor ihm verborgen - wann hatte er sich schlussendlich das Gemächt seines Sohnes besehen seit dieser kein kleines Kind mehr gewesen war, das in seiner natürlich Blöße im Bade herumtollte. Oder etwa Cornelia, welche Jahre vor ihrer Ehe - oder noch schlimmer darin - ein Kind hatte geboren von einem anderen Manne, welches nun als dessen Bastard aufwuchs oder aber klandestin beseitigt worden war, welches doch gleichsam bewies, dass sie ein Kind zu gebären fähig war.

    "Was"

    , durchdringend blickte er Minor an, in paternalistischer Forderung, die Wahrheit zu erfahren,

    "lässt dich so si'her sein?"

    Als eine Fanfare von Seiten der Regia her ertönte und der Pontifex pro Magistro Flavius Gracchus die uralte Formel zum Beginn der lustratio zitiere begannen die tibicines mit ihrem Spiel und die Prozession setzte sich langsam in Bewegung. Über das Forum Romanum hinweg schlängelte der Prozessionszug sich zwischen Forum lulium und Forum Nervae hindurch, über das Forum Augustum und an dem gewaltigen Tempel des Mars Ultor vorbei zum Fuße des Quirinal und den Beginn der Alta Semita. Spätestens an der Porta SanquaIis verlor der Zug ein wenig an Geschwindigkeit, um der Steigung den Hügel hinauf Rechnung zu tragen - respektive der Kondition der Würdenträger, von welchen die meisten solche Strecken üblicherweise eher in einer Säfte zurücklegten. Die Häuser entlang der breiten Alta Semita waren mit Blumen und bunten Tüchern geschmückt, und einige ihrer Bewohner schlossen sich nun noch der Prozession an. Vorbei an den Tempeln des Serapis und des Quirinus - einem der ältesten Tempel der Stadt - zog die Menge, und wer nahe der Flötenspieler ging setzte entweder ob der sich stets wiederholenden Weise allmählich in einem leichten Trancezustand einen Fuß vor den anderen, insbesondere so er zudem auch noch in den duftenden Wolken der Räucherungen wandelte, oder aber summte einen enervierenden Ohrwurm in seinem Geiste. Auch als die Prozession zum Tempel der flavischen Kaiser gelangte und der vordere Teil des Zuges auf den Platz vor dem aedes sich positionierte, während die Zuschauer sich noch durch die den Tempel umfassenden Kollonaden auf das restliche Areal drängten, verstummte das Spiel nicht. Vor den Treppenstufen des Tempels wurden die drei Opfertiere aufgereiht, deren weißfarben gekalktes und mit Eisenspäen eingeriebenes Fell im Licht der vormittäglichen Sonne glänzte, gleich wie auch die mit Blattgold belegten Hufe und Hörner von Widder und Stier.

    Nachdem die Plot-Sättigung in Rom nach Minors Amtszeit nun wieder etwas geringer ist (und noch schnell bevor die nächsten Amtszeiten losgehen) kann die lustratio des flavischen Tempels beginnen. Teilnehmen können alle IDs in Rom: Senatoren und sonstige Würdenträger im vorderen Bereich rund um die Opfertiere, alle anderen hernach oder auch nur als Zuschauer am Tempel. In den hinteren Reihen darf übrigens auch getuschelt und getratscht werden, damit es nicht zu langweilig wird. ;)


    Lustratio templi Flavii

    Nicht zu früh, doch früh am Morgen versammelten mehr und mehr Menschen sich vor der Regia auf dem Forum Romanum, um an der durch den Senat angeordneten lustratio des Tempel der göttlichen Flavier und der Weihung der neuen Götterstatuen teilzuhaben. Mochte ein Außenstehender vermuten können, die vergöttlichten Kaiser wären allfällig nicht gar so populär wie die alten Götter, so waren sie in Rom als Teil des uralten Ahnenkultes doch gleichermaßen eminent, gleichwohl färbte der Kult um die vergangenen Kaiser Roms stets auch ein wenig auf den gegenwärtigen Augustus ab und umgekehrt - und jener, Tiberius Aquilius Severus Augustus war bei der Bevölkerung überaus beliebt, darob auch die kaiserlichen Kulte. Zuguterletzt wartete auf die Zuschauer am Ende der Zeremonie eine Speisung mit dem Fleisch der Opfergaben, Brot, Kuchen und Wein, was zweifelsohne ebenso zu der Attraktivität des Anlasses beitrug. Dieser Augenblick schien indes noch fern als der Zug Aufstellung nahm, das vermeintliche Chaos der Menschenmenge wie von unsichtbarer Hand sortiert zu werden schien: einige Flötenspieler zuvorderst, sodann auf Bahren getragen zwei kleinere Abbilder der beiden neuen Statuen der beiden flavischen Kaiser - die wesentlich größeren Originale waren bereits im Tempel aufgestellt, noch mit Tüchern verhüllt -, umringt von Ministri, welche Räuchergefäße trugen, hernach einige kultische und staatliche Würdenträger, gefolgt von den Gaben zur suovetauriia - einem Eber, einem Schafbock mit prächtig geschwungenen Hörnern und einem Stier. Diesem kultischen Teil folgten weitere Flötenspieler, Weihrauchträger, Repräsentanten des Senates, weitere Kultangehörige und sodann all jene, welche den Zug begleiten wollten.

    Allerdings muss man berücksichtigen, dass viele der Spieler, die schon sehr lange dabei sind, sich an die vorhandene Struktur gewöhnt haben und Änderungen eher skeptisch gegenüberstehen. Sie sind daran gewohnt, so wie es jetzt ist.

    Immer auf die Alten!


    Ich muss gestehen, durch das neue Tabularium klicke ich mich auch nur ungern. Dass es die alte Struktur hat, hilft natürlich wenn man sich auskennt. Indes, sobald man nicht 100% sicher ist, klickt man sich auch als alter Spieler ein wenig planlos durch die Struktur.


    Ich bin sehr zuversichtlich - wenn eine neue Struktur mehr Sinn machen würde, so dass man nicht groß darüber nachdenken muss, dann gewöhnen sich auch die alten Spieler schnell um. ;)

    Der Flavier blickte aus seinen Gedanken empor und ein erfreuter Ausdruck Iegte sich über sein Antlitz, ganz so als wäre dies ein freudig unwahrscheinlicher Zufall, dass inmitten von Tausenden Menschen sie sich auf den Märkten des Traianus begegneten und nicht etwa im flavischen Peristyl, dessen übliche Besucher sich auf nicht einmal zwei Handvoll Bewohner der Villa beschränkten, von welchen zudem zumeist kaum eine Handvoll zur selben Zeit sich hier aufhielt.

    "Ah, Seius, einen wunderbaren guten Abend!"

    Tatsächlich hatte Gracchus Ravilla in den zurückliegenden Monaten ebenso selten gesehen wie seinen Sohn, welcher seinen Tiro während des Aedilates gänzlich in Beschlag hatte genommen.

    "Wie geht es dir? Ich hoffe doch sehr, Minor hat trotz aller Mühen des Amtes ausreichend Zeit gefunden, dir die Geheimnissen der Politik ein wenig näher zu bringen und dich gut auf deine nä'hsten Schritte vorzubereiten?"

    Auch ein Tiro war dem Flavier stets eine Verpflichtung und nicht etwa nur ein Mitläufer, und gleichwohl er auch von seinem Sohn erwartete, sich dieser Pflicht gewahr zu sein, gleichwohl Minor in den vergangenen Monaten sich seiner Herkunft mehr als würdig hatte erwiesen, so züngelte tief in Gracchus' Innerstem doch stets ein Funke aus sorgenvollem Zweifel, genährt durch die Reminiszenzen an Minors jugendliche Eskapaden.

    Der ältere Gracchus nickte, hatte er doch keine gegenteilige Antwort erwartet, wenngleich er ein wenig mehr sich hatte erhofft, ob dessen er dazu ansetzte, dieses Thema zu vertiefen.

    "Nun, wie du weißt hatte auch deine Mutter zu Beginn unserer Ehe einige Schwierigkeiten, der familiären Obliegenheiten na'hzukommen, und es hat lange gedauert bis in ihr endlich ein Kind - du heranreiftest."

    Gracchus war zu dieser Zeit ebenfalls bereits Senator gewesen.

    "Es gibt also noch keinen Grund, an Cornelia zu zweifeln."

    Einen Augenblick schien es, als wollte er noch etwas anfügen - Ratschläge hinblicklich der passenden Opfergaben und -rezipienten schwebten durch seinen Geist, ebenso wie mögliche Alternativen -, doch vorerst traf Minor nur ein Blick, welcher letztlich den nicht angebrachten Zweifel in sich barg.