Am nächsten Tag fand sich Arria ein. Am Tag zuvor hatte sie mit den Opferdienern noch einmal die Kuh betrachtet, die Iuno heute zu ehren geopfert werden sollte.
Langsam schien sich auch eine Menge vor dem Altar zu sammeln, doch waren es der jungen Priesterin viel zu wenige. Die Menschen ehrten die Götter nicht mehr ausreichend, kein Wunder, dass diese ihnen zürnten.
"Volk von Tarraco", begann Arria mit fester, lauter Stimme. Die Köpfe wandten sich der Priesterin zu und auch die Stimmen verstummen langsam. Sie wartete noch einen Moment, damit auch wirklich die ganze Aufmerksamkeit auf ihr lag, dann erhob sie ihre Stimme erneut. "Wir haben uns heute hier versammelt, um Iuno ein Opfer dar zu bringen. Viele Tiere starben in letzter Zeit und alle Zeichen deuten darauf, dass uns Iuno zürnt."
Arrias Blick glitt über die anwesenden Personen. Sie hoffte sehr, dass diese in Gedanken auch wirklich bei Iuno und nicht bei dem nächsten Gang in die Bibliothek oder auf den Markt waren.
Kurz überlegte sie, ob sie die Ermahnungen der Pontifex vom Vortag wiederholen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie würde die Menschen beobachten und dann einzeln ansprechen, um ihm ins Gewissen zu reden.
Sie nickte den Opferdienern zu, die daraufhin die tadellos weiße Kuh auf das Podest führten, wo Arria sie kurz darauf opfern würde. Kein Stück des kostbaren Opferfleisches sollten die Bürger erhalten, ganz im Gegenteil, alles würde der Göttin zukommen.
Zuvor aber kniete sich Arria vor die Statue, die die Sacerdotes in der Früh mitgebracht hatten.
"Iuno, Schutzgöttin der Frauen, Schutzgöttin des Heims. Bitte verzeih den Frevlern meiner Stadt, die dich nicht mehr zu ehren pflegen. Ich werde selbst auf die Menschen einreden, dass sie deiner wieder ehren", betete sie zu der Statue, ehe sie sich langsam nach einem Moment der stillen Andacht erhob und sich aufmachte, um die Kuh zu opfern. Sie winkte zwei Popae, die die Opferschale genau wie am Vortag halten würden. Zuvor wurde das Tier aber noch gereinigt, ehe ein gezielter, schneller Schnitt die Kehle durchtrennte und die Kuh innerhalb kürzester Zeit ausblutete.
Anschließend trat Arria zurück und überließ einem Sacerdos die Auspicien.
Sim-Off:Ungeduldige Göttin *tztztz* *g*