"Also dann Männer - jeder nimmt sich Übungsscutum und Übungsgladius. Bildet Paare und zeigt mal, was ihr in Sachen Zweikampf bereits könnt!"
war die knappe Anweisung von Lucius, der keine Zeit mit langen Vorreden verlieren wollte. Immerhin ging es hier nicht darum, einen Redewettbewerb zu gewinnen. Er dachte an seine tägliche Bettlektüre und schmunzelte - wäre Cicero statt ihm hier gestanden hätte sich der Beginn der Übungen wohl noch ein wenig verzögert...
Beiträge von Lucius Albius Decius
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Es war schwierig, eine Turma auszubilden, zu der ständig wieder jemand neues dazu kam, dessen Fähigkeiten noch nicht denen der übrigen Männer entsprachen. Lucius wollte genau wissen, ob wirklich keiner mehr unter den Probati war, der sein Pferd durch eine ungeschickte Bewegung oder zu viel Druck an einer Stelle verletzten würde. Also übten die Männer das Aufsitzen bis mindestens die Hälfte die mittlerweile doch schon etwas abgenutzten Holzpuppen verwünschte. Danach ging es weiter mit dem Ziehen der Spatha. "Wer glaubt, er kann das mal vormachen?" fragte Lucius in die Gruppe.
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Lucius marschierte auf die Sandfläche. "Haaaaalt!" rief er den Equites zu, die gegen Ende doch etwas übermütig geworden waren. Ernstere Verletzungen sollten schließlich vermieden werden. "Probati in aciem venite!" Die Equites hatten bereits ihre Anweisungen für nach dem Trainingsabschnitt, sie trabten locker vom Platz. Kaum einer schien auch nur annähernd erschöpft. Die Probaten stellten sich derweil auf dem gut zerwühlten Platz auf. "Was wir heute gesehen haben..." begann Lucius "...war die Überlegenheit des Reiters gegenüber der Infantrie und vor allem gegenüber unkoordiniert kämpfenden Truppen. Ihr dürft euch jetzt kurz wie die Barbaren auf der anderen Seite des Limes fühlen." Der Scherz, der zur Auflockerung gedacht war, zeigte seine Wirkung, da einige der Probati grinsten. "So! Und jetzt will ich, dass ihr euch die Männer der Turma prima als Vorbilder nehmt, denn ihr werdet euer Können in den nächsten Wochen und Monaten dem ihren annähern und es schließlich zur selben Vollendung bringen. Was ihr eben erlebt habt war die Effektivität berittener römischer Hilfstruppen beim Kampf gegen Infantrie im offenen Feld. Jetzt Männer, wisst ihr, wo ihr hin müsst." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Wir sehen uns heute Nachmittag auf dem Waffenübungsplatz wieder, denn ich habe da eben ein paar Dinge gesehen, die nach Kampfübungen schreien! Eine Stunde Pause! Probati ABITE! "
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Schließlich kam die wackelige Linie der Probati am anderen Ende des Platzes nach einem lauten "State!" von Lucius zum Stehen. Natürlich sah es auch jetzt noch nicht besonders ordentlich aus. Er ritt vor die Männer hin. "Da ihr euch scheinbar schon alle gut im Sattel halten könnt werden wir heute noch üben, wie man mit voller Ausrüstung aufsitzt. Allerdings werde ich die armen Pferde dabei nicht in Gefahr bringen. Wir machen eine Stunde Pause. Bringt die Tiere in den Stall, legt volle Ausrüstung inklusive Waffen an und kommt dann wieder hierher."
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Lucius beschloss, die Sache dann abzubrechen, wenn nur noch eine Handvoll der Probati übrig war. Dieser Moment schien schnell näher zu kommen - er zählte 13, die noch auf dem Platz standen. Wenige Atemzüge später waren es noch 9...
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Der Kampf neigte sich so langsam dem Ende entgegen. Weniger als die Hälfte der Probati war noch im Spiel, die anderen standen am Rand und beobachteten das Spektakel mit sehr unterschiedlichen Minen. Lucius war zufrieden mit diesem ersten richtigen Kampftraining. Er hatte keinen anderen Ausgang erwartet, hatte keinen anderen beabsichtigt. Es war absolut klar, dass die unerfahrenen Neulinge, die noch nicht als eine Einheit kämpften, gegen die bereits kampferfahrenen Equites den Kürzeren ziehen mussten. Aber daraus würde sie lernen - und es nächstes Mal besser machen. Nebenbei war es auch immer interessant zu sehen, wer ein wenig taktisches Kalkül und Führungsqualitäten mit ins Spiel brachte...
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Lucius musste sein Vergnügen im Zaum halten um angesichts der natürlich sehr unerfahren wirkenden Probati nicht zu grinsen. Die Holzwaffen klackten hier und da aneinander, doch keiner schien es zu übertreiben, also würden der Tag vielleicht einmal ohne Prellungen und blaue Flecken vorrübergehen. Aber die Probati sollten nun langsam eine Verteidigungsformation bilden, sonst würden sie wohl aufgerieben werden. Mehrere hatten die Equites schon 'getötet' indem sie ihnen mehr spielerisch als ernst leicht mit der Holzspatha auf den Helm oder an andere Stellen des Körpers geschlagen und dabei 'Treffer!' gerufen hatten. Die 'Toten' ließen sich auf Anweisung des Duplicarius Marcus am Rand des Platzes nieder und schienen dank ihrer zunehmenden Erschöpfung garnicht so enttäuscht wie man angenommen hätte. Es gab aber genügend Nachschub. Kaum hatte Lucius den einen Neuling ins Training geschickt und dieser sprang mit lautem Gebrüll auf einen der Equites los - Lucius gluckste unwillkürlich - da kam auch schon der nächste auf den Platz marschiert. "Wunderbar. Der Zustrom reisst ja garnicht mehr ab heute! Auch du kannst dir gleich einen Satz Übungswaffen nehmen und dich ins Getümmel stürzen. Schließ dich der Formation der anderen Probati auf dem Platz an. Und pass auf, dass du nicht gleich unter eines der Pferde kommst!" Lucius überlegte, ob er nicht öfter eine solche Übung abhalten sollte, immerhin hatten davon alle beteiligten etwas...
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Lucius hatte gerade nur ein Ohr für den Neuankömmling. "Gut. Wenn die anderen Probati das nächste mal vorbeikommen reihst du dich ein! Das hier ist eine wichtige Übung, die du nicht verpassen solltest."
Jetzt waren es aber wirklich nur noch wenige Schritte bis die Equites die Probati eingeholt haben würden...
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"Das Übliche, alles wie gehabt! Es gibt wieder einen Trupp Neulinge und dann eben noch die gewohnten Wach- und Patrouillendienste. Abenteuerlich wird es wohl vorerst nicht wieder." sagte Lucius.
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Lucius wandte sich dem Neuankömmling zu. "Der bin ich." sagte er knapp. "Gerade erst angekommen, hm?" Draußen auf dem Platz wurde es spannend, die Männer der Turma Prima schlossen immer mehr zu den schwitzenden Probati auf.
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Lucius wusste wirklich nicht so recht, wie er reagieren sollte. Schließlich schadete es ja bekanntlich der Disziplin wenn man sich mit den Männern zu sehr anfreundete. Allerdings nahm er den Wein gern entgegen und versuchte, dabei nicht ganz so gerührt auszusehen. "Danke Männer!" sagte er schlßlich. "Den leere ich auf die Seelen der germanischen Plünderer von Barbetomagus, die jetzt durch die Unterwelt irren!"
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Die Probati marschierten also so rasch es ging in voller Ausrüstung ein paar Runden um den Platz. Nach nichteinmal zwei Stunden waren bei den meisten eindeutige Erschöpfungsmerkmale zu erkennen, die sie nicht hätten leugnen können. Das war der Zeitpunkt, auf den Lucius für die nächste Phase der Übung gewartet hatte. Er wollte jetzt testen, ob sich schon eine Art Gruppendynamik in dem bunt zusammen gewürfelten Haufen entwickelt hatte. Der Decurio gab ein paar seiner Eques von der Turma prima ein Zeichen und diese nahmen laut rufend, mit Übungswaffen bewaffnet, die Verfolgung des Trupps auf...
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Tatsächlich hatte Lucius vor, die Mannschaft heute bis an ihre Grenzen zu führen. "Guten Morgen die Herren! Heute simulieren wir einen Marsch durch schwieriges Gelände, da es heute Nacht geregnet hat ist der Platz in einem geradezu optimalen Zustand dafür!" Er deutete auf die vielen Pfützen, die den sonst so ordentlichen Platz zierten. Einige sahen mehr als knöcheltief aus. Folgendes Szenario: Der Feind hat euch in der Nacht überrascht und die Pferde verscheucht. Ihr wurdet angegriffen, konntet euch aber formieren und seid nun auf dem Weg zum nächsten Castrum entlang des Limes! Für euch heisst das da der Feind nach wie vor an euren Fersen klebt volle Ausrüstung und einen Eilmarsch! Holt euch also einen Satz Übungswaffen und dann Aufstellung zur Marschkolonne zu Fuß!" Die Übungswaffen lagen bereits am Rande des Platzes auf Haufen bereit.
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Lucius spähte hinter dem großen Stapel an Wachstäfelchen und anderen 'Schriftstücken' hervor zur Tür. "Herein!" rief er.
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Und wieder ging die Sonne über dem ebenso gehassten wie geliebten Übungsplatz des Castellums auf. Und wie üblich war Lucius schon seit dem ersten Sonnenstrahl am Horizont vor Ort um den halb im Schlaf antaumelnden Probati zuzusehen.
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"Männer..." begann Lucius während er an Marcus vorbei in Richtung der Mitte des Raums ging. "Ab heute seid ihr Soldaten im Exercitus Romanus, der ruhmreichsten Streitmacht des Erdkreises! Seit euch dessen bewußt, dass schon vor viele Generationen von Männern unter den Feldzeichen Roms marschiert sind um die Welt zu erobern. Rom ist das Licht der Welt und wir..." - er machte eine ausladende Bewegung durch den Raum - "sind der Schild, der dieses Licht nach aussen schützt!" Er machte eine Pause, in der er einen der noch leeren Krüge in das Bierfass tauchte und ihn dann hob. "Auf Rom, auf den Kaiser und auf euch!" Dann nahm er einen kräftigen Schluck.
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Es sah nach einer Weile halbswegs passabel aus. Aber das musste noch viel schneller gehen. Lucius beschloss, zwischen Marsch- und Kampfformation hin und her zu wechseln. "Linea formate!" (Linie bilden) brüllte er über die Schulter, bog dann scharf nach rechts ab und ritt geradeaus bis fast zum Ende des Platzes, wo er den Gescheckten eine Vierteldrehung nach machen ließ und zum Stehen brachte. Hinter ihm brach indessen wieder das Chaos aus.
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Lucius und sein Duplicarius Marcus betraten die Unterkünfte, in denen die Feier in vollem Gang war. Überall waren betrunkene Soldaten zu beobachten, der Raum sah aus wie der letzte Schweinestall. Lucius nickte seinem Duplicarius zu und dieser machte einen Schritt nach vorn und brüllte. "OFFIZIER ANWESEND!!!"
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"Na im Castrum! Ich erreichte es wenige Tage nachdem ihr geritten wart."
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Lucius wandte sich wieder an den Probatus. "Gut. Du kannst jetzt wegtreten. Wir sehen uns dann morgen früh wieder!"
Und zu Atius sagte er. "Diese Bande dachte sie könnte mich fangen und dann Lösegeld erpressen. Mein hübsches Pferd wollten sie natürlich auch behalten. Diesen Plan haben drei mit dem Leben bezahlt, um den Rest haben sich die Männer aus Barbetomagus gekümmert. Das Problem war, dass ich einige Tage nichts richtiges zu essen bekommen hatte und dann noch durch eine recht stürmische, kalte Nacht beinahe unbekleidet zurück zum Lager musste. Außerdem hatte ich ein paar Verletzungen davongetragen. Also bekam ich Fieber, wegen dem ich wochenlang ans Krankenlager gefesselt war."