Beiträge von Lucius Redivivus Callidus

    Er faste sich an den Kopf. Na klar, sie brauchte einen Namen. Er sah auch keinen Gruind, wieso er ihr diesen nicht verraten sollte. "Sie heißt Rediviva Helena. Ist wesentlich älter als ich. Lange blone Haare von zarter, ja fast zerbrechlicher Statur!" Er überlegte noch kurz ob ihm noch etwas einfallen würde. Nein das war alles. Dann reichte er ihr die Hand. "Verzeih, ich bin Callidus!"


    Sim-Off:

    Sorry, hatte auf der Arbeit recht gut zu tun!

    Callidus vernahm eine Stimme und drehte sich darauf hin um. Er war überrascht und das sah man ihn auch an. Er hatte nicht erwartet, solch eine Schönheit so fern von Rom in diesen 'wilden' Gebieten anzutreffen. "Oh... Hallo!" Callidus machte ein kurze Redepause, in der er sich sammelte. "Hm.. Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht kannst du das. Ich bin auf der Suche nach jemanden und hatte angenommen diese Person hier zu treffen!" Callidus blickte seine Gesprächspartnerin abschätzend an. Sie war gut gekleidet und machte einen gepflegten Eindruck. Zur einheimischen Bevölkerung schien sie nicht zu gehören. "Ich suche meine Schwester, sie ist Priesterin, kommt aber nicht von hier!"

    Callidus nahm an, dass sich seine Schwester vielleicht im Tempelbezirk aufhalten würde. Zumindest war er sich sicher, dass sie hier vorbeigekommen sein müsste. Der Tempelbezirk war bei weitem nicht so schön wie der in Hispania fand er. Aber am schönsten waren die Tempel eh in Achaia. Die griechischen Tempel wirkten viel offener und auch den Göttern tat sicher frische Luft bei dem ganzen Weihrauch ganz gut. Hier in Germanien gab es Tempel, die sehr verschlossen wirkten, was sicherlich mit den Temperaturen zusammen hing. Er hielt ausschau nach einem blonden Wesen mittleren Alters. Doch seine Schwester schien nicht hier zu sein.

    Der Junge führte Callidus vom Hafen zu dieser Taberna. Callidus trat in den kleinen Schankraum. Die Luft war stickig, doch die Taberna schien ganz in Ordnung zu sein. Callidus gab den Jungen zwei Münzen und dieser verschwand sofort. Hinten in der Ecke war noch ein Tisch frei und Callidus pflanzte sich dort hin. Man beachtete ihn nicht und er durfte einige Zeit warten, bis das Schankmädchen zu ihm kam. Sie schien nicht mehr in den jüngsten Jahren zu sein, aber hatte sich ganz gut gehalten. "Was darf es sein Schätzchen?" Der Ton ließ Callidus sich gleich wie zuhause fühlen. "Einen Krug Wein und einen Teller Eintopf, mein Schatz. Und ein warmes Bett für die Nacht wäre ganz gut! Ihr habt doch noch eins frei?" Das Schankmädchen zwinkerte ihm zu. "Für dich immer doch!" In der Tat, wie zuhause. "Ich komme darauf noch zurück!" Nun brauchte er nicht mehr lange zu warten und schon hatte er einen Krug Wein mit einem sauberen Becher, eine Schüssel Eintopf und einen Laib Brot vor sich liegen. Das Essen war ganz passabel, nur der Wein etwas säuerlich, aber was sollte man hier in der Provinz schon erwarten.


    Nach einer kurzen und anstrengenden Nacht musste er aber zugeben, dass die Schanklmädchen in Germanien nicht übel waren. Aber er war nicht wegen den Schankmädchen nach Germanien gekommen, sondern um seine Schwester zu suchen. So ließ er das Schankmädchen alleine im Bett zurück bevor sie noch mehr von ihm wollte und machte sich aus dem Staub.

    Die Sonne neigte sich schon gen Horizont. Recht früh, wie Callidus meinte. Aber wahrscheinlich hatte dies mit der Lage von Germanien zu tun. Vermutlich hielt sich die Sonne hier auch nur solange wie unbedingt in diesen Gebieten auf. Callidus konnte es ihr nicht übel nehmen. Er zog seinen Reisemantel etwas fester um sich. In der Ferne konnte er bereits die Kaimauern der Stadt erahnen. Was hatte seine Schwester nur dazu bewegt in diese Einöde zu reisen. Vielleicht hatte dies mit ihrer Vergangenheit zu tun, in der sie schon einmal hier in dieser Gegend war. "Oh Jupiter! Ich war dir immer treu ergeben, alter Haudegen. Vielleicht wäre deine Hilfe jetzt nicht schlecht. Ich muss meine Schwester wiederfinden!" Dann ging er vom Bug des Schiffes unter Deck des kleinen Flussschiffes um sich seine sieben Sachen zu schnappen. Er hatte nicht viel mitgenommen, denn viel brauchte er nicht. Er fühlte sich beinah so, wie damals, als er durch die Welt streifte. Er musste grinsen bei diesem Gedanken. Aber der Grund seiner Reise war ernster Natur. Er wollte nicht viel aufsehen erregen. Als er wieder auf dem Deck stand war das Flussschiff dabei anzulegen. Er nickte dem Kapitän freundlich zu und sprang von Bord. Er hatte für die Überfahrt kein Geld bezahlt, sondern für den Kapitän ein Ritual durchgeführt um für eine ruhige Überfahrt zu sorgen. Anscheinend meinten es die Götter gut mit ihm, denn die Überfahrt war wirklich sehr ruhig gewesen. Callidus vermochte sich gar nicht vorzustellen, wenn es anders gekommen wäre. Nun stand er auf germanischen Boden. Es dämmerte bereits. Grund genug für die meisten Bewohner die Strassen zu räumen. "Na Klasse! Ein Provinznest!" Auch Tarraco war eine Provinzstadt aber anscheinend waren die Spanier anderer Natur. Er krallte sich einen Jungen. "Für eine schöne Münze kannst du mir meine Sachen tragen und mich zu einer Tabernae führen. Und wenn das Essen dort genießbar ist, bekommst noch eine extra dazu!" Hatte sich der Junge erst gewehrt, strahlte sein Gesicht nun. Der Junge führtre Callidus durch verlassene Strassen, bis sie endlich an einer Tabernae ankamen. Anscheinend hatte sich das Leben nur in die Häuser verlagert, denn man hörte die Stimmen bis nach draußen.

    Er sah sie wieder verspielt böse an.


    "Na, davon wird noch nicht mal ne Maus satt, also ein Callidus dann erst recht nicht!"


    Gekonnt warf er die Traube in die Luft, öffnete dann seinen Mund, so dass die Traube direkt in seinen Mund traf. Callidus schaute sie grinsend an. Dann sammelte er seinen Speichel im Mund und spuckte im hohen Bogen in Richtung eines kleinen Springbrunnens und traf.


    "Lektion zwei!"

    Callidus ging seiner Schwester hinterher und setzte sich anschließend neben ihr. Dann blickte er erwartungsvoll zum Obst.


    "So, dann laß mal was rüberwachsen, Schwesterherz!"


    Sie wird sich schon an diesem Ton gewöhnen müssen, dachte er sich. Das gehört mit zur Ausbildung. Er griff zum Weinkrug, nahm einen Schluck daraus und reichte ihn seiner Schwester.


    "Hier! Trink!"


    Callidus grinste sich einen zurecht.

    "Nichts von beiden! Wir gehen ein wenig ins Freie! Damit du dich aber nicht in der Öffentlichkeit lächerlich machst, würde ich vorschlagen, wir gehen ins Peristyl!"


    Er schaute sie neckisch an. Es machte ihm Spass, sie so zu sehen. Seine Schwester war so frei von allen Problemen, ein wirklich seltener Anblick in letzter Zeit.


    "Du gehst vor!"

    Er schaute sie verspielt böse an.


    "Ach sie nur was du angestellt hast! Das schöne Obst! Vielleicht solltest du etwas Wein trinken, es gibt Menschen, die werden dann ruhiger!"


    Auch wenn Callidus Leute kannte, bei denen es umgekehrt war. Er blickte Helena erwartungsvoll an und wartete darauf, dass sie das Obst wieder aufheben würde.


    "Nun, deine neue Sklavin ist mir aber auch nicht ganz geheuer!"


    Auch wenn sie loyal war, war Callidus skeptisch. Vielleicht lag es einfach daran, dass dieser Typ Frau nicht sein Typ war.

    Er sah seiner Schwester amüsiert zu, wie sie versuchte das Obst aufzufangen. Aber sie ließ nichts fallen. Callidus lachte.


    "Prima! Damit wäre unser Essen gerettet!"


    Er ging auf sie zu und kitzelte sie, damit sie vielleicht doch etwas fallen ließ.


    "Von Kaya? Nein, nachdem sie abgehauen ist, habe ich nichts mehr von ihr gehört, aber das ist auch besser für sie! Denn ich kann auch anders!"


    Für kurze Zeit wurde sein Blick ernst. Wieso musste sie in diesen schönen Momenten so ein ernstes Thema ansprechen? Callidus gab sich die Schuld für die Sache mit Kaya. Wenn er richtig durchgegriffen hätte...

    Callidus ließ sofort die Hand seiner Schwester los und machte sich auf die Suche nach etwas eßbaren. Er fand einen Krob mit Obst und warf Helena einige Früchte zu.


    "Fang!"


    Dann suchte er nach etwas zum trinken. Dort stand ein Krug und Callidus nahm einen Schluck. Er nickte abschätzend und nahm ihn an sich.


    "So, dass reicht wohl für den Anfang! Oder hast du noch einen Wunsch?"


    Callidus sah seine Schwester erwartungsvoll an.

    Callidus war froh über diese Entwicklung. Er machte ein komisches Gesicht, als seine Schwester ihm in die Nase kneifte. Dann ließ er von ihr ab, griff aber nach ihrer Hand.


    "Lektion ein, ein leerer Magen ist ein schlechter Magen! Lass uns mal nachsehen, ob wir etwas zum Essen in der Küche auftreiben können!"


    Er schaute sie erwartungsvoll eine Weile an und zog sie dann hinter sich her.

    Nun ging er auch noch die letzten Schritte auf sie und umarmte sie von hinten.


    "Nun, das Angebot stand doch schon immer, nur du hast davon nie gebrauch gemacht! Aber ich wäre gerne dein Lehrmeister, Schwesterherz!"


    Er lachte leise auf. Die Situation war anscheinend entschärft.


    "Wann fangen wir mit dem Unterricht an?"


    Er streckte seinen Kopf nach vorne um in ihr Gesicht zu schauen.

    "Das denkst du also! Solltest du deine Beurteilung nicht lieber anderen Menschen überlassen? Sich selbst sieht kann man doch schlecht beurteilen! Siehst du, ich dachte ich würde dem Cultus Deorum gut dienen, du hast mir aber gesagt, dass würde ich nicht! Da sieht man doch, wie die eigene Meinung von der eines anderen stark abweichen kann!"


    Was für eine lange Rede, dachte Callidus sich. Aber es stimmte was er sagte. Er ging noch einige Schritte auf sie zu und stand nun ganz dicht hinter ihr, so dass sie seinem Atem spürte. Es roch nach Minze.


    "Außerdem ist Arbeit nicht alles! Leben sollst du! Ansonsten hast du nichts und bist innerlich leer, wenn du nur arbeitest! Die Menschen brauchen dich hier!"

    "Ist das so?"


    fragte er erstaunt. Dann blickte er nachdenklich drein.


    "Nun, dass würde sicherlich eines der Probleme lösen. So kann Privates nicht auf das Geschäftliche abfärben!"


    Er ging einige Schritte auf sie zu. Diese gedrückte Stimmung gefiehl ihm gar nicht und er hatte Schwierigkeiten damit umzugehen. Er war eigentlich ein lebensfroher Mensch.


    "Aber ich denke das löst nicht alle Probleme und auf jeden Fall nicht deine!"


    Er machte sich Sorgen um seine Schwester. Was war nur mit ihr los? Wieso richtete sie ihren Groll so gegen ihn? Er hatte doch stets versucht für seine Schwester da zu sein. Aber jetzt, jetzt fühlte er sich hier in diesem Hause nicht mehr wohl.

    "Das kommt ganz darauf an!"


    sagte er kurz und knapp. Sie war immer noch so wie heute morgen. Immer noch so kühl. Wie sollte er unter diesen Umständen unter ihrer Führung weiterarbeiten? Schon damals beschlich ihm ein ungutes Gefühl, aber irgendwie war es auch etwas schönes in einem Familienunternehmen zu arbeiten. Solange sich die Arbeit nicht auf das Privatleben auswirkte. Genau dies war geschehen!


    "Ich glaube es ist besser wenn ich gehe!"


    sagte er zweideutig zu ihr.

    Callidus öffnete die Türe, trat ein und sah seine Schwester auf dem Bette sitzen. Er konnte sich eine zynische Bemerkung nicht verkneifen.


    "Ah! Hast du einen Moment der Ruhe gefunden und Zeit gehabt dich zu beruhigen, Helena?"


    Normalerweise nannte er sie nie bei ihrem Namen, aber der Vorfall von heute morgen berührte Callidus recht kühl. Er fühlte das seine Schwester einige Distanz zwischen sich und ihm geschaffen hatte. So fragte er sich ernsthaft, wie es weitergehen sollte. Sein Blick war ernst, noch so eine Seltenheit.

    Callidus klopfte am frühen Abend an Helenas Cubiculum. Den ganzen Tag beschäftigte ihn schon die Frage, was das von Helena heute Morgen sollte. er fühlte sich zutiefst von seiner Schwester gekränkt. Tat er nicht immer all das was in seinen Möglichkeiten lag? Immerhin war er nicht der Sklave seiner Schwester und hatte auch ein eigenes Leben. Es beschlich ihn immer mehr das Gefühl, dass es nicht gut war, dass er der Schüler seiner Schwester war. Sie trug das Geschäftliche mit ins Private....

    Callidus seufzte. Helena hatte doch Sacerdotes die sich um alles kümmern konnten. Er war nur ein Discipulus und hatte mit seinem Studium zu tun und... anderen Dingen.


    "Du hättest zuerst zum Regionarius gemusst, Schwesterherz! Der Dieb ist jetzt bestimmt schon über alle Berge und die Statue schon längst eingeschmolzen. Außerdem was soll ich beim Regionarius? Ich bin mit der Sachlage doch gar nicht vertraut!"


    Callidus passte die Sache gar nicht in den Kram. Er war viel zu kaputt, brauchte was zum Essen und musste sich dringend frisch machen. Er ging enige Schirtte auf seine Schwester zu da ihm nervös auffiel, dass sie seine Nachricht in der Hand hatte. Auch das passte ihm nicht, dass sie hier einfach so aufkreuzte und seine Sachen in die Hand nahm. Mit einem schnellen Griff nahm er ihr die Tafel aus der Hand und verschränkte die Arme vor der Brust.


    "Ohne Essen gehe ich nicht aus dem Haus!"

    Callidus krazte sich am Kopf.


    "Eine Statue gestohlen? Warst schon beim Regionarius?"


    Das jemand den Mumm hatte einen Gott zu bestehlen wunderte ihn. Aber sicher würde der Gott sich persönlich um diese Sache kümmern. Callidus fragte sich warum sie ihn deswegen aus den Schlaf reißen musste. Er suchte sich eine halbwegs saubere Tunika und streifte sich diese über.


    "Und was habe ich mit dieser Sache zu tun? Soll ich beim Suchen helfen?"


    Callidus Magen brummte. Er musste dringend etwas zu essen auftreiben.


    "Können wir das nicht beim Essen besprechen?"