Beiträge von Eretha

    Ich verabschiede mich an dieser Stelle von jenen, mit denen ich gespielt und Spaß gehabt habe - diese ID wird heute ihre letzte Reise antreten. Danke für einige sehr nette Threads, ich hatte bei einigem sehr viel Freude mit diesem Charakter. :)



    Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen.
    (Theodor Fontane)

    Der Posteingang von Benutzer »Quintus Matinius Valens« ist bereits voll.



    [SIZE=7]Jetzt kriegst Du meine Abschiedsnachricht gar nicht .. *snief*[/SIZE]

    Zitat

    Original von Rediviva Helena
    Helena, der Eretha immer noch folgte, betrat mit einem warmen Lächeln den Eingangsbereich. Sie selbst hatte keine weiteren Bedenken gehabt, als der Praetorianer ihre Sklavin nicht weiter verwies und hatte sie einfach mitgenommen. Da sie noch immer sehr ängstlich war, kam es ihr nur gelegen, dass Eretha an ihrer Seite blieb.


    Sie war ihrer Herrin in das Innere des Palastes gefolgt und mit jedem Schritt nahm das mulmige Gefühl zu. Auf der Straße, im Wald, auf einer Wiese, dort fühlte sie sich sicher, weil sie die Natur kannte und wusste, welcher Geruch, welches Geräusch zu welchem Ereignis gehörten. Hier aber war alles anders. Die Kleidung dieser Römer war teuer, sie rochen sogar teuer, und die leise Art, wie sie sich bewegten, verriet ihr, dass diese Menschen sich hier weit mehr zuhause fühlten als sie es selbst jemals tun konnte. Andere Sklaven hätten sie vermutlich um diese Gelegenheit, mit wirklich wichtigen Personen zusammen zu treffen, beneidet, aber die Amazone fühlte sich ohne eine Waffe und ohne eine gewisse grundlegende Orientierung im Palast einfach nur unwohl.


    Ihr Blick glitt über die Anwesenden und taxierte sie nacheinander. Dass ihre Herrin sich mit einem Mann unterhielt, den sie nicht kannte, verlief nur mit einem sehr misstrauischen Seitenblick der Leibwächterin, aber sie schritt nicht ein, schien doch etwas mehr als nur Höflichkeit zwischen den beiden zu existieren, letztendlich verrieten sie ihre Blicke dann doch. Einer ihrer Mundwinkel zuckte kurz empor, dann machte sie sich daran, die anderen Gäste zu betrachten - Soldaten ebenso wie Zivilisten. An den Männern, deren Körperbau kämpferische Erfahrung verriet, blieb der Blick etwas länger hängen, und sollte sie selbst beobachtet werden, dürften wohl einige Dinge grundlegend auffallen: Sie trug eine kurze, saubere weiße Tunika aus gutem Stoff, als sei sie unter Soldaten, welche den Blick auf ihre muskulösen Arme und Beine frei ließ, ebenso auch auf die vielen kleineren und größeren Narben, die für einen kundigen Beobachter als die Rückstände eines kämpferischen Lebens erscheinen mussten. Einfache Ledersandalen rundeten das Bild ab, die Augen blickten klar und wach drein, und das schwarze Haar war streng zu einem Zopf zurückgebunden. Inmitten dieser römischen, distinguierten Gesellschaft musste die Amazone wirken wie eine schief sitzende Toga beim Kaiser - nicht gerade alltäglich.

    Schweigend war die Amazone neben ihrer Herrin stehen geblieben, während diese mit der Torwache verhandelt hatte, und als es sich abzuzeichnen schien, dass sie eintreten durften, folgte sie ihr ohne ein weiteres Wort - was hätte sie auch sagen können? Die Pracht des Palastes blendete die einfach Steppenreiterin und -kriegerin mehr als alles in ihrem Leben zuvor und sie hatte sich selten so unwohl gefühlt wie in diesem Moment. So hoffte sie einfach nur, dass alles bald vorübergehen würde und sie nicht viel tun würde müssen - in dieser herausgeputzten, teuren Gesellschaft würde sicher niemand wagen, Rediviva Helena anzugreifen.

    Schweigend betrachtete die Amazone das vielfältige Farbspiel des Himmels und ließ die Gedanken dorthin entlang eilen, wo sie noch immer ihr Herz glaubte - in der weiten Ferne ihrer Heimat, von der sie nicht einmal mehr genau sagen konnte, wo sie lag. Hispania war so weit weg von Themiskyra, dass es wohl viele Wochen gebraucht hätte, an Land dorthin zu gelangen, und die Schiffahrt war nicht das Ding einer reitenden Kriegerin gewesen und würde es nie sein. Wenigstens wurde ihr an Bord nicht übel, so konnte sie einem Schatten gleich hinter ihrer Herrin stehen und abwarten, wohin letztendlich die Reise führen würde.


    Rom, der Zielort, klang einfach viel zu unwahrscheinlich, und ein Gefühl des Unwohlseins beschlich sie, als sie daran dachte, dass sie dem römischen Lebensraum nicht mehr entkommen konnte. Eine ganze, riesige Stadt voller Römer, die alle nur eines wollten - herrschen, Macht ausüben ... nein, der Gedanke gefiel ihr nicht, und so blickte sie mit weit weniger Zuversicht in die Zukunft als ihre Herrin, während ihr Gesicht die übliche gleichmütige Miene trug, welche ihre Gedanken zu verbergen wusste wie nichts anderes sonst. Viel mehr besaß die Sklavin schließlich auch nicht, ausser vielleicht noch ihren Stolz.

    Erschrocken blickte die Sklavin auf das Forum hinaus, während eine Menschenmenge zu den Tempeln zu strömen schien - dann seufzte sie und legte das Blatt beiseite, welches sie ihm eben gezeigt hatte.
    "Entschuldige mich. Meine Herrin wird mich sicher brauchen und ich möchte nicht für ein Versäumnis bestraft werden," damit deutete sie durch das Fenster hinaus und richtete sich auf. "Aber ich bin mir sicher, wir werden uns, wenn die Zeit dazu ist, wiedersehen, Matinius Valens. Ich danke Dir für Deine Geduld." Damit wandte sie sich um und verließ den Raum mit dem federnden, energiegeladenen Schritt eines geübten Kriegers.


    Sim-Off:

    Sorry - ich muss nach Rom, die Herrin macht eine Reise ;)

    Die Stadt Tarrao war nur sehr kurze Zeit ihr Zuhause gewesen - falls man es überhaupt so nennen konnte. Ihre wirkliche Heimat lag weit hinter dem Meer, irgendwo in weiter Ferne, so fern, dass sie nicht einmal wirklich wusste, wo genau. Seufzend packte sie die wenigen Dinge zusammen, die ihr gehörten - zwei einfache Tuniken, ein zusätzliches Paar Sandalen, bevor sie die Decke über ihrem Bett sorgsam zurecht zog. Mehr gab es hier nicht zu tun und so fiel der Abschied der Amazone von Hispania nur sehr dürftig und still aus. Irgendwo anders würde ihre Geschichte weiter gehen ...

    Schweigend wuchtete sie das Möbelstück gemeinsam mit dem Hausherrn an die bedeutete Stelle, die Zähne zusammengebissen, um nicht zu angestrengt auszusehen - sie mochte die Römer nicht wirklich, und sich vor einem Mann, der augenscheinlich älter war als sie selbst, als schwach zu entblößen schmeckte ihr wenig bis gar nicht. So war sie recht froh, als der Schrank schließlich seinen Platz gefunden hatte und dort war, wo er sein sollte.
    "Brauchst Du mich noch, Herr? Ansonsten werde ich die Herrin vom Tempel abholen gehen müssen, wie ich es jeden Tag tue."


    Sim-Off:

    Und sie schleift mich ja auch derzeit nach Roma mit ;)

    Sie wartete sein Herunterzählen ab und begann dann, den Schrank ebenso in die Höhe zu stemmen wie er. Auf seinen Kommentar mit dem Alter hatte sie es vorgezogen zu schweigen, denn sie war sich nicht sicher, wie er auf eine trockene Antwort reagiert hätte - mit Matinius Valens war es deutlich leichter gewesen zu scherzen, stellte sie fest, aber der entschied im Zweifelsfall auch nicht über ihr Leben. Das schiere Gewicht des Schrankes erstaunte sie - was hatte er darin gelagert, Wackersteine? Aber obwohl es sie ins Schnaufen brachte, das Möbelstück hochzuheben, versuchte sie, sich das nicht allzusehr anmerken zu lassen, und versuchte, seinem Richtungsweisen zu folgen.

    Na toll, so schnell wurde man vom Leibwächter zum Möbelpacker, dachte sich Eretha, als sie den massiven Schrank, dann die bedeutete Ecke anblickte. Aber es war immernoch besser als in seinem Bett zu landen oder ähnliche Späße, die Römer waren bei so etwas immer sehr einfallsreich gewesen. Sie trat an die Seite des Schranks und ging in die Hocke, die Finger unter den Rand des Möbels schiebend, um es sicher halten zu können, sobald sie es hochgestemmt hatten.
    "Dann zählst Du am besten ab, dominus, und wir heben den Schrank dann gemeinsam an," schlug sie vor und blickte am Schrank vorbei in seine Richtung.

    Glücklicherweise hatten die meisten römischen Häuser denselben Grundriss, ob sie nun in Germania standen oder in Hispania - sodass sie das Tablinum fand, obwohl sie noch nie zuvor dort gewesen war. Kurz atmete sie ein, als sie vor der geschlossenen Tür stand, dann klopfte sie energisch und trat ein, um neben der Türe stehen zu bleiben, sich umblickend.
    "Was soll denn getan werden, dominus?" fragte sie und nahm eine etwas straffere Haltung an. Nun, mit sauberem Gesicht, mochten es vor allem ihre dunklen Augen sein, die an ihrer Gestalt bemerkenswert sein dürften - und eben jene Augen maßen ihn mit einem fast erschreckend wachen Blick.

    Sie nickte langsam und wandte sich, nachdem er den Raum verlassen hatte, zu der auf der Truhe deponierten Waschschüssel, um sich an dieser kurz zu erfrischen. Deutlich mehr Zeit verging damit, dass sie sich Arme, Beine und Achselhöhlen sorgsam mit dem Waschtuch reinigte, das dafür bereit lag - er sollte keinen Grund zur Klage haben, dafür war vom Wohlwollen des Hausherrn zuviel abhängig. Als sie fertig war, eilte sie ihm mit schnellem Schritt hinterher, in Richtung des Raumes, den er ihr genannt hatte.

    "Natürlich, dominus. Ich werde Dir helfen. Darf ich mir kurz den Schweiß abwischen, damit Deine Möbel nicht befleckt werden?" fragte sie, sicherheitshalber. Römer wurden wegen den kleinsten Sachen ungeduldig, und mit dem Hausherrn wollte sie es sich nicht verderben, schon gar nicht wegen ein paar Schweißtropfen oder einem eventuell für ihn wahrnehmbaren Körpergeruch.

    "Ich habe nur gerade unter der Nachmittagsonne trainiert, dominus," erklärte sie und blickte ihm ansonsten fast ausdruckslos entgegen. Kein Lächeln, kein Blinzeln, nichts. Zu oft hatte sich die Hand eines Hausherrn gegen sie erhoben, zu oft war sie gezwungen worden, Dinge zu tun, von denen sie heute noch träumte. "Was kann ich für Dich tun, dominus?"

    Sie war nicht anwesend, denn während des Tages befand sie sich höchst selten im Sklavenzimmer. Müßiggang lag ihr nicht, und so nutzte sie jede freie Stunde, in welcher sie ihre Herrin nicht zu ihrem Arbeitsplatz, dem Tempel, begleitete oder sie dort abholte, zur Übung. Den Ruf des Hausherrn allerdings hatte sie sehr wohl vernommen, und so erschien sie nach recht kurzer Zeit auch im Gang, von dem das Zimmer abzweigte, um schweißüberströmt und mit ihrer einfachen Tunika und den Sandalen angetan, vor ihm stehen zu bleiben.


    "Du hast mich gerufen, dominus?" sagte sie ruhig. Würde das jetzt der nächste Versuch sein, sie zu piesacken, oder hatte sie von Redivivus Romanus eine andere Behandlung zu erwarten? Augenscheinlich hatte sie gerade trainiert, ihre Knie trugen Erdflecken, und die gesamte, kräftige Gestalt offenbarte in etwa so viele alte Narben wie der Körper eines Legionärs nach mehreren Jahren Frontdienst.

    Noch immer glitt ihr Blick durch den Raum, dann fokussierte sie den Römer und überreichte ihm das Stadtsiegel, als sei es etwas besonderes - immerhin schien es etwas Besonderes zu sein, wenn man das Bild, das es machen konnte, mit Gesetzen schützte. "Dennoch kannst Du sicher sehr vieles allein mit geschriebenen Worten bewirken und entscheiden. Dein Volk scheint sehr viel Ehrfurcht vor Worten zu besitzen, wenn sie diese selbst in Tempel und Steine einschlagen, damit jeder sie sehen kann."
    Selbst an den Straßen gab es Steine mit Aufschriften, das hatte sie immer am meisten fasziniert, denn die meisten Händler und Reisenden orientierten sich daran. Irgendwann hatte ihr ein Reisender erklärt, dass es sich dabei um Entfernungsmarkierungen handelte, die einem halfen abzuschätzen, wie nahe man der nächsten Ortschaft gekommen war. So etwas hatte sie immer erstaunt, war sie doch daran gewöhnt, sich nach den Sternen und Landschaftszeichen zu richten.


    "Das ist Dir sehr wichtig, diese Beförderung?" fragte sie nach einigen Momenten. "Was wird denn nun anders sein, als dass Du hier sitzt und etwas wichtiges schreibst?" Für sie klangen die meisten der römischen Ränge ohnehin gleich und vielleicht konnte er es ja auch gut erklären. Wieder war sie an ein Regal getreten und betrachtete die dort aufgereihten Schriftrollen sinnierend. "Du hast hier ja sogar Bilder liegen," sagte sie mit einem Mal überrascht und zog ein Pergament zwischen anderen hervor, das eine ausgesprochen interessante Beschriftung trug - eine durchaus anatomisch genaue Zeichnung eines kopulierenden Paars, vielleicht eine Hinterlassenschaft eines Amtsvorgängers, der sich damit die freien Stunden vertrieben hatte. "Brauchst Du das auch für Deine Arbeit?" Amüsiert grinsend zeigte sie ihm das Bild.

    Als sie eingetreten waren, blieb sie erst einmal an der Tür stehen und blickte sich interessiert um, immerhin war dies das erste Mal, dass sie ein Officium einer Curia von innen sah. Es wirkte so alt, älter als sie es war, älter als er, und das verwirrte sie. Man hätte meinen können, hier hätten schon Generationen an Scribae gesessen und Dokumente ausgestellt oder sich von Pult zu Pult unterhalten, wenn ihnen langweilig geworden war. Sinnierend und langsam schritt sie die Regale entlang und betrachtete die dort angesammelten Dinge neugierig und sehr genau, als präge sie sich jedes Detail ein.


    Mit einer einzigen geöffneten Tür schien sich eine ganze Welt zu öffnen, und sie fühlte tief im Inneren, dass dies eine Welt war, an der sie wahrscheinlich niemals teilhaben würde können - immerhin konnte sie nicht lesen oder schreiben, das war in der Steppe niemals notwendig gewesen. Mit einem neuen Respekt im Blick schließlich kehrte dieser zu Valens zurück und sie trat schnell an das Pult, von dem sie annahm, dass es seines war.


    "Es ist alles sehr ... faszinierend," sagte sie leise und atmete tief ein. "Es ist ... ich kann es nicht beschreiben. Es ist, als würden mir einfach die Worte fehlen, um es zu erklären. Du musst ein sehr wichtiger Mann sein, dass Du mit so viel Pergament arbeitest." Dann griff sie einen Siegelstempel vom Pult und hob ihn überrascht hoch. "Wofür braucht man denn das? Da ist ja ein Bild drin." Sie fuhr mit der Fingerspitze neugierig die Umrisse des geprägten Siegels der Stadt Tarraco nach und blickte ihn fragend an.

    "Ich sehe schon, ich spreche mit einem wichtigen Mann," sagte sie schmunzelnd und betrachtete Matinius Valens einmal von oben bis unten. Er mochte vielleicht nun eine andere Arbeit haben, aber er sah noch immer so aus wie vorher - und vor allem sehr müde. "Ach nun, wenn ihr alle gern esst, dann ist das wohl eine ganz und gar römische Angewohnheit, ich halte es lieber, wie ich es lernte. Essen, um zu leben, nicht essen um sich die Zeit zu vertreiben."


    Er schien stolz darüber zu sein, dass er nun eine andere Arbeit hatte, und sie überlegte wieder einmal, was so wichtig an einigen Titeln sein mochte, dass man sich so darüber freuen konnte - aber immerhin wollte sie ihm seine Freude nicht verderben, sicherlich hatte er die Beförderung verdient, und so nickte sie zu seinen Worten und versuchte so zu wirken, als hätte sie ihn verstanden. "Ich bin wirklich gespannt auf dein Officium," sagte sie und folgte ihm schließlich auf dem Weg zur Curia der Stadt Tarraco.

    Mit leicht in die Höhe gezogenen Brauen betrachtete die Amazone den Römer kritisch, nur um dann grinsend festzustellen, dass er ziemlich müde aussah und seine Verteidigungsrede durch sein Aussehen eindeutig ad absurdum geführt wurde. Typisch Römer, man merkte eben schon, wer gezwungen war, schwere körperliche Arbeit zu verrichten und wer nicht - die römischen Landpächter, die sie in Germania erlebt hatte, waren alle Frühaufsteher gewesen und hatten wie alle Bauern abends früh den Schlaf gesucht. "Du bekommst ein kleines Bäuchlein," sagte sie grinsend und piekte ihm mit dem Zeigefinger in eben jenes, um ihm vergnügt zuzuzwinkern.


    "Wahrscheinlich zu viele Nachtigallenzungen erwischt oder gefüllte Schweinsnasen oder was immer ihr Römer so esst. Und sowas fettiges abends macht dick, das wirst Du schon sehen. Irgendwann sagt Dir eine Frau, die Du heiraten willst, genau dasselbe und Du wirst zugeben müssen, dass die Sklavin aus Tarraco recht hatte." Sie gab auch nicht so schnell auf, und eins war sicher, sie war deutlich dünner als ihr Gegenüber.


    Als er allerdings herauszufinden versuchte, wer im Haushalt der Rediviva eventuell für Ärger sorgen konnte, zuckte sie nur mit den Schultern. Er gehörte nicht zum Haushalt und es würde ihr nur Ärger bringen, wenn sie darüber auch nur ein Wort verlor, sie hatte ohnehin schon zuviel gesagt. Aber sie behielt die Worte des Valens im Kopf, irgendwann konnte ihr dieses Wissen vielleicht dienlich sein, wenn er sie wieder zu triezen versuchte. "Ich werde nichts sagen," meinte sie und ging dann doch lieber auf das andere Thema ein. "Also, ich fände es schon interessant zu sehen, wo Du arbeitest. Du bist immerhin der erste römische Beamte, den ich kennengelernt habe und ich weiss nicht, wie man diese Arbeit macht. Wenn Du es mir also zeigen willst, schaue ich es gern einmal an."

    "Mitternacht? Kein Wunder, dass Du müde bist," meinte sie kopfschüttelnd und grinste leicht vor sich hin. Diese Römer hatten schon sehr seltsame Angewohnheiten. "Ausserdem wird man fett, wenn man dauernd nach dem Einbruch der Nacht isst, schau Dir nur Deine Landsleute einmal genau an. Die meisten haben mehr auf den Rippen, als ihnen guttut." So schnell ließ sie sich nicht von ihrer Meinung über das frühe Schlafengehen abbringen. "Ja, tue ich. Was soll ich denn auch nachts groß tun? Meine Herrin geht abends nicht aus und ansonsten gibt es für einen Leibwächter nichts im Haus zu erledigen ausser den anderen Mitgliedern der Familie aus dem Weg zu gehen, damit sie nicht glauben, man wäre untätig." Kurz schweiften ihre Gedanken zu Redivivus Callidus, der Kerl hatte eindeutig Streit gesucht, soviel war sicher. Irgendwann würde das sicher noch einen Zusammenstoß geben, und sie würde höchstwahrscheinlich den Kürzeren ziehen, welche Chance hatte ein Sklave schon gegen einen Römer?


    "Ich kann mir das gar nicht vorstellen, bis tief in die Nacht Hühnchen zu essen und ... was auch immer zu machen ..." Sie zuckte leicht mit den Schultern und blickte unter dem Erker hervor zum grauen Himmel. Es sah wirklich nicht danach aus, als würde es so schnell aufhören zu regnen. "Ich habe auch nichts gegen den Regen, weisst Du? Aber wenn Du jetzt zum Hafen willst, werden wir wohl schwimmen müssen, und ehrlich gesagt finde ich es nicht so spannend, anderen beim arbeiten zuzusehen. Musst Du heute keine Akten stemmen oder mit Stempeln werfen?" Der Tofnall war wieder neckend geworden, und die Vorstellung, ihn beim Akten stemmen zu sehen, hatte durchaus etwas sehr amüsantes an sich. Oder was auch immer ein Schreiber so täglich trieb. "Du kannst mir doch zeigen, wie Du arbeitest."