Beiträge von Eretha

    Von der einfachen Taverne her kommend, schlenderte Eretha, ihres Zeichens Sklavin der Rediviva Helena, hinter ihrem römischen Begleiter Matinius Valens über den Markt. Sie hatten bereits einige Stände passiert, auf denen lokale Händler Tonwaren und Speisen für den täglichen Gebrauch verkauften, entsprechend billig waren die Preise, entsprechend laut ging es dort auch zu, weil sich die Händler gegenseitig zu unterbieten versuchten, um möglichst viel ihrer Ware früh an den Mann zu bekommen. Je länger sie in der Sonne liegen würden, desto fader würden die meisten Sachen schmecken, also war eine gewisse Eile geboten.


    Erst als sie die wirklich billigen Stände hinter sich gelassen hatten, beruhigte sich das Verkehrsaufkommen kaufwilliger hispanischer Bürger, und Eretha konnte sich entspannter umsehen, war sie doch stets so gegangen, als wäre gleich ein Angriff zu befürchten. Doch erreichten sie nun auch den Teil des Marktes, in dem die besseren und besonderen Waren angeboten wurden - unter anderem auch einen Stand, den sie aus der Ferne als den eines Sklavenhändlers ausmachen konnte. Die Miene der Amazone verfinsterte sich fast augenblicklich, und sie blickte sehr angestrengt nach vorn, um bloss nichts zu sagen.

    Sie ging an seiner Seite hinaus, wenngleich es sehr befremdlich war, dass ein Römer ihr die Tür aufhielt anstatt anders herum - ein sehr seltsames Gefühl, an das sie sich auch eine ganze Weile danach nicht so recht gewöhnen konnte. Dennoch, als sie in den strahlenden Sonnenschein hinaus traten, beschloss sie, es vorerst zu den unangenehmen Erinnerungen zu schieben und zu versuchen, das Beste aus alledem zu machen - immerhin lag ein Tag vor ihr, der sich von so vielen der vergangenen Tage grundlegend unterscheiden würde .. so machten sich die beiden auf den Weg zum Forum von Tarraco.


    Sim-Off:

    ich war mal so frei ;)

    "Nur eine Unpässlichkeit, wegen des Wetters," sagte sie, wohl wissend, dass sie ihm damit direkt ins Gesicht log. Aber es ging einen der Familie nicht nahe stehenden Mann nicht das Geringste an, dass Helena vergiftet worden war und unter den Folgen des Gifts noch immer zu leiden hatte. Zu viel zu reden war für keinen Sklaven gesund und noch wusste sie nicht, ob sie dem Römer überhaupt eine Art Vertrauen gegenüber entwickeln konnte. Ob ihre Herrin es als unangenehm empfinden würde, wenn sie freimütig sprach - nein, zu viele unsichere Komponenten, die noch lange nicht vereint waren. Und sie hatte nicht vor, sich das Wohlwollen Helenas in irgendeiner Form zu verspielen.


    "Ich kenne das Forum." Denn dort wurden die Sklaven verkauft, und sie hatte lange genug in der sengenden Sonne dort gestanden, um sich von potentiellen Käufern angaffen und mit Blicken ausziehen zu lassen. Es würde ein seltsames Gefühl sein, dort umher zu laufen und zu wissen, dass man dem Sklavenhändler nicht mehr ausgeliefert war. "Aber es interessiert mich, die Stände zu sehen. Vielleicht entdeckst Du dort auch etwas aus Britannia, das Du mir zeigen kannst." Ihre Miene war wieder etwas verschlossener geworden, nachdenklicher, die Erinnerung an den Sklavenhändler war noch zu frisch - aber sie erhob sich, mit der Ruhe einer Frau, die wusste, dass man sich seinen Ängsten stellen musste, um sie zu besiegen.

    "Ich habe noch Zeit," sagte die Amazone schlicht und nickte Tudmicen leicht zu, wohl zum Dank, dass er sie beide bedient hatte. "Meine Herrin liegt derzeit darnieder und muss sich schonen, ich habe diesen Tag erlaubt bekommen, mich umzusehen und mit der Stadt vertraut zu machen. Du siehst, wir hätten also zumindest für eine Weile denselben Weg."


    Einen kurzen Moment dachte sie über seine Worte fremde Männer betreffend nach, bevor ein ziemlich breites Grinsen ihr Gesicht merklich erhellte. "Glaube mir, das .. 'herumhängen' wäre im Zweifelsfall für die fremden Männer nachteiliger als für mich. Letztendlich habe ich einen ganzen Tag Zeit, mir die Stadt anzusehen, ich werde wohl dann zurückkehren, wenn es das Abendessen gibt."


    Hatte er wirklich seine Casa erwähnt? Kurz dachte sie darüber nach, was es wohl bedeuten mochte, wenn ein Römer einer Sklavin sein Haus zeigen wollte, aber sie nahm sich vor, dieser Option aus dem Weg zu gehen, so gut es ihr möglich war. Dass er sich überhaupt mit ihr abgab, war schon erstaunlich genug, sie war es einfach anders gewöhnt.

    Sie zog nur etwas die Brauen hoch und überlegte kurz, ob sie andeuten sollte, dass die Pontifex sicher ein freundlicher Mensch war, der anderen nichts zuleide tun konnte, dies aber nichts war, was in der Familie blieb - ihrem Bruder traute sie nicht so weit, wie sie ihn hätte werfen können. Aber sie beschloss dann doch, diesen Gedanken für sich zu behalten, es war selten gesund, wenn man sich über seine Herren ausließ. Noch war es ihr gelungen, Callidus' Anfeindungen aus dem Weg zu gehen und sie würde sich keine Blöße geben, zumindest nahm sie sich das vor.


    "Warum sollte ich das tun? Ich habe keinen Grund, Dir zu zürnen, erst recht nicht nach diesem Frühstück. Zudem scheinst Du nicht zu den Menschen zu gehören, die andere sinnlos quälen. Und man kann sich mir Dir unterhalten, ohne dass Du einen in jedem zweiten Satz wissen lässt, wie weit Du über der Ware Sklave stehst," bemerkte sie mit einem schiefen Schmunzeln auf den Lippen, um Tudmicen dann zuzunicken. Wie seltsam, ausgerechnet hier in Tarraco gab es jemanden, der wusste, wer sie war. Was sie war. Die Wege der Göttin waren schon seltsam manchmal. "Und, was wirst Du jetzt tun? Etwas schreiben gehen?" Damit blickte sie wieder zu Matinius Valens, nun beide Brauen erhebend, er hatte ja gesagt, dass er Schreiber war.

    Zitat

    Original von Quintus Matinius Valens
    Hier hast du ihn wieder. ;)
    Ein Freund, ein Informatiker, hat den Computer wieder zurechtgebogen.


    *unter Arm klemm und mitschlepp* :D

    Um sich erwischen zu lassen, hatte sie schon zu viele und bedeutend grausamere Herren gehabt - so nickte die Amazone nur und wandte sich von ihm ab, ein ruhiges "Ich danke Dir, Herr," sprechend, um sich dann in die Richtung der culina zu begeben. Heute abend würde sie ein ernstes Wort mit Daphne über deren Essgewohnheiten sprechen müssen, soviel war sicher ... der junge Römer war gekommen, um etwas zu finden und wenn es so weiter ging, würde er sicher auch etwas zu finden wissen, das mehr Ärger verursachen würde als ein Stück nicht fertig gegessenes Brot.

    "Nein, Herr. Hinter der culina ist der Abfallhaufen, und dort gehört angebissenes Brot hin, wenn es für niemanden mehr bestimmt ist." Nach einer kurzen Pause fügte sie an: "Und ich wollte Dir nichts von diesem Brot geben, sondern wissen, ob Du von mir noch etwas möchtest. Ob Du noch eine Aufgabe hast, bevor ich dieses Brot wegbringe."
    Wie dumm musste man eigentlich sein, um auf so eine Idee zu kommen? Als ob sie einem Römer ein angebissenes Brot gegeben hätte, aber dass dieser Römer nicht so ganz auf der Höhe der Zeit war, hatte sie schon auf dem Sklavenmarkt vermutet. Dennoch, sie behielt die ruhige Miene bei, eine Auseinandersetzung würde ihr nichts bringen.

    "Natürlich, Herr." Wieder erfuhr dieses Wort eine leichte Betonung und sie trat an ihm vorbei, geschmeidig wie eine Raubkatze, die sich auf die Pirsch begibt. Überhaupt hatten ihre Bewegungen viel von der gemächlichen Trägheit einer Pantherin, die niemals ganz gezähmt sein würde, auch wenn sie vielleicht den Kopf vor der Peitsche beugte. Eretha nahm das Brot hoch und überlegte einen kurzen Moment lang, ob sie es essen sollte - immerhin hatte er befohlen, dass es entfernt würde, aber nicht wie.
    "Möchtest Du noch etwas, Herr? Ansonsten würde ich mich in die culina begeben."

    Ihr Blick glitt langsam zu dem angebissenen Brot und sie hob die Schultern. Wahrscheinlich hatte Daphne wieder genascht, aber sie wusste es nicht.
    "Das weiss ich nicht, Herr. Ich war bis eben unterwegs und habe trainiert, um meine Aufgaben bei Deiner Mutter besser wahrnehmen zu können." In der Tat, feinste Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, als sie sich bewegte, war es im Licht besser zu sehen. "Aber ich würde das Vorhandensein von Ratten nicht als schlecht bezeichnen. Dicke Ratten haben sehr nahrhaftes Fleisch."

    Sie erwiederte seinen Blick mit neutralem Gesichtsausdruck, jener Miene, die fast jeder Sklave ausgesprochen schnell anzulegen lernt, wenn er den eigenen Hintern vor Ärger bewahren wollte - egal, was der Herr sagte oder tat, man blieb ruhig, nickte, sprach höflich und blieb so am Leben.
    "Ich habe in diesem Zimmer bisher keine einzige Münze gesehen, und besitze auch keine," erwiederte sie und straffte im Stehen etwas ihre kräftige Gestalt, die Muskeln einmal kurz zucken lassend. Sie war sich ziemlich sicher, in diesem Raum zumindest körperlich deutlich überlegen zu sein.

    Bis auf ein angebissenes Brot (Daphne) und einige kleine Fläschchen mit duftender Essenz (Kaya) konnte der Römer nichts entdecken, was auf ein geheimes Schätzehorten hingedeutet hätte - das nahezu unberührte Bett wollte auch kein unentdecktes Geheimnis preis geben, sondern war und blieb ein Bett. Dass sich allerdings die Türe öffnete und die Amazone den Raum betrat, mochte die Situation ein wenig amüsanter machen. Sie hob nur die Brauen an und blickte ihm entgegen. "Kann ich dir helfen, Herr?" fragte sie, das letzte Wort ein klein wenig betonend - aber ihr Tonfall ließ offen, ob sie sich über ihn amüsierte oder ob die Respektsanrede ehrlich gemeint war.

    Zitat

    Original von Lucius Redivivus Callidus
    Ich werde schon eine Beschäftigung für die Sklavin meiner Schwester finden! :D :P


    Keine Sorge, du wirst schon genug zu tun haben! :P


    *grübel* Mir scheint, hier schreit grad jemand nach Prügel :D Und der hat einen verdammt römischen Namen.^^

    Das Zimmer war leer - was am hellichten Tag nicht besonders erstaunen dürfte, immerhin hatten die Sklavinnen da zumeist besseres zu tun als sich faul einer Siesta hinzugeben. Während Kayas etwas zerwühltes Lager von einem sehr unruhigen Schlaf kündete, schien das andere Bett an der Wand unberührt, die dünne Decke so makellos gefaltet, als sei sie gerade erst für jemanden hergerichtet worden. Nur ein unter dem Bett stehendes Paar staubiger Sandalen wies darauf hin, dass es jemandem gehören musste. Daphnes Bett an der anderen Wand hingegen war ordentlich gemacht und trug auch eine bunte Decke, auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett lag Nähzeug, mit dem sie offensichtlich eine Tunika geflickt hatte.

    Zitat

    Original von Quintus Matinius Valens
    Endlich kann ich mich wieder melden! Mein Computer ist am Donnerstag zusammengebrochen, ich werde mich in naechster Zeit nur noch selten melden koennen...haltet durch! ;)


    Böh. :( *will Valens wieder haben*

    Sim-Off:

    Böse Herrin, vergiss mich doch nit immer :D


    Es war nicht eine Frau, welcher der Murmillo begegnete, es waren zwei - eine goldlockige und schlanke Schönheit, die Pontifex Hispania, und eine andere, die mit einem kleinen Abstand an ihrer Seite ging. Nicht, dass es allzu viel zu befürchten gab, oder dass Rediviva Helena in einer größeren Gefahr schwebte, dennoch war es die Aufgabe der Sklavin, sie zu bewachen und alles Unheil von ihr fern zu halten, und dieses Wort hielt die Amazone.


    So traf Horatius Toxis ein strenger, fast abweisender Blick der kräftig gebauten, dunkelhaarigen Sklavin, deren Körper allzu leicht verriet, dass hier keine verzärtelte Anfängerin den Wachdienst verrichtete, sondern eine Frau, die von der Sonne gebräunt war und die Zeichen vergangener Kämpfe in dünnen, hellen Narbenstrichen auf ihren trainierten Armen und Beinen trug. Sie grüßte nicht, aber die Haltung der Amazone hatte sich angespannt, denn dass der Fremde sicher kein Schreibtischhocker war, konnte sie ihm ansehen.

    Sie blickte ihn eine ganze Weile sinnierend an, die Stirn dabei gerunzelt. "Meine Herrin behandelt mich sehr gut, und sie ist damit auch die erste, die es jemals tat. Es fällt mir noch immer sehr schwer, diese Güte anzunehmen, wenn man es anders gewöhnt ist, erwartet man nach jedem Streicheln den unvermeidlichen Schlag." Es war ein sehr dünnes, seltsam freudloses Lächeln, das in jenem Moment ihre Lippen umspielte, dann wandte sie den Blick wieder ab und starrte auf den Boden. Zu schade, dass ihr Teller leer war, denn nun konnte sie keine Pausen mehr einlegen, ohne dass es ihm unangenehm aufgefallen wäre.


    "Ich weiss es nicht," sagte sie schließlich ehrlich. "Wahrscheinlich würde ich Dir die Waffe abnehmen und in den Hof gehen, um wieder damit zu üben. Ich hatte zu lange kein richtiges Training mehr, mein Körper muss sich erst wieder an den Kampf gewöhnen - und das erreicht man nicht durch untätiges Herumsitzen. Warum sollte ich Dich auch angreifen? Hälst Du mich für so rachsüchtig? Rache ... mindert den Schmerz nicht. Sie hält ihn nur am Leben." Wie oft hatte sie in Gedanken im Blut ihrer Herren gebadet, ihnen alles heimgezahlt, was sie ihr angetan hatten - nur um irgendwann die Lächerlichkeit dieser Männer zu erkennen.

    Sie erwiederte den Blick offen, aber auch nachdenklich, ohne ihm dabei auszuweichen, das Gesicht jedoch blieb ernst und offenbarte eine gewisse Schwermut, wohl auch wegen ihres Schicksals. "Das einzige, was ich mir wirklich wünsche, ist, die Zeit umkehren zu können, und mein Leben nochmals so leben zu können, wie es war - bis zu dem Zeitpunkt des Überfalls. Und dabei entweder im Kampf zu sterben, oder frei zu bleiben." Sie hatte ruhig gesprochen, und nun machte sich ein freudloses, dünnes Lächeln auf ihren Lippen breit.


    "Es ist leicht, als freier Mann zu sagen, dass es Hoffnung gibt, Matinius Valens, und ich kann gut verstehen, dass Du so etwas sagst. Aber ich denke auch, dass Du nicht weisst, wie es ist, jeden Morgen sein Leben damit beginnen zu müssen, dass man nicht weiss, was einem begegnen wird - ob man nur ausgepeitscht und verhöhnt wird, oder ob einem Gewalt angetan wird, ob man verletzt oder wieder in Ketten dahinvegetieren muss. Ich habe den Tod oft begrüßt, aber er wollte niemals kommen - und heute sitze ich mit Dir hier auf einer Liege, habe einen vollen Bauch und unterhalte mich mit einem Römer über Sklaverei. Das Leben ist ziemlich absurd, findest Du nicht?"

    "Aha ..." Sie lauschte seinen Worten über Crassus nachdenklich, wenngleich es letztendlich für sie nicht wirklich bedeutend war, wer nun genau die vielen Sklaven getötet hatte - die meisten römischen Namen hörten sich auch nach Jahren der Sklaverei noch für sie ziemlich gleich an.
    "Was soll bald geschehen?" dabei blickte sie zu Matinius Valens zurück, die Brauen ein wenig hebend.


    "Dass ich freigelassen werde? Daran glaube ich nicht mehr. Wenn man viel Zeit damit verbracht hat, über Freiheit nachzudenken, wenn man jeden Tag um sein Leben fürchten muss ... ich weiss nicht. Ich habe inzwischen einen Punkt erreicht, an dem es nur das Echo einer niemals sich ereignenden Tat ist, etwas, das so weit weg liegt wie meine Heimat selbst. Irgendwann werden sich alle Tag dann sehr gleich und man lebt einfach, ohne viel zu fragen. Ich weiss nicht, ob Du Dir das vorstellen kannst - aber manchmal sollte man solche Fragen einfach nicht bedenken, wenn man nicht trübsinnig deswegen werden will." Sie lächelte etwas, aber es war ein freudloses, fast müdes Lächeln, das Lächeln eines Menschen, der es aufgegeben hat, sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen.