Beiträge von Petronia Fabia

    Fabia schmunzelte nur leicht vor sich hin, während ihre Brüder, ihre Cousine und das Tantchen sich unterhielten. Die dunkelhaarige junge Frau hielt sich ein wenig zurück, lauschte einfach der Unterhaltung und war froh über ein wenig Ablenkung nach all den schlimmen Geschehnissen der letzten Zeit.

    "Wie es ihr genau geht, weiss ich nicht. Aber an dem Tag, an dem.." Kurz stockten ihre Worte, sie konnte und wollte es nicht aussprechen. ".. an dem Tag ging es ihr mehr als schlecht. Ich glaube inzwischen geht es ihr besser, aber nunja.. sowas ist nicht einfach zu verkraften." meinte sie ruhig und leise, während sie hinter ihre Brüder trat.

    Still betrat auch Fabia den Raum. Die Kapuze des Umhangs bedeckte zum Teil ihr dunkles Haar, während sie den Blick durch den Raum schweifen ließ. Es schienen schon einige Gäste da zu sein und so hielt die junge Frau sich erst einmal am Rande des Raumes bei der Tür auf. Sie würde sicher bald noch die Gelegenheit bekommen, zu gratulieren.

    Und schon wieder erschien jemand an der Casa Decima. Die junge Frau in der grünen Toga, deren Augen ebenso grün wie selbige waren, klopfte an die Tür und wartete, bis man sie einließ. Wie auch hätte sie dies hier versäumen können? Sie hatte zwar auch andere Pflichten nun, doch die Familia ging immer noch vor.


    Ein kaum sichtbares Lächeln ruhte auf ihren Lippen. Sie freute sich darauf, ihren Onkel wieder zu sehen, doch auch die Trauer um die letzten Ereignisse und die Ungewissheit, was ihren Vater anging, nagte an Fabia.

    Und Fabia tat, was ihr angewiesen worden war und gab den Honigkuchen in das Opfer. Die andere Opfergabe würde Livia hineingeben. Fabia war ziemlich nervös, das musste sie zugeben, aber sie mühte sich, alles genau so zu tun, wie Valeria ihr dies beigebracht hatte. Sie atmete tief durch, nachdem die Opfergabe den Flammen übergeben war und trat wieder einen Schritt zurück, um weiterhin Valeria zuzusehen und ihr zu assistieren. Eigentlich war sie auch mächtig stolz darauf, ihr helfen zu dürfen.

    "Aber wenn er verschwunden ist.." begann sie leise und nahm die Hand ihres Bruders in ihre beiden schmalen Hände. "Was machen wir denn, wenn er... wenn er... gestorben ist?" fügte sie erstickt hinzu und schluckte noch immer, um ihrer Tränen Herr zu werden und nicht schon wieder zu weinen. Jetzt, wo sie ihren Bruder, nein beide Brüder, in Germanien wusste, sollte sie sich freuen, ihnen so nahe sein zu können.

    Fabia begann zu zittern wie Espenlaub und schluckte hart. Erst die Sache mit Valerias Kind und nun eine solche Nachricht. Sie starrte Crispus an, als ob sie nicht wahrhaben wollte, was er gerade gesagt hatte.


    "Nein.." flüsterte sie tonlos, während Tränen in den grünen Augen schimmerten.


    "Sag, daß das nicht wahr ist.. bitte.. das kann nicht wahr sein." Wieder nur ein tonloses Flüstern. Sie hatte ihren Vater so lange nicht gesehen und nun sollte er vielleicht für immer fort sein, ohne das sie ihn wiedersehen konnte? Kein liebes Wort mehr, keine sanfte Umarmung?


    Noch immer stand sie starr an dem Fleck, an dem sie gerade gestanden hatte, unfähig, zu begreifen, das seine Worte Wahrheit waren.

    "Ich möchte Diana dienen, Crispus. Ich fühle mich zu ihr gezogen, berufen, will ihr dienen und für sie dasein mit allem, was ich habe." sagte Fabia sanft und beobachtete die Reaktionen ihres Bruders auf ihre Worte.


    Sanft spielte der Wind mit ihrem langen Haar.

    Ein sachtes Lächeln erschien auf ihren Lippen und sie nickte. "Ja, sie bildet mich aus."


    Aufmerksam blickte sie ihren Bruder an. Das Gespräch mit ihm tat gut, so lange hatte man sich nicht gesehen und nun endlich waren sie wieder geeint. Vielleicht würde sie auch Mela bald wieder treffen.
    Es lenkte ab, von jenem schrecklichen Geschehniss, das sie mit erlebt hatte.

    "Oh, ich hab einfach vor mich hingelebt.. und nachgedacht.. naja, bis ich drauf kam, was mein Weg ist. Und dann bin ich nach Roma gereist und habe meinen Eid geleistet. Und Valeria bildet mich eigentlich aus." meinte sie leise und lächelte schwach.

    "Es tut mir leid, das unser Wiedersehen so stattgefunden hat." sagte sie leise und sah ihren Bruder betrübt an. Sie fühlte sich schlecht und noch immer sass der Schreck ihr tief in den Gliedern. Sie zitterte, ohne es recht zu merken und irgendwie gelang es ihr dennoch, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.

    "Ja, danke, Crispus." flüsterte sie leise und lehnte sich an ein Geländer neben ihr. Sie war froh, das ihr Bruder da war. Eigentlich hatte sie sich das Wiedersehen auch anders vorgestellt, als so. Aber geschehen war geschehen. Langsam blickte sie auf.


    "Ist Mela auch in Germania?" fragte sie leise. Sie hatte ihre Brüder so vermisst.. und nach dem ersten Schock kam langsam die Wiedersehensfreude auf.

    Sie nickte leicht und ergriff dann ihres Bruders Hand. Wo immer er sie hinbringen würde, sie würde mit gehen, hauptsache, sie musste nicht an diesem Ort bleiben, wo gerade erst so etwas Furchtbares geschehen war.


    Sie konnte nicht an Valeria denken in dem Moment, obwohl sie sich schon Sorgen machte. Sie brauchte wohl ein wenig Abstand von Valeria.

    "Ja, bitte.. wenn du das darfst..." sagte sie leise. Sie fand es lieb, das Crispus ihr anbot, mit zu kommen und irgendwie war sie froh, das sie ihm begegnet war und nicht irgendwem Fremden. Ihr Bruder hatte sie immer beschützt.. er würde es auch diesmal tun, da war sie überzeugt. Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und versuchte, ruhig zu atmen.

    "Ich möchte hier weg." sagte sie leise und löste sich langsam von ihrem Bruder. Das Leid, das hier heute geschehen war, war ein Schock und sie wollte ein wenig Ruhe, Abstand. Sie würde noch früh genug über das Geschehen nachdenken müssen, spätestens, wenn Valeria sie wieder unterrichtete.

    "Nicht ich.." brachte sie leise hervor und blickte aus geröteten Augen in das Gesicht ihres Bruders. "Das Kind von Valeria." flüsterte sie und wischte sich über die Augen.


    Sie war traurig und verwirrt. Was bedeutete das, für sie, für ihre Ausbildung und wie ging es Valeria damit? Sie wollte es eigentlich gar nicht wissen. Sie fühlte sich irgendwie müde und schuldig an dem Tod des Kindes. Hätte sie doch nur besser helfen können.

    Sie brauchte einige Minuten, bevor sie sich zu einer Antwort durchringen konnte. "Das Kind.. das Kind ist tot." flüsterte sie. Es nahm sie mit, das Valerias Kind die Geburt nicht überlebt hatte. Sie vermochte nicht nachzufühlen, wie es Valeria gehen musste, doch es hatte ihr einen Stich ins Herz versetzt, einen Schock, das ausgerechnet dieses Kind, das Kind ihrer Lehrerin, das erste Kind, bei dessen Geburt sie anwesend war, nicht überlebte. War das ein Zeichen der Götter? Ein schlechtes Omen?


    Fabia schluchzte wieder leise und noch immer hielt sie das Gesicht an der Schulter ihres Bruders geborgen.

    Ihre grünen Augen schimmerten vor Tränen, als sie mehr auf den Eingang zu rannte, als das sie normal ging, ihr Gesicht war mehr als käsebleich und die Augen gerötet. Ihr Atem ging hastig, der Brustkorb hob und senkte sich unter unterdrückten Schluchzern und sie bemerkte weder Marius, noch ihren Bruder - bis sie genau in Crispus herein lief und hart gegen ihren Bruder prallte.


    Das Schluchzen machte sich Luft und erklang rauh und herzzerreissend, doch Fabia brauchte einen Moment, bis sie begriff, das Crispus vor ihr stand. Und dann schlang sie die Arme um ihren Bruder und barg das Gesicht an seiner Schulter.

    Fabia konnte nicht mehr. Mit aller Wucht brach der Schock und die Trauer über das junge Mädchen herein und so taumelte sie rückwärts zur Tür.


    Sie warf Fannia einen entschuldigenden Blick zu, Valeria blickte sie traurig an und dann verschwand sie aus dem Raum. Tränenblind lief sie den Weg zurück den sie vor einiger Zeit gekommen war, zurück zum Eingang, um das Haus wieder zu verlassen.