Beiträge von Hedda

    Wenn noch mehr da gestanden hätte, hätte sie auch das genommen um ihrer imensen Wut Luft zu machen. Am liebsten hätte sie alles gegen die Wand geschmissen, einfach alles.
    Dann ertönte die Stimme und sie sah auf. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht und Hedda wurde sich bewusst was sie für einen Lärme gemacht hatte und dann erinnerte sie sich auch, dass er ja so oder so auf den Weg hier her gewesen sein musste schließlich hatte man ihr aufgetragen das Essen zu bringen und das lag nun zu ihren Füßen auf dem Boden. Da musste er sich jetzt weit bücken wenn er Hunger hatte, doch zum Scherzen war ihr grade nicht.
    Ein Unfall, sagte sie leise und warf nur einen kurzen Blick an die Wand wo auch noch Scherben des Bechers lagen und man deutlich sehen konnte, dass das auf keinen Fall ein Unfall war.

    Hedda hatte Glück, dass der Herr des Hauses noch nicht im Triclinum saß. Ein lautes Scheppern halltte aus dem Triclinum als Hedda das Tablette auf den Steinboden hatte fallen lassen. Das ganze Essen was darauf gewesen war lag nun auf dem Boden zusammen mit den Scherben der Tonplatte die sie getragen hatte. Zorn stieg in ihr auf, weil ihr das passiert war. Sie war halt keine Sklavin die zum bedienen da war und konnte das nicht und sie wollte das nicht.
    Die Wut packte sie so sehr, dass sie über den Haufen von Essen und Scherben stieg und nach einem der Tonbecher auf dem Tisch griff um diesen gegen die Wand zu schmeißen. Ihre Tat befreite sie etwas von ihrer innerlichen Wut und doch kochte sie noch und wollte diese verdammte Arbeit einfach nicht mehr machen. Sollten sich andere um das Wohl des Herrn kümmern aber sie dachte nicht daran ihm alles nachzutragen. Er hatte doch zwei Hände und zwei gesunde dazu, er war alt genug sich sein Essen selbst zu holen und brauchte doch keine Sklaven dazu. Sie war keine Sklavin, sie war einfach keine Sklavin.

    Aus ihm konnte sie auch nicht schlau werden und sie wusste einfach nicht ob sie ihm vertrauen sollte oder nicht. Es tut weh aber ich werde schon arbeiten können keine Sorge, rutschte es ihr raus und etwas schroffer als sie beabsichtigt hatte. Um es ihm zu zeigen begann sie ihre Finger ganz langsam zu bewegen was ihr aber sichtlich schwer fiel da genau die Stellen wo die Knochenglieder waren offen waren. Bis morgen wird das schon wieder besser sein und es wird mich auch nicht beeinträchtigen. Das musste einfach gesagt werden denn es kam ihr einfach so vor als hätte er sie das nur gefragt um zu wissen ob sie arbeiten konnte.

    Diese Idee fand sie irgendwie lächerlich, denn der Legat nahm es den beiden doch sicher nicht ab, dass Hedda, die nicht richtig schreiben und lesen konnte, dem Sklaven etwas beibringen wollte. Der würde ja sofort merken, dass an der Sache etwas faul war deswegen schüttelte sie energisch und doch mit einem etwas spöttischen Lächeln den Kopf.
    Wir werden nicht zu ihm gehen und ihn fragen. Sag mal gehst du immer gleich zu dem Kerl und fragst ihn um Erlaubnis auch wenn du die Latrinen benutzen musst. Wir werden einfach in sein Arbeitszimmer gehen wenn er schläft und dann holen wir uns was wir brauchen. Er wird es nicht merken und uns keine dummen Fragen stellen. Für Hedda stand das schon fest und ihr Ton erlaubte auch keinen Widerspruch von ihm.

    Widerwillig tat sie das was man ihr sagte und heute musste sie das Essen servieren. Es war eine Arbeit die nur Sklaven machten nur war das Problem, dass sie sich nicht als eine Sklavin ansah. Die Sklaven die hier lebten waren ihr egal und sie redete mit den anderen fast kein Wort und ging ihnen aus dem Weg, nur Phaeneas hatte es geschafft sich etwas an sie heranzuwagen aber das war es dann auch.
    Ihrem Herrn versuchte sie auch aus dem Weg zu gehen damit er ihr nichts auftragen konnte, aber das aus dem Weg gehen war bei einem Essen sicher etwas schwer und so brachte sie ein Tablett mit verschiedenen Speisen in das Triclinium.

    Hedda fiel ein Stein vom Herzen als sie das hörte. Es würde ihr schwer fallen den Brief zu schreiben, aber sie bekam das sicher hin. Viele Worte brauchte sie nicht der Centurio würde schon wissen was sie damit ausdrücken wollte.
    Wann kann ich anfangen zu schreiben? Kommen wir so leicht an die Sachen ran? Ich glaube nicht, dass man einem Sklaven gestattet einfach Pergament und Tinte sich zu holen. Das war dann schon wieder ein weiteres Problem dem sie gegenüber standen.
    Sicher gab es einen Schlüssel zu Hedda aber der war so tief versteckt, dass man dazu sehr weit graben musste.

    Sie wusste auch nicht wie sie jemals reden konnte wenn sie zum Schweigen verdonnert war. Sie hasste dieses Leben schon jetzt, hasste die Menschen die ihr das antaten. Hedda wollte einfach nur noch weg von hier, denn sie wusste, dass sie das alles nicht überleben würde. Irgendwas würde passieren, dass wusste sie ganz tief in ihrem Herzen.
    Zögerlich löste sie ihre Hand aus der eigenen und streckte sie ihm entgegen. Das geht schon ist nur halb so schlimm. Ich kenne schlimmeres. Und das kannte sie wirklich!!!!!

    Ich werde nichts reinschreiben was dich in Bedrängnis führen könnte. Ich habe ihm viel zu verdanken und das möchte ich ihm sagen unter anderem. Wenn man von den Wunden auf ihrem Rücken absah die er ihr zugefügt hatte und die anderen Schläge dann hatte er wirklich nur versucht sie auf die grade Bahn zu bringen. Sie hoffte, dass er ihr nun glauben würde und sie schreiben durfte.

    Sie lehnte mit ihrem Rücken wieder an der Säule und hielt sich ihre Hand. Verneinend schüttelte sie ihren Kopf. Bitte frage mich nicht so viel aus. Ich darf nicht reden, nicht über diese ganzen Sachen. Ich hatte nur meine Schwester und bin an die falschen Menschen geraten. So könnte man es nennen und nun bin ich hier. Alles andere kannst du dir selber zusammenreimen wenn du es möchtest. Hedda wusste, dass es sicher gut täte wenn sie jemanden hätte mit dem sie über das alles sprechen konnte, aber das durfte sie nicht, denn wenn das der Legatus erfahren sollte gab es ganz sicher Ärger und den wollte sie im Moment noch vermeiden auch wenn er irgendwann unausweichlich war.

    Auch das war eine Möglichkeit aber dann müsste sie ihm alles sagen was sie aufschreiben wollte. Ihre schriftlichen Kenntnisse waren nicht die besten und auch das Lesen war sehr schlecht, deswegen würde sie Probleme haben einen wirklichen Brief zu verfassen, aber es gab Dinge die wollte sie nur ihm sagen. Hedda überlegte und seufzte dann. Sie wollte niemandem vertrauen und schon gar nicht einem Sklaven den sie eigentlich nicht kannte.
    Ja du weißt was ich haben möchte, aber ich kann dir nicht alles sagen was ich ihm gerne schreiben möchte, aber es sind sicher keine schlimmen Sachen und wenn ich etwas schreibe darf es kein andere lesen oder bekommen. Kannst du mir das garantieren? Vielleicht war es auch unnötig sich solche Gedanken zu machen, denn wenn man ihn nicht gehen ließ dann hatte sich das auch mit einem Brief erledigt. Auch überlegte sie wie sie alles umschreiben könnte falls sie es ihm doch mündlich sagen musste denn er durfte ja nicht wissen um was es wirklich ging.

    Er besitzt mich aber ich sehe ihn nicht als meinen Herrn an. Ich werde ihm nicht dienen, nicht mit meinem Herzen oder meine Seele. Ich werde machen was er sagt, aber ich werde es niemals für ihn machen. Und eines Tages wer weiß was ich machen werde, sagte sie dann noch nachdenklich und war sich grade nicht bewusst, dass Phaeneas das ganz anders auffassen konnte oder es verpetzen konnte, was ihr aber egal war.
    Hedda sah ihn verwundert an, denn es wunderte sie einfach, dass er ihr helfen wollte. Er kannte sie doch gar nicht und wusste nichts über sie und vor allem wusste er nicht was sie alles getan hatte oder noch bereit war zu machen.
    Du hättest etwas gut bei mir wenn das klappt. Es ist für mich einfach wichtig, dass er einen Brief bekommt, dass ich meine Kette bekomme. Sie ist das einzige was ich von meiner Schwester habe. Wenn er aber hier raus kam, vielleicht konnte sie es irgendwann auch schaffen mit seiner Hilfe.

    Hedda presste ihre Kiefer zusammen und riss sich am Riemen, denn am liebsten hätte sie ihn angeriffen um ihm ihre Worte einzuprügeln. Ich...werde....niemals.....mehr.....frei.....sein knurrte sie ihn an und hoffte, dass er es endlich verstehen würde. Hedda war eine Gefangene auf Lebzeiten und auch wenn sie sich hier zu einer super SKlavin entwickeln würde, würde man sie nie wieder frei lassen, denn Rückfälle gab es ja immer wieder. Verstehe einfach, ich bin nicht nur einfach eine Sklavin! Ich bin jemand mit dem man sich am besten nicht anlegen sollte. Und wieder hoffte sie, dass er auch ihre versteckte Drohung verstand und es niemals versuchen würde sich mit ihr anzulegen.
    Sie wurde umgebracht. Ein Römer hat sie getötet vor den Augen des Centurios. Kaltherzig sind diese Römer, alle zusammen. Keiner ist besser als der andere und sie sind schlecht und einfach nur Abschaum!
    Ihre Hand pochte immer schlimmer und erst jetzt bemerkte sie,dass sie sich die Knöchel an der Hand aufgerissen hatte. Es blutete kaum aber dafür brannte es umsomehr. Ihre Tränen waren immer noch nicht ganz getrocknet und sie schimmerten in ihren Augen weiter.

    Hedda kannte niemandem den sie vertrauen würde, denn denen den sie vertraute hatten sie alle hintergangen. Der Centurio war der einzige der es irgendwann geschafft hatte Vertrauen von ihr zu gewinnen, aber jemand anderes hatte das nie ausser ihre Schwester. Das Vertrauen zu ihr stand nie ausser Frage und sie hätte ihr Leben in ihre Hände gegeben so wie ihre Schwester ihres gegeben und verloren hatte. Hedda wusste sie hatte ihre Schwester nicht gut genug beschützt und das nagte noch heute an ihr auch nach so vielen Monaten. Sie hatte ihre Schwester auf dem Gewissen, da war sie sich sicher.
    Ja du kanntest viele, aber ich kenne oder kannte nur die, die einen hintergingen. Irgendwann wird man immer mal hintergangen und lieber vertraue ich nur mir als wem anderen.


    Ihr Blick wurde wieder etwas finsterer denn sie würde Lucianus nie als ihren Herrn ansehen. Es ist dein Herr nicht meiner. Er mag mich besitzen aber ich diene ihm nicht. Es ist ein sehr persönlicher Gegenstand.......die Kette meiner toten Schwester gab sie nach kurzem Zögern dann doch zu.

    Und sie saß doch schon längst in einer großen Falle aus der sie sich niemals befreien konnte. Sie war gefangen in einem Käfig aus dem es kein Entrinnen gab. Ich bin misstrauisch weil man niemandem vertrauen darf, man kann nur sich selber vertrauen, denn man hintergeht sich nicht alleine, es sind immer die anderen die das machen.
    Hedda schaute wieder an dem Sklaven vorbei und suchte dabei einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand wie sie es immer im Carcer gemacht hatte.
    Du kennst deinen Herrn besser als ich. Wird er mir eine Falle stellen? Sicherlich schon oder? Ich weiß nicht wie ich auf ein Nein reagieren würde, deswegen wäre es vielleicht besser ich finde einen anderen Weg um dem Centurio einen Brief zukommen zu lassen.

    Er konnte sie ja nicht verstehen, wie auch? Er wusste nichts um ihre Geschichte und, dass sie fast ein Jahr lang in einem Carcer gesessen hatte, dass sie nur das Licht gesehen hatte als man sie strafte. Er wusste nicht wie ihr Rücken aussah, ihr Körper, ihre Seele, er wusste nicht was sie bereute und was nicht. Er konnte sie doch nicht verstehen und würde es auch niemals.
    Vielleicht wollte er ihr wirklich nichts böses, wie auch der Centurio ihr nichts mehr böses wollte zum Ende hin, aber Hedda konnte niemandem vertrauen.
    Es wird sicher nichts anders werden, denn meine Freiheit habe ich für immer verloren, mein Leben habe ich verloren, meine Schwester habe ich verloren, ich habe alles verloren, auch mich.
    Sie hasste sich dafür, dass sie so weinerlich hier stand und solch eine Schwäche vor ihm zeigte.

    Seine Worte trieben sie nur weiter in ihrer Wut und Bilde blitzten vor ihren Augen auf wie sie sich auf den Sklaven stürzte und ihm endlich die Klappe stopfte. Warum sprach er vo Dingen von denen er keine Ahnung hatte?
    Durch einen brennende Tränenschleier sah sie ihn an und war seinem Spott, denn nichts anderes war es in ihren Ohren, hilflos ausgeliefert.
    Es kostete sie viel Mühe und Kraf als sie versuchte aufzustehen und es dann auch schließlich schaffte.
    Ich hatte die Möglichkeit zu wählen und habe mich gegen den Tod und für dieses Leben entschieden, aber ich weiß ich werde es nicht duchstehen, ich werde es einfach nicht durchstehen! Und wen ich die Möglichkeit hätte würde ich es vielleicht wirklich mit einem erneuten Todesstoß versuchen, aber du hast doch einfach keine Ahnung, absolut keine Ahnung schrie sie ihn wieder an, presste die Hand an ihre Brust und weinte was nicht ihre Art war.

    Er hatte recht und da hätte sie auch selber drauf kommen können, nur war es auch sicher, dass er gleich wissen würde, dass es ihr wichtig war an diese Kette zu kommen, also war sie eigenlich am Anfang angekommen. Er wird es aber ganz sicherlich wissen wenn ich ihn drauf anspreche denn wenn es mir nicht so wichtig wäre dann würde ich wohl kaum ausgerechnet zu ihm gehen. Er wird es bestimmt nicht zulassen oder es dann halt gegen mich verwenden. Eines von beiden das ist sicher.

    Nenne mich nicht verrückt sagte sie kraftlos und schloss ihre Augen. Die Bilder von ihrer Carcerzeit drangen wieder in ihr Gedächtnis. Man kann sich nichts stellen was man nicht mehr besitzt. Ich habe keine Zukunft und werde nie wieder eine haben und ein Leben habe ich seit einem Jahr nicht mehr. Ich bin eine lebendige Tote schrie sie ihn fast an, während Tränen ihre Wangen hinunterliefen und sie zu ihm aufsah.

    Darauf eine antwort zu geben war schwer, auch wenn sie es ja wusste. Lange sah sie den Sklaven einfach nur an und nickte dann. Ich habe Angst vor ihm! Vor Römern kann man nur Angst haben, denn sie bringen einfach nur Unglück und sie brechen ihre Versprechen. Wieder wanderte ihre Hand über ihr Gesicht und blieb etwas auf ihren Augen liegen als würde sie nachdenken. Du scheinst noch viel lernen zu müssen in einigen Dingen. Alles kann gegen dich verwendet werden wenn du etwas sagst. Wenn jemand weiß, dass es etwas gibt was du unbedingt haben willst, dann bist du ein gutes Opfer, verstehst du auf was ich hinaus will?

    Der Schmerz konnte wenigstens für eine ganze Weile ihre Gedanken und Ängste betäuben. Doch auch der Schmerz würde irgendwann wieder nachlassen und die Gedanken mit heftigster Wucht wiederkommen das wusste sie. Die Säule dir ihre Stirn kühlte schaffte leider nicht große Abhilfe und sie konnte ihre Finger nicht mehr bewegen, allerdings war nichts gebrochen.
    Er wird keine Geduld mit mir haben, flüsterte sie und kämpfte gegen ihre Tränen der Verzweiflung und Schmerzen an.
    Sie konnte sich hier nicht anders fühlen als wie im Carcer in ihrer Zelle, auch wenn sie hier den Himmel sehen konnte.
    Ganz, ganz langsam sank sie einfach in die Knie und kauerte sich neben die Säule hin ohne ein Wort zu sagen und presste ihre schmerzende Hand gegen die Brust.