Beiträge von Tiberius Helvetius Marcellus

    Marcellus saß an diesem Abend in der Taberna. Es wurde wieder einmal der klägliche Sold ausgezahlt und Marcellus wollte ihn gleich umsetzen gehen. Das Gesöff, welches in dem Lager ausgeschenkt wurde, war einfach zu sauer. Nun wollte Marcellus seinem Gaumen mal wieder etwas richtiges gönnen, bevor er gar keinen Geschmack mehr empfinden könnte. Er bestellte sich einen Krug Wein und einen Eintopf, der aus irgendeiner Art Fleisch bestand. Er wusste nicht, was sich genau in dem Topf befand, aber es war ihm auch egal. Sein Magen war an alles gewöhnt und rebellierte schon lange nicht mehr. Die Taberna war recht gut gefüllt. Er erblickte auch einige andere Männer, die nach Milites aussahen. Er hatte sich in eine Ecke gesetzt, denn er genoß die Abgeschiedenheit. Während er so seinen Eintopf schlürfte, sah er sich die Gestalten genauer an. Da waren zwei Herren, die würfelten. Hinter diesen standen einige weitere Männer, anscheinend Freunde von den Spielern. Marcellus sah auf den Tisch, auf dem sich die Sesterzen nur so stapelten. Marcellus schätze die Summe auf einen Jahressold. Plötzlich begann sich der eine Spieler aufzuregen und eine Diskussion entbrannte. Die Spieler wurden immer lauter und plötzlich zog der eine den anderen über den Tisch und verpasste den anderen eine. Münzen und Würfel flogen vom Tisch auf den Boden. Sofort begannen einige die Münzen einzusammeln, während sich die zwei Spieler 'unterhielten'. Marcellus schaute sich dies amüsiert an. Mit so einem Schauspiel hatte er nicht gerechnet. Er dachte gar nicht daran, einzuschreiten. Er war nicht im Dienst und war nur ein Probatus. Er erinnerte sich an die Worte seines Tribunen, dass er ja noch nicht bereit war. Es entwickelte sich eine kleine Schlägerei. Jetzt nicht nur zwischen den Spielern, sondern auch zwischen den Männern, welche die Münzen an sich reißen.


    Sim-Off:

    Wer will darf einsteigen! Aber liebe Kameraden der CU! Kommt bitte nicht sofort und beendet diese Prügelei! Das wäre nicht nur langweilig, sondern auch ziemlich unrealistisch!;)
    Lieber mitprügeln und etwas RPG bzw. Spaß haben! :D

    Marcellus nickte. Vielleicht hatte sein Körper wirklich kein starres Konstrukt gebildet und dadurch an Zielgenauigkeit verloren. Er redete sich ein, dass sein Körper eine klare feste Linie ergeben müsste. An seinem Krafteinsatz konnte es nicht gelegen haben... Marcellus griff nach einem Pilum, balancierte es in seiner Hand aus und studierte den Bewegungsablauf mit dem Pilum ein, ohne zu werfen. Er wollte es erst in Fleisch und Blut haben, bevor er warf. Wenn er beim Wurf an die genaue Technik denken müsste, dann würde er sich nicht auf das Ziel konzentrieren können und das Ergebnis wäre noch schlechter. Als er sich sicher war, dass er es nun drauf hatte, holte er aus und warf auf das zweite, mittlere Ziel und traf das Kreuz. Zwar nicht genau in der Mitte, aber wenn dort ein Mensch gestanden hätte, dann hätte er durchaus Schaden genommen. Dann nahm er ein weiteres Pilum und warf auf das letzte Ziel und traf auch dieses Kreuz. Marcellus wandte sich wieder an seinen Ausbilder. "Genug der Übung?"

    Marcellus sah den Princeps ungläubig an. Was gab er da von sich? Er nahm schweigend das erste Pilum und warf auf das erste Kreuz, dass am nächsten war. Er schätzte Kraft und Entfernung anhand des vorhergegangenen Zieles ab warf und traf das Kreuz fast in der Mitte. Dann nahm er das zweite Pilum. Dieses Mal würde er mehr Kraft benötigen. Er holte aus und warf das Pilum. Er hatte wieder zu viel Kraft eingesetzt und das Pilum flog einen guten Meter weiter. Er seufzte kurz und nahm dann das dritte Pilum, wog es noch einmal in seiner Hand, änderte seine Grifftechnick ein wenig, holte aus und warf. Das Pilum flog durch die Luft und streifte das Kreuz an seinem äußersten Punkt, ehe es über den Boden glitt. Er blickte von dem Pilum zu seinem Ausbilder.

    Er wog es nochmal in der Hand. "Nun, es eignet sich sicherlich auch gut dazu, einen Flüchtigen zu stoppen!" Marcellus grinste. Doch würde man wohl nur noch wenig von dem auf der Flucht befindlichen haben, wenn er ein Pilum im Rücken stecken hat. Abschätzend wippte er mit dem Kopf. "Aber ich glaube, ein Mann mit einem Pilum im Rücken redet nicht mehr viel, spart aber Platz im Carcer!" Er sah sich um und erblickte seinen 'Feind'! Er hatte selten mit solchen Wurfwaffen gekämpft, hatte das eine oder andere Mal aber einen Speer in den Händen gehabt. Diese waren aber etwas anders ausgwogen. Marcellus setzte seinen linken Fuß nach vorne, seinen rechten etwas nach hinten, beugte seinen Oberkörper nach hinten und holte mit dem Arm aus, dann schnellte sein Oberkörper mit seinem Arm nach vorne und das Pilum flog und flog... Das Pilum war leichter, als er gedacht hatte. Das Pilum flog circa einen Meter neben dem Ziel über dieses hinweg. Marcellus müsste es mit weniger Kraft probieren. Er nahm ein zweites Pilum und dieses flog weniger weit. Es schlug circa einen halben Meter vor dem Ziel auf.

    Marcellus kam sich richtig bescheuert vor. War er hier im Theater? Er griff nach dem Pilum und betrachtete es. Anders als bei einem Speer, bestand die Spitze aus Wicheisen und verbog sich in ihrem Ziel. Er setzte das Pilum vor seinen Fuß und senkte dann den Arm ab. Das 'vor dem Bauch halten' ersparte er sich. Wer das nicht konnte, der hatte hier garantiert nichts zu suchen. Dann nahm er das Pilum wieder auf udn wog es in der Hand. "Schätze, wir kommen nicht in den Genuss, dieses Ding in den belebten Strassen zu werfen, stimmts?"

    Marcellus ignorierte die Bemerkung von Nepos. Er wollte sich den Spaß nicht nehmen lassen. Wären sich Nepos und er nicht etwas näher gekommen bei dem 'Training', dann hätte Marcellus einige böse Worte ausgespuckt. So war es nur ein Traubenkern, der durch die Luft flog und knapp sein Ziel verfehlte. "Scheiße!" Der Kamerad, mit dem er spielte grinste. Doch als Marcellus ihn böse ansah und er gerade dem grinsenden Kameraden seine Meinung einprägen wollte, schaute der schnell wieder normal. Marcellus nickte innerlich. Der Kamerad holte auf und traf mit dem Traubenkern seinen Helm. Nun würde Marcellus sich anstrengen müssen. er blickte sich in dem Raum um. "Na was ist mit euch? Will noch jemand mit einsteigen?"

    Marcellus öffnete wieder seine Augen und schaute sich um. Wer hatte nach ihm gerufen? Da erblickte er einen Mann unweit von sich. "Kamerad? Wie kommst du darauf, dass ich dein Kamerad bin?" Manche Menschen nutzten das Wort 'Kamerad' nur als Floskel, doch hier war er sich dessen nicht sicher. War dies auch ein Miles? Er rückte etwas herüber, hielt aber immer noch etwas Abstand. "Deswegen bin ich ja auch hier! Irgendwo muss man ja mal seine Ruhe finden, wenn schon nicht im Contubernium!"

    Marcellus sah dem schweigsamen Kameraden nach und spuckte einen Traubenkern im hohen Bogen durch die Luft in den Helm eines Kameraden, der sich sofort lauthals beschwerte. Marcellus grinste triumphierend. Er konnte es noch. "Na, wer will sich denn da wegen eines kleinen Traubenkernes so aufregen, Kamerad! Spar dir deine Kräfte für den Drill durch den Centurio! Ich wette mit dir, du kannst nicht so gut spucken wie ich!" Der Kampfgeist des Kameraden war geweckt. Er stand auf und stellte seinen Helm in die Mitte des Raumes und spuckte selber auf den Helm, traf aber nicht. "Ach komm schon! Um eine Flasche Wein!" Marcellus aß noch eine Traube und spuckte wieder. Er traf knapp den Helm. Der Kern traf den Wangenschutz und kullerte in den Helm. Marcellus grinste weiter....

    Es war später Nachmittag und Marcellus hatte frei. Das Training schlauchte, doch er wollte es schnell hintersich bringen. Er hatte es satt, nur in dem Lager herumzuhängen und auf Holzpflöcke einzuschlagen. Da hätte er auch in Africa bleiben können um für seinen Händler weiterzuarbeiten. Die Bezahlung war besser, wenn auch die Arbeit nicht immer rechten Dingen war. Er hatte es fort einfach nicht mehr ausgehalten. Der Brei hing ihm auch schon zum Halse raus, so dass er sich von seinem Sold gerne mal gutes Fleisch kaufte, wie er es in Africa auch bekommen hatte. Er hoffte, dass er die Ausbildung bald hintersich bringen konnte. Für heute war erstmal Schluss! Er ging in die großen Thermen um sich zu entspannen. Er entledigte sich seiner roten Tunika und seines Gürtels und ging in die Baderäume. Sein Oberkörper war immer noch braungebrannt, wenn auch nicht mehr so stark, wie einst in Africa. Doch deutlich sichtbar waren an seiner Seite immer noch die Narben, die er einst aus einem Kampf davon getragen hatte. Er ließ sich ins heiße Wasser gleiten und schloss die Augen für einen Moment.

    Marcellus lag gelangweilt auf seiner Pritsche, als er den bepackten Miles in der Türe sah. Er lauschte seinen Worten und seine sonst so finstere Miene erhellte sich. Endlich mal etwas anderes, als diesen Brei, den es täglich zu essen gab. Er ging auf den Korb zu, nahm sich ein Laib Brot heraus, brach ein Stück ab und warf es Nepos, seinem Kameraden zu. "Hier, bevor wir noch alle vom Fleisch fallen!" Dann nahm er sich selbst ein Stück und warf sich auf seine Pritsche. Dazu einen kräftigen Schluck Wein.

    Marcellus wunderte sich über die Frage des Kameraden. War sie ernstgemeint oder war dies wieder ein Spiel. "Du willst mir doch nicht ernsthaft weis machen, dass die Probati hier alle gut behandelt werden! Gerne versucht man sie doch zu Dingen zu bewegen, die man selbst nicht gerne tut. Sei es kochen, putzen und und und. Später, wenn die Probati dann Miles sind, machen sie das selbe mit den neuen Probati! Ich habe gehört, dass sei so eine Art Tradition!"Marcellus kannte sie nur zu gut. Vielleicht war es in seiner Söldnertruppe aber noch etwas anders gewesen. Da waren die Sitten noch etwas rauer, die Machtkämpfe etwas intensiver.

    Marcellus nickte. Die Fehde war beigelegt, der Machtkampf anscheinend zu ende. Marcellus konnte sich behaupten und wurde anscheinend nun durch den Miles akzeptiert. "Empfangt ihr jeden Neuling in der Einheit so oder wird das nur bei einzelnen versucht?" sagte er scherzend. Auch wenn es ihm ernst war. Er hatte es aber in Africa selbst nicht anders gemacht. Marcellus spürte den Schlamm auf seine Beine spritzen, wagte es aber nicht hinunterzuschauen. Er würde noch früh genug seine Stiefel zum schrubben in den Händen halten.

    Marcellus lief los. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht. Er gewann ein wenig Abstand zu seinem 'Kameraden', lief dann allerdings etwas langsamer und hielt mit ihm das Tempo. Dann schlug er seinen Kameraden gegen die Schulter. "So, darf ich wenigstens den vollen Namen meines Kameraden und Leidensgenossen erfahren?" Marcellus sah ihn an und grinste. Das Wetter war fürchterlich, aber so bekamen sie wenigstens ihre Abkühlung. "Ist der Tribun immer so aufmerksam?"

    "Für Kaiser und Rom!" wiederholte er. Dann nahm nochmals Haltung an, machte auf der Stelle kehrt und verließ das Officium. Draußen dachte er noch ein wenig nach, während er auf dem Weg zur Unterkunft war. Er glaubte nicht daran, dass hier in Roma alles seine Ordnung hatte. Hier würde es zugehen, wie woanders auch. So hatte er Verständnis für die Worte des Tribunen. Man musste nach außen hin den Schein bewahren. Ja, da war er sich sicher.

    Marcellus fragte sich, wann er sich gegenüber einem Vorgesetzten falsch verhalten hatte. Anscheinend war dies nur Schikane, wie alles, was ein Probatus über sich ergehen lassen musste. "Keine Fragen, keine Kommentare, Tribun!" Er wartete auf seinen Kameraden und machte sich laufbereit.

    Marcellus ließ die Rede über sich ergehen, zeigte aber nach außen aufrichtiges Verständnis für die Worte des Tribunen. Es waren immer die gleichen Worte, die Offiziere einem entgegenbrachten. Diplomatie war ein Begriff, der in den Gassen unbekannt war. Marcellus hatte seine eigenen Vorstellungen von 'Diplomatie'. In Africa hatte er damit Erfolg und hier würde es nicht anders sein. Doch er merkte sich, dass er vorsichtig sein musste und sich gezwungerner Maßen an die bestehenden Gesetze und Vorgehensweisen halten musste. "Ich habe verstanden, Tribun! Sei dir gewiss, dass ich der Einheit nicht schaden werde! Mir ist Ehre und Loyalität durchaus ein Begriff! Bei Kaiser und den Göttern!" Marcellus schlug sich auf die Brust.