Ich kam am Capitol vorbei, dem Tempel der göttlichen Trias. Ein sanfter Windstoß fegte vereinzelte Blätter über das Plateau. Der Platz vor den Tempelanlagen war sauber und rein. Hier oben war Rom Rom und die Ruhe, die sich zwischen den in der Sonne sich reflektierenden Giebeln und Dachspitzen der Gotteshäuser entfaltete, ließ viel vom sonst so gewöhnlichen Trubel - nein, nennen wir es eher Lärm - vermissen. Der Blick über das Forum Romanum von der Rückseite der Tempel, er war versperrt von dem Concordia-Tempel. Die Cura ragte es als monumentaler, roter Bau hervor wie ein Klotz, als sei er für die Ewigkeit gebaut, die Jahrtausende dabei überdauernd. Rechts erhob sich die grüne Lunge, die Gärten am Palatin, Sitz der Administration des Kaisers und einiger privilegierter Familien. Die Abwesenheit des Kaisers, südlich von Rom im Golf von Campanien, bei Misenum, hatter er sich niedergelassen, schaffte eine Ruhe in der Urbs. Die Praetorianer patrouillierten weniger und so konnten Roms Bürger aufatmen.
Von der Anwesenheit des Kaisers hatte ich in Misenum erfahren. Das dortige Anwesen lag versteckt und gut bewacht. Einen Blick zu riskieren, das lag nicht in meinem Interesse, auch wenn mich die Neugier gepackt hatte. Ich wußte nicht viel von dem Kaiser, nur daß er ein Aelier war, aber selbst von denen wußte man nicht viel. Eine Aufsteigerfamilie jüngerer Zeit, die unter den Caesaren Karriere gemacht hatte. Aber es war gefährlich allzu laut, seine Meinung über diese Familie zu teilen. Trotz der Absentia eines großen Teils der Regierungsbürokratie, waren die Ohren des Kaisers überall.
Ich schlenderte am Tempel der Iuno vorbei, wo mir zwei weibliche Figuren vor die Füße liefen. Iuno, Beschützerin der Ehe. Vor ihrem Tempel auf weibliche Priesterinnen zu treffen, war nicht schwer.
"Salvete, mulieres ! Erweist Iuno uns ihre göttliche Huld ?"