Da Serenus (noch) nicht um die Probleme seines "Vormundes vom Dienst" und seiner Tante hinsichtlich des Familienzuwachses wusste nahm die Kommentare neutral auf und vermerkte sich in Gedanken Oma Agrippina im nächsten Brief zu informieren, dass sein Onkel und seine Tante ihre Bemühungen aufgrund des Geschenkes intensivieren wollten. So begnügte er sich seinen neuen Neffen und seine neue Nichte zu beobachten, während er auf den Hauptgang wartete und drei kleine Brothäppchen mit einer Art Kräuter-Rahmkäse, sowie zwei süß-sauer eingelegte Rübenstückchen verschnabulierte.
Beiträge von Lucius Flavius Serenus
-
-
Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
[...damit gerechnet hatte, dass der Flavier tatsächlich getroffen hätte.Serenus ließ missmutig die Schleuder sinken.
„Nun ja, mit der „Ehre“ ist so ein Schleuderstein schon zu vereinbaren, denn Ehre ist bekanntlich etwas, das man biegen kann, wie man es braucht. Das zeigt mir der Parthia-Feldzug. Und „Geschichte wird auch von Siegern geschrieben“ heißt es doch auch. Ein Beispiel, werter Senator Purgitius: Der Feind, die Parther, wurde laut Briefen meines Vaters, ein großer Kriegsheld dieses Krieges unter dem direkten Befehl des Augustus Ulpius, an meine Oma in Baiae nicht vernichtend geschlagen. Der Augustus ist jetzt tot, ganze Kohorten der Legionäre wurden aufgerieben und dennoch sind die Legionen, darunter die Legio I in der er als hochrangiger Offizier dient, einfach abgerückt. Die Legaten und der tote Augustus haben also ein Land, das man gerade erst erobert hat, einfach wieder den parthischen Besatzern überlassen. Aber habt ihr in der Acta oder sonst irgendwo von einer Niederlage oder dem Verlust der römischen Ehre und des Stolzes an einige parthische Bauern gehört oder gelesen. Also in Baiae hörte man darüber kein Wort und dort gibt es genug Patrizier und Senatoren in den milderen Herbst- und Wintermonaten, dass man damit neue Kohorten aufstellen kann. Ich sage euch auf dem gesellschaftlichen Anlässen bei meiner Oma Flavia Agrippina fiel kein negatives Wort. Dort versammelt sich immer alles was im Imperium gesellschaftlich von Rang und Namen und in Baiae ist. Und im Ergebnis wird irgendwann mein Onkel Flavius Furianus oder mein Vater Flavius Aristides als Legati zusammen mit Onkel Gracchus als Militärtribun auf dessen Weg zum Consulat noch einmal dorthin marschieren und wieder alles erobern. Irgendwie idiotisch erst etwas zu erobern, wieder weg zu gehen, um es wieder zu erobern. Wenn „Ehre“ und „Siegen“ also im Großen klappt, dann kann ich als Patrizier auch einen Schleuderstein im Kleinen vertreten.Und die Proleten und Barbaren der Aurata zeigen mir mit ihrem primitivem Brustgetrommel, dass man auch als kleiner Fan der Russata sich früh wappnen sollte. Man hat ja nicht immer seinen Onkel dabei, der die anderen verprügelt. Meinen Molosserkampfhund durfte ich ja nicht mitnehmen, der wartet bei den Sklaven an der Sänfte. Also gehe ich das mir mögliche Ziel an. Und jetzt ist das Rennen vorbei und ich habe den Fahrer verpasst. Mist! Na ja, man kann nicht alles im Leben haben.“
Ein vierter Platz für den Helden der Russata. Serenus machte ein enttäuschtes Gesicht, wie es nur Kinder fertig kriegen. An die verlorene Wette und das Geld verschwendete er natürlich keinen einzigen Gedanken.
Aus Frustration genehmigte er sich erst einmal einen weiteren Becher Honigwasser von einem der vielen mobilen Weinhändler, die in der Pause zwischen den Senatoren hin- und herliefen. Das Honigwasser war fast so teuer wie der Wein, was Serenus etwas verwunderte, aber es mundete. Die Senatoren hielten sich dagegen eher an den Wein. Seine Leibsklavin Dido trank aus reiner Solidarität zu ihrem Dominus ein Honigwasser mit. Und auch Onkel Gracchus bekam von Serenus einen Becher in die Hand gedrückt. Für Wein war es sicher noch viel zu früh für diesen. Ohnehin erlebte Serenus seinen Onkel als einen sehr mäßigen Trinker. Er war immer noch nüchtern, wenn Serenus sich bei Familienessen ins Bett verabschiedete. Außerdem rechnete er nicht damit hier guten Wein zu bekommen, denn der lagerte vermutlich komplett in den unendlichen Kellern der Villa Flavia, die er und Dido immer noch nicht ganz erforscht hatten. -
Mal am Wochenende anschauen, aber Luxemburgisch ist doch auch gut zu verstehen, wenn der Luxemburger langsam und deutlich spricht.
-
Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
Die Drohungen von Serenus gegen den jugen Nachwuchsfahrer der Russata ließen Macer wieder schmunzeln. "Warum soll dein Onkel ihm die Arme brechen? Willst du selber mal mit den Fahrern sprechen? Soll ich dich nachher mal mitnehmen?"[I]Ich habe mein letztes Taschengeld auf einen Sieg von Halil bei einem der vielen Wettmacher gesetzt, wobei ich natürlich einen Klienten von Onkel Flavius Aquilius ausgesucht habe. Der nahm meine Wette auch problemlos an, nachdem er meinen Siegelring gesehen hat. Ich erkannte ihn von den morgentlichen Aufwartungen in unserer Villa. Da stehen die Klienten immer bis weit vor die Porta in der Schlange. 2 Sesterzen und 8 Asse* habe ich gesetzt, mehr hatte ich für den nicht mehr einstecken. Ich zahle fast immer mit unserem guten Namen und selten mit Geld. Obgleich ich als Patrizier natürlich unermesslich reich bin, halte ich mich ein einen Grundsatz meiner Oma Flavia Agrippina: „Setze, als Sohn deines Vaters, bei Wetten auf Menschen und Tiere nie mehr als 10 Sesterzen!“ Und Oma ist die klügste Frau der ganzen Welt.
Aber ich würde sehr gerne zu den Fahrern einmal mitkommen. Onkel Gracchus will sicher auch mit. Das wird sicher ganz toll.“[/I]
Serenus strahlte über das ganze Gesicht.
„Onkel Gracchus, Senator Purgitius, mir scheint wir müssen jetzt aber erst einmal gegen Fortunatus Maßnahmen ergreifen. Dido, du versuchst ihn in der nächsten Runde mit einem Spiegel zu blenden und ich versuche ihn mit meiner Steinschleuder und einer bunten Glasmurmel vom Wagen zu holen. Das wird bei dem Tempo echt schwer, denn im Gegensatz zu einer Vase im Garten steht das Ziel ja nicht still. Mit etwas Glück überfährt Halil ihn dann sogar. Dann kommst du auch auf deine Kosten Onkel Gracchus.“
Serenus streckte die Muskeln seines 11jährigen Körpers und legte eine Murmel in seine Schleuder und machte sich bereit für die letzte Runde. Das würde ein echt schwieriger Schuss werden.
Sim-Off: *ist die Untereinheit von Sesterzen 100 n.Chr. noch 1 As oder schon 1 Denare?
-
Serenus, sein Hund Nero und seine Leibsklavin Dido standen vor dem Cubiculum von seinem großen Neffen Lucanus, denn gute Onkels brachten das wöchentliche Taschengeld vorbei. Außerdem war es immer wieder nett mal die Räumlichkeiten anderer Villa-Bewohner zu sehen.
KLOPF KLOPF
-
Huch! Na das war aber eine doppelte Überraschung. Endlich mal eine Sklavin die Serenus Kampfhund Nero süß fand. Die meisten Sklaven hatten Angst vor ihm, außer Hannibal und Dido. Und Sciurus schöpfte seine Furchtlosigkeit vor Nero sicher aus dem Umstand, dass er für seinen Herrn und den Geschäftsbetrieb der Villa zu wichtig war und sein Herr mit Serenus schlimm schimpfen würde, wenn der Hund ihm an die Tunika ging. Dabei war Nero sanft und harmlos wie ein Lämmchen, zumindest solange wie Serenus es befahl oder nicht in Gefahr war.
Aber diese Sklavin wusste nicht wer Serenus war? Das schrie ja geradezu nach einer schweren Bestrafung. Er würde mit seiner Nichte sprechen. 2 Wochen Spinat- und Gerstenbrei zu allen Mahlzeiten und Beteiligung an der wöchentlichen Wäschewascherei würden ihr Gedächtnis sicher schärfen. Beliebt war es auch die Böden aller Flure und Räume in der Villa zu schrubbern. Alles echte Knochenarbeiten.„Melde mich meiner Nichte Celerina an. Ihr Onkel Serenus wünscht sie zu sehen. Und wie ist dein Name?“.
Serenus lächelte die Sklavin freundlich und unschuldig an.
-
Serenus und sein Hund Nero hatten nach einigen Erkundigungen bei den Sklaven erfahren, wo seine große Nichte residierte. Und da er ein guter Onkel war brachte er seiner Nichte natürlich das wöchentliche Taschengeld vorbei.
KLOPF KLOPF
-
"Schön. Und was ist jetzt mit meiner Bezahlung? Oder einer Taschengelderhöhung von 10 Sesterzen durch Tante Antonia?"
Onkel Gracchus, der alte Fuchs und Politiker, hatte zwar eloquent versucht abzulenken, aber ohne Erfolg!
-
Serenus hörte sich die Startaufstellung an und war ausgesprochen irritiert. Da starteten teilweise alte Säcke bzw. Profis als Junioren?
„Schiebung! Betrug am Publikum! Steinigung! Das sind doch keine Junioren, die haben ja teilweise schon eine Glatze!
Russata! Russata! Halil, mach sie alle, fahr sie in Grund und Boden!“
Dann erinnerte sich Serenus, dass sein Onkel Gracchus ja ein grosser Freund von Dignitas und Gravitas war und er mäßigte sich etwas. Man war ja schließlich Patrizier. Aber nur solange bis er des Fahrers der Albata ansichtig wurde.
„Fettsack! Onkel Gracchus schau mal, wie fett der Fortunatus geworden ist. Und dann auch noch breite Wagenräder. Gib doch gleich auf! Du gewinnt nie!“
Serenus zückte eine kleine Fanfare als Ergänzung zum Russatawimpel.
„TUUUUUUUUUTUUUUUUU TU TU TUUUT“
Dann kam der Start und die erste Runde. Die Aurata war hinten, das war zu erwarten gewesen. Das war auch so ein Haufen, wo sich Qualität trotz Masse und Kaitaleinsatz nicht finden ließ. Aber die Russata lag hinten? Das roch nach Sabotage! Wäre ja nichts Neues gewesen, wenn diese Halunken von der Praesina da was gedreht hätten. Nur weil ihr Princeps der Führer der Praetorianer war meinten die sie könnten sich alles erlauben. Ah, da kam Halil ja endlich.
„Russata! Russata! Russata! AAAAAAAAAAH! Onkel Gracchus, hast du das gesehen? Quintus Arius, mieses Manöver. Er hat damit Halil die Chance genommen aufzuschließen. Arius, du Arsch mit Ohren! Na warte, dem werfen wir in der nächsten Runde eine Melone an den Kopf wenn er wieder vorbei zieht.“
Serenus schaute sich nach einem Melonenverkäufer um. Es gab viele Wein-, Fruchtsaft- und Süssigkeitenhändler, welche ihn und Dido bereits versorgt hatten. Wo war nur der Kerl mit den Honigmelonen hin gekommen?
Zu Beginn der 2. Runde war der Honigmelonenhändler noch nicht aufgetaucht und Serenus stand vor der schwierigen Frage, wie er oder seine Leibsklavin Dido die Fahrer der Aurata mit ihren mitgenommenen Schleudern vom Wagen holen sollten. So zwischen Onkel Gracchus und Senator Purgitius erschien das als schweres Manöver. Abschiessen und unerkannt untertauchen war da schwer. Obwohl Onkel Gracchus zumindest das Rennen extrem konzentriert zu beobachten schien. Und so kamen erst einmal die Führenden unbeschadet wieder vorbei. Ebenso Quintus Arius und Helios, welche auch direkt zeigten, dass sie mit sauberen Mitteln nicht gewinnen konnten, indem sie den Fahrer der Praesina gemeinsam abdrängten.
„Buuuuuuuuuuuuh! Abschaum!“
„TUUT TUT TUTUTUTUTUTUT“
Dann kam abgeschlagen Halil. Serenus war den Tränen nahe, aber ein Patrizier weinte nicht. Jedoch würde dies für Halil zweifelsohne Folgen haben. Das roch nach Bestechung des Fahrers und wie der erst die Zügel festhielt.
„Das gibt es doch nicht. Schaut euch das an. Warum lässt er den Pferden nicht mehr Spielraum? Wie hält der denn die Zügel? Das kann ich ja selbst mit meinem Ponyrennwagen im Garten der Villa besser! Fahr endlich, Halil, wir erwarten wenigstens einen 2. Platz. Sonst trau dich besser nicht wieder zurück in die Box. Ich lass dich von unseren Sklaven fertig machen! Mein Onkel Gracchus bricht Dir persönlich die Arme!“
Na also, Drohungen hatten mitunter schon einen erzieherischen Effekt. Halil gewann Raum und schob sich auf den 3. Platz vor.
„Ja, genau so. Und wenn dir Quintus Arius zu nahe kommt, dann ramme ihn aus der Bahn. Keine Gnade. Russata! Russata! Russata! Ha, Onkel Gracchus hast du das gesehen!“Aufmerksam verfolgte Serenus das Geschehen auf den Rennbahn und nahm sich vor das nächste Mal mit Onkel Gracchus eher in den Fanblock der Russata zu gehen. Onkel Gracchus wirkte etwas steif und traute sich wohl nicht so recht etwas aus sich heraus zu gehen.
„Mögen Juppiters Blitze die Aurata treffen. So eine Fahrweise ist doch eine Beleidigung für das Publikum! Zum Kanalreiniger in der Subura hat es bei Quintus Arius wohl nicht gereicht, da bleibt ja nur Fahrer für die Aurata übrig. Halil, du Weichei, ramm ihn endlich weg!“
Serenus warf einen Blick auf seinen Onkel Gracchus, der mit angespanntem Gesicht auf die Rennbahn starrte und wandte sich an seine Leibsklavin.
„Öhm, Dido, ich glaube du solltest Onkel Gracchus mal ein Honigwasser besorgen gehen. Er wirkt etwas mißmutig. Ich glaube die ersten 4 Runden haben ihn nicht sonderlich angesprochen. Zuwenig Blut und Unfälle."
Natürlich ging Serenus fest davon aus, daß sein Onkel nur auf Gladiatorenspiele stand. So sprach er ihn in tröstenden Worten an.
"Onkel Gracchus, blas doch ein paar Mal in meine kleine Fanfare. Das macht echt Laune. Und wenn wir uns später mit den Fans der anderen Mannschaften geprügelt haben, dann gehen wir noch am Forum etwas Essen und in eine Therme und spazieren über das Forum. Und in ein Theaterschauspiel gehe ich dann in Zukunft auch alleine, denn dort geht es viel zivilisierter und ruhiger zu. das gefällt dir sicher nicht. Also wenn ich gewusst hätte, daß du so sehr auf blutige Gladiatorenspiele stehst ... Du mußt dich ja echt langweilen. Mit Toten ist leider kaum zu rechnen, aber vielleicht haben wir ja Glück und es gibt einen tollen Fahrunfall. Und wenn uns die Götter absolut wohl gesonnen sind dann schleifen die Pferde den verünglückten Fahrer noch einige Runden durch die Bahn."
-
Asny kann wie Hannibal sprechen? Also Griechisch, was du eigentlich auch inzwischen können solltest, ebenso wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Dein griechischer Akzent kann dir übrigens egal sein. Mir ist aufgefallen, dass darauf nur die total eingebildeten Leute achten, die glauben wie wunderst schlau sie sind. Die restlichen 95 von 100 Leuten sind zufrieden, dass man sich mit jemanden gut unterhalten kann und selber verstanden werden. Wichtig ist nur, dass du die Sprache verstehst. Viele Leute unterhalten sich vor Sklaven oft auf Griechisch, weil sie glauben, dass diese es nicht verstehen und so kannst du alles gut mitkriegen.
Ich glaube aber nicht, dass Asny Papas neue Leibsklavin wird. ** Ohne Hannibal ist der aufgeschmissen. Sicher kriegt Asny zum gegebenen Zeitpunkt eine nette Schleife umgebunden und dient als Geschenk für Claudia Epicharis.
Es gibt Tage da schäme ich mich für meinen Vater. Er kann ja nicht mal richtig Griechisch oder gescheit Lesen und Schreiben. Und wünsche mir Onkel Gracchus wäre es an seiner Stelle. Aber der ist immer so steif und spießig und oberkorrekt.
Mein Vater wird aber nach seiner Rückkehr nicht viel zu lachen haben, denn Oma ist ungehalten. Er soll endlich mal politisch in die Spur kommen und Erfolge verzeichnen. Zumindest habe ich sie so verstanden und das bedeutet, dass er von Onkel Gracchus und Onkel Aquliius unter die Fuchtel genommen wird. Natürlich bin ich noch böse auf ihn und Claudia Epicharis wird auch weiterhin nichts zu lachen haben, aber andererseits bringt mein Vater auch Wagenladungen voller Gold, Silber und Schmuck vom Feldzug mit zurück. Und das bedeutet einen kleinen Löwen für mich und wieder finanzielle Unabhängigkeit. Und er wird meine Wünsche sicher freizügiger erfüllen als Onkel Gracchus, denn der ist immerhin mit Tante Antonia verheiratet. Und die ist ja wohl eine sehr kostspielige Verschwenderin. Ich meine, du wohnst in meinem begehbarem Wandschrank hier in meinem Cubiculum, der eigentlich ein kleines Nebenzimmer ist und da passen zusätzlich zu Dir und deinem Bett immer noch 80% von deinen und meinen Sachen rein. Und bei Tante Antonia ist alles(!) voll mit Schuhwerk und Kleidung. Onkel Gracchus soll deshalb sogar einen eigenen kleinen Schrank haben und Sciurus schläft angeblich auf einem Bärenfell-Bettvorleger vor deren Ehebett, weil im Schrank kein Platz für ihn ist.“edit: ** 1 Satz auf Wunsch einer Sklavin editiert. Da soll mal einer sagen der liebreizende Serenus hat kein Herz für Sklaven.
-
Serenus spielte gerade im Garten, genauer gesagt holperte er in seinem extrem ramponierten Ziegenrennwagen vor den zwei Rennziegen gespannt waren über die Wege, während ein Mechanicus-Sklave daneben herlief. Normalerweise hatte der Sklave die Aufgabe in der Villa alles am Laufen zu halten, das in irgendeiner Weise mit Mechanik oder handwerklichen Reparaturen zu tun hatte. Darunter fiel in Serenus Anwesenheit auch der patrizische Fuhrpark. Und eben jener war saumäßig schlecht gelaunt, was den Sklaven das Schlimmste für ihn befürchten ließ. Flehend und keuchend wandte er sich an den jungen Dominus.
„Dominus. Du wolltet ein Wunder und genau das habe ich getan, obgleich es eher in den Zuständigkeitsbereich der Götter fällt. Aber der Wagen wurde jetzt so oft repariert und du bist auch so gewachsen, dass sich einfach nicht mehr rausholen lässt. Ein größerer Fahrer wirkt sich in den Kurven aus und das Material wurde so oft überarbeitet, dass es einfach ermüdet ist. Ein neuer Ziegenrennwagen muß her oder der entgültige Übergang zum Ponyrennwagen. Und auch wenn du mir mit Kreuzigung drohst, beim nächsten Rennen bei Maximalbelastung fällt der Wagen auseinander.“
Der Sklave entging aber erst einmal seinem Schicksal, denn ein Laufsklave brachte die Nachricht, dass Flavius Aristides in der Villa eingetroffen sei. Mit einem Freundenschrei brachte Serenus den Ziegenrennwagen erst einmal zum Stillstand, indem er ihn rasant in einen Zierfischteich lenkte und selber im letzten Moment absprang. Er pfiff nach seinem Kampfhund Nero und rannte ins Innere des Hauses.
Serenus schenkte der dicken, abgewrackten Gestalt an der Säule des Atriums kaum Beachtung. Sicher ein Klient eines seiner Onkels. Die standen ja andauernd auf der Schwelle um ihre Aufwartung zu machen. In einigen Jahren würde Serenus sicher Klient von Onkel Gracchus oder Onkel Furianus sein. Oder von seinem Vater, wenn dieser endlich mal Senator sein würde. Dafür würde es nach dem Parthiafeldzug endlich Zeit, denn die Väter fast all seiner patrizischen Freunde waren Senatoren und in der letzten Zeit hatte man immer öfters hinter Serenus Rücken über dessen Vater gelästert. Das hatte zu der ein oder anderen Schlägerei geführt als Serenus es erfuhr. Er hoffte nur, dass sein Vater inzwischen ein wirklich hochrangiger Offizier mit sehr vielen Auszeichnungen geworden war. Sonst wurde es langsam peinlich für ihn.
Serenus rannte an der Gestalt an der Säule vorbei, sein Kampfhund Nero blieb dagegen freudig mit dem Schwanz wedelnd stehen und bellte freudig, bevor er an der schlafenden Gestalt hochsprang, dieser die Vorderpfoten und damit sein Gwicht auf die Schultern legte und mehrfach mit seiner großen Waschlappenzunge durch das Gesicht schleckte.
Serenus hatte inzwischen an der Porta erfahren, dass sein Vater bereits im Atrium sein sollte. Also stürzte er mit einem lauten „PAAAAAAAAPAAAAAAAA !!!!!“ wieder zurück, sah sich um und entdeckte dann erst in dem „heruntergekommenen und kränklichen Subjekt“ an der Säule seinen Vater wieder. Diese elenden Parther! Was waren das für Tiere? Was hatten die denn mit seinem Vater und der Legio I angestellt, wenn so ein großer Kriegsheld des Parthienfeldzuges aussah? Serenus näherte sich seinem Vater und begutachtete diesen. Sein Bein schien schwer verletzt zu sein. Eine Kriegsverletzung – voll krass! Total kühl!
Dann rief er lautstark nach Dido und vier Sklaven und dem Medicus der Gens Flavia. Nero, Dido und er konnten seinen Vater sicher bis zu dessen Cubiculum ziehen, aber die vier Sklaven konnten ihn problemlos dorthin tragen.
-
Serenus ließ sich auf einen Kline nieder, während ein Sklave herbei stürzte und ihm die Sandalen auszog und die Füsse wusch. Serenus pfiff derweil nach seinem Hund und musterte seinen neu gewonnenen Neffen und seine neu gewonnene Nichte. Bislang hatte seine verwandschaftliche Welt neben Papa und Oma aus einer Legio von Onkel und Tanten bestanden. Die meisten Onkel und Tanten waren keine richtigen Onkel und Tanten, aber die Welt eines Kindes wurde so viel einfacher. Allerdings stellte sich mit einem großen Neffen und einer großen Nichte für Serenus als „jungen“ Onkel ein ganz anderes Problem. Onkel zahlten Taschengeld! Ups!
Nero flitzte zurück ins Zimmer, wedelte wieder vor Flavius Graccus freudig mit dem Schwanz und setzte sich dann unaufgefordert und artig neben Sciurus und Dido.
Serenus entschloss sich spontan am Familienessen teilzunehmen. Für ihn war sicher noch genug übrig und wenn nicht, dann schadete es Tante Antonia sicher nicht etwas VDH (Verzicht der Hausherrin) zu betreiben. Er entschied sich zunächst einmal für einige grüne Kräuteroliven und zwei halbe Eier. Eine Eihälfte beträufelte er mit 3 Tropfen Garum, die andere Eihälfte mit einem Hauch Salz, Pfeffer und Koriander. Das Meeresangebot ignorierte er. Das gab es in Baiae jeden Tag und hatte somit im Moment bei ihm nicht den Stellenwert wie bei dem in Roma wohnenden Teil der Familie. Gewürzte Stierhoden in Marinade waren offensichtlich keine im Angebot, aber das würde sich die Tage sicher ändern, denn seit einiger Zeit standen die oft auf Serenus Speiseplan, da Oma die Ansicht vertrat, dass diese gut für jedwedes Wachstum waren.
Er wandte sich an seine neuen Verwandten.
„Ich bin erfreut euch kennenzulernen. Ein Neffe und eine Nichte sind mal was Neues. Und das mit dem Taschengeld für euch kriegen wir auch hin. Denn gute Onkels zahlen Neffen und Nichten bekanntlich ein Taschengeld. Ich denke wir werden viel Spaß miteinander haben.“
Serenus bedachte Onkel Aquilius den Geizigen mit einem bösen Blick. Und wandte sich wieder an seinen Onkel Gracchus.
„Oma geht es gut, sie erfreut sich bester Gesundheit. Nur du und Tante Antonia bereiten ihr im Moment Kummer. Sie lässt fragen, wann denn endlich ein kleiner Gracchus durch die Villa rennt, den sie besuchen kann. Ach ja und ich habe für dich und Tante Antonia noch ein Geschenk von ihr abzugeben. Quasi als Ansporn. Für Onkel Aquilius hat sie einige Zierfische mitgegeben, aber die Transportbecken müssen noch ausgeladen werden. Das war ein Akt die zu transportieren. Aber die Seereise verlief bestens. Das Orakel in Baiae machte eine Prophezeiung, dass es eine ruhige Überfahrt wird, wenn alle Passagiere durchweg in Grün gekleidet sind. Wir sahen aus wie die grüngewandete Sekte von so einer ägyptischen Göttin, die was mit Katzen zu tun hat. Bast oder so. Und ich soll längere Zeit in Roma bleiben, damit ich die politische Neuordnung im Imperium besser beobachten kann. Außerdem ist sie dem Meinung, dass ich etwas frischen Wind und Leben in diese Villa bringe.“
Serenus machte Dido ein Zeichen, welche den Raum verließ und mit einem Sklaven zurück kam, der eine ausgesprochen luxuriöse Kinderwiege trug und diese vor Gracchus und Antonia abstellte. Serenus stellte derweil fest, dass die Oliven und die Eihälften auf wundersame Weise in seinem Bauch verschwunden waren. Er winkte einen Sklaven heran und erkundigte sich, was es denn heute als Hauptgang geben würde. Danach würde sich eine weitere Portion der Vorspeisen ausrichten. -
Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
Macer hatte den Einzug des Flavius Serenus, der knapp neben ihm Position bezog und unübersehbar seine Anhängerschaft zur Russata zur Schau stellte, amüsiert und mit Wohlwollen, aber schweigend beobachtet, da gerade das Opfer lief. Als etwas später auch Flavius Gracchus eintraf, nickte er diesem zur Begrüßung freundlich zu und warf einen skeptischen Blick auf die mitgeführte purpurne Fahne. Er hatte den Pontifex nicht als Rennsportanhänger in Erinnerung, sondern eher als Anhänger der Gladiatorenkämpfe, bei denen er ihn zuletzt getroffen hatte.Erst als das Opfer vorbei war, wandte er sich auch in Worten an ihn. "Salve, Flavius Gracchus. Seit wann bist du denn unter die Anhänger der Factio Purpurea geraten? Die treten bei diesen Equirria doch gar nicht an."
Serenus rollte mit den Augen. Welch eine Blamage! Da sollte mal noch einer sich darüber aufregen, dass er der bösen Verlobte seines Vaters eine tote Ratte schenkte und die Familie angeblich in Misskredit brachte. Und sein Onkel Gracchus blamierte ihn vor dem mächtigsten Mann der Factio Russata. Serenus sah sich genötigt die Familienehre zu retten, bevor Onkel Gracchus die Gens Flavia für alle Zeiten zum Gespött von Roma machte. Jetzt hieß es sich gebildet und erwachsen auszudrücken.
„Senator Purgitius, ich erlaube mir als Experte für Wagenrennen und professioneller Ziegen- und Ponyrennwagenlenker zu antworten: Familienehre! Wie Ihr natürlich wisst, ist mein Onkel Flavius Furianus nicht nur Senator und Proconsul von Hispania, sondern auch Princeps Factionis der Purpurea. Meiner Meinung nach ein gelebtes Musterbeispiel der patrizischen Dignitas und Gravitas, denn es gehört sehr viel dazu sich solch einer Verliererbande und drittklassigen Factio anzunehmen. Aber welch ehrenamtliche Opfer bringt man nicht als Patrizier und Senator für Roma und das Volk. Und wie Ihr treffend bemerkt tritt diese gar nicht an. Ihr glaubt doch nicht allen ernstes, dass die Factio Purpurea es sich freiwillig nehmen lassen würde ihre Nachwuchsfahrer hier starten zu lassen, ob nun chancenlos oder nicht. Hier liegt ja wohl eindeutig ein politisches Intrigenmanöver von Senator Germanicus als Ausrichter der Rennen vor, das sicher noch ein gewichtiges Nachspiel haben wird.
Wenn schon die Purpurea nicht daran teilnimmt und mein Onkel nicht aus Hispania wegen seinen Aufgaben und Verbindlichkeiten anreisen kann, dann ist es ja wohl das Mindeste dass Pontifex Flavius Gracchus ihn als Familienmitglied symbolisch vertritt und diese schwere Bürde trägt.“Er wandte sich etwas leiser an Senator Purgitius.
„Mein Onkel ist eher ein Kenner für blutige Gladiatorenkämpfen, die richtigen Kämpfe, wo das Blut bis zu den Zuschauerrängen spritzt und es kein Gekuschel mit vorgetäuschten Wunden und Blasen voller Hühnerblut gibt. Er arbeitet sich in die Rennmaterie noch etwas ein. Und im Vertrauen, tief im Herzen ist er natürlich für die Russata, auch wenn er nach Außen hin gelassen dann so Bemerkungen fallen lässt „Purpur und Rot ist doch dasselbe“. Vermutlich meint er, dass er als Pontifex neutraler sein muß.“
Und dann kam auch schon die Verkündung der Startaufstellung und serenus Aufmerksamkeit richtete sich neu aus.
-
Lucius Flavius Serenus, stolzer Besitzer der neusten Ausgabe von „Sklave Gaius ist der Beste“, seine Leibsklavin Dido, Papas Leibsklave Hannibal, Kampfhund Nero und einige breitschultrige Sklaven als Gepäckträger für die absoluten Noteinkäufe, die man auf dem Markt immer wieder machen musste um seine patrizische Existenz zu erhalten, hatten der Versteigerung von weiter hinten zugeschaut.
Serenus war sehr schlecht gelaunt, was zum Leidwesen von Hannibal bedeutete, dass auch dessen Leibsklavin Dido und der Hund schlecht gelaunt waren. Serenus hatte diese Woche wieder keinen kleinen Löwen auf dem Tiermarkt erstehen können. Hannibal hatte ihn zum Glück überzeugen können, dass die Giraffe schon zu groß für die Villa war und Bären (als dritte Kaufoption) absolut unnütze Tiere waren, da sie einen halbjährigen Winterschlaf hielten und dann auch nicht aufwachten. Den Göttern sei Dank konnte man 11 Jahre alten Kindern manches noch erzählen, was einem ein Erwachsener nicht mehr abgekauft hätte. Hannibal hätte allerdings zu gerne das Gesicht des Ianitors der Villa Flavia gesehen, wenn sie mit einer 3 Schritt großen Giraffe vor der Porta gestanden hätten. Umgekehrt hatte sich Serenus aber auch nicht für Hannibals Vorschlag für eine Schildkröte oder einen neuen Hamster begeistern lassen. Offensichtlich waren solche Haustiere mit 11 Jahren absolut "unkühl".
Erfahrungsgemäß besserte sich Serenus Laune meistens auf den Sklavenversteigerungen recht schnell wieder. Auch wenn er selten bis zum Ende mitbot. Heute war er dagegen in Kauflaune und der flavische Name und ein Abdruck des Siegelringes in einer Wachstafel waren so gut, als ob Onkel Flavius Gracchus oder Tante Claudia Antonia mit einen riesigen Sack voller Goldmünzen neben Serenus gestanden hätten.
Serenus signalisierte Hannibal, dass er mitzubieten gedachte. Dann gab er dem riesigen Molosserhund einen Wink und der Hund schob sich knurrend und bellend durch die Zuschauermenge, was schnell für einen schmalen Korridor sorgte durch den Serenus, Dido und der wieselflinke Hannibal zum Podest gelangten, bevor sich die Menge hinter ihnen wieder versammelte. Die breitschultrigen Leibwächter hatten erst einmal das Nachsehen, aber inmitten vieler Senatoren und beschützt durch Hannibal und den Hund bestand wenig Gefahr für Leib und Leben, zumindest für Serenus. Dieser wandte sich an den Sklavenhändler.
„Die Gens Flavia bestätigt das Gebot von 2000 Sesterzen und erhöht um 10 Sesterzen und 1 ptolemäische Silberdrachme.“
Serenus hatte diese etwa 200 Jahre alte Münze gestern in der Bibliothek der Villa Flavia neben einer Kline gefunden. Und niemand hatte sie bislang in der Villa als "verloren" gemeldet. Ha, das Angebot musste erst mal einer der Anwesenden toppen. Es war sicher sehr schwer den Wert einer solch „antiken“ Münze einzuschätzen.
„Allerdings wünschen wir endlich mal nähere Auskünfte hinsichtlich der linguistischen und habtischen Fertigkeiten des Sklaven. Er soll mal was zweisprachig vortragen oder singen. Kann er jonglieren oder einen Handstand machen? Er soll mal seine Muskeln anspannen. Arme hoch und drehen reicht mir nicht. Wo bitte hat er denn das „kinderlieb“ unter Beweis gestellt? Wer war denn sein Vorbesitzer? Und warum will er ihn loswerden? Wie viele Vorbesitzer hat er denn gehabt? Und er soll sich mal ganz ausziehen und seine Zähne zeigen. Sonderlich gut genährt scheint er mir ja nicht zu sein. Deine Sklaven standen schon mal besser im Futter. Du fütterst die doch wohl hoffentlich nicht mit Spinat und Gerstenbrei um deine Kosten zu drücken?“Serenus war beim Sklavenkauf weitaus pingeliger als der Rest seiner Familie. Aber er hatte von Oma Flavia Agrippina gelernt, dass ein fauler Apfel eine ganze Kiste voller Äpfel faulen lassen konnte. Andererseits galt für ihn der Grundsatz: Wer viel bezahlt, darf die Ware auch ordentlich prüfen. Zwar waren für serenus ein paar Tausend Sesterzen nicht viel, denn zahlen würde Onkel Gracchus oder sein Papa, aber es gab Prinzipien und dan die hielt man sich als anspruchsvoller Käufer. Nun wartete er auf die Schauspieleinlage des Sklavenhändlers, die immer wieder sehenswert war, und die Beweise der Fertigkeiten des Sklaven.
Nebenbei fragte er sich wer der alte Senator mit den vielen Falten im Gesicht war, der eben 2000 Sesterzen geboten hatte. -
Sim-Off: @Onkel Graccus: Wisse, dass ich meinen Vorschlag des pieselnden Ochsen, aus Sicht des kritischen Lesers und anspruchvollen Familienmitgliedes, als angenehm umgesetzt empfinde.
Serenus, Dido, Hannibal, Kampfhund Nero, etliche weitere Sklaven des flavischen Haushaltes und unzählige Klienten der Flavier standen natürlich auch am Wegesrand um Onkel Gracchus anzufeuern und zu motivieren. Serenus als routinierter Ziegen- und Ponyrennwagenlenker wusste natürlich um den Motivationsfaktor von jubelnden Anhängern. Und so warteten sie auf den vorbeikommenden Opfer-Senatoren-Zug.
Das Warten war auch nicht so unangenehm, denn mobile Strassenhändler hatten sich sofort dem patrizischen Haushalt angenommen und mit Speisen und kühlen Getränken versorgt. Und in Verbindung mit Sklaven, die einem Luft zufächelten ließ es sich echt aushalten. Und da kamen ja auch schon die Senatoren.
So ein Ochse oder ein Stier oder eine rot angemalte Kuh schien recht schwer zu sein, auch wenn viele Senatoren immer mit trugen. Das Tier war erst einmal nicht so deutlich zu sehen, da ab und an ein Vertreter des Cultus Deorum mit Weihrauch das Tier einnebelte.
Onkel Gracchus hatte sich entweder öffentlich zur Russata bekannt oder war in echt schlechter Form. Sein Kopf war so rot, wie die marsrote Tunika von Serenus, welche mit seinen gelben Sandalen aus Giraffenleder und dem kurzen, grünen Umhang harmonierte. Obwohl Letzterer heute bei dem angenehmen Wetter eigentlich gar nicht notwendig war. Aber Hannibal, die alte Glucke, hatte bei ihm und Dido auf Umhänge mit Kapuze bestanden.Jetzt waren sie da. Serenus begann seinen Onkel zu motivieren.
„Vorwärts Onkel Gracchus! Du schaffst das! Du siehst gut aus, viel besser als die anderen Senatoren. Die schwächeln deutlich mehr. Und das jetzt schon, wo ihr gerade mal die Hälfte der Strecke geschafft habt. Es ist nicht mehr weit. Auf dem zweiten Drittel wartet Sciurus mit einem großen Becher gekühltem Honigwasser und einem feuchten Schwamm auf dich. Und der 2. Teil ist viel einfacher und man kann von hier aus sogar schon das Capitol sehen. Du brauchst also deine Reserven nicht mehr zurück zu halten. Das letzte Stückchen geht es sogar mit leichtem Gefälle abwärts, bevor der Capitol kommt. Da mach noch mal etwas Tempo, so daß du den Capitol locker im Endspurt schaffst. Immer in Bewegung bleiben, Onkel Gracchus. Zuerst setzt man den linken Fuß auf, dann den rechten Fuß und dann wiederholt man das Ganze. Das sieht gut aus. Nur weiter so.“
Serenus beendete seine Anfeuerung, denn nun gingen die umstehenden Sklaven und Klienten seiner Onkels in Jubelrufe über. Serenus gönnte sich also einige Schlücke gekühlten Honigwassers.
GLUCK! GLUCK! GLUCK! Lecker! Ah, schmeckt gut.
-
Beim „Pumpentod“ kommt der Sklave in einen kleinen, solide gemauerten Raum. Dort wird er neben einer Pumpe angekettet. Dann wir die Tür des Raumes geschlossen und von Außen pumpen Sklaven Wasser in den Raum. Je mehr Sklaven pumpen, desto schneller füllt sich der Raum mit Wasser. Mit der Pumpe im Raum kann der angekettete Sklave das Wasser wieder parallel heraus pumpen. Er arbeitet mit seiner Ausdauer und Schnelligkeit gegen die Sklaven außerhalb des Raumes. Ist er zu langsam, weigert er sich zu pumpen oder wird er irgendwann müde, dann stirbt er, indem er ertrinkt. Natürlich gibt es auch eine Vorrichtung, dass man von Außen im letzten Moment das Wasser wieder ablassen kann.
Was kannst du mir eigentlich über diese Asny sagen? Wozu hat Hannibal sie gekauft?
Und den Namen kannst du Dir aussuchen, aber wie gesagt es sollte keine Konflikte mit dem restlichen Haushalt geben. Also nenn sie besser auch nicht Hannibal, Sciurus oder Rutger, abgesehen davon dass es ein Weibchen ist.
Du willst auf eine Gladiatorenschule um als meine Leibwächterin besser kämpfen zu können? Also am Ende gar zu einer Amazone ausgebildet werden? Nützlich wäre das schon, keine Frage. Das werden wir aber nicht durch bekommen. Zumindest jetzt noch nicht. Die bekannten Gladiatorenschulden bilden keine Kinder aus und Frauen nur sehr selten für die Arena als Amazonen. Es geht dort sehr rau zu und die Gladiatoren würden dich in der Luft zerreißen. Außerdem kostet die Ausbildung eines freien Gladiators problemlos 15.000 bis 25.000 Sesterzen und das ist selbst für patrizische Verhältnisse deutlich mehr als mein Taschengeld oder ein Kostenposten den Onkel Gracchus mal eben so ausgeben wird. Onkel Aquilius investiert also derzeit sein gesamtes Vermögen in so eine Fehlinvestition wie Rutger. Mit einer solchen Ausbildung werden wir also warten müssen bis ich andere finanzielle Mittel zur Verfügung habe. Bis dahin gilt es eher deine Ohren und Augen und deinen Geist zu schulen. Wir könnten höchstens mal sehen, dass wir die Trainingsunterweisungen meines Kampflehrers gegen Zuzahlungen unsererseits auf dich erweitern. Also Ringen und Faustkampf. Dolch wird mir Hannibal weiter beibringen. Gladius lerne ich später von Papa, wenn er wieder da ist. Ich weiß nicht, ob ich Onkel Aquilius fragen soll, ob er mir für dich diesen Rutger ausleiht. Ich mag weder Onkel Aquilius sonderlich, noch den Sklaven.
Ganz anders mit einer Ausbildung sieht es sicher aus, wenn mein Papa wieder da ist. Der hatte in Parthia doch gar keine Gelegenheit seinen Sold auszugeben und sicher bringt er auch ganze Wagenladungen voller Schätze mit: Gold, Silber, Schmuck, Edelsteine. Dann sind 25.000 Sesterzen sicher gar kein Problem für eine Amazonenausbildung. Und einen kleinen Löwen für mich."
-
„Onkel Grachus, Onkel Grachus. Du bereitest mir echte Sorgen. Manchmal glaube ich, dass du nie selber ein Kind warst und keine Ahnung von echter Sammelleidenschaft und den damit verbunden Pflichten verstehst. Das mit Ehrenamt und dem patrizischen Stande gerecht werden und dem Staate dienen ist ja alles schön und gut, aber ohne eine Mindestbezahlung von 10 Sesterzen die Woche läuft das nicht. Ein echter Sammler von „Sklave Gaius ist der Beste“ besorgt sich seine aktuelle Ausgabe selber und schickt dafür keinen Sklaven. Das wäre ja in etwa so, als ob du als Pontifex ein wichtiges Opfer von dem neusten Discipulus durchführen lässt oder Sciurus neue Sandalen für Tante Antonia einkaufen schickst. Tse tse tse. Eine Lösung wäre natürlich, dass es deinerseits oder seitens Tante Antonia eine Taschengelderhöhung, losgelöst vom Ehrenamt des Scribas, geben würde.“
Serenus schaute seinen Onkel mit einem „Ich bin auch ganz brav“-Gesicht und großen unschuldigen Kinderaugen an.
„Was die andere Sache betrifft, so frage ich mich aber wohin wir dann aus Roma fliehen sollen? Zu Onkel Senator Felix nach Sardinia? Oder in die flavische Landvilla bei Alexandria? Aber dann sind wir immer noch im Zugriffsbereich imperialer Ordnungskräfte. Wohin gehen wir nachdem wir Tante Antonia wieder an der Villa Claudia abgeliefert haben? In das nicht eroberte Parthia oder eher ins nicht römische Germania? Unsere Legionen haben ja fast die ganze Welt erobert.“
-
Beziehungen und Dreistigkeit waren das A und O im Leben eines Patriziers. Und mit diesen beiden Gaben hatte Serenus es zusammen mit seiner Leibsklavin Dido geschafft auf die Senatorenplätze von Onkel Senator Flavius Felix und Onkel Flavius Gracchus zu kommen.
Da hatte man Senatoren in der Familie und die hatten auch hervorragende Plätze und dann waren die nicht für Rennen zu begeistern. Onkel Furianus war in Hispania, Onkel Gracchus hatte irgendwas als Pontifex des Cultus Deorum zu tun und Onkel Senator Felix war auf Sandinia und züchtete Rosen. Und das an einem Tag, wo die Russata Geschichte schreiben und alle anderen Gespanne in Grund und Boden fahren würde.
Er hatte Hannibal gesagt, daß dieser Sciurus informieren sollte, daß Sciurus Onkel Gracchus Bescheid sagen sollte, daß er und Dido in den Circus gegangen waren und Onkel Gracchus nachkommen sollte und aus repräsentativen Gründen die Sänfte von Onkel Lucullus genommen hatten.
Serenus und Dido hatten ihre besten Sachen angezogen, so daß sie durch und durch die Gens Flavia repräsentierten. Und waren dann problemlos mit ihrem Anhang und der Sänfte bis zum Circus gelangt, was Hannibal organisiert hatte.
An einem der Eingänge für die Oberen Hundert in Roma hatte Serenus seinen flavischen Siegelring vorgezeigt und mit einer Schriftrolle gewedelt, die das Siegel der Gens Flavia trug (und von Serenus selbst aufgetragen worden war). Er, Flavius Serenus, hätte eine dringende Botschaft für seinen Onkel, den Senator und ehrwürdigen Pontifex Flavius Graccus. Und dieser wäre schon auf seinem Senatorenplatz, jedoch bedürfe die eben angekommene Botschaft des Proconsuls Flavius Furianus der persönlichen Aushändigung durch ein Familienmitglied, also ihn. Und schon war man drin im Circus. Vielleicht lag es auch daran, dass hinter Serenus zwei offensichtlich superwichtige Senatoren aufgetaucht waren, die nicht darauf warten sollten bis man mit Serenus das Betreten des Circus durch diesen Eingang ausdiskutiert hatte.
Im Circus hatte sich Serenus erst einmal einen Schal der Russata, der besten Factio im ganzen Imperium, umgebunden und mit einem Russatawimpel bewaffnet (Factio-Fan-Artikelverkäufer gab es ja selbst hier noch einige im „Unglaublich-Wichtig-Eingang“), falls ein Senator oder Vertreter der Nobilitas noch schnell Farbe zur richtigen Factio bekennen wollte, und einfach an einen netten Senator dran gehängt und mitgelaufen. Damit waren sie fast bis zu den Senatorensitzen vorgedrungen, da man die Kinder als Anhang des Senators hielt, den Serenus nicht kannte. Das letzte Hindernis war dann kurz vor den Senatorensitzen ein Praetorianer als Wache gewesen, der sich wohl unglaublich wichtig machen wollte und sie schon so kritisch anschaute. Was hatte ein Praetorianer hier zu suchen? Der verstorbene Augustus beziehungsweise der Caesar waren doch gar nicht anwesend. Lungerten die dann nicht nur am Palast herum? Serenus suchte die Senatorenreihen ab, konnte aber auf den ersten Blick niemanden erkennen. Dann sah er Senator Purgitius, den Princeps Factionis der Russata, zeigte auf diesen, winkte diesem zu und zog Dido mit schnellen Schritten und den Worten „Da vorne ist mein Onkel, der Senator.“ an der Wache vorbei, bevor diese was sagen konnte. Und schwupps saßen Serenus und Dido inmitten von Senatoren auf den sehr guten Plätzen, welche normalerweise den flavischen Senatoren vorbehalten waren. Und Senator Purgitius saß quasi direkt nebenan, so dass Serenus ihn später um ein Autogramm anhauen konnte. Serenus und Dido drückten den Altersdurchschnitt der anwesenden Senatoren etwas, aber aufgrund ihres patrizischen Erscheinungsbildes gab es erst einmal keine Fragen. Dann entdeckte Serenus Senator Cornelius, den Vater seines besten Freundes Cicero, und winkte patrizisch dezent über mehrere sitzende Senatoren hinweg. Der Senator stutzte kurz, lächelte freundlich, winkte dann zurück und hob siegessicher ein Fähnchen der Veneta. Argh! Auch so eine Verliererbande. Und wenn doch jemand maulte, dann würde Serenus erst einmal behaupten, dass man Lieblingsonkel Gracchus, der ja nebenbei noch Pontifex und Senator war den Platz anwärmen würde. Zur Not hatte Hannibal den Auftrag noch 2 Plätze im Block der Russata zu belegen. Allerdings bezweifelte Serenus, dass man ihn und Dido dumm anmachen würde. Dann doch eher die ein oder andere fragwürdige Person auf den Senatorensitzen, die augenscheinlich weder Patrizier noch Senatoren waren. Serenus war zu Ohren gekommen, dass es in der letzten Zeit mehr und mehr Praxis geworden war Senatorensitzplätze in deren Abwesenheit für teures Geld an Plebs und Neureiche und Möchtegerngroße zu vermieten. Das Geld strichen dann die Organisatoren der Spiele oder irgendwelche Handlanger ein. Aufmerksam verfolgte Serenus das Opfer, konnte aber keinen seiner Onkels dort erkennen. Sonderbar. Wo blieb denn Onkel Gracchus? Serenus war felsenfest davon überzeugt, dass es sich sein Onkel nicht nehmen lassen würde die Russata mit seinem Lieblingsneffen anzufeuern. Oder war sein Onkel am Ende etwa so ein verkappter Anhänger dieser Verliererbande Purpurea, wie sein Onkel Furianus. Pah! Serenus schätzte seinen Onkel Furianus zwar, aber von Wagenrennen und der Wahl der richtigen Factio hatte er soviel Ahnung wie eine Kuh vom Eierlegen. Noch ein Jahr und selbst die Aurata würde gegen die Purpurea gewinnen.Serenus zückte seinen Russatawimpel und machte sich bereit seine Factio anzufeuern.
-
Serenus hörte sich Didos Bericht genau an, während sein Blick scheinbar gedankenverloren auf den Bündeln und Packen mit neuer Kleidung für Dido ruhten, die er aus Baiae mitgebracht hatte und welche nun darüber hinaus noch durch einige abgelegte Sachen von Serenus ergänzt wurden. Wobei „abgelegt“ immer noch als „neuwertig“ gelten durfte verglichen mit Haushalten von Normalsterblichen.
„Nun, mir deucht ich werde mit meinem großen Neffen mal ein ernstes Wort reden müssen. Von Patrizier zu Patrizier. Niemand außer mir erlässt disziplinarische Maßnahmen gegen meine Sklavin. Und sollte mein Neffe nicht einsichtig sein, so werde ich deplorablerweise gezwungen sein es ihm zu verdeutlichen, indem ich ihm seinen Sklaven Lars wegnehme und etwas kaputt machen lasse. Und wenn er meint dann zu meinem bösen Onkel Aquilius laufen zu müssen, dann gehe ich halt zu meinem Lieblingsonkel Gracchus oder zu Oma. Und dann werden alle die Ohren anlegen und sich ducken. Der hispanische Teil der Familie war schon so oft ein Stein des Anstosses und ist auch maßlos in seinem handeln. Das sieht man ja schon an der Vielzahl von Sklaven, welche sich mein ungeliebter Onkel zugelegt hat oder dass er diesen schrecklichen Rutger noch hat. Den hätte ich schon längst gekreuzigt oder noch besser den Pumpentod sterben lassen. Das dauert zwar nicht so lange, aber dabei hängen die Sklaven nicht faul am Kreuz herum. Diese neue Sklavin für Papa interessiert mich aber, vor allem, wenn sie nicht dumm ist und Hannibal sie gekauft hat. Ich will sie kennen lernen. Schicke sie nach unserem Gespräch zu mir. Zuvor wirst du aber meinen großen Neffen aufsuchen und ihm ausrichten, dass sein Onkel Serenus ihn hier zu sprechen wünscht.“
Serenus überlegt kurz. Ja, die Sklavin konnte er hier in aller Ruhe empfangen und verhören. Woanders würden Umstehende nur große Ohren machen. Er war interessiert wozu Hannibal sie angeschafft hatte. Vor allem wenn sie angeblich schlau war. Seine verstorbene Mutter war laut Oma auch sehr schlau gewesen. Sehnte sich sein Vater etwa nach einer intelligenten Frau und wählte dafür eine Sklavin, weil er Serenus nicht wieder vor den Kopf stoßen wollte, wie er es mit der Verlobung mit dieser niederträchtigen Schlange Claudia Epicharis getan hatte. Die war in Serenus Augen zumindest nicht intelligent, denn sie war ja eine Claudia. Und die Claudia waren alle geistig Zurückgebliebene, denn ihr Vorfahre war unter anderen Kaiser Claudius. „Claudius der Stotterer“ oder besser „Claudius der Idiot“. Auf solch herausragende Vorfahren wie die der Gens Flavia konnte sich kaum eine Gens im Imperium etwas einbilden.
„Nun, um mal zu dem Korb und seinem Inhalt zu kommen. Es handelt sich hierbei um ein Geschenk von mir für dich. Es ist der Hund meiner verstorbenen Schwester Arrecina. Offiziell! Und offiziell ist es auch ein Geschenk von Oma Flavia Agrippina an dich für treue Dienste! Dann wird keiner sich trauen noch was zu sagen oder zu fragen! Vor Oma Agrippina haben alle Angst. Außer mir, Papa und dem alten Onkel Senator Felix.“Serenus stand auf, öffnete den Korb und packte einen hellfarbigen Welpen im Genick und setzte diesen mit einem Ruck auf den Tisch. Der Welpe schien schon sein Gewicht zu haben.
„Meine verstorbene Schwester hat von Papa so einen dummen und unnützen Schmusehund bekommen. Dessen habe ich mich offiziell angenommen. Der Hund im Korb ist natürlich nicht der echte Hund meiner verstorbenen Schwester. Das unnütze Vieh habe ich entsorgen lassen. Stattdessen habe ich den Hund durch einen Welpen ausgetauscht. Und zwar durch einen Molocherkampfhund wie Nero. Er ist noch klein und ein weiblicher Welpe, der gerade seiner Mutter entwöhnt wurde. Stubenrein ist er auch noch nicht und einen Namen hat sie auch noch nicht. Wenn man sich aber die Pfotengröße anschaut, dann wird der Welpe mal so groß wie Nero, aber sicherlich etwas leichter. An der Pfotengröße kann man die spätere Größe gut bestimmen. Dieses Tier ist für die Zucht ungeeignet. Der Schwanz, Rute genannt, ist eine erwachsene Zeigefingerlänge zu kurz. Außerdem wurde dem Tier von seiner Mutter das rechte Ohr zerbissen und ist lappig ausgefranst. Aufgrund dieser Mäkel sollte sie ertränkt werden. Zuerst knappte sie nach der Hand des Sklaven der sie abholte, dann paddelte sie noch im Wasser als 2 andere Welpen bereits ertrunken waren. Solche Kämpfer sind nützlich und sollten am Leben bleiben. Aber so ein Tier bedeutet auch viel Erziehungsarbeit bis man es zur Sklavenjagd oder zum Schutz einsetzen kann.
Ach ja, aus Erfahrung weiß ich, dass du dem Hund besser nicht den Namen eines Familienmitgliedes oder Leibsklaven gibst. Das führt zu Problemen. Ich hatte mal einen Hamster namens Hannibal als ich klein und noch in der flavischen Landvilla bei Alexandria war. Der lief mir weg. Ich sagte Papa, dass Hannibal weggelaufen ist und er und Oma ließen den echten Hannibal in der ganzen Villa und der Stadt durch bewaffnete Männer suchen bis sich nach Stunden aufklärte, dass ich meinen Hamster und Papa seinen Leibsklaven meinte. Und weibliche Götternamen sind auch nicht gerne gesehen, wir haben drei Priester in der Villa. Vor allem Onkel Gracchus kann in religiösen Angelegenheiten als Pontifex so furchtbar kleinlich sein, was sicher sein Amt mit sich bringt. Er ist immer so überkorrekt. Bestimmt nennt er Tante Antonia seine “liebreizende Venus“ wenn sie alleine sind. Dann ist das in Ordnung. Nennen wir den Hund aber „Venus“ kriegt er sicher einen Anfall und es ist nicht in Ordnung. Versteh einer die Erwachsenen.“ -
Serenus, Dido und Nero betraten den Raum und schritten patrizisch auf Flavius Gracchus zu. Nun ja, Serenus schritt patrizisch in seiner neuen marsroten Tunika, der dezent blauen Weste gegen die morgentliche Kühle und den schwarzen Sandalen aus Antilopenleder.
Seine Leibsklavin Dido tippelte, ebenfalls in neuer Gewandung in farblich abgestimmten Erdtönen eingekleidet, hinterher und positionierte sich neben Sciurus.
Hund Nero dagegen überwand in 2 Sprüngen die Distanz zum Schreibtisch, bremste unmittelbar davor ab anstatt über selbigen drüber und Flavius Gracchus auf den Schoss zu springen. Wobei dieser zweifelsohne dann unter dem Hund begraben worden wäre. Stattdessen wedelte der Hund mehrfach mit dem Schwanz, gab ein leises „WUFF! WUFF!“ von sich und bewegte sich zu Dido und Sciurus und machte artig neben Dido Sitz.
„Salve Onkel Gracchus! Ich komme in einer dringenden monetären Angelegenheit, genauer gesagt einem Dienstverhältnis auf dich zu. Oma meint, dass du dich endlich entschlossen hast auf deinem weiteren politischen Werdegang, auf dem Weg zum Consulat, vorwärts zu schreiten und Aedil zu werden. Sie ist darüber erfreut, da es mir auch die Möglichkeit gibt öfters mal aus der Villa zu kommen und erste Einblicke in ein öffentliches Amt zu erhalten, in der Funktion eines scriba personalis. Da Onkel Furianus in Hispania am politischen Ende der Welt sitzt, Onkel Lucullus dauernd krank ist, Onkel Furianus als Vertreter der hispanischen Linie ja nur Patrizier 2. Klasse ist und Papa in Pathia kämpft, bleibst nur du übrig.Ich würde dich also beobachten, von dir lernen, du stellst mich allen Leuten vor – frühe Kontakte schaden nie – und außerdem kriege ich noch eine patrizische Bezahlung. Ich dachte so an 250 Sesterzen die Woche, wobei wir uns unter 100 Sesterzen die Woche gar nicht erst weiter unterhalten. Die „Sklave Gaius ist der Beste“ Ausgaben werden teurer. Es wurde eine Preisankündigung angekündigt. Außerdem soll es eine 2. Auflage älterer Ausgaben geben. Das macht zusammen also etwa 8 Sesterzen die Woche. Und ich brauche Geld, wenn mal wieder eine Sammlung der Erstausgaben aufgelöst wird.
Von Onkel Furianus und Onkel Lucullus ist seit Monaten kein Taschengeld mehr gekommen. Oma hat mir fast mein ganzes Taschengeld gestrichen und auch all meine Rücklagen eingesammelt und mit viel Geld von ihr selbst zu einem Juden nach Helvetia schaffen lassen. Sie meint, dass der neue Augustus, also der jetzige Caesar zwar ein Ulpier ist, aber aus der Gens Aelia stammt. Und die können uns Flavier nicht leiden, weil wir sie ins Exil schickten und die werden sich jetzt an uns rächen wollen. Da würden „ausländische Rücklagen“ sinnvoll sein. Was ich aber nicht verstehe, denn Helvetia liegt doch mitten im Imperium, direkt neben Germania und Italia, oder Onkel Gracchus? Wieso ist das dann „Ausland“? Glaubst du der neue Augustus wird eher zu den Ulpiern stehen und eine patrizisch-neutrale Haltung zu solch alten Exilgeschichten einnehmen oder uns ins germanische Germania verbannen, wo angeblich im Winter so hoch Schnee fällt, dass die Leute sich Tunnel anstatt Strassen graben? Wobei wir dann natürlich kämpfen und uns wehren werden, denn schließlich sind wir die mächtigste Gens im ganzen Imperium und die drückt man nicht mal eben so zur Seite. Und zu irgendwas wird dann Tante Antonia und unsere Verbindung zur Gens Claudia dann ja auch nütze sein.“Seine böse Stiefmutter in spe, Claudia Epicharis, erwähnte Serenus als persona non grata natürlich nicht.