Der Priester nahm den Beutel entgegen, öffnete ihn und schnupperte am Inhalt. Schließlich blinzelte er und ließ den Beutel sinken. "Gut," näselte er und sog dann einmal tief Luft durch die Nase um sie vom Weihrauchgeruch zu befreien.
"Wartet hier, ich werde eure Frage der Sibylle überbringen."
Er drehte sich um und ging gemessenen Schrittes den langen Gang zum Orakel hinab, abwechselnd in Licht und Schatten eintauchend.
Beiträge von Sibylle
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Hoch erhobenen Hauptes trat ein kleiner, würdevoller Priester aus einem Schatten hervor und ging auf die beiden zu. Vor Claudia und Furianus blieb er stehen und musterte sie wortlos. Sein Gesichtsausdruck war dabei kaum zu deuten, bis er schließlich nickte und die schmalen Lippen zu einem Lächeln verzog.
"Salvete..." -
Der Priester ging ohne ein Wort davon. Er hatte allerhand damit zu tun, sich den ganzen Text zu merken. Ein Wort von ihm und er hätte wieder alles vergessen.
Es dauerte eine ganze Weile, dann kam er wieder mit einem langen Stück Papyrus und einem Stück Brot in der Hand. Er kaute bereits heftig, schob sich jedoch auch das letzte Stück Brot in den Mund. Vor Strabo blieb er stehen, schluckte und wischte sich seine Finger an der Tunika ab. "Deine Antwort."
Er rollte das Papyrus auseinander und las laut:"Ein leeres Gerippe, vom Wind zerfrucht,
auf tiefem Grund, dein Schiff im Meer.
Falsche Freunde, falsche Brüder,
dies ist dein Gedankenheer.
Ein Messer im Rücken, ein Löffel im Herz,
des Wunsches Ursprung bietet für dich nur endlosen Schmerz.
Alles anders, so ists im Traum,
Als Rüstung nicht Federn, nur weicher Flaum.
Drum weiche weit aus des Morpheus Hallen,
denn wer tief in Hypnos Reich wandelt,
wird schnell in Thantos Welt fallen.
Zügle deine Sehnsucht, zügle deine Pferde,
denn deine Wurzeln werden nicht wachsen in fremder Erde.
So, Feierabend, gib mir den Wein."Er schaute irritiert auf das Papyrus.
"Ajeh, die letzte Zeile gehört natürlich nicht dazu. Vergiss das einfach wieder."
Er riss das unterste Stück vom Papyrus ab und zerknüllte es.
"Den Rest kannst du mitnehmen." -
Der Priester schüttelte ungehalten den Kopf. Immer das Gleiche. Da wollen sie ihre ach so wichtigen Fragen dem großen Orakel stellen und kommen immer wieder mit diesem billigen Räucherzeug daher, welches man an jeder Ecke kaufen konnte. Wenigstens hatte er das richtige Kraut doch noch dabei. Der Alte nahm es entgegen, roch daran und nickte.
"Und deine Frage?" -
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"Meine Wachstafel geb ich dir nicht!
Aber du kannst den Spruch abschreiben, wenn du willst. Irgendwo liegt sicher dafür etwas herum."
Der Priester ging kurz weg und kam mit Schreibzeug wieder.
"Bitte!" -
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Eine Weile später schlurft der alte Mann wieder herbei. "Aiaiai... so viele Antworten..."
Er zieht eine Wachstafel hervor, bringt seine Nase näher an das Geschriebene heran, murmelt etwas Unverständliches vor sich hin und fährt sich mit der Zunge über die Lippen.
"Ja also... also das ist die Antwort, hör gut zu."
Er hüstelt noch einmal und liest dann ab."Gesund... und rund... zwei Augen... ein Mund...
Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht.
Ein Löffel zum neuen Jahr, ein Geldstück dazu,
schweigt die Mutter, gibt auch der Vater Ruh.
Die Zukunft ist biegsam, der Löffel nicht,
wer die Liebe sucht, ist auf Liebe erpicht.
Hat er Glück gefunden und vergessen was war,
stellt sich auch das Leben ganz anders dar.
Doch raus aus den Federn und rein in die Kiste,
dieses gehört auf die schwarze Liste.
Wehe der Schwester, die den Vater vernascht,
und später einen Blick auf die Mutter erhascht.
Dreißig Tage für ein Kanickel, zehn Wochen für einen Hund.
Doch des Aeneas' Kinder brauchen noch immer neun Monde.
erst dann sind sie rund."Der alte Mann schaut auf, blizelt und nickt wissend. "Ja, das is alles. So viel, hehe, aber nicht mehr."
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"Schrei nicht so! Wo sind wir denn hier?"
Schlecht gelaunt raunzte der Priester den Mann an. Nachdem ein paar Kinder einen Stock für einen Hund geworfen hatten, der Stock auf dem Priester landete, der Hund genauso auf dem Priester und der Priester daraufhin im Dreck, schaffte er heute keine Freundlichkeit mehr. Er nahm den Beutel in die Hand und rüsselte rein.
"Was willst du damit?" -
Eifrig schreibt der Priester mit und stimmt in ihrenden abschließenden Seufzer mit ein.
"Aiaiai... Sooo viele Fragen... Nun, ich werd sehen, was sich machen lässt..."
Er runzelt sorgenvoll die Stirn und watschelt dann mit seinen Notizen wieder davon. -
"Wir werden sehen, wir werden sehen..."
Mit kritischer Miene nimmt der Priester den Inhalt des Beutels in Anschein. Er
schnuppert nachdenklich daran und nickt schließlich bedächtig.
"Ja, ja... Sehr schön. Ja, der Weihrauch ist akzeptabel."
Nun lässt er sich doch noch zu einem netten Lächeln hinreißen und sieht die junge Dame freundlich an.
"Sodann sage mir deine Frage, auf dass ich sie dem Orakel überbringe..."
Nebenbei stopft er das Beutelchen mit dem Weihrauch umständlich in seinen Tragebeutel und zieht ein Wachstäfelchen hervor, um sich alles genauestens zu notieren. -
"Hallooo?" rief eine männliche Stimme zurück und kurz darauf erschien auch schon der dazugehörige Priester.
"Salve, junge Dame! Kann ich dir helfen?"
Er erkannte einen Beutel in ihrer Hand. "Du möchtest den Rat der Sibylle?" Ohne Zeit zu verschwenden griff er zu dem Beutel mit Weihrauch, öffnete, roch hinein und gab ihn ihr wieder. "Aiaiai, da müssen wir noch einen besseren für dich finden. Versuch es bei dem zweiten Händler wenn du hier nochmals hinausgehst und um das dritte Eck links. Vielleicht hat er etwas Passenderes."Sim-Off: Hab dem Händler schon drauf aufmerksam gemacht und hoffe ein Angebot steht bald wieder
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Es dauert eine Weile, dann ist das schleifende Schlurfen von Sandalen über den Steinboden zu hören. Der alte Priester biegt mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck um die Ecke.
"Ah, da bist du ja noch. Gut, ich habe hier die Antwort der Sibylle auf deine Frage... "
Er schaut verwirrt in seine leeren Hände, bis er merkt, dass er die Schriftrolle vergessen hat. Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und verschwindet wieder. Doch es dauert nicht lange, da taucht er erneut auf, triumphierend eine Schriftrolle in der Hand schwenkend.
"Bitte sehr, meine Liebe, die Worte der Sibylle."
Ein gutes Ende zu finden ist oft schwerer, als einen Anfang,
aber Ehe und Liebe sind zwei verschiedene Paar Löffel.
Der Phaeton, der hoch aufsteigt, muss tief fallen,
weil er den Sonnenwagen nicht kontrollieren kann.
Ehe ist Arbeit, Liebe ist Arbeit, kein schöner Land ist Arbeit,
und ohne Sonne versinkt alles im Dunkeln.
Es gibt keinen Löffel, daher kann er auch nicht fehlen,
doch bedenke,
vergehende Jahre machen nicht immer weise - aber immer alt.
Und wenn der Hahn kräht auf dem Mist,
ändert sich das Wetter,
oder es bleibt, wie es ist.Nachdem er die Schriftrolle übergeben hat, trottet der Priester davon.
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Sichtlich entsetzt mustert der alte Priester das schöne Mädchen ein weiteres Mal und zieht scharf die Luft ein. Eine Ehebrecherin! Sicherheitshalber ging er gleich ein wenig auf Abstand und sah sie misstrauisch an. Da der Weihrauch jedoch gut war, nickte er schließlich zögerlich.
"Nun gut, nun gut... Ich werde dem Orakel deine Frage überbringen..."
Mit einem letzten skeptischen Blick wandte er sich von ihr ab und schlurfte davon, um seine Aufgabe zu erfüllen. -
Der alte Priester nimmt den Weihrauch gütig lächelnd entgegen und nickt. Dann zückt er eine kleine Wachstafel und einen Griffel.
"Sprich, mein Kind. Stelle deine Frage und ich werde sie der Sibylle überbringen." Er beugt sich etwas näher. "Du hast einen guten Tag gewählt, seit heute Morgen hat sie nur Gutes von den Göttern erfahren." -
Mit einem breiten, freundlichen Lächeln tritt der alte Priester dem jungen Mädchen entgegen.
"Salve, schöne Dame, salve!" begrüßt er sie erfreut und bleibt schließlich vor ihr stehen.
Neugierig mustert er Livilla und nickt bedächtig.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Wie kann ich dir denn helfen?" -
Der Priester versucht sich die ganzen Fragen zu merken und geht. Sekunden später kommt er zurück. "Warte hier, ich werde dir die Antwort der Sibylle bald bringen."
Minute um Minute vergeht, die Zeit verrint, doch nach einer ganzen Weile kommt der Priester tatsächlich wieder. Er entrollt ein Stück Papyrus und räuspert sich. "Dies ist die Antwort, nach der du gefragt hast:"
Er liest den Spruch der Sibylle ab.
Nur der Tor sucht Gegensätzliches zu erreichen, wo das Eigene mit dem Allgemeinen unvereinbar ist. Besinne dich auf deine Wurzeln, nur wo der Boden fruchtbar ist kann der Samen spriesen. Es gibt keinen Löffel.
Bedenke den Unterschied! Ob man den Weg nur kennt oder ob man ihn beschreitet - beide sind riskant, doch das Ziel bleibt. Der Weg ist das Ziel, doch der Weg ist im Wandel, ich spüre es in der Luft. Unwissenheit ist ein Segen. Streng dich nicht an, schau nicht nach den Weibern, selbst ist der Mann.Der Priester reicht Metellus den Zettel, dreht sich um und verschwindet.
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"Tatsächlich?" murmelt der Priester nachdenklich, während er den Weihrauch noch immer in Augenschein nimmt. Schließlich kratzt er sich am Kopf und blickt fragend auf.
"Tun sie das? Nun gut. Dann sag mir deine Fragen und ich werde sie mitsamt dem Opfer dem Orakel überbringen..." -
"Jaja, da bist du richtig.
Zeig mal her, was du schönes mitgebracht hast."
Er griff zur Hand des Mannes um sie zu öffnen.
"Sieh an! Du hast wohl gleich mehrere Fragen bei der Menge an Weihrauch?"