Beiträge von Kassandra


    Kassandra schaffte es zumindest fast. Nordwin neckte sie absichtlich und das wollte sie ihm heim zahlen. Vergeblich versuchte sie den Eimer zu fassen zu bekommen, aber gleichzeitig musste sie ständig seinen Attacken mit dem Wasser ausweichen. Dass sie dabei ungewollt kichern musste gefiel ihr gar nicht, denn das schien ihn nur noch mehr Freude zu bereiten. Plötzlich hielt er an und Kassandra sah ihre Chance gekommen. Mit einem Satz sprang sie vor, doch er hielt den Eimer einfach über sie und... Nein !! das wagst Du ... weiter kam sie nicht und im Versuch dem Wasser auszuweichen prallte sie gegen seinen Oberkörper. Dadurch verfehlte das Wasser zwar ihren Kopf, aber sofort spürte sie wie es nass und kalt über ihren ganzen Rücken floß. Prustend und mit ungläubig aufgerissenen Augen stand sie in ihrer nassen Tunika da und wußte nicht was sie sagen sollte. Du ...hast ...es wirklich ?!... fing sie an. Wenn jetzt jemand käme ?! Kassandra glaubte schon Schitte oder Stimmen zu hören. Mehr Zeit zu überlegen blieb ihr nicht.
    Mit einem verschwörerischen "Na warte das wirst Du mir noch büssen " Funkeln in den Augen lies sie ihn stehen :P und rannte schnell zu den Unterkünften um sich um zu ziehen, bevor jemand etwas bemerken konnte.

    Kassandra lies sich von Dharas ausgelassener Art anstecken und begann mit ihr zu tanzen und zu singen. Ja !... wo ist er ... sang sie für sich selbst und drehte sich mit Dhara, ohne so recht auf die mögliche Bedeutung von Dharas Worten zu achten, wiederholend und das, was ihr gerade so in den Sinn kam ...wir suchen ihn...diesen germanischen Gott ... wo mag er wohl sein ?. Ebenso plötzlich musste sie wieder stoppen und stütze sich kurz an Dhara ab, als diese sich, von einem Augenblick zum anderen, betrübt umdrehte. Was hast Du denn Dhara ? fragte sie nun etwas besorgt, während sie beide weiter gingen

    Der Hinweg war einfach Herrin und Eure Briefe sind sicher auf dem Weg ! berichtete Kassandra noch einmal freudig lächelnd, jetzt wo die Herrin sie bemerkt zu haben schien. Dann fügte sie etwas zerknirschter hinzu doch auf dem Rückweg hab ich mich wohl etwas verlaufen und musste nach dem Weg fragen. Daher bin ich wohl etwas spät. Dennoch war sie erleichtert, dass niemand sie vermisst zu haben schien oder vielleicht sogar angenommen hätte, sie wäre einfach weggelaufen. Denn an so etwas hatte Kassandra selbst noch in keiner Sekunde gedacht.


    Dass Epicharis aber immer noch hier allein im Tablinum saß verwunderte sie nun doch etwas. Hatte sie einfach nur die Zeit vergessen, wollte sie allein sein oder war sie es, weil zur Zeit das Haus recht verlassen schien. Zumindest hatte sie weder Dhara, Nordwin noch sonst jemanden aus der Familie der Herrin bei ihrer Rückkher angetroffen. Sie bot ihrer Herrin sogleich ihre Dienste an. Ihre Stimme wirkte aber nicht besorgt, sondern es klang eher nach einer Entschuldigung für den letzten Satz, "dass sie recht spät sei". Herrin, gibt es etwas, was ich für Euch tun oder mit dem ich Euch eine Freude machen kann ?

    Nickend und sich mit einem Lächeln verabschiedend wurde Kassandra auch schon von Dhara aus dem Zimmer gezogen. Als sie von den bevorstehenden Arbeiten hörte freute sie sich, denn sicher konnte sie sich da besser nützlich machen, wie eben. Draußen vor der Tür jedoch waren erst einmal alle Gedanken von eben wie weggewischt. Staunend sah sie zu wie Dhara um sie herum tanzte. Dass sie so fröhlich und ausgelassen sein konnte, glaubte sich kaum, doch schnell lies sie sich von Dharas guter Laune anstecken. Ja, Ja ! ich komm ja schon, hast Du das gehört, wir dürfen in die Stadt !! stimmte sie lachend mit ein und konnte es immer noch nicht ganz glauben, als sie sich anschickte, zusammen mit Dhara den "nordischen Gott" - wie sie in ginsend nannte - zu suchen.

    Noch immer ruhte seine Hand behurigend auf ihrem Rücken und gerade hatte sie versucht, mit ihrer scherzenden Bemerkung die Gedanken die sie beschäftigt hatten zu vedrängen, als er unvermittelt begann seinen aufmunternden Worten ihre Gedanken für sie zu ordnen. Hatte sie ihre Gedanken so schlecht vor ihm verbergen können ? Kassandra war erstaunt und glücklich in diesem Moment über das was und vor allem wie er es sagte. Seine Stimme und die Worten klangen so ehrlich, dass sie ihm glaubte. Sie hörte für einen Moment auf mit ihrer Arbeit und sah ihn einen Moment lang nur an. Sie nickte zwar nur stumm und das Lächeln wirkte noch etwas verhalten, da sie seine Worte gerade begriff, aber ihre Augen verrieten ihm wie dankbar sie ihm dafür war.
    Es waren wohl nur ein paar Sekunden, in denen er und sie stumm da standen, doch für Kassandra war dieser Augenblick unendlich wichtig. Sie fand nicht nur ihren Mut und Willen wieder sondern fasste auch Vertrauen zu diesem Germanen, vor dem sie anfangs solche Angst hatte. Es war wohl mehr unbewußt, aber für Kassandra war Nordwin von diesem Moment an kein Fremder mehr, er war für sie wie .......


    Der Augenblick verflog zwar im Nu, doch sie glaubte bereits stundenlang abwesend gewesen zu sein. Vielleicht drängte ja die Zeit schon und da fiel ihr auch noch ein, dass die Rosen sicher Wasser benötigen würden. Also schickte sie sich an und konzentrierte sich sofort wieder ganz auf die Arbeit. Nordwins "ich weiß" konnte sie plötzlich gar nicht richtig zu ordnen. Hatte sie etwas zu ihm gesagt ? es war, als wären alle Gedanken und Bilder von eben wie weggewischt.
    Allerdings nur bis zu dem Moment, als sie hinter sich ein anzügliches Pfeifen vernahm. Da wusste sie wieder alles, was Geschehen war. Umso überraschter war sie, dass auch Nordwin irgendwie verändert wirkte. Sie drehte sich um und sah was er vor hatte nein .... Nein ! du wirst doch nicht etwa, nein das traust Du nicht...? rief sie gerade noch, als er ihr mit dem Eimer Wasser entgegen kam und seine Hand auch schon in den Eimer tauchte. Nein das machst du nic....aaahhh ! Der Ausruf war zwar nur gespielt und nicht zu laut, aber seine Tat verlangte nach Rache. Na warte ! rief sie keck zurück. Es wirkte als wäre sie nicht selbst hier im Garten in Rom anwesend, sondern auf den Hof ihrer Eltern, als wieder einmal einer ihrer Brüder - nur Unsinn im Kopf - sie hinterrücks mit Wasser übergossen hatte. Sie sprang auf Nordwin zu um ihn zu packen und versuchte dabei lachend nach dem Eimer zu greifen Gib mir sofort den Eimer her, na los ... !!

    Dharas Nähe war angenehm und auf ihre kitzelige Berührung im Rücken hin, hätte sie fast los gekichert. Mit Mühe berrschte sie sich aber und freute sich, dass ihr Plan gemeinsam in die Stadt zu gehen, schon so schnell verwirklicht werden konnte. Fast erschien es ihr, als könne die Herrin Gedanken lesen als Dahra bereits dabei war die benötigten Sachen aufzählte.


    Um die Kopfschmerzen der Herrin kümmerte sie sich ebenfalls sogleich und Kassandra versuchte sich zu merken wo und wie sie dabei ihre Finger geschickt an den Schläfen ansetzte. Aber zum Glück gab es für sie auch etwas zu tun und so stellte sie schnell die Gesichtsmaske für später bereit. Dann ging sie zum Tisch auf dem die Karaffe mit Wasser stand und füllte das bereitstehende Glas mit Wasser. Es war zwar nur ein einfacher Dienst, aber Kassandra freute sich, dass sie sich ebenfalls nützlich machen konnte.


    Sie brachte das Wasser zu Epicharis und überreichte ihr das Glas mit einem Lächeln. Hier bitte Herrin, das Wasser. Möge es Euch erfrischen.

    Solche Fest gibt es bei uns auch Herrin, aber noch nie habe ich ein so großes und prächtiges gesehen wie dieses ! antwortete Kassandra ihrer Herrin. Ob es für römische Verhältnisse groß und prächtig war, wusste sie nicht, aber im Vergleich zu ihrer Heimat auf Zypern wirkte einfach alles viel größer und prächtiger. Völlig fasziniert von den Darbietungen hatte sie Nordwins Grimasse dabei gar nicht bemerkt. Sonst hätte sie vielleicht ein zweitesmal etwas fester zugekniffen.


    Bsonders lustig fand sie das Spiel mit dem Fass und den Äpfeln. Sie steckte sich gerade so gut es ging, um besser sehen zu können wer wohl gewinnen wird, als Nordwin ihr etwas zuflüsterte. Was ? ... immer noch völlig abgelenkt von dem Treiben wusste sie zuerst gar nicht was er wollte und warum er sich plötzlich mit einer Verrenkung zu ihr umdrehte. Drei Sesterzen ? .. wofür ? flüsterte sie und erst als sie seinen Blicken zwischen der Herrin und dem Mann mit dem Sammelbeutel hin und her folgte, wurde ihr klar was er meinte. Sie griff rasch in den Lederbeutel an seinem Gürtel, zählte drei Sesterzen ab und hielt ihm diese artig zur Kontrolle hin. Darf ich sie ihm geben ? fragte sie zur Sicherheit und bot an sonst gib mir etwas von den Sachen zum halten.

    Kassandra stellte sich das, was er über Germanien erzählte, im Geiste wunderschön vor und als Nordwin die Worte über seine Frau sprach, blickte Kassandra ihn fast bewundernd an. Seine Stimme klang so überzeugt als er sagte, dass es seinem Weib sicher gut gehen würde. Der Glaube allein schien ihm wirklich die Kraft zu geben, sich mit seinem eigenen Los abzufinden. Sie freute sich für ihn und fragte sich, ob sie das auch schaffen könnte ... fest daran zu glauben, dass ihre Eltern und Geschwister in diesem Moment gerade gesund und ohne Sorgen leben?


    Aber warum fand er sich eigentlich damit ab ?. Die Herrin hatte ihr doch versprochen, dass irgendwann möglich sein wird nach Hause zu gehen. Das galt doch sicher für jeden ? ..oder doch nicht ? Plötzlich begann sie wieder daran zu zweifeln, ob sie alles richtig verstanden hatte. Aber es war ihre einzige Hoffnung und der Halt an dem sie sich klammern konnte.


    Ihre Hand begann plötzlich zu zitterten und beinahe hätte sie selbst eine Rosenknospe abgeschnitten. Schnell versuchte sie das Missgeschick und ihre Gedanken zu überspielen, doch Nordwin schien es bereits bemerkt zu haben. Seine Bemerkung und seine warme Hand, die ihr schmeichelte und sich so vertraut auf ihrem Rücken anfühlte, taten Kassandra unendlich gut und gaben ihr wieder Kraft. Nein, es ist nichts ... es geht schon wieder ! sie blickte zu Nordwin und lächelte dankbar. Ich will doch nicht, dass Du wegen mir die Peitsche bekommst ! versuchte sie nun wie er zu scherzen, obwohl sie ihm die Worte sogar glaubte.


    Da sie schon recht weit mit den Rosen waren, würden sie es sicher bis zum Abend schaffen. Prüfend fuhren ihre Finger über die Rosenblüten. Wir werden den Rosen besser noch etwas Wasser geben bevor Du sie verdursten lässt ! Kassandras Stimme wirkte wieder gefasst, etwas scherzend und sie schien sich wieder ganz auf die Arbeit zu konzentrieren. Aber ihr Lächeln zeigte, dass sie nicht nur die gemeinsame Arbeit sondern auch seine Nähe sehr genoß. Zwar hatte sie sich bereits mit Dhara etwas angefreundet, doch noch immer fühlte sie sich oft allein. Dass Nordwin gar nicht so grob, unnahbar und grimmig zu sein schien als sie anfangs über ihm dachte, freute sie umso mehr. Es ist sehr schön, sich mit Dir zu unterhalten. unbewusst fasste sie diese Gedanken in eine Aussage zusammen ohne sicher zu sein, ob Nordwin den Zusammenhang verstehen würde.

    Kassandra hörte gebannt zu, wie Dhara wahrheitsgemäß aber gespielt empört sie beide vertreidigte. und dann wollten wir ja noch fragen, ob wir allein in die Stadt dürfen ! die gemeinsam geplante Bitte ergänzte Kassandra in diesem Moment selbstverständlich nur im Gedanken. Sie stand nahe genug neben Dhara, um bei einem kurzen Seitenblick über die Schulter bemerkt zu haben wie sich diese zum Schein eine Träne aus dem trockenen Auge dabei wischte. Eigentlich klang der Vorwurf der Herrin doch gar nicht so schlimm, oder mochte sie es vielleicht sogar, wenn man sie besonders umschmeichelte ?! sie überlegte kurz, wann wohl ein Sklave gegenüber seiner Herrschaft etwas schauspielern musste oder gar durfte, kam dann aber zu dem Entschluss, dass Dhara es sicher besser wüsste. Sie fand es nicht weiter schlimm, denn alles was sie erwähnt hatte, stimmte ja auch ... und schließlich sollte und wollte sie ja von Dhara alles lernen !


    Ob sie es allerdings schaffen würde, sich so gespielt schmeichelnd zu geben, bezweifelte Kassandra noch und auch auf die Gefahr hin nach außen vielleicht etwas wortkarg zu wirken konnte sie sich dem, was Dhara eben gesagt hatte, nur mit einem erwartungsvollen Nicken und einem ehrlichen Lächeln anschließen.

    Das war wirklich faszinierend und wirkte noch so unwirklich auf Kassandra. Dass sie hier war, zusammen mit ihrer Herrin Epicharis, Dahra, Nordwin und den anderen Sklaven. Sie wußte zwar nicht wie Dhara es fand - vielleicht kannte sie das alles ja schon - aber für sie war es neu und wunderbar. Ihre Augen hingen überall und besonders auf den Akrobaten und Künstlern. Ja Herrin ich sehe es ! rief sie und verzog das Gesicht dabei, weil es so aussah als würde der Körper des Akrobaten gleich durchbrechen.


    So viele Menschen und alle schienen guter Laune. Wieder wanderten ihre Augen in alle Richtungen, um soviel wie möglich von dem Fest mitzubekommen. Kurz kam es ihr so vor als hätte sie zwei Männer dabei belauscht, wie diese über ihre Herrin sprachen. Zumindest wie der eine sprach gefiel ihr überhaupt nicht. Doch Kassandra war sich nicht sicher und so warf sie schnell einen fragenden Blick zu Dhara. Diese schien es jedoch nicht bemerkt zu haben. Kurz sah sie zu Nordwin auf und kniff ihn in die Seite und dieser schaute mit seiner grimmigen Miene, die er schon die ganze Zeit über auf hatte zumindest in die richtige Richtung, sagte aber auch nichts. Kassandra seufzte, hier war einfach zuviel los und wie es schien hatte es Epicharis, ihre Herrin es auch nicht bemerkt. Achselzuckend nahm sie zur Kenntnins, dass weder Dhara noch Nordwin sie heute zu beachten schienen. Wie auch, hier war es einfach zu schön. Als Kassandra den Kopfstand des Artisten sah, klatschte sie ebenfalls in die Hände.

    Kassandra stand nur da, hielt derweil das Töpfchen mit der Maske in ihren Händen. Sie lächelte nur und wußte gar nicht ob und was sie in dem Moment sagen sollte. Dhara sprach langsam und so wanderte ihr Blick zwischen ihr und der Herrin nur stumm hin und her. Sie hörte zu und um Dharas schmeichelnde Worte zu bestätigen nickte sie eifrig, als diese sich schliesslich an sie schmiegte. Ja, das finde ich auch ...Herrin !

    Schnell zog Kassandra ihre Hand wieder zurück und nickte als Zeichen dass sie verstanden hatte. Sie lies Dhara vor und stellte sich hinter sie. Neugierig blickte sie ihr dabei über ihre Schulter, so als könne sie dabei auch noch etwas lernen. Und ... ist die Herrin da ? flüsterte sie so leise sie konnte.

    Kassandra verzog leicht das Gesicht und blickte kurz verlegen, weil sie das wirklich geglaubt hatte Naürlich ! ..über das Essen .. was sonst, wie dumm von mir. bestätigte sie murmelnd. Aber da hatte Dhara schon weiter gesprochen. Die Idee zu einem gemeinsamen Spaziergang gefiel ihr sogar sehr und so nickte sie sofort eifrig Jaa ! ein Spaziergang durch die Stadt wäre schön. Vielleicht gibt die Herrin uns ja Nordwin als Begleitung mit ? sie sagte spontan seinen Namen, weil es der einzige war den sie kannte. Bei dem Gedanken umspielte kurz ein leichtes Lächeln ihre Lippen, dann wurde sie auch schon von Dhara weiter gezogen und schickte sich an, ihr zu folgen..

    Hinterlist und Betrug kannte Kassandra nicht. Überhaupt kannte sie fast nichts von dem Leben außerhalb ihrer behüteten Heimat. Dort wurden Streitigkeiten offen ausgetragen und danach vertrugen sich alle wieder. Aber hier ? auf diese Welt war sie nicht vorbereitet und so musste sie ihre Erfahrungen selbst machen. Sofern hinter Dharas graublauen Augen etwas anderes lauern sollte als die Wahrheit und die Freundschaft, konnte Kassandra dies - im Moment zumindest - nicht erkennen. Sie war einfach zu naiv, denn gerade begann die Welt für sie, so gut es eben hier möglich war, wieder einigermaßen in Ordnung zu kommen. Und so gab sie sich Mühe Dharas plötzlichem Redefluss zu folgen. ... was ? ... ja, ich frage die Herrin ob wir in die Stadt dürfen ... ich war ja schon mal dort ... hmm ?! ... riechen, was ist das denn ? fast stieß sie mit der Nase zu tief in das Töpfchen, das Dhara ihr geradezu aufdrängte ... hmmm riecht gut ... ohh ! ... Öl einfach so essen ? ...aha ... Mandelöl ist also besser ! ... kaum konnte sie Dhara folgen und steuerte nur ein paar hastige Wortfetzen bei. Dhara schien wenigstens wieder guter Dinge zu sein und das freute sie ebenfalls. Sie erhob sich und folgte Dhara, die sich bereits ungeduldig nach ihr umdrehte mit dem treuen Blick eines Tieres, das man genausogut zur Schlachtbank hätte führen können. Ich komm ja schon !

    Dhara hatte Angst, dass man sie vielleicht wegen ihr verkaufen könnte ? an so etwas hatte Kassandra überhaupt noch nicht gedacht. Doch der Gedanke dem selbst völlig hilflos gegenüber zu stehen, war in der Tat mehr als beunruhigend. Nein ! das darf einfach nicht passieren. Weder Dhara noch mir. sprach Kassandra im Geiste zu sich und als Dhara im selben Moment ihre Hände drückte und sich mühte ihren Namen richtig auszusprehen wurde für sie daraus so etwas wie ein gemeinsamer Schwur.


    Sie musste zwar ein wenig schmunzeln darüber, wie fremdartig ihr Name aus Dharas Mund klang, doch sie lachte sie deswegen nicht aus. Es tat Kassandra sogar ein wenig leid, wie sie sich dabei abmühen musste. Obwohl es immer besser zu gehen schien, was sie auch mit einem freudigen Nicken bestätigte. Kassandra überlegte kurz ob sie Dhara vielleicht damit helfen konnte, wenn sie sich gemeinsam einen einfacheren Kosenamen für sie überlegten. Doch Dhara sprach bereits viel erfreulichere Dinge an und Kassandra lies sich von ihrer Begeisterung sofort anstecken. Sie erhob sich ebenfalls und wiederholte rasch: Ja ! lass uns BEIDE zu unserer Herrin gehen ! Ihre Betonung lag deutlich auf dem "beide", denn nur an das wollte sie glauben.

    Eigentlich hatte Kassandra gedacht, der Rückweg wäre leichter zu finden. Aber als sie wieder auf dem Forum war, sah alles genauso neu und fremd aus wie zuvor. Prompt war sie auch falsch abgebogen und hatte sich zunächst verlaufen. Erst als sie gar nicht mehr weiter wußte, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und fragte nach dem Weg. Und sie hatte Glück ! Der Händler den sie schließlich fragte war überraschend freundlich gewesen und hatte ihr den Weg genau erklärt.


    Wieder ein wenig selbstsicherer, dafür aber reichlich spät kam Kassandra zurück und wollte iher Herrin berichten. Zwar glaubte sie nicht, dass ihre Herrin noch im Tablinum sein würde, trotzdem sah sie dort zuerst nach. Umso überraschter war sie, Epicharis wirklich dort anzutreffen.


    Ihre Herrin schien sie noch gar nicht bemerkt zu haben, denn ihr Blick ruhte immer noch auf einem Spielbrett vor sich. Kassandra kannte von zu Hause ähnliche Spielbretter - wenngleich diese bei weitem nicht so edel und wertvoll gearbeitet waren wie dieses - doch um welches Spiel und um welche Reglen es hier ging, wußte sie nicht.


    Eigentlich wollte sie ja nur einen kurzen Blick hineinwerfen und hatte daher nicht angeklopft. Nun stand sie aber schon in der halb geöffneten Tür und brachte zuerst ein überraschtes ohhh ? über die Lippen. Schnell trat sie nun ein um sich zurück zu melden. Herrin, ich bin wieder da. Es hat leider etwas gedauert, aber Eure Briefe sind unterwegs. sagte sie mit einem Lächeln. Ihr Blick zeigte aber immer noch die Verwunderung darüber, dass ihre Herrin hier war.

    Kassandra beobachtete genau, wie Dhara ihre Hände ergriff und untersuchte. Es erstaunte sie doch ein wenig, wie zärtlich Dhara dabei vorging. Noch mehr freute sie sich über das Lob, dass sie für ihre Haut erhielt, so dass ihr Lächeln immer mehr zu nahm.


    Aber sie bemerkte wohl, dass Dhara´s Verhalten sich irgendwie verändert hatte. Ob es nun gespielt war oder echt, konnte Kassandra jedoch nicht beurteilen. Wie auch ... ?! Bis auf den Tag, an dem man sie verschleppt hatte, war sie in ihrem ganzen Leben noch nie wirklich verraten oder enttäuscht worden. Sie war grundsätzlich jedem gegenüber erst einmal ehrlich und ging auch bei jedem anderen davon aus. Das machte sie angreifbar und verletzlich, ohne es selbst jedoch zu bemerken.


    Als sie Dhara´s ängstlichen Blick sah und die Frage hörte erschrak sie deshalb sehr. So eine Frage hatte sie nicht erwartet. Eigentlich sollte Dhara es doch besser wissen ... oder ? Ihrer Meinung nach hatte Epicharis es eben nur gerne, wenn ihre Sklavinnen die selben Fähigkeiten beherrschten, damit jederzeit eine von ihnen zur Verfügung stand. Und wie es schien, waren Dharas Fähigkeiten eben mehr gefragt als die von Kassandra, denn ein Musikinstrument wollte die Herrin zumindest nicht erlernen.
    Dhara´s ängstlicher Blick ergriff sie. Er wirkte ehrlich, nicht aufgesetzt ... soweit sie dies beurteilen konnte. In diesem Moment wünschte sie sich nur in Dhara die ersehnte Freundin gefunden zu haben. Sie griff nun ihrerseits nach Dharas zarten Händen und hielt diese, während sie leise sprach. Ich weiss es doch nicht Dhara ... Ich denke unsere Herrin will einfach, dass wir beide dasselbe beherrschen, damit immer eine von uns beiden ihr dienen kann ... was sonst sollte es denn bedeuten ? sie blickte in Dhara´s Augen und in ihr Blick war mindestend genauso hilflos, ängstlich und ehrlich wie der von Dhara.

    Dieses Miststück hat also gelauscht ! fuhr es Kassandra blitzartig durch den Kopf, während Dhara ihr alles erklärte. Sie erschrak dabei über ihren eigenen Gedanken so sehr, dass auf ihrem Gesicht nur Verwunderung zu lesen war. an der Tür des cubiculums, während sie bei der Herrin war. So muss es gewesen sein. Oder wieso sprach Dhara gerade jetzt nur vom massieren ? Das war bestimmt nicht die einzige Tätigkeit, für die Epicharis gleich zwei Leibsklavinnen benötigen würde und sie selbst hatte es ihr mit keinem Wort gesagt.
    Sie begann sichtlich nach Luft zu ringen doch es konnte genausogut aussehen, als würde sie in diesem Moment mit den Tränen kämpfen. Schon wollte sie ihren Gedanken in Worte fassen, doch zuvor versuchte sie eine andere Erklärung dafür zu finden. Nein, Gedankenlesen konnte auch Dahra - die soeben ihren Namen wieder fürchterlich aussprach - nicht. Aber vielleicht hatte Dhara ja die Herrin in der Zwischenzeit zufällig getroffen und mit ihr darüber gesprochen. Kassandra rechnete nach wie lange es schon her war, seit sie die Herrin verlassen hatte. Nicht besonders lange, aber die einzige plausible Alternative.


    So hielt Kassandra es für das Beste zu schweigen. Schließlich war Dhara viel länger hier, kannte sich besser aus und war viel selbstsicherer als sie ... und einen offenen Streit wollte sie unbedingt vermeiden. Andererseits war sie mit vier Brüdern - allesamt älter - aufgewachsen und hatte sich oft gegen deren Streiche und Gemeinheiten behaupten müssen. Wäre sie dabei immer gleich in Tränen ausgebrochen und zu den Eltern gerannt, hätte sie wohl noch viel mehr blaue Flecken einstecken müssen... kämpfen konnte also auch sie, wenn es unbedingt sein mußte - zumindest würde sie es versuchen.


    Eigentlich kannte Sie Dhara noch kaum und vielleicht gab es ja einen Weg, sich mit ihr zu arrangieren ...vielleicht sogar mehr. Kassandra hätte es sich zumindest gewünscht, so einsam wie sie sich momentan fühlte. Also seufzte sie nur und streckte ihre Hände - wie befohlen - Dahra entgegen. Ihre Stimme klang jetzt freundlich : Und, was sagst Du ? bin ich geeignet zum Massieren ? (vielleicht betonte sie dabei das Wort Massieren ein klein wenig mehr). Kassandra lächelte ihr zu. Es war ein offenes Lächeln, welches noch frei von Vorurteilen war. Aber das Lächeln sagte auch aus, dass es nicht um jeden Preis dabei bleiben würde.

    Als sie das Lächeln auf Dharas Lippen sah und ihre ersten Worte hörte, war sie zunächst überrascht und erfreut zugleich. Sie hatte schon damit gerechnet Dhara würde sie völlig ignorieren oder wütend davonscheuchen. ja ist gut ! sagte sie nur und lies sich neben Dhara nieder ohne es sich wirklich bequem zu machen.


    Gerade als sie stumm darauf warten wollte, bis Dhara ihr Sonenbad beendet hatte, sprach diese auch schon weiter und sofort kamen ihr wieder Zweifel, ob das Lächeln zuvor wirklich etwas bedeutet hatte.
    Unsere Herrin ? ... ja sie wollte allein sein ... denke ich ... zumindest hat sie mich weggeschickt, damit ich mich umsehen und ausruhen kann... sie hörte, wie Dhara aufzählte was alles für die Herrin zu tun sein könnte und war sich nicht mehr sicher ob es richtig gewesen war gegangen zu sein ohne nachzufragen. Und wie Dhara überhaupt plötzlich sprach und dabei ihren Namen verunstaltete. War das Absicht, um sie zu ärgern oder war es wirklich so schwer für sie ihn aus zu sprechen. Dhara´s Stimme klang wie die einer Herrin, die ihre Sklavin maßregelt und das gefiel Kassandra noch weniger. Oder hatte sie etwa das Recht dazu weil sie es gar so sehr betonte, dass die Herrin nach "ihrer" Dhara gefragt haben könnte. Epicharis hatte mit keinem Wort erwähnt, dass Dhara einen besonderen Status ihr gegenüber hätte. Vielmehr hatte die Herrin sie beide als ihre Leibsklavinnen bezeichnet. nun, ich werde auch noch viel lernen müssen ! sagte sie daher knapp auf die Bemerkung mit dem Namen hin und weiter mit einer etwas trotzigen Stimme unsere Herrin hat nur gesagt, dass Du mir alles zeigen und beibringen sollst

    Nachdem Epicharis sie für heute entlassen hatte, war Kassandra vom cubiculum ihrer Herrin aus durch die Villa gewandert und hatte sich etwas umgesehen. Dann entschied sie sich endlich das Bad nach zu holen, um sich endlich frisch zu machen. Da sie sich danach immer noch nicht müde fühlte kam sie auf ihrem weiteren Erkundungsgang auch an der Sklavenunterkunft vorbei.


    Sie hörte wie jemand leise sang und es klang irgendwie traurig aber zugleich auch wunderschön. Vorsichtig ging sie in die Richtung, aus der sie den Gesang hörte und versteckte sich hinter dem Vorhang, der die Pforte von den Sklavenunterkünften in den Hof am Tag verschloss. Als sie sah, dass es Dhara war die dort in der Sonne saß und dies wehmütige Lied sang zuckte sie unwillkürlich zusammen. Da war sie wieder, die Angst vor dieser geheimnisvollen und selbstsicheren Sklavin aber auch die Neugier sie näher kennen zu lernen.


    Doch so wie es aussah, wollte Dhara alleine sein und sie wäre bestimmt sehr verärgert gewesen wenn sie bemerkt hätte, dass Kassandra sie in diesem Augenblick beobachtete. So schlich Kassandra sich leise wieder davon. Allerdings kam sie nur wenige Meter weit. Da fielen ihr wieder die Worte ihrer Herrin ein. "Sie solle sich alles von Dhara zeigen lassen", hatte Epicharis gesagt ... nur ... wäre jetzt der richtige Augenblick Dhara zu stören ? Kassandra überlegte eine Weile, bis sie schließlich ihren ganzen Mut zusammen nahm und umkehrte.


    Als sie neben Dhara trat, hatte diese aufgehört zu singen. Stattdessen waren ihre Augenlider geschlossen und schimmerten dabei irgendwie seltsam. Sie schien zu schlafen und so begann Kassandra ganz leise zu flüstern: Dhara ? ... Dhara ? ... ich bin es .... störe ich ?...