Beiträge von Kassandra

    Kassandra war zwar etwas enttäuscht, dass ihr Vorschlag mit dem Instrument nicht so sehr auf Gegenliebe stieß aber wahrscheinlich schickte es sich wirklich nicht für eine römische Adlige ein Begleitinstrument zu spielen. So nickte sie als Zeichen, dass sie verstanden hatte und schlug stattdessen vor Ja, Herrin ihr habt recht, dann werde ich Euch beim Singen gerne begleiten.


    Den Wunsch nach einer Massage hätte sie zwar auch gerne erfüllt, aber dafür war Dhara wohl wirklich besser geeignet. Überhaupt schien sich diese Sklavin sich mit allem, was mit der Körperpflege zu tun hatte bestens auszukennen. Dem Vorschlag ihrer Herrin, sich alles von ihr erklären zu lassen konnte sie sich allerdings nur mit gemsichten Gefühlen anschließen. Einerseits hätte sie Dhara gerne besser kennen gelernt, doch irgendetwas an ihr machte ihr auch Angst.


    Das Angebot, sich alles anzuschauen, sich aus zu ruhen oder sich zu baden, mit dem Epicharis sie für heute entlies, würde sie hingegen gerne annehmen. So verabschiedete sie sich mit einem bestätigendem Lächeln Ich werde alles so machen wie Ihr sagt Herrin ! ...und ... sie machte eine kurze Pause bevor sie dies eine unbedingt noch sagen wollte ... Danke Herrin für Eure lieben Worte ! Sie verbeugte sich und entfernte sich dann leise.

    Kassandra konnte fühlen, wie sie selbst langsam immer nervöser wurde. Das lag zum einen sicher an Nordwin selbst, der von seiner Art her gar nicht wie ein SKlave auf sie wirkte. Kurz musste sie daran denken, wie er auf dem Markt missmutig und schimpfend die Einkäufe getragen hatte. So etwas hätte sie sich im Leben nie getraut. Auch sah er überhaupt nicht so aus wie die Germanen, die sie sich aus den Erzählungen heraus immer bildlich vorgestellt hatte. Obwohl sie zu ihm aufschauen musste, war er nicht wirklich ein Riese. Auch hatte er kein langes, zu Zöpfen geflochtenes Haar und auch keinen wallenden Bart. Er sah - und als sie sich bei diesem Gedanken selbst ertappte wurden ihre Wangen wohl etwas rot - sogar sehr gut aus.


    Zum anderen musste sie ständig eingreifen, damit er mit der Schere nicht wieder die Rosen verunstaltete oder beim wilden Gestikulieren mit der Schere in der Hand sich selbst oder ihr zu nahe kam. Dabei faszinierte es sie sehr, was er von sich und dem rauhen Land, dem Schnee und die heulenden Wölfen erzählte. Dass er schon 37 Jahre sein sollte und das alles erlebt hatte, konnte sie aber kaum glauben. Nein, wirklich ... soviel Schnee gibt es ? fragte sie ungläubig und bei seiner Erwähnung über die Hütte in sich Mann und Frau die langen Winterabende vertreiben, blickte sie schnell und verlegen zu Boden. So etwas war für sie, die ihr bisheriges Leben stets behütet im Kreise der Familie aufgewachsen war, völlig neu und nur in ihren Gedanken konnte sie sich das ein wenig ausmalen.


    Umso mehr stimmte es sie traurig , als er beschrieb, wie die Römer ihn behandelt hatten nur weil er seine Familie und seine Heimat vertreidigen wollte. Das ist ja schrecklich ....! flüsterte sie nur leise mit echtem Mitleid. Sie verglich sein Schicksal im Gedanken mit ihrem eigenen und stellte sich vor, wie schrecklich es wäre, wenn man ihren Vater einfach verschleppt hätte.


    Sie wollte ihm am liebsten Trost zu sprechen, aber was sollte sie ihm sagen ? Das was sie gehört hatte erinnerte sie schmerzlich wieder an ihr eigenes Los. So wusste sie sich keinen besseren Rat als einfach nur zu sagen Ähem ...ich...ich ... glaube ich schneide doch die Rosen weiter ... bevor nichts mehr von ihnen übrig ist ... wenn Du willst fragen wir die Herrin, ob ich das in Zukunft machen soll ... ja ?! er konnte deutlich sehen wie ihre Hände zitterten, als sie ihm erneut die Schere aus der Hand nahm und dabei immer feuchtere Augen bekam.

    Kassandra nahm die Briefe entgegen und nickte ihrer Herrin zu. Ja, ich beeile mich ! Für einen kurzen Moment nur kamen ihr wieder Zweifel, dass sie vielleicht den Weg nicht finden würde. Doch Epicharis schien ihr zu vertrauen und darüber freute sie sich sehr.


    Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um und eilte auch schon davon um die Post so schnell wie möglich auf zu geben. Sobald sie zurück war und alles erledigt war, wollte sie ihrer Herrin berichten.

    Froh darüber, die Curia endlich gefunden zu haben, legte Kassandra die versiegelten Dokumente ihrer Herrin Claudia Epicharis vor und sagte:
    Bitte alle 3 Briefe per Eilpost versenden und die Gebühr von der Familien-Weltkarte der Claudier abziehen. Zwei gehen nach Germanien und einer nach Manuta.


    1. Brief: GER, Aurelia Helena, E


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    2. Brief: GER, Claudia Deandra, E


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    3. Brief: ITA, Tiberia Albina, E


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    Sim-Off:

    Bitte von der Weltkarte abbuchen... Danke !

    Langsam konnte Kassandra sich aus ihrem eigenen Gefängnis der Trauer befreien und wirkte zusehends entspannter. Die Sehnsucht nach ihrer Heimat blieb, aber sie würde es mit dem Leben hier vereinbaren können. Ohne es selbst zu bemerkten normalisierten sich ihre Gestik und Mimik langsam. Die Hände waren nicht mehr krampfhaft im Schoss zusammengeballt, sondern unterstrichen hie und da beim sprechen etwas und das Lächeln wirkte nicht gezwungen, sondern offen und ehrlich.


    Herrin, gerne spiele ich für Euch die Lieder meiner Heimat und begleite Euch beim Singen. schwärmte sie zusammen mit Epicharis über das Musizieren. ...oder wenn Ihr möchtet zeige ich Euch, wie man ein Instrument spielt. Es ist gar nicht so schwierig .... Weiter sprach sie nicht, denn Epicharis schien in diesem Moment mit ihren Gedanken schon ganz wo anders zu sein. Kassandra nutzte verstohlen diesen Augenblick um sich ihre Herrin, die sie ja noch nicht lange kannte, etwas genauer anzuschauen.


    Kassandra fand, dass ihre Herrin sehr schön war. Auch die geschmackvolle Art und Weise wie sie gekleidet war und wie anmutig sie sich darin bewegte faszinierten sie. Im Gedanken wurde sie dabei so abgelenkt, dass sie beinahe die Frage, ob sie denn massieren könnte, überhörte. Zwar hatte sie manchmal die, von der Feldarbeit, schmerzenden Rücken ihrer Brüder und den des Vaters versorgt, aber wie eine richtige Massage genau auszusehen hatte, wusste sie nicht.


    Ich ... ich glaube nicht Herrin, zumindest habe ich es nie richig gelernt ... versuchte sie zu erklären, als sie aus ihren Gedanken aufschreckte.

    Kassandra überlegte kurz, als sie die Bitte ihrer Herrin vernahm. Sie freute sich, dass ihr bereits nach so kurzer Zeit das Vertrauen geschenkt wurde, diese Aufgabe allein erfüllen zu können.
    Der Blick von Epicharis verriet ihr aber auch, dass sie testen wollte ob sie sich dies selbst schon zu traue.


    Wo das Forum lag wusste sie noch vom ersten Tag her. Also musste es auch möglich sein von dort aus die Curia zu finden. Ein paar Zweifel waren zwar schon noch da, aber Kassandra wollte zeigen, dass sie sich Mühe gab und man ihr auch verantwortungsvolle Aufgaben übertragen konnte.


    Ja Herrin, ich finde den Weg bestimmt ! sagte sie dann und nickte ihrer Herrin lächelnd zu. Zum Postofficium in der Curia Italia ... ein Brief nach Mantua und zwei nach Germanien ... Das Beförderungsentgelt von der Karte abziehen. fasste sie kurz zusammen um zu zeigen, dass sie alles verstanden hatte.

    Sein Grinsen und seine Blicke verrieten genau, dass ihn die Rosen nicht wirklich zu interessieren schienen auch wenn er so tat. Vielmehr schien er sie dabei zu beobachten, wie sie die Rosen schnitt. Kassandra bemerkte es sehr wohl, lies sich aber nichts anmerken. Im Grunde gefiel ihr sein Lachen und seine ehrliche Art irgendwie. Es wirkte ansteckend und so konnte sie die eigene Scheu etwas zu überwinden. Und da sie gerne half wo sie konnte, tat sie ihm den Gefallen.


    Zumindest schien es Nordwin wirklich zu interessieren wie es in ihrer Heimat ist und so erzählte sie ein bischen von sich, während sie die Rosenbüsche für ihn zurecht schnitt. Ich bin jetzt 19 und lebte bis vor kurzem noch bei meinen Eltern auf der Insel Zypern. Ich selbst war erst zweimal mit meinem Vater auf dem Festland in Athen, um dort Vieh für unseren Hof zu kaufen. Dort ist es mitunter so geschäftig wie hier, aber es ist bei weitem nicht so groß wie Rom. Du siehst, viel habe ich also von der Welt noch nicht gesehen. sie zuckte kurz mit den Schultern und seufzte leicht, als sie das sagte und sprach dann weiter. Wie für Dich wohl Germanien, so ist für mich die eigene Heimat der schönste Ort auf der Welt. Ich liebe das Meer, das in seinen tiefblauen bis türkisen Farben meine Heimat umgibt. Den frischen Wind, der täglich von dort herauf über das Land weht und die Bäume, Büsche und Gräser ... einfach das ganze Leben dort erfasst... wieder machte sie eine Pause, so als könne sie gerade dieses Geräusch des Windes deutlich hören.


    Da sie mittlerweile schon recht weit gekommen war mit den Rosen, erzählte sie nicht weiter sondern hielt es für angebracht, dass auch Nordwin noch seinen Teil zu der Arbeit beiträgt. Wieder ergriff sie seine Hand und legte ihm das Messer vorsichtig in die Handfläche. So, ich denke den Rest solltest Du selbst erledigen ! sagte sie bestimmend und schob ihn auf die Büsche zu. Keine Angst, ich bleib hier und zeige Dir, wie Du es richtig machst. zwinkerte sie ihm mit einem aufmunternden Lächeln zu und sagte dann noch ... und erzähl mir doch auch etwas über Dich. Ich kenne nur Geschichten von einem rauen Land und Barbaren die dort angeblich leben sollen. Aber Du machst einen ganz anderen Eindruck auf mich. Ich Blick zeigte ihm, dass sie nicht wirklich an solche Geschichten zu glauben schien.

    Kassandra hörte, wie Epicharis nach ihr rief und schickte sich an zu ihr zu eilen. Noch immer musste sie ein wenig suchen, um die richtigen Räume zu finden aber es ging von Tag zu Tag besser. Die Stimme schien aus dem Tablinum zu kommen, also ging sie zuerst dorthin um nach zu sehen.


    Hier bin ich Herrin. mit einem Lächeln auf den Lippen trat sie ein und kam auf Epicharis zu. was kann ich für Euch tun ?

    Kassandra kam gerade am Garten vorbei, als sie ein lautes Fluchen hörte. Vorsichtig ging sie dem Geräusch nach und erkannte Nordwin, der sich an einem Rosenbusch zu schaffen machte und sich anscheinend verletzt hatte. Einge Zeit musterte sie den Mann, der schon auf dem Markt recht übel gelaunt die ganzen Einkäufe tragen musste und auch jetzt wirkte er wohl ziemlich schlecht gelaunt.


    Sie kannte ihn kaum, aber trotz seiner schlechten Laune wirkte er nich abschreckend auf sie. Irgendwie kam ihr diese Situation sogar vertraut vor, denn zu Hause auf dem Bauernhof ihrer Eltern kam es nur allzu oft vor, dass sich ihr Vater oder einer ihrer Brüder bei der Arbeit verletzten und sie dann zur Hilfe gerufen wurde und Trost spenden musste. Vielleicht war das auch der Grund, warum sie nun fast ohne Scheu und unbefangen auf Nordwin zuging.


    Zeig mal her ! sagte sie beim Näherkommen und ergriff ohne auf ein Widerwort zu warten seine Hand und nahm sie zwischen die ihren. Welch ein Wehgeschrei eines so großen Mannes über eine so kleine Wunde wie diese bemerkte sie lächelnd aber ohne Spott - ganz so, wie wie sie auch zu ihren Brüdern immer sprach - und zog dabei die kleine Dorne aus seinem Daumen. Sie wischte den winzigen Blutstropfen beiseite und lies dann seine Hand wieder los um sich nun dem Rosenbusch zu zu wenden ohne auf seine Reaktion zu achten.


    Mit ihren Fingern umfasste sie vorsichtig eine Blüte und roch mit geschlossenen Augen daran. Dann schüttelte sie nur den Kopf. Du tust den Rosen weh, so wie du sie behandelst ! Sie hob das Messer vom Boden auf und schnitt eine abgestorbene Blüte ab. Du darfst nicht die jungen Triebe und Knospen abschneiden ! gedankenverloren tadelt sie ihn während sie versucht seine Arbeit zu retten. Sie her du musst dort abschneiden, wo die Farbe der Blätter braun wird.... Erst jetzt wurde ihr bewußt, dass es keiner ihrer Brüder war, den sie da gerade bevormundet und gab ihm das Messer schnell wieder mit einer Entschuldigung zurück. verzeih bitte, ich wollte Dich nicht zurecht weisen damit ..

    In dem Moment als Kassandra ihren Wunsch äußern wollte hörte sie, dass Epicharis ihr die Hoffnung auf Freiheit gab. Was ? ... aber die Männer, die mich holten..hatten doch gesagt, dass ich nie ... nie. .. wieder .... halb als Frage, halb als Feststellung stammelte sie fast unhörbar die Worte, weiter kam sie aber nicht. Epicharis würde sie nicht belügen, nein da war sie sich sicher. Sie drückte beide Hände auf ihr Gesicht, um ein Schluchzen zu unterdrücken. ich werde heimkehren können, irgendwann ... schoß es ihr nur durch den Kopf.


    Eigentlich wollte sie gerade darum bitten einen Brief schreiben zu dürfen. Einen einzigen Brief an ihre Eltern um Abschied zu nehmen, aber auch um ihrer Familie mitzuteilen, dass es ihr hier gut ergehen würde... und nun gab es doch die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Hastig wischte sie sich die Tränen weg. Entschuldigt Herrin, ich will nicht weinen. Sie schüttelte den Kopf um sich schnell wieder zu fangen.


    Sie war froh als ihre Herrin weiter sprach und mit jedem Wort das sie hörte trockneten ihre Tränen schneller. So wie Epicharis sich mit ihr unterhielt, schwanden ihre Ängste vor der Sklaverei, den Demütigungen und den Strafen zusehends. Vielleicht hatten sie die Soldaten absichtlich belogen, um sich über ihre Unwissenheit lustig zu machen. Vielleicht stimmte es aber auch und sie hatte nur das Gück, einer ganz besonderen Herrin zu gehören.


    Jedenfalls konnte sie wieder Kraft und Mut schöpfen. Und sie wollte Epicharis dafür ihre Treue und ihr Vertrauen schenken. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und ihre Augen leuchten, als sie von der Vorliebe ihrer Herrin für Musik hörte. Bei uns zu Hause vertreiben wir uns die langen eintönigen Abende gerne mit Musik. viel Abwechslung gab es schließlich nicht auf einem Bauernhof und so saß man gern beisammen und musizierte miteinander. Ich spielte immer die Kithara, oder Lyra, während meine Mutter dazu sang ... und naja mein Vater und meine Brüder.... nun musste sie lachen ...versuchten eben so gut es ging, mit zu summen.

    Als sie geendet hatte, hielt sie unwillkürlich die Luft an um die Reaktion und die Antwort ihrer Herrin ab zu warten. Als Epicharis sie schließlich aufmunternd anlächelte und ihr ihre Anteilnahme zusprach war es doch so, als fiele eine schwere Last von ihrem Herzen. Ihr erster Eindruck hatte sie nicht getäuscht. Epicharis war eine bestimmende, aber gerechte Herrin. Ungewollt lief nun doch eine Träne über ihre Wange, die sie jedoch schnell beiseite wischte. Herrin, Eure lieben Worte haben mehr Wert für mich, als Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt. Sie fühlte einfach, dass die Worte nicht einfach nur so daher gesagt, sondern wirklich aufrichtig gemeint waren. Ja es stimmt, ich werde vielleicht meine Heimat nie wieder sehen, aber dafür trifft Euch am wenigsten Schuld. Im Gegenteil ... nun weiss ich, dass mein Leben, welches die Götter mir vorher bestimmt haben, nicht völlig umsonst sein wird. Egal ob nun in meiner Heimat als freie Frau, oder hier als Eure Sklavin.


    Sie entspannte sich zusehends, atmete nun ruhiger und blickte Epicharis dabei dankbar an. Im Geiste prägte sie sich die Worte und Anweisungen ihrer Herrin genau ein und sie würde ihre Pflichten ohne Widerrede erfüllen, da war sie sich sicher. Dass sie darüber hinaus wie Dhara auch besondere Vorzüge geniessen sollte, hatte sie nie zu hoffen gewagt. Einzig der Gedanke an Dhara verunsicherte sie dabei ein wenig. Zu undurchschaubar waren deren Blicke gewesen um sicher sein zu können, dass Dhara sie als Freundin akzeptieren würde. Doch darüber wollte sie jetzt noch nicht weiter nachdenken.
    Nun lächelte sie zum ersten Mal seit langem wieder als sie weiter sprach. Ich werde bestimmt oft und viel fragen müssen, Herrin. gab sie etwas verlegen zu. aber ich werde alles tun, damit ihr stolz auf mich sein werdet. Am liebsten würde sie ihrer Herrin im Moment gar nicht mehr von der Seite weichen, fasste sie doch gerade so etwas wie Vertrauen zu ihr. Doch die einfachste Frage lag auf der Hand. Was soll ich nun tun Herrin ? ... soll ich gehen und Dhara helfen ... oder habt Ihr einen Wunsch, den ich erfüllen kann ?. Erwartungsvoll blickte sie ihre Herrin dabei an und hoffte, dass sie vielleicht hier noch gebraucht werde. Und während sie noch auf eine Antwort wartete, fiel ihr Blick wieder auf den Brief, den Epicharis immer noch in ihren Händen hielt. Plötzlich wusste sie, was sie so gerne noch gefragt hätte. Sie traute sich aber nicht diese Frage zu äußern und so verriet sie sich nur durch ihren Gesichtsausdruck, woran sie in diesem Moment voll Sehnsucht dachte .

    Beim Eintreten sah Kassandra, wie Epicharis gerade einen Brief versiegelte und ging daher leise und stumm zu dem ihr zugewiesenen Stuhl. Ihre innere Anspannung und Nervosität war deutlich zu erkennen, denn sie setzte sich steif und aufrecht auf die vordere Kante das Stuhles. Beide Hände ruhten gefaltet in ihrem Schoß und die Finger zitterten leicht. Es war eben alles noch völlig neu und ungewohnt für Kassandra und sie hatte große Angst Fehler zu machen und dafür bestraft zu werden.


    Bei wievielen Herren ich gedient habe ...? wiederholte sie die Frage leise. Anscheinend war Epicharis davon ausgegangen, dass sie eine erfahrene Dienerin gekauft hatte. Kassandras Angst, dass sie nun die Erwartungen nicht erfüllen könnte wuchs noch mehr. Trotzdem würde sie es nie wagen zu lügen. Sie holte tief Luft, schaute dabei auf ihre Hände und begann von ihrer Vergangenheit zu erzählen.


    Ich ... ich ... habe noch keiner Herrschaft gedient, bis heute. die ersten Worte kamen sehr zögerlich und kurz blickte sie zu ihrer Herrin auf. ... aber ich kann viel ! Meine Eltern haben mir alles beigebracht. fügte sie schnell hinzu, um dann eine kurze Pause zu machen. Doch Epicharis schien ihr weiter zu zu hören und so sprach sie weiter.


    Ich bin die Tochter einfacher Bauern aus Zypern. Meine Eltern haben ein wenig Land in der Nähe von Paphos, das sie bestellen. Bis vor wenigen Wochen lebte ich noch dort zusammen mit meinen vier Brüdern. wieder waren die Erinnerungen an das Erlebte da als wäre es gestern gewesen. Die Ernte war dieses Jahr nicht besonders gut und so konnte mein Vater nicht die geforderten Abgaben bezahlen. Da haben mich die römischen Steuereintreiber einfach mitgenommen. Sie hatten mir nur gesagt, dass ich von nun an dem römischen Staat gehöre und ich als Sklavin in Rom verkauft werde.
    Wieder machte Kassandra eine Pause. Sie hatte versucht nur das Nötigste zu erzählen. Erstaunlicherweise war sie dabei nicht in Tränen ausgebrochen. Und das war gut so, denn sie wollte keinesfalls, dass es so aussehe als würde sie Mitleid erregen wollen.


    Alles was ich kann, haben mir meine Eltern beigebracht. nun klingt ihre Stimme sogar ein bischen stolz. Ich kann nähen, kochen, alles das was in einem Haushalt anfällt. Auch weiss ich von meinem Vater, wie man das Land bestellt und Tiere hütet. nun werden ihre Augen doch etwas feucht, als sie die Gesichter ihrer Eltern und Geschwister im Geiste vor sich sieht. Und ich kann lesen, schreiben und rechnen ... auch in Latein. Meine Eltern wollten immer, dass ich einmal einen besonders guten Ehemann bekomme. Dafür schickten sie mich zur Schule und liesen mich auch all die Dinge lernen, die sonst nur Töchtern reicher Gutsherren vorbehalten war.


    Wieder blickte sie zu Epicharis auf und um ihr zu zeigen, dass sie nicht mit ihrem Schickssal hadern sondern sich Mühe geben wollte, endete sie mit den Worten. Herrin ! ... meine Eltern lehrten mir aber auch Demut und Gehorsam. Ich lerne schnell und will Euch eine folgsame und treue Dienerin sein.

    Wie ihr befohlen war, eilte Kassandra auf dem Weg den ihr ein Sklave gezeigt hatte zu dem Cubiculum ihrer neuen Herrin. Der Regen war zwar nur ein unzureichender Ersatz für ein richtiges Bad gewesen, aber zumindest trug Kassandra nun ein frisches Kleid und sah nicht mehr so schmutzig und heruntergekommen aus.


    Sie fühlte sich jedenfalls ein wenig besser, als sie durch die noch unbekannte Villa ging und sich dabei ein wenig umsah. Schließlich erreichte sie die Tür, die ihr genannt worden war und klopfte leise an.
    Nichts geschah ... Kassandra horchte an der Tür ... vielleicht hatte sie auch nur zu zaghhaft geklopft. Wieder versuchte sie es und pochte ein weiteres Mal an die Tür.


    Herrin ? ... ich bin es, Kassandra ... Rief sie dabei und wartete, bis ihr die Erlaubnis einzutreten erteilt wurde.

    Sehr viel konnte Kassandra bei dem Regen von der Villa nicht sehen als sie ankamen, denn alle wollten nur schnell ins Trockene. Vor Schreck wäre sie beinahe auf dem nassen Boden ausgerutscht, als sie beim Hineingehen den riesigen und muskulösen Ianitor namens Sharif zum ersten Mal erblickte. Doch dieser schien gar nicht zu bemerken, was um ihn herum los war. Völlig abwesend hielt er nur die Tür, bis alle eingetreten waren.


    Schnell erteilte die Herrin ihre Anweisungen und zog sich dann zurück. Etwas verloren stand Kassandra nun da und wusste nur, dass sie sich beeilen musste denn die Herrin wünschte sie zu sehen.
    Endlich zeigte man ihr wo sie sich trocknen und umziehen könne, was Kassandra eiligst tat um dann zu Epicharis zu gehen.

    Der Regen machte Kassandra in diesem Moment nicht sehr viel aus. Im Gegenteil, er wusch ein sogar wenig den Staub und Schmutz von ihr während sie zusammen mit Dhara neben der Sänfte her lief.
    Zum Glück war es nicht besonders kalt oder windig, aber Dhara schien es trotzdem nicht besonders zu gefallen nun im strömenden Regen laufen zu müssen.


    Da niemand mehr etwas fragte oder redete konnte Kassandra wieder ein wenig ihren Gedanken nachhängen. Nur an zu Hause wollte sie sich im Moment nicht erinnern. Sie musste lernen, ihre Vergangenheit zu vergessen.
    Vielmehr war sie nun darauf gespannt, wie das Haus aussehen würde in das man sie brachte und wer die Herrschaften waren, denen sie künftig dienen würde.

    Sie nahm zwei Sandalen vom Stand, gerade als der Händler sie wegpacken wollte. So wie er sie für einen Moment lang anstarrte musste er wohl geglaubt haben, sie wolle die Schuhe stehlen.
    Doch schnell erkannte er, dass sie zu den anderen beiden Frauen gehörte und lies sie in Ruhe.


    Kassandra verglich die Sandalen und hielt sie abwechselnd an ihre Füsse. Dabei erschrak sie wie schmutzig diese waren. Schnell blickte sie sich nach allen Seiten um und beeilte sich mit dem anprobieren bevor es noch jemandem auffiel. Dann wählte sie das Paar Schuhe aus, dessen Riemen sich ein wenig mehr anpassen liesen.


    Irgendwie fühlte sie sich aber ständig beobachtet. Vielleicht lag das ja noch an dem Erlebnis von vorhin bei der Versteigerung. So hoffte sie, dass sich das wieder geben würde sobald sie endlich gewaschen war und neue Kleider trug. Da bemerkte sie aus den Augenwinkeln den musternden Blick von Dhara, der schon einige Zeit auf ihr zu ruhen schien. Unwillkürlich zuckte sie zusammen als sie in die funkelnden Augen der anderen Skalvin blickte. Rasch sah sie an sich herunter um fragte sich, was Dhara wohl an ihr beobachtet haben mag.


    Ja, ich weiss ich seh schrecklich aus ! antwortete Kassandra im Gedanken, als sie den Grund dafür zu wissen schien und schaute wieder hoch. Da hatte sich Dhara aber schon wieder abgewandt um sich ebenfalls Schuhe auszuwählen.

    Kassandra freute sich, dass ihre Wahl die Zustimmung ihrer Herrin gefunden hatte. Mit einem Danke Herrin auf den Lippen wandte sie sich eilig zu Nordwin um, damit es endlich weiter gehen konnte.


    Sein Blick ruhte grimmig auf ihr. Man sah Nordwin deutlich an, dass er unzufrieden war die ganzen Tuniken und Einkäufe der Frauen schleppen zu müssen.
    Etwas zögerlich übergab ihm die Sachen mit einem kurzen entschuldigenden Schulterzucken. Aus der Nähe wirkte er dabei gar nicht so finster, wie er ihr auf den ersten Blick erschienen war. Sicherlich konnte er auch freundlich drein schauen, wenn er wollte.


    Da hörte sie auch schon die Worte von Epicharis, die bereits mit Dhara zum Schuhverkäufer unterwegs war und ging ihnen nach.

    Kassandra nahm die Tunika entgegen und bemerkte das kurze Lächeln von Epicharis welches auf sie beruhigend und aufmunternd wirkte. Sie hielt sich das Kleid vor den Körper und als sie sah, dass die Größe passte, lächelte sie ebenso überrascht wie auch zufrieden über ihr gutes Augenmaß zurück. Sie passt, Herrin !


    Nun begann sie die Auslage nach weiteren Tuniken dieser Größe zu durchstöbern. Diesmal wirkte sie ein wenig sicherer, als sie nach der Ware griff um sie zu begutachten. Sorgfältig untersuchte sie den Stoff und verglich sie mit der grünen Tunika. Schließlich zog sie noch eine blaue und erdfarbene Tunika heraus.


    Als sie das Grollen hörte, hielt sie gedankenverloren inne. Sie wandte ihr Gesicht zu den aufziehenden Wolken und musste daran denken, wie oft sie und ihre Brüdern zusammen im Regen gelaufen waren. Deutlich sah sie wieder die Bilder ihrer Heimat vor sich. Für das Land, das wir bestellen ist der Regen genauso wichtig wie die Sonne ! hatte ihr Vater immer gesagt und seitdem liebte Kassandra den Regen genauso wie die Sonne.


    Kassandra seufzte laut und in dem Moment wurde ihr wieder bewusst wo sie war. Eilig raffte sie die drei Tuniken zusammen um sie Epicharis zu zeigen. Dabei hoffte sie, dass niemand bemerkt hatte, wie sie im Gedanken versunken war..
    Herrin, diese drei Tuniken passen, sind ohne Fehler und auch die Farben würden mir gut gefallen! meldete sie sich zaghaft zu Wort und zeigte die ausgesuchten Stücke, damit ihre Herrin die abschliessende Wahl treffen konnte.

    Entmutigt lies Kassandra etwas den Kopf hängen. Vielleicht lag es ja wirklich nur an ihrer momentan sehr heruntergekommenen Erscheinung, dass Dhara sie nicht weiter zu beachten schien. Sie hoffte, dass sich das ändern würde sobald sie sich ein wenig eingelebt hätte.


    Jedenfalls war sie froh, als die Herrin die Entscheidung traf und sie damit zum nächsten Stand weiter ziehen konnten.


    Obwohl sie im Moment selbst nicht wusste, ob und wann sie jemals die Trauer über ihr Schicksal ablegen konnte, schöpfte Kassandra zumindest langsam die Hoffnung, dass ihr Leben als Sklavin zumindest erträglicher werden würde als sie noch vor 2 Stunden auf dem Podium des Sklavenhändlers zu hoffen gewagt hatte.


    Also folgte sie stumm und versuchte, so gut es ging von den andreren Sklaven abzuschauen wie diese sich verhielten, bewegten und wie sie auf die Fragen und Befehle von Epicharis reagierten, um selbst nicht unangenehm aufzufallen..


    Am Stand des Händlers aus Puteoli schienen sie sich nicht lange aufhalten zu wollen. Die Tuniken, die Epicharis ihnen hin hielt waren einfach und sahen in der Tat alle gleich aus. Kassandra versuchte die passende Größe so gut es ging mit den Augen abzuschätzen, bevor sie auf die grüne in der linken Hand von Epicharis deutete und leise antwortete. Diese da müsste mir passen, Herrin.

    Kassandra stand das Erstaunen über soviel Geschäftigkeit ins Gesicht geschrieben. Aber auch fasziniert beobachtete sie, wie Epicharis sich souverän mal hier, mal dortin wandte und Anweisungen und Ratschläge gab.


    Eben berührte sie noch den Stoff und jetzt begann auch schon der Junge sie von oben bis unten ab zu messen. Sie achtete genau darauf, wo und wie er sie dabei berührte, zu tief saß noch der Schock über das eben Erlebte. Doch ehe sie sich versah, war er auch schon fertig und sie sollte schon die nächte Entscheidung treffen.


    goldene oder silberne Fibeln ? sie schaute fragend zu Dhara, welche einen Sinn für solche Dinge zu haben schien und hoffte insgeheim auf ihren Rat. Silber ? antwortete sie selbst etwas zaghaft, aber es klang mehr wie eine Frage, als eine Antwort.