Triumphierend fing ich die Laute seiner Ekstase mit meinem Mund, küsste ihn ungezügelt und tief, als die Hitze des barbarischen Samens meine Hand benetzte. Der Sklave, vor zwei Augenblicken noch so spröde, vor einem Augenblick dann so bedrohlich, war zu Wachs in meinen Händen geworden! Doch auch ich war längst hingerissen vom Sinnentaumel, achtete nicht mehr der schmuddeligen und riskanten Umgebung, fühlte die harten Barbarenhände auf meinem Hintern und wusste nichts mehr, als dass ich ihn wollte. Ein Schwindel, ein berauschender Schwindel von Gier und was-kümmert-es-mich hatte von mir Besitz ergriffen, und ohne weitere Umschweife drängte ich ihn, sich umzudrehen – bei weitem nicht so grob wie er mich eben gegen die Wand geschleudert hatte, aber auch nicht gerade zart. Ich drückte ihn gegen die Mauer, zerrte unsanft seine Tunika aus dem Weg (spürte dabei, dass er, ebenso wie ich, einen verborgenen Dolch trug, was mich jedoch nicht im Geringsten kümmerte), und bereitete mir mit der feuchten Hand den Weg, dann nahm ich den schönen Barbaren gierig und hastig, in der Dunkelheit dieser ranzigen Hofecke. Es ging sehr schnell, eben noch war ich ein Tänzer auf einem Seil irgendwo ganz oben am Firmament, im Rhythmus der Gier verschmolzen mit seinem willig eroberten Leib, grub animalisch meine Zähne in seinen Nacken, emporgerissen von der Woge erfüllten Verlangens... dann war es vorüber.
Mit der wiederkehrenden Klarheit nahm ich auch erst wieder die elende Umgebung wahr, den Gestank und das Zetern... das Zetern? Das, was wohl schon seit einer Weile aus irgendeiner dieser Fensterhöhlen drang, die wie Lücken in einem fauligen Gebiss in den Innenhof klafften.
"Dreckschweine! Mistkäfer! Perverses Pack!!! Der Orcus soll euch verschlingen! Verzieht euch, treibt es woanders!! Es gibt Leute hier, die wollen schlafen"
(Ich schreibe dies, lieber Leser, wohlgemerkt deutlich abgemildert nieder, denn die ungeheure Obszönität der Original-Formulierungen möchte ich keinem zivilisierten Ohr zumuten.)
Dann polterte auch noch irgendwas Dunkles von oben in den Hof, traf uns zum Glück nicht, zersprang auf dem Pflaster. Erschrocken, angeekelt und zugleich auf eine etwas irre Weise belustigt von dieser absurden Situation, zog ich mit einem Ruck meine Tunika zurecht.
"Zeit zu gehen, schätze ich!" urteilte ich fast lachend, berührte den Barbaren am Arm, sagte ihm "Vale bene!" und trat zügig den Rückzug an.
Erst als einige Straßenzüge zwischen mir und sowohl dem Ort des Geschehens als auch meinem Kompagnon im Laster lagen, und als mich unterwegs weder Subura-Sicarii noch sittenstrenge Bürger behelligt hatten, und als ich einige tiefe Atemzüge getan hatte...
… da begann ich dann, mich zu schämen. Dafür, dass ich mich dazu hatte hinreißen lassen, so einen haarsträubenden Blödsinn zu veranstalten, der nicht nur mir, sondern auch dem Ruf meiner Familie und dem Ruf der Garde empfindlich schaden könnte, und was würde mein Vater sagen (nichts würde er sagen dazu, wie es so seine Art war, aber alle Enttäuschung der Welt läge in seinem Blick), und überhaupt die kernig-virilen Vorväter meiner Gens, mit welch unendlicher Missbilligung würden sie herabsehen auf mich Schandfleck... aber ach... - ich verbannte die säuerlichen Gesichter der Altvorderen aus meinem Geist - es war so heiß gewesen, und dabei war ja auch alles gut gegangen, so wirklich bereuen konnte ich das kleine Abenteuer nicht.
Übrigens konnte ich am Folgetag auch die Frage, die mich zuvor beschäftigt hatte, mit Hilfe unseres Bibliothekars und eines Bestiariums klären: Frettchen, auch Ictis, Viverra oder Furo genannt, können bei guter Pflege bis zu zehn Jahre alt werden.