Zitat
Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
"Es gilt nun, dieses Amt wieder zu füllen. Lange habe ich beraten und die besten Männer des Staates in Betracht gezogen. Wie es den Cohortes Praetoriae als Elite des Reiches entspricht, entschied ich mich schließlich für den Besten der Besten, dessen Biographie ihn außerordentlich für dieses Amt qualifiziert: Es ist Faustus Decimus Serapio, dem nichts fremd ist, was ein Soldat erleben mag: Als junger Legionär zeichnete er sich im Parthia-Feldzug des Divus Iulianus aus, kämpfte bei Edessa und Circesium. Nach dem Krieg wechselte er hierher und lernte Rom als Centurio der Cohortes Urbanae kennen, um dort den Ritterstand zu erlangen. Schließlich diente er als Tribun in Aegyptus und errang neuerlich eine Auszeichnung als furchtloser Kämpfer. Wieder kehrte er nach Rom zurück und diente seither bei den Cohortes Praetoriae, wo er nicht sich nicht nur im offenen Kampf, sondern auch bei der Bekämpfung der verborgenen Feinde Roms verdient machte." Er sah in die Menge. Wenige mochten von der geheimen Mission wissen, die Serapio als Tribun übernommen hatte. Dafür war umso bekannter, dass er Valerianus' Mörder entdeckt hatte. "Schließlich wurde er zum Praefectus Praetorio und stand treu zum Kaiser, selbst als Rom und das Reich im Bürgerkrieg versanken und geriet schließlich die Gefangenschaft, um nach den Wirren der Nachkriegszeit erneut in die Cohortes Praetoriae aufgenommen zu werden und zuletzt federführend seinen Vorgesetzten zu unterstützen." Eine kometenhafte Karriere, wenn man es so betrachtete.
"Nichts ist ihm fremd: Von den Sorgen und Nöten eines Miles Gregarius bis hin zu strategischen Erwägungen eines kommandierenden Feldherrn. Vom Erlebnis kleiner Scharmützel bis hin zu gewaltigen Feldzügen. Von der Erfahrung im offenen Kampf bis zur Verteidigung des Reiches im Geheimen. Er diente bereits mit großem Erfolg als Praefectus Praetorio und nur die unglücklichen Verstrickungen eines grausamen Bürgerkriegs waren der Grund, dass er diesen verdienten Posten räumen musste. Bereitwillig kämpfte er für den Kaiser in Rom und versöhnte sich doch ebenso bereitwillig mit seinem alten Gegner, um wiederum dem Wohle Roms zu dienen. Es gibt keinen besseren Mann für diesen Posten und so bin ich überzeugt, dass auch die Götter zustimmen, wenn ich zuletzt ihre Zustimmung erbitte, um Faustus Decimus Serapio erneut zum Praefectus Praetorio zu berufen!"
Hatte ich jemals eine so glänzende Laudatio wie diese hier vernommen?! Anfangs noch gehüllt in meine abgeklärte Resignation, dann aber doch zunehmend geschmeichelt, zuletzt überwältigt von so viel Huld, verfolgte ich die Rede des Kaisers, der mich und meine Verdienste in der Tat in das allerbeste Licht rückte. Ich hatte dies alles ja schon einmal miterlebt, und im Vergleich zur ebenfalls pompösen, aber doch eher kurzen und bündigen Kommandoübergabe beim ersten Mal, hatte diese Zeremonie jetzt wirklich um Dimensionen mehr Klasse und Stil!
Gravitätisch wie ein Heldendenkmal auf meinem Ross der Lobrede lauschend, freute ich mich ganz besonders darüber, meinen Aufstieg ex caligae ausdrücklich positiv erwähnt zu hören. Und noch viel mehr, als endlich meine Rolle in der Zeit des Bruderkrieges frei von Verleumdung gewürdigt wurde.
Endlich.
Ich war rehabilitiert. Voll und ganz. Eine schwere Last glitt von meinen Schultern, ich atmete auf, verspürte eine innige Genugtuung, war wie befreit. (So ganz glauben konnte ich es allerdings immer noch nicht.)
Und auch wenn weder die Überreste des Verschwörerklüngels, noch die opportunistischen Nutznießer des Verbrechens, noch jene die stumpfsinnig ihrer Propaganda Glauben schenkten, dadurch ihrer Ressentiments ledig würden – konnte mir das jetzt gleich sein. So deutlich wie der Kaiser es gemacht hatte, dass ich seine Gunst genoss. Solange ich Präfekt der Garde wäre, würde niemand, zumindest niemand der bei Sinnen war, mich offen schief ansehen. Ein Privileg der Macht.
Eisenklirrend schwang ich mich vom Pferd, um an der Seite des Kaisers - welche Ehre! - den Auspizien beizuwohnen. Erwartungsgemäß wurde der Entschluß des Kaisers bestätigt, eine schöne Zeremonie war es aber ganz und gar nicht. Das nächste Mal, wenn ein Augur benötigt wurde, würde ich den Cultus Deorum darum ersuchen, jemanden zu schicken, der sein Handwerk verstand.
Doch dann war auch dies erledigt, und der Kaiser erklärte mich, Faustus Decimus Serapio, klar und deutlich und vor ganz Rom zum Gardepräfekt. Jetzt war es wirklich und wahrhaftig und ohne Zweifel Realität...
Schneidigen Schrittes bestieg ich die Tribüne, und vernahm den Jubel, die aufbrandenden Rufe der Soldaten und des Volkes. Und obgleich mir doch so bewußt war, wie wohlfeil und nichtig das Frohlocken der Menge war – ich konnte mich der Rührung nicht erwehren. Dankbar dachte ich an all die, die mir beigestanden hatten, die mir zumindest ein wenig die Treue gehalten hatten, blitzschnell flogen meine Gedanken zu all jenen, ohne die ich jetzt nicht hier stünde, mit erhobenem Haupte (nicht hier, aber auch nicht mal mehr unter den Lebenden):
Mein Vater – mit warmem Dank blickte ich über die Köpfe der Soldaten zu ihm, der an der Spitze der Stadtkohorten stoisch auf seinen Abschied wartete. Was er in meinem Leben alles für mich getan hatte, das ließ sich nicht in Worte fassen... Und Seiana, auch an sie dachte ich, die mir früher (bevor sie tragisch dieser schlimmen Wesensverflachung anheim fiel) die beste Schwester der Welt und mein Fels in der Brandung gewesen war.... - Manius. Manius, bei aller schmerzlichen Verstrickung, Ambivalenz, Schuld und Verbotenheit. Manius, Geliebter, immer Manius.... Auch Dives kam mir in den Sinn, der süße Dives, wie er mich einmal unerschrocken in meinem schäbigen Exil in Trans Tiberim aufgesucht hatte. Dieser Träumer. Zu viel hatte ich darauf von ihm erwartet damals... Massa, der mir angeboten hatte, mich nach Ägypten mitzunehmen, mein Compagnero, der versuchte alles hinter sich zu lassen... Und Valentina... die mir ihre Seelengröße gezeigt hatte in einer Zeit als ich so rein gar nicht zu bieten gehabt hatte... (Ich begann mich zu fragen ob ich, wenn nicht alles so gekommen wäre wie es war, wohl jemals eine so großartige Frau für mich gewonnen hätte?)... Borkan, mein Phantasos, mein hinreissender sinnenverwirrender Retter, wie von den Göttern gesandt... die Bruderschaft des Serapis, der weise Anastasius, Freund Castus, und ihr sicherer Hafen... Licinus, mein alter Freund, der seine Sühne geleistet hatte... Und Tante Venusia, war sie damals nicht sogar bis in die Tiefen des Carcers vorgedrungen...? Tante Lucilla, Onkel Meridius, Großtante Drusilla, meine kleine Nichte Messalina, Carmelita, Schöngeist Casca, Scipio mit seinen vielen Fragen, meine ganze Familie, die verzweigte Sippschaft unserer Gens, und all die Manen und Genien unserer Ahnen... Urplötzlich fielen mir immer mehr und mehr ein, denen ich dankbar war, als wäre ein Schleier vor meinen Augen fortgezogen... Vom ganz kleinen und alltäglichen bis hin zum Ewigen Serapis, meinem Patron unter den Unsterblichen Mächten...
Ganz langsam... begann das Gefühl des Triumphes Einzug zu halten. Zuerst ganz leise, dann, wie eine Melodie, die von irgendwoher kam, und in mir ihren Widerhall fand, wurde es lauter, schneller, dynamischer: Ich! Ich hatte überdauert! Ich hatte überlebt! Und nicht nur das! In den Schmutz gezogen hatten sie meinen Namen! Und nun stand ich hier! Reingewaschen! Mächtig! Ich, an der Seite des Kaisers! Ich, der schöne... ähem, der neue Praefectus Praetorio! Ja, so etwa klang diese packende Melodie in meinem Kopf
während ich mich sonnte, in jenem teuren Augenblick des Triumphes.
Mit leuchtenden Augen dankte ich dem Kaiser, mit schlichten Worten, aber tiefempfunden, während um uns herum noch der Jubel gegen die Tribüne brandete.
"Mein Imperator, ich danke Dir! Ich... bin überwältigt von der Ehre, die Du mir zuteil werden lässt. Und bei Iuppiter-Serapis schwöre ich: ich werde es Dir vergelten, mit meiner Treue und Tatkraft!"
Ob ich ein paar Worte sagen wollte? Oh ja! Selbstverständlich wollte ich das.
Schwungvoll strich ich mein Paludamentum über die Schulter zurück, warf mich in Rednerpose in die Brust.
"Militees, Bürger, Volk von Rom!" hob ich an, meiner Truppe und der Menge mein strahlend-martialischstes Antlitz zeigend.
"Durch die ehrenden Worte unseres erhabenen Imperators aufs tiefste gerührt, stehe ich vor euch, als Soldat Roms, erneut berufen zum Kommando der kaiserlichen Garde.
Militees, ich muß es nicht wiederholen, dass ihr die Besten der Besten seid, und auch nicht welche Ehre und Freude es ist, als euer Präfekt unter dem Banner des Skorpiones zu dienen. Mit der Kampfeskraft, die der allgewaltige Mars uns, seinen Söhnen, gewährt, sind wir unseres Kaisers eherner Schild - und die Waffe, die seine Feinde zerschmettert. Unser Vorrecht ist es, das Bildnis unseres Kaisers und seiner Familie in unseren Feldzeichen zu führen - beseelt von Schwurherrin Fides, ist felsenfest unsere Treue. In kühnem und rechtschaffenem Streben, folgen wir dem hehren Honos, dienen dem Wohle unseres Kaisers – sowie seinem Ruhm!" so rief ich die Trias zurück ins Gedächtnis, die die (ideale) Rolle der Garde so praktisch verkörperte
"Das Wohl unseres Kaisers ist das Wohl unseres Reiches! Das Wohl unseres Reiches ist das Wohl des Volkes. Dafür stehe ich, und in diesem Sinne werde ich mein Kommando führen." verkündete ich markig. Enthusiastische Klienten, und strategisch verteilte Claqueure unter Zivilisten und Soldaten ließen schon wieder den Applaus sich erheben, doch ich war noch lange nicht fertig mit meiner Rede, und winkte mit bescheidener Gebärde ab, wartete bis es wieder still wurde um fortzufahren....