[Campus Martius] Decimischer Kommandowechsel

  • Der letzte große Auftritt der stadtrömischen Einheiten lag noch nicht allzu lange zurück, doch ein Ereignis jagte das nächste. Heute nun stand nicht die kaiserliche Familie im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Familia Decima Liviana. Denn obwohl es um zwei grundsätzlich unterschiedliche Kommandos ging, waren doch Vater und Sohn involviert. Der eine scheidend, der andere (zurück-)kommend.


    Und da es hier um zwei der wichtigsten Kommandos im ganzen Imperium ging, wurde der Wechsel der Befehlshaber entsprechend gefeiert. Wieder hatte man auf dem Marsfeld Tribünen errichtet und wieder tummelten sich Händler, Schaulustige und Militärbegeisterte aller Art auf dem großen Feld, auf dem schon Männer wie Scipio Africanus und Divus Iulius das Imperium ihre Einheiten übernommen hatten. Anders als damals gab es aber heute keine Legionen mehr in Rom, was die Bedeutung der stadtrömischen Kommandeure aber nur erhöhte, da sie quasi konkurrenzlos Einfluss auf die Politik nehmen konnten. Wenn sie denn wollten.
    Dass sie das nicht tun würden, hatte der neue alte Prätorianerpräfekt nicht nur beteuert, sondern auch der Kaiser war davon überzeugt. Und so durfte er heute sein Kommando wieder antreten, während sein Adoptivvater seines gegen einen zivilen Posten tauschte. Nur zur Sicherheit.


    Also konnte der Aquilier heute ohne jedes schlechte Gewissen auf das Marsfeld kommen, wieder gehüllt in seine Kriegsrüstung und sein Paludamentum, um zuerst die scheidenden Amtsträger aufmarschieren zu sehen.

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  • Es waren gute Zeiten in Rom, gerade wenn man Paraden mochte. Doch diesesmal war es für Scipio eine Sache des Zwiespaltes. Auf der einen Seite war da der Umstand, dass Serapio Gardepräfekt werden würde, erneut. Auf der anderen... Livianus würde seinen Posten als praefectus urbi verlieren. Trotz allem waren alle Bewohner der Casa Decima gekommen, saßen um ihn herum und warteten gespannt auf das Spektakel. Viele Menschen waren gekommen, was sie alle wohl dachten? Und wieviele von denen auf der Ehrentribüne zum einen froh waren einen Decimer in hoher Position los zu sein und auf der anderen Serapio Gift und Galle wünschten?
    Du bist eben Teil einer erfolgreichen Familie, da sind Neider nicht weit. Genauso wenig wie falsche Freunde...

  • Nicht ja wirklich gar nichts hätte mich davon abbringen können hier und heute dabei zu sein. Hier und heute wo mein Serapio endlich die Anerkennung bekam, die ihm in meinen Augen ja eh immer zugestanden hatte. Ja dies hier würde heute sein Triumphzug werden und ich würde dabei sein. Ja dabei sein und miterleben wie er wieder Prätorianerpräfekt wurde.
    So harrte ich nun der Dinge und reckte meinen Hals um ja keinen Moment zu verpassen.

  • Honor et Fortitudo. Ehre und Tapferkeit. Ich seufzte beim Gedanken an den Wahlspruch leise vor mich hin und ließ meinen Blick über die Anwesenden streifen. Die Massen waren wohl erschienen. Dabei war es so schön, hier auf der Ehrentribüne zu sitzen und es gar nicht erwarten zu können, Serapio zu zu jubeln und Decimus Livianus zu ehren. Oder beiden zu zu jubeln und sie beide mehr als nur zu würdigen. Ja, irgendwie war es an diesem Tag doch wunderbar ein Decimer zu sein, auch wenn er mich doch arg an meine eigenen Pflichten erinnerte. Zwar würde aus mir nie ein Prätorianerpräfekt werden und als Praefectus Urbi würde man mich auch niemals aus dem Amt scheiden sehen, aber immerhin bestand vielleicht doch die Hoffnung, dass ich es bis in den Cultus Deorum schaffte. Von einem Händler mit einem Bauchladen ließ ich mir paar gezuckerte Kekse überreichen und zahlte diese auch sogleich. Während ich in die süße Ware biss, kreisten meine Gedanken noch ein wenig und ich fragte mich, wie viele Menschen wohl jene beneideten, die mit den zu ehrenden Männern unter einem Dach hausten und ihnen somit regelmäßig von Angesicht zu Angesicht begegneten. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich bisher erfolgreich um Livianus herum gedrückt, weil ich ja im Haus nicht unbedingt bekannt dafür war Ruhmreiches und Heldenhaftes von mir zu bringen und Serapio? Nun, mit diesem würde ich wohl trinken und herzlich lachen, sobald ich ein Aedituus war. Ja, man fühlte sich seines Namens willen unendlich groß und doch unglaublich klein.

  • Irgendwo in dem unvermeidlichen Haufen Senatoren, dass sich auf der Tribüne zusammengerottet hatte, um dieser Parade beizuwohnen, saß auch Macer, was bei solchen Gelegenheiten wohl nahezu ebenso unvermeidlich war. Zwar war die letzte Parade noch nicht allzu lange her und Macer hatte jener nicht gerade viel mehr als die nötige Aufmerksamkeit gewidmet, aber das musste ihn ja nicht davon abhalten, heute wieder hier zu erschienen, zumal ein Kommandowechsel zwar auch kein außergewöhnliches Ereignis war, aber dennoch schon etwas selteneres als ein feierlicher Eid der Truppe. Und außerdem hatte Macer seit kurzem eine Tiro aus dem Hause der Decimer, dem er angeblich von den beiden Hauptpersonen des heutigen Tages empfohlen worden war.


    Alles in allem also genug gute Gründe, hier zu sitzen und mit den anderen Senatoren zu plaudern, während der Kaiser erschien und man auf den Aufmarsch der Soldaten wartete. Nebenbei ließ Macer den Blick auch über die weiteren Gäste schweifen und entdeckte in einer Gruppe junger Männer auch seinen Tiro. Als er den Eindruck hatte, dass dieser gerade in seine Richtung schaute, erhob er den Arm zum Gruß und wartete ab, ob er damit dessen Aufmerksamkeit erregen konnte.

  • Auf der anderen Seite des "Blocks Decima" hatten die Senatoren platz genommen. Als Scipio gerade in deren Richtung schaute sah er dort einen Mann winken, Senator Macer. Scipio stand auf und ging zu ihm, dort gab es sogar einen freien Platz auf den er sich setzen konnte. "Salve Senator. Schön dich hier zu sehen. Ein herrlicher Tag für eine Parade, findest du nicht auch?"


    Auf dem Platz begannen bereits erste Vorbereitungen, es konnte nicht mehr lange dauern bis es los ging. Immer mehr Menschen waren nun anwesend und selbst die Ehrentribüne füllte sich mehr und mehr.

  • Macer war etwas überrascht, dass der Decimer auf den Gruß hin gleich zu ihm herüberkam, freute sich aber umso mehr. "Salve Decimus", grüßte er zurück und stellte ihn schnell mit knappen Worten dem Senator neben ihm vor, mit dem er eben ein wenig geplaudert hatte. Dann wandte er sich wieder an seinen Tiro. "Ja, ein guter Tag. Kein Regen, kein Schnee, kein Sturm, keine brennende Sonne - die Soldaten werden sich freuen", kommentierte er die Gelegenheit dann mit einem Augenzwinkern aus der Sicht derjenigen, die keine Wahl hatten. Zuschauer konnten zu Hause bleiben, wenn es ihnen zu ungemütlich war, Kommandeure konnten das Prozedere in gewissem Rahmen spontan verkürzen oder ändern, wenn es ihnen zu ungemütlich wurde, aber die Soldaten mussten im Zweifelsfall ausharren, egal was da kam.


    "Für eure Familie wahrscheinlich ein ganz besonderer Tag, oder?", fragte er dann, denn immerhin stand hier nicht nur ein Kommandowechsel bei zwei Einheiten an, sondern in gewisser Weise damit auch ein Generationenwechsel, wenn der Vater ging und der Sohn kam.

  • Ein lange... lange erwarteter Tag war gekommen, für mich. Und mit ihm eine Parade für Garde und Urbaner.
    In aller Pracht zogen die Soldaten durch die Stadt, die Caligae stampften, die archaischen Paradeharnische der Prätorianer blitzten, die Helmkämme wogten und die Feldzeichen, gerade erst vor kurzem mit den Imagines der kaiserlichen Familie geschmückt, wogten feierlich über den Köpfen der Menge. Vorneweg ritten Equites Singulares auf blankgestriegelten Rössern, dann kamen Militärmusikanten, die auf ihren Tubae und Hörnern lautstark einen patriotischen Marsch spielten.
    Der scheidende Gardepräfekt Sextus Maevius Mussidianus, gelber und eingefallener denn je, ritt vor mir und den anderen Tribunen an der Spitze der Infanteriekohorten. Auch Geschütze führten wir heute auf der Parade mit, teils für die Artillerievorführung die nach der Kommandoübergabe stattfinden würde, teils nur um dem Volk etwas imposantes zu sehen zu geben.
    Weitere Turmae schloßen den Zug der Garde ab, darauf folgten die Soldaten der Cohortes Urbanae.
    Vom Forum Romanum über die Via Flaminia ging der Weg. Auf meinem kraftstrotzenden Parade-Rappen ritt ich, aufrecht und in düsteren Prunk gewappnet, im reichverziertem schwarz-silbernen Harnisch, mit nachtschwarzem Helmkamm auf dem attischen Helm, das Paludamentum mit dem eingewirkten Skorpion elegant über die Schulter drapiert.


    Das war jetzt also der Tag der Tage. Der Tag, an dem meine unsägliche Verfemung durch die elenden Kaisermörder und Putschisten endlich und endgültig ein Ende haben würde. Der Tag an dem die zermürbenden Kämpfe um meine Rehabilitierung endlich zu einem Ende kommen würden. Der Tag, an dem all denen, die mich abgeschrieben hatten - die mir in den Rücken gefallen waren und mich wie einen Aussätzigen behandelt hatten, allein weil ich bei ihrer allgemeinen Schurkerei und Vertuschung nicht mitgespielt hatte – der Tag an dem diesen feigen Hunden die beklommene Erkenntnis dämmern mußte: dass Ich, Faustus Decimus Serapio, wieder da war. Der Tag an dem ich das Kommando wiedererhielt...
    Seltsam nur, dass sich dieser Tag so wenig aussergewöhnlich anfühlte. Ich hatte immer gedacht, es müsse ein Tag größten Triumphs und tiefster Genugtuung für mich sein. Nein. Zu wenig zu spät, und zudem wurde heute mein Vater abgesägt.
    Jetzt war es halt eine Parade, wie ich schon viele erlebt hatte. Die Menge jubelte, wie sie das eben gerne tut wenn es was zu sehen gibt. Doch wie wertlos dies war, wie blitzschnell der Jubel in die gehässige Fratze des Mobs umschlagen kann, war mir auch nicht fremd.
    Beim letzten Mal hatte ich zur Feier des Tages ja ein großes Volksfest organisiert, mit Jahrmarkt und allem, aber das hatte ich mir diesmal gespart. Wozu die wankelmütige Gunst des vergesslichen Volkes kaufen, beim geringsten Windstoß war sie ja sowieso wieder verflogen.


    So ritt ich, mit einem Bein in der Vergangenheit, mit einem in diesem unwirklichen Jetzt und Hier, gravitätisch in der Parade bis zum Marsfeld. Dort nahmen die Truppen Aufstellung. Der fahle scheidende Gardepräfekt begab sich vor unseren Imperator um seinen Abschied zu erhalten.

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  • Neben Borkan saß auch die zukünftige Frau des Mannes, der heute endlich wieder den Ruhm und die Ehre erlangte von der er ihr vor einer Weile schon erzählt hatte. Damals war es noch ein Geheimnis. Heute sah es ganz Rom, zumindest kam es Valentina so vor.
    Auch sie war aufgeregt, erlebte man so etwas doch nicht alle Tage. Als die Reiter dann kamen streckte sich Valentina so gut sie konnte um nicht gleich aufzustehen, damit sie auch wirklich nichts verpasste.

  • Scipio freute es, dass ihm direkt einer der Senatoren vorgestellt wurde. "Ja der Tag ist wirklich perfekt für eine Parade. Ich bin wirklich gespannt was uns erwartet, natürlich wurde nichts verraten." Gut, er hatte auch nicht gefragt, aber er wusste auch dass ihm weder Serapio noch Livianus etwas gesagt hätten.
    Angesprochen auf die Familie nickte er, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt. "Es ist ein freudiger, aber auch ein trauriger Tag. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich hätte es gerne gesehen dass wir neben dem Praefectus Urbi auch den Praefectus Praetoria gestellt hätten. Ich vermute aber diese Machtkonzentration hätte vielen der Anwesenden deutliche Bauchschmerzen bereitet und der Imperator war schlau genug die Wogen schon im Vorraus niedrig zu halten."


    Aus der Ferne hörte man laute Schreie und Applaus, die Parade hatte wohl begonnen.

  • Im zweiten Teil der Paradezugs war Livianus seinen Urbanern voran geritten. Anders als sonst, die Amtskleidung des Stadtpräfekten war die Toga, hatte er sich für diesen Festakt in seine Rüstung gezwängt. Er hatte sie gut ein Jahrzehnt nicht mehr getragen und war immer noch erstaunt darüber, dass vor allem der Brustpanzer an einigen stellen ziemlich unangenehm zwickte. Natürlich hatte er es sich seit seinem letzten militärischen Kommando gut gehen lassen und das eine oder andere Speckröllchen davongetragen. Aber das ihm diese Röllchen im eng geschnürten Harnisch nun derart zu schaffen machten, damit hatte der Decimer bei weitem nicht gerechnet. Dennoch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und eine möglichst gute Figur auf seinem Pferd zu machen. Auch wenn es ziemlich anstrengend war das Wohlstandsbäuchlein die meiste Zeit einzuziehen, damit es nicht unangenehm an die Brustpanzerung drückte.


    Als die Kolonnen schließlich das Marsfeld erreichten, dirigierte er seine Männer an die vereinbarte Position und ließ unter den Jubel der umherstehenden Schaulustigen durch die Tribunen Aufstellung beziehen. Wichtig dabei war - und das hatte er seinen Leuten schon in der Castra eingebläut - dass die Stadtkohorten einen ebenso guten Eindruck auf die Leute machen sollten wie die Prätorianer und man sich daher keinerlei Fehler leisten durfte. Entsprechend akribisch beobachtete der scheidende Prafectus Urbi seine Mannschaften, die vor der Tribüne antraten, ehe er sich wieder einigermaßen zufrieden einreihte und beobachtete, wie als erstes der kommandierende Prätorianerpräfekt nach vorne ritt, um den Kaiser Meldung zu machen.

  • Natürlich war auch die Kaiserin hier heute Anwesend. Immerhin galt es den scheidenden Praefectus Urbi zu würdigen. Ihm Lob und Anerkennung für seine geleisteten Dienst zu zollen. Auch wenn Serena nur eine Weile von seiner Amtszeit mitbekommen hatte, so wusste sie doch aus Erzählungen, dass der Mann wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Und auch um zu zeigen, wei wertvoll seine Arbeit war und wie hoch sie dies schätzte, war sie heute hier um ihn aus dem Amt zu verabschieden.


    Und dann galt es ja auch noch den neuen alte Prätorianerpräfekt im Amt zu begrüßen. Serena freute dies besonders, denn sie vertraute diesem Mann bedingungslos. Und in ihren Augen war kaum einer – nein eigentlich keiner besser geeignet den Kaiser und seine Familie zu beschützen.
    Mit einem kurzen freundlichen Nicken begrüßte sie die anwesenden Senatoren und auch die Familie Decima, die sich hier heute scheinbar – was auch verständlic war – geschlossen versammelt hatte.


    Schon hörte man die herannahenden Prätorianer und Urbaner. Nein Serena vermochte es nicht zu sagen, wer wohl die bessere Truppe war. Beide machen hier und heute wirklich ein gute Figur. Sie nickte anerkennend in die jeweilige Richtung der Truppen und ihrer Führer.
    „Sehr imposant.“ raunte sie ihrem Mann zu.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio
    Angesprochen auf die Familie nickte er, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt. "Es ist ein freudiger, aber auch ein trauriger Tag. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich hätte es gerne gesehen dass wir neben dem Praefectus Urbi auch den Praefectus Praetoria gestellt hätten. Ich vermute aber diese Machtkonzentration hätte vielen der Anwesenden deutliche Bauchschmerzen bereitet und der Imperator war schlau genug die Wogen schon im Vorraus niedrig zu halten."


    "Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass der Imperator höchstselbst derjenige war, der damit die meisten Bauchschmerzen gehabt hätte", spekulierte Macer. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es das schon vorher einmal gegeben hätte, dass die beiden wichtigsten Praefecturen in der Hand von Vater und Sohn lagen. Das wäre wohl nur dann denkbar, wenn beide in enger Verwandtschaft zum Kaiser stehen", mutmaßte er weiter.


    "Hält sich die Gens Decima denn nun eher für eine ritterliche Gens, oder doch weiterhin für eine senatorische Gens?", fragte er dann neugierig, denn während der Praefectus Urbi ja ein senatorischer Posten war, war der Praefectus Praetorio ein ritterlicher.

  • Der Kaiser selbst? "Das weißt du besser als ich, du kennst den Kaiser sicher noch besser von seiner Zeit als Senator. Dass es nicht üblich ist weiß ich, aber beide hatten sich ihr Amt nicht grundlos verdient gehabt und ich finde man hätte Livianus ruhig noch ein Jahr im Amt geben können. Aber gut, das spielt heute wohl keine Rolle mehr. Wie ich mitbekommen habe hat Livianus nicht einmal eine Abfindung angenommen, sondern diese dem neuen Tribun der Urbaner zukommen lassen um diesen seinen Posten zu ermöglichen. Das hat mich doch stolz gemacht."
    Selbstloses Verhalten war etwas seltenes, aber es passte sehr gut zu Livianus. Und natürlich schadete es sicher nicht wenn es eine Beziehung zwischen Garde und Urbaner gab, wenn auch keine direkte.


    Die zweite Frage des Senators brachte Scipio zum Schmunzeln. "Ich würde sagen wir sind nun die ritterlichsten Senatoren in ganz Rom. Und der Nachwuchs steht ja bereit in die sehr sehr großen Fußstapfen zu treten die die beiden hinterlassen haben."

  • Als vorletzte der in Rom stationierten, urbanischen Cohorten, doch nicht weniger herausgeputzt als ihre Vorgänger und Nachfolger, zog seine durch die Straßen. Die kurze Zeit zwischen Erhebung in den Ordo Equester und Parade hatte Avianus nicht nur genutzt, um seine Leute auf Vordermann zu bringen, die nun in ihren einwandfreien Rüstungen durch die Straßen marschierten, sondern auch, um seine leicht eingerosteten Fähigkeiten als Reiter aufzufrischen, allerdings in erster Linie, um mit den Soldaten die Vorführung der Urbaner einzustudieren. Weshalb ausgerechnet ihm, dem frischgebackenen Eques, diese Aufgabe zugefallen war, war ihm schon ein kleines Rätsel, seit er damals mit dem breitesten Grinsen der Welt im Gesicht das Officium des Praefectus Urbi verlassen hatte, und hätte er sie nicht übernehmen müssen, hätte er heute vollkommen locker auf seinem Pferd gesessen. So war er aber doch ein wenig angespannt, nicht etwa, weil er sich Sorgen machte, seinen Soldaten könnten Fehler unterlaufen, viel eher, da der Praefectus von ihm eine bessere Einlage als jene der Praetorianer erwartete. Und die würden die Messlatte verdammt hoch legen, da war er sich sicher. Avianus sah es als eine Art Prüfung an, ob er den neuen Aufgaben, die als Tribun auf ihn zukamen, gewachsen war, und um jeden Preis wollte er einen guten Eindruck hinterlassen. Würde schon werden, irgendwie eben.
    Den Blick dennoch stolz geradeaus – man wollte sich ja nichts anmerken lassen -, erwischte der iunische Tribun sich dennoch hin und wieder dabei, wie er gerne einen Blick in die Menge werfen würde, um vielleicht zwischen den Menschen ein Bild von Sibel, Axilla oder Vitulus zu erhaschen, so hoffnungslos das Unterfangen auch wäre. Sie würden ihn sehen wie er seinen Soldaten vorausritt auf seinem Hengst mit makellos glatt gestriegeltem Fell, ein vergleichsweise junger Apfelschimmel, der in einigen Jahren vollends weiß werden würde, so hatte man ihm gesagt, wie er in seiner blank polierten Paraderüstung auf dem Marsfeld einzog, hinter und vor ihm das rhythmische Klacken der beschlagenen Caligae, zu beiden Seiten die staunende Menge und mit dem Anflug eines Lächelns auf den Zügen dort mit seiner Cohorte zum Stehen kam. Noch wollte er es genießen.
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    Edit: Gibt ja auch noch die Cohors XIV ... *grummel*[/SIZE]

  • Das mit der Abfindung und dem Tribun hatte Macer noch gar nicht mitbekommen, war aber durchaus neugierig. "Welcher Tribun?", fragte er daher.


    Bei den ritterlichen Senatoren musste er dann ein wenig schmunzeln. "Nun, du hast wahrscheinlich recht. Die Gens Decima ist in beiden Lagern bekannt genug, um sich nicht so bald nur auf eine Richtung reduzieren zu lassen. Zumal du ja eben wieder in die Senatslaufbahn willst", stimmte er dann zu. "Aber trotzdem ist es natürlich immer dort etwas leichter, wo schon viele Verwandte unterwegs sind. Serapio hat keine Kinder, oder?", erfragte er dann, ob er zumindest soweit richtig informiert war.

  • Der Kaiser hatte sich entschlossen, die Parade als Feldherr auf dem Tribunal abzunehmen, wie es auch bei den Legionen in den Provinzen üblich war. Seine Familie saß heute also unter den übrigen Honoratioren. Nur die Liktoren standen heute hinter ihm auf der Tribüne und erinnerten in militärischer Kluft an alte Zeiten, als die Caesaren und Consuln noch selbst auf den Schlachtfeldern des Imperiums gefochten hatten. Heute waren sie nur Inszenierung.


    Einheit für Einheit paradierten die stadtrömischen Kohorten also an ihm vorbei, jeweils den Blick kurz zu ihm wendend, um dann wieder auf ihren Weg zu sehen und auf dem Marsfeld Aufstellung zu nehmen. Als der glücklose Maevier auftauchte, gefror das huldvolle Lächeln des Aquiliers. Der Präfekt sah aus, als würde er sich kaum noch auf dem Pferd halten können. Höchste Zeit, ihn mit dem kraftvollen jungen Mann hinter ihm auszuwechseln, der sogar ein anerkenndes Heben der Hand kassierte, als er direkt vor dem Tribunal vorbeiritt. Dann folgte die Infanterie und schließlich der zweite Star des Tages, Marcus Decimus Livianus, der heute wie sein Vorgesetzter in militärischer Pose erschien. Auch ihm hob Severus die Hand zum Gruß, dann marschierten aber auch schon die Cohortes Urbanae, deren Parade der Kaiser schon lange nicht mehr abgenommen hatte. Anerkennend musste er feststellen, dass beide Formationen sich heute alle Mühe gegeben hatten, ihren Kommandeuren Ehre zu erweisen.


    Schließlich erkletterte Sextus Maevius Mussidianus als erster die Bühne und meldete, dass die Kohorten angetreten waren. Der Kaiser nickte. Er erhob sich und setzte zu einer höflichen, aber eher reservierten Rede auf die Dienste des Maeviers an. Kurz seine Biographie, knapp die wenig erinnerungswürdigen Leistungen. Höflicherweise verzichtete er, die krankheitsbedingt mangelhafte Amtsführung im höchsten Amt des Staates offen anzusprechen. Stattdessen reichte er ihm schließlich versöhnlich die Hand und gewährte mit wenigen Worten endlich die Gnade des Ruhestands. Ohne Auszeichnung. Ohne neues Amt.


    Stattdessen ging er direkt weiter zur Ersetzung des Postens, den manche für den mächtigsten im ganzen Imperium hielten. "Es gilt nun, dieses Amt wieder zu füllen. Lange habe ich beraten und die besten Männer des Staates in Betracht gezogen. Wie es den Cohortes Praetoriae als Elite des Reiches entspricht, entschied ich mich schließlich für den Besten der Besten, dessen Biographie ihn außerordentlich für dieses Amt qualifiziert: Es ist Faustus Decimus Serapio, dem nichts fremd ist, was ein Soldat erleben mag: Als junger Legionär zeichnete er sich im Parthia-Feldzug des Divus Iulianus aus, kämpfte bei Edessa und Circesium. Nach dem Krieg wechselte er hierher und lernte Rom als Centurio der Cohortes Urbanae kennen, um dort den Ritterstand zu erlangen. Schließlich diente er als Tribun in Aegyptus und errang neuerlich eine Auszeichnung als furchtloser Kämpfer. Wieder kehrte er nach Rom zurück und diente seither bei den Cohortes Praetoriae, wo er nicht sich nicht nur im offenen Kampf, sondern auch bei der Bekämpfung der verborgenen Feinde Roms verdient machte." Er sah in die Menge. Wenige mochten von der geheimen Mission wissen, die Serapio als Tribun übernommen hatte. Dafür war umso bekannter, dass er Valerianus' Mörder entdeckt hatte. "Schließlich wurde er zum Praefectus Praetorio und stand treu zum Kaiser, selbst als Rom und das Reich im Bürgerkrieg versanken und geriet schließlich die Gefangenschaft, um nach den Wirren der Nachkriegszeit erneut in die Cohortes Praetoriae aufgenommen zu werden und zuletzt federführend seinen Vorgesetzten zu unterstützen." Eine kometenhafte Karriere, wenn man es so betrachtete.


    "Nichts ist ihm fremd: Von den Sorgen und Nöten eines Miles Gregarius bis hin zu strategischen Erwägungen eines kommandierenden Feldherrn. Vom Erlebnis kleiner Scharmützel bis hin zu gewaltigen Feldzügen. Von der Erfahrung im offenen Kampf bis zur Verteidigung des Reiches im Geheimen. Er diente bereits mit großem Erfolg als Praefectus Praetorio und nur die unglücklichen Verstrickungen eines grausamen Bürgerkriegs waren der Grund, dass er diesen verdienten Posten räumen musste. Bereitwillig kämpfte er für den Kaiser in Rom und versöhnte sich doch ebenso bereitwillig mit seinem alten Gegner, um wiederum dem Wohle Roms zu dienen. Es gibt keinen besseren Mann für diesen Posten und so bin ich überzeugt, dass auch die Götter zustimmen, wenn ich zuletzt ihre Zustimmung erbitte, um Faustus Decimus Serapio erneut zum Praefectus Praetorio zu berufen!" Nun war es an der Zeit für den Auguren aufzutreten und gemeinsam mit dem Oberbefehlshaber die Auspizien einzuholen, die für so fundamentale Personalentscheidungen üblich waren.

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  • Lucius der nun schon als erfahrender Augur gelten durfte war wieder mal mit den Auspiezen betraut worden. Da der oberste Augur erkrankt war und Kranke ja vom Ritus ausgeschlossen waren. Sicher etwas ärgerlich für den betroffenen sich heute nicht ins rechte Licht rücken zu können. Da das Marsfeld außerhalb des Pomerium lag konnte das Ritual ja auch hier stattfinden. Zumal es für das Marsfeld ja vorgeschriebene Riten gab denn hier war das einholen von Auspizien ja nichts Ungewöhnliches. So war das Zelt das Templum minor schon von den Calatores auguri errichtet worden. Denn hier gehörte das Zelt als Teil des Ritus absolut dazu. Auch waren Kranke und Behinderte wie immer vor dem Ritus von den Calatores auguri aussortiert worden. Aber das war nichts, das besonderen Aufwand erforderte denn die Abläufe des Ritus waren allgemein bekannt so dass dies nur ein kontrollieren des Sollzustandes war. Von defekten Ausrüstungsgegenständen ging man bei den städtischen Einheiten ja nicht aus aber kontrolliert werden musste es ja trotzdem.


    Wie immer zu offiziellen Anlässen trug Lucius die Toga Praetexta seine roten Senatorenstiefel und den Lituus der ihn als Augur auswies. Als nun der erste Mann im Staate auf ihn zu kam konnte das ganze beginnen. „Ich bezeuge hiermit, dass der Quirit Tiberius Aquilius Severus Augustus, rechtmäßig das Imperium Consulare inne hat.“ Erklärte er nun wie es sich gehörte denn auch wenn das jeder der Anwesenden zweifellos wusste, waren die Riten deutlich älter als das Prinzipat und somit war diese Feststellung nötig. Lucius hatte bewusst die Anrede auf Consul gewählt nicht auf Diktator auch wenn das eher hingekommen wäre. Doch Consul klang mehr nach Republik und das mochten die Kaiser ja immer gern wenn der Anschein gewahrt wurde. Denn Offiziell waren sie nicht König oder Kaiser sondern Princeps also erster unter Gleichen. „Was ist dein Begehr Bürger?“ Und auch hier wieder eine Rhetorische Frage denn allen war klar was er wollte doch der Ritus erforderte es das der Princeps selbst den Auftrag gab.

  • Obgleich Gracchus nichts weiter war als ein Zuschauer des Geschehens, welches allmählich seinen Beginn nahm, so hatte er doch den Eindruck als bahne ein Ereignis sich an, welches von herausragender Wichtigkeit war in seinem Leben. Es war ganz so als würde endlich das letzte Teil eines Mosaiks wieder in das Gesamtgefüge eingepasst, welches er vor langer Zeit aus unachtsamer Dummheit hatte zerstört, so dass endlich das herrliche Bildnis eines Weltreiches wieder in all seiner Vollständigkeit und all seinem Glanz konnte erstrahlen. Als die Parade der Praetorianer auf das Marsfeld einzog - imposant und prächtig wie stets - jubelte das Volk lautstark, während Gracchus seinen Blick nur mit einem sublimen Lächeln auf den Lippen auf jenen Praetorianer geheftet hielt, welchem an diesem Tage alle Ehre würde zukommen. Erst als der Imperator die Verdienste Serapios aufzählte, als Aquilius von den verborgenen Feinden Roms sprach und über die Menge hinweg blickte, gefror das Lächeln des Flaviers in seinem Antlitz - denn für einen Herzschlag glaubte er einen mehr als wissenden Blick des Kaisers auf sich zu spüren. Der Augenblick ging vorüber wie die Rede des Imperators ihren Fortgang nahm, dennoch sank Gracchus ein wenig in sich zusammen. Die letzten Steine des Mosaiks wären zweifelsohne erst mit Aurelius' und seinem eigenen Tode zurück in das Bildnis gesetzt.

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  • Die Existenz eines Zeltes auf dem Marsfeld ließ die ganze Zeremonie noch feldmäßiger wirken, als sie es sowieso schon tat. Der Kaiser schritt also hinunter zu dem Zelt, wo Iulius Centho bereits darauf wartete, sein Amt auszufüllen.


    Als er dann an der Reihe war, befahl er (strengenommen hatte er ja das Imperium Consulare gar nicht, sondern nur das Amt eines Censors) in der uralten Formel: "Mit dem Recht eines Censors von Rom befehle ich das Auspizien gehalten werden, ob meine Entscheidung, dass Faustus Decimus Serapio Präfekt der Prätorianer sein soll, den Göttern gefällt." Damit war die Bühne frei für den Auguren.

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