Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    "Mach dir keine Gedanken" wehrte ich Manius' Sorge um mich ab, schenkte ihm ein verwegenes ich-bin-Prätorianer-ich-hab-alles-im-Griff!-Lächeln, "...mit dem Rabenaas werde ich schon fertig! Letztes mal hat er mich kalt erwischt, aber jetzt bin ich gewarnt, er soll nur kommen. Da fällt mir ein, wir könnten ihm eine Falle stellen!"
    Doch nicht mehr an diesem Morgen. Ich musste zurück in die Castra und Manius in den geschändeten Tempel, außerdem hatte er das Atrium voller Klienten.
    "Es sieht dort gerade schon sehr wüst aus. Aber es lässt sich bestimmt alles ausbessern und lustrieren... ich meine, wer wäre besser dazu qualifiziert als du, bester Pontifex, und zudem mit Blutsbanden zu den dort geehrten..." versuchte ich etwas unbeholfen, Manius Trost zu zu sprechen.

    Wir verweilten noch einen kurzen gemeinsamen Moment in Zweisamkeit dort in seinem Officium, besprachen auch wann wir uns wieder treffen würden und wie wir das mit den Veteranen als Leibwächter machen würden, dann gingen wir auseinander, um uns jeder wieder unseren Pflichten zu widmen.

    Pflichtbewusst erwiderte ich Valentinas Liebkosungen. Ja, ich gab mir wirklich Mühe und erinnerte mich an alles, was ich von Scybale gelernt hatte, denn ich wollte meiner Frau eine ordentliche Hochzeitsnacht bieten. Doch so zierlich fühlte sie sich an, und so weich und zart, dass ich irgendwie Bedenken hatte, sie zu fest anzufassen... Auch von dem Becher Stendelwurz, den ich getrunken hatte, war leider noch kein Effekt zu bemerken. So war ich überaus dankbar, als auf meinen Wink hin Icarion zu uns stieß! Souverän und sanft gesellte er sich zu uns, mal Valentina zugewandt, mal mir, und so kunstvoll wie er die Saiten seiner Kithara zum Klingen brachte, so spielte mein schöner Libertus auf unseren Leibern, ließ das Begehren aufzüngeln und befeuerte es. So wurde aus der anfangs recht peinlichen Angelegenheit zuletzt doch ein ganz passabler Akt, und wir vollzogen erfolgreich unsere Ehe. Voll Erleichterung diese scharfkantige Klippe gemeistert zu haben legte ich die Arme um Valentina, und mir fielen schon die Augen zu, während der Dritte im Bunde diskret aus dem Schlafzimmer schlüpfte.


    Am nächsten Morgen erwachte ich also zum ersten Mal an der Seite meiner Ehegattin. Im ersten Moment war das noch recht surreal. Irgendwann in der Nacht hatte ich mich ganz an den Rand des Bettes gerollt, um sie nicht zu stören, denn ich war ein unruhiger Schläfer, so manch ein Bettgenosse hatte sich schon beschwert dass ich ihn gestoßen oder getreten hätte.
    Wir frühstückten ausgedehnt, sichteten dann den Berg unserer Geschenke, und nahmen die in Empfang, die ganz traditionell erst an diesem Morgen angeliefert wurden – darunter ein exquisiter marmorner Mars von Manius!
    Außerdem übergab ich Valentina die Schlüssel des Hauses, unter anderem auch den zur Geldtruhe im Tablinum. Danach versammelte ich unsere Sklaven- und Freigelassenenschaft, stellte sie Valentina alle vor, und gab ihnen zur Feier des Tages ein Peculium und den Rest des Tages frei.
    Unsere Vilica, Decimiana Rhea, setzte sich dann mit Valentina zusammen, und die beiden gingen die Abläufe im Haushalt durch. Währenddessen spazierte ich durch Hortus und Peristyl, um die perfekte Stelle für die Statue des Mars zu finden.

    Natürlich hätte ich mich schämen sollen. Aus mannigfaltigen Gründen.
    Primum: Manius zu hintergehen war nicht die feine Art.
    Secundum: Mich mit meinem Gespielen im Dreck zu wälzen wie die Wollschweine noch weniger.
    Tertium: Und ich setzte ja nicht nur leichtfertig meinem Ruf aufs Spiel sondern damit auch den meiner Gens und, noch viel ruchloser, den der Garde...
    In Grund und Boden hätte ich mich schämen müssen. Doch seltsam, ich hatte all dies wohl vergessen, denn von Scham war da keine Spur! Das Glück ließ keinen Raum dafür, ich schwebte noch immer wie auf Wolken, wohlig durchglüht vom Nachklang der Lust, als wir uns irgendwann wieder voneinander lösten, unsere verdreckten Gliedmaßen in mein und dein sortierten, uns aufrappelten... Selig grinsend erhaschte ich noch einen Kuss, einen weichen, und dachte dabei wie irsinnig schön es doch wäre, wenn Kyriakos' Worte wirklich wörtlich zu verstehen wären. Dabei war mir schon klar, dass sie lediglich die poetische Version von 'ich liebe es, dich flachzulegen' waren... aber man wird doch noch träumen dürfen!!


    Ich lachte über den skurrilen Anblick den wir boten, klopfte vergeblich an meiner Tunika herum, pflückte Kyriakos übermütig ein welkes Blatt und ein Stückchen Rinde aus den Haaren... Mit etwas Wasser aus meiner Feldflasche säuberte ich mir notdürftig Hände und Gesicht, reichte die Flasche dann an ihn weiter. Darauf machte ich mich auf und holte mein Jagdpferd herbei, führte es an Zügel durch den Wald bis zu unserer Beute. Nicht mal der Frevel vermochte mich gerade groß zu beunruhigen. Gemeinsam luden wir den schweren Körper des erlegten Hirsches auf, schnürten ihn über den Pferderücken fest. Mit Bedacht hatte ich dafür mein Pferd ausgewählt, denn es war ein gutes Stück Weges den Berg hinab bis zurück zur Mühle, und Kyriakos ja offensichtlich nicht gut zu Fuß. (Wobei ich den stolzen Spartaner selbstverständlich nicht durch explizite Rücksichtnahme kränken wollte.) Was wohl der Grund für sein Hinken war? Eine Kriegsverletzung? Ein Unfall? Oder etwa Folter? - Ich fragte ihn nicht danach, ebensowenig wie ich die vielen Fragen stellte, die mir sonst noch durch den Kopf schwirrten.
    Und, was machst du sonst so, wenn du dir nicht gerade die Nächte auf Bacchanalien um die Ohren schlägst?
    Was führt dich nach Rom?
    Was bedeutete das Jagdritual?
    Bist du eigentlich liiert?
    Darf ich dich mal zur Cena einladen?
    Oder kurz – wer bist du, o du betörender Nachtsatyr, wenn es hell wird?

    Jeder dieser Fragen hätte ihm das Recht zur einer Gegenfrage gegeben, die ich nur auf die Gefahr hin, mich übel zu kompromittieren, hätte beantworten können. Eine leise Wehmut überkam mich darüber, und während wir mit unserer imposanten Jagdbeute zu unserer Unterkunft zurückkehrten, dachte ich bei mir, dass es wie in der Sage um Amor und Psyche war... nur, dass ich keine Öllampe zur Hand zu nehmen gedachte.


    Nach einem eisigen – will sagen erfrischenden – Bad im See machten wir uns daran, dem Hirsch das prachtvolle Fell abzuziehen, spannten es auf und säuberten es. Den Körper hängten wir an den Hinterläufen in die kühle Mahlkammer.

    Des abends saßen wir bei einem rustikalen aber köstlichen Mahl von gebratenem Hirschherz und -leber vor der Mühle, an einer Feuerstelle, in der die Flammen tanzten. Ich hatte eine Amphore echten Massiker aus Rom mitgebracht, und kredenzte Kyriakos nun den edlen Tropfen. Doch auch wenn der Wein viel hochwertiger war als der, den wir auf dem Fest getrunken hatten, so hatte er doch nicht ganz dessen Sonnen-Zauber, und in den herrlichen Augenblick sickerte immer mehr die Wehmut, ihn nicht – den Augenblick ebensowenig wie den herrlichen Griechen – festhalten zu können. Aus dieser Nostalgie heraus legte ich den Arm um Kyriakos, fest, wie um einen Geliebten... und sagte ihm verträumt:
    "Du bist wie ein Komet am Nachthimmel."
    Dabei war ich wachsam, stets bereit meinen Arm wieder zurückzuziehen, oder die Umarmung schnell in eine unverfängliche Geste zu verwandeln, falls es auch nur ein leises Anzeichen gäbe, dass er das alles zu albern sentimental fände.

    Ein neuer Centurio für die Garde – Octavius Maro


    Meine Strategie war aufgegangen. Ich war zuversichtlich, mit Octavius Maro einen soliden Centurio für meine Kohorte gewonnen zu haben. Kurz und knapp hatte ich ihn in meinem Officium empfangen, ihm mitgeteilt dass er die dritte Centurie der dritten Kohorte übernahm. Sein Vorgänger, Atilius, würde sich erst in einigen Tagen auf die Reise zur Legio V begeben, und konnte Octavius somit noch die erste Einführung verpassen. Vieles war bei uns ja sehr ähnlich wie bei den Stadtkohorten – vieles aber auch nicht. Zudem wartete eine gründliche Untersuchung auf Herz und Nieren im Valetudinarium beim Medicus Vibius auf Octavius – nachdem der letzte Neuzugang meiner Kohorte gleich nach Trainingsbeginn einem mysteriösen Leiden erlegen war, nahm ich das sehr genau.


    Des Abends dann, die Sonne stand blassrot gerade noch eine Handbreit über den Mauern der Castra, begann die Vereidigung des neuen Gardecenturios. Zu diesem feierlichen Anlass hatten sich alle Centurionen der Garde (beziehungsweise alle, die nicht gerade im Einsatz waren) schweigend vor dem Fahnenheiligtum versammelt. Ihre Schatten ragten langgezogen über den Innenhof der Principa. Sie waren in voller Montur, ebenso wie ich.
    Octavius hingegen trug lediglich die Tunica militaris und das Cingulum. Die Ausrüstung, die ihn zu einem Mann der Garde machen würde, lag im Sacellum auf dem Altar vor den Feldzeichen drapiert. Fackeln brannten und der Duft von Weihrauch und Adlerholz stieg mir in die Nase, als wir das Fahnenheiligtum betraten.


    "State." gebot ich ernst und richtete einige feierliche Worte an Octavius.
    "Centurio Octavius Maro, du wirst deinen Dienst in den Reihen der kaiserlichen Garde antreten. Hohe Ehren, Privilegien und ein großzügiger Sold gehen damit einher. Erweise dich all dessen würdig, indem du stets ein Vorbild bist an Treue und Kampfeskraft, an Disziplin und Loyalität.
    Sei wachsam – die Feinde unseres Reiches wirken im Inneren des Imperiums ebenso wie an den Grenzen!
    Sei verschwiegen – wir Prätorianer bewahren stets Stille über die Angelegenheiten der kaiserlichen Familie und der Garde.
    Achte die Tradition – aus Respekt vor der Heiligkeit des Pomeriums tragen wir unsere Waffen dort verborgen."

    Außer bei Paraden natürlich, und falls es wirklich mal hart auf hart kam.
    "Vergiss aus welcher Einheit du zu uns gekommen bist, vergiss aus welcher Gens du stammst und wer dein Patron ist – du bist nun, so wie wir, als erstes, als allererstes und weit vor allem anderen ein Soldat der Garde, Wächter des Kaisers, ihm direkt verpflichtet. Den Imperator und seine Familie zu beschützen, koste es was es wolle, dies ist uns Schicksal und edelste Pflicht."
    Ich wies auf die Feldzeichen, deren Imagoscheiben nicht nur das Antlitz unseres Kaisers sondern auch das der Augusta und das des Caesars zeigten.
    "Centurio Octavius, erneuere nun deinen Eid."

    Sorry dass sich meine Abwesenheit länger hingezogen hat und danke an meine geduldigen Mitschreiber. Ich werde in den nächsten Tagen laaangsam wieder ins Spiel einsteigen, aber weiterhin im "sporadisch aktiv-Modus".

    Der Ordo Equester wird im Gegensatz zum Ordo Senatorius nicht vererbt, sondern nur so lange man unter der Patria Potestas seines Vaters bzw. Großvaters ist, hat man diesen inne. Vor einigen Jahren war es im IR noch anders, da wurde dieser vererbt.


    Wie kommt es, dass das geändert wurde? ?( Ist mir komplett neu.

    Ich sehe da auch keinen spielerischen Mehrwert dabei. Warum sollte der Ordo Equester verloren gehen beim Verlassen der Patria potestas, der Ordo Senatorius aber nicht? Es erschwert unnötig den Beginn einer ritterlichen Laufbahn - die im Spiel leider sowieso schon unterrepräsentiert ist.


    Ich möchte freundlich in die Runde anregen, das nochmal zu überdenken.

    Gewusst wie


    Centurio Octavius von den Stadtkohorten, das hatte sich bei unserem Tempeleinsatz bestätigt, war ein ausgezeichneter Soldat, professionell und tatkräftig. Als sich eine Lücke in meiner Kohorte auftat – Centurio Atilius wurde Primus Pilus bei der Legio V Macedonia – da fand ich, dass Octavius der richtige war um diese zu füllen. Auch seine Akte wies nicht auf Leichen im Keller hin.
    Da ich aber derzeit leider nicht gerade den besten Stand beim Kommandanten hatte, entschied ich mich für einen taktischen Umweg. Ich nahm meinem Mit-Tribun, dem Urgestein Laetilius, die Inspektion der Feldartillerie ab (er verabscheute den Geruch von Schmierfett, ich aber schwärmte für unsere topmodernen Geschütze), dafür übernahm er es, dem Präfekten den Vorschlag unter zu jubeln.



    >>Sacellum

    Mein Stylus ritzte ein Omega ins Wachs...

    Ω

    ...dann fiel er mir fast aus der Hand – Beschäler für unsere Zucht?!
    Mehr als irritiert starrte ich Manius an, verzog unwillkürlich das Gesicht bei dem Bild, das da vor meinem inneren Auge aufstieg. Es war nicht das erste Mal, dass Manius mit vollkommener Selbstverständlichkeit Dinge sagte, bei denen es mir kalt den Rücken runterlief. (Wie er von seiner Erwägung erzählt hatte, seinen Sohn zu verstoßen, nur weil der geistig mit dem Epikureertum geflirtet hatte. Wie er bewundernd von seinem Vater gesprochen hatte, welcher tatsächlich einen seiner Söhne, Manius' Bruder, verstoßen hatte. Und natürlich das ganz große Tabuthema, das wir seit Jahren geflissentlich umschifften – wie sein Klüngel ruchloser Nobelsenatoren, in ihren maßlosen Hybris, hochverräterisch die Ulpier ermordet hatte, der Beginn des blutigen Bruderkrieges....)


    Unwillkürlich hatte ich die Luft angehalten, nun atmete ich langsam wieder aus, und sagte mir, wie so oft: Er kommt eben aus einer anderen Welt, Faustus. Einer ganz anderen Welt.
    Trotzdem klang meine Antwort, auf seine vielleicht auch nur rhetorische Frage nach dem "warum", süffisanter als ich es wollte.
    "Es wundert mich nicht besonders, dass er durchgedreht ist. So wie du ihn schilderst... hatte er ja nur dich, du warst sein Lebensinhalt. Ich nehme an er hat dich geliebt, oder war dir jedenfalls verfallen." Herrje, am Ende bekam ich noch Mitgefühl mit dem Rabenaas. "Dir zu verfallen... Manius Aton Flavius Gracchus... ist nicht schwer..." fügte ich hinzu, Manius rau, halb zärtlich aber auch halb ärgerlich den Nacken kraulend. "Als es ihm nicht gelang, uns zu entzweien, versuchte er, mich auszuschalten. Aber du hast dich für mich entschieden, und jetzt richtet sich seine Leidenschaft, in Hass umgeschlagen, gegen dich. - ... Es ist wohl besser, wenn wir eine Weile lang auf die Treffen in der Villa Eutopia verzichten. Er kennt all unsere Geheimnisse, unsere Gewohnheiten..."
    Sciurus wusste genau wo er uns treffen konnte. Ich musste ihn schleunigst erwischen und beseitigen.


    "Sie sind auf die Statuen losgegangen. Zwei der Kaiserbilder sind schwer beschädigt. Und sicher auch einige andere Kultgegenstände, aber das habe ich mir, ehrlich gesagt, nicht im einzelnen genau angesehen. Keine Schmierereien diesmal. Sie haben auch eine römische Bürgerin mit ihren Sklavinnen dort drin angegriffen, und Sciurus hat eine der Sklavinnen als Geisel nach draußen verschleppt, sie dort im Säulengang niedergeschlagen, sie hatte eine heftige Kopfwunde aber sie lebte noch. Und der Dolch, mit dem er sie bedrohte, der stammte auch aus dem Tempel, so ein langer vorderorientalischer, den hat er mitgenommen."
    Im Anschluss berichtete ich Manius dann, obgleich übernächtigt wenig strukturiert, noch genauer von den Festnahmen, von der Bußpredigerin, die angab, den Namen Flavia Philotima zu tragen, von dem Merkurpriester Didius Molliculus, durch den sich die Frage stellte, wie weit der Cultus Deorum bereits unterwandert war, von der Erstürmung der Casa Didia und unseren ersten vorläufigen Erkenntnissen.

    Valentina das Leben gerettet zu haben, daran konnte ich mich nicht erinnern, lediglich einer hässlichen Intrige gegen sie nachgegangen zu sein.
    "Ach, du übertreibst maßlos." wehrte ich geschmeichelt ab. "Vielmehr hast du mir beigestanden in der Zeit, als alle Welt mich als Unperson ansah! - Und die Verehrer haben dich doch nur so umschwirrt. Dieser Winzer da, dieser kernige, der hätte dich vom Fleck weg geheiratet. Aber ich bin auch sehr froh, dass es so gekommen ist wie es ist." Ich streichelte ihr Haar, küsste ihre Stirn und erinnerte mich daran, wie unendlich wohl es damals getan hatte, in der Zeit der Verfemung mit einem Mal ein freundliches Wort zu hören.


    "Wir können ja erst mal eins bekommen und dann weitersehen." wand ich mich um eine klare Antwort. Heimlich adoptieren erschien mir etwas abenteuerlich, aber ich wollte meiner lieben Frau, die schon einen festen Plan zu haben schien, gerade nicht widersprechen. Adoptieren war ja nichts schlimmes, ich war selbst adoptiert... beziehungsweise adrogiert um genau zu sein.
    "Ich habe dich sehr lieb, Valentina!" beteuerte ich, etwas überfordert von ihrem Wunsch. "Woher soll ich denn wissen, ob ich unsere Kinder noch mehr lieb haben werde als dich?!" Hilflos zuckte ich die Schultern. "Ich mag jedenfalls meine kleinen Nichten und Neffen..." – ab dem Zeitpunkt natürlich wo sie von quäkenden Bündeln zu kleinen Personen wurden – "besonders Silana, ich hab sie sehr vermisst, als Seiana sie mit nach Germanien genommen hat. Ich fürchte nur, sie ist ein bisschen zu klug geraten für diese Welt, genau wie meine Schwester. Und Sevilla und Secundus damals, die Kinder von meinem Onkel Magnus, Tante Venusia hat immer gesagt, dass ich gut mit ihnen umgehe. Und Carmelita natürlich, unsere kleine Künstlerin, die kennst du ja von unserer Verlobung." Wobei sie ja schon eine junge Dame war.


    "Gefällt dir denn Icarion?" fragte ich vorsichtig. "Er ist eben nicht nur sehr zärtlich sondern auch komplett verschwiegen. Ich vertraue ihm, mehr als jedem anderem im Haus. Er ist ja schon lange kein Sklave mehr, aber mir wirklich unersetzlich." Ich bezahlte ihn gut, neigte aber dazu zu glauben, dass ihn auch echte Zuneigung mit mir verband. "Diesen Freundschaftsdienst würde er uns gern erweisen. Er ist ein normaler cinaedus, sowohl für weibliche als auch für männliche Schönheit empfänglich. Ich weiß, ich weiß, ich hätte es besser vorher mit dir besprechen sollen, entschuldige..."

    Schwungvoll landeten wir beide im Moos, dreckverschmiert, die Schenkel verschränkt, und nicht nur mein lyrisches Ich sehnte sich danach, sich ihm hinzugeben... Ich brannte danach, sein zu sein, mit jeder Faser meines Leibes. Und doch war ich nie, selbst jetzt nicht, in meinem Kopf ganz frei von den Dogmen, obgleich ich sie schon so oft gebrochen hatte, den Dogmen die da besagten: ein Mann sein, ein wahrer Römer sein, das heißt dominieren, besiegen, unterwerfen. Hingabe hingegen, frei geschenkt, war schändlich... ganz besonders gegenüber einem Jüngeren, der nicht einmal Römer war... verboten schmachvoll... ein Tribun der Garde, der sich flachlegen ließe von einem schwarzlockigen Griechen, das ging gar nicht... es war der Gipfel der Verworfenheit... und darum um so verlockender.
    Heftig stemmte ich mich gegen Kyriakos' starken Griff, maß meine Kräfte und mein Geschick mit den seinen, nur halb spielerisch, wand mich über ihn, zog ihm mit einem Kniff den Ellbogen weg und drückte seinen erdigen Leib rücklings zu Boden, ließ ihn spüren wie unendlich heiß er mich machte. Der Geschmack des Blutes auf seiner Zunge, die ich mit der meinen verschlang, verschwitzte Haut unter meinen Lippen, das Spiel seiner Muskeln, sein wunderbar gestählter Leib, sein Geruch vermischt mit dem von Moos und feuchtem Laub, und seine herrliche Härte, die sich verheißungsvoll gegen meinen Schenkel aufbäumte... wir waren nur noch Satyren, Waldwesen jenseits allen dürfens und denkens, und ich kämpfte diesen Ringkampf nur mehr halbherzig, und dann noch weniger als halbherzig...
    "Was machst du nur mit mir..." seufzte ich, und ließ mich zuletzt, lustvoll kapitulierend, eben doch ganz erobern von ihm.
    Über uns rauschten die Wipfel der Bäume, Zweige zeichneten sich wie Scherenschnitt gegen den hohen Himmel ab, an dem Wolkenfetzen trieben, so dass die Lichtung mal im Sonnenschein, mal in Schatten getaucht lag.

    Ich melde mich auf "sporadisch aktiv". Werde meine Threads weiterführen, aber erst mal nichts neues mehr anfangen.

    Also bitte Serapio und co erst mal nicht weiter anspielen. Sim-on ist Serapio einfach schwer beschäftigt mit wichtigen Prätorianerangelegenheiten. 8)


    Wenn es Interessenten für die Gens Decima gibt, kann Decimus Varenus mich gerne als Sim-off-Verwalter vertreten.:)


    Wenn Octavius Maro Lust hat, unsere blasphemischen Kultisten-Gefangenen zu verhören, dann darf er das gerne tun und auch sim-on davon ausgehen, dass das abgesprochen ist. :D

    "Wie elegant..."
    Auf meinem Stuhl zurückgelehnt, hin und wieder einen Schluck aus meinem Becher nehmend, ließ ich die Erscheinung des dritten Redners auf mich wirken. Dabei war es mehr die Gesamtheit seines Auftrittes, die diese Wirkung auf mich hatte... jeweils einzeln hätte ich die Toga zu übertrieben für eine Kneipe, die Gestik zu theatralisch, die Ringe zu protzig, die Botschaft geradezu fahrlässig gefunden, doch als Ensemble, getragen von dieser angenehmen Stimme, fügten sich sich ausgesprochen apart zusammen.
    "... die Wortwahl. Sehr elegante Wortwahl." fügte ich rasch hinzu. Muscas Mundwinkel zuckten. Lange Zeltgemeinschaft ließ keine Geheimnisse im Dunkeln.
    "Das Haupt geneigt, die Heckenschützen parat." kommentierte er trocken.
    "Es geht hier um die Redekunst mein Freund, die reine Redekunst an sich!" belehrte ich ihn fröhlich mit seinen eigenen Worten.


    :app:   :app:

    Mein Vetter hatte keinen Sinn für Größe. Alles für die Akten, wie absurd. Jeder wusste doch, dass Auszeichnungen nur zu oft an die vergeben wurden, die am lautesten krähten, anstatt an die, die tatkräftig und beständig Rom dienten.


    "Selbstverständlich ist die langjährige Führung der Akademie, sein Wirken und seine Verdienste um unseren Exercitus ein entscheidender Beitrag zur Militärkultur und Militärgeschichte unserer Zeit und die höchsten Auszeichnungen wert – auch posthum." erklärte ich überzeugt. "Zudem: der Umstand, dass unser vergöttlichter Imperator Ulpius Iulianus damals - von all seinen Kommandeuren - den Senator Purgitius auswählte und es ihm anvertraute, die militärische Elite des Reiches auszubilden, spricht deutlich genug für sich."

    Den Ärger über meinen arroganten Kommandanten verbarg ich hinter einer professionellen Miene, ich hatte mittlerweile viel Übung dabei. Mehr Kohorten wären natürlich gut... Petronius gab Heius den Vorwurf mit gleicher Münze zurück. Ich hatte allerdings auch einige bedenkliche Gerüchte gehört, von Urbanern die ein Luxusleben führen würden, nur lässig kontrollierten, und nach Gutdünken die hübschesten Sklavinnen in den Kerker verschleppten. (Wobei ich es Vetter Cascas verrücktem Nymphchen durchaus zutraute, sich selbst in eine solche Misere zu bugsieren.)
    Der Sklavenaufstand war ein Reizthema. Ich kannte nur die Berichte, und ich warf es mir vor, dass ich mich in Nabataea nicht besser geschlagen hatte und dadurch nicht hier vor Ort gewesen war.
    Hingegen war es erfreulich zu hören, dass der Imperator der Verschärfung des Dekretes zustimmte. So schnell und unkompliziert konnte Gesetzgebung also sein, im Prinzipat. Der Senat hätte sicherlich alles nur wieder bis zur Unkenntlichkeit zerquasselt!


    Zur Strafverfolgung der Tempelschänder rapportierte ich:
    "Es handelt sich um eine konspirativ agierende Gruppe um einen Aedituus, Didius Molliculus, der im Merkurtempel am Forum Boarium tätig war, sowie um eine Predigerin, die sich damals unter dem Namen Philo von Amastris in den letzten großen Redewettstreit auf dem Forum einschlich. Wir hatten die Casa Didia durch klassische Ermittlungsarbeit bereits im Visier und ertappten die Kultisten dann in flagrante delicto bei der Tempelschändung. Die Festnahmen habe ich in Kooperation mit dem Centurio Octavius Maro von den Stadtkohorten durchgeführt. Die Verhöre laufen noch. An der Schuld besteht aber keinerlei Zweifel, der Prozess dürfte eine Formsache sein."

    Zur Subura wünschte der Kaiser eine umfassende Strategie.
    "Zu Befehl Imperator." bestätigte ich, und rang mir auf seinen Scherz hin eine amüsierte Miene ab. Schließlich war er der Kaiser.

    "Eine schärfere Handhabe gegen die Christianer ist notwendig, da stimme ich Pontifex Flavius ganz zu." sekundierte ich Manius, nachdem er den Vorschlag unterbreitet hatte und das Pergament begutachtet worden war.
    "Zudem natürlich ein schnelles und hartes Urteil gegen die radikale Gruppe, die die Schändung des Flaviertempels begangen hat. Die führenden Köpfe habe ich verhaftet" – ich sah keinen Anlass dazu, mein Licht unter den Scheffel zu stellen, genug dass der Präfekt mich kleinzuhalten versuchte – "sie werden derzeit noch intensiv verhört*, es gibt aber bereits einen Hinweis, dass sie auch für die blasphemischen Schmierereien am Tempel der vergöttlichten Claudier vor einiger Zeit verantwortlich waren. Auch die Schmährede beim Wettstreit der Rhetoren vor der Augusta haben sie verschuldet. - Eine Hinrichtung auf gebührend abschreckende Weise wird sicherlich förderlich für die Pax deorum und das gesunde Volksempfinden sein."


    Seit der Cena in der Villa Flavia hatte ich viel über das Thema nachgedacht und war noch zu einem anderen Schluss gekommen. Ich hatte zwar Bedenken, mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, verlacht zu werden... doch zugleich beschäftigte mich dies bereits seit meiner Urbanerzeit, oder eigentlich noch länger, schon seit der Zeit meiner adoleszenten Eskapaden, als ich damals in der Wassergasse gehaust hatte, später bei Hannibal Unterschlupf gefunden hatte, sozusagen mitten im Brennpunktviertel, bevor ich sub aquila gegangen war. (Vielleicht lag das Neuaufkeimen dieser Gedanken auch... ein wenig... an meinen jüngsten Ermittlungen im Elendsmilieu, unter rotznasigen Waisenkindern und dergleichen.)


    "Während primum eben diese Repressionen unerlässlich sind... sollten wir secundum auch bedenken, dass der Nährboden, auf dem diese Sekte am besten gedeiht, besteht aus dem alltäglichen Elend der Armen, ihrem dumpfen Unwissen, Hunger, Plackerei und der unbedingten Gier nach einem besseren Leben – sehr ähnlich dem, aus dem die 'gewöhnliche' Kriminalität dieser Stadt entspringt.
    Die Lebensumstände, gerade in der Tiefe der Subura und in manchen Straßenzügen von Aventin und Trans Tiberim sind derart miserabel, dass es nicht verwunderlich ist, wenn die Leute... je nach Disposition... entweder Scharlatanen wie den Christianern hinterherlaufen, die ihnen Erlösung vorgaukeln, oder sich dem gewöhnlichen Verbrechen wie Straßenraub, Falschmünzerei, Bandenwesen etc. zuwenden. Das soll natürlich beileibe keine Verharmlosung sein, Schuld bleibt Schuld!"
    Ich hob die Hand, um dies zu unterstreichen, um hier nur ja nicht mißverstanden zu werden.
    "Doch solange auch ein tüchtiger Arbeiter vielleicht gerade mal einen halben Denar am Tag** verdient... wenn er überhaupt Arbeit findet... die Insulae-Besitzer Wucherpreise noch für ihre schmierigsten und baufälligsten Verschläge verlangen... viele Bedürftige gar keine Chance haben, auf die Frumentationslisten zu gelangen... solange ist und bleibt es eine Sisyphusarbeit, gegen diesen Sumpf von Verblendung und Verbrechen anzugehen."



    Sim-Off:


    * noch nicht ausgespielt                 ** aus "Römer im Schatten der Geschichte" v. R. Knapp



    Nach dem Rapport in Christianerangelegenheiten


    <<<

    … und hinter mir zu schließen... bevor mir ein farbiger iberischer Fluch entfleuchte und mir im Kopf diverse Ideen aufblitzten, wie ich den alten Heius absägen könnte... bevor er mich noch absägte, aus lauter Bedenken ich würde ihn absägen!
    Jedoch... wollte ich wirklich wieder Präfekt sein, beständig vor Attentätern auf der Hut, immerzu um die Palastintrigen herum balancierend, zudem mit all den juristischen Pflichten überhäuft? Zweimal hatte ich die Position innegehabt, zweimal war ich nur knapp mit dem Leben davon gekommen, wäre es nicht Hybris, diese ein drittes Mal anzustreben? Oder doch nur gesunder decimischer Ehrgeiz? (Wie meine Gens das sehen würde, war eindeutig. Seit Onkel Meridius' Triumphzug konnten wir alle uns noch so abrackern, es war nie genug.)
    Eins nach dem anderen.


    Zuerst trank ich einen Schluck stark verdünnten Caecuber und kaute ein paar eingelegte Blätter Khat, um im Kopf wieder frischer zu werden. (Mein Vorrat ging leider rasant zur Neige und Nachschub aus Aegyptus kam immer erst, wenn die Sturmsaison auf dem Mare nostum vorüber war). Dann ließ ich unseren besten Zeichner kommen und beschrieb ihm möglichst genau Sciurus Visage, damit er schon einen ersten Entwurf machen konnte. Darauf begab ich mich zügig zur Villa Flavia um Manius zu informieren... und zu warnen.

    Anlässlich unserer Hochzeit hatte ich mit Valentina im Frühling eine kleine Vergnügungsreise unternehmen wollen, nichts ausuferndes, nur ein paar Tage in einer schönen Landvilla mit allem Komfort. Das konnten wir uns nun wohl abschminken. (Es sei denn, der Präfekt wäre offen für ein Bestechungsangebot, doch mir war gerade nicht danach, das auszutesten.)
    Meine Beherrschung reichte noch so lange aus, um zu salutieren, mit erhobenem Haupt abzutreten, eine Treppe hinab zu steigen, die Türe zu meinem Officium zu öffnen....