Dass er lieb war, wusste Lucius bereits, hatte er es doch stets jeden Tag zu hören bekommen - auf Mama war immer Verlass.
Doch was die Frau da sagte irritierte ihn nicht nur, nein, er verzog angewidert das Gesicht.
"Meine Legionäre haben keine Geliebten, igitt. Wir brauchen keine Mädchen bei uns, wir Jungs kommen ohne sie ganz gut aus. Und wenn er stirbt, dann als Held, man wird nicht weinen, man wird stolz auf ihn sein. Wäre er Herkules, dann könnte er Pegasos Bauch sicherlich von Innen aufschneiden, das wäre klasse! Das würde bestimmt doll spritzen, wenn da Blut rauskommt."
Dabei fing er an es in die Luft zu zeichnen, indem er mit seinen Fingern das Blut aus dem Bauch des Holzpferdes in die Luft spritzen ließ und die entsprechenden Geräusche machte.
Doch als sie zu schwören begann, da hielt er sofort inne und beobachtete den Schwur ganz genau, damit sie nicht schummeln konnte. In Baiae gab es nämlich einen Sklavenjungen, der war größer als Lucius, welcher immer falsch schwor und wenn Lucius verärgert den Jungen stellen wollte, weil dieser ihn wieder einmal verraten hatte, da gab es immer ganz viele Ausreden. Und die bauten immer darauf auf, dass er ja eigentlich gar nicht richtig geschworen hatte und der Schwur ehe nicht mehr galt. So etwas passierte Lucius keine weiteren Male, sein Auge war geschärft, er beobachtete den Prozess ganz genau, schritt um Epicharis, damit sie ja keine Fingerzeichen machen konnte, die den Schwur aufhoben.
Da aber alles zufriedenstellend war, nickte er ernst und nahm ihre Hand.
"Na gut, du hast nun geschworen, du darfst den Schwur nicht mehr brechen, ja?"
Ehe er die Antwort abwarten konnte, ergriff ihn doch die Lust zu reiten und er zog sie energisch hinter sich her.
"Los, komm schneller, man wird uns noch sehen. Und zieh den Kopf ein, denn im Gegensatz zu dir habe ich mich extra geweigert zu wachsen, damit ich nicht gesehen werde. Ich gehe nämlich, wenn ich darf, zu den Prätorianern und werde Speculator, also Spion. Ich könnte ja viel größer sein als du, aber wenn man klein ist, dann nehmen die dich eher, denn das hat viele Vorteile, du wirst schon sehen."
Sofort wanderten seine Augen die Umgebung nach anderen Spionen oder verdächtigen Personen ab. Hoffentlich war das kein Hinterhalt und sie schleppte ihn nicht direkt zu Mama.
"Ach, Viola, die nervt! Die ist genau so groß wie ich und Mama sagte immer ich soll zu der freundlich sein, sie könnte ja später meine Verlobte werden. Bäh, ich brauche keine Verlobte, besonders nicht so eine."