Beiträge von Aurelia Prisca

    Trautwini musste nun doch wieder lachen, als die Frau vor ihm scherzhaft erwähnte sie sollen doch einfach die Stände der Reihe nach abklappern und alles auf kaufen und wegschaffen lassen. Wie gern hätte er jetzt einfach die anderen Sklaven mit der Sänfte fortgeschickt, hätte sich ihr vorgestellt, ihr seinen Arm angeboten und wäre mit ihr einfach über den Markt spaziert, oder wohin sie auch wollte. Doch irgendwie ahnte Trautwini, dass dies kein guter Gedanke wäre und als er eben noch darüber nachdachte, warum sie vorhin von einem Er gesprochen hatte, fiel ihm das Stichwort mit der "guten Händlerin" wieder ein " ...ehm ... also weißt du, das mit den Ständen ist vielleicht keine so gute idee... wir suchen eher nach etwas edleren und ausgefalleneren Dingen ... aber die Händlerin von der du gesprochen hast ... Kämme, Schminke, Schmuck den ganzen Weiberkra ... ehm ... genau DAS! ist es wonach ich suche ... wo ...?"


    Weiter kam Trautwini nicht mehr mit seinen Worten, denn nun meldete sich die Stimme zu Wort, die er eigentlich schon längst erwartet hatte. ".... das ist übrigens kein Er sondern eine Sie ..." bemerkte er nur noch kleinlaut und drehte sich halb zur Sänfte hin um zu hören was die Herrin wollte. Ihre Stimme klang wie immer herrisch, leicht genervt, aber auch neugierig und - was ihn am meisten überraschte - bei weitem nicht so gereizt und wütend, wie er eigentlich erwartet hatte.


    "Trautwini! ... was soll das werden, willst du das ich hier noch einen Hitzschlag bekomme? Mit wem redest du da eigentlich die ganze Zeit?"


    Prisca hatte natürlich alles von dem Gespräch mit bekommen. Und wie so oft wartete sie erst einmal ab, was sich daraus ergab. Um sich dann, zu einem passenden und selbstgewählten Zeitpunkt, selbst ein zu mischen. Als sie hörte, dass die Frau eine gute Händlerin kannte, wollte sie das Gespräch zumindest ab jetzt selbst in die Hand nehmen.


    Prisca zupfte am Vorhang der Sänfte, worauf zwei Sklaven sofort hinzueilten und die Vorhänge ein wenig auseinander hielten. Von ihrem Platz in der Sänfte aus musterte Prisca die Frau kurz und kritisch von oben bis unten, dann meinte sie in einem kühlen und neutralen aber nicht abfälligen oder gar unfreundlichen Tonfall zu ihr.


    "Salve! Du kennt also eine gute Händlerin für Schminke und Schmuck und andere Dinge? ... Mein unfähiger Sklave hier kennt sich jedenfalls nicht aus und bevor ich ihn für seine Unverschämtheit, einfach hier rum zu stehen noch auspeitschen lasse wäre ich dir sehr verbunden, wenn du uns weiter helfen könntest."


    Prisca hatte sich auf der Liege etwas zur Seite gedreht und auf dem Ellbogen abgestützt. Nun blickte sie die Frau abwartend an, machte aber keine Anstalten sich noch mehr zu erheben, oder gar auf zu stehen.



    edits/Tippfehler

    Spätestens bei dem Anblick der Speisen war Prisca wieder einigermaßen beruhigt. Zwar schenkte sie Appius und Lucius jeweils noch einen tadelnden Blick für diesen schlechten Scherz, aber wirklich böse konnte sie den beiden auch nicht sein. Helena schien das ähnlich zu sehen vermutete Prisca zumindest an ihrem Gesichtsausdruck bemerkt zu haben. Deandra hingegen wirkte noch immer nicht wirklich entspannt oder gelöst, und sie lachte auch nicht mit den anderen mit. Um die übrigen Gespräche nicht zu stören, beugte sie sich kurz zu ihr und erkundigte sich besorgt und wollte sie ein wenig aufmuntern.


    " Deandra Was ist mit dir, wie fühlst du dich? ... Also ich bin von der Fahrt noch immer mitgenommen und dieser schlechte Scherz eben ... naja, ich habe wirklich geglaubt wir müssen bei Wasser und puls unsere Rückkehr feiern. ... Aber sieh doch mal jetzt, die vielen schönen Speisen!"


    Kurz legte Prisca noch ihre Hand auf die von Denadra und drückte sie aufmunternd, dann wandte sie sich kurz einem Sklaven zu und wählte von den Speisen aus. Das flaue Gefühl im Magen war vergessen und endlich wollte Prisca wieder zu dem Standard zurückfinden, den sie so lange vermissen musste. Etwas von dem Huhn und dem Pfau, ein paar Austern und Trüffeln sollte fürs Erste reichen. Das lenkte sie wohl ein wenig ab, da sie unablässig und ungeduldig den Sklaven beobachtete, der ihr viel zu langsam die Speisen auf dem Teller anrichtete.


    Das Sisenna den Raum betreten hatte, bekam Prisca jedenfalls erst in dem Moment mit, wie sie sich, mit dem Teller in der Hand, im Sessel zurück lehnte. Da erntete sie auch schon einen mißbilligenden Blick von ihrem Onkel, den sie zuerst gar nicht einordnen konnte. Daher erwiderte sie ihn zuerst einmal verständnislos und zog die Augenbrauen zusammen. Est da bemerkte sie wie Helena gerade ihre Schwester umarmte und sich dann zurück ziehen wollte. Achso, die Kleine! konnte Prisca nur noch entschuldigend mit den Schultern zucken.


    Natürlich ging ihr Sisennas Schicksal, von dem sie in Germanien bereits erfahren hatte, sehr nahe. Prisca zumindest hatte in dem Alter noch eine Mutter, aber Sisenna? die Kleine war ganz allein und wirkte irgendwie verloren zwischen all den Erwachsenen. Je länger sie Sisenna so betrachte, wie diese nach den Geschenken zu fragen schien, wurde sie auch wieder an ihre eigene Kindheit erinnert. "Hoffentlich haben Appius und Lucius es dem kleinen Mädchen schonend beigebracht ... haben sie doch, oder?" irgendwie fragend und auch etwas zweifelnd musterte sie die die beiden Brüder und lies ihren Blick dann wieder zu ihrem Onkel wandern, der sich ganz liebevoll um Sisenna kümmerte.

    "Mein Onkel ist ja direkt eitel was sein Alter angeht, dabei habe ich doch nur einen Scherz machen wollen." stellte Prisca schmunzelnd just in dem Moment fest, als sie den Ball zurück zu ihm schleuderte und über seine belehrenden Worte mit dem Alter und der Verantwortung nach dachte. Dann musste Prisca auch schon kichern und belustigt hob sie eine Augenbraue, weil ihr Wurfstil ihn wohl etwas unvorbereitet getroffen hatte. "Das macht ja doch mehr Spass als ich dachte." stellte Prisca für sich fest, lachte siegessicher und fand an dem Spiel immer mehr Gefallen.


    Doch bevor sie ihrem Onkel noch einmal versichern konnte, dass es nur ein Scherz sein sollte, kam auch schon Lupus in den Garten und bezog das Ganze anscheindend auf sich. Jedenfalls wandte er sich direkt an Marcus und schien sie zu ignorieren als er wissen wollte, ob über ihn gelästert würde.


    "So alt ist Lucius doch auch nicht, dass er das ernsthaft auf sich beziehen würde, oder? ... aber an irgend wen erinnert er mich, ich weiss nur nicht mehr an wen. ... " grübelte Prisca unterdessen stumm vor sich hin, während sie den beiden Männern zusah und Marcus gerade den Ball zu seinem Vetter warf. "...naja, vielleicht ist Lucius doch älter als ich dachte, oder was war DAS eben?" revidierte sie sogleich ihre Gedanken noch einmal als der Ball, ohne eine Reaktion von Lupus, auf dem Boden vor ihm landete "Guter Wurf Onkel!" stellte sie fest und schmunzelnd sah sie zu, wie Lupus sich wie ein Greis nach dem Ball bückte.


    Aber da wurde sie schon wieder eines Besseren belehrt, denn Lupus warf den Ball nun doch sehr behende wieder zu Marcus zurück. "Sag mal Lucius, verrätst du mir dein Alter? Jedenfalls sooo alt, dass ich dir den gespielten Greis abnehme, bist du mit Sicherheit nicht." fragte Prisca nun direkt, aber eher scherzend dazwischen. Wenn schon sein wahres Aussehen weiterhin ein Rätsel bliebe, so wollte sie zumindest sein Alter in Erfahrung bringen.

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    Auch wenn sein Blick in erster Linie hilflos wirkte, denn das war Trautwini im Moment wirklich, so vernachlässigte er selbstverständlich nicht seine Aufgaben und Pflichten als Leibwächter. So musterte er genau die Umgebung und vor allem den Strom der Menschen, die sich der Sänfte näherten. Und wie es so ist, ob nun zufällig oder auch bewusst, jedenfalls fiel Trautwini eine Frau besonders auf. Zugegeben, ihre äußere Erscheinung wirkte auf den ersten Blick nicht sehr gepflegt, aber dennoch gefiel sie Trautwini so sehr, dass seine Augen etwas länger auf ihr verweilten . Da! ... hatte sie nicht eben gerade zu ihm herüber gesehen? Leider konnte Trautwini es nicht mehr nachprüfen, denn just in dem Moment glaubte ein Händler seinen Karren ausgerechnet über Trautwini´s Füsse schieben zu müssen. Fluchend trat Trautwini einen Schritt zur Seite und warf dem Händler einen bösen Blick nach, als er auch schon einen leichten Stoß an seiner Seite spürte, dem gleich darauf eine Entschuldigung folgte.


    Mürrisch drein blickend drehte er den Kopf wieder herum, doch seine Gesichtszüge erhellten sich sofort als eben diese Frau, die er kurz zuvor beobachtete hatte, nun vor ihm stand. Nun unterzog er sie natürlich einer genaueren Betrachtung, denn er war ja Leibwächter und das gehörte eben dazu. Schließlich konnte jeder hier etwas im Schilde führen, oder unbemekrt eine Waffe zücken. Zufrieden stellte Trautwini fest, dass diese Fremde, außer den üblichen Waffen einer Frau, nichts auffälliges an sich hatte und nun lächelte er entspannt und entsann sich wieder ihrer Worte. "Der Stoß ... ach was ... ich hoffe du hast dir dabei nicht weh getan?!" winkte er grinsend ab. Dann lies er angeberisch seine Brustmuskeln ein paar mal spielen und zwinkerte ihr zu. Wenn ihm eine Frau gefiel, vergaß er schonmal seine Umgebung, zumal er die trügerische Stille hinter sich wohl falsch einschätzte. Gut, die Fremde vor ihm war eine freie Frau und er ein Sklave, daran hatte Trautwini keinen Zweifel, doch ein bisschen vor ihr angeben wollte er schon "Ich bin nämlich Leibwächter musst du wissen, da muss man schon so einiges aushalten." entgegnete er leicht amüsiert, da sie sich für den "Stoß" wie sie es nannte, tatsächlich entschuldigen wollte. Und noch amüsierter klang er, als sie fragte, ob er denn auf seine Herrschaft warte. "Ich? nein nein ... keine Sorge! ... im Moment wartet eher meine Herrschaft auf mich ..."


    Lachend deutete er mit dem Daumen über die Schulter zur Sänfte hin. Doch als ihm bewusst wurde, was er da eben sagte fror das Lächeln auf seinem Gesicht auch schon ein und er brach mitten im Satz ab. Er musste sich nicht extral umdrehen um zu wissen, dass gerade ein gutes Dutzend Augenpaare ihn und die Fremde groß anblickten. Sicher fragten sich die übrigen aurelischen Sklaven gerade, was ihr Kollege da eigentlich machte und ob er denn nun ganz den Verstand verloren hatte. Mit einer wildfremden Frau zu flirten, während in der Sänfte die Herrin wahrscheinlich alles mit hören konnte. Doch noch blieb alles ruhig und Trautwini entschied, dass er jetzt schnell handeln musste. "Du weisst nicht zufällig, wo man hier gut einkaufen kann. Kleider, Schmuck, Wein ... eigentlich so ziemlich alles was es gibt? Wir waren lange nicht in Rom und ich finde mich hier nicht zu recht. Kannst du uns nicht helfen, oder einen Rat geben?" Sein Blick wirkte nun nicht mehr hilflos, oder gar amüsiert. Eher schon bittend und drängend.

    Das sie beim Fangen eben keine gute Figur gemacht hatte, wusste Prisca selbst und das alleine reichte schon, um ihre Wangen etwas rot werden zu lassen. Doch sie wurden noch röter, als ihr Onkel sie auch noch schallend dafür auslachte. Kurz verfinsterete sich ihre Miene und ihre Augen funkelten ihn böse an, auch wenn sie sich sicher sein konnte, das ihn das als Mann nicht besonders stören, sondern eher noch mehr belustigen würde.


    Nun hätte sie ja Gelegenheit zu vergleichen, wie sich ihr Onkel beim fangen anstellen würde. Und? .. wie nicht anders zu erwarten war, fing Marcus den Ball natürlich ohne ein Anzeichen der Anstrengung und jonglierte ihn mühelos mit der rechten Hand. Durch das folgende Kompliment wurde Prisca jedoch schnell wieder versöhnlich gestimmt.


    "Ich glaube schon, dass du es schonmal erwähnt hast, Marcus. Aber gilt das nicht ohnehin für alle Aurelier" meinte sie dann zwinkernd, mit einem verschmitztem Lächeln und erweiterte so den Personenkreis auf alle Gens-Mitglieder (Gut! bei Lupus würde man es erst mit Sicherheit behaupten können, wenn sein wahres Gesicht unter dem ganzen Haarkleid eines Tages zum Vorschein käme). Jedenfalls ertappte sich Prisca dabei das ja, im Moment, nur ihr Onkel anwesend war und sie ihn unbewusst auch noch mit Marcus angesprochen hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe. hHtte sich das jetzt allein nach einem Kompliment an ihn angehört?. Zwar wäre es eine Lüge gewesen, wenn Prisca ihren Onkel nicht auch als Mann attraktiv gefunden hätte, doch er war und blieb ihr Onkel und weiter dachte sie in dieser Hinsicht auch nicht.


    Vielleicht war es ihm aber auch gar nicht weiter aufgefallen. "hm, weil für einen Onkel bist du nämlich erstaunlich jung. ... versuchte Prisca die Aussage von eben dennoch zu begründen. "Habe ich dir schon erzählt, dass ich damals bei meiner Ankunft in Germanien davon ausgegangen bin, einen alten grauhaarigen und griesgrämigen Onkel mit Bart und Stock vor zu finden?" erzählte sie ihm dann von ihren Gedanken, während sie sich auch schon wieder darauf konzentrieren musste, den neu geworfenen Ball im Auge zu behalten.


    "Hab ihn!" rief sie auch schon dazwischen und diesmal zögerte sie auch nicht und schleuderte ihn sofort und ganz flach zurück zu Marcus und lachte, als hätte sie sich eben einen ganz besonderen Schachzug überlegt.

    Naja, leicht zu fangen bedeutete für Prisca eben, mit den Händen den Ball davon ab zu halten, ihre schöne stola zu berühren und dabei ja nicht die anmutige Haltung zu verlieren. Daraus wurde jedoch ein eher hektisches Nachgreifen und ein Schritt zur Seite, bei dem sie beinahe noch gestolpert wäre. Erst dann hielt sie die Kugel sicher zwischen ihren Fingern. Ballspiele zählten jedenfalls nicht zu den Beschäftigungen, denen Prisca regelmäßig nach ging.


    Umso mehr überraschte es sie selbst, dass sie einem Spiel gar nicht so abgeneigt war. Lag das nun daran, dass ihr in letzter Zeit etwas langweilig war, weil ihr Taschengeld zu Ende war und damit auch die täglichen Einkaufsbummel? Oder war es die charmante Art ihres Onkels, mit der er sie zu überreden versuchte und sogar noch anstichelte.


    "Achso ist das, dir ist also nicht die makellose Erscheinung deiner Nichte wichtig, wie?" stichelte sie nun schmunzelnd zurück und betrachtete erst einmal ausgiebig den Ball, während sie überlegte, was sie damit anstellen soll. "Na dann ... und verlieren kann ich sowie so nicht" erwiderte sie völlig von sich selbst überzeugt und entschied sich spontan für das Urania-Spiel.


    Mit beiden Händen warf sie den Ball so fest sie konnte in die Luft. "Den fängst du nie, Onkel!" provozierte sie ihn lachend und sah dem Ball nach, der zugegeben nicht sehr hoch und schwierig geworfen war.

    Die Nachricht, dass ihr Onkel sie im Garten sprechen wollte verwunderte Prisca doch sehr. Zumal es schon gegen Abend war und Prisca sich eigentlich für die cena zurecht machen wollte. Im Moment trug sie jedenfalls eine helle und leichte stola mit weiten Ärmeln, die tagsüber bei der Hitze sehr leicht und angenehm zu tragen war. Etwas genervt, da Dina einfach nicht damit herausrückte was ihr Onkel um diese Zeit noch von ihr wollte, folgte sie ihr schließlich in den Garten und am Zierfischteich vorbei.


    Die Verwunderung stieg noch, als Prisca endlich Marcus erblickte, der ihr schon freundlich grüßend entgegen kam.


    "Ja da bin ich Onkel. Du hast mich rufen lassen?" erwiderte sie umso skeptischer auf die neckende Begrüßung hin.


    "Wieso wartest du denn hier auf mich, waren wir verabredet?"


    Prisca konnte sich nicht erinnern, dass sie beide heute eine Unterredung geplant hatten, aber da hörte sie auch schon was ihr Onkel eigentlich wollte und ihre Augen wurden immer größer, als sie den Ball in seinen Händen sah.


    "Ein Ballspiel?" presste sie gerade mal hervor und musste dann erst einmal durchatmen so überraschend kam das alles für sie. "Hier, jetzt, ich und du?" erkundigte sie sich weiter und sah an sich und ihre makellos saubere Kleidung herunter. Ihr Onkel schien es wirklich ernst zu meinen. "Bei welchem, werde ich denn am wenigsten schmutzig?" fragte sie dann notgedrungen nach, um nicht ganz als Spielverderberin zu gelten.

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    Trautwini


    ... mit einem deutlichen Fingerzeig wies Trautwini die Träger an, die Sänfte der Aurelierin ganz sachte ab zu setzen und dem übrigen Gefolge deutete er an, dass sie hier warten sollten. Wie lange waren sie schon nicht mehr auf den Märkten Rom´s gewesen? Es kam ihm selbst schon wie eine Ewigkeit vor. Und verglichen mit den Märkten in Mogontiacum war in Rom einfach alles größer, überschwänglicher, aber auch unübersichtlicher. Es war später Vormittag und die Sonne brannte bereits jetzt vom Himmel herab. Kopfschüttelnd sah sich Trautwini um, benetzte mit der Zunge seine spröden Lippen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wo sollten sie nur anfangen?


    "Trautwini ...?" ertönte es plötzlich aus dem Inneren der Sänfte, deren Vorhänge zum Schutz vor der Sonne und allzu neugierigen Blicken zugezogen waren. "Warum halten wir? ... hast du endlich gefunden wonach ich suche?"


    "hnggg ... " augenblicklich zuckte Trautwini zusammen und drehte sich zur Sänfte hin um: "Ja, domina? ... Ich meine, nein domina noch nicht! Einen Moment Geduld bitte. ... Ich war schließlich auch lange nicht mehr in Rom! Und ich muss mich auch erst orientieren, wo wir den ganzen Kra..ehm, die vielen schönen Sachen finden, die wir suchen!" verteidigte sich Trautwini so gut es ging. „...Und außerdem bin ich Leibwächter und kein Einkaufsberater!“ fügte er stumm in seinen Gedanken hinzu. Erstaunlicher Weise blieb es, auf seine Worte hin, in der Sänfte völlig ruhig. Trautwini stutzte, war aber sehr zufrieden über den offensichtlichen Erfolg seiner Worte. Also wandte er sich wieder um, nahm das kleine Wachstäfelchen mit den Notizen hervor, welches ihm die Herrin in die Hand gedrückt hatte und ging die zu erledigenden Dinge noch einmal der Reihe nach durch. „Also, was brauchen wir alles...“, begann er murmelnd mit sich selbst zu reden.“hm, hm ... ein paar vestis longa, eine blaue palla, eine grüne palla, hm, hm ...nachsehen, was es auf dem Sklavenmarkt so alles gibt, hm ... Schuhe, hm, Schmuck, Ringe, Spangen... ein Diadem, dann einen exotischen Badezusatz oder eine schöne fibula für Deandra und Helena....hm, hmmm?„Trautwini stockte, als er die ganze Liste überflog und schob abwägend die Unterlippe vor. Wollte die denn halb Rom aufkaufen? Kopfschüttelnd las er weiter: „ ... einen guten Wein für den Onkel und einen für Cotta, hm, hmmm? .. einen Kamm und eine Bartschere für Lupus? hm, hm Spielsachen für Sisenna und so weiter und so weiter ...“


    Seufzend schob Trautwini die Tafel zurück unter sein Gewand. Das sah eher nach einer Lebensaufgabe aus, als nach einem einfachen Einkaufsbummel. Er bezweifelte stark, dass sie das alles an einem Tag würden kaufen können. Hilflos blickte er sich wieder um. Wenn er sich doch nur etwas besser mit solchen Dingen auskennen würde, oder wenn zumindest jemand vorbei käme, der in solchen Dingen bewandert wäre und den man fragen könnte.

    Nun die Sache schien sich irgendwie nicht so recht aufklären zu wollen. Lupus und Cotta waren beide sehr freundlich und gaben sich wirklich alle Mühe. Aber die arme Verwandtschaft, welche wochenlang gelitten und auf engstem Raum so viele Entbehrungen hatte hinnehmen müssen, mit Wasser und Brei abspeisen zu wollen, das war wirklich die Höhe. Besonders der puls, den Lupus gar so stolz präsentierte, war eine Frechheit. Zumindest Prisca empfand es wenig appetitlich, wie der Brei von dem Löffel zurück in die Schale plumpste. Da war es auch wieder, dieses flaue Gefühl "Oh je ... schnell an was schönes denken ... wir sind zu Hause ... alles ist gut ... !" So gut es ging versuchte sich Prisca von dem Anblick abzulenken, damit nicht das Gleiche passieren würde, wie vor ein paar Tagen im Reisewagen.


    Jedenfalls nahm Prisca recht schnell in einem der Korbsessel Platz, nachdem sie Deandra und Helena noch einmal kurze Blicke zugeworfen hatte. Nur die beiden würden wohl erahnen können, was sie dazu veranlasste. Mit dem Reden hielt sie sich zumindest vorerst zurück, bis sich das flaue Gefühl sich wieder verflüchtigt hatte. Aber da sie nun schon mal saß, konnte Prisca bequem die weiteren Gespräche verfolgen.


    Interessant war es obendrein, ein wenig die Reaktionen der anderen zu studieren. Deandra und Helena wirkten eher fassungslos und sprachlos, so wie sie selbst. Bei Cotta wurde sie das Gefühl nicht los, das er sich absichtlich immer wieder abwandte,, nur um nicht zu zeigen was sich auf seinem Gesicht gerade abspielte ... lachte er etwa gar und fand er das hier lustig? Lupus hingegen blieb ihr ein Rätsel, denn seine Haarpracht verschleierte jede Mimik bis zur Unkenntlichkeit ... wie mochte er wohl in Wirklichkeit aussehen? Und ihr Onkel? "Hoppla, der kann ja richtig wütend werden! ... Interessant!" dachte sich Prisca. Von Nutzen war es sicher zu wissen, wie man ihn in Rage bringen konnte. Um es eben zu vermeiden, wenn sie irgendwann einmal ihren Kopf bei ihrem Onkel durchsetzen wollte.


    Im Moment amüsierte sich Prisca eher, als dass sie sich weiter darüber aufregen wollte. Dazu trugen mit Sicherheit die beiden Brüder bei, die irgendwie eine köstliche Vorstellung ablieferten. Aber auch die Tatsache, dass alles wirklich nur auf einem Missverständnis beruhte und sie nicht gezwungen wären dauerhaft dem Kynismus zu frönen, beruhigte sie weiter. Schon wollte sie beruhigende Worte für ihen Onkel finden, aber da rief Lupus auch schon zu einer Art Meditation auf.


    „Na gut, dann schließe ich eben die Augen ... so ... Vogelstimmen? die hatte ich jetzt lange genug auf unserer Fahrt im Ohr ... und schmecken, was soll ich denn schmecken? ... den puls etwa, bäh?! ... ich hör es eigentlich nur die ganze Zeit über irgendwo scharren und klappern ... was ist denn nun?"


    Langsam wurde Prisca ungeduldig, so mit geschlossenen Augen dazu sitzen und den bildhaften Ausführungen zu folgen. Fast wollte sie schon blinzeln, aber da hieß Lupus sie alle noch einmal willkommen. Als Prisca ihre Augen wieder öffnete, fehlten ihr erst einmal die Worte. „ Oooh, also ... das... also, das ist ... ja unglaublich, ist das ...!“ murmelte sie beim Anblick der vielfältigen Speisen, die mit einem Mal vor ihnen standen. Dann sah sie das Grinsen in Cottas Gesicht (bei Lupus konnte sie es ja nur vermuten) und begann zu ahnen, dass sie auf einen gut inszenierten Schwindel hereingefallen waren. Zuerst blickte sie noch verwundert umher, dann aber entspannte sie sich sichtlich und konnte, noch ein wenig verzagt, schon wieder lächeln. "Alles nur ein Scherz, den Göttern sei dank"


    edits: tippfehler, sorry

    Das Prisca nach außen hin immer noch so ruhig und gelassen wirkte lag vielelicht nur daran, dass sie die letzen Wochen auf so vieles verzichten musste. Die innere Verzweiflung, die sich langsam in ihr ausbreitete, konnte sie jedenfalls noch einigermaßen unterdrücken. So warf sie Denadra zuerst einen eher resignierten, aber vielsagenden Blick zu, denn insgeheim stellte sie sich gerade ihr künftiges Leben bildlich vor:


    "Ja, wir werden alle auf dem Fussboden schlafen, oder in Fässern im Garten. Jeden Tag Wasser und puls und eine selbstgeschneiderte Tunika, die einmal die Woche gewechselt wird. Sklaven werden wir natürlich auch keine mehr haben und lediglich die gemeinsamen Stunden, in denen wir irgendwo am Boden und im Kreis sitzen und uns an den Händen halten, werden unser Leben mit Glück und Freude erfüllen."


    Priscas Blick zu Deandra wurde mit einem Mal fragender, weil ihr gerade ein rettender Gedanke in den Sinn kam:


    "Ob ich Deandra fragen soll? Vielleicht darf ich ja mit ihr zusammen in die Villa Claudia ziehen? Oder ich lasse mich adoptierten, wenn das ginge ... oder ... ich heirate den Nächstbesten, der mir über den Weg läuft...."


    Ja so verzweifelt war Prisca bereits, dass sie sogar bereit gewesen wäre sofort zu heiraten, aber alle diese Gedanken verwarf sie sofort wieder, nur um weiter zu grübeln, was das alles zu bedeuten hatte. So überzeugend spielten Lupus und Cotta ihr diese Komödie vor. Letztendlich konnte sie nur mit den Schultern zucken, als sie schließlich etwas hilflos zu Deandra meinte:


    "Vielleicht sind das ja die neuen Sitten hier in Rom? Wir waren schließlich lange weg."


    Wieder ging ihr fragender Blick durch die Runde, auf der Suche nach einer plausiblen Erklärung.

    Je näher sie Rom kamen, umso ruhiger und nachdenklicher wurde Prisca. Ihren Onkel, der die letzte Etappe zusammen mit ihr gefahren war, hatte dies sicher nicht sonderlich gestört. Denn so musste er sich nicht ständig ihre Nörgeleien über die unbequeme Reise anhören. Bald hatte diese Odysee ja ein Ende, aber für Prisca bedeutete es auch einen Neuanfang. Sie kehrte nicht in das Heim zurück, das sie vor über zwei Jahren verlassen hatte. Nicht Ostia, sondern Rom war von nun an ihr zu Hause und nicht ihre Mutter, sondern viele neue Verwandte würden künftig ihr Leben begleiten. Leise seufzend beugte Prisca sich zum Fenster des Wagens und blickte hinaus. Es war keine Resignation, sondern Unsicherheit, die momentan ihre Gefühle bestimmten.


    Als sie dann endlich vor der Villa vorfuhren, verflüchtigte sich die Unsicherheit wieder ein wenig und machte Platz für die Freude und Erleichterung darüber, dass sie es endlich geschafft hatten. Nachdem sie den verhassten Wagen endlich entstiegen war hielt sich Prisca erst einmal in der Nähe von Helena und ein wenig im Hintergrund auf. Sie versuchte sich zu orientieren und staunend hingen ihre Augen an dem imposanten Gebäude, welches die Villa Aurelia darstellte. Und ihre Augen wurden noch größer als eben, durch die Porta dieser Villa, freundlich grüßend ein Waldmensch ins Freie trat.


    Jedenfalls sah dieser Mann auf den ersten Blick so aus. Doch recht schnell entpuppte sich dieser als ein Familienangehöriger namens Lupus. Prisca konnte sich kein so rechtes Bild von ihm machen, denn der Bart und die wirre Kopfbehaarung verdeckten das meiste von seinem Gesicht. War "Germanen-Style" jetzt Mode in Rom, fragte sich Prisca und verwarf den Gedanken sogleich, als sie Cotta erblickte. Dieser vertrat mit seiner Erscheinung wenigstens würdig das Bild eines Patriziers der gens Aurelia, so wie Prisca sich es vorstellte. "Salvete!" Mit einem freundlichen Lächeln grüßte sie dann, denn abgesehen von der etwas seltsamen Erscheinung des einen Bruders, freute sie sich wirklich die Beiden endlich kennen zu lernen. Dann überlies sie Deandra und Marcus den offiziellen Teil der Begrüßung. Für nette Gespräche wäre sicher noch bei dem nun folgenden Festmahl genügend Zeit und Gelegenheit. So dachte sich es Prisca zumindest.


    Unmerklich zuckten ihre Mundwinkel dann nach unten und das Lächeln fror ein wenig ein als sie hörte, was das Begrüßungsessen darstellen sollte. Wasser und Mehlpampe, das konnte es doch nicht sein! ... oder doch? Zumindest ließen die Worte von Lupus und Cotta keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinten. Prisca schüttelte sich innerlich und wollte nicht weiter darüber nachdenken. Puls hatte sie schon als Kind immer gehasst und das würde ihr empfindlicher Magen ohnehin nicht lange behalten können.


    "Oooh! ... Wasser und puls, wie schön!" stellte Prisca fest und lächelte etwas gezwungen in die Runde. Sie sagte es gerade so leise, dass der leichte Unmut in ihrer Stimme nicht weiter auffiele und laut genug, damit es gegenüber den anderen höflich wirkte. "Für mich dann bitte nur ein bisschen Wasser!" ... "die Pampe können meinetwegen die Sklaven haben". fügte sie nur ihm Gedanken hinzu, lauschte aufmerksam den weiteren Gesprächen und stellte sich schon mal auf noch größere Überraschungen ein.

    Nachdem sich Prisca mit einem Blick zur Kutsche hinüber davon vergewissert hatte, dass mögliche Hilfe in Rufweite lag, war etwas mutiger an den Wegesrand heran gegangen. Immer noch raschelte es und neugierig teilte sie mit der Hand etwas das Gras um sehen zu können, was sich in ihm verbarg. Ob das nun unvorsichtig war oder nicht, jedenfalls wurde aus dem leisen Rascheln schnell ein langgezogenerer Laut und mit einem Schnattergeräusch enternte sich das unsichtbare Etwas, eine Furche durch das Gras ziehend, Richtung Bach. Zumindest muss dort einer gewesen sein, dem Platschen nach zu urteilen welches folgte.


    Prisca zuckte erschrocken zusammen und wich schon beim ersten Laut mit einem erstickten Seufzer vom Wegrand zurück. Erst kurz danach realisierte sie das Geschnatter und ahnte, dass es sich wohl um Enten gehandelt haben musste. Erleichtert atmete sie auf und spürte, wie sich ihr Herzschlag langsam wieder beruhigte. Ihre Neugier war jedenfalls gestillt und mit einem verstohlenen Blick hinüber zur Kutsche überzeugte sie sich davon, dass ja niemand etwas mitbekommen hatte. Ob ihr Onkel und Deandra gesehen haben, wie sie zusammengezuckt ist? Wohl nicht, denn sie unterhielten sich immer noch und gingen dabei aber langsam auf sie zu.


    Prisca schickte sich an ihnen entgegen zu gehen und als sie dei beiden erreicht hatte, bekam sie von dem Gespräch nur noch mit, dass sich ihr Onkel nach ihre Verfassung erkundigte und das was Deandra zuletzt gesagt hatte.


    "Danke Onkel, bei mir war es wohl nur der flaue Magen und das Geschaukel der Kutsche, die mich ... naja, vergessen wir das lieber mal ... aber schön zu hören, dass es auch dir wieder besser geht, Deandra! ... und ich bin ganz deiner Meinung ... heute sollten wir nicht mehr allzu weit fahren. Auf eine Übernachtung mehr oder weniger kommt es nun auch nicht mehr an, oder?. ... Wollen wir dann langsam los?... "


    Antwortete Prisca auf beide Fragen und versuchte dabei schon wieder zuversichtlich und unbeschwert zu klingen. Sie lächelte Marcus und Deandra aufmunternd an, denn langsam kam wieder ihre Vorfreude über die baldige Heimkehr nach Rom zum Vorschein.

    Immer noch an der Wagenwand gelehnt stand Prisca da und war wieder einmal entsetzt. Natürlich über die unzumutbaren Umstände der Reise, aber diesmal noch mehr über sich selbst. Deandra schien wirklich das Essen wirklich nicht bekommen zu sein und ihr wurde allein schon bei dem Gedanken an das Frühstück schlecht. Immer wieder schüttelte sie leicht den Kopf über sich selbst und versuchte notdürftig, die letzten Spuren an ihrem Kinn zu beseitigen. Zum Glück hatte sie wirklich nicht viel gegessen und so hielt sich die Bescherung, die sich vor ihr ausbreitete, in Grenzen.


    Da hörte sie auch schon Schritte hinter sich und es war Deandra, die ihr nun sogar noch half, indem sie ihr das Wasser reichte und Mut zu sprach. Prisca drehte sich zu ihr um und lehnte nun mit dem Rücken am Wagen.


    "Danke Deandra, das ist sehr lieb von dir!"


    bedankte sich Prisca für das Wasser und den Zuspurch. Sie nahm den Behälter und trank einen kurzen Schluck. Die Übelkeit war vorbei und nur das flaue Gefühl im Magen, das schon die ganze Reise über da war, blieb zurück.


    "Ich hoffe, es geht auch dir wieder besser ... eigentlich hätte ich mich ja um dich kümmern sollen ..."


    stellte Prisca noch fest und lächelte zurück. Als Deandra sie an der Schulter berührte, hob Prisca kurz die Hand und strich ihr flüchtig über den Unterarm zum Zeichen des Danks und als Versuch, zumindest damit Deandra auch ein wenig aufmuntern zu können. Da wandte sich Denadra auch schon ab und wirkte etwas verlegen, als sie zu Marcus hinüber ging. Prisca sah ihr kurz nach und zog sich dann unbemerkt zurück. Einen großen Bogen um das Wagenrad machend schritt sie ein paar Meter den Weg entlang, um sich mit ein bisschen Wasser, so gut es eben ging, das Gesicht zu säubern.


    Dumpf hörte sie dabei die anderen miteinander sprechen, doch was gesagt wurde verstand Prisca nicht. Sie atmete unterdessen die frische Luft und machte das Beste aus dem unfreiwilligen Stop. Sie wollte sich noch ein wenig die Füße vertreten, denn nun konnte sie auch wieder die Landschaft um sich herum genießen . "Endlich ... bald sind wir zu Hause ..." murmelte sie leise zu sich selbst und blickte neugierig in die Richtung der Wiese mit dem hohen Gras, aus dem es gerade leise und verdächtig geraschelt hatte.

    Wahrscheinlich hatte ihr Onkel sie gar nicht gehört, denn im Moment war er ganz damit beschäftigt, die arme Deandra zu stützen. Mehr sagen konnte und wollte Prisca allerdings auch nicht aus Angst, es könnte noch mehr als nur ihre Worte den Mund verlassen. Auch wenn nicht das Essen daran schuld sein mochte, so spürte Prisca nun deutlich, wie sich ihr Magen seines Inhalts wieder entledigen wollte. Prisca schloss die Augen und presste ihre rechte Hand an die Stirn. Still sitzen und an etwas schönes denken, das würde sicher helfen. Und so sagte sie es sich im Geiste immer wieder vor.


    "An etwas schönes denken! ... etwas schönes! ... hm? was macht denn Onkel Marcus nur mit der armen Deandra? ... also nochmal ... wir sind wieder in Italien ... bald sind wir in Rom ... das Essen war schuld, das Essen war schuld ... puuh ... nach Hause, wir fahren nach ... "


    Prisca zuckte kurz und wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Marcus gerade wieder Deandra auf den Sitz zurück half. Besorgt erkundigte er sich, was beide denn gegessen hätten. Ihren Vorsatz von eben vergessend, versuchte sie den Grund für Deandras Unwohlsein zu nennen.


    "Deandra hatte ... heute morgen ... die ... die Eier ...."


    "gegessen ..." jetzt hatte sie ihren Mund doch auf gemacht und gleichzeitig wieder das Bild vor Augen. Priscas Hand wanderte augenblicklich von der Stirn zum Mund und hielt ihn zu. Mit geweiteten Augen erwiderte sie den Blick ihres Onkel und sah dann zu Denadra hinüber. Sie tat ihr wirklich leid und gerne wäre sie Denadra zur Hilfe geeilt, wenn nicht die aufsteigende Übelkeit sie daran gehindert hätte. Wenigstens Onkel Marcus versorgte sie mit Wasser und so schloss Prisca wieder die Augen, um sich erneut zu konzentrieren.


    "... an etwas schönes denken ... wir fahren heim ... bald sind wir ... was ist denn das? ... was riecht denn hier plötzlich so ... ?"


    Als sie diesmal die Augen öffnete verschwand Onkel Marcus gerade zur Tür hinaus und lies sie beide einfach hier drinnen sitzen. Wie konnte er nur! Prisca warf ihm einen bösen Blick nach, denn sie wusste ja nicht was er vor hatte. Der Geruch jedenfalls war dann zuviel. Ein letzter entschuldigender Blick zu Deandra, dann sprang sie auf und stürtze zur Tür. Dem Sklaven schlug sie dabei ungewollt das hingehaltene Glas aus der Hand und nur weil der Wagen bereits seine neue Position erreicht hatte entging sie dem Malheur auf dem Boden, in das sie sonst gesprungen wäre.


    Das wäre Prisca in diesem Augenblick wohl auch nicht weiter aufgefallen. Sie hastete mit letzter Kraft um den Wagen herum zur abgewandten Seite. Dort lehnte Prisca sich an die Wagenwand und atmete hastig ein paar Mal durch. Die gute italienische Luft half "Aaahh ..." jedoch es war zu spät und Prisca erbrach das Wenige, das sie gegessen hatte, bereits ungewollt gut gezielt, über das hintere Wagenrad.

    Prisca gab es zwar nicht gern zu, aber Deandra sah wirklich nicht gut aus im Moment, denn alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und die Mimik wirkte alles andere als entspannt. Deandras Kopfschütteln, die Erwähnung der Bauchschmerzen und die fahrige Bewegung mit der sie sich selbst an den Bauch fasste, brachten schnell Gewissheit auf ihre Frage. Prisca nickte leicht, um damit ihre Besorgnis und auch eine Vermutung zum Ausdruck zu bringen.


    "Das kommt bestimmt von dem ientaculum heute morgen." mutmaßte Prisca und war erleichtert, dass sie selbst nur sehr wenig davon gegessen hatte. Sie konnte schon seit Tagen nicht mehr viel zu sich nhemen und diese Appetitlosigkeit würde wohl andauern, solange sie gezwungen wären in solchen Kaschemmen, wie diese Straßenstation es war, ein zu kehren. "Gut? Mir geht es alles andere als gut, aber wenigstens habe ich nicht viel gegessen. Du weißt schon diese Station, der Geruch dort überall, das Essen und dieses ewige Geschaukel während der Fahrt ..." Prisca unterbrach sich selbst. Das war nicht sehr aufbauend, was sie da gerade von sich gab und Deandra sprach ihre Befürchtung bereits selbst aus. Die Eier! Schon der Anblick heute Morgen auf dem Teller hatte gereicht, dass ihr Magen die Aufnahme verweigerte, nun sah sie das Bild erneut vor sich und ihre Tonfall wurde noch besorgter.


    "Ich hab es mir gleich gedacht ... das Essen kann einfach nicht gut sein. Nur ein Stück Brot und etwas Schinken, das war alles was ich zu mir nehmen konnte."


    Es würde zwar Deandra auch nicht viel helfen es jetzt noch zu erwähnen und das Ergebnis war nur, dass es Prisca ebenfalls schlecht wurde, je länger sie an das Essen zurück denken musste. Priscas Gesichtsausdruck und die Farbe ihrer Haut glichen sich bereits denen von Deandra an die gerade noch versuchte, mit einem Grinsen das Beste aus der Angelegenheit zu machen.


    „Ich weiss ...“ nicht ... konnte Prisca schon nicht mehr sagen, als die Situation sich plötzlich überschlug. Deandra presste die Hand vor den Mund, Onkel Marcus schoß förmlich von seinem Platz hoch und befahl, den Wagen an zu halten. Ein deutliches Rütteln war zu spüren und Prisca schloss bereits die Augen. Sie bekam erst wieder mit, wie ihr Onkel, über Deandra gebeugt und mit dem Rücken zu ihr halb aus der Türe lehnte. Schon wollte Prisca aufstehen, um nach Deandra zu sehen, als sie bei den Geräuschen und dem angewiderten „Uh“ ihres Onkels kraftlos auf den Platz zurück sank. Weniger das eigene Essen, als die Vorstellung was gerade geschah ließen Priscas Magen rebellieren. Sie hoffte nur das ihr Verstand solange über ihren Körper siegen würde, solange die beiden dort die Türe versperrten, um nicht auch noch hier drinnen ....


    „uuhmm, Onkel! ....“ leise und flehentlich meldete Prisca sich zu Wort, was soviel heißen sollte wie „Onkel, ich will ja nicht drängeln aber macht bitte bald die Türe frei, sonst passiert noch ein Unglück ...“



    edits = Tippfehler *seufz*

    "Wie schnell doch die Zeit vergeht und die Dinge sich ändern können" dachte sich Prisca. Der Tag der Ankunft in Mogontiacum war ihr noch so gut im Gedächtnis. Und mehr noch die erste Nacht, in der sie sich anfangs so einsam und allein gelassen, mit ihrer Trauer, gefühlt hatte, bis ... ja bis Deandra an ihrer Tür geklopft hatte. Seit dieser Nacht, in der sie gemeinsam geweint und sich gegenseitig Halt gegeben hatten, wuchs zwischen ihr und Deandra so etwas wie ein Band des Vertrauens, der Zuneigung und der Freundschaft. Prisca lies es zu, weil sie erkannt hatte, dass Deandra ganz anders war, als man es ihr glauben machen wollte. Bei Deandra fühlte sie sich wohl und mit Deandra konnte und wollte sie über alles reden.


    Nur über zwei Dinge hatten sie seltsamerweise noch nie gesprochen. Prisca schrieb dies dem Umstand zu das, sehr bald schon, die Nachricht von der bevorstehenden Rückkehr nach Rom, für eine stetige Aufregung und Unruhe im aurelischen Haushalt sorgte. Das Eine hatte etwas mit dieser Sklavin zu tun ... das Andere war Deandras eigene Trauer, über den Verlust der Eltern, welche man Deandra deutlich anmerken konnte. Prisca zumindest war bereit, für sie da zu sein und ihr Trost zu spenden. Aber vielleicht war der Zeitpunkt noch nicht gekommen oder im Moment zu ungünstig.


    Denn im Augenblick saßen sie alle stumm und beengt in diesem Reisewagen und wurden unaufhörlich von den Unebenheiten der Straße durchgerüttelt. Wollte diese Reise denn nie ihr Ziel finden? Genervt starrte Prisca aus dem Fenster, ohne die Schönheiten der vorbei ziehenden Landschaft wahr zu nehmen. Erst in Rom, da war sich Prisca sicher, würden sie alle zur Ruhe kommen und erst ab dann würde das Leben weiter gehen können.


    Prisca sah vom Fenster weg hin zu ihrem Onkel, der ihr gegenüber saß und zu schlafen schien. Dann fiel ihr Blick neben sich auf Deandra, die sich soeben zu rekeln begann und den Wunsch nach einer Pause, teilte Prisca nur zu gern.


    Ja, eine Pause kann wirklich nicht schaden! ... Dieses ständige Hin und Her Geschaukel macht mich noch ganz wahnsinnig! Nimmt das denn nie ein ... Ende ... ist alles in Ordnung mit dir, Deandra?


    Auf Deandras Blick hin nickte Prisca zustimmend, denn sie wollte die Gelegenheit nutzen, um sich die Beine zu vertreten und um ihren aufgestauten Unmut über die Reisebedingungen, in Richtung ihres Onkels zu äußern. Sehr schnell senkte sie jedoch, inmitten des Satzes, wieder ihre Stimme und erkundigte sich besorgt nach Deandras Befinden.

    Das Bild das Prisca langsam von Deandra gewann wollte so gar nicht zu dem passen, was Camryn ihr heute über die Verlobte von Onkel Marcus erzählt hatte. Jedenfalls konnte Prisca keinerlei Anzeichen dafür entdecken, dass Deandra irgendwelche Hintergedanken gehabt hätte bei dem, was sie hier und jetzt gesagt und getan hat. Sicher war es noch zu früh von Vertrauen oder gar Freundschaft zu sprechen, auch wenn sich ihre tröstende Hand eben schon wie die einer guten Freundin angefühlt hatte. Eine gute Freundin wäre wie eine Verbündete, der man alles anvertrauen und bei der man stets Rat suchen konnte. Trotz ihrer Müdigkeit musste Prisca auch an ihre Freundinnen aus Ostia denken und daran, wie viele davon je den Status einer guten Freundin gehabt hatten. Zugegeben, viele waren es nicht gewesen, aber das hatte nicht immer nur an Prisca gelegen. Viele Dinge, die ihr die Mutter nicht bei bringen konnte und wollte, lernte sie eben über sogenannte Freundschaften und oft war sie selbst bitter enttäuscht worden. Letztendlich würde nur die Zeit die Gewissheit mit sich bringen. Und Zeit würden sie wohl haben, vor allem hier in Germanien. Prisca war jedenfalls bereit, den Grundstein für eine Freundschaft zu legen.


    Als sie Deandras Pläne für den Garten hörte, wurde ihr dann bewusst, was sie eben mit ihrem Angebot angerichtet hatte. "Ich und Gartenarbeit .... oh weh was habe ich da nur gesagt. Deandra wird mich sicher noch dafür verfluchen wenn sie erst bemerkt, wie ungeschickt ich mich dabei anstelle." Aber Prisca freute sich trotzdem darauf und wollte sich Mühe geben. Es tat irgendwie gut zu reden, Pläne zu schmieden, einfach etwas gemeinsam zu unternehmen. Das lenkte von den trüben Gedanken ab, auch wenn sie sich noch lange nicht ganz verdrängen ließen.


    "Ich hoffe nur du wirst es nicht noch bereuen, mich als Gartenplanerin engagiert zu haben ... na, jedenfalls verspreche ich dir, dass ich mir Mühe geben werde."


    versuchte sie zu scherzen, indem sie auf ihre fehlende Begabung diesbezüglich anspielte und nickte aber zur Bekräftigung ihrer guten Absichten. Kurz sah Prisca sich zu ihrem Bett um. Ein wenig ängstigte sie schon die Vorstellung, gleich wieder allein zu sein mit ihren Gedanken. Aber den Schlaf würden beide nötige haben und Deandras Vorschlag mit dem gemeinsamen Frühstück war etwas, worauf sie sich freuen konnte.


    "Natürlich frühstücken wir gemeinsam! ... doch zuerst werden wir beide wohl noch etwas Schlaf benötigen ... "


    Nun wäre wohl der Zeitpunkt gekommen, um sich zu verabschieden. Als hätte sie nichts anderers erwartet, reagierte Prisca auf Deandras Frage, die wie eine Bitte geklungen hatte. Während sie das sagte war sie bereits im Begriff langsam aufzustehen.


    "Bonam noctem, Deandra. ... Es hat mich wirklich gefreut, dass du mich heute noch besucht hast und ich danke dir für deine lieben Worte!"


    Mit einem herzlichen Lächeln gab sie zu erkennen, dass sie sich schon ein wenig besser fühlte. Wenn es sonst vielleicht nicht üblich war, sich bei einer solchen Verabschiedung die Hand zu reichen, so hielt sie Deandra nun gleich beide Hände entgegen, um damit ihren Dank zum Ausdruck zu bringen.