Beiträge von Aurelia Prisca

    Die Auswahl der Waren war wirklich groß und ebenso beeindruckend war die Anzahl der Truhen, die wie aus dem Nichts erschienen und so für neuen Nachschub sorgten. Wo kamen all die Sachen nur her, so groß war der Stand doch auch nicht? Prisca grübelte nicht lange darüber nach, denn sie war ganz in ihrem Element und prüfte kritisch jedes Stück, das man ihr zeigte. Die Gespräche der beiden anderen Frauen verfolgte sie nur mit halben Ohr und erst, als es um das Alter der Senatoren ging und Plotina laut lachen musste, gab auch Prisca lachend ihren Kommentar dazu.


    „Ältere Herren? Nein danke! Wenn das so ist, dann würde ich doch der Reise den Vorzug geben. Ein Mann muss mir schon mehr bieten, als nur einen bedeutsamen Titel. ...Wenn es aber nun ein junger und gutaussehender Senator wäre ... tja, warum nicht?!“ Auch wenn mit einem Senatorentitel sicherlich einiges an Ansehen und Reichtum verbunden wäre, sollte nicht der Eindruck entstehen, dass sie gar Interesse an älteren Herren hätte. Zumal Prisca bezüglich Männer und einer Heirat, ohnehin ihre ganz eigenen Vorstellungen hegte. Nein, im Moment gab es eigentlich viel wichtigere Entscheidungen zu treffen:


    „Hmm, die weiße Stola gefällt mir wirklich sehr gut! Der Stoff ist so schön leicht und fühlt sich angenehm an. Schade nur, dass sie eine blaue Borte besitzt. ... aaaber ... ich denke ich nehme sie trotzdem. Die Borte lasse ich einfach von einer unserer Sklavinnen abändern. Prisca nickte bestätigend. Diese eine Stola musste es sein und sie gab dem Sklavenjungen sogleich einen Wink, sie zu den anderen Sachen zu geben.


    „Nun, was die Palla angeht, dachte ich an etwas Helles, vielleicht sogar safrangelb wie diese hier?! ... hmm, zusammen mit einer goldenen Borte und dem entsprechenden Goldschmuck? ... ja genau ...und ... aah! Euridyke, wenn du zufällig ein reticulum aus geflochten Goldfäden hättest, nehme ich es. Wenn nicht, ist es auch nicht weiter tragisch ... Von den Badezusätzen dann den mit Amber und den mit Lavendel." Während Prisca laut dachte, lies sie sich durch nichts und niemanden ablenken und ihr Blick ruhte unablässig auf den Auslagen. Immer wieder deutete sie auf das eine oder andere Stück, um es sich zeigen zu lassen, oder es aus zu wählen. Mit dem Ergebnis dieses Einkaufes war sie mehr als nur zufrieden, auch wenn sie bei weitem noch nicht alle Einkäufe abgehakt hatten. Aber bei ein paar anderen Händlern wollte sie dann doch noch vorbei schauen.


    „Gut, ich denke soweit habe ich alles gefunden. ...Euridyke! mein Kompliment an dich. Dein Stand ist wirklich ein wahres Schmuckkästchen. Sag Trautwini, was du dafür bekommst. ... und dir Plotina gilt selbstverständlich mein Dank, denn ohne dich hätte ich Euridyke wohl nie gefunden." Mit einem freundlichen Lächeln wandte sich Prisca zuerst an die Händlerin und gab mit einem Handzeichen ihren Sklaven zu verstehen, dass die Einkäufe eingepackt und bezahlt werden sollten. Dann widmete sich Prisca jedoch wieder ganz ihrer neuen Bekannten. Zwar hatte sie die Antwort Plotinas zuvor sehr wohl vernommen, doch wollte sie das Thema in Ruhe besprechen und ging einen Schritt zur Seite, damit die Sklaven die Einkäufe verpacken und sie selbst ungestört miteinander reden konnten.


    "Du würdest sie also wirklich unterrichten wollen?" stellte Prisca mit ihrer Frage noch einmal fest und blickte Plotina dabei mit einem anerkennenden Nicken und einem leichten Lächeln an. Das Plotina sich selbst vorschlug, verwunderte Prisca gar nicht mal so sehr und sie fand die Idee alles andere als abwegig. Warum sollte eine römische Bürgerin, die noch dazu in Alexandria studiert hatte, nicht genauso gut sein wie jeder andere Lehrmeister auch. Zumindest was diese griechischen Pädagogen und Philosophen betraf, hatte Prisca auch schon negative Gerüchte gehört. Diese, meist im Alter ergrauten und sehr weise wirkenden, paedagogi gingen nichts anderes als Klinken putzen, zogen die eine oder andere belanglose Referenz aus der Tasche, aber ... sobald es ernst wurde, suchten sie das Weite ohne ihre Arbeit überhaupt an zu treten. Nein, was das betraf konnte Plotina sehr wohl mehr zu bieten haben. Letztendlich müsste sie ihr Können ohnehin in der Praxis sehr schnell unter Beweis stellen. ...allerdings ...


    "... allerdings habe darüber nicht ich zu entscheiden Plotina, sondern mein Onkel Marcus Aurelius. Hättest du denn gewisse Referenzen vor zu weisen, oder einen Nachweis über deine Studien in Alexandria? ... Versteh mich bitte nicht falsch, auch wenn du keine entsprechenden Referenzen hast ... Ihn - nicht mich - müsstest du von deinen Fähigkeiten überzeugen und das in jeder Hinsicht!" Prisca sah Plotina dabei eindringlich aber auch aufmunternd und mit einem Augenzwinkern an. Sie würde mit Sicherheit ein gutes Wort bei ihrem Onkel einlegen, aber ob Plotina den sehr dezenten Hinweis auf ihr etwas nachlässiges Äußeres verstanden hatte? . Jedenfalls sah Prisca die Sergiern nun erwartungsvoll an, während beide etwas abseits standen und darauf warteten, dass Euridyke und Trautwini das Geschäft zum Abschluss brachten.

    Prisca hatte gerade die Tür des triclinums hinter sich gelassen, als sie eine vertraute Stimme hinter sich vernahm. Sofort blieb sie stehen und drehte sich zu Deandra um. "Schön, das du mich gleich begleiten willst!" bemerkte sie lächelnd und und freute sich, dass sich Deandra so spontan dazu entschlossen hatte, mit zu kommen.


    Gemeinsam gingen sie nun hinaus in den Garten, um die Stimmung des langsam einsetzenden Sommerabends zu geniessen.



    Sim-Off:

    genau so machen wir es! :)

    Auf Cottas Frage hin hörte Prisca aufmerksam zu, was Deandra über die Claudier zu berichten hatte. Leider hatte sie selbst zu dieser Gens noch keine persönlichen Kontakte, was sich aber, durch die Verbundenheit der beiden Familien, hoffentlich künftig ändern würde. Die aktuellen Gesprächsthemen weckten jedoch eher weniger Prisca´s Willen, sich daran zu beteiligen. Ihr Onkel schien sich mit zunehmenden Erfolg um Sisenna zu bemühen, das freute sie zwar, aber der Gesprächsinhalt war wohl doch eher nur für die beiden interessant . Auch als es um die neuen Sklaven ging verstand Prisca nicht ganz, warum dieses Thema hier so ausführlich behandelt wurde. Gut - ohne das Prisca bewusst darauf geachtet hätte, war auch ihr diese eine Sklavin schon aufgefallen, die nun gerade ihrem Onkel vorgestellt wurde. Mit ihren roten Haaren und der weißen Tunika war diese Sklavin, zwischen all der anderen namenlosen Sklavenschar, auch wirklich hübsch anzuschauen, das musste sogar Prisca zugeben.


    Allerdings beschäftigte Prisca eine andere Frau und eine ganz andere Frage momentan viel mehr. Es war Deandra, die sie wegen ihrer direkten Art so schätzte und deren stets souveränes Auftreten sie insgeheim bewunderte. Sie schien an dem gemeinsamen Spaziergang heute, nicht unbedingt mehr fest halten zu wollen. „Ist sie wirklich nur müde? ... dann hätte sie es mir doch einfach nur zu sagen brauchen. Deswegen bin ich ihr doch wirklich nicht böse. .. Andererseits scheint sie etwas sehr zu beschäftigen. Vielleicht noch immer der Tod ihrer Eltern? ... das wäre nur verständlich. Oder ist da noch etwas anderes? Die ganze Fahrt über hatten wir ja leider nie die Möglichkeit, uns einmal ganz in Ruhe und ungestört darüber zu unterhalten. Vielleicht ist auch jetzt nicht der richtige Zeitpunkt und sie möchte nur nicht unhöflich wirken.“ Prisca konnte es sich einfach nicht so recht erklären, was gerade in Deandra vorgehen mochte.


    Während sie noch so darüber nachgrübelte merkte Prisca, dass sie selbst noch lange nicht müde war - Im Gegenteil - war sie anfangs noch erschöpft von der langen Fahrt gewesen, so zog es sie jetzt förmlich hinaus ins Freie, um sich etwas zu bewegen. Das lag mit Sicherheit an der wochenlangen Beengtheit in den Reisewägen und es würde wohl noch etwas dauern, bis sie sich langsam wieder um- und eingewöhnt hätte. Die Nachfrage Cottas kam Prisca daher sehr gelegen, um die Initiative für einen Spaziergang jetzt oder nie zu ergreifen, ohne Deandra selbst dazu zu drängen.


    "Entschuldigt ihr mich bitte einen Moment. Aber nach dem vielen guten Essen muss ich mir unbedingt noch etwas die Beine vertreten. Schuld daran ist nur das lange Sitzen während der Reise. Ich muss mich wohl erst wieder an ein normales Leben, ganz ohne Reisewägen, gewöhnen ..." scherzte sie und beantwortete damit auch die Frage von Deandra mit, als sie sich nun aus ihrem Sessel erhob. Sie sprach gerade so laut, das jeder es bemerkten mochte, denn ganz verabschieden wollte sie sich ja noch nicht. Kurz legte sie ihre Hand auf die Schulter von Deandra, beugte sich etwas zu ihr und schlug ihr vor. "Komm einfach nach, du findest mich im Garten. ... und falls es zu spät für dich sein sollte, dann holen wir unseren gemeinsamen Spaziergang eben ein anderes Mal nach!" Dann richtete sie sich wieder auf und zwinkerte Cotta noch kurz zu " ... Du und Lucius hebt mir doch sicher etwas von den Nachspeisen auf, oder? ... aber wehe, ich finde auch nur einen Löffel puls auf meinem Teller, wenn ich zurück bin!..." mit einem leichten Grinsen lies Prisca die scherzhafte Drohung offen, zupfte stattdessen ihre stola zurecht und verlies dann das triclinum in Richtung des hortus.

    Auch wenn Trautwini unfähig genug war, ein einfaches Einkaufstäfelchen vor zu lesen, auf die beiden Frauen schien er Eindruck zu machen. Zuerst Plotina, die sich für ihn einsetzte und nun auch noch Eurydike, die ihn allen Ernstes mit 'Herakles' verglich. Prisca hingegen warf ihm nur einen vernichteten Blick zu und Trautwini verstummte sogleich und sah betreten zu Boden als er dies sah. Prisca hatte schon genug Zeit mit ihm verschwendet, nun wollte sie endlich die Waren begutachten und neugierig trat sie auch schon näher.


    "Das sind wirklich schöne Stücke" bemerkte Prisca sogleich, während ihr Blick noch über die edlen Schmuckstücke glitt. Die Vielfalt, die Euridyke hier anbot bestärkte Prisca in ihrer Überzeugung, dass es sich durchaus lohnen konnte, auch einmal abseits der bekannten Einkaufsmöglichkeiten zu suchen. Sie griff nach einer goldenen fibula, welche mit reichlich Rubinen verziert war und drehte sie in beiden Händen hin und her. "Diese hier gefällt mir ...und ... dies hier auch" schon hatte sie neben den fibulae einen goldenen Armreif entdeckt und hob auch diesen auf um ihn zu begutachten. Für den Moment vergaß sie fast die beiden anderen Frauen und suchte weiter nach Kostbarkeiten und die bereits gewählten reichte sie an den Jungen weiter, der sie solange verwahren sollte. "Ja, Badezusätze benötige ich auch ...aus welcher Heimat sagtest du stammen sie?" bestätigte Prisca zunächst halb abwesend die Worte von Euridyke und erst, als Plotina zu lachen begann, begriff sie die scherzhafte Anspielung auf Plotinas Herkunft hin.


    "Ja es war wirklich ein Glück, dass ich Plotina begegnet bin. Ob sie nun Ägypterin ist oder nicht, ohne sie hätte ich wohl nie von diesem wahren Schmuckkästchen hier erfahren. ... Amber schlägst du vor, Plotina? ...hmm, warum nicht?!" lachte Prisca dann mit den anderen Frauen zusammen und lobte noch einmal die Qualität von Euridykes Waren. In der Tat fand sich hier so manches, was es in den noblen Geschäften Roms nicht zu sehen gab. Schon wandte sie sich den Badezusätzen zu und schnupperte, den Rat ihrer neuen Bekannten folgend, zuerst an der Phiole mit der Amber-Essenz. Prisca nickte zufrieden. Doch bevor sie sich entscheiden wollte, verglich sie auch noch die anderen Düfte. Ihr Gehör hingegen schenkte sie ganz Plotina.


    "Nein, ich hatte eigentlich nicht vor, so schnell zu heiraten. ... Obwohl, bei einem Senator? ... findest du nicht eine Senator wäre es wert, auf so eine Reise zu verzichten?" Priscas Worte waren ebenso scherzhaft gemeint wie die von Plotina, denn die Absicht zu heiraten hatte Prisca nicht. Doch dann schien ihre Bekannte wieder auf das Thema Kinder und Erziehung zurück kommen zu wollen. Prisca hörte aufmerksam zu, bis sie durch Trautwinis Unfähigkeit erneut abgelenkt wurden. Herrisch hob Prisca die Hand und schnitt ihrem Sklaven damit das Wort ab, das er soeben auf Euridykes Frage hin ergreifen wollte und wandte sich stattdessen selbst an die Händlerin.


    "Entschuldige bitte Euridyke, aber das übernehme ich besser selbst. Also, ich suche eine stola ... aus Seide sollte sie sein, leicht und luftig, für die heißen Tage eben. Eine helle Farbe ... vielleicht sogar weiss. Jedenfalls eine abgesetzte Borte am Saum sollte sie haben. Nur welche Farbe? ... hmm, Purpur vielleicht, oder stattdessen eine goldene Stickerei. Und dazu passend eine palla ... ach was rede ich lange! ... am besten wird sein, du zeigst mir einfach alles, was du anzubieten hast." Eigentlich waren Priscas Vorstellungen schon sehr konkret, doch irgendwie auch nicht. Daher sollte Euridyke die Sachen einfach her holen lassen.


    Jedenfalls bliebe so auch etwas Zeit, um endlich zu erfahren, was Plotina eigentlich sagen wollte. "...wo waren wir stehen geblieben? ... ahh ja! ... also, gesetzt dem Fall wir bräuchten eine Lehrerin für Sisenna ... wen würdest du uns empfehlen?" Prisca warf ihrer Bekannten einen fragenden Blick zu. Soweit sich Prisca zumindest erinnern konnte, gab es - außer einer Sklavin - noch keinen paedagogus , der sich um die kleine Sisenna kümmerte.

    "Ja, Trubel mag ich eigentlich ganz gern." gestand sich Prisca ein, während sie über die Worte Plotinas nach dachte. Wobei sie auf den ganzen Trubel, den die Reise nach Germanien verursacht hatte, liebend gern verzichtete hätte. Über diese Strapazen und dieses schreckliche Land wollte Prisca eigentlich nie mehr ein Wort verlieren. Was hatte eine Patrizierin wie sie schon in Germanien verloren? Eigentlich nichts, doch andererseits hatte sie dort auch eine große Familie hinzu gewonnen.


    "Nun ja, ein gewisser Trubel ist sicherlich sehr schön. Wenngleich nicht jede Art des Trubels besonders erbaulich ist. Und Kinder? ... Im Moment zumindest kann ich mir nicht vorstellen, eigene Kinder zu haben. " Prisca warf einen kurzen eher fragenden Blick zu Plotina. Das Thema Familie und Kinder schien der Sergiern irgendwie besonders am Herzen zu liegen, oder kam ihr das nur so vor? Für Prisca waren Kinder, zumindest im Augenblick, kein Thema genauso wenig, wie sie sich eine Heirat vor stellen konnte.


    "Natürlich ist mir Rom nicht ganz neu. Wenngleich mich meine Reisen für eine sehr lange Zeit von hier fort geführt haben. ... In Griechenland gab es sehr viel zu sehen und zu studieren, ich war sehr gerne und lange dort. ..." zumindest wenn man die Germanien-Reise mit einschloss, hatte ihr Reise etwas länger gedauert wie ursprünglich geplant. Aber darauf wollte Prisca nicht eingehen. Ebenso wenig auf eine Diskussion über die Unterschiede der Erziehung zwischen Plebejern und Patriziern. Mochten sie auch noch so unterschiedlich sein, so machte doch jeder das Beste aus seiner Situation. Vielmehr zeigte sie ein echtes Interesse an Plotinas Aussage zu Alexandria und gab daher auch völlig neidlos und mit einem Lächeln zu:


    "Nur keine falsche Bescheidenheit Plotina! ... Ich glaube dir sehr gern, dass du in Alexandria eine gute Erziehung genossen hast. Nein wirklich, Ägypten würde ich selbst liebend gern einmal bereisen. Die alte Kultur und die Bauwerke ... ja, dieses Land hat mit Sicherheit sehr viel zu bieten. Du musst mir unbedingt einmal mehr davon erzählen, wie es dort ist ... ja, eine Reise dorthin konnte sie sich wirklich gut vor stellen. Doch wann und ob sich jemals eine Gelegenheit dazu bieten würde, stand in den Sternen.


    Ihre Aufmerksamkeit wurde nun wieder ganz auf den Stand vor ihnen gelenkt. Einen Augenblick mussten sie warten, bis die Sklaven den Platz davor soweit frei geräumt und abgeriegelt hatten. Dann konnten sie ungehindert und ungestört die Auslagen begutachten. "Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen!" konnte sie gerade noch zu Plotina flüstern und verfolgte dann staunend und etwas amüsiert das Gespräch der beiden Frauen. Natürlich fühlte sich Prisca durch das versteckte Kompliment der Händlerin geschmeichelt und Euydikes freundliche Art, ließen die anfänglichen Zweifel an ihr schnell verfliegen.


    "Eurydike, es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen. Plotina hat mir schon sehr von der Qualität deiner Waren vorgeschwärmt und gerne will ich mich davon überzeugen lassen, hier die goldenen Äpfel der Hesperiden zu finden. ... Trautwini, was brauchen wir alles?" Prisca begrüßte die Händlerin freundlich nickend und mit einem Lächeln trat sie interessiert einen Schritt näher. Plotinas Rat folgend versuchte sie sich mit einem Vergleich aus der griechischen Mythologie, aber für die Einkaufsliste selbst war ihr Sklave zuständig.


    ... und Trautwini hatte es geahnt. Dabei war es doch so schön gewesen, einfach nur neben seiner Herzensdame her zu gehen und sie beschützen zu dürfen. Ein letztes Mal warf er Plotina einen sehnsüchtigen Blick zu und trat dann vor um, sichtlich nervös und mit der Situation leicht überfordert, die Einkaufsliste zu verlesen. "Ehm... das Zeu.. grhmm ... also ..." fast versagte ihm die Stimme. Tratuwini räusperte sich und versuchte es erneut. "...wir bräuchten also so Fisteln ... Fibulen ... nee das heißt Fibulas, oder?? jedenfalls viel Schmuck ... und Duftzeug für´s Wasser!? ... und hier! eine palla ....ach herrje, Kleidung hast du ja gar nicht oder? ....was brauchen wir noch? ...". Prisca rollte genervt mit den Augen. "... was ich brauche ist eine gute Sklavin, auf die ich mich verlassen kann. Du taugst wirklich nur als Leibwächter und sonst zu nichts" dachte sie sich und kopfschüttelnd warf sie Plotina und Eurydike einen fast entschuldigenden Blick zu.

    Manche mochten in Prisca ein verzogenes Gör sehen, eine arrogante und berechnende Frau oder eine eitle und überhebliche Zicke. Das stimmte zumeist, jedoch waren nicht alle Wesenszüge an ihr so tief und fest verankert wie man glauben mochte. Prisca konnte sie sehr wohl aufgeben, wenn sie es denn wollte. Doch sie tat es nur selten und nur, wenn sie Vertrauen zu jemanden gefasst hatte. So wie jetzt und hier, bei ihrem Onkel. Dessen tröstende Worte erlaubten es ihr, sich ganz so zu geben wie es ihr sonst nur ihrer Mutter gegenüber möglich gewesen war.


    Nur zu gern erwiderte Prisca die Umarmung ihres Onkels und drückte ihre Stirn vertrauensvoll gegen seine Brust. Sie genoß es, so von Marcus so gehalten zu werden und wie er zärtlich über ihr Haar strich. Sicher mochte diese innige Zweisamkeit nach außen hin und auf andere anders wirken, doch Prisca fühlte sich einfach sicher und geborgen so wie damals zu Hause, als kleines Mädchen. Marcus war nicht ihre Mutter und eigentlich war er auch viel zu jung für die Rolle des Onkels. Er war ein sehr attraktiver Mann und doch sah Prisca in ihm weitaus mehr. Sie betrachtete ihn als den großen Bruder, den sie selbst nie hatte und ihr wurde immer mehr bewusst, wie wertvoll und wichtig er ihr war.


    "Ja, ich möchte." bestätigte sie ihm leise die Absicht, den Ahnen zu gedenken zu wollen. Aber es bedeutete auch so vieles mehr, das sie ihm irgendwann sagen und anvertauen wollte. Nachdem Marcus die Figuren für sie zurück gestellt hatte, starrte Prisca gebannt auf den Altar mit den Figuren, der in dem diffusen Licht einen seltsame Ausstrahlung auf sie aus übte. Stumm nahm sie das Schälchen mit beiden Händen, hielt es einen Augenblick lang unter ihre Nase und atmete den angenehmen Geruch, den die Weihrauchkörner bereits jetzt verströmten, ehe sie überhaupt entzündet waren.


    "Es ist wie früher, zu Hause ..." stellte sie lächelnd fest und reichte das Schälchen an ihren Onkel weiter. " ... und ich bin froh nun hier zu sein, bei dir ... bei meiner Familie." meinte sie dann aufrichtig und lies ihre Augen wieder über den Altar wandern. Prisca erkannte zwei Figuren und etwas unsicher, ob sie überhaupt danach fragen durfte meinte sie leise "Sind das da deine Eltern? ... und die von Deandra? ... darf ich sie vielleicht einmal halten? ..." erwartungsvoll blickte sie zu Marcus und wollte eigentlich damit zum Ausdruck bringen, dass sie gern mehr über ihn und die Familie erfahren wollte, um endlich das nach zu holen, was sie so lange Zeit vernachlässigt hatte.

    Für ihre heutige Laune konnte ja keiner der Anwesenden etwas. Am wenigsten Ursus, der ja gerade erst seit ein paar Minuten hier war. Ihm gegenüber wäre es sicher unhöflich gewesen, jetzt auf zu stehen und zu gehen. Begrüßt hatte sie ihn ja und ein anderes Mal würde sie sich sicherlich gerne mit ihm unterhalten wollen. Die Männer bestimmten ohnehin die Gesprächsthemen, also würde es nicht weiter auf fallen, wenn sie still verhielt und einfach sitzen blieben. Dachte sie sich zumindest. Doch schon im nächsten Augenblick bereute es Prisca, nicht schon längst gegangen zu sein. Ihrem Onkel war ihr Verhalten scheinbar aufgefallen und wollte sie offensichtlich mit seinem Angebot aufmuntern.


    „Sehr gerne Onkel!“ prompt und knapp war die Antwort, aber ihr Lächeln, das sie ihm schenkte, war nicht gezwungen oder gespielt. Denn Prisca war wirklich gerne mit ihrem Onkel zusamen und sie genoß seine Zuneigung sehr. Zumal ihm seine neue Tätigkeit, als decemvir litibus iucandis , ohnehin nur wenig Zeit für die Familie lies. Und sie war schließlich nicht die Einzige, um die er sich zu kümmern hatte. Nein, das Opfer wollte sie wirklich gerne zusammen mit Marcus darbringen. Für mehr Zuwendungen oder weitere Aktivitäten, wäre sie heute jedoch nicht mehr aufnahmebereit und so hoffte Prisca auf eine sich bietende Gelegenheit, um sich zurück zu ziehen.


    Und sie kam prompt und von Ursus selbst, der sich anscheinend erst jetzt daran erinnerte, wer sie überhaupt war. Seine Bemerkung mit dem „frechen Mädchen“ überhörte Prisca geflissentlich und nahm sein Kompliment am Schluss sogar mit einem geschmeichelten Kopfnicken zur Kenntnis. Mehr noch tat er ihr aber einen Gefallen, indem er sich nach ihrem Befinden erkundigte. Das war das Stichwort, auf das Prisca gewartet hatte. Sie lies die Zeit verstreichen, bis sich zwischen den Gesprächen ein günstiger Zeitpunkt abzeichnete, um sich direkt an ihn zu wenden.


    „Lieber Ursus, ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich mich nun zurück ziehe. Aber es geht mir in der Tat nicht besonders gut heute. ... Ich hoffe doch sehr, dass wir ein andermal die Gelegenheit finden werden, um uns weiter zu unterhalten.“ es klang freundlich und war aufrichtig gemeint, während Prisca auch schon im Aufstehen begriffen war und sich zum Gehen wandte. Kurz blickte sie noch einmal in die Runde, bedachte jeden mit einem freundlichen Nicken und verabschiedete sich mit den Worten.


    „Entschuldigt mich bitte, aber ich möchte mich noch ein wenig hinlegen. Feiert ihr noch schön! ... und Onkel!? ... schick einfach einen Sklaven nach mir, sobald du mit der Zeremonie beginnen möchtest, ... ich werde dann da sein.“ fügte Prisca mit einem Lächeln an um zu zeigen, dass sie das Angebot ihres Onkels nicht vergessen hatte und verlies danach den Raum.

    Auf ihre Frage nach den Frauen wich Lupus ihr also mit einer knappen aber bejahenden Antwort aus. "Aha, kann er also nicht." stellte Prisca für sich fest und war zufrieden, denn sie fand ihre eigene Auffassung dazu bestätigt. Für Prisca stand jedenfalls das Gegenteil fest von dem, was Lupus sagte und erwiderte auf seine Antwort hin nochmals trotzig .... "Nein, kannst du nicht!" Auch wenn dies auf die anderen etwas kindisch wirken mochte, verlieh Prisca ihrer Behauptung, mit einem energischen Blick, noch zusätzlichen Nachdruck.


    Auf eine weitere Diskussion wollte sich Prisca ohnehin nicht einlassen, denn Lupus willigte auch schon ergeben ein, sich einer grundlegenden Veränderung seines Äußeren zu unterziehen. Zufrieden lächelte sie nun wieder und rieb sich bereits die Hände. Als Marcus ihr auch noch zusätzliche Rückendeckung gab, hakte sich Prisca spontan an seinem Arm unter und meinte freudestrahlend zuerst zu Lucius gewandt und dann zu ihrem Onkel: "Du wirst es sicher nicht bereuen Lucius! ... und du Marcus, wirst ihn nicht wieder erkennen, wenn wir erst mit ihm ... ups .."


    ... weiter kam auch Prisca nicht und sie verschluckte sich fast, als plötzlich Alexandros, der Albtraum eines jeden männlichen gens-Mitgliedes, im Garten stand. Was seine Kunstfertigkeit und sein Geschick im Umgang mit Ölen, Düften und sonstigen Annehmlichkeiten betraf, war Alexandros wirklich unübertroffen. Doch was seine Art betraf, mit der versuchte die Herzen der Männer zu erobern ... tja, da konnte einem Lupus wirklich nur leid tun. Aber diesmal tat Alexandros unbewusst noch etwas anderes. Er gab ihr sozusagen das Stichwort! :"beim wildesten Gott der schrecklichsten Barbaren" Genau!! Prisca hob die Hand und deutete Alexandros damit an, dass sie im Moment an etwas anderes dachte. Plötzlich fiel ihr wieder ein, an wen Lupus sie schon die ganze Zeit über erinnert hat. Der arme Lucius war wohl ohnehin gerade sehr damit beschäftigt, den zudringlichen Griechen in Schach zu halten. Daher nutzte Prisca die vermeintliche Gelegenheit die sich ihr bot, stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, um Marcus ihre Gedanken sogleich ins ins Ohr zu flüstern. Auch wenn dies vielleicht unhöflich erscheinen mochte vor anderen zu flüstern, musste Prisca unbedingt wissen ob sie sich täuschte, oder nicht.


    "Pssst ... Onkel! Weisst du, an wen mich Lupus schon die ganze Zeit über erinnert hat? " eigentlich wusste sie selbst nicht warum ihr das wieder eingefallen war und sie bezweifelte, dass sich ihr Onkel wirklich daran erinnern würde." ... weisst du nicht mehr, auf unserer Heimreise nach Rom, die Via Claudia Augusta ... auf diesem Alpenpass, die Herberge in der wir übernachtet hatten! ... der Besitzer!?" kurz warf sie Marcus einen fragenden Blick zu, ob es ihm schon dämmerte, wen sie meinte. "... der mit dem komischen Namen ... Reinh... Renhold ... Renholdus Messnerinus ... so hieß der, glaub ich. Der sah doch genauso aus wie Lupus, oder nicht?" :D Prisca zumindest war sich sicher und musste kichern, denn der Mann damals hatte genau so einen langen Bart und so wirres Haar wie Lupus, so das man kaum etwas von dem Gesicht sehen konnte.

    Nachdem Deandra ihrem Vorschlag, etwas später in den hortus zu gehen, zugestimmt hatte, nickte Prisca ihr noch einmal aufmunternd zu und wollte sich zunächst wieder der ganz Rolle der Zuschauerin widmen. Zufrieden betrachtete sie die wundervollen Speisen auf ihrem Teller und probierte eine von den Austern. Im selben Moment vernahm sie die Stimme von Cotta, der offensichtlich beruhigt war, dass sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte. Oder wollte er sie gar mit der puls-Geschichte aufziehen? Fast erschien es ihr so, als er nun lachend auf Lupus deutete.


    Ihren Unmut hatte sie ja bereits mit Worten zum Ausdruck gebracht. Nun verdeutlichte sie es Cotta gegenüber noch einmal wortlos, indem sie auf ihren Teller mit den Kostlichkeiten deutete und dazu nickte und anschließend mit ernster Miene auf den leeren puls-Topf zeigte und ihre Hand verneinend schüttelte. Dann wurde ihr bewusst, wie komisch es wohl ausgehen haben muss, als sie auf den Scherz herein gefallen waren und lachte mit Cotta zusammen.


    Weiter sagte Prisca dazu nichts und mit einem leisen Seufzer genoß sie das nächste Stück von dem köstlich gebratenem Pfau. Welches sie allerdings fast zu kauen vergaß, als Deandra eine Geschichte erzählte, die sich ganz nach ihrer eigenen anhörte. Dann trat auch schon Lupus an sie heran und was er tat wirkte sehr vertraut, so als würden sich die beiden schon lange kennen. Prisca empfand nichts Außergewöhnliches dabei, es war eben eine liebe und vertraute Geste unter Verwandten, die sich schon länger kannten. Trotzdem verfolgte sie das Geschehen weiterhin mit Neugier.


    Vielleicht hätte Prisca das Stück Pfau in ihrem Mund noch ganz vergessen, wenn nicht Sisennas Worte sie nicht gänzlich verwundert hätten und sie das zarte Fleisch des Vogels augenblicklich hinunter schluckte. Was sprach sie da nur von kleinen Häschen die steif wurden und was hatte das mit ihr zu tun? Prisca verstand im Moment gar nicht, von was das kleine Mädchen da redete, als sich kurz darauf Deandra ihrerseits nach dem allgemeinen Befinden erkundigte. Ohne Worte schloss sich Prisca zunächst dieser Frage an, blickte in die Runde und wartete auf die weiteren Reaktionen, die folgen sollten.

    Je länger Prisca auf den Altar blickte, umso mehr Erinnerungen an früher kamen zurück. Natürlich hatte es auch zu Hause in Ostia einen solchen Altar gegeben und als Prisca noch klein war, ist sie oft mit ihrer Mutter dort gewesen und hatten den Ahnen und der Familie gedacht. Je älter sie wurde, umso mehr vernachlässigte sie diese Tradition, bis sie schließlich fast gar keine Zeit mehr dafür gefunden hatte. Bis ... ja vielleicht bis heute.


    "Die Pflicht ... ja..." bestätigte Prisca flüsternd Worte ihres Onkels, ohne den Blick von dem Altar zu nehmen. Sie kannte diese Worte gut, denn ihre Mutter hatte sie oft benutzt."... aber die Ahnen müssen auch in unseren Herzen wohnen. ..." hatte Vespa ihrer Tochter dann immer noch dazu gesagt, denn nichts sollte einfach nur getan werden weil es so Sitte war, sondern es sollte immer von Herzen kommen. Prisca spürte einen Stich und wusste, dass sie dies vielleicht zu lange verdrängt hatte. Unsicher blickte sie kurz umher, bis sie dann ihren Onkel an sah. Dieser nahm zwei der Figuren, bedankte sich sprach ganz offen aus, was ihn zu beschäftigen schien.


    "Ich stelle es mir sehr schwierig vor, Arbeit und Familie mit einander zu vereinbaren. Dabei tust du das Alles ja nur für die Familie, auch wenn du sie dabei, zugunsten deines Amtes, vernachlässigen musst." versuchte Prisca ihren Onkel zu verstehen und sprach das, was sie dachte ebenso offen aus.


    "Aber das bekommt eben Deandra am deutlichsten zu spüren, weil sie es ist, die dir am nächsten steht und eigentlich die meiste Zuneigung bräuchte ... Ich meine, ich ...ich kann nur sagen, wie es bei mir und meiner Mutter war. ... Ich habe mich lieber um andere Dinge gekümmert. Um meine Freundinnen, meinen Spaß, einfach alles Andere. Dabei war es doch eigentlich meine Mutter, die mir immer nächsten stand ... ich dachte, es ginge alles ewig so weiter wie bisher, ...bis ..."


    Prisca merkte schnell, dass sie nicht genau beschreiben konnte, was in ihrem Onkel oder Deandra vorgehen mochte. Ihr fehlte einfach die Erfahrung in solchen Dingen. Also versuchte sie es auf ihre Weise zu erklären, indem sie es mit sich und ihrer Mutter verglich. Zu Lebzeiten hatte sie ihre Mutter die meiste Zeit vernachlässigt. Und dies nun nicht mehr Ungeschehen machen zu können, beschäftigte sie tief in ihrem Herzen am meisten. Prisca spürte, wie ihre Augen zu glänzen begannen als sie mittem im Satz abbrach, um die Figuren aus den Händen ihres Onkels entgegen zu nehmen.


    "Ich danke dir für deinen Rat, Marcus." erwiderte Prisca leise und ihr Finger fuhren langsam die beiden kleinen Figuren ab und verwischten dabei eine Träne, die sich aus ihren Augen gelöst hatte. Das ihr Onkel unwissend seine Bemerkung auf ihr Verhalten vorhin bei Tisch bezog, welches einen ganz anderen Grund hatte, spielte für Prisca in dem Moment keine Rolle mehr, denn umso mehr traf siein diesem Augenblick zu. "Zeigst du mir, wie wir den Ahnen gedenken können? ... gemeinsam ... vielleicht ist es dann leichter ... für uns beide" fragte sie dann, hielt ihm die Figuren mit beiden Händen wieder hin und sah ihm in die Augen. Sie war froh darüber, hier und jetzt gemeinsam mit ihm, an alte Traditionen anknüpfen zu können.

    "Das eigentlich Männer nie sehen, wenn wir unsere Ruhe haben wollen ... oder wollen sie es nur nicht sehen ... oder können sie es am Ende gar nicht?" immer noch ärgerte sich Prisca darüber das Essen nicht alleine, in ihrem cubiculum, ein genommen zu haben. "Vielleicht sollte ich ja nachher Deandra besuchen, dann kann ich ihr auch gleich erzählen, dass ein weiterer Verwandter angekommen ist", ja das wäre eine gute Idee, denn Helena hatte heute schon etwas anderes vor und hatte die villa bereits erlassen. Und außer ihr war keine andere Frau hier, mit der sie sich hätte unterhalten können. Sisenna zählte ja noch nicht und mit einer Sklavin wollte sie sich heute auch nicht unbedingt die Zeit vertreiben.


    Dann schon lieber mit ihrem Onkel 8). Obwohl, eigentlich konnte sie ihm ja auch keinen Wunsch abschlagen, denn er kümmerte sich wirklich rührend um sie, so wie er es eigentlich mit allen Familienmitgliedern tat. Jedenfalls bei den Opfergaben zu helfen war besser, als Ball zu spielen (heute zumindest!). Also machte sie sich zur vereinbarten Zeit auf den Weg und erreichte schließlich das Lalarium.


    Prisca wollte schon eintreten, als sie die Stimme von Marcus hörte. Er redete, doch mit wem? Wollten nicht sie beide gemeinsam das Opfer darbringen? Verstohlen blickte Prisca um die Ecke, fest entschlossen sich still und heimlich wieder davon zu schleichen, falls ihr Onkel bereits Gesellschaft hätte. Doch seine Worte liesen sie inne halten und alles andere vergessen. Marcus gedachte gerade der Familie, seinen Eltern und der Zukunft. Prisca konnte spüren, welche Lasten er dabei zu tragen hatte. Irgendetwas, wahrscheinlich das Rascheln ihres Kleides, verriet sie schließlich. Ihr Onkel wandte sich zu ihr um und es schien ihm peinlich zu sein, dass sie ihn überrascht hatte. Also trat Prisca mit einem kurzen Nicken ein und hoffte, dass sie über ihre Ergriffenheit hinweg die richtigen Worte fand.


    "... entschuldige bitte, ich wollte dich nicht belauschen oder gar stören, Onkel. Du hast gerade an deine Eltern gedacht?"


    sagte sie dann ganz offen und ehrlich und ging zögerlich auf ihren Onkel zu.

    "...aber ... ich war auch lange genug hier, um mit an zu hören, wie sich mein Onkel Gedanken um uns, die gesamte Familie, macht. ... Und es ist schön zu wissen, das jemand die Verantwortung trägt, der es so gut macht wie du, Marcus!"


    versuchte sie ihm dann etwas von dem zu vermitteln, was seine Worte bei ihr bewirkt hatten. Mehr konnte sie für den Augenblick gar nicht sagen und so blieb sie ert einmal vor ihm stehen, sah aber an ihm vorbei und betrachtete stumm die Figuren, die auf dem Altar angeordnet standen.

    Das Prisca etwas wortkarg und auch ansonsten eher mürrisch gelaunt wirkte, hatte einen bestimmten Grund. So saß sie auch heute wieder abwesend in ihrem Sessel, kaute eher lustlos auf einem Stück Brot mit garum und war froh wenn die Gespräche an ihr vorbei gingen. Als ihr Cousin eintrat und sich etwas knapp bemessen vorstellte, musste sie sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, wer er war und wann sie ihn zuletzt gesehen hatte. Wenn sie sich nicht irrte, war sie damals gerade mal fünf Jahre alt gewesen, als ihr Cousin zuletzt kurz zu Besuch bei ihr und ihrer Mutter in Ostia gewesen ist. „... ach sieh an. Titus! Hast du mich damals nicht mit Vorliebe an meinen Haaren gezogen?“ Auch wenn Prisca, in solchen Dingen nicht nachtragend war, so musste es wohl an ihrem gegenwärtigen Gemütszustand liegen, dass ihr erster Gedanke ungewollt gerade auf diese Nebensächlichkeit aus der Vergangenheit fiel.


    „Salve, verehrter Cousin. Schön dich einmal wieder zu treffen ... und schön zu sehen, das aus dir etwas geworden ist!“


    meinte sie daher etwas knapp und unterstellte einfach, dass er sich auch daran erinnern könnte. Prisca klang auch nicht unfreundlich, denn sie vermischte den ersten Gedanken mit dem Zweiten. Auf den zweiten Blick musste sie fest stellen, dass aus dem Knaben von damals ein sehr ansehnlicher Mann geworden war, der wusste wie er auf zu treten hatte, um Eindruck zu hinterlassen. Was jedoch die Manieren bei Tisch betraf ... nach seiner kurz bemessenen Begrüßung folgten übergangslos eher vertraute Männergespräche. Was Prisca sonst als unhöflich empfunden hätte, verfolgte sie heute eher mit halbem Ohr und war eigentlich ganz zufrieden, wenn man sie in Ruhe lassen würde.

    Glänzten Plotinas Augen eben noch vor Tränen, so taten sie dies nun aus sichtlicher Freude. Die Sergierin schien Kinder wirklich über alles zu lieben. Wenngleich die Beschreibung ihrer Familie gerade eher die Vermutung nahe legte, dass in dieser Gens nicht mehr viele Frauen übrig wären, die für einen neuerlichen Kindersegen sorgen könnten. Kinder! tja, darüber eigentlich noch gar keine Gedanken gemacht. Sicher, die kleine Sisenna war trotz ihrer Eigenarten wirklich süß an zu schauen und ihr Schicksal, ohne Eltern auf wachsen zu müssen, ging Prisca nahe. Vielmehr plagten sie ganz andere Gedanken. Wie es nun weiter ginge hier in Rom, nachdem die Zeit der Reisen endlich (oder leider) zu Ende wäre.


    "Ja eine große Familie um sich zu haben ist schön ... aber manchmal auch ganz schön anstrengend kann ich dir sagen. Auch was Kinder betrifft. Ich selbst lebte ja viele Jahre eher abgeschieden in Ostia, allein bei meiner Mutter, bevor sie ... ich meine bevor ich dann auf Studienreise ging. ... Naja und jetzt bin ich hier in Rom, bei meinen übrigen Verwandten und werde sehen, was die Zukunft für mich bereit hält "


    der Versuch ein wenig von sich ihrer Familie und ihre Ansichten zu Kindern zu vermitteln, misslang Prisca gehörig. Im sprechen merkte sie bereits, wie die Erinnerungen den Rahmen zu sprengen drohten und so vertraut waren sie und Plotina nun auch wieder nicht, um ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Und auch nach dem Grund, warum Plotina so allein hier in Rom lebte, traute sich momentan nicht zu fragen, aus Angst es könnte noch mehr Betrübliches zu Tage fördern. So war es denn gut, dass sie im Spazieren gehen redeten. Denn jede von ihnen wurde, durch den Trubel um sie herum, auch wieder etwas abgelenkt und so blieb die Möglichkeit die Themen eher sprunghaft zu wechseln.


    "Das freut mich zu hören, dass du Theater und Musik ebenso liebst wie ich ..."


    schon stockte Prisca erneut. Ihr Vorschlag mit dem gemeinsamen Theaterbesuch schien Plotina eher zu beschämen, als zu freuen und Prisca merkte, dass die Standesunterschiede hier in Rom wohl stärker waren, als sie gedachte hatte. "Immer noch, oder immer schon, ?" Gut, in Ostia hatte sie vielleicht generell nie den Kontakt zu Plebejern gehabt, dass ihr das so bewusst aufgefallen wäre. Und dann war sie ja auch lange Zeit auf Reisen. In Griechenland und Germanien? So betrachtet, kannte Prisca solche extremen Standesunterschiede gar nicht, auch wenn sie sehr viel Wert auf ihre adelige Erscheinung legte. "Ich sollte vielleicht zuerst einmal mit meinem Onkel reden, wie er dazu steht. Aber regieren nicht eh die Plebejer schon längst ganz Rom und sollten wir Patrizier uns wirklich so von ihnen distanzieren? ... waren nicht sogar die Sergier selbst einmal von altem Adel gewesen? vor langer Zeit zumindest, bis ....war da nicht etwas vor gefallen ... ?" ...Prisca kam jedenfalls nicht darauf, was es war.


    "Hm ... gemietete Plätze, ich verstehe dich schon. ... Da sieht man mal, wie lange ich schon nicht mehr in Rom gewesen bin. Auf meinen Reisen durch Griechenland, waren die Plätze in den Theatern jedenfalls nicht immer für mich reserviert und trotzdem hatte ich meinen Spaß. ... na wie dem auch sei, wir werden sehen!"


    auch Prisca wollte nicht, dass dieses Thema zu einem Missklang oder gar Missverständnis führen könnte und lies es auf einer eher knappen Bemerkung ruhen. Jedoch versuchte sie mit diesen Andeutungen der Sergiern zu vermitteln, dass sie - trotz ihrer adeligen Erscheinung, auf die sie auch Wert legte - nicht gewohnt war, in einem "goldenen Käfig" zu hausen.


    "Ja, ich beobachte auch gerne die Leute so wie du. Da haben wir ja doch eine Gemeinsamkeit! ... und ja, bei uns zu Hause lebt die kleine Sisenna. Sie ist eine Verwandte von mir. Sie ist ein wirklich süßes Kind, obwohl ich die Launen und Eigenarten von kleiner Kinder nicht immer ganz verstehe und nachvollziehen kann. ... Kannst du sie verstehen? ... zumindest hast du ja erwähnt, dass du Kinder liebst. ... aber sie immer um sich herum zu haben? Ich weiss nicht so recht, ob ich das möchte.


    Leute beobachten! Natürlich eine von Prisca´s Lieblingsbeschäftigungen, der sie gemeinsam jederzeit nachgehen könnten. Prisca nickte schmunzelnd und erwähnte dann aber Sisenna mit eher nachdenklicher Miene, denn schließlich hatte das Kind beide Eltern verloren. „Ist das die Händlerin?!“ fragte sie nur kurz und beiläufig, als ihr Blick zufällig an einem Stand hängen blieb, vor dem eine Frau und ein Junge gerade mit einander sprachen. Etwas skeptisch musterte Prisca jedenfalls den Stand und hoffte, dass wenigstens die Ware hielt, was der Stand nicht ganz so sehr versprach.

    Während Marcus, vor lauter Lachen, beinahe auf dem Rasen umkippte fragte sich Prisca insgeheim, ob Lupus den Sinn des Spiels eigentlich verstanden hatte. Beim ersten Wurf zeigte er keine Reaktion und der Ball rollte vor seine Füße, beim zweiten Wurf zeigte er keine Reaktion und der Ball rollte über seinen Kopf. ... Was käme als nächstes und jetzt? ... jetzt gab er ihr den Ball direkt in die Hand. Gut, so bleibt wenigstens meine schöne stola weiterhin verschont, aber vielleicht wäre es besser, wir würden ihm die Regeln des Spiels noch einmal erklären“ mit einem fragendem Blick zu ihrem Onkel wollte Prisca sich davon überzeugen, ob er denn genauso dachte. Aber da eigentliche Thema war ja die Haarpracht und Lupus Frage stand ja auch noch im Raum.


    "An wen erinnert mich Lupus nur? ... hmm .. und wo hat er sich nur die ganzen Jahre rum getrieben, dass er sich so gehen läßt. Normal ist das doch nicht für einen Patrizier und schon gar nicht für einen Aurelier. Na wenigstens scheint mein Onkel meiner Meinung zu sein" dachte sich Prisca und, ermutigt durch die zustimmende Haltung ihres Onkels, sagte sie ihre ihre eigene Meinung ganz offen und direkt heraus.


    "Natürlich sollten Männer nicht rauh und kratzig sein, lieber Luicus! und das in keinerlei Hinsicht. Oder glaubst du, wir Frauen pflegen unsere Haut zum Spaß, bis sie schön weich und zart ist, nur um sie dann an einer Kratzbürste wieder zu ruinieren?! ... kannst du mir also bitte sagen, wo diese Frauen zu finden sind, die an einem kratzbürstigen Mann Gefallen finden? "


    Es klang nicht beleidigend oder herablassend gegenüber Lupus, auch nicht unfreundlich. Nur redete Prisca eben sehr geschäftig und überzeugt von ihrer Ansicht. Ganz so, als hätte sie mit Männern schon viel Erfahrung gesammelt, was natürlich nicht stimmte. Aber gemeinsam mit ihren Freundinnen hatte sie solche Themen natürlich zur Genüge diskutiert. Schnell merkte sie jedoch, dass diese Freundinnen von damals gar nicht hier waren, sondern nur Lupus und Marcus. Also schwenkte sie sogleich im Text etwas herum.


    "... Ein bisschen Öl und Körperpflege haben noch keinem geschadet! Am wenigsten einem Patrizier. Und sei es nur um damit zu zeigen, dass er die Muße und die Zeit besitzt seinen Körper entsprechend zu pflegen. Was also deinen Bart betrifft, hmmm..... "


    so ganz sicher war sich Prisca nicht, was wohl das Beste für Lupus wäre und gerade wollte sie eine eher voreilige Empfehlung aussprechen, als sich ihr Onkel beipflichtend zu Wort meldete. "Danke Marcus!" lächelnd deutete Pirsca ihrem Onkel gegenüber eine leichte Verbeugung an, da er auf ihren Rat wert legte und ihr in diesem Punkt zu vertrauen schien. Doch bei einem solchen Großprojekt, wie es bei Lupus offensichtlich war, wollte sie gern die Hilfe der anderen Frauen in Anspruch nehmen. Das versuchte sie ihrem Onkel, zumindest mit einem kurzen aber deutlichen Seitenblick auf Lupus, auch zu verdeutlichen.


    "Natürlich, das ist eine hervorragende Idee! Ich werde Helena, Deandra und Sisenna (mal sehen, vielleicht auch noch Alexandros :D) so bald wie möglich fragen. Obwohl! .... natürlich nur wenn auch du damit einverstanden bist, lieber Lucius?!


    begeistert schmiedete Prisca schon die ersten Pläne, doch abschließend musste natürlich auch Lupus seine Zustimmung geben. Zwingen würden sie ihn ja nicht können, obwohl warum eigentlich nicht? Ihr Onkel war ja schließlich auch noch da. Prisca blickte kurz zu Marcus "Nicht war?, gemeinsam werden wir Lucius schon überzeugen können" dachte sie sich dabei und warf ihm den Ball auch schon wieder zu.

    Zufrieden stellte Prisca fest, dass die Sklaven ihre Aufgabe sehr gut erfüllten. Besonders Trautwini, der sonst eher stumpfsinnig und wortkarg war, erfüllte seine Aufgabe mit Hingabe und warf der Sergiern immer wieder verstohlene Blicke zu. Prisca konnte ihn mittlerweile sogar verstehen, denn Plotina hatte wirklich ein sehr nettes Wesen und ein bezauberndes Lächeln. „Sie ist wirklich nett, nur ihr Äußeres … ob ich sie darauf ansprechen soll? Vielleicht dann, wenn wir bei der Händlerin sind? hmm …nein, nein … ich kenne sie ja kaum“ verwarf Prisca ihre Gedanken im Stillen, während sie ihrer Begleitern zu hörte.


    „Ja ein wenig ungewohnt ist es wohl für uns beide, doch … Nein!! … das ist wirklich passiert, direkt neben dir? Ich dachte immer, das man zumindest am hellichten Tag vor solchem Gesindel sicher wäre?! … Und wo waren die Stadtwachen? … wahrscheinlich wieder mal nicht zur Stelle! Typisch, da kannst du mal sehen, wie wichtig gute Leibwächter sind … so …“


    Wollte sie eben ganz ungezwungen plaudern, so wurde Prisca von der Geschichte mit dem Diebstahl abgelenkt und lautstark äußerte sie sogleich ihren Unmut über solche unhaltbaren Zustände. Bis sich Plotina plötzlich etwas von ihr wegdrehte. Fragend blickte sie nun zu Trautwini, doch der sah nur besorgt die Frau an und warf seiner Herrin dann stumm einen vielsagenden Blick zu. Sie weinte? Wollte er ihr das damit sagen ... aber warum nur?


    „… ist alles in Ordnung mit dir … ich hoffe ich habe nichts Falsches gesagt?“


    Fragte sie nun etwas verunsichert und bezog die Reaktion weniger auf die Geschichte, sondern auf das, was sie gesagt hatte ... oder war am Ende noch Schlimmeres passiert, von dem sie nicht gesprochen hatte? Prisca wusste es nicht, doch in dem Moment begann Plotina auch schon wieder ein wenig zu lachen und redete weiter, als wäre nichts geschehen. Prisca ließ es auf sich beruhen und als sie sich vorstellte, bewaffnet mit einer Leier, in die Unterwelt hinab zu steigen musste auch sie wieder lachen..


    „Eine wirklich skurrile Vorstellung, einfach so in die Unterwelt zu steigen! ... Nun bin ich aber wirklich gespannt, wer diese Händlerin ist! - Nein, ein Instrument spiele ich selbst nicht, dafür haben wir Sklaven. Aber der Musik zu lauschen und ein wenig dazu zu singen, ja das gefällt mir. Auch Gedichte mag ich und ich gehe sehr gerne ins Theater."


    Ein Instrument zu spielen schickte sich wohl nicht für eine Patrizierin, aber von den anderen Dingen erzählte sie gerne. Vielleicht hatte Plotina ja ähnliche Interessen. Doch als die Sergiern das Thema auf ihrem Onkel und seine Aufgaben brachte und schließlich von einer Erbschaft und ihrer Familie sprach, musste Prisca an ganz etwas anderes denken. „Vielleicht ist ja ihre Trauer schuld daran, dass sie ihr Äußeres so vernachlässigt und sie gerade eben so traurig wirkte.“, nun war Prisca froh, noch kein Wort über Plotinas Aussehen verloren zu haben. Denn sie wurde augenblicklich an den Tod ihrer eigenen Mutter erinnert und wie schrecklich sie sich selbst dabei gefühlt hatte. Sichtlich bedrückt ging sie nun ein paar Schritte stumm neben ihrer neuen Bekannten her und bemerkte gar nicht, dass sie sich ihrem Ziel bereits näherten.


    „Das tut mir leid für dich. Der Verlust eines lieben Menschen ist immer ein schweres Schicksal. Auch unserere gens wurde davon nicht verschont. Wenngleich unsere Familie immer noch sehr groß ist, mussten wir in letzter Zeit viele Tote beklagen."


    Prisca blickte traurig zu Boden, doch eigentlich wollte sie sich und auch Plotina nicht mit solchen Gedanken belasten. Daher versuchte sie schnell das Thema wieder von dem Vergangenen ab zu lenken. Vielleicht teilte Plotina ja eine ihrer Interessen, die sie auf ihrer Studienreise kennen und schätzen gelernt hatte.


    "Was hältst du übrigens davon, wenn wir einmal gemeinsam ins Theater gehen? ...Natürlich nur wenn du möchtest. Ich bin zwar lange nicht in Rom gewesen und weiss daher gar nicht was zur Zeit gespielt wird, ... aber in Griechenland habe ich die Theaterbesuche immer sehr genossen."


    Mit einem Lächeln und einem aufmunternden Nicken sah sie zu Plotina, die wohl gerade damit beschäftigt war, nach der Händlerin Ausschau zu halten. Wenn sie diese bereits erreicht hätten, würde dies natürlich ebenso helfen, um auf andere Gedanken zu kommen.

    Die Entscheidung fiel Prisca nicht leicht, doch letztendlich befand sie, dass es vernünftiger wäre zu Fuß zu gehen. Genügend Sklaven zum Schutz waren vorhanden und es hörte sich zumindest nicht nach einer langen Wanderung an. Also erhob sich Prisca aus ihrer Sänfte und ließ sich von Arsinoe, der einzigen Sklavin die sie mit genommen hatte, die Falten ihrer stola zurecht zupfen. Die Bemerkung mit der Neugier weckten eine Sekunde lang wieder ihr Mißtrauen. Doch auf Plotina´s Erklärung hin, verwarf sie jeden Gedanken daran, dass die Sergierin irgend etwas zu beabsichtigen versuchte.


    Nachdem ihre Sklavin einen weiteren Schirm über ihr aufgespannt hatte, trat sie nun auf Plotina zu und stellte nebenbei fest, dass die sympatische Ausstrahlung der Sergiern, deren etwas nachlässiges Äußeres, deutlich überwog. Mit einer einladenden Handbewegung gewährte sie ihr den Vortritt, denn reden konnten sie genauso gut im Gehen und Plotina kannte schließlich den Weg. Sofort wurden sie auch schon von den Trägern schützend umringt und waren also vor der übrigen Menschenmasse sicher abgeschirmt. Ein kurzer Blick zu Trautwini, ja auch der setzte sich in Bewegung und schien regelrecht neben Plotina her zu schweben.


    "Nun ich hoffe doch sehr, dass die Händlerin noch lebendig ist, oder sollte ich mir ernsthaft Sorgen diesbezüglich machen?"
    schickte Prisca vorweg, denn Plotina´s offensichlichen Scherz hatte sie nicht ganz verstanden. Dann ging sie aber direkt zu dem Thema über, welches die Sergierin wohl mehr zu interessieren schien.


    "Ja, du hast recht, der Verwandte von dem du sprichst ist zufällig sogar mein Onkel. Er wurde zum decemvir litibus iucandis gewählt. begann Prisca ungezwungen mit Plotina zu plaudern und fragte dann nach. Du interessierst dich wirklich für Politik?! ... ist das nicht schrecklich langweilig und vor allem unbefriedigend ... ich meine ... so wie du selbst sagst, haben wir Frauen ja so gut wie keinen Einfluss darauf was in der Politik geschieht." stellte sie ein wenig verärgert fest, denn warum sollten Frauen nicht auch mehr Mitsprache in solche Dingen haben. Die Konsequenz für Prisca war daher die: Warum sich also damit befassen? Ich für meinen Teil freue mich natürlich sehr für meinen Onkel und bin überzeugt, dass er sein Amt mit vollem Einsatz und zur vollsten Zufriedenheit für uns Römer ausfüllen wird. Aber was genau er da macht? ... Naja, ich bin in diesen Dingen nicht so sehr bewandert, muss ich gestehen." zuckte sie schließlich entschuldigend mit den Schultern, aber den Grund dafür hatte sie ja genannt. Ein Einkaufsbummel so wie jetzt, noch dazu in netter Begleitung, waren jedenfalls in Priscas Augen mindestend genauso wichtig.

    Ein wenig erleichtert war Prisca schon, dass Deandra endlich ein wenig entspannter wirkte und das Essen auch genießen konnte. Es wäre auch eine Schande gewesen, diese ganzen Köstlichkeiten verkommen zu lassen. Trotzdem, irgend etwas bedrückte Deandra! Das hatte Prisca schon auf der ganzen Fahrt hier her bemerkt. Und ihre Aussage jetzt über die Sorgen für die Zukunft, zerstreuten nicht wirklich Prisca´s Bedenken.


    "Weisst du was, lass uns doch nach dem Essen in den hortus gehen. ... Nur wir beide! ... Dort sind wir ungestört und können uns ein wenig unterhalten."


    schlug Prisca vor, denn es lag ihr am Herzen zu erfahren, was genau mit Deandra los war. Viel Zeit und Gelegenheiten sich wirklich einmal ungestört zu unterhalten, hatte es auf der ganzen Reise hierher nicht gegeben. Doch jetzt würden sie diese endlich haben, dachte sie sich und wollte gerade weiter reden, als sie durch die Frage von Lupus - ob bei ihnen alles in Ordnung sei - davon abgelenkt wurde.


    "Mein lieber Lucius, das war ein gehöriger Schreck den ihr uns da eingejagt habt. Ich hoffe, du und Appius habt es wenigstens genossen, uns so schamlos an der Nase herum zu führen! Aber dieses Mahl entschädigt in der Tat mehr als genug dafür. ... Ich gratuliere dir und Appius für die gelungene Wiedersehensfeier."


    entgegnete sie ihm zuerst gespielt beleidigt und sah dabei auch zu Deandra, ob sie denn ihre Meinung teilte oder etwas dazu sagen wollte. Doch schnell lies Pirsca ihrerseits mit einem Lächeln durchblicken, dass sie den Schreck bereits verwunden hatte, das Fest genießen konnte und den beiden Brüdern auch nicht weiter nachtragend war.


    "Ich hoffe nur, ihr beide seid bei Sisenna etwas gefühlvoller gewesen und habt sie schonend auf das vorbereitet ... ich meine das mit ihren Eltern ...."


    fügte Prisca dann nach einer kurzen Pause mit einem leichten Kopfnicken und mit deutlich gesenkter Stimme an. Dem Blick Deandra´s folgend sah nun auch Prisca zu ihrem Onkel und Sisenna hinüber, die just in dem Moment von ihren Eltern sprach. Dann blickte sie wieder fragend zu Lupus und bedachte auch Appius mit einem kurzen Blick. Sie hatte es nicht direkt ausgesprochen, aber es war wohl offensichtlich, was sie in dem Moment zu fragen beabsichtigte. Weiss die Kleine überhaupt schon, dass ihre Eltern tot sind?. Jedoch begann Prisca immer mehr daran zu zweifeln.

    Ein wenig stutzte nun auch Prisca und hob fragend eine Augenbraue, während die Frau ihrerseits ziemlich genau die Sänfte, sie und ihr Gefolge in Augenschein nahm. Als Patrizierin war sie zwar solche Blicke gewöhnt, doch nach der langen Abwesenheit musste auch sie sich erst wieder an das Leben in einer so riesigen Stadt wie Rom gewöhnen. Die eher zurückhaltende Art der Frau schmolz aber zusehends dahin und die Geste mit dem Schirm hatte sie wohl noch mehr verblüfft. Als sie sich dann selbst vorstellte und ihren Cognomen noch einmal betonte, wurde Prisca schnell bewusst, warum Plotina dies eher zögerlich tat.


    Für eine Patzrizierin hatte sie sich wohl eben etwas zu ungezwungen oder zu vertraut verhalten, als sie sich nur mit Prisca vorgestellt hatte. Zwar mochte es Prisca gar nicht, wenn ihr solche Fehler unterliefen, denn sie legte viel Wert darauf stets würdevoll zu erscheinen, andererseits lage es eben in ihrer Art, dass sie manchmal zuerst redete und dann erst überlegte. Patrizier konnten es ohnehin meist nur falsch machen dacht sie sich, dem einen war man zu spießig, dem anderen wiederum zu wenig aristokratisch. Plotina zumindest, schien zu keiner der beiden Gruppen zu gehören, denn sie schien sich mittlerweile sichtlich darüber zu freuen und lächelte ganz offen.


    "Egal, was soll das Ganze!" kam Prisca zu dem Entschluß, dass es wirklich Schlimmeres gäbe."Plotina ich freue mich ebenfalls, deine Bekanntschaft zu machen. ... Und der Vollständigkeit halber, ... ich heisse Aurelia Prisca ... aber Prisca genügt, ... schließlich sind wir hier ja nicht auf einem Empfang oder auf einer offiziellen Feier." lächelte sie ganz ungezwungen der Sergierin zu und versuchte so, ihren kleinen Fauxpas zu überspielen.


    Jedoch bei den weiteren Worten Plotina´s wurde Prisca wieder etwas unsicherer und das sah man ihr womöglich sogar an. Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte eher nachdenklich über den Markt, bevor sie wieder den Blick Plotinas suchte. Das die Händlerin etwas versteckt läge und Trautwini ihnen den Weg dorthin freiboxen sollte, klang für Prisca gar nicht mehr so vertrauenswürdig. Das diese Händlerin wohl keine Verbindungen zur Unterwelt hatte, empfand sie dabei noch als die beste Nachricht.


    Das würde mit Sicherheit eine gehörige Standpauke geben wenn ihr Onkel erfuhr, dass sie am Ende bei anrüchigen Händlern einkaufte. "Obwohl, mein Onkel wird mich ohnehin schimpfen wenn er erst merkt, dass ich mir mal eben ein gutes Dutzend seiner Sklaven ungefragt ausgeliehen habe. Womöglich sucht er gerade Trautwini und der steht da drüben und hält, selig wie ein kleines Kind, einen Sonnenschirm über Plotina.", grübelte Prisca im stillen vor sich hin. Jedoch nicht lange, dann sagte sie sich zum zweiten Mal "Egal, was soll das Ganze!"


    "hmm, die Händlerin liegt also versteckt sagst du, dann werden wir wohl mit der Sänfte nicht bis zu ihr hin kommen, wie?" fühlte sie eher vorsichtig vor und konnte ihr Unbehagen darüber, zu Fuß gehen zu müssen, nicht ganz verbergen. Über ihre Sicherheit machte sie sich hingegen eher wenige Sorgen. Die vier Sänftenträger, zwei Nubier, ein Germane und ein Brite, waren allesamt recht imposante Erscheinungen, groß und kräftig gebaut und zudem mit den Grundkenntnissen der Selbstverteidigung vertraut. Dann hatte sie ja noch Brix und Naavi ... na gut, für was sie eigentlich Naavi, den Tonsor mitgenommen hatte, wusste sie selbst nicht mehr so genau. Und dann war da ja noch „Trautwini! ... ja der Gute wird - wie mir scheint - besonders auf dich Acht geben, Plotina!“ bemerkte Prisca schmunzelnd und einem vielsagenden Blick zu ihrer neuen Bekannten und deutete mit deinem Kopfnicken auf Trautwini, über dessen Gesicht soeben ein zufriedenes Lächeln huschte. „Also dann .... lasst uns aufbrechen! ... wohin müssen wir Plotina? ... ich freue mich jedenfalls über deine Gesellschaft. Denn alleine, nur mit diesen Sklaven, macht mir das Einkaufen so gar keinen rechten Spass.“ stellte Prisca abschließend an ihre Sklaven gerichtet fest, blieb aber selbst noch liegen solange sie nicht wusste, ob nun die Sänfte mitgenommen werden könnte oder nicht und lächelte der Sergierin freundlich zu.



    edits/Tippfehler

    Während sich ihr Onkel mit dem Zurückwerfen des Balles etwas Zeit lies, verfolgte Prisca sichtlich verwundert aber auch belustigt die Ausführungen von Lupus, die er gestenreich unterstrich. "Wie alt ist er jetzt gleich nochmal, achja fast 30 Jahre und er fühlt sich älter an? Helena? glaubt er ich heisse so, wie es scheint ist er wirklich ein wenig vergesslich der Gute ... haarig? ... ja genau!" während sie zu hörte, warf Marcus ein Stichwort ein, das sie zum kichern brachte und entschuldigend hob sie beide Hände vor den Mund während sie weiter lachte. Die beiden Männer zogen sich gegenseitig auf und Prisca verfolgte es amüsiert.


    Bis es dann auch noch ums Wasser lassen ging und Marcus ihnen quer über den Rasen zurief, das bei ihm wenigstens alles noch alles funktionierte, rief sie "Onkel, Lucius! also ... wirklich ..." geschockt und tadelnd sah sie beide Männer an und als ihr Blick auf Lupus ruhte, rief sie sich seine Worte noch einmal ins Gedächtnis, denn zu seinen "Problemchen" hatte sie ja ihre ganz eigenen Ansichten:
    "....aber da kannst du mal sehen, was Ernährung aus dir gemacht hat, lieber Lucius! Ständig nur puls zu essen kann eben nicht gesund sein, oder was meinst du Onkel?".


    Prisca nahm die Analyse von Lupus durchaus genau, auch wenn dessen Worte vorhin vielleicht nicht ganz so ernst gemeint waren.


    "Und deine Falten? kein Wunder sag ich, ... an deine Haut kommt ja so gut wie keine Luft. ... Ein pflegendes Öl, das regelmäßig auf die Haut aufgetragen wird, eine Creme zur Nacht. Es wäre doch so einfach, aber ...bei DEM Bart!" fast mitleidig sah sie ihn an und zuckte mit den Schultern, denn wo und wie sollte man auf diesem Gesicht (das man ja unter dem Bart kaum sah) irgend etwas vernünftig auftragen können.


    Weiter kam sie mit ihren Ausführungen jedoch nicht, denn aus den Augenwinkeln sah sie auch schon den Ball zu ihnen zurück fliegen. Vorsorglich trat sie auch gleich einen Schritt von Lupus weg, damit ihre stola nicht doch noch einen Fleck bekäme und überlies ihm, den Ball zu fangen.

    Trautwini wurde langsam immer nervöser und wusste nicht so recht wohin mit seinen Händen. Also hielt er sie ringend vor dem Körper und sah immer wieder zwischen den Frauen hin und her. Vor der Androhung der Peitsche hatte er keine Angst, besonders dann nicht wenn sie von Prisca ausgesprochen wurde. Das tat sie ständig, aber letztendlich entschied über ihn ausschließlich ihr Onkel. Und der würde ohne driftigen Grund seinen Leibwächter nicht auspeitschen lassen. Aber das konnte er der Fremden ja nicht hier und jetzt mitteilen. Was für eine Frau! , dachte er sich nur und betete zu den Göttern, das seine Herrin das Angebot annehmen würde. Mit dieser Frau würde auch stundenlanges Einkaufen erträglich sein, davon war er überzeugt und malte es sich in seinen Gedanken schon wunderschön aus. Aber ihm blieb nichts weiter übrig als stumm zu warten und weiter zu hoffen.


    So sehr man Trautwini seine Nervosität ansehen konnte, umso weniger lies Prisca sich anmerken was sie sich gerade dachte. Den Kopf auf dem angewinkelten Arm gestützt, die Augen etwas zusammengekniffen, was aber vor allem am grellen Tageslicht lag, hörte sie den Worten der Frau zu. Prisca hatte keine Zweifel, das die Fremde eine Plebejerin wäre, wenngleich sie dies nicht automatisch abwertend betrachtete. "Etwas Schminke, eine ansprechendere Kleidung und das Haar könntest du dir auch ein wenig mehr zurecht machen. So schwer ist das doch nun wirklich nicht, aus deinem Typ etwas zu machen! Man sieht doch, wie Trautwini dich anhimmelt. Er ist zwar nur ein Sklave, aber eben auch ein Mann....und er scheint dir auch zu gefallen, oder warum stellst du dich so auf seine Seite? " dachte sich Prisca und das klang fast schon ein wenig neidisch. Diese Gedanken behielt sie auch tunlichst für sich, denn etwas anderes wollte sie ja auch noch heruas finden. "Will sie mir nun schmeicheln oder mich provozieren? Will sie mir wirklich helfen oder beabsichtigt sie mit ihrem Tun etwas Bestimmtes? Etwas seltsam finde ich es schon, dass sie gleich die ganzen Einkäufe für mich erledigen will" .


    "Eine vertrauenswürdige Händlerin sagst du? das klingt gut. Ich war lange nicht in Rom und daher bin ich immer noch auf der Suche nach guten Adressen." auf sie schmeichelnden Worte ging sie erst gar nicht mehr ein, schließlich war sie von ihrem eigenen Aussehen überzeugt. "Es ist wirklich nicht leicht gute Händler zu finden, genauso wenig wie man heutzutage gute Sklaven findet ..." den Einwand konnte sich Prisca, mit einem Seitenhieb auf Trautwini, nicht verkneifen. Sein nervöses Auf-der-Stelle-Treten ging ihr langsam auf den Geist und so befahl sie ihm, sich etwas nützlich zu machen. "Trautwini ! ... steh hier nicht so rum und starr Löcher in die [SIZE=7]Fr[/SIZE]... Luft, hol lieber einen Schirm und spende der Frau damit etwas Schatten!" Das geschah natürlich nicht nur aus reiner Nächstenliebe sondern auch, damit sie selbst nicht ständig gegen das grelle Licht anblicken musste. Und auch um zu zeigen, dass sie als Patrizierin einen gewissen Anstand pflegte, den sie umgekehrt auch von anderen erwartete. Aber hauptsächlich hatte sie wohl Trautwini einen Gefallen getan, wie sie eben bemerkte, denn der konnte gar nicht schnell genug einen der stets mitgeführten Schirme aufspannen.


    Ungewollt musste Prisca selbst schmunzeln, doch schnell fing sie sich und blickte wieder ernst. Obwohl, warum eigentlich so ernst ... die andere Frau lächelte sie doch auch nachsichtig an und eigentlich gab es ja nichts, worüber sie sich ihre Laune verderben lassen sollte. Sie war in Rom und froh darüber, endlich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Einkaufen, nach gehen zu können. "... naja, so redet es sich doch viel angenehmer bei der Hitze, oder?" meinte sie dann einlenkend und erwiderte das Lächeln. "Ich heisse übrigens Prisca und was mein Urteil angeht ja! ... da vertraue ich am liebsten auf mein Eigenes. Ich danke dir sehr für dein Angebot, aber wenn die Händlerin in der Nähe ist würde ich mich gern selbst von der Qualität ihrer Waren überzeugen. Wir können gern gemeinsam gehen, falls du ohnehin auf den Weg dorthin warst, oder etwas Zeit übrig hast ... " schlug sie also vor und blickte die Frau wieder abwartend an.