Huch, ich hab es gerade gemerkt und gleich aufgeräumt!
Schön, dass du es wenigstens einsiehst, dass du schuld bist!
Huch, ich hab es gerade gemerkt und gleich aufgeräumt!
Schön, dass du es wenigstens einsiehst, dass du schuld bist!
Es war einer der wenigen Tage, an denen Minnas Gemüt wahrlich bescheiden war. Für gewöhnlich ging sie gerne mit Fiona auf den Markt um die Besorgungen für die Villa Claudia zu erledigen. Doch heute schien alles schief zu gehen, was schief gehen konnte. Schon in den frühen Morgenstunden, gleich nachdem sie aufgestanden waren, hatte die blonde Germanin sich den linken Fuß umgeknickt. Seitdem schmerzte es bei jedem Auftritt, doch sie zwang sich zusammenzureißen und sich nichts anmerken zu lassen. Auf keinen Fall wollte sie humpelnd über den Markt spazieren. Dann war sie noch mit diesem Vollidioten von Sharif zusammengestoßen, als sie die Villa verlassen wollten. Nach Minnas Überzeugung war es seine Schuld gewesen, denn er hatte mal wie so oft nicht seine Augen gut genug offen gehalten. Sie war zwar von nicht allzu großer Statur, doch deswegen brauchte man sie nicht gleich umrennen. Sharif hatte das natürlich anders gesehen und hatte sie daraufhin lautstark angemotzt. Zum Schluss war da noch die Einkaufsliste, die allen Anschein nach kein Ende nehmen wollte. Minna hatte verständnislos den Kopf geschüttelt, als Fiona ihr die Aufzählung zeigte. Wozu brauchten die Römer diesen ganzen Krempel? Und sie waren diejenigen, die es besorgen und zur Villa schleppen durften!
"Hm?" Hatte Fiona ihr gerade eine Frage gestellt? Ach so, wo sie hingehen sollten. Woher sollte sie das denn wissen? Im Augenblick hatte sie ganz andere Sorgen. Dieser dämliche Umhang! Irgendwie hatte sie es geschafft, dass er total verheddert war und nun war sie am zerren und zurren, aber es wurde einfach nicht besser. Zu allen Überfluss wurde sie plötzlich auch noch von jemanden angerempelt. Der harte Stoß verursachte, dass sie nach hinten fiel und gleich darauf machte sich ein stechender Schmerz in ihrem angeschlagenen Fuß breit. Da riss ihr Geduldsfaden endgültig. "Mensch, du blöder Idiot, kannst du nicht aufpassen?" entfuhr es ihr und im gleichen Moment tat es ihr auch schon wieder leid, dass sie den Mann so angefahren hat. Es war nicht ihre Art, solch ein keifendes Verhalten an den Tag zu legen."Entschuldige, ich wollte dich nicht so anschnauzen..."
Diese Schlafmütze von Keltin schien einfach nicht wach werden zu wollen! Die schlief ja wie ein Stein! Doch so leicht gab Minna nicht auf und rüttelte daher an ihr weiter bis Fiona notgedrungen einsehen musste, dass sie keine Chance hatte. "Einen schönen guten Morgen!" flötete sie ihrer Freundin auch gleich entgegen, als diese noch ganz verschlafen die Augen öffnete. "Na, hast du auch so gut geschlafen wie ich? Schau, Tilla ist auch schon wach." Sie neigte leicht den Kopf in die Richtung der aurelischen Sklavin, die inzwischen schon putzmunter herumwuselte. Plötzlich verschwand das Mädchen, gebärdete ihnen aber noch vorher, dass sie hier auf sie warten sollten. Fragend blickte Minna ich hinter her. Was hatte die Kleine denn nun schon wieder im Sinn? Schulterzuckend wandte sie sich wieder zu Fiona, der es wohl nicht ganz so gut ging. Sie schmunzelte, als sie ihre rothaarige Freundin so jammern hörte. Ja ja, der Wein. Minna wusste schon, weshalb sie ihren geliebten Met diesem römischen Gesöff vorzog. Zugegeben, am Vortag hatte auch sie sich etwas zu sehr dem Wein hingegeben, aber auch nur weil es auf diesem Fest nichts anderes gegeben hatte! Doch im Gegensatz zu Fiona schien sie ihn besser vertragen zu haben. "Kopfschmerzen? Nö, mir geht’s prima!" Sie kicherte, als Fiona sie aufs Heu ansprach. "Ts, du siehst aber auch nicht besser aus!" Tatsächlich hatten sich auch in Fionas roten Haaren jede Menge Strohhalme verfangen. "Aber etwas zu essen wäre jetzt wirklich keine schlechte Idee." Minna hatte schon die ganze Zeit Hunger gehabt. Wahrscheinlich war sie deswegen auch schon so früh aufgewacht.
Zu ihrer und sicherlich auch Fionas Freude tauchte just in diesem Moment Tilla wieder auf und hatte doch glatt etwas Essbares dabei. Wo hatte sie das denn jetzt hergezaubert? Das Mädchen war wirklich voller Überraschungen! Freudig eilte sie zu ihr hin und nahm sich gleich ein Stück Brot und etwas Käse. Dabei riss sie das Brot in zwei Hälften und reichte das eine Stück an Fiona weiter, während das andere Stück sofort in ihrem Mund verschwand. Sie hatte zwar schon besseres Brot gegessen, aber in diesem Moment war sie einfach nur froh überhaupt etwas zu essen zu haben. "Mensch Tilla, das hast du echt gut gemacht! Wo hast du das denn her?" Inzwischen hatte sie es sich neben Tilla auf dem Balken Platz genommen.
Froh darüber, dass sie nicht zu jenen Sklaven gehörte, die den Weg frei bahnen oder gar die wuchtige Sänfte samt Inhalt durch die Gegend schleppen musste, schlenderte sie gemessenen Schrittes der flavisch-claudischen Gruppe hinter her. Den schweren Korb waren sie und Fiona glücklicherweise gleich zu Beginn losgeworden und auch das Wetter war an diesem heutigen Tage einfach herrlich, sodass die blonde Germanin sichtlich guter Laune war. Schließlich gab es Schlimmeres als zwei freudestrahlenden Römern auf einem Ausflug zu begleiten. Solange sie irgendwann an einem Ziel ankommen würden. Ihr war nicht bekannt, wohin der Spaziergang führen würde, aber es kam ihr nach einiger Zeit so vor, als seien sie schon durch halb Rom gelaufen und so langsam begannen schon ihr die Füße zu schmerzen.
Je weiter sie sich von der claudischen Villa entfernten, umso mehr verblasste der prachtvolle Glanz der Wohngegend und irgendwann kamen sie an einem Viertel vorbei, dass wahrlich verkommen war. Minna blinzelte, als ihr eine Gasse in ihren Blick fiel. Die Gegend hier kam ihr doch bekannt vor. Aber woher nur? Natürlich, jetzt erinnerte sie sich wieder. Hier waren sie, Fiona und Minna sowie Samira und Nordwin, unterwegs gewesen um an das Gift zu gelangen, welches Samira für ihre Herrin besorgen sollte. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie an jene Nacht zurück dachte. Tagsüber machte diese Umgebung schon keinen vertrauenswürdigen Eindruck, aber nachts war es um einiges schlimmer gewesen. Verstohlen blickte sie zu Fiona hinüber. Ob sie auch dieses Stadtviertel erkannte?
In Anbetracht, dass Minna sich mittlerweile bei jedem Schritt immer mehr auf die aufkommenden Schmerzen in ihren Füßen konzentrierte, bekam sie erst gar nicht mit, wie Fiona sich plötzlich mit Hannibal zu unterhalten anfing. Erst als dieser seine Frage nach ihrer Herkunft an die beiden Sklavinnen richtete und dabei ein ganz besonderes Wort erwähnte, horchte sie auf. Germanien – ihre wundervolle Heimat! "Es stimmt, ich komme aus Germanien. Genauer gesagt stamme ich von dem Volk der Chatten." Sie glaubte zwar nicht daran, dass Hannibal jemals etwas von den Chatten gehört hatte, dennoch war es ihr wichtig klarzustellen, welchem Volk sie angehörte, denn sie hasste nichts mehr, als wenn diese Südländer mal wieder alle Germanen in einen Topf schmissen. "Du kennst Germanien? Warst du selbst schon einmal dort?"
Endlich – nach einiger Zeit – schienen sie an ihrem Ziel angekommen zu sein. Die Sänftenträger kamen zum Halten und sie tat es ihnen gleich. Dann trat sie eilig an die Sänfte heran und wartete darauf, dass Epicharis und ihr Verlobter aussteigen würden. Währenddessen streifte ihr Blick an der Sänfte vorbei und sie erblickte die wunderschönen Gärten. Erst das prächtige Villenviertel, anschließend die elendige Armengegend und nun diese herrlichen Grünanlagen. Minna war überwältigt davon, wie viele unterschiedliche Gesichter diese Stadt doch hatte!
Im atrium angekommen trafen sie auf den flavischen Sklaven Hannibal. Die Patrizier selbst waren bereits vorangegangen. "Salve." grüßte auch die blonde Germanin freundlich und war heilfroh, als er auch gleich so nett war und ihnen diesen furchtbar schweren Korb abnahm. "Also, das hier ist Fiona..." Mit einer Handbewegung deutete sie zuerst auf ihre Mitsklavin und schließlich auf sich selbst. "... und ich bin Minna." So, jetzt wo das geklärt war, konnte es ja endlich losgehen. Das Gleiche schien auch der italische Sklave gedacht zu haben. "Gut, gehen wir." Minna nickte zustimmend und machte sich anschließend mit den beiden anderen Sklaven auf den Weg zur Tür hinaus. Schließlich konnten sie es sich nicht erlauben, die Herrschaften warten zu lassen. Die waren heute bei so guter Laune, dass wollte man als Sklave nicht durch solche Patzer gefährden. Während sie sich zur Sänfte aufmachten, musste sie an Epicharis denken. Daran, wie sie vorhin zu ihnen geeilt war. Vom weiten hatte man schon das strahlende Gesicht von der Claudia erkennen können. Gleich darauf hatten sie auch den Grund für ihre Ausgelassenheit erfahren und zugegeben, auch wenn Minna den Römern immer noch nicht viel abgewinnen konnte, so freute sie sich ein wenig für die Herrin mit. Sie konnte sich nur sehr gut vorstellen, wie es sich anfühlen musste, wenn ein geliebter Mensch nach so langer Zeit wieder in die Heimat zurückkehrte. Aber dass das Essen für den Ausflug nicht so fettreich sein sollte, konnte sie nicht so ganz nachvollziehen. Der arme Kerl war doch sicher ganz ausgezerrt nach dem Krieg, da brauchte er doch erst recht etwas Nahrhaftes. Aber gut, das war nicht Minnas Problem.
So, ich bin wieder da.
Nachdem sich Fiona schlafen gelegt hatte, beschlossen Tilla und Minna es ihr gleichzutun. Die Germanin griff nach eine der Decken und machte es sich in einer hinteren Ecke im Stroh gemütlich. Mit dem sicheren Gefühl, dass sie hier hinten nicht nach unten fallen konnte, dauerte es auch nicht lange bis Minna in einen tiefen Schlaf fiel.
Die Stunden vergingen und als der Morgen graute, fielen vereinzelte Sonnenstrahlen durch das dunkle Holz... mitten in Minnas Gesicht, wodurch sie langsam aber sicher erwachte. Immer noch halb im Schlaf versunken, kniff sie instinktiv die Augen zu und drehte sich auf die andere Seite. Zu gerne wollte sie jetzt noch ein wenig weiterschlafen. Als sie so versuchte noch einmal einzuschlummern, nahm sie den angenehmen Geruch von Stroh wahr... Stroh?! Seit wann roch es in der Sklavenunterkunft nach Stroh? Mühsam öffnete Minna die Augen und blickte sich im gedämpften Licht verstört um. Wo um alles in der Welt war sie hier? Und warum lag hier eigentlich Stroh? Dann aber begann es langsam bei ihr zu dämmern. Ja natürlich, sie waren ja immer noch im Versteck von Tilla. Sie blickte an der hölzernen Wand hoch, durch die das Licht fiel. Erst jetzt fiel ihr auf, wie hell es draußen schon war. Moment, wie spät war es denn schon? Bei diesem Gedanken war sie mit einem Mal hellwach. Womöglich hat man bereits ihr Verschwinden in der Villa bemerkt. Ganz verschlafen rappelte sie sich auf, pustete einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht und sah schließlich zu Fiona und Tilla hinüber. Ob sie bereits wach waren? Ruhig lagen sie dort und nur das ruhige, gleichmäßige Atmen ließ ihre Körper sanft auf und ab bewegen. Sie würde den beiden Freundinnen nur zu gerne ihre erholsamen Schlaf lassen, aber es wurde Zeit, dass sich Fiona und Minna auf den Weg zur Villa Claudia machten. Mit Heu in den Haaren machte sie sich schließlich auf den Weg zu Fiona und rüttelte sanft an ihr. "He, aufwachen..." Hoffentlich wurde sie auch wach.
Im Gegensatz zu ihrer keltischen Mitsklavin schenkte Minna den beiden Patriziern sehr viel Aufmerksamkeit. Sie hatte es schon immer geliebt die Menschen um sie herum genau zu beobachten und sie war auch immer wieder davon fasziniert, wie unterschiedlich sich die Menschen verhielten. So war es auch bei diesen beiden römischen Herrschaften. Während ihre Herrin Epicharis vor Lebensfreude nur so strotzte, wirkte der Flavier eher zurückhaltend. Als Epicharis ihn so stürmisch umarmte, war aber auch sie ein wenig erstaunt. War das denn für eine junge Claudia wie sie angemessen? Wenn das nur ihr Vater sähe! Nun gut, das war nicht ihre Angelegenheit und mit den römischen Gepflogenheiten kannte sie sich ja auch nicht so genau aus. Daher warf sie einen flüchtigen Blick zu Fiona um zu schauen, wie sie darauf reagierte. Diese schenkte dem Ganzen allerdings nicht allzu viel Beachtung, stattdessen schien sie sich viel mehr mit der Natur, die sie umgab, zu beschäftigen. Minna dagegen wandte sich wieder um, schließlich wollte sie mitbekommen, wie die Reaktion des Römers auf die herzliche Begrüßung aussah. Und natürlich, Minna hatte es schon geahnt, fiel diese eher versteift aus.
So vertieft wie sie in diesem Moment war, bemerkte sie erst spät, dass sich Fiona ihr näher gekommen war und ihr plötzlich eine Blume ins Haar steckte. "Oh..." Vollkommen überrascht fasste sie sich instinktiv an den Kopf um nach dem Pflänzchen in ihrem Haar zu tasten. Sie spürte es unter ihren Fingern, ließ es aber letztendlich an seinem Platz. Auf Fionas Schmeichelei hin fing sie an zu kichern und als sie hochsah, fiel ihr auf, dass auch Fiona mittlerweile eine Blüte in ihrem Haar hatte. "Das sieht wunderschön aus!" Und das meinte sie wirklich. Hach ja, wie gerne würde sie jetzt aus den ganzen Gänseblümchen kleine Kränze flechten und sie ihrer rothaarigen Freundin umhängen. Aber jetzt ging es erst einmal weiter. Mit einem Lächeln auf den Lippen folgte auch sie schließlich den Herrschaften.
Ich werde die nächsten zwei Wochen nicht da sein, da ich mal wieder auf einem Lehrgang bin.
Es ist aber zum Glück der allerletzte Lehrgang. Und am Wochenende dazwischen werde ich auch mal im IR vorbeischauen.
[Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/al…20stuff%20x/sharifds4.jpg]| Sharif
Sharif war ein klein wenig erstaunt darüber, in welch exzellentem Latein der fremdländische Sklave vor ihm sprach. Anschließend blickte er zu dem Römer auf und nickte ihm zu. Ein Claudier also. Darüber hinaus ein Verwandter des Hausherren. Als der Ianitor das vernahm, wusste er: hier musste er besonders freundlich sein. Also fackelte er nicht lange, sondern zog gleich darauf die Tür weit auf und machte mit weit ausgebreiteten Armen eine einladende Geste. "Willkommen in der Villa Claudia, mein Herr. Wenn du mir bitte folgen würdest..." Kaum hatte er gesprochen, wandte er sich um und begleitete den Claudier und seinen Sklaven ins atrium.
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Mit gemäßigten Schritten ging der Ianitor voran und führte den Besucher und seinen Sklaven ins atrium. Dieses war heute durch die Strahlen der Frühlingssonne in ein besonders angenehmes Licht eingehüllt. Allerdings blieb diese harmonische Atmosphäre dem stumpfsinnigen Sharif verborgen. Für solche schönen Dinge hatte er keinen Blick, er verrichtete nur seine Arbeit. Im atrium angekommen, deutete er auf eine marmone Bank. "Bitte warte hier. Ich werde den Hausherren über deine Ankunft informieren." Während er sich auf den Weg zu Claudius Menecrates machte, nickte er kurz einer jungen Sklavin zu, die sich in der Zwischenzeit um den Ankömmling kümmern sollte. Diese verstand sofort und trat gleich an den Gast heran. "Herr, kann ich dir etwas zu Trinken anbieten?"
[Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/albums/w57/miimii85/x%20other%20stuff%20x/sharifds4.jpg]| Sharif
Sharif, der missmutige Ianitor der Villa Claudia, hatte sich mittlerweile von seinem merkwürdigen Anfall von guter Laune, die er in den letzten Tagen gehabt hatte, wieder erholt. So plötzlich wie der Anflug an Heiterkeit über ihn gekommen war, so schnell war seine Freundlichkeit auch schon wieder verschwunden. Daher trabte er heute wie gewohnt schlecht gelaunt zur Porta, als er ein Klopfen am schweren Holz der Tür vernommen hatte. Als er öffnete, erblickte er zunächst den Sklaven und gleich darauf seinen Herren, der unweit hinter ihm stand. Ein flüchtiger Blick zur Sänfte und Sharif beschloss lieber einen höflichen Ton anzuschlagen anstatt sein sonst so mürrisches Auftreten an den Tag zu legen. Auf ein übertrieben lang gedehntes "Salve." folgte schließlich ein ebenso übertrieben freundliches "Womit kann ich dienen?"
Eine Zeit lang wagte Minna nichts zu sagen, ließ Tilla einfach weinen. Sie streichelte nur immer wieder sanft über ihren Kopf und hoffte, sie würde sich wieder beruhigen. Das alles an diesem Abend war schon einiges an Aufregung gewesen und jetzt kamen auch noch diese schrecklichen Erinnerungen hoch... kein Wunder, dass das dem Mädchen alles zuviel wurde. "Wirklich. Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen." Sie schnappte sich eine der Decken und kuschelte die Kleine ganz behutsam darin ein. Für Fiona und sich selbst wollte sie auch gerade eine wärmende Decke herbeiholen, als die Keltin sie ganz unvermittelt auf Nordwins Strafe ansprach. Auch sie hatte gleich wieder die schrecklichen Bilder von seinem geschändeten Rücken vor Augen. Traurig nickte sie. "Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Das, was sie ihm angetan hatten... einfach widerwärtig." Sie sah auf und bemerkte, wie eindringlich ihre Freundin sie ansah. Mit einem Mal wurde ihre Stimme wieder fester. "Du hast Recht! So schnell wie möglich." Ihr Blick fiel kurz auf die weinende Tilla um anschließend Fiona fragend anzusehen. Natürlich, sie hatten bereits einen Fluchtplan ausgeheckt, aber sollten sie das jetzt wirklich vor der aurelischen Sklavin ansprechen? Minna war sich dessen nicht so sicher und sah ihre rothaarige Freundin mit unveränderter Miene an.
Auch Minna gehörte zu den Sklaven, die an jenem Frühlingstag die junge Claudia in den Park begleitete. Es war an diesem Tag wirklich besonders schön. Die Sonne strahlte hell vom blauen Himmel und überall wo man hinschaute schien der Frühling zu erwachen. Während sie zusammen mit Fiona und Nordwin in gebührenden Abstand ihrer Herrin folgte, atmete sie immer tief wieder die angenehme Frühlingsluft ein. Es tat so gut mal wieder aus der Villa zu kommen und dann noch bei diesem herrlichen Wetter. Beinahe vergaß Minna, wo sie sich eigentlich befand und was sie hier tat. Aber auch nur beinahe. Dennoch fühlte sie sich heute sehr gut und genoss den Ausflug in den Park. Wie idyllisch es hier doch war. Sie hätte nicht gedacht, dass es solche wunderschönen Plätze in Rom gab, in dieser sonst so lauten, dreckigen Stadt.
Da erschien plötzlich ein Bote mit einem Brief für Epicharis und auch die germanische Sklavin wurde mit einem Mal ganz neugierig. Er schien gute Neuigkeiten für sie zu haben, so fröhlich die Römerin reagierte. Minna freute sich für die junge Patrizierin, denn auch ihr war es nicht entgangen, wie sehr die Claudia ihren Verlobten vermisste. Doch noch mehr freute sie sich für sich selbst und Fiona. Denn sie wusste, waren die Herrschaften glücklich, so erging es den Sklaven meistens auch sehr gut. Sie sah unauffällig zu Fiona hinüber und versuchte ihren Blick zu erhaschen. Ob sie wohl so ähnlich dachte?
Während Epicharis sich auf einer Bank nieder ließ, trat Minna dezent in den Hintergrund und beobachtete jeden ihrer Gesichtszüge, in der Hoffnung man könne aus ihnen etwas herauslesen. Doch auf einmal wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als eine männliche Stimme erklang. Erschrocken schaute sie auf und erblickte den Römer vor ihnen. Nanu, wo ist der denn so plötzlich aufgetaucht? Sie musste so konzentriert gewesen sein, dass sie seine herannahenden Schritte nicht gehört hatte. Sie lächelte verhalten und verneigte sich leicht, während es zur gleichen Zeit in ihrem Hirn rotierte. Wie hieß dieser Herr noch mal? Sie hatte ihn schon einige Male in der Villa Claudia gesehen. Verstohlen musterte Minna den Herren, dessen Name ihr partout nicht einfallen wollte. Ein Patrizier, das stand außer Frage. Doch aus welcher Familie war er? Aurelier? Flavier? Jetzt lebte sie schon seit geraumer Zeit in Rom und Minna hatte immer noch so ihre Mühe die verschiedenen Familien auseinander zu halten.
Minna hatte zunächst gar nicht verstanden, wovon Fiona auf einmal zu sprechen begann. Doch als sie zu Tilla hinübersah begriff sie, was die Keltin meinte. Als das Mädchen versuchte ihnen mit ihren Gesten zu beschreiben, was ihr vorgefallen war, blickte die Germanin sie nur bestürzt an. Hatte sie das eben richtig verstanden? Sie konnte es kaum glauben, was dem armen Mädchen widerfahren war. Dass die Aurelier zu so etwas fähig waren! Dabei hatte sie doch den Eindruck gehabt, den aurelischen Sklaven würde es ganz gut ergehen. Sie erinnerte sich an Ursus, der Römer, der sie beim keltischen Totenfest entdeckt hatte. Hatte er sie etwa im Nachhinein für das heimliche Fest bestraft? Sie konnte es sich nicht so richtig vorstellen, er war doch ruhig gewesen und hatte sich doch sogar um Tilla gesorgt, als diese vom Baum gefallen war. Aber andererseits war den Römern ja alles zuzutrauen. Fassungslos starrte sie Tilla an und brauchte einen Moment um zu realisieren. Als Fiona sie in den Arm nahm und sie tröstete, erhob auch Minna sich und ging auf die beiden Frauen zu. Sie kniete sich neben ihnen und streichelte sanft über Tillas Haar. Minna wollte sie beruhigen und suchte nach tröstenden Worten, doch sie fand nichts, dass ihr hätte helfen können. Also schwieg sie stattdessen. Vielleicht war das auch besser so.
Als sie aufsah, blickte sie direkt in Fionas Augen. Was ihr gerade durch den Kopf ging? Minna konnte es nur erahnen, aber eins wusste sie ganz sicher: dass sie so schnell flüchten mussten. Auch ihnen konnte so etwas jeden Tag passieren.
Tut mir leid, dass ich in den letzten Tagen nicht einen Mucks von mir gegeben habe. Die Woche war ziemlich beschi... ähm bescheiden und ich kam einfach nicht zum schreiben. Aber ab jetzt bin ich wieder voll und ganz für euch da.
Es freute Minna ungemein, dass sie mit dem Heu einen so zielsicheren Treffer gelandet hatte. Das Bild, dass Fiona mit den Heu auf dem Kopf abgab, war einfach zu witzig! Noch lustiger wurde es, als sie angeekelt das Heu ausspuckte. Jetzt lachte auch Minna laut los und hielt sich vor lauter Lachen den Bauch. Da bekam auch sie plötzlich eine Ladung Heu ab. Jedoch nicht von Fiona, wie sie es erwartet hatte, sondern von Tilla. "He, du sollst mir doch helfen!" rief sie ihr lachend zu. Tilla war allerdings gleich wieder mit Fiona beschäftigt und schien abgelenkt zu sein. Diese Gelegenheit nutzte die Germanin sofort aus. Sie näherte ihr unauffällig von hinten und steckte ihr kurzerhand eine Handvoll Heu in ihre Tunika. "So, das hast du nun davon! Mir einfach so in den Rücken zu fallen... ts ts ts!" Anschließend blickte sie zu Fiona, die mittlerweile im Heu lag und nichts mehr weiter tun konnte als zu lachen. "Na, da bist du platt, was?" Dann ließ auch Minna sich erschöpft neben ihr ins weiche Heu fallen. Hach, was war das für ein Spaß gewesen! Wie lange es wohl schon her war, als sie das letzte Mal so Spaß gehabt hatte? Sie konnte sich nicht mehr so recht daran erinnern.
Da fiel ihr plötzlich etwas anderes ein. "Tilla, ich hab hier noch was von dir." Sie kramte in ihrer Tunika und zog den Ball hervor, mit dem sie vorhin auf der Straße gespielt hatten. "Hier, den hast du vorhin vergessen, als wir es plötzlich so eilig hatten." Sie hielt ihr den Ball hin und zwinkerte ihr fröhlich zu.
Zusammen war sie mit Tilla nun drauf und dran erste Hilfe zu leisten. Denn schließlich waren sie in der Annahme, dass Fiona schlimme Verletzungen von dem Sturz erlitten hatte. Umso fassungsloser war sie, als die Keltin so plötzlich ihre Augen aufriss. Erschrocken wich sie ein Stück nach hinten und starrte Fiona völlig perplex an. Es dauerte einen Moment bis Minna begriff. "Du... du hast uns nur etwas vorgespielt?" fragte sie in einem ungläubigen Tonfall und schaute zu Tilla um zu sehen, wie das Mädchen auf diesen Schreck reagiert hat. Die Ärmste war vor Aufregung schon den Tränen nahe. Das schrie nach Rache! Natürlich war Minna erleichtert, dass Fiona sich keine ernsthaften Verletzungen zugetragen hatte, und zudem hatte sie auf diese Weise dafür gesorgt, dass sich Minna hinauf getraut hatte. Dennoch, solche Späße blieben bei ihr nicht unbestraft! So wandte sie sich mit finsterer Miene wieder zu Fiona. "Wie kannst du uns nur so etwas Gemeines antun? Wir waren voller Sorge um dich!" sagte sie empört und blickte ihre rothaarige Freundin vorwurfsvoll an. Ob es glaubwürdig rüberkam? Sie gab sich die größte Mühe todernst zu wirken, doch schnell wurden ihre Gesichtszüge wieder weicher. "Na warte... das bekommst du zurück!" Kaum hatte sie das gesagt, schnappte sie sich mit beiden Händen so viel Heu, wie sie auf einmal nehmen konnte, und bewarf Fiona mit einem hämischen Lachen damit. Hoffentlich bekam sie von Tilla Verstärkung!
Fiona, meine Meinung dazu kennst du ja bereits. Du bist ganz sicher nicht diejenige, die unter einem gestörten Verständnis leidet. Ich stimme dir voll und ganz überein. In jedem einzelnen Wort. Und das nicht nur, weil es meine ID Minna ebenso betrifft wie deine. Ich empfinde ebenfalls eine Änderung in den Spielregeln als dringend erforderlich. Aus den selben Gründen, die schon vor mir genannt worden sind (ich denke, ich muss das Ganz jetzt nicht wiederholen).
Wie gebannt verfolgte Minna den Rettungsversuch von Tilla, wie diese mit den Seilen hantierte und geschickt zu Fiona hangelte. Gerade als es so aussah, als könnte Fiona tatsächlich das Seil erhaschen, passierte es. Ihr Griff ging ins Leere und Fiona sauste mit einem lauten Schrei in die Tiefe. Es ging sehr schnell und gleich darauf konnte man den dumpfen Aufprall hören, der durch das Heu gedämpft wurde. Kein schönes Geräusch. Minna zuckte leicht zusammen, als sie es hörte. Aber was noch viel schlimmer war, dass sie danach gar nichts mehr hörte. Diese Stille verhieß nichts Gutes. Unweigerlich musste Minna an die Ereignisse denken, die damals in Ostia passiert waren. Nein, bitte nicht noch einmal, hoffte sie inständig. "Fiona?" Zaghaft hallt ihre Stimme von unten. Anscheinend war sie doch aus einer größeren Höhe gefallen, als Minna es zunächst vermutet hatte. Da noch immer kein Lebenszeichen von der Keltin zu erkennen war, fasste sie ihren ganzen Mut zusammen und beschloss nach ihrer Freundin zu sehen. Mit zittrigen Händen umklammerte sie die Sprossen der Leiter und kraxelte vorsichtig nach oben. "Bloß nicht nach unten sehen..." murmelte sie immer wieder leise auf germanisch vor sich hin. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange, da war sie endlich oben angekommen. Erstaunt über ihre Tat, die sie soeben vollbracht hatte, hievte sie sich auf den Heuboden und blieb für einen kurzen Moment dort erschöpft liegen. Doch viel Zeit blieb ihr nicht darüber nachzudenken, denn Fiona brauchte ja schleunigst ihre Hilfe. Schnell rappelte sie sich auf, lief zum Heu und kniete sich schließlich neben ihre Freundin, die dort regungslos lag. "Fiona!" Ganz sachte schlug sie mit der flachen Hand mehrmals gegen ihre Wange. In der Hoffnung, dass sie darauf reagieren würde. "Sag doch etwas! Bitte!" Anschließend wandte sie sich zu Tilla und deutete auf die Decken. "Komm, hilf mir mal! Am besten wir legen sie auf eine der Decken hier."