In der Tat, Doros, ich habe die letzte Zeit in Athen an der platonischen Akademie den schwerkranken Historiographen Xenophon von Anabasis vertreten und habe noch den Lehrstuhl inne, obwohl ich hierher gesandt wurde. Ich habe ein Zimmer hier im Gästetrakt bekommen, wenn Du Zeit hast, können wir uns gerne einmal in Ruhe zusammensetzen. Warst Du nicht auch schon in Athen?
Leicht irritiert beobachtete Diagoras den jungen Mann, wie er ein immer länger werdendes Eulogion - oder was auch immer - verfaßte. Und was für ein Interesse sollte er am toten Tychios haben? Irgendwie hatte er dem Knaben garnicht genau zugehört, was wollte er jetzt - und schon wieder - beim Präfekten?
Junger Mann, das ist ganz reizend von Dir, daß Du mich mit einem Empfehlungsschreiben für den Präfekten ausstatten nöchtest, aber einerseits habe ich ein eigenes Diplom meiner Auftraggeber aus Athen und Ephesos dabei (wonach der Präfekt aber überhaupt nicht gefragt hatte), andererseits war ich erst vor kurzem beim Präfekten.
Diagoras lächelte und sprach wieder mehr zu Doros als zu dem Jungen :
Ich glaube nicht, daß sich Germanicus Corvus für meine Magenbeschwerden interessiert, die ich Doros bitte, mit ein paar Kräutern zu kurieren. Etwas neues habe ich dem Präfekten nämlich seit unserer letzten Unterredung nicht zu berichten.
Er wandte sich ganz an Doros:
Aber vielleicht magst Du ja dem Präfekten an Deinen Erkenntnissen teilhaben lassen? Wenn Du weißt, wie er gestorben ist, dann ist das durchaus wichtig genug, um nochmals hinüber zu gehen.
Ein wenig schalkhaft setzte er hinzu:
Ich habe dem Präfekten gegenüber den Standpunkt vertreten, Tychios sei eines natürlichen Todes gestorben, jedenfalls habe ich gehört, sein Lebenswandel sei nicht sehr wissenschaftlich-asketisch gewesen, oder gibt es andere Befunde?