Oh ja, die Liebe fühlt sich gut an. Sehr gut sogar! Zumindest verspürte ich nicht den Wunsch Tilla so schnell wieder loszulassen. Ich wollte sie ganz nah bei mir haben, sie spüren und sie einfach nur ansehen. Wollte sie das nicht auch? Tillas Blick zufolge und wie sie sich nun an mich schmiegte … ja sie wollte ... und das machte mich sehr glücklich. Ich lächelte sie an und war mehr darauf konzentriert ihr hübsches Gesicht mit meinen Augen zu erkunden, denn auf ihre Worte zu achten, die sie mir stumm zuflüsterte. Mit mir zusammen wird es bestimmt noch schöner Noch schöner? Noch schöner, wie jetzt, konnte es doch gar nicht mehr werden, dachte ich für mich und war unfähig etwas zu sagen aus Angst, ich könnte damit diese schönen Traum zerstören, den ich im Augenblick zu träumen glaubte. …
Dann erwachte ich doch aus meiner Starre und es war noch viel schöner, als ich gedacht hatte. Ich spürte Tillas Lippen, die zaghaft aber doch fordernd die meinen berührten und gleichzeitig ihre Hände, die zärtlich meinen Nacken streichelten. Oh ja, die Liebe fühlt sich gut an! und sie jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken, während ich nun meinerseits ihren Mund mit vielen Küssen bedeckte. Nicht stürmisch, sondern ganz langsam zog sie näher zu mir, wanderte gleichzeitig meine rechte Hand in ihren Nacken, während ich sie mit der Anderen um die Hüften herum fest hielt. Ohne das Spiel unserer Lippen zu beenden, dirigierte ich Tilla gleichzeitig etwas nach hinten, hin zu dem frisch ausgelegten Stroh und bettete sie mit dem Rücken ganz vorsichtig darauf. Ich dachte nicht großartig darüber nach was ich tat, sondern nur wie ich es tat um Tilla zu zeigen, wie viel sie mir bedeutete. Sie war meine kleine Schwester, meine Familie und ab heute, … war sie noch so viel mehr für mich.
Erneut küsste ich Tilla, lange und innig, ehe ich uns beiden wieder die Möglichkeit gab Luft zu holen. War das richtig was wir da taten, durften wir das überhaupt?, wirbelten meine Gedanken und Gefühle nur so im Kopf herum, während ich und Tilla nebeneinander im weichen Stroh lagen. Doch was taten wir schon? Wir küssten uns nur - mehr nicht. Nach "mehr" stand mir - auch wenn es komisch klingen mag - auch gar nicht der Sinn. Nicht jetzt, nicht hier, nicht so schnell! … Dazu war dieser schöne Augenblick mit ihr viel zu kostbar für mich. "Wir werden zusammen ausreiten. Bald! … Über ein Meer aus Blüten. Du, ich, Luna und Ikarus. Es wird wunderschön werden … das verspreche ich dir", gab ich ihr leise mein Versprechen und in diesem Moment, da ich das sagte, fühlte mich glücklich und traurig zugleich. Glücklich, weil ich Tilla in meinen Armen halten durfte und traurig, weil … ja warum eigentlich? Vielleicht, weil mir zum ersten Mal bewusst wurde wie schön das Leben sein konnte und wie wenig uns Sklaven davon vergönnt war. Aber ich wollte nicht weiter darüber nachgrübeln, oder gar mit dem Schicksal hadern. Nicht jetzt und nicht hier …
Ich beugte mich etwas vor, zupfte vorsichtig einen Strohhalm aus Tillas Haar und küsste sie dann zärtlich auf die Stirn. "S'ayapo", flüsterte ich in meiner Landessprache und sah Tilla einfach nur versonnen lächelnd in die Augen.