Beiträge von Hektor

    Pumilio war von der Ermahnung seiner neuen Mutter nicht sehr angetan und so zog er grimmig ein Schnute. Doch Widerspruch war zwecklos, das hatte der Kleine mittlerweile erkannt und so zuckte er schließlich nur ergeben mit den Schultern. Aus seiner Sicht ein guter Kompromiss, denn er hatte ja nicht laut geschworen nicht mehr zu stehlen. Aber natürlich würde er von nun an besonders darauf Acht geben, nicht von diesen unliebsamen Römer erwischt zu werden. Hoffentlich war Esther mit seiner Geste zufrieden und würde ihn nicht noch mehr dazu drängen, es laut zu schwören.


    Doch Esther nickte dem kleinen Jungen lediglich zu und beließ es bei ihrer gut gemeinten Ermahnung. "Am wichtigsten ist es, dass ihr um alle Soldaten einen großen Bogen macht. Aber auch die Reichen in ihren Sänften und ihren Gefolgen meidet ihr am besten. Manchen von ihnen mögen sicher nett sein, aber darauf können wir uns nicht verlassen", erklärte sie dann auf Tillas Frage hin, worauf es ihr an kam und dabei warf sie einen Blick auf die Münzen, die ihre Tochter stolz vorzeigte. "Pass nur gut auf sie auf Mia. Weisst du denn schon, was du dir gerne davon kaufen würdest?", fragte sie mit einem milden Lächeln auf den Lippen nach.


    Kurz darauf blickte Esther wieder nachdenklich drein, als Tilla von dem Orakel erzählte. Sie hatte zwar eine Vermutung, was diese leere Tafel bedeuten konnte, doch sie wollte nicht hier und jetzt darüber sprechen. Stattdessen kramte Esther in ihrem kleinen Beutel herum und holte schließlich ein paar Sesterzen hervor. Zum Glück durfte sie in der Färberei und im Haushalt ihrer alten Freundin mitarbeiten, so dass sie ein bisschen Geld verdienen konnte, um den Lebensunterhalt für ihre Kinder zu sichern. Die Ironie des Schicksals dabei war, dass sie nun mehr Geld übrig hatten da Hektor nicht mehr hier war.


    "Ja natürlich kenne ich Rosinen und Nüsse, auch Käse und Gurken … und ich mag auch Äpfel. Hier! Nehmt und kauft euch dort am Stand worauf ihr Lust habt", meinte Esther lächelnd und drückte Mia und Pumilio jeweils drei Münzen in die Hand. Ein paar Schritte weiter hatte ein Händler seinen Stand mit Süßigkeiten und sonstigen Köstlichkeiten aufgebaut und er blickte bereits - in freudiger Erwartung eines guten Geschäftes - in ihre Richtung. "Danach können wir uns noch ein wenig im Hafen umsehen, wenn ihr wollt. ...Habt ihr eigentlich schon den Leuchtturm bemerkt? Ich bin mir sicher, ihr habt noch nie ein so hohes Gebäude wie dieses gesehen", schlug Esther vor, was sie als nächstes unternehmen könnten.


    Es war ein Versuch, ihren Kindern ein wenig Freude und Normalität zu bereiten, nach all den Strapazen und schrecklichen Erlebnissen der vergangenen Tage. Doch innerlich kam Esther nicht zur Ruhe. Unablässig musste sie daran denken was geschehen war, in der Hoffnung, dass es endgültig vorbei wäre … doch war es das wirklich? ...

    Traurig aber wahr. Sie mussten tatenlos dabei zusehen wie das Schiff für die Überfahrt nach Rom beladen wurde, ohne die Gelegenheit zu haben sich noch einmal von Hektor zu verabschieden Esther verdrängte nur mühsam ihre Tränen und auch Pumilios Augen glänzten verräterisch. Am meisten schien aber Tilla traurig zu sein über diese unerwartete Trennung. Esther zog ein kleines Tuch aus dem Ärmel ihres Gewandes und tupfte damit behutsam die kullernden Tränen von Tillas Wangen.


    "Nicht traurig sein Mia … Hektor weiß ganz bestimmt wie dankbar wir ihm alle sind. Ich bin mir sicher, wir werden ihn irgendwann wieder sehen.", versuchte sie ihre Tochter irgendwie zu trösten , wobei Esthers Stimme durchaus überzeugt klang. Schließlich vertraute sie auf das Schicksal, welches ihr nach so vielen Jahren der Hoffnungslosigkeit so überrschend ihr Liebstes zurück gegeben hatte.


    Und das würde sie niemals mehr freiwillig hergeben wollen, weshalb sie regelrecht erschrak, als Pumilio den Vorschlag mit dem Äpfel stehlen machte. "Oh nein! Nein nein nein … Ihr beide werdet ganz sicher keine Äpfel stehlen und auch keine anderen Sachen. Ihr werdet schön brav sein. Hört ihr?!" fuhr Esther mit strenger Stimme dazwischen und sah Pumilio und Tilla eindringlich dabei an. Nicht auszudenken, wenn sie beim stehlen erwischt und am Ende gar, so wie Hektor, nach Rom zurück gebracht würden.


    Im nächsten Moment musste sie aber selber wieder schmunzeln. Das Lachen ihrer beiden Kinder war einfach zu ansteckend und so umarmte sie beide und drückte sie innig an sich. "Bitte versprecht mir, dass ihr vorsichtig seid und nichts unternehmt was euch in Gefahr bringen kann. Geht allen Römern aus dem Weg und macht vor allem um die Soldaten einen großen Bogen. ", bat Esther sie in der Hoffnung, dass Pumilio und Tilla so vernünftig wären und sich daran halten würden.


    Aufmerksam hörte Esther dann zu, als Tilla von den Aureliern berichtete und sie versuchte sich ein genaues Bild von diesen Patriziern zu machen. Sie schienen keine grausamen Herren zu sein, aber verständlicher Weise zog es Tilla auch nicht gerade zu ihnen zurück. Konnten sie es wirklich riskieren nach Rom zurück zu kehren? Andererseits waren sie hier in Alexandria auch nicht auf Dauer sicher.


    Als Tilla darum bat, noch eine Weile hier in Ägypten blieben zu dürfen, nickte Esther schnell und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. "Natürlich Mia. Wir bleiben noch etwas hier. .. Und wenn wir gehen, dann gehen wir gemeinsam, egal wohin, das verspreche ich dir." Sie konnte durchaus verstehen, dass Tilla nach all dem Erlebten erst einmal wieder zu sich selbst finden musste. Aber glaubte sie am Ende, sie müsse allein nach Rom zurück?


    "Tja was wollen wir nun machen? Ich schlage vor, ich kaufe euch ein paar gebrannte Mandeln oder was ihr eben wollt und dann, erkunden wir ein wenig die Gegend. Wie wäre das?", schlug Esther auf die letzte Frage hin grinsend vor, um ihre trüben Gedanken zumindest ein wenig aufzuheitern.



    Sim-Off:

    Natürlich gefällt es mir, sehr sogar. :)

    Mit sorgenvollen Blick sah Esther dem Schiff nach, auf das man den Griechen gebracht hatte und mit dem er nun nach Rom zurück geschickt wurde. Zum Glück hatte Hektor ein Siegel seiner Herrschaft dabei, so dass er nicht ganz so grob behandelt wurde wie ein flüchtiger Sklave. Mit einem leisen Seufzer machte sich Esther selbst arge Vorwürfe. Schließlich war es ihre Schuld, dass man ihn verhaftet hatte, weil sie - im allgemeinen Gedränge - einem reichen Römer, eine Amphore mit Wein über die blendend weiße Toga geschüttet hatte. Nur ein Versehen. Aber das war dem Leibwächter des Römers egal. Der Nubier begann sofort auf sie einzuprügeln und nur Hektor hatte es Esther zu verdanken, dass sie dabei nicht ernsthaft verletzt wurde. Der Grieche war sofort dazwischen gegangen und hatte dem Leibwächter, in der darauf folgenden Schlägerei, dafür den rechten Arm gebrochen ehe ihn eine römische Patrouille verhaften konnte.


    Esther wandte den Blick zu Mia und verstand die stumme Frage und die große Sorge dahinter, die ihre Tochter plagte. Ein gütiges Lächeln umspielte Esthers Lippen als sie schützend einen Arm um Tilla legte. "Ja ich glaube sie werden Hektor nach Rom zurückbringen und sicher werden sie ihn auch gut behandeln. Er ist schließlich der Sklave einer angesehenen römischen Familie und er hatte zum Glück deren Siegel bei sich", antwortete Esther auch zum x-ten Male mit gleichbleibend ruhiger Stimme, ohne im geringsten genervt zu sein. Vielmehr machte es der Ägypterin Kopfzerbrechen was nun aus ihnen werden sollte. Tilla trug ebenfalls eine Tätowierung, welche sie unbestreitbar als Sklavin und Eigentum dieser römischen Familie kennzeichnete.


    Nicht auszudenken was passiert, wenn Tilla zufällig in die Hände der Römer oder von Sklavenfängern geraten würde. Ein weiteres Mal Vvon ihrer Tochter getrennt zu werden, wäre Esthers Tod und genauso würde sie ihr eigenes Leben für das ihrer Tochter geben. Vielleicht gab es also nur einen Weg, den das Schicksal für sie alle bestimmt hatte und den zu gehen, sicher nicht einfach wäre … ein Weg zurück.


    "Mia? … Wie sind diese Aurelier eigentlich zu ihren Sklaven? Hast du einmal darüber nachgedacht wie es wäre, mit Hektor zurück nach Rom zu gehen? … Ich meine wir alle … nach Rom? ...", versuchte Esther ganz vorsichtig zu ergründen, was Tilla von dieser Vorstellung halten könnte ...

    Es war nur eine stumme Geste aber unmissverständlich das schönste Wort das Esther je vernommen hatte: 'Mama' …"Ja Mia, ich bin deine Mama. ... Und ich werde dich nie mehr alleine lassen, egal wohin uns das Schicksal noch führen wird. Das verspreche ich dir, so wahr ich hier auf meinen Knien die Götter darum bitte", erwiderte Esther die Gesten ihrer Tochter mit glänzenden Augen. Oh ja sie würde darum kämpfen und alles auf sich nehmen, wenn es sein musste - Wirklich alles! - Nur um bei Tilla und Pumilio bleiben zu können.


    Ein erstes Lächeln zeigte sich auf Tillas Gesicht und auch Pumilio´s Mundwinkel zuckten leicht nach oben, wenngleich der Junge sein Glück noch gar nicht fassen konnte. Esther atmete tief durch und erwiderte das Lächeln, drückte ihre Kinder liebevoll an ihre Brust und achtete dabei darauf, dass sie nicht dorthin sahen wo Hektor gerade damit beschäftigt war, die Leiche der bösen Königin im Schilf zu verbergen.


    "Das wächst wieder zusammen und wird verheilen, Mia. … Warte mal", nickte Eshter dann auf Tillas nächste Frage hin. Sie holte aus einem kleinen Beutel, den sie stets am Gürtel trug, ein kleines Töpfchen hervor. "Ich habe hier eine Salbe die dir helfen wird und die den Schmerz ein wenig lindert", versprach die heilkundige Frau während sie damit begann, die Mixtur auf die Stellen an Tillas Armen aufzutragen.


    Nur kurz hielt Esther wieder inne um gegen die Tränen zu kämpfen, als Tilla nach dem Wasser fragte und ob es dorthin fließen würde wo ihr Vater sei. Wie recht sie doch damit hatte, ohne es recht zu wissen! "Ja das tut es sicher … Dort wo dein Vater ist, ist nun auch das Wasser und es wird ihn beschützen", bestätigte die Mutter schluchzend in Erinnerung an den einen Tag, an dem sie den Vater heimlich, tief unten in den verwinkelten Katakomben des Tempels zu Grabe getragen hatte.


    Die Trauer um ihn war, auch nach all den Jahren, immer noch so stark wie damals. Doch endlich hatte Esther auch einen Grund zur Freude. "Dein Vater wird immer bei uns sein Mia, wohin wir auch gehen. … Und er ist sicher stolz, eine so hübsche und liebenswerte Tochter wie dich zu haben", fügte Esther mit einem aufmunternden Lächeln hinzu. Eine Windböe erfasste in dem Moment die Oase, wirbelte durch die Haare und erzeugte ein Rauschen im Schilf, welches wie ein Zeichen wirkte: Tillas Vater war hier!


    Zumindest trug Esther etwas von ihm bei sich und dieses Etwas wollte sie Tilla nun geben. Sie holte aus ihrem Beutel ein kleines Goldmedaillon hervor und drehte dieses leise seufzend zwischen den Fingern, ehe sie das Andenken an ihre Tochter weiter reichte. "Hier, … dieses Medaillon soll von nun an dir gehören. Das Bildnis darauf zeigt deinen Vater! Er hat es damals in Alexandria extra für mich anfertigen lassen, damit ich ihn nicht vergesse falls er einmal in den Krieg ziehen sollte", erklärte Esther in Erinnerung an diese eine Nacht, in der sie sich das erste Mal geliebt hatten und in der er ihr dieses einzigartige Geschenk gemacht hatte … ein neues Leben



    "Oh Alexandria!!! … Ich denke, wir sollten uns langsam aber sicher auf den Weg dorthin machen. Was meint ihr?! … Dort habt ihr noch genügend Zeit und Gelegenheit um euch zu unterhalten", hakte ich wie auf Kommando auf dieses eine Stichwort ein. Dieser Ort hier - so schön er auch war - war einfach nicht sicher genug um noch länger zu verweilen. Nicht auszudenken, wenn Marduk und seine Schergen am Ende überlebt hatten und hier auftauchen würden? Ich allein könnte gegen die Bande nicht viel ausrichten, noch dazu ohne Waffen. Also drängte ich etwas zum Aufbruch, auch wenn ich dadurch die Zweisamkeit der beiden Frauen leider stören musste. "Können wir?!" ...


    ~~ edit ~~


    … und so machte sich die keine Gruppe in Richtung Alexandria auf, wo sie Unterschlupf fanden bei einer alten Freundin von Esther. Da Tilla immer noch krank war beschlossen sie so lange in Ägypten zu bleiben, bis das Mädchen wieder ganz gesund wäre. Erst dann wollten sie gemeinsam die Rückreise nach Rom antreten. Doch es sollte anders kommen. Nach einigen Tagen Aufenthat in Alexandria gerieten Hektor und Esther, bem Einkauf auf dem Markt, in ein Handgemenge in dessen Folge der Grieche festgenommen und - aufgrund seiner Herkunft - nach Rom zurück gebracht wurde. Esther war machtlos und konnte nichts tun. So blieben sie,Tilla und Pumilio vorerst in Alexandria zurück.


    Das Schicksal trennte an dieser Stelle ihre Wege und allein das Schickal vermag sie irgendwann einmal wieder zusammen zu führen. ...


    Sim-Off:

    Da sich die ID Tilla auf ungewisse Zeit im Exil befindet, würde ich die Geschichte hier vorerst enden und Hektor nach Rom zurückkehren lassen. Da über den weiteren Verlauf der Geschichte nichts abgesprochen war, habe ich dieses Ende gewählt damit Tilla alle Möglichkeiten zum weiter spielen hat. Ich hoffe das ist so plausibel und in Ordnung.

    Hatte ich das alles nur geträumt? Das eben Geschehene erschien mir so irreal, dass ich es kaum fassen konnte, ebenso wie die Tatsache, dass ich anscheinend überlebt hatte. Noch dazu ohne größere Blessuren wie ich erfreut feststelle, während ich mich erschöpft ans Ufer kämpfte. Halb verschwommen nahm ich dabei Tillas Gestalt wahr. Sie lebte! "Tilla, was für ein Glück. Du lebst!", rief ich erleichtert aus und hob kurz die Hand wie zum Gruß.


    Dabei fiel mein Blick auf Neith und augenblicklich spannte sich mein ganzer Körper vor Wut. Da lag diese Schlange nun am Ufer, mit verdrehten Gliedmaßen und weit aufgerissenen Augen. Aus einer Wunde an ihrem Hals sickerte immer noch das Blut und ließ keinen Zweifel daran: Die Göttin war tot! ... Eine Träne würde ich ihr ganz sicher nicht nachweinen, dennoch hielt ich kurz inne und wunderte mich einfach nur über soviel Verblendung und Wahnsinn in einer Person. Warum nur? Wenn das Ganze überhaupt einen Sinn hatte dann nur den, dass Tilla auf diese Weise endlich ihre Mutter wieder gefunden hatte.


    Apropos Mutter! Wo war Esther und Pumilio? Tillas Weinen riss mich völlig aus meinen Gedanken und mit einem weiteren Blick in die Runde erfasste ich die beiden leblos am Ufer liegen.


    "Oh nein!", stieß ich heiser aus und schon war ich bei der Frau und dem Jungen auf meinen Knien und wusste eigentlich gar nicht, was ich tun sollte. "Leben sie oder sind sie tot?", stammelte ich nur. Für den Fall, dass es damals schon das Wissen über erste Hilfe gab, so war sie mir gänzlich unbekannt. Ich war schließlich kein Arzt oder Seemann, der vielleicht wusste was bei Ertrinken zu tun war. Ich war Soldat und als solcher war ich bislang nie in die Verlegenheit geraten Leben zu retten. Entsprechend hilflos rutsche ich also zwischen Esther und Pumilio hin und her.


    Wie durch ein Wunder begann der kleine Junge sich wieder zu regen. Er würgte und hustete, was schon mal ein gutes Zeichen war. Esther jedoch rührte sich nicht und so packte ich die Frau einfach an den Schultern, hob sie daran hoch und begann sie wild zu schütteln. Nicht besonders einfallreich, aber es sollte helfen.


    Nach einigen Schüttlern begann auch Esther zu husten und endlich schlug sie ihre Augen wieder auf. Ich konnte es kaum glauben und sie selbst wohl auch nicht. Esther sah mich kurz verwirrt an, ehe sich ihr Blick etwas klärte und sie realisierte, was geschehen war. "Wo ist Mia? ..Mia! Den Göttern sei Dank!", seufzte Esther nur mit Tränen in den Augen und schon war sie aufgesprungen und zu Tilla hinüber geeilt, die einige Meter neben uns am Boden kauerte und bitterlich weinte.


    Doch nun hatte Tilla keinen Grund zum weinen mehr ...


    Liebevoll und voller Freude schloss Esther ihre Tochter in die Arme und drückte sie herzlich an ihre Brust. Endlich! Nach so vielen Jahren der Trennung und des Schmerzes hatten sie einander wieder gefunden. Esther fand keine Worte für das Glück. Sie weinte einfach nur vor Freude und als sie sah, wie einsam und verlassen Pumilio daneben am Ufer saß, streckte sie spontan die Hand nach ihm aus und schloss auch ihn in ihre Arme. Tilla und Pumilio. "Ihr seid von nun an beide meine Kinder! … " Sie waren wieder vereint. Etwas, an das Esther in diesem Leben nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.


    Und auch der Junge, der so lange völlig apathisch gewesen war, zeigte wieder eine kleine Regung. Eine einzelne Träne floss aus seinem linken Auge, über seine Wange hinweg und in stiller Freude klammerte sich der kleine Kerl an Esther, die ihn mit so viel Liebe bedachte. Endlich hatte auch Pumilio eine Mutter gefunden die ihn liebte und die ihn beschützen würde, was auch immer geschähe.


    Welch ein glückliches Ende!


    Ich genoss diesen Moment der Ruhe und Geborgenheit den dieses Bild einer Mutter mit ihren beiden Kindern ausstrahlte. Gab es etwas Schöneres? Eigentlich nicht. Obwohl ich innerlich immer noch eine gewisse Beklommenheit verspürte angesichts der Tatsache, dass ich nicht wusste was aus Marduk und seinen Männern geworden war. Waren sie alle tot - ertrunken, oder immer noch am Leben? Allzu weit waren sie ja nicht entfernt, wenngleich uns ein Felsmassiv trennte das nicht so leicht zu überwinden wäre.


    Mit einem Blick zu den hoch aufragenden Felsen bemerkte ich, dass die Quelle fast versiegt war. Nur noch ein Rinnsal floss aus der Felsspalte, aus der wir erst vor wenigen Minuten noch heraus gespült worden waren. Kaum vorstellbar, dass wir das überlebt haben aber die Götter schienen uns gewogen zu sein. Das machte mir Mut und ich war zuversichtlich, dass wir dieses Abenteuer unbeschadet bis zum Ende überstehen würden. Doch wohin sollten wir uns wenden. Nach Alexandria und dann zurück nach Rom, oder wohin sonst?


    Das würde allein das Schicksal bestimmen ...

    [Blockierte Grafik: http://img140.imageshack.us/img140/4148/esther.jpg]
    Das Rätsel um Tillas Herkunft löste sich langsam und gleichzeitig wurden so viele neue Fragen aufgeworfen. Zu viele, um sie alle hier und jetzt in Ruhe zu beantworten. Das wussten Esther und auch Hektor, der immer noch neben dem Eingang stand und Pumilio auf dem Arm hatte. Er hatte zum Aufbruch gedrängt, doch Tilla war diejenige die als Erste handelte. So schnell und unerwartet, dass die beiden Erwachsenen völlig überrascht wurden und ihr kaum folgen konnten. "Tilla nein… TILLA NICHT, BLEIB STEHEN!", schrie Esther nach Sekunden der Starre ihrer Tochter hinterher. "Hektor, tu doch was. Lauf ihr nach!… Halt sie auf, nun mach schon", keuchte Esther völlig atemlos, wie sie auf den Mann zu hastete und ihm den kleinen Jungen regelrecht aus den Armen riss.


    Tilla war indes schon auf und davon geeilt , hin zu dem Altar, in der festen Absicht das Blutritual für Neith zu vollziehen. War sie nicht ganz bei Trost? Wie konnte sie nur so etwas verrücktes tun wollen … Doch sie konnte. Tilla erreichte den steinernen Altar als Erste und öffnete dort hastig die Wunden, sodass ihr Blut den kalten Stein benetzte. In dünnen Rillen floss der rote Lebenssaft über das kalkbleiche Gestein zusammen, um letztendlich über die Klippenkante hinab in das tosende Wasser zu tropfen. … Und? … War das nun die Erfüllung der Prophezeiung?


    Zunächst geschah nichts, doch urplötzlich durchzuckte ein dumpfes Grollen die ganze Halle des Tempels und ließ jeden Stein und selbst das umgebende Felsmassiv im Mark erzittern. Ein Erdbeben? Nein! Anstatt zu verhallen, blieb ein unheimliches Grummeln, welches sich fortsetzte und langsam zu einem regelrechten Getöse anschwoll.


    "Tilla? …Tilla! Was was machst du da? Hör sofort auf, bist du übergeschnappt!?", schrie Hektor gegen den Lärm an, als dieser die Halle endlich erreichte und er sah, was das Mädchen da mit ihrem eigenen Blut anstellte. Schon wollte der Grieche auf Tilla zueilen und sie retten, doch da fiel sein Blick nach oben zur Decke und was er da sah, ließ ihn augenblicklich erstarren. Aus den Ritzen zwischen den großen Deckenplatten rieselte unablässig Sand und schon löste sich einer von den schweren Steinen und krachte mit lautem Donner nach unten. Hart schlug die Steinplatte auf dem Boden auf, ehe sie mit einem lauten Knirschen kippte und über die Klippe hinweg nach unten in das tosende Wasser fiel. Sie verfehlte Tilla dabei nur um wenige Meter, wobei die hochspritzende Gischt das Mädchen voll traf und völlig durchnässte.


    "Tilla pass auf! … Bei allen Göttern, was passiert denn hier?"


    "Neith diese Wahnsinnige. Sie tatsächlich den Mechanismus in Gang gesetzt", rief Esther hinter ihm völlig außer Atem als sie, mit Pumilio auf ihren Armen, ebenfalls in die Halle getorkelt kam. Keine Sekunde zu spät, denn schon fiel hinter ihr der Gang zusammen. Die Ägypterin wollte sofort zu ihrer Tochter eilen, doch eine weitere Deckenplatte bohrte sich mit lautem Getöse zwischen sie, Hektor und Tilla und verhinderte dies zunächst.


    "Welchen Mechanismus denn?", wollte Hektor wissen, während er zusammen mit Esther und Pumilio hastig über einen Schutthaufen hinweg kletterte.


    "Oh nein, Tilla … gib auf die Decke acht, sie stürzt gleich ein! … Das ist der Mechanismus, der den Tempel vor Räubern schützen soll. Der ganze Tempel wird einstürzten und alles unter sich begraben. Die unterirdische Quelle wird gestaut und das Wasser wird die Hallen hier überfluten… Das ist es was auf den Hieroglyphen geschrieben steht. Neith hat sie - im Gegensatz zu mir - nur falsch gelesen und stets geglaubt eine Sintflut wird über das ganze Land kommen. Pah, dabei werden nur diejenigen sterben, die diesen Tempel entweihen wollen, so wie Neith … ", die erklärenden Worte sprudelten nur so aus Esther heraus, wobei sich ihre Stimme aus Angst und Sorge um Tilla fast überschlug. Sie hatte es all die Jahre gewusst und Neith die Wahrheit verschwiegen und jetzt sollte es für sie alle zum Verhängnis werden.


    "Na toll! Und gibt es wenigstens einen Fluchtweg?? … Wenn ja, sollten wir diesen schnellstens suchen!", schrie Hektor gegen das stete Donnern zurück.


    "Es gibt …"


    [Blockierte Grafik: http://img174.imageshack.us/img174/5231/lilituib3.jpg]
    "Es gibt keinen Ausweg für euch, ihr unseligen Kreaturen. Außer mir und meinem Gefolge wird niemand die kommende Sintflut überleben", fiel Neith mit schriller Stimme Esther ins Wort. Mit fliehenden Gewändern kam die selbsternannte Göttin in die Halle gestürmt, ihr Blick starr auf Tilla gerichtet und das Gesicht zu einer lachenden Fratze verzerrt. Die herabfallenden Gesteinsbrocken schienen die Meduse gar nicht zu beeindrucken, sie sah nur das Mädchen dort neben Altar knien und wähnte den Triumph und den Sieg bereits ganz auf ihrer Seite. "Jaa Tilla, gut so! Gib dein Leben für mich hin, damit die Prophezeiung Wirklichkeit wird und ich auf ewig leben und herrschen kann!"


    "Oh nein, da ist die Irre wieder! … Tilla pass auf hinter dir", versuchte Hektor das Mädchen zu warnen, da er erneut einem Felsbrocken ausweichen musste. Es war wie verhext. Während sie kaum vorwärts kamen eilte Neith mit einer Leichtigkeit durch das Chaos hindurch zum Altar hin.


    "Neith du Scheusal, lass endlich meine Tochter in Ruhe!", schrie Esther zur gleichen Zeit ihren ganzen Hass gegen diese Frau heraus. Mit einem beherzten Sprung überwand sie einen Geröllhaufen und hätte beinahe Neith zu fassen bekommen, als … ein weiterer Gesteinsbrocken sie in letzter Sekunde zum Ausweichen zwang.


    Es war zu spät! Neith hatte Tilla inzwischen erreicht. Mit schrillem Gelächter zog die Göttin einen langen Dolch unter ihrem roten Gewand hervor und versuchte damit sofort auf Tilla einzustechen. Was dann geschah entzog sich allerdings den Blicken von Hektor und Esther, da der herab rieselnde Staub, wie ein Vorhang die skurrile Szene verbarg. Erstals dieser Vorhang sich langsam wieder öffnete wurde es schreckliche Gewissheit, dass Tilla und Neith wie vom Erdboden verschwunden waren.


    "Bei allen Göttern, wo sind sie hin?", versuchte Hektor zu begreifen was eben geschehen war, allerdings blieb ihnen nun nicht mehr viel Zeit um irgendetwas klar zu durchdenken. Immer mehr Steinplatten polterten auf den Boden und in diesem ganzen Chaos standen er, Esther und Pumilio wie verlorene Figuren in einem göttlichen Spiel.


    Doch was tat Esther da? Die Frau hob den kleinen Jungen auf und lief mit ihm direkt auf die Klippe zu. Ohne sich noch einmal umzudrehen rief sie nur: "Vertrau mir Hektor … und spring! Das ist der einzige Ausweg …. " Dann war sie auch schon über den Rand der Klippe hinweg und mit einem letzten Aufschrei in dem tosenden Wasser verschwunden.


    "Springen?" Hektor konnte es nicht fassen. Tilla war verschwunden und Esther war mit Pumilio einfach in die Schlucht gesprungen und vom Wasser in die Dunkelheit fortgerissen worden. Was hatte er noch zu verlieren? Sein Ende war ohnehin besiegelt. Ein letzter Blick zurück erfasste das ganze Ausmaß der Zerstörung. Von der Tempelhalle war so gut wie nichts mehr übrig, nur noch übereinander fallende Steine, die alles unter sich zermalmten und das Wasser der unterirdischen Quelle langsam aufzustauen begannen. Erschlagen werden oder ertrinken, was wäre wohl der angenehmere Tod?


    Hektor sprang! Hinab in die dunklen Wassermassen, die in sofort umschlangen und fort trugen. Tief unter dem Gestein wurde er hindurch gespült, doch nicht den Tod hatte der Grieche dabei vor Augen sondern ein fahles Licht, welches rasend schnell auf ihn zukam. Es wurde immer heller und als es am hellsten war, glaubte Hetkor sogar zu schweben. …Hektor schwebte sozusagen aus dem dunklen Schlund der Quelle heraus, die just an dieser Stelle das Felsmassiv durchbrach und in einer kleinen Oase mündete die hier von dem Felswasser gespeist wurde. Hustend und prustend ruderte Hektor an die Oberfläche, saugte frische Luft in seine Lungen und paddelte mit letzter Kraft auf das Ufer zu, an dem er verschwommen vier Gestalten erkennen konnte.


    … Waren sie tot, oder lebten sie noch? … Gleich würde er es wissen. ...

    [Blockierte Grafik: http://img140.imageshack.us/img140/4148/esther.jpg]
    Esther nahm das stumme Drängen des Mannes wahr und nickte ihm zu. Sie wusste, dass sie keine Zeit mehr hatten. Sie mussten so schnell wie möglich von hier verschwinden, noch ehe die Nacht vorüber wäre. Nur so hätten sie einen realen Vorsprung und könnten es bis zur nächstgelegenen Siedlung schaffen. Doch auch dann wären sie noch lange nicht in Sicherheit, würden es vielleicht auch nie wieder sein. Angesichts dieser Tatsache wurde Esther bewusst, wie kostbar die Zeit in diesen vielen Jahren der Einsamkeit und der Trauer geworden war. Ein Herzschlag konnte eine Ewigkeit bedeuteten und am liebsten hätte sie ihre wiedergefundene Tochter einfach nur umarmt und nie mehr losgelassen. Ganz egal, ob es das Letzte gewesen wäre, dass sie in ihrem Leben getan hätte ... so wie einst ... Aber sie traute sich nicht.


    Selbst als Tilla zu ihr rutschte und sie etwas stützte, konnte Esther nur dankbar ihre Hand auf die ihrer Tochter legen. Das Mädchen wirkte so voller Zweifel, ihr Blick so hilflos und all die vielen Tränen. Wer konnte es ihr verdenken, ebenso wie die Fragen die sie stellte?! Esther blickte immer wieder verzweifelt zwischen Tilla und Hektor hin und her, während sie fieberhaft überlegte was sie tun sollte. Sie mussten weg von hier und doch verlangte dies alles nach einer Erklärung. Wirklich? Vielleicht würde es Tilla nur noch mehr ängstigen und verwirren und doch war sie es Tilla schuldig, nach all den Jahren.


    Schweren Herzens rang sich Esther zu einer Entscheidung durch. Sie hob die Hand zum Zeichen für Hektor, dass sie noch nicht soweit waren. "Mia, … ich … ich weiß nicht, wie ich dir das alles erklären und wo ich damit anfangen soll. Aber ich will es versuchen, auch wenn in all den Jahren so vieles passiert und dir schreckliches widerfahren ist.", wandte sich Esther wieder an Tilla und sah ihr tief in die Augen. Mit zitternder Stimme fing sie an zu erzählen, wie alles begann und was es letztendlich mit dem Stein und dieser Neith auf sich hatte:


    "Vor vielen Jahren brachte man mich als Sklavin zum Verkauf nach Alexandria. Dort traf ich deinen Vater Mia. Er war ein römischer Centurio, der mich kaufte und bei dem ich fortan leben sollte. Er war sehr gut zu mir und behandelte mich nicht wie eine Sklavin, sondern wie seine Ehefrau . Wir waren wirklich ineinander verliebt und eines Tages geschah es dann, … ich wurde schwanger. Aber auch da stand er zu mir und seine Liebe ging soweit, dass er zum Deserteur wurde an dem Tag, an dem er mich und unser Kind verlassen und in einen Krieg ziehen sollte. ... Wir flohen gemeinsam aus Alexandria und wir wussten, dass es für uns keinen Weg mehr zurück gab. Die Römer hätten deinen Vater verurteilt und mich wieder in die Sklaverei zurückgeschickt. Also zogen wir weiter in die Wüste, in der Hoffnung dort einen Ort zu finden, an dem wir unbehelligt und in Frieden leben konnten. Wir fanden ihn auch -diesen Ort, an dem sich unser Schicksal besiegeln sollte. Genau hier! ... Als wir in diese Gegend kamen, wurden wir von Marduk und seinen Männern aufgelesen und zu Neith gebracht. Sie herrschte schon damals hier in diesem Tempel und verbreitete ihren eigenen Glauben - einen Irrglauben unter den wenigen Anhängern, die es in diese Abgeschiedenheit verschlagen hatte. Neith war damals schwanger, so wie ich und sie wählte ausgerechnet mich dazu aus, ihr bei der Geburt zur Seite zu stehen. … Am Tag ihrer Niederkunft war ich bei ihr und tat mein bestes das Kind zu holen. Doch die Götter verwehrten ihr das Glück einer Mutter und nach Stunden voller Schmerz gebar sie eine totes Kind …"


    Esther machte eine kurze Pause und atmete tief durch. All diese Erinnerungen, so lange her und doch für immer gegenwärtig, zehrten sehr an ihr. Ein weiteres Mal blickte sie in die Runde, mahnte sich selbst zur Eile und konnte doch nicht anders, als endlich all das Geschehene mitzuteilen:


    "Neith gab mir die Schuld. Sie behauptete ich hätte ihr Kind getötet und dann … dann verlangte sie allen Ernstes von mir, dass ich ihr mein Kind überlassen sollte. Dich, Mia!! .. Ich und dein Vater weigerten uns natürlich, aber das half uns nichts. … Wir wollten weg, doch Neith gab den Befehl deinen Vater zu töten. Mich haben sie eingesperrt und bewacht, bis zu jenem Tag vor etwa fünfzehn Jahren, an dem du zur Welt gekommen bist. … Du, mein geliebtes Kind."


    Ein scheues Lächeln huschte über Esthers Gesicht, so ehrlich und doch so unsicher, ehe sich ihr Blick wieder verfinsterte. Was müssen der Tränenstein und ich tun?, hatte Tilla wissen wollen und ihr genau das zu sagen, fiel Esther unglaublich schwer.


    "Dieser Tränenstein war eigentlich für Neiths Kind bestimmt, doch nunmehr solltest du ihn tragen. … Es war Neiths Wille. Sie war der festen Überzeugung, dass der Stein göttliche Kräfte besaß und das Element Wasser beherrschen konnte. Sie … sie glaubt allen ernstes, mit seiner Hile eine Sintflut erzeugen zu können, um damit das Gefüge der Welt zu ihren Gunsten zu verändern … Und dazu wäre es erforderlich ein Opfer zu bringen, indem seine Trägerin ihr Blut vergießen sollte. … Sie war bereit das Blut ihres eigenen Kindes zu vergießen, … dein Blut Mia! … Oh bei den Göttern, Neith ist wahnsinnig und ich konnte es nicht verhindern …"


    Esther redete sich immer mehr in Rage und ihre Stimme begann noch mehr zu zittern, ebenso wie ihre Hände, mit denen sie unablässig an dem Stoff ihrer Tunika herum zupfte.


    "Ich wollte und konnte das nicht zulassen, also beschloss ich mit dir zu fliehen. Hinaus in die Wüste, um lieber dort mit dir zu sterben als dich den Händen einer Wahnsinnigen zu überlassen. … Es gelang mir in jener Nacht vor der Zeremonie, indem ich die Wachen mit einem Trank betäubte. … Ich lief mit dir einfach los, hinaus in die Wüste, immer weiter, ohne mich auch nur einmal umzudrehen. … Nach vielen Stunden sah ich ein Feuer am Horizont und ich lief darauf zu. Es war eine Handelskarawane unter dem Begleitschutz einer römischen Patrouille. Wir sind in Sicherheit, dachte ich. Doch all meine Hoffnung sollte vergebens sein. Einer der Soldaten, ein ehemaliger Freund deines Vaters, erkannte mich wieder. … Das Letzte was ich tun konnte war, dich einem Ehepaar zu geben und sie zu bitten, gut auf dich aufzupassen … Mio und Maja … Dann holten die Soldaten mich und schleppten mich aus dem Lager fort, zurück in die Wüste, wo sie mich, … wo sie mich anschließend einfach liegen ließen"


    Esthers Worte versiegten bei der Erinnerung an damals. Es war schrecklich gewesen und einzig die Hoffnung, dass Tilla leben würde hatte ihr die Kraft gegeben, das alles über sich ergehen zu lassen. Sie hatte überlebt und wer sie letztendlich wiedergefunden hatte, konnten sich die Anwesenden sicher denken. Unsicher sah Esther zu Mia und anschließend zu Hektor, der geduldig gewartete hatte und sichtlich mitgenommen war von dieser Geschichte.


    Doch nichts desto trotz drängte Hektor nun zum Aufbruch: "Tilla … Esther … wir sollten jetzt besser aufbrechen. … Jetzt ... bitte!!"

    Uns allen ging es im Moment wohl eher schlecht als recht, wobei es Tilla augenscheinlich am schwersten getroffen hatte. Nicht nur ihr verwundeter Arm schien sie zu schwächen, hinzu kam dieimmer rätselhafter werdende Verstrickung zwischen Tilla und diesen beiden Frauen, die angeblich beide ihre Mutter sein wollten. Nun gut, gegen Esther als Mutter war ja eigentlich nichts einzuwenden .Sie schien sich eh vor Gram und Sorge um Tilla fast zu verzehren. Doch diese Neith war wohl sowas wie das personifizierte Böse hier in der Gegend und ausgerechnet Tilla hatte sie zu ihrer Tochter auserkoren. Und das nur, weil sie dieses Amulett bei sich trug. Ja warum waren eigentlich Neith, dieser Marduk und die all anderen Irren so von Tillas Amulett fasziniert?


    Ich versuchte mich nicht weiter in diese Grübeleien zu verstricken, denn ich musste schließlich wachsam bleiben. Ich schenkte Tilla nur ein herzliches und aufmunterndes Lächeln für ihre Worte an mich, ehe mein drängender Blick hinüber zu Esther schweifte. Mit einer unscheinbaren Kopfbewegung gab ich ihr zu verstehen, dass wir keine Zeit mehr zu verlieren hatten. Sie nickte mir auch kurz zu, doch als Tilla begann sie mit Fragen zu überschütten wurde sie wieder abgelenkt und mir blieb - wohl oder übel - nichts anderes übrig als weiter zu warten und zu hoffen, dass niemand unser Verschwinden so schnell bemerken würde …

    … Mit durchgeschnittener Kehle sackte mein ehemaliger Bewacher in meine Arme. Ich vermied es ihn länger als nötig anzuschauen und schleppte ihn lieber schnell in den Verschlag, aus dem Esther mich und Pumilio gerade befreit hatte. "Danke! …", sagte ich einfach nur mit einem flüchtigen Blick zu ihr, aber da hatte sie bereits Pumilio auf die Arme genommen und winkte mir zu ihr zu folgen.


    "Pssst, leise und kein Wort mehr. Folge mir einfach! … Neith ist noch hier unten und sie darf uns auf keinen Fall bemerken! ", erklärte sie mir flüsternd das Nötigste und hielt sich dann nicht mehr weiter mit Worten auf, sondern eilte schnellen Schrittes und zielsicher durch die engen Gänge davon.


    Ich hatte ehrlich Mühe ihr zu folgen und von daher verzichtete ich auf all die Fragen, die mir brennend auf der Zunge lagen. Wo war dieser Marduk und seine Männer, wo hatte man Tilla hingebracht, was hatte es mit dieser Zeremonie auf sich und vor allem … wie kämen wir hier unbemerkt und lebend wieder heraus? - Es blieb mir wohl nichts anderes übrig als dieser Frau zu vertrauen und zu hoffen, dass sie wusste was sie tat. Am besten hatte es in diesem Moment noch Pumilio erwischt denn sein apathisch wirkender Blick und seine Teilnahmslosigkeit ließen die Vermutung zu, dass er von dem Ganzen hier gar nichts mehr mit bekam nur - hoffentlich würde sein Zustand nicht für immer so bleiben.


    Wir schafften es schließlich unbemerkt bis nach oben in die Tempelhalle und ab hier schöpfte ich wieder allen Mut zusammen den ich hatte. Noch einmal würde mich jedenfalls niemand in ein dunkles Loch stecken! Das schwor ich mir, den Griff des Dolches noch entschlossener umklammernd, während ich mich aufmerksam nach allen Seiten umsah. Doch nichts und niemand war zu sehen. Nur ein paar undefinierbare Geräusche vom Eingang her, die sich wie lautes Schnarchen anhörten.


    "Hier entlang, schnell!", kam von Esther die Aufforderung und schon hatten wir die Halle wieder verlassen und fanden uns kurz darauf in einer kleinen kleinen Kammer wieder. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die wenigen Gegenstände darin und erkannte sofort Tilla, die auf einem Bett lag und schlief. … "Hier nimm den Jungen! Ich muss mich um Mia kümmern … oh ... w..was ist das?" - "Mia? …und was ist was?" Das ging mir fast ein wenig zu schnell da ich kaum Zeit fand mich zu orientieren. Mechanisch nahm ich den kleinen Jungen aus ihren Händen entgegen und blickte die Frau verwirrt an, da diese sich plötzlich neben dem Bett auf die Knie fallen ließ und heftig zu weinen begann. "Ehm …was ist mit dir, was sind das für Bilder ... Tilla?!", fragte ich vorsichtig nach. Eine direkte Antwort erhielt ich allerdings nicht mehr von ihr, dazu schien Esther schon viel zu weit weg in ihren Gedanken zu sein …


    "Sieh doch nur ... das ist sie. Das ist meine Mia. … Meine Mia! … Oh nein, was für eine schlechte Mutter bin ich, dass ich mein Kind allein gelassen habe. All die Jahre … nicht bei ihr war … sein konnte … ", wisperte Esther schluchzend vor sich hin ohne den Blick von den Zeichnungen zu nehmen. Sie sackte kraftlos in sich zusammen, in der Sekunde, in der all ihre Hoffnung zu schwinden drohte. Das war zu viel. Diese Bilder zeigten das, was sie in all den Jahren nicht zu denken gewagt hatte. Sich einfach vorzustellen wie es hätte sein können, Tilla aufwachsen zu sehen, bei ihr zu sein, für sie zu sorgen - "Wie kann ich das je wieder gut machen, dass ich so kläglich versagt habe sie zu beschützen ... "

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    Und wenn jemand den Römern sagt, dass all die Gesuchten hier in diesem Versteck zu finden sind? Es waren Tillas stumme Worte, die Esther einfach mitgenommen hatte. Ja diese Frage hatte sie sich nicht nur einmal gestellt. Aber wer außer ihr hätte dies tun sollen und welche Gelegenheit hätte sie gehabt von hier zu entkommen. Keine außer der Einen, damals, als sie sich mit Tilla davon geschlichen hatte. Hinaus in die Wüste um lieber dort zu sterben, ehe sie ihr Baby dieser Wahnsinnigen überlassen würde. Doch was dort draußen in der Wüste geschehen war verdrängte Esther vorerst wieder. Sie hatte einen Plan gefasst und dieser musste einfach gelingen!


    Nachdem Esther ihre Kammer verlassen hatte schlug sie schnellen Schrittes den Weg zur Vorhalle des Tempels ein, von wo aus deutlich Stimmen und Gelächter zu hören waren. Angewidert verzog Esther das Gesicht bei dem Gedanken an Marduk und seine Männer, die dort ihr Lager aufgeschlagen hatten und ihre erfolgreiche Rückkehr feierten. Die werden sich noch wundern! In dem Moment als Esther zu ihnen trat setzte sie ein falsches und gleichwohl triumphierendes Lächeln auf. Wie so oft bediente sie die Kerle auch heute Nacht, reichte ihnen das Essen und schenkte vor allem den guten Wein mit besonderem Vergnügen nach. "Trinkt! Ja trinkt nur auf die Rückkehr der kleinen Träne", ermunterte sie die Männer dabei umschmeichelnd auch wenn es sie viel Überwindung kostete, sich von diesen halbbetrunkenen Kerlen betatschen zu lassen.


    Aber es musste sein und jedesmal wenn sie einen neuen Krug mit Wein holte, schüttete Esther unbemerkt etwas von einem Pulver in den roten Beerensaft, welches sie in einem kleinen Beutel bei sich trug. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie so etwas tat und dieses Mittel würde sicher reichen um die Kerle für längere Zeit in das Reich der Träume zu schicken. Hoffentlich! Danach wäre nur noch Janus übrig, der unten in den Katakomben Pumilio und Hektor bewachte und natürlich Neith, die sich in die ehemalige Grabkammer des Priesters zurück gezogen hatte um dort zu meditieren.


    "Ich bin gleich zurück. Ich bringe nur schnell Janus etwas zu essen. Der Arme! Er muss unten alleine Wache halten, während ihr fröhlich feiert" Unter diesem Vorwand zog sie Esther schließlich lachend und scherzend zurück. Sie trug das Tablett mit Brot, Fleisch, Käse und einem Krug Wein darauf hinunter in das Labyrinth aus engen Gängen und Kammern, welche im spärlichen Licht der wenigen Fackeln wie ein undurchdringbares Hindernis wirkten.


    "Halt wer da? … was willst du hier?", rief plötzliche eine Stimme aus dem Halbdunkel und schon tauchte Janus im Schein einer Fackel auf. Misstrauisch beäugte er die Frau obwohl er sie bereits erkannt hatte und leckte sich beim Anblick der Speisen erwartungsvoll über die Lippen.


    "Nun hab dich nicht so Janus. Ich bin es doch, Esther! Ich bringe dir und den beiden Gefangenen etwas zu essen und zu trinken", erklärte die Sklavin mit ruhiger Stimme ihre Anwesenheit hier unten.


    "Oh für mich? Das wurde aber auch Zeit", rief Janus erfreut über das unerwartete Mahl aus und nahm das Tablett fordernd an sich. "Das Fleisch, der Käse und der Wein gehören mir. … Da! die beiden Gefangenen können etwas Brot haben. Sie brauchen ohnehin nicht mehr viel, da sie morgen sterben werden. … Aber löse ja nicht die Fesseln, hörst du!", hämisch grinsend setzte sich Janus auf einen kleinen Schemel. Den Schlüssel und ein Stück von dem Brotlaib warf er achtlos zu Esther, ehe er sich schmatzend über das Essen her machte.


    "Natürlich nicht, Janus! …", erwiderte Esther darauf hin nur mit süßer Stimme und einem verachtenden Blick in seine Richtung. Sie öffnete die Türe, trat ein und im Schein der Fackel erkannte sie sogleich den Mann und das Kind. Zeit für irgend welche Worte blieben nicht mehr. Sie legte einen Finger an ihre Lippen und holte mit der anderen Hand den verborgenen Dolch unter ihrem Gewand hervor. Damit zerschnitt sie die Fesseln und drückte Hektor das Messer sogleich in die befreiten Hände. Ein leichtes Nicken mit dem Kopf zur Türe hin und Hektor verstand, was er zu tun hatte.


    Janus hingegen war so vertieft in sein letztes Mahl auf Erden, dass er gar nicht mit bekam was sich da in seiner Nähe abspielte, wie sich der Grieche vorsichtig von hinten an ihn heran schlich um sein tödliches Werk zu verrichten. Erst als sich eine kalte Hand auf seinen Mund presste wusste Janus, dass es zu spät für ihn war und einen Herzschlag später starrten seine weit aufgerissenen Augen leblos in die Dunkelheit, die ihn von nun an und für immer umgeben sollte ...

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    Die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen gepresst hörte Esther einfach nur zu während sie nebenbei für Tilla etwas zu essen und zu trinken brachte. Sie brannte darauf mehr zu erfahren und gleichzeitig war sie entsetzt über das, was Tilla über ihr bisheriges Leben erzählte. Von diesem grausamen Herrn und ihre Flucht, das Leben bei den Straßenkindern und letztendlich von dem alten Ehepaar an das sich Esther noch gut erinnern konnte. Wenigstens die Benedettos waren gut zu Tilla gewesen wie sie es versprochen hatten. Wenngleich es ein schwacher Trost war, angesichts dessen was das Schicksal ihnen allen zugemutet hatte. "Mio und Maja sind also auch … tot", wiederholte Esther flüsternd die Namen und schüttelte fassungslos den Kopf.


    Die vielen Fragen und Ängste de Mädchens ließen Esther immer unruhiger werden. Sie fühlte sich so ohnmächtig und doch trug sie allein die Schuld und die Verantwortung für das Geschehene. "Ich werde später nach dem kleinen Pumilio sehen, wenn du schläfst Mia …", versprach Esther und lächelte leicht, damit sich Tilla hoffentlich nicht mehr so viele Sorgen um ihn machte.


    Seufzend rutschte Esther dann auf das Lager, legte sich seitlich neben Tilla und stützte den Kopf mit einer Hand so ab, dass sie dem Mädchen nachdenklich, aber auch mit einer Art Verliebtheit in die Augen blicken konnte. Einen Moment nur zögerte sie ob Tilla in der Verfassung wäre mehr zu efahren, doch dann begann sie mit sanfter Stimme die Geschichte zu erzählen welche viele, aber sicher nicht alle von Tillas Fragen beantworten würde:


    "Das Grabmal hier wurde vor sehr langer Zeit zu Ehren eines ägyptischen Priesters erbaut. Ich kenne seinen Namen leider nicht, aber in den wenigen erhaltenen Hieroglyphen steht überliefert, dass er hier lebte und mit Hilfe seines ... deines Amuletts das Wasser beherrschen konnte. Er konnte das Land fruchtbar werden lassen, es sogar überschwemmen wenn er wollte … Damals wusste wohl niemand von der unterirdischen Quelle, die hier unter dem Fels entspringt und nicht weit von hier eine kleine Oase speist. Du hast sie bei eurer Ankunft sicher nicht gesehen, da sie auf der anderen Seite des Felsmassivs liegt. … Das Wasser versiegt allerdings wieder noch ehe es das Meer erreicht. Die Delphine können uns also nicht besuchen kommen wie du sagst. Sie sind vielmehr Symbol für die Kraft des Wassers an sich, so wie das Amulett ...." Esther machte eine kurze Pause und betrachtete nachdenklich den Stein um Tillas Hals, der auf solch wunderliche Art zu einem Teil ihres Lebens geworden war. Es fiel ihr plötzlich gar nicht mehr so schwer darüber zu reden, aber sie konnte auch gar nicht anders als das zu erzählen, was gleichermaßen ihrer beider Schicksal war.


    "Aber das ist sehr sehr lange her. Der Priester geriet in Vergessenheit, bis Grabräuber seinen Tempel entdeckt und ihn geöffnet haben. Sie fanden die Quelle und da Wasser etwas sehr Kostbares ist in dieser unwirtlichen Region, wurde der Ort schnell zu einem begehrten Versteck. ... Für Diebe, Räuber und Schmuggler - weißt du, die Menschen da draußen wollen gar nicht weg von hier, viele können es auch gar nicht da die Römer sie sofort verurteilen und töten würden, wenn sie sie finden. … Doch hier haben die Römer bislang noch nicht gesucht, wahrscheinlich da es in dieser Einöde nicht wirklich viel lohnendes zu finden gibt ", erklärte Esther dem Mädchen, was es mit dieser verschworenen Gemeinschaft auf sich hatte. Wenn es doch nur dabei geblieben wäre …


    "Doch eines Tages kam Neith hierher und alles änderte sich von diesem Moment an. Neith, diese … diese …" Schlange mit ihrem Gift! Esther musste kurz durch atmen, um die aufkeimende Wut hinunter zu schlucken: "Sie liebte es schon immer Andere zu beherrschen und in diesem Tempel fand Neith nicht nur das Amulett des Priesters sondern auch eine Möglichkeit sich selbst - mit Hilfe seiner Geschichte - zu einer Göttin zu machen. Eine Prophezeiung, über eine Sintflut, die nur sie herauf beschwören könnte. … ", Esther war mittlerweile so vertieft in der Erzählung, dass sie gar nicht mehr innehalten konnte. Dieser Wahnsinn musste endlich ein Ende haben! "Neith verstand es prächtig, vor allem die Männer in ihren Bann zu ziehen. Mit allen Mitteln die ihr zur Verfügung stehen um sie regelrecht abhängig von sich zu machen, allen voran Marduk …" Esthers Blick schweifte unbewusst hinüber zu der Truhe, in der sich das Geheimis von Neiths Erfolg befand. Verschiedenste Opiate und Gifte, aus denen sie für ihre Herrin so manchen Trank zusammen brauten musste, um die Sinne der Männer zu benebeln, oder sie für immer zum Schweigen zu bringen.


    Je nach Bedarf. Doch darüber schwieg Eshter wohl weislich, um Tilla nicht noch mehr aufzuregen. Bis hierhin war die Geschichte sicher schon aufregend genug für das Mädchen und mittlerweile war es auch schon spät. Doch gäbe es überhaupt einen Morgen und eine weitere Gelegenheit, um ihr die ganze Wahrheit zu sagen?


    Eshter brachte es nicht über das Herz es auszusprechen, stattdessen strich sie Tilla zärtlich über die Stirn und sah sie flehentlich dabei an. "Ich weiß das es weh tut und ich fühle, wie sehr du dich eigentlich freuen möchtest .… Aber hab keine Angst und vertrau mir, vertrau vor allem deinem Schicksal. … ", erklangen plötzlich sehr seltsame Worte aus Esthers Mund, ehe sie sich mit einem aufmunternden Lächeln von Tilla löste: "Und nun versucht zu schlafen, damit du schnell zu Kräften kommst. … Ich werde nach Pumilio sehen und rechtzeitig wieder bei dir zurück sein …" Mit diesem Versprechen verschwand die Sklavin einfach und ließ Tilla alleine zurück. Allein in genau jenem Raum, in dem sie einst zur Welt gekommen war ...


    ... als unschuldiges Baby und damit rein und weiß im Gewissen. So wie ein unbeschriebenes Blatt Papier das nur darauf wartete vom Leben, wie vom Schicksal gezeichnet zu werden. … Oder wie eine leere Tafel, wie man es eben sehen wollte ...

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    Die Mischung aus Freude, Trauer, Hoffnung und Verzweiflung, wollten Esthers Tränen einfach nicht versiegen lassen. Was nur sollte sie nur tun nach all den Jahren? Sich freuen, hoffen, trauern, zweifeln, fluchen - Nie waren ihre Gefühle zerrissener wie in diesem Augenblick, da all ihre Hoffnung, der Glaube an die Götter und an die Gerechtigkeit des Schicksals mit einem mal dahin waren.


    "Ach ihr Götter was soll ich nur tun?", wisperte Esther immer und immer wieder und erst als Tilla seufzend nach ihrer Hand griff, erwachte auch die Sklavin aus ihren wirren Gedanken. Schnell versuchte sie die Tränen beiseite zu wischen, durch die sie nur verschwommen die Gebärden des Mädchens sehen konnte und mit Mühe gelang es ihr sogar zu verstehen was Tilla ihr mitteilen wollte.


    "Oh gleich so viele Namen besitzt du?", meinte Esther leise und versuchte das schwache Lächeln des Mädchens zu erwidern. Mit den Fingern strich sie vorsichtig eine Locke aus Tillas Gesicht, ehe sie die Hand langsam zurück zog und dabei zärtlich die Wange des Mädchens berührte. "M .. Mia gefällt mir gut. Darf ich dich so nennen, wer gab dir diesen Namen?", fragte Esther unsicher nach in dem Bewusstsein, dass sie selbst nie einen anderen Namen kannte wie den, welchen Neith für die kleine Träne gewählte hatte … 'lacrima'


    Diese falsche Schlange! Augenblicklich spannte sich Esthers ganzer Körper bei dem Gedanken an Neith und wie Tilla sie auch noch als 'Mutter' bezeichnete. Ihr Blick fiel auf das Amulett um Tillas Hals und erneut packte Esther die Wut. Dieser ganze Irrsinn wegen eines einfachen Steines und einer Verrückten, die voller Verblendung und mit ihrer Gier nach Macht Andere ins Verderben stürzt. "Neith ist … sie ist ... " nicht das was sie vorgibt zu sein. Esther biss sich augenblicklich auf die Zunge und schluckte schwer, da sie nicht wusste wie sie Tilla das alles erklären sollte - je erklären könnte.


    So schnell wie sie Tillas Blick aus wich, zog sie das Fell wieder hoch über die Schultern des Mädchens und flüchtete sich in die Erklärung eines Teils des Ganzen. "Dies hier war einst ein heiliger Ort. Ein Grabmal unter dessen Fundament, tief unten im Gestein eine Quelle entspringt. Im Laufe der Zeit wurde daraus ein Versteck von Schmugglern und Dieben, bis eines Tages Neith erschien und seitdem über alles und jeden hier herrscht - lange schon bevor es mich hierher verschlug. ... Aber das ist eine sehr lange Geschichte ... ", versuchte Esther der Wahrheit auszuweichen, was ihr jedoch nicht gelang, da das Vergangene sie längst eingeholt hatte - Sie selbst und vor allem auch Tilla! Hatte das Mädchen nicht auch ein Recht darauf es zu erfahren? Nach all dem, was sie in dem fernen Rom alles erleiden musste.


    Einen Herzschlag lang zögerte Esther, hatte sie die Lippen noch geöffnet um die ganze Wahrheit endlich auszusprechen. Doch erneut versagte ihr die Stimme. Zu sehr drängte die Zeit, die ihnen noch bleiben würde. Sie mussten fliehen, noch heute Nacht! Während Neith, unten in der alten Grabkammer, ihren eigenen Wahnsinn zelebrieren und Marduk mit seinen Männer die Rückkehr feiern würde, wäre dies die einzige Gelegenheit dazu. "Wie fühlst du dich eigentlich Mia. Glaubst du, dass du aufstehen kannst? … Ich mache dir am besten etwas zu essen und dann werden wir sehen, ob wir nicht deine beiden Freunde finden …", vollendete Esther schließlich den Satz mit einem aufmunternden Lächeln. Der Plan musste einfach funktionieren, damit der Weg des Schicksals nicht hier und jetzt zu Ende wäre ...

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    Dieses hämische Grinsen von Neith war einfach widerlich. Esther kannte dieses Grinsen nur zu gut, hatte es in all den Jahren zu oft sehen müssen und sie wusste auch, dass der Zeitpunkt gekommen war, an dem sich der Wahnsinn aufs Neue vollziehen würde. Immer und immer wieder. Die Göttin dürstete nach Blut und sie, ihre Sklavin, sollte dafür sorgen, dass sie es bekäme. Und das schon morgen …


    Die Sklavin warf einen bösen Blick hinter ihrer Herrin her und fand allein darin ihre Kraft, dass sie damals, vor fünfzehn Jahren, über Neith triumphiert hatte. So lange war es schon her, dass man ihr das Herz heraus gerissen hatte, indem man ihr das Liebste nahm und noch immer blutete diese Wunde tief in ihrem Leib, auf ewig. Würde dieser Irrsinn denn nie ein Ende haben?


    Esther wandte den Blick zu Tilla und als sie sah wie aufgeregt und hilflos das stumme Mädchen wirkte, versetzte es der Sklavin einen schmerzlichen Stich. Seltsam, dass es ausgerechnet die Stelle traf, an der sie so lange schon nichts mehr gespürt hatte. Fast schon ein zu vertrautes Gefühl, nach all den Jahren. War es wegen ihr? "Schhhh, ruhig. … Beruhige dich Mädchen. Ist nicht so wichtig, was ich gerade gesagt habe!", erwiderte Esther schnell und nahm dankbar das Tuch entgegen, um sich damit das Blut aus dem Mundwinkel zu wischen . "Kein Wunder, dass du so verängstigt bist, so wie ich gerade aussehe nicht wahr? Aber siehst du, ist halb so schlimm", versuchte Esther Tilla zu beruhigen und ein warmes Lächeln umspielte dabei ihre Lippen, als Tilla sie tröstend umarmen wollte.


    "Wie ist denn dein Name?", wollte die Sklavin gerade als nächstes fragen, aber da sackte Tilla unvermutet in ihren Armen zusammenzusammen.


    Esther war völlig überrascht und ehe sie weiter denken konnte, bemerkte sie das funkelnde Amulett um Tillas Hals. Ihre Augen weiteten und es genügte allein der Blick auf den nackten Rücken des Mädchens um die schrekclihe Gewissheit zu haben.


    "Nein, oh nein. Ihr Götter bitte, … lasst das nicht wahr sein!!!", hauchte Esther voller Entsetzen und beinahe wäre auch sie in Ohnmacht gefallen. Keuchend und würgend versuchte sie gegen die aufkommende Dunkelheit anzukämpfen, gleichbedeutend mit diesem einen Kampf, den sie gegen Neith schon gewonnen geglaubt hatte.


    Irgendwie schaffte es Esther schließlich aufzustehen, taumelnd zwar, aber Tilla dennoch fest und sicher in ihren Armen haltend. So eilte sie in die Gemächer ihrer Herrin, vorbei an dem prunkvoll eingerichteten Raum in dem Neith, auf einem riesigen Lager aus Fellen zu nächtigen pflegte, hinein in ihre kleine Kammer.


    Dort angekommen legte Esther das bewusstlose Kind ganz behutsam auf ihrem eigenen Lager ab, deckte es mit einem Fell zu und schickte sich anschließend an, eine Schüssel mit Wasser, Tücher und einen Korb voller Kräuter herbei zu holen.


    "Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antun wird, das verspreche ich dir …", murmelte Esther immer wieder ganz leise vor sich hin. Ihre Stimme zitterte regelrecht vor Aufregung auch wenn sie äußerlich versuchte ruhig zu bleiben, um sich ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Die Wunde musste gereinigt und dafür gesorgt werden, dass das schmutzige Blut nicht weiter Tillas Körper vergiften konnten. Zum Glück kannte sich Esther mit Kräutern gut aus und sie wusste genau was zu tun war, um Tilla zu retten. Doch nicht für Neith und diese Zeremonie tat sie dies, sondern einfach weil sie nicht anders konnte.


    "Ich brauche nur etwas Zeit … etwas Zeit jawohl, dann wird alles gut, hörst du? … Ich werde schon dafür sorgen, dass dir nichts passiert. … Wir werden einfach sagen, dass du noch nicht bei Kräften bist. Nicht morgen! Sie wird auf mich hören, sie muss einfach …", schmiedete Esther ganz leise einen Plan, während sie sich weiter um die bewusstlose Tilla kümmerte, ihr zärtlich durch das Haar strich und dabei still vor sich hin weinte ...

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    Es war eine Vision der sie folgte, seit sie denken konnte und die sie zu dem gemacht hat, was sie schon immer sein wollte: Eine Göttin! Neith die Herrscherin, über ein kleines Volk, in dieser Abgeschiedenheit und unbeachtet vom Rest der Welt. Doch dies würde nicht mehr lange so bleiben. Sie alle waren zu einer viel größeren Sache auserkoren! Neith wusste es, wusste es schon immer und deshalb war es an ihr, ihre Anhänger zu führen und über sie und den Weg zu bestimmen, den sie zusammen gehen würden.


    Von daher kam die Göttin gar nicht damit zurecht, dass sich Tilla dagegen sträubte ihr zu folgen. Genervt hielt sie inne, packte das heruntergerutschte Kleid und drückte es Tilla ungeduldig zurück in die Hände. "Jetzt hab dich nicht so und komm endlich! … Und was ist nun, bist du nun krank oder nicht? ", fragte sie ungeduldig nach, ohne die Fragen des Mädchens überhaupt wahrgenommen zu haben. Doch was war das? Erst jetzt bemerkte es die Göttin. Tilla bewegte nur lautlos die Lippen indem sie ihr etwas antworten wollte. Die Augen der Königin wurden langsam immer größer und begannen dunkel zu funkeln, als sie begriff was es damit auf sich haben musste.


    Einen Herzschlag lang verharrte Neith stumm, doch gleich darauf hallte ihre Stimme von den Wänden wieder.


    "MAAAAARRRRDUK was soll das, wo ist ihre Zunge? ... Du Nichtsnutz! Sieh dir an was du mir zurück gebracht hast, nach all den Jahren. Konntest du nicht auf sie aufpassen … damals schon? Oh ich sage dir eines, wehe dir und deinen Männern, wenn sich die Prophezeiung deinetwegen nicht erfüllen wird, dann dann … "


    Fauchte die Schlange außer sich vor Wut, sprach ihren Fluch über Marduk und weidete sich an der Angst, die aus seinen Augen zu ihr sprach. "Du weißt, was dann passieren wird!" Neith herrschte - ohne jeden Zweifel - nur mit Worten, ohne dabei ihre unnahbare Haltung aufzugeben. Immer noch stand sie fast unbewegt da, schwebte über allem und sah angewidert auf diese Sterblichen herab.


    "Aus meinen Augen jetzt, ihr alle! Und wagt es ja nicht mich vor Morgen früh wieder zu stören. Bereitet alles für die Zeremonie vor und sperrt die beiden da in eine der Kammern. Sie sollen ruhig dabei sein und vielleicht wird ihr Opfer den Zorn des Wassergottes besänftigen den du, Marduk, herauf beschworen hast … "


    Erneut funkelte Neith die Männer böse an, verbreitete Angst und sprach in Rätseln. Mit einer scheuchenden Handbewegung deutete sie auch auf Hektor und Pumilio und wischte sie alle zusammen aus der Halle hinfort.


    Marduk und seine Leute folgten ohne jeden Mucks und so dauerte es nicht lange, dann standen Neith und Tilla alleine in dieser großen Halle, unweit des Altars. Erst jetzt entspannten sich Neiths Gesichtszüge wieder. Schlagartig, von einem Moment auf den anderen lächelte sie und sah Tilla fast mitleidig an. "Und jetzt zu dir du armes Ding. Meine Sklavin wird sich deine Wunden ansehen, schließlich musst du bei Kräften sein, wenn du morgen …"


    Oh nein! Neith sprach den Satz nicht zu Ende, sie lächelte nur hintergründig und rief stattdessen nach ihrer Sklavin: "Esther … Komm und sieh dir an, wen wir hier haben! … Mein Kind ist zurück. Hörst du? Meine kleine Träne ist wieder da!"


    Es dauerte nicht lange, da erschien aus einer der Seitentüren eine Frau. Sie trug eine einfache zerschlissene Tunika und das leicht ergraute Haar war zu einem schlichten Knoten hochgesteckt. "Du wünschst? … ", fragte sie mit müder Stimme während sie langsam näher kam und mit den hängenden Schultern und ihren kraftlosen Schritten, wirkte die Sklavin alt und gebrechlich. Erst als sie Neith und Tilla erreicht hatte wurde klar, dass sie kaum älter als die Göttin selbst sein konnte.


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    Esther warf einen flüchtigen Blick zu Tilla und fast unmerklich spannte sich ihr ganzer Körper in dem Moment. "Wann wirst du endlich aufhören mich damit zu quälen Neith? Nach all den Jahren in denen deine Worte nichts weiter waren als nur Schall und Rauch. Genügt es dir nicht, dass du mir … ", hob Esther zum sprechen an und mit einem Mal waren ihre Augen voller Leben. Sie sah zu Neith und deutlich war der Hass darin zu erkennen, der einzig und allein der Göttin galt. Es begann ein regelrechter Kampf der Blicke, mit denen sich die beiden Frauen zu vernichten versuchten, doch am Ende konnte es nur eine Gewinnerin geben.


    Neith trat einen Schritt auf Esther zu und einen Herzschlag später fiel die Sklavin auch schon auf die Knie. Ein dünner Streifen Blut rann aus ihrem Mundwinkel, genau dort, wo der Schlag der Göttin sie verletzt hatte.


    "Halt sofort deinen Mund und wage es ja nicht noch einmal mich so anzusehen. Dafür wirst du noch die Peitsche zu spüren bekommen. Aber nicht jetzt. … Zuerst bringst du die kleine Träne in meine Gemächer und kümmerst dich um ihre Wunden verstanden? Sorge zudem dafür, dass sie bei Kräften ist für die Zeremonie. ... Falls du mich suchst, ich bin unten in der Gruft und komm ja nicht auf dumme Gedanken, Esther, hörst du? … Noch einmal werde ich nicht so gnädig sein und dich am Leben lassen, so wie damals. Oder willst du, dass Marduk und die all die anderen erfahren, wer in Wirklichkeit die Verräterin war?"


    Mit dieser dunklen Drohung aus längst vergangenen Tagen entfernte sich Neith schließlich von den beiden und ließ ihre Sklavin am Boden liegend zurück. Diese begann sich indes langsam aufzurappeln, wobei sie kaum hörbar zu sich selber sprach: "Ich wünschte du hättest mich damals schon getötet du Miststück ..."

    Das soll also Mutter sein?, stellte ich mir ungläubig die Frage während ich mit Entsetzen mit verfolgen musste, was da gerade vor meinen Augen ablief. Diese Neith machte sich über ihr verlorenes Kind her, wie die Schlange über die Maus und die arme Tilla nannte sie dabei auch noch "Mutter". Das konnte doch nicht wahr sein!


    Unruhig rutsche ich auf meinen Knien und überlegte, ob ich nicht einfach aufspringen sollte. Doch einen Seitenblick zu Janus und dem Dolch den er stets griffbereit hielt, belehrten mich eines besseren. Das würde letztendlich Tilla und dem Jungen nicht helfen. Nein! Ich musste abwarten und weiter auf eine günstige Gelegenheit hoffen, sofern diese je käme.


    Ich trug ja immer noch Tillas Messer bei mir, in einem kleinen Beutel um den Hals. Allerdings so herum, dass er im Nacken unter meinem langen Haar verborgen war. Kein besonders gutes Versteck aber ich dankte auch unablässig den Göttern dafür, dass diese Kerle mich nicht besonders gründlich durchsucht hatten. Wahrscheinlich hielten sie es nicht für nötig bei einem einzelnen Gegner, oder sie waren sich ihrer Sache einfach zu sicher.


    So sicher wie für mich fest stand, dass diese Neith und die Anderen hier allesamt verrückt sein mussten. Verblendete Fanatiker, die anscheinend an diesem Amulett und an Tilla ihren Narren gefressen hatten. Voller Verblendung. Nur was sollte das bringen und vor allem was erhofften sie sich nun von ihr. Sollte Tilla etwa eine Art "Erlöserin" sein? So was gab es ja in der Vergangenheit schon öfters und man wusste auch, wo das meistens endete … am Kreuz!


    Ausgerechnet diesem Moment wanderten meine Augen hinüber zu dem Altar und von dieser Sekunde an wollte ich mir eigentlich gar nicht mehr so genau ausmalen, was diese Rabenmutter mit ihrem Kind so alles vor haben könnte ...

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    Gehüllt in ein blutrotes Gewand, welches ihren schlanken Körper schmeichelnd umfloss, betrat Neith die Halle und schritt gemächlich auf die Ankömmlinge zu. Das Kleid reichte bis zum Boden, verdeckte ihre Füße und erweckte so den Eindruck sie würde schweben. Ein goldenes Geschmeide, in Form eines Falken mit ausgebreiten Flügeln zierte ihr Dekolleté, dazu trug sie zwei goldene Armreife und einen Gürtel aus Goldelementen. Das Gewand selbst wurde gehalten von zwei Fibeln in Form von Schlangenköpfen. Doch das Geschmeide war nichts gegen die Frisur, bei deren Anblick jede römische Patrizierin sofort vor Neid erblasst wäre. Das pechschwarz glänzende Haar war kunstvoll aufgetürmt und so geschickt geflochten, dass es im flackernden Licht des Feuers zum Leben erweckt wurde. Wie sich windende Schlangen, die das Haupt der Frau in eine Meduse verwandelten.


    "Was hast du mir denn diesmal Schönes mitgebracht? … Ist es das was ich denke. Gold, Schmuck, Edelsteine, … wieder einmal? , seuftze Neith gelangweilt über Dinge, die manch anderen in Verzückung versetzt hätte. "Oh bitte sag mir nicht, dass deine Suche wieder einmal erfolglos war! … Marduk Marduk, was soll ich nur mit dir machen?", ganz leise sprach sie und umso gefährlich klang es aus ihren blutroten Lippen. Die mit Ruß umrandeten Augen stachen auf den Hünen herab und dieser wirkte mit einem Mal richtig klein, in diesem bizarren Schauspiel. Kurz warf Neith einen abfälligen Blick auf die Besucher, taxierte Tilla einen Herzschlag lang, ohne sich weiter für sie zu interessieren.


    "Nein nein nein… Neith, meine Göttin! Bitte hör mich an.…Ich ich habe dir das Amulett und die kleine Träne zurück gebracht" In einer Mischung aus Freude, Angst und Ehrfurcht stammelte Marduk völlig aufgelöst vor sich hin und verneigte sich noch tiefer vor seiner Herrin. Aber auch seine Männer duckten sich eingeschüchtert von einer einzigen Frau auf den Boden, was die Szene noch bizarrer erscheinen ließ.


    "Das Amulett?? …", nun versagte auch Neith kurz die Stimme. Überrascht und doch gefasst wirkend war sie mit ein paar Schritten bei Tilla. Wer sonst hätte es sein können. "Du! … Steh auf!", befahl sie mit kühler Stimme und ihr Gesicht verriet nichts von den Gefühlen, die sich dahinter verbergen mochten. Reagierte so eine Mutter, die ihr Kind nach vielen Jahren endlich wiedergefunden hatte? Die spinnenartigen Finger der Göttin griffen nach dem Amulett, befühlten es andächtig, bevor sie Tilla am Stoff ihrer Tunika packte. "Dreh dich um. Lass mich deinen Rücken sehen!" Mit einem Ruck zog Neith das Kleid des Mädchens auch schon herunter. So weit, dass sie einen Blick auf die Stelle werfen konnte, an der sie ein tropfenförmiges Muttermal erwartete. "Das Mal! Sie ist es!... Du bist es wirklich! … Oh mein Kind, wo hast du nur die ganzen Jahre über gesteckt? Endlich hab ich dich wieder!!", stieß Neith einen tiefen Seufzer aus, mit dem sie sich vor Tilla auf die Knie fallen ließ.


    Die Göttin wirkte wie verwandelt und doch mangelte es der Umarmung an Wärme und Herzlichkeit, mit der sie Tilla kurz an sich drückte. Eine viel zu kurze, fast verlogen wirkende Berührung angesichts dessen, was geschehen war und noch geschehen würde. Das Schicksal hatte sie getrennt und nun waren sie wieder vereint. Die Prophezeiung! Nur daran dachte Neith. "Genug, … nun da du endlich zurück bist, gilt es alles für deinen Ehrentag vorzubereiten!Wir haben keine Zeit zu verlieren", sprach Neith regelrecht in Rätseln während sie Tilla wieder von sich schob. Warum nur diese Hektik? Doch da bemerkte Neith den dunklen Strich unter Tillas Haut und ihre Miene verfinsterte sich. Sie packte Tilla am Arm und besah sich die Stelle genauer. "Was ist denn das? Bist du krank?" Einen Moment lang schien Neith zu überlegen und vieles abzuwägen. Dann zog sie Tilla an der Hand einfach mit sich. Weg von den Anderen, die für sie gar nicht mehr zu existieren schienen.

    Einem ehemaligen Soldaten wie mir sollte das Marschieren, durch die Wüste eigentlich nichts ausmachen. Dachte ich zumindest. Aber es war eine ganz schöne Anstrengung, muss ich sagen und da konnte ich mal sehen wie sehr ich aus der Übung war, seitdem ich als Sklave mein Leben fristete. Wie viel anstrengender mochte es da für Tilla und Pumilio sein, die eine solche Strapaze wohl noch viel weniger kannten. Ich machte mir Sorgen um die Beiden und noch viel größere Sorgen machte ich mir, als wir diesen seltsamen Knochenfriedhof erreichten. Abergläubisch war ich zwar nicht gerade, doch irgend ein Geheimnis musste sich hinter dieser seltsamen Anhäufung von Knochen und der dunklen Felsspalte, auf die wir zu steuerten sicher verbergen.


    Und dieses Geheimnis sollte sich - in Teilen zumindest - lüften, nachdem wir die Felspassage hinter uns hatten. Oh was war denn das für ein seltsames Völkchen?? Lauter zerlumpte Gestalten, die sich hier in dieser Einöde ein heimliches Plätzchen zum Leben geschaffen hatten. Waren es Landstreicher, Schmuggler, Räuber, oder gar Mörder? ... hm, dann sollten die Knochen am Eingang wohl ungebetene Gäste abschrecken. Was zweifellos bei den meisten funktionieren würde. Nur wir, wir waren hier und bei dem Gedanken, dass wir hier ganz allein auf uns gestellt waren, wurde mir ganz und gar nicht wohler.


    Na gut! Eines musste man den Leuten zumindest zu Gute halten. Sie bewarfen uns nicht gleich mit Steinen. Die Begrüßung fiel sogar sehr freundlich, fast schon euphorisch aus was mich wiederum stutzig machte. Aber gut, vielleicht hatten wir ja Glück und diese Neith wäre eine ganz nette Person, die mit ihren Anhängern zusammen diesen alten verlassenen Tempel bewohnte und sich einfach eine schöne Zeit machte.


    Nur irgendwie wollte ich daran nicht mehr so recht glauben, nachdem wir die dunklen Hallen betreten hatten und uns um den Opferalter knien mussten. Dieser Ort war nicht heilig! Das fühlte ich. Marduk rief nach dieser Neith und für einen kurzen Augenblick hoffte ich, dass dies alles nur ein Traum wäre. Doch so war es nicht. Eine Stimme ertönte und spätestens jetzt zuckte ich ordentlich zusammen.


    "Du hast mich gerufen? … Marduk, mein lieber Marduk … ", erklang eine süßlich gedehnte Stimme aus dem Nichts. Ein Schatten begann über die Wände zu tanzen, zeichnete wirre Bilder im Lichte der Feuerbecken und ein ehrfurchtsvolles Raunen ging durch die Halle. Dort aus der Dunkelheit löste sich eine schlanke Gestalt, schwebend über dem Boden gleich kam sie näher und näher ... direkt auf uns zu ...

    Endlich! Nach einem langen Marsch durch die heiße und steinige Einöde erreichten sie endlich ihr Ziel. Doch dieses konnte man zunächst nicht sehen oder gar erahnen, lag es doch hinter einer kahlen Felswand verborgen, die scheinbar aus dem Nichts plözlich vor ihnen in den Himmel ragte. Kein Weg schien an ihr vorbei oder hinauf zu führen und erst beim Näherkommen konnte man einen schmalen dunklen Spalt entdecken, der wie der Schlund des Hades selbst wirkte. Um ihn herum lagen zahllose Knochen und Tierschädel verstreut und ein dumpfes Heulen, verursacht durch den Wind der sich durch diesen klaffenden Spalt hindurch drängte, mochte schnell den Irrglauben erwecken, dass in dieser pechschwarzen Höhle eine schreckliche Kreatur lauern könnte. Doch Marduk wusste es besser und so steuerten er und seine Männer gelassen darauf zu. Für Tilla, Hektor und den Jungen gab es hingegen keine Alternative. Sie mussten den Männern folgen und konnten nur darauf hoffen und vertrauen, durch diesen Eingang nicht in die finsterste Verdammnis zu gelangen.


    Doch zunächst sah es ganz danach aus, nachdem die Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit überschritten war und nur noch pechschwarze Nacht sie umgab. Die wenigen Fackeln vermochten diese Düsternis kaum mehr zu durchdringen bis endlich das Tageslicht, am anderen Ende des Tunnels den Weg und damit einen Hoffnungsschimmer wies.


    Sie traten aus der Dunkelheit zurück in das gleißende Licht der Sonne und vor ihnen breitete sich eine Ebene aus, ein kleines Tal, ringsherum komplett von steilen Felswänden umgeben. Nur durch diesen einen Spalt gelangte man hierher, doch verlassen war dieser Ort keineswegs. Überall verstreut standen Zelte und waren Menschen, die ihren alltäglichen Gewohnheiten nach gingen. Ein Lager! Waren es Schmuggler, Landstreicher oder sonstiges lichtscheues Gesindel? Für manchen mochte es durchaus den Anschein haben und es gab sicher einen driftigen Grund dafür, warum diese Leute freiwillig eine solche Abgeschiedenheit ihr Zuhause nannten. Hie und da hockten ein paar Männer auf dem staubigen Boden, redeten, würfelten oder tranken Tee. Dort standen Frauen um eine Kochstelle herum und bereiteten das Essen. Sogar Ziegen und Kamele konnte man sehen, die gelangweilt in der Sonne standen oder lagen. Nur eines fehlte seltsamerweise … das Gelächter und Geschrei von ... Kindern.


    Sehr schnell wurden die Ankömmlinge bemerkt und Leben kam in die verschworene Gemeinde. Etwa dreißig Männer und Frauen strömten von allen Seiten herbei und lautes Stimmengewirr empfing Marduk und seine Männer. "Seht doch nur, sie sind zurück! … Marduk ist zurück! … Tatsächlich! … Wer sind denn die anderen? … Ist sie das? … Ja, ja doch! … Endlich! … Sie ist es, sie ist heimgekehrt! … Preiset Neith! … Unsere Gebete wurden erhört! … Die Prophezeiung wird sich nun endlich erfüllen!! …"


    Doch der Hüne hielt sich nicht lange mit Erklärungen auf. Auch dem Jubel der Menge gab er nicht nach, es reichte schon das schmale Lächeln, mit dem er und seine Leute sich einen Weg durch die jubelnden Anhänger bahnten. "Lasst uns durch! … Ihr seht doch, dass sie es ist. Neith erwartet uns. Geht zur Seite und geduldet euch noch ein wenig! ..."


    Als die Menge seinen Worten endlich Folge leistete und vor ihnen auseinander wich, konnten Tilla und die Anderen endlich einen Blick auf das Ziel ihrer Reise werfen.


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    Ein in Fels gehauenes Relikt einer Hochkultur, die lange schon vor den Römern dieses Land bevölkert hatte. Ein Ort für die Ewigkeit, an dem vor vielen Jahren das Schicksal seinen Lauf nahm. Eine Prophezeiung! Anfang und Ende zugleich von dem, was für Marduk und die übrigen Anhänger von Bedeutung war und an das sie glaubten … glauben wollten ...


    Eine breite Treppe führte hinauf in eine Art Vorhalle, etwa zwanzig Meter hoch, fünfzehn Meter Breit und dreißig Meter lang. Eingerahmt von imposanten Säulen an den Seiten, die über und über mit befremdlich wirkenden Symbolen und Bildern beschriftet waren. Dazwischen brannten große Feuerbecken, die ein unheimlich flackerndes Licht hinauf zur Decke schickten und an einigen Stellen führten kleine Durchlässe hinab in ein weites Labyrinth aus Gängen und Kammern, die sich unter den Hallen befanden. Einige Lagerstätten gab es hier ebenfalls, die zweifellos Marduk und seinen Männern gehören mussten.


    Am Ende der Vorhalle ging es durch eine Pforte weiter, in das eigentliche Heiligtum des Tempels. Eine weitere Halle, etwas höher, breiter und länger als die Erste. Am hinteren Ende befand sich ein großer Steinquader, in dessen Mitte ein flaches Becken eingelassen war und von dem aus, schmale Rinnen nach allen Seiten verliefen. Unschwer konnte man darin eine Art Opferaltar erkennen. Wofür er wohl gedacht war?


    Marduk schritt unbeirrt darauf zu und je näher sie kamen, umso lauter wurde ein Rauschen das sich wie ein Wasserfall anhörte. Wasser, hier? Direkt hinter dem Altar endete die Tempelhalle abrupt, an einer natürlichen Felskante . Und tatsächlich! Dort unten in der ewigen Finsternis trat Wasser aus dem Fels heraus und verschwand ebenso plötzlich wieder unter dem Urgestein der Natur.


    Die Gruppe versammelte sich schließlich um den Altar, wobei man Tilla, Hektor und Pumilio zusammen stehen ließ. Sogar Marduk schien sich nicht daran zu stören. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Gefangenen und wirkte durchaus zufrieden, als er seine Stimme erhob:


    "Neith! … Neith meine Göttin. Erscheine und sieh, wen ich dir zurück gebracht habe!.. ", rief Marduk ehrfürchtig und voller Stolz, sodass es von den Wänden widerhallte. Mit theatralisch ausgebreiteten Armen stand er da und starrte in Richtung eines ganz bestimmten Eingangs, der sich an der Seite der Halle befand. "Kniet nieder!", befahl er dann und sah Tilla, Hektor und Pumilio eindringlich an. Der Befehl galt jedoch allen und so sanken er und seine Männer ebenfalls auf den kalten Steinboden und warteten, dass Neith endlich erscheinen würde …

    Dieser Marduk ist wirklich die Liebenswürdigkeit in Person. dachte ich nur so für mich und vermied es aber, den Kerl in irgend einer Form zu reizen. Wütend stieß ich nur die Luft zwischen den Zähnen hindurch und verzog mich, hinüber zu meinem Aufpasser Janus, der mich grinsend am Oberarm packte und noch ein Stück weiter fort zog, während Tilla diesem Marduk ins Gewissen redete. Gut so Tilla, gib´s ihm! Nur hatte ich leise Zweifel, dass sie bei dem Kerl Erfolg haben würde. Naja ein Versuch war es sicher wert.


    Dann war ich auch schon außer Hörweite und wurde von Janus weiter gezerrt. Widerwillig folgte ich ihm , sich dagegen zu wehren hätte ohnehin keinen Zweck gehabt und wäre sicher nicht zielführend gewesen, in der augenblicklichen Lage in der wir uns befanden. Pumilio war völlig apathisch und auch Tilla wirkte seit kurzem sehr erschöpft und irgendwie krank. Wenn ich uns also helfen wollte, dann musste ich - wohl oder übel - abwarten und auf eine günstige Gemeinheit hoffen. Doch ob diese je kommen würde? Mit einem Blick zu Janus und den übrigen Gefolgsleuten begann ich ernsthaft daran zu zweifeln, doch wie hieß es so schön .. 'Die Hoffnung stirbt zuletzt'. Also folgte ich und marschierte durch die flirrende Hitze der Wüste, verkniff mir jeden Kommentar gegenüber den Entführern und versuchte einfach, in Tillas Nähe zu bleiben.


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    Kurz sah er Hektor nach, wie der von Janus weggezerrt wurde dann wandte er sich wieder an Tilla. Reden! "Pah! Was interessiert es mich denn, dass er sich die Schuld dafür gibt. … Sei froh, dass ich ihn und diesen Hektor am Leben gelassen habe …", zischte der Hüne nur böse auf Tillas Worte zurück und winkte verächtlich ab. Aber halt, halt … warum denn so böse! Marduk schnaufte tief durch und ermahnte sich selbst seiner Vorsätze. "Nun ... deine Mutter wird schon wissen, was mit den beiden geschehen soll. Bald schon …", lenkte er schnell ein und beließ es dabei.


    Ein paar Mal war Marduk allerdings drauf und dran, seine guten Vorsätze über Bord zu werfen, da Tilla ihn mit vielen Fragen löcherte. Der Hüne atmete tief durch und schaffte es auch irgendwie ruhig zu bleiben, wenngleich er nicht gerade mit Gesprächigkeit glänzte: "Neith lebt schon immer hier … aber sie ist nicht allein! Sie ist schließlich eine Göttin. Und sie hat uns. Wir sind ihre Anhänger und gehorchen ihr bedingungslos. So will es die Prophezei ...huh, was meinst du damit? Es regnet hier doch … naja selten zwar, aber … ach, frag doch deine Mutter und jetzt halt endlich den Mund und spar dir deine Kräfte lieber fürs Laufen. Wir haben noch ein ganzes Stück vor uns.", wiegelte Marduk letztendlich das Gespräch ab und beschränkte sich während des Marsches nur noch auf die nötigsten Worte wie: "Los ... schneller ... nicht so langsam ... Wir sind bald da ..."

    Tja, da wären wir nun! Fern der Heimat - sofern ich Rom als meine Heimat bezeichnen wollte - und ohne jeden Schimmer, was uns hier in dieser Einöde erwarten würde. Sand, Felsen, Geröll ... Sehr einladend sah es hier nun wirklich nicht aus aber besser, wie noch länger in diesem stickigen Laderaum schmorren zu müssen. Doch irgend etwas mussten sich diese Halunken dabei gedacht haben, uns ausgerechnet hierher zu verschleppen. Besser gesagt Tilla. Marduk faselte ja ständig davon, dass er das Mädchen endlich zu ihrer Mutter bringen würde. Hoffentlich wäre die etwas freundlicher, da ich den schweren Verdacht hegte, dass ich und Pumilio längst überflüssige Anhängsel waren, welche früher oder später beseitigt werden sollten. Naja immerhin und warum auch immer zum Trotz, waren wir (noch) am Leben, wobei ich mir bei Pumilio da gar nicht mehr so sicher war. Der kleine Kerl wirkte immer apathischer, sagte kaum noch ein Wort und aß und trank fast nichts mehr.


    Viel tun oder helfen konnte ich leider nicht, da ich kein medicus war und man mir die Hände mit einem Sklaveneisen zusammen gebunden hatte. Wenn ich nur diese verdammten Ketten los bekäme, dann … hmm, dann hätte ich wahrscheinlich auch nicht viel gegen diese Bande ausrichten können. Es waren einfach zu viele und außerdem ließen sie mich auch kaum aus den Augen ... Verdammt, was glotzt du mich denn ständig so blöd an! , schnitt ich beiläufig eine Grimasse zu Janus - meinem persönlichen Aufpasser, dessen einzige Aufgabe darin bestand jeden meiner Schritte genau zu überwachen. Oh ja, da hatte Marduk wirklich den perfekten Mann für diese Aufgabe ausgewählt, denn an Janus könnte ich mich nicht mal von hinten anschleichen, ohne von seinem einzigartigen 'Panoramablick' erfasst zu werden. Und das wusste der Kerl genau, so wie er auf meine Grimasse hin nur gelassen zruück grinste Na warte, wer zu letzt lacht …


    Oh, Pumilio hatte gegessen! Bemerkte ich aus den Augenwinkeln heraus Tillas Gesten und wandte mich und meine Gedanken wieder von Janus ab. "Hmm, wurde auch langsam Zeit! … Ihm geht es gar nicht gut", stellte ich laienhaft die Diagnose, während ich mich zu Tilla und Pumilio setzte.


    "Vielleicht hat er irgendwo eine Krankheit aufgeschnappt. Hat er Fieber? … Wollen wir hoffen, dass dein Marduk uns schnell zu deiner Mutter bringt und die sich dann etwas fürsorglicher um dich und … den Jungen kümmert!!", bemerkte ich weiter und wirkte ungewollt etwas sarkastisch. Das wollte ich zwar nicht, aber gerade in dem Moment kam dieser Kerl auf uns zu. ...


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    "He du, rede nicht soviel! Stell dich da rüber! …", fuhr Marduks schneidende Stimme dazwischen und mit einem Kopfnicken gab er Hektor zu verstehen, sich zu verziehen. Dann ging der Hüne vor Tilla und Pumilio in die Hocke, wobei er den Jungen flüchtig musterte. Am liebsten hätte er ihn einfach hier zurück gelassen, doch das ging leider nicht so einfach. "Wie lange willst du ihn eigentlich noch mit dir herum schleppen ….", lang dauert es ohnehin nicht mehr, bis die beiden ihr Ende gefunden haben, meinte er nur kopfschüttelnd und verkniff sich den Zusatz gerade noch.


    "Wir brechen auf. Pack deine Sachen kleine Träne und meinetwegen, nimm auch diesen Wurm mit. … Kommt jetzt!" , meinte der Hüne schließlich und erhob sich wieder. Mit einem prüfenden Blick in die Runde gab Marduk das Zeichen zum Aufbruch, worauf sich der Trupp langsam in Bewegung setzte und immer weiter ins Landesinnere vordrang ...