"Letztendlich obliegt es doch der Frau, den Willen des Mannes so zu beeinflussen, auf daß er am Ende gar nicht mehr anders kann, als sich selbst zu ihrem Diener zu machen.", meinte ich schließlich auch noch dazu, denn darin, so glaubte ich, bestand die wahre Kunst. Allerdings erforderte dies jahrelange Übung, die gelegentlich auch von Mißerfolgen begleitet wurden. Aber waren es nicht die Mißerfolge, aus denen sich der beste Lehmeister hervortat?
Oh ja, es hob meine Stimmung ungemein, denn Lupus verstand sich hervorragend auf die Kunst des Schmeichelns. Und nicht nur das! Er war regelrecht begnadet. Wie er vor mir in die Hocke ging, mir kokett den Becher aus der Hand nahm, meine andere Hand weiterhin haltend und mir allerlei Süßholzraspeleien zuflüsterte, einfach göttlich! Genau so etwas in der Art wollte ich jetzt hören. Wer in aller Welt war sein Mentor gewesen? Oder war dieses Können etwa angeboren?
"Das hast du sehr schön gesagt! Wahrlich, du betörst mich, mein Lieber!" Auch wenn dies wohl nicht der passendste Ort dafür war. Herrje, nicht auszudenken, wenn jetzt Marcus hereinplatzte! Na und? Der gute Lupus kümmerte sich doch nur seiner statt um mich, da es mir doch so schlecht ging! Ein wahrer Wohltäter, gänzlich uneigennützlich!
Natürlich beließ ich auch meine Hand in seiner, da er doch alle Register seines Talentes zog, um mir ein dankbares, wenn auch schwärmerisches Lächeln abzuringen. Und dabei, so mußte ich gestehen, verlangte es ihm gar keiner großartiger Mühen ab, denn ich war regelrecht ausgehungert nach Komplimenten und Courschneidereien. Ja, ich war im Begriff, ihm zu verfallen und Septima… wer war eigentlich Septima? Nun, Septima war in diesem Augenblick zur Nebensächlichkeit degradiert worden. Jedoch nur kurz. Denn Lupus war sich durchaus bewußt, daß wir beide uns hier nicht allein befanden. Und er es nun auch der Tiberia recht machen mußte. Ein wenig Enttäuschung, gar Eifersucht schwang kurzzeitig in meinem Blick mit, als er sich von mir ab und ihr zuwandte. Doch schnell übertünchte ich dies wieder mit gespieltem Wohlwollen, wie ich es nur allzu oft tat. Jedoch als er mit ihr zu flüstern begann, spitzte ich meine Ohren, um ja nichts zu verpassen.
"Das habe ich gehört!", brach es aus mir tadelnd hervor und aus meinem Antlitz war jedwediges Lächeln entschwunden. Stattdessen belegte ich die beiden mit einem strengen Blick, dem ich jedoch nicht lange standhield, denn irgendwannbegann ich zu kichern. Ja, in der Tat, ich kicherte! Eine Frau in meinem Alter sollte nicht mehr kichern! Allerdings tat ich dies wohl nur, weil Septima den jungen Aurelius in seinem Tun zügelte.
In der Tat, ihm blieb nur der Blick auf unser vermeintliches Glück, was wohl eher auf Septima zutreffend war. Doch konnte er sich nicht in der Tatsache trösten, sich bald schon mit dem Gedanken zu beschäftigen in den sicheren Hafen der Ehe einlaufen zu können. Und dann auch noch mit einer Flavia! Natürlich, die Verhandlungen liefen noch. Aber immerhin, ein kleiner Hoffnungsschimmer!
"Ich bin mir sicher, dir wird eines Tages auch ein solches Glück zuteil, letztendlich bringst du die besten Voraussetzungen mit, würde ich meinen. Doch bevor es soweit bist und du uns ganz und gar verlustig gehst, sollten wir dein Angebot schon annehmen!" Davon war auch die Tiberia nicht abgeneigt, die sogleich einen Vorschlag machte. Nämlich den, er möge uns doch etwas vorlesen. Tatsächlich hätte dies den Effekt der Entspannung noch überaus gefördert, nur glaubte ich, man könne dem jungen Aurelius noch weitaus mehr abverlangen.
"Wie wäre es, wenn du aus dem Stehgreif etwas rezitierst und uns dabei die Füße massierst?" Die waren zwar heute noch nicht sehr beansprucht worden, dennoch war dies eine hervorragende Methode, alle Ermattungen des Müßigganges abzuschütteln.