Beiträge von Titus Terentius Tibullus

    "Nun Bursche!" Authorität hervorzukehren war er noch weniger gewohnt als die kreative Wahrheitsfindung, trotzdem versuchte er sein Glück. "Ich glaube nicht das du beurteilen kannst wie ich meiner Tätigkeit nachgehen sollte." Tibullus zögerte und beschloss dann auf´s Ganze zu gehen. "Ich sag dir ja auch nicht was du mit deinem Eimer machn sollst." Dieser heimliche Besuch ins innerste der Russata zu kommen schien gescheitert zu sein, nunja, vieleicht war es einem einfachen Landburschen auch schlichtweg nicht vergönnt.

    Gerade lugte Tibullus durch ein Astloch um in die Ställe der Russata zu blicken, in der Hoffnung Halil Torkebal erspähen zu können, als eine strenge Stimme ihn aufschrecken ließ. Der Probatus drehte sich um und blickte den Stallburschen an. "Tibullus ist mein Name" Er deutete auf die Uniform, welche ihn als Vigiles auswies "Ich bin hier um zu prüfen ob hier Brandgefahr herrscht." Schamesröte schoss ihm ins Gesicht, er war es nicht gewohnt zu lügen.

    Nun waren drei Wochen Sold in einen kleinen Schreibtisch und eine bemalte Amphore geflossen, die bisher einzige Dekoration in dem spärlich eingerichteten Raum. Zufrieden sah sich Tibullus um und streichelte sanft über das Holz des Tisches. Eigentlich war es ja verrückt für jemanden der nichtmal des Lesens fähig war, sein weniges, hart verdientes Geld in einen Schreibtisch zu investieren. Aber er war sich sicher, das sich diese Investion lohnen würde. Ganz gewiss würde er nicht, wie es jeder Nichtrömer konnte, auf Lebenszeit als einfacher Vigil dienen. Er hatte großes vor, nicht zuletzt um Cyprianus zu beweisen, das mehr in ihm steckte.
    Die Amphore hatte er ausgewählt, weil sie mit klassischen Motiven seiner Heimatinsel Sicilia bemalt war. Ein kleines Stück, seiner kleinen Heimat, hier im großen Rom.

    Sichtlich Stolz salutierte Tibullus. "Ich danke dir Centurio. Verzeih, aber du hast es vermutlich selbst gerochen...kommt nicht wieder vor Centurio!" Tibullus passierte den Probaten Dapyx und zwinkerte ihm, um seinem Kameraden Mut zu machen, zu. Dann stellte er sich auf seine alte Position.

    Ich überlegte einen kurzen moment, nein mir fiel nichts weiter ein.


    "Dominus, mir fällt im Augenblick nicht viel ein was ich dich fragen könnte." Nein das war nicht richtig. "Beziehungsweise hätte ich zu viele Fragen um sie hier und jetzt zu stellen." Auch wenn Tibullus neu in der Stadt war, verstand er durchaus wann ein Gespräch beendet war. "Ich danke dir für deine Zeit."

    Tibullus war nicht sonderlich enttäuscht das Cyprianus nicht mehr über seinen Vater wusste. Inzwischen befürchtete er schon nie mehr über seinen Vater in Erfahrung bringen zu können. Darüber jedoch, das sein Vater offensichtlich so wenig Eindruck auf seine Familie gemacht hatte, das sie sich niemand an ihn erinnerten, war er wirklich enttäuscht.


    "Alienus? Nein ich hatte noch keine Gelegenheit ihm zu schreiben, beziehungsweise ihm schreiben zu lassen."

    Der junge Probatus konnte die blauen Flecken kaum zählen, welche ihm seine Neugier bisher eingebracht hatten. Immer wieder lenkte bewundernswertes seine Aufmerksamkeit vom Weg ab und mehr als einmal war er auf dem Pflaster ausgeglitten, oder hatte sich an einer Kante gestoßen, die er sicher umgangen hätte, wenn seine Nase sich nicht wieder hoch in der Luft befunden hätte. Neugier war zu seiner treibenden Kraft geworden und auch heute hatte sie über den Wunsch, sich nach einer anstrengenden Nachtwache ersteinmal schlafen zu legen obsiegt. Seit Purgitius Macer ihm von der Factio Russata und die Wagenrennen erzählt hatte, ließen ihn die Gedanken an schnelle Wagen, wagemutige Fahrer und wilden Rössern nicht mehr los. So hatte er beschossen sein Frühstück im gehen einzunehmen und sich zu den Stallungen der Factio Russata durchzufragen. Schließlich fand er sie und schimpfte sich selber einen Narren. Er konnte ja nicht erwarten das er einfach so Einlass zu den Ställen erhalten würde.


    Sim-Off:

    Wer mag ist herzlich eingeladen.

    Tibullus versuchte sich das Wenige ins Gedächtnis zurückzurufen, was ihm seine Mutter über seinen Vater erzählt hatte. Es war nicht wirklich viel. Seine Mutter hatte immer vermieden über Galba zu reden. Warum, war ein Geheimniss, welches sie bis zu ihrem Tod gut gehütet hatte. Das wenige was er wusste, berichtete Tibullus seinem Verwandten.


    "Ich weiß nicht wirklich viel über ihn, Dominus. Nur das er in Germanien gedient haben soll. Er war Legionarius, zumindest als er meiner Mutter begegnete. Ich glaube in der neunten Legio." Der junge Mann überlegte einen Augenblick ob er über das wenige berichten sollte, was er über den Grund wusste, warum seine Eltern nie geheiratet haben. "Ich glaube es gab damals einen Skandal, meine Mutter war entfernt mit meinem Vater verwandt." Abwehrend hob Tibullus seine Hände "Nicht so nah das es Blutschande gewesen wäre."
    Das Ungewohnte lange Strammstehen, die Müdigkeit, Resultat seiner ersten Nachtwache und die immer noch nicht überstandenen Strapazen seiner Reise von Sicilia nach Rom machten ihm langsam zu schaffen.
    "Dominus, wenn ich das lesen und schreiben lerne und die Vigiles, wie du sagst, eine Ansammlung von Sklaven und Nichtrömern, die Götter mögen verhindern, aber vieleicht sogar Achaier sind, wird es vieleicht nicht lange dauern, bis ihr mich als Centurio begrüßen könnt." Tibullus erlaubte sich breit zu schmunzeln.

    Das waren Worte an denen Tibullus zu kauen hatte. Vermutlich war es leicht von der größe Roms und Weltherrschaft zu sprechen, wenn man in dieser Stadt lebte. In seinem Heimatdorf bestand die Welt aus einigen kleinen Häusern und vieleicht noch dem Nachbardorf. Weltherrschaft war dort ein mehr als abstrakter Begriff.


    "Entschuldige Dominus, ich wollte dich nicht verärgern, du musst nur verstehen das ich in meinem Leben nicht so weit von meinem Heimatdorf entfernt war wie jetzt. Der Gedanke daran, zu irgendeinem Außenposten versetzt zu werden, der am Rande des Imperiums liegt, scheint mir unerträglich." Sein Zorn verrauchte so schnell wie er gekommen war "Aber sag mir, stimmt es das mein Vater verstorben ist?"

    Scham und Zorn mischten sich in Tibullus zu einem Unwetter, welches sich beinahe in Tränen entladen hätte. Niemand hatte ihn das Schreiben gelehrt und er hatte eine Anstelllung gesucht um keinem zur Last zu fallen, wieso Urteilte Cyprianus so verächtlich über einen Mann, der seit seiner Geburt, ohne den Schutz und die Versorgung seines Vaters ein Auskommen finden musste. Doch er war Gast in Cyprianus Haus und es stand einem Gast nicht zu, sich dem Hausherren undankbar zu zeigen, solange er ihn nicht direkt beleidigte.
    So schluckte er die Tränen, die er über seine Entäuschung, das seine Bemühungen nicht gewürdigt wurden und zum zweiten Mal in seinem Leben füllte eine seltsame Ruhe seinen Geist.


    "Ich vermute das es an meiner Herkunft lag, daran das ich niemals schreiben lernte und niemand, außer meiner Mutter mich in meinem bisherigen Leben unterstützte." Er lächelte, aber es war nicht sein gewohntes Lächeln, denn er spürte das seine Augen nicht mitlachten. "Nein, an meiner Herrkunft kann es nicht liegen, immerhin wird ja erwartet das jeder Mann in diesem Haus ein Offizier ist."

    Das Knirschen und Scheppern von Hufen und Wagenrädern hatten in Tibullus noch nie soviel Unwohlsein hervorgerufen, wie in dem Moment als dieser kleine, von einem Esel gezogene Karren durch das Porta Salutaris rumpelte. Ein übler Geruch nach Fisch eilte ihm vorraus. Angewiedert bemerkte er, das der Karren Gemüse geladen hatte. Der Geruch musste vom Fahrer stammen.


    Der Probat versuchte ein strenges und würdevolles Gesicht zu machen, was ihm, auf Grund des Geruches nicht vollends gelang. "Salve Fremder, dein Name? Woher kommst du?" Kurz musste Tibullus würgen "Wohin geht es?" Was hast du geladen? Warum warst du nicht Baden bevor du nach Rom gekommen bist?"

    Auch wenn Tibullus weder vorhatte in der nächsten Zeit zu Heiraten, noch ein Kind zur Welt zu bringen, konnte ein Besuch bei der göttlichen Gattin Jupiters nicht schaden.


    "Natürlich wäre ich damit einverstanden, doch müsstest du mir den Weg zeigen."

    Nun war Tibullus wirklich verwundert. In nur einem Tag hatte war er Probat, Pöbel und Centurio gewesen. Drei Verschiedene Einschätzungen von drei verschiedenen Menschen. Zumindest eine stimmte. Das Leben in Rom war deutlich komplizierter als das in seinem Dorf, da wusste jeder was der Andere Tat und welchen Rang er in der Gemeinschaft einnahm. In dieser Welt wusste Tibullus nichteinmal wie er seine eigene Verwandschaft anreden sollte.


    "Ja Dominus, genau dieser bin ich." Es war ihm inzwischen aufgefallen wie Stolz die Familie auf ihre militärischen Koryphäen zu sein schien. Irgendwie verwunderte es ihn nicht das Cyprianus glaubte, er wäre Centurio. "Aber nein, ich bin den Vigiles gestern erst beigetreten und diene als Probat."

    Was gab es ehrenvolleres zutun als eine junge Frau sicher zu einem Tempel zu geleiten. Tibullus hatte gehört das es in Rom von Griechen nur so wimmelte und da brauchte eine ordentliche römische Jungfrau doch den Schutz eines Bürgers, nicht nur den eines Sklaven. So verdrängte er sein dringendes Bedürfniss schlafen zu gehen.


    "Natürlich werde ich dich begleiten Calvia. Welchen Tempel möchtest du denn aufsuchen." Tibullus hoffte sehr das es sie nicht zu den Vestalinen zog, war das für ihn doch der denkbar langweiligste Glaube. Allen Jungfrauen zum trotz.

    Er schaute sich um und versuchte zu registrieren ob die Umstehenden Anstoß daran nahmen, das er sich unbefangen mit einer, ihm nicht näher bekannten Frau, unterhielt.


    "Mach dir keine Sorgen Sergia Calvina, wie meine Mutter immer sagte, einer Frau Schande zu bringen, bringt die größere Schande über dich."
    Sie war wirklich ein Urquell weiser Ratschläge gewesen.


    Lästereien lagen ihm fern, vorallem da seine Mutter ihm gelegentlich von der schwarzen Wolke erzählte, welche sie als kleines Mädchen sah. Es muss selbst auf diese unvorstellbare Entfernung ein grausiges Schauspiel gewesen sein und ein merklicher Beweis für die Macht der Götter. Deutlich hatte sie in ihrem Dorf in Catania die Wolke gesehen, sie glaubte sogar ein erzittern des Bodens gespürt und den Tod gerochen zu haben. Aus Erzählungen wusste ich das sie nächtelang weinte, als sie erfuhr, dass sie Augenzeugin der Vernichtung einer ganzen Stadt geworden war.
    Tibullus kannte seine Mutter als sehr starke Frau, doch selbst sie flüsterte nur wenn sie von diesen Stunden berichtete. Wenn selbst sie sich vor der Macht der Götter fürchtete,...


    "Wo ihr davon sprecht, ich habe niemals einen der großen Tempel Roms gesehen."

    Cyprianus war gerade von den Legionen heimgekehrt, rief Tibullus sich ins Gedächtnis. Den besten Eindruck würde er vermutlich hervorrufen wenn er sich möglichst soldatisch gab, auch wenn sein erster Tag bei den Vigilen vermutlich nicht ausreichte um den Anforderungen eines Tribuns zu erfüllen. Er holte tief Luft, überlegte nochmals wie er sich verhalten sollte und entschloss sich dazu, einen Spagat zwischen Familie und Soldatentum zu versuchen.
    Der junge Verwandte öffnete die Tür und trat ein. Tibullus verzichtete darauf militärisch zu grüßen, begab sich jedoch in "Hab Acht" Stellung.


    Seine Gattin schien eine liebevolle und fürsorgliche Domina zu sein, allerdings war Tibullus zu sehr mit seinen Sorgen und der Frage nach dem Verbleib seines Vaters beschäftig gewesen um nähere Erkundungen über den Herrn des Hauses einzuholen.


    "Verzeih Dominus, ich bin Titus Terentius Tibullus, Sohn von Terentius Galba."

    Tibullus warf einen Seitenblick zu dem anderen Probaten, der auch schon unglücklicherweise die Aufmerksamkeit des Centuros auf sich gezogen hatte. Er schien genauso nervös zu sein wie der junge Terentier. Via Flaminia, bis zur Porta Salutaris, versuchte er sich einzuprägen. Er würde Ortskenntnis brauchen, wenn er irgendwann ein vollwertiger Vigil sein wollte. Beinahe hätte er den Aufbruch versäumt, schaffte es jedoch sich noch rechtzeitig einzugliedern.

    Tibullus schaute ein wenig erstaunt an sich herab, gewiss, er war nicht dazu gekommen seine Tunika seit der letzten Nachtwache zu wechseln, aber da er sich nur langsam bewegt hatte und die Nacht kühl gewesen war, hatte er geglaubt einen recht passablen Eindruck zu machen. Nun, vermutlich war sie es einfach nicht gewöhnt angesprochen zu werden. Durchaus verständlich, hätte ein fremder Mann in seinem Dorf eine junge Frau einfach angesprochen, hätte er wenige Augenblicke später eine versammelte Dorfjugend vor sich stehen um ihre Ehre zu schützen.


    "Nun Calvina, es war wohl der Wille der Parzen der mich nach Rom verschug." Er erwähnte wohlwissend nicht den Brand in seinem Heimatdorf, der nach einer schicksalhaften Begegnung zwischen einer Nachbarstochter, einer Öllampe und einem Heuballen zu seiner überstürzten Flucht geführt hatte. Ein wenig stolz fügte er hinzu. "Ich wollte mir von meinem ersten Sold etwas leisten, doch ich bin etwas unsicher was ich mir kaufen soll, deshalb war ich so dreist dich anzusprechen. Du sahst aus als würdest du dich auskennen."

    Sim-Off:

    Ich schreib´s per PN ;)


    Tibullus lächelte. "Entschuldigt, ich dachte das ich mit einer Dame aus nobler Familie sprach, auf Grund deiner Äußerung darüber, was einem einfachen Plebejer zu Gesicht steht."
    Er lächelte ihr zu.
    "Aber ich habe mich tatsächlich wie ein Bauer verhalten und mich nicht einmal vorgestellt. Wenn du gestattest, Titus Terentius Tibullus ist mein Name und ich würde mich freuen deinen zu erfahren."
    Sein Lächeln wurde, obwohl ein wenig verletzt das sein Gegenüber ihn für so unwissend hielt, ein wenig breiter.
    "Und mir ist der Unterschied zwischen einem Pallium und einem Panuela durchaus bewust." ;)