Beiträge von Purgitia Philogena

    Sie war dem Iulier gefolgt der schon die ganze Zeit zu ihrem Schatten geworden war und sie war ihm dafür dankbar. Sie wusste einfach nicht wo ihr der Kopf eigentlich stand. Ihre Gedanken schwebten zwischen Crassus und Rom hin und her. Philogena wollte nach Hause aber sie hatte auch große Angst davor. Was würde alles auf sie zukommen? Daran glauben, dass Crassus tot war wollte sie nicht. Vielleicht hatte er sich ja doch irgendwie retten können, irgendwie. Gab es nicht Wunder? Hatte er nicht genug getan um die Gnade der Götter zu erhalten?
    Traurig blickte sie Labeo an.


    "Danke du hast schon so viel getan," sagte sie leise und setzte sich. "Ich...ich würde gerne ein Bad nehmen und wenn es in Ordnung ist hier essen." Sie senkte den Kopf. Sie wollte auf keinen Fall zu viele Menschen um sich herum haben. Alleine wollte sie aber auch nicht sein, da sie Angst hatte, dass ihre Gedanken Überhand nahmen. "Ich habe ansonsten keine Wünsche, keine die man mir erfüllen kann." Ihre Stimme klang schrecklich traurig und in ihren Augen konnte man deutlich sehen, dass ihr das alles mehr als schwer fiel hier zu sitzen, überhaupt da zu sein.

    Philogena ließ die Männer reden. Es war ihr fast vollkommen egal was sie alles sagten aber bei dem Namen ihres Verlobten zog es in ihr doch schrecklich doll. Vorsichtig blickte sie den Mann an der hier anscheinend das sagen hatte. Sie wollte nichts von dem gesunkenen Schiff hören…und doch, es war klar, dass man es wieder erwähnte und die Wunden so auf keinen Fall verschlossen werden konnten.
    Die junge Frau hielt ihre Arme fest und versuchte sich nicht zu viel anmerken zu lassen. Sie wollte nicht als vollkommen schwach gelten.
    Leicht nickte Philogena. „Purgitius Macer ist mein Cousin,“ gab sie ihm Antwort „Wann kann ich zu ihm?“ fügte sie noch leise eine Frage mit an. Natürlich würde alles noch eine Weile dauern, das war ihr klar, aber je schneller es ging desto besser wäre es.


    Ein Bad…das klang verlockend und anständige Kleider klangen noch besser, vielleicht würde es ihr helfen sich ein klein wenig besser zu fühlen auch wenn sie sich hier vor kam als hätte sie jemand in eiskaltes Wasser geschmissen. Einsam und verlassen, das waren im Moment ihre Gefühle. Die Trauer hatte sie versucht so gut sie konnte nach hinten zu schieben, diese würde noch früh genug wieder einen Weg nach draußen finden.

    Nein sie fühlte sich sicherlich nicht wohl. Sie fühlte sich wirklich beschissen konnte man schon sagen. Es war ein komisches Gefühl wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, aber es war auch ihre Kleidung…natürlich hatte sie sich daran gewöhnt aber sie konnte sich nicht wohl fühlen auch wenn es eigentlich vollkommen egal war was sie trug, das wichtigste war doch, dass sie am Leben war…..aber andere nicht.
    Wie gerne wäre sie jetzt von ihrem Cousin in den Arm genommen worden…sei sehnte sich nach einer Umarmung.
    Schweigend folgte sie dem Iulier zum Officium und hörte kaum hin als er sich vorstellte und um Einlaß bat. Sie folgte ihm einfach nur wie es ein Hund bei seinem Herrchen tat.


    Doch als sie dann dem Praefecten gegenüberstanden und Labeo erzählte was geschehen war schluckte sie doch und blickte zu Boden. Sie wollte den Mann nicht ansehen, wollte nicht, dass er die Pein und den Schmerz in ihren Augen sah. Sie war sich dieser ganzen Gedanke einfach müde und hätte sie gerne vergessen aber dennoch wusste sie, dass das alles noch lange nicht vorbei war. Sie kreuzte ihre Arme vor der Brust, egal ob sich das gehörte oder nicht, aber sie brauchte einfach einen vertrauten Halt.

    ……Philogena hatte versucht sich die meiste Zeit soweit zurückzuziehen wie sie konnte. Viel geredet hatte sie nicht, denn die Schmerzen und die Gedanken waren stets bei ihr gewesen und hatten sie einfach nicht los lassen wollen. Es war wie in einem schlimmen Traum aus dem es einfach kein Erwachen mehr zu geben schien. Sie lebte, aber jene die sie liebte waren nicht mehr da…verschollen…ja sie wollte lieber glauben, dass sie verschollen waren anstatt nicht mehr am Leben.
    Dann fuhren sie ein und sie würde endlich das Schiff verlassen. Doch was würde sie erwarten? Eine tiefe Leere so glaubte sie.
    „Ich danke dir und deinen Männern,“ sagte sie ruhig und leise als sie dem Triarchen ein letztes Mal gegenüberstand. Ihr Herz klopfte auf merkwürdige Art und Weise, denn sie hatte Angst vor dem was nun alles kommen würde. Sie fühlte sich so klein in dieser Welt, das konnte sie einfach nicht beschreiben.
    Dann ließ sie sich von Labeo mitnehmen, er schien ihr stetiger Begleiter geworden zu sein.



    Sim-Off:

    Sorry war nun lange krank gewesen

    Philogena konnte immer noch nicht fassen was alles geschehen war und, dass es nun anscheinend kein Auffinden von Crassus mehr geben konnte. So gut sie konnte versuchte sie diese ganzen Gedanken zu verdrängen. Man hatte sie in die Kabine des Trioarchen gebracht und gut versorgt. Iulius Labeo kümmerte sich wirklich wo er nur konnte um sie und auch wenn sie nicht viel redete war sie ihm wirklich dankbar dafür, dass er sie nicht alleine lies und vor allem auch, dass er ihr etwas passendes zum Anziehen gegeben hatte. Zwar schaute es ein wenig witzig aus, da es eben keine Frauenkleidung war, aber das spielte absolut keine Rolle und es war besser als gar nichts zum Anziehen.


    Immer wieder hatte sie sich im Stillen gefragt wie sie mit der ganzen Situation nun umgehen sollte und vor allem was ihr Cousin sagte wenn sie wieder kam mit einer solchen Nachricht. Sie hatte Angst und sie hasste es einen geliebten Menschen zu verlieren. Es war so unglaublich alles. Alles hätte schön werden sollen. Die Hochzeit, das neue Land, einfach alles und nun? Nun war sie alleine.


    Als man sie nun an Deck bat spürte sie einen leichten Knoten im Bauch. Es war seltsam, irgendwie wusste sie doch selber nicht wie es nun weiter gehen sollte. Sie hatte nichts, alles war im Meer versunken, alles was sie besessen hatte. Traurig blickte sie Labeo an und nickte bei der Nachricht die er ihr gab. Langsam stand sie auf und folgte im hinauf auf das Deck und zum Triarchen. Philogena brachte ein schwaches Lächeln zustanden und blickte leicht zu Boden.

    Die Worte die gesprochen wurden gingen irgendwie an ihr vorbei. Es fühlte sich alles schrecklich und leer zugleich an. Es gab keine Hoffnung mehr, das war ein Wort was in ihrem Kopf hämmerte wie ein Hammer der gegen die Wand schlug. Es musste aber eine Hoffnung geben. Crassus war ein starker Mann und er konnte doch nicht einfach so auf dem Meeresgrund des Ozeans liegen. Doch nicht jetzt, nicht nachdem sie doch heiraten wollten. Das war eine einfach so unreale Vorstellung, dass Philogena wie erstarrt da hockte und die Tränen liefen. Kein Ton war von ihr zu hören, aber die Tränen liefen ihr dennoch die Wangen hinunter.


    Sie ließ die Männer reden. Sollten sie besprechen was zu tun war, sie war alleine mit ihren Schmerzen und es stach schrecklich in ihrem Herzen. Es war ein anderer Schmerz als an dem Tag wo sie erfahren hatte, dass ihr geliebter Bruder verstorben war.
    Marcer, sie wollte zu ihrem Cousin denn er hatte immer ein tröstendes Wort gehabt, immer. Doch er war im Moment so schrecklich weit weg und sie wünschte sich einfach nur in die Arme ihrer Familie. Ein Zittern ging durch ihren Körper und zuerst bemerkte sie kaum, dass sie nun wieder angesprochen wurde. Wie in Trance hob sie ihren Kopf an und blickte Labeo an, er hatte sie eben angesprochen.


    Ihre Finger klammerten sich um die Kanten der Decken und sie nickte schwach und stand dann auf, doch sie konnte keinen wirklichen Halt fassen und schwankte ein wenig und griff nach seinem Arm um nicht zu fallen. Die Zeit im Wasser hatte ihre Spuren hinterlassen, selbst der stärkste Mann wäre von Schwäche gezeichnet. „Danke,“ flüsterte sie ziemlich teilnamslos und ließ sich von ihrem Retter führen. Sich hinzulegen, alles zu vergessen, abzuschalten, das wäre nun ihr Wunsch gewesen.

    Dankend nahm Philogena das Brot und das Wasser entgegen. Sie trank einen Schluck aber ihr war einfach nicht nach Essen zu Mute und hielt das Brot einfach nur in ihrer Hand fest. Ihr Blick ging immer wieder in die Ferne, es sah fast so aus als würde sie durch den Mann hindurchsehen. Ihre Gedanken wollten keine Ruhe geben und diese innerliche Unruhe die sich nun langsam aber sicher in ihr breit machte schien immer schlimmer zu werden.
    "Ja....er war bis vor kurzem der Praefectus Praetorio, aber bekam nun eine andere Anstellung und deswegen waren wir auch auf dem Weg nach Aegyptus. Er....wir," Philogena unterbrach sich einen Augenblick um sich zu sammeln. Es fiel ihr schwer, denn so langsam schien ihr selber bewusst zu werden, dass sie ihn sicher nicht mehr fanden, zumindest nicht lebendig.
    "Ich weiß nicht was das für ein Schiff war, ich kenne mich damit nicht aus," versuchte sie zu erklären,


    In ihren Augen begann es zu schimmern. Die Gedanken an Crassus taten schrecklich weh. "Es gibt keine Hoffnung mehr, nicht wahr?" fragte sie ihn und blickte langsam zu ihm auf. Ihr war schrecklich schlecht und das Zittern wollte kein Ende nehmen. Sie wollte nach Hause zu ihrer Familie, wenigstens bei ihnen sein, Trost suchen. Aber gab es überhaupt noch Trost für diesen Verlust den sie hatte?
    Sie legte das Brot und den Becher mit dem Wasser auf den Boden und bettete dann ihr Gesicht in ihren Händen.

    Endlich begannen die Decken etwas Wärme zu spenden, aber sie drang nicht vollkommen durch sie hindurch. Dazu war sie immer noch zu nass und zu lange im Wasser gewesen. Doch sie war gerettet und da machte das bisschen Frieren im Moment auch nichts weiter aus. Fast schon flehend schaute sie den Mann an, dass er ihr doch bitte helfen möge die anderen zu finden. Die Angst um sie wurde immer drängender und größer jetzt wo sie sich um ich nicht mehr sorgen musste und ihr Magen schien ein einziger Krampf zu sein.
    Kurz huschte ihr Blick zu dem Mann der sie bis eben noch gehalten hatte, der sie aus dem Wasser gefischt hatte. Ihr Dank galt ihm und natürlich den anderen, eigentlich allen.


    Ihre Lippen zitterten wie auch der Rest ihres Körpers und immer noch tropfte das Wasser von ihren Haaren hinab und auch der ein oder andere Tropfen lief über ihr Gesicht.
    „Purgitia Philogena,“ beantwortete sie seine erste Frage und zog die Decken noch fester um sich herum. Sie war froh, dass sie saß und nicht stand, denn ihre Beine hätten sie einfach nicht mehr getragen, denn auch diese zitterten vor sich hin. „Mmmein Verlobter…..Gaius Caecilius Crassus….und…..meine Skkklavin,“ bibberte Philogena vor sich hin. Der Gedanke an Crassus ließ ihre Ängste wieder aufkommen, dass er es nicht geschafft hatte.

    Ihre Gedanken waren zwar immer wieder bei Crassus ihrem Verlobten, aber sie schaffte es auch nicht weiter nachzufragen wo er war oder was mit den anderen war. Vielleicht wusste sie es so oder so in ihrem Herzen. Sicher sie sollte froh sein, dass sie nun Rettung hatte und das alles überstehen würde, dass sie bald schon wieder zu Hause war und es ihr gut gehen würde. Fragen…sie würden dennoch kommen.
    Etwas Wasser schwappte ihr wieder ins Gesicht und erneut schluckte sie die salzige Brühe hinunter. Es schmeckte mehr als nur scheußlich und deswegen verzog sie ihr Gesicht und hustete wieder ein wenig. Sie war froh, dass er sie nun fest hielt und sie sich nicht mehr nur an diesem Holz festkrallen musste. Ihre Finger waren schon ganz wund und steif von dieser unnatürlichen Haltung die sie hatte einnehmen müssen um nicht vom dem Holzstück zu rutschen.
    Philogena hatte verstanden und nickte dem Mann zu. Vorsichtig legte sie ihre Arme um seinen Hals und klammerte sich an ihm fest. Zu viel Kraft hatte sie eh nicht mehr, aber sie riss sich zusammen um das letzte bisschen noch dafür zu verwenden sich an dem Mann fest zu halten.


    „Danke,“ flüsterte sie noch bevor sie heraufgezogen wurden. Mit aller Kraft hielt sie sich an dem Mann fest und hoffte, dass sie ihm dabei nicht weh tat. Sogar in einer solchen Lage dachte sie noch an jemand anderen und nicht nur an sich selber.


    Es fühlte sich komisch an als sie so plötzlich auf dem Schiff festen Boden unter ihren Füßen spürte und deswegen knickten ihr erst einmal die Beine weg, zudem war sie einfach nur erschöpft, denn es zerrte an den Kräften und an allem wenn man stundenlang versuchte über Wasser zu bleiben. Es war eine Wohltat als sie in Decken gehüllt wurde, dennoch begann sie schrecklich zu zittern und klammerte sich an den Decken förmlich fest. Das Haar klebte ihr nass im Gesicht und sie schaute den Trierarchus an der das Wort an sie gerichtet hatte.
    „Ja…kann…ich,“ zitterte sie, auch wenn sie sich am liebsten irgendwo hin gelegt hätte um zu schlafen. Doch eine Frage schoss ihr einfach wieder in den Kopf. „Was… ist mit….. den anderen?“

    Philogena wusste wirklich nicht wie lange sie sich noch halten konnte. Ihre Finger schmerzten und irgendwie jetzt wo die Rettung greifbar war verließen sie immer schneller ihre Kräfte. Es blieb einfach zu hoffen, dass man sie hier unten irgendwie entdeckte und, dass sie nicht unbemerkt auf die Tiefen des Ozeans sank, denn dann wäre alles ausharren auf Rettung umsonst gewesen.
    Doch dann erschallten Rufe von oben. Man hatte sie gesehen, man hatte sie wirklich gesehen. Noch aber hieß es Ruhe bewahren und nicht in Euphorie auszubrechen. Zu gefährlich wäre es jetzt wenn sie einen dummen Fehler machte und dabei ihr Leben verlor.


    Ein lautes Klatschen ertönte als jemand in das Wasser sprang und zu ihr schwamm. Mit all ihren letzten Kräften klammerte sie sich am Holz fest, auch wenn sie am liebsten vor Erleichterung los gelassen hätte. Unfähig sofort zu sprechen schaute sie den Mann einfach nur an und hoffte, dass das hier kein Traum war aus dem sie gleich erwachen würde, doch er blieb, also musste er real sein.


    „Ein wenig,“ sagte sie zittrig und nun von Nahem konnte man auch ihre Wunde an der Schläfe erkennen welche sie sich zugezogen hatte als etwas sie am Kopf getroffen hatte bevor das Unglück seinen Lauf genommen hatte. „Ich kann nicht mehr,“ sagte sie dann heiser, da ihr Hals wegen dem vielen Salzwasser einfach nur kratzte. „Die…anderen?“ fragte sie ihn, denn im Moment dachte sie nicht daran, dass er gar nicht wissen konnte was aus den anderen geworden war. Crassus….die Besatzung…die Sklaven…ihre Sklavin…… Für Panik und riesen Sorgen war sie im Moment einfach zu schwach, diese würden später kommen.

    -------> Das Unglück



    …….Das Meer war ruhiger geworden als wäre nie etwas gewesen. Die Wellen schaukelten das Holzbrett oder was auch immer es war, auf dem Philogena halb lag und sich festkrallte, sanft hin und her. Ja es wirkte fast als wollten die Wellen die junge Frau in den Schlaf wiegen was wohl ihr sicherer Tod wäre. Im Schlaf würde sie sich nicht mehr halten können und hinab in die unergründlichen Tiefen des Ozeans gleiten, in die Arme des Meeresgottes der sie so hart bestraft hatte indem er ihr alles genommen hatte bis auf ihr Leben. Sie würde dankbar dafür sein, doch im Moment konnte sie daran keine Gedanken verschwenden.


    Das Salzwasser hatte ihre Lippen trocken werden lassen. Wie viele Stunde sie im Wasser schon war hätte sie nicht sagen können, aber es spielte auch keine Rolle. Eigentlich konnte sie auch einfach los lassen um wenigstens bei ihrem Liebsten zu sein, denn sie war sich fast sicher, dass er nicht überlebt hatte, sonst wäre er doch hier? Oder?
    Ihre Beine fühlten sich taub an und sie konnte nicht mal mehr zittern obwohl ihr kalt war. Philogena hatte ihren Kopf auf einem Arm liegen, dessen Hand sich krampfhaft an das Holz klammerte. Ihre Augen hatte sie geschlossen, aber sie versuchte nicht zu schlafen, das durfte sie einfach nicht. Es war schlimm…..keiner würde sie vermissen zu Hause, jeder wusste sie war zusammen mit ihrem Verlobten aufgebrochen um nach Ägypten zu reisen. Doch dort würde sie niemals ankommen.


    Ihre Gedanken schweiften ab zu ihrem Cousin, seiner Frau….Crassus…das erste Treffen,…wie er sie trug und sich um sie kümmerte,……Valerian….sein Kuss…die Verlobung….


    “Philogena nicht träumen, komm beeil dich Herrin wir müssen los,“ die Worte ihrer Sklavin, die sich immer so liebevoll um sie kümmerte und immer für sie da war.


    Es knallte, zumindest kam es ihr schrecklich laut vor. Philogena riss ihre Augen auf und schluckte vom salzigen Meerwasser welches ihr plötzlich ins Gesicht schwappte. Panik erfasste sie und sie hätte fast das Holz los gelassen und konnte im ersten Moment nicht wirklich etwas erkennen. Das Holz war gegen anderes Holz geschlagen und wurde schon wieder dagegen gedrückt. Erneut schluckte sie Wasser und hustete es wieder aus. Ein Schiff…..“Hilfe….hier…unten,“ krächzte sie fast und ihre wunden Finger versuchten nach dem Schiff zu greifen, eine Stelle zu finden wo sie sich festhalten konnte. Doch ihre Finger glitten am glitschigen Holz des Schiffes immer wieder ab.

    Wasser….Wasser…Rauschen…Wasser….


    Krampfhaft klammerten sich ihre Finger an dem Holz fest. Wie sie es bekommen hatte wusste sie nicht, aber es spielte auch keine wirkliche Rolle. Das Wasser warf sie von der einen Seite auf die andere und immer wieder schien es als würde es versuchen sie in die Tiefe zu reißen.
    Philogena hatte etwas gegen den Kopf bekommen, denn dieser pochte schrecklich und sie hatte an der Schläfe eine Platzwunde. Es brannte durch das salzige Wasser, aber gleichzeitig war sie wie betäubt als würde sie nichts mehr spüren können.
    Das Wasser war kalt, ihre Finger schmerzten vom krampfhaften festhalten.
    Wo war das Schiff? Sie wusste es nicht. Gaius? Wo war Gaius? Sie dachte an ihn und der Gedanke schmerzte in ihrem Herzen. Vielleicht hatte er ja auch Glück wie sie….?! Hatte sie überhaupt Glück? Sie war mitten auf dem Meer, am Ende ihrer Kräfte und klammerte sich an ein großes Stück Holz welches eindeutig vom Schiff sein musste. Es war immerhin so groß, dass sie ihren Oberkörper halb darauf ablegen konnte, somit war das Festhalten etwas leichter wenn auch schrecklich kraftraubend.


    Rauchen….Wasser….Wasser….Rauschen….


    Es nahm kein Ende. Immer wieder musste sie husten da sie das Wasser in den Mund bekam und kaum noch ihren Kopf anheben konnte. Sollte es das gewesen sein? Was hatte sie falsch gemacht? Philogena legte ihren Kopf auf das Holz und schloss ihre Augen. Sie zitterte am ganzen Körper und die Wellen ließen sie von der einen Seite zur anderen Seite schwenken.



    ---------> Die Rettung

    Nein an Opfer hatte sie nicht gedacht, es war das erste Mal, dass sie auf so einer Überfahrt war und sie hatte nicht daran gedacht, dass es besser gewesen wäre dem Gott der Meere zu opfern.
    Warum hatte auch kein anderer daran gedacht? War das das Schicksal welches sie nun mit jedem anderen auf diesem Schiff teilen musste?


    Die Wellen rissen an dem Schiff und Philogena, die zusammen mit den anderen unter Deck war wurde von den Beinen gerissen und wusste gar nicht was geschah. Angst packte sie, denn sie wusste nicht was sie tun sollte oder was eigentlich los war und warum das Schiff so plötzlich extrem hin und her schaukelte.
    Dann erklangen Schreie von oben und Befehle wurden gerufen. Fragend blickte sie ihren Verlobten an, der ihr wieder auf die Beine half und ihr sagte sie solle hier unten bleiben während er sehen wollte was los war.


    Das Geschaukel wurde immer schlimmer und auch das schreckliche Peitschen der Wellen gegen das Schiff klang hier unten sehr unheimlich und bedrohlich. Was würde geschehen wenn Wasser hier herein kam? Philogena war keine gute Schwimmerin und hatte deswegen nun noch mehr Angst die sie erfasste wie eine Welle das Schiff. Crassus kam und kam einfach nicht wieder und deswegen nahm sie ihrem Mut zusammen und verließ ebenfalls das vermeintlich schützende Räumchen in dem sie schliefen und ging schwankend und sich immer wieder an den Seilen festhaltend nach oben.


    Was sie dort sah ließ sie erschauern. Das Meer tobte und riss an dem Schiff. Philogena klammerte sich an einem Halteseil fest und hielt Ausschau nach ihrem Verlobten aber die Gischt spritzte ihr immer wieder ins Gesicht und durchnässte sie vollkommen. Das salzige Wasser brannte in ihren Augen und ihre Sicht war getrübt. Sie konnte das Wasser auch schmecken und drückte sich gegen die Wand hinter sich in der Hoffnung es würde einfach aufhören, aber es tat es nicht.


    Wurde nicht ihr Name gerufen?
    Sie drehte ihren Kopf herum und suchte. Hatte sie sich vielleicht verhört?


    Die Wellen schienen immer schlimmer und gefährlicher zu werden und Philogena konnte sich kaum noch festhalten und überlegte nach unten zu gehen, aber sicher war es dort doch auch nicht. Doch all das Überlegen brachte nichts.
    Eine neue, riesengroße Welle brach über das Schiff hinein und das letzte was Philogena hörte war das Knacken, Knirschen und Bersten von Holz.

    Es tat so gut wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Schiffe waren einfach nichts für sie und sie mochte sie wirklich nicht. Aber als es nun hieß, dass sie für eine kurze Zeit vom Schiff gehen sollten war Philogena gleich dabei. Zusammen mit ihrem Verlobten erkundete sie ein wenig die Gegend und kaufte noch ein paar schmackhafte Sachen für das letzte Stückchen unterwegs ein.
    Philogena war sehr gespannt auf das neue Land, die neuen Leute und die neue Umgebung. Alles würde anders sein als in Rom, aber sie musste sich überraschen lassen, denn die vielen Erzählungen darüber machten sie auch nicht schlauer sondern nur neugieriger.


    Als der Landgang auch schon wieder beendet war gingen sie wieder auf das Schiff um sich schlafen zu legen. Natürlich fehlte der meiste Komfort aber man konnte ja nicht alles haben. Es war auszuhalten und wenn man genug Decken und Kissen hatte konnte man es sich auch einigermaßen gemütlich machen. Trotz allem schlief sie in dieser Nacht etwas unruhig und war schon früh am Morgen wach als das Schiff ablegte und weiter fuhr.

    Philogena war auf der Cline eingeschlafen und als der Wind etwas kühler um ihre Nase strich wachte sie auf und zog ihre Decke etwas fester um sich herum. Langsam wurde es Zeit zu den anderen unter Deck zu gehen und etwas warmes zu trinken und vor allem etwas zu essen. Sie hatte Hunger und die kühle Luft war auch nicht ganz so angenehm hier draussen auf dem Meer. Mittlerweile hatte sich wenigstens an das leichte Schaukeln des Schiffes gewöhnt ohne, dass ihr gleich wieder übel wurde.
    Es fühlte sich immer noch sehr komisch an wenn sie stand und lief, aber sie wurde schon etwas sicherer. Langsam lief sie über das Deck und begab sich nach unten. Ihr Verlobter wartete schon auf sie und so gesellte sie sich zu ihm um mit ihm zusammen das Essen und Trinken zu sich zu nehmen.


    Endlich konnte er nicht mit Arbeiten, auch wenn er davon genügend dabei hatte, überschüttet werden. Das würde alles in Ägypten noch früh genug geschehen da machte sie sich nichts vor, aber sie bereute es nicht mitgegangen zu sein, denn sie war bei ihm und das machte sie glücklich, er machte sie glücklich. Trotz, dass sie auf einem Schiff waren, war das Essen sehr lecker, schließlich würde die Fahrt nach Ägypten keine Wochen einnehmen, das war gut solange hätte sie es sicherlich nicht auf dem Schiff ausgehalten.

    Ein Bote den Philogena kurz vor ihrem Aufbruch beauftragt hatte kam zum Tor um einen Brief abzugeben. "Salve ich habe einen Brief für einen Lucius Quintilius Valerian," sagte er zu der Wache und hielt die Schriftrolle in der Hand die er dachte abzugeben.
    Dieses Mal war es nicht die Sklavin die Philogena immer geschickt hatte, denn diese war zusammen mit ihr schon auf einem Schiff beziehungsweise auf dem Weg dorthin.


    Lucius Quintilius Valerian
    Castra Praetoria
    Rom



    Valerian,


    Ich weiß gar nicht wie ich beginnen soll. Eigentlich hatte ich selber kommen wollen, aber ich habe es zeitlich nicht mehr geschafft. Wie geht es Dir? Es ist schon so lange her, dass ich etwas von Dir gehört habe. Ich hoffe sehr, dass Du wohlauf bist!
    Meine Zeit ist nun gekommen, ich werde nun aufbrechen müssen. Mein Verlobter wurde nach Ägypten beordert und ich werde ihn bekleiden. Es ist ein komisches Gefühl Rom zu verlassen und zu wissen so schnell nicht mehr wieder zu kommen. Alles ging sehr schnell, erst vor wenigen Tagen wurde ihm bescheid gegeben und nun ist es so weit.
    Ich habe ein wenig Angst vor der Reise und vor allem Neuen, aber das habe ich nicht gesagt, denn ich möchte niemanden beunruhigen.
    Ich würde mich sehr freuen wenn Du Dich bei mir meldest, wenn Du mir schreiben würdest und wenn wir in Kontakt bleiben könnten.
    Ich habe Deine letzten Worte damals nie vergessen!


    Vale
    Die Götter mögen Dich schützen Valerian


    Philogena