Ich war Septima gefolgt in der Hoffnung, dass sie mich führen würde und wurde auch nicht enttäuscht, abgesehen davon, dass ich formhalber meine Einverständnis zu allem erklären musste. Das anzusprechen war ich aber viel zu schüchtern.
"Das ist eine gute Idee!", meinte ich zu ihrem Vorschlag den Maiordomus mitzunehmen. Ich befürchtete zwar, dass unser Gespräch etwas eingeschränkt würde und ich würde noch mehr auf meine Figur achten müssen, doch sicher war es sinnvoll, wenn dieser Verwalter uns begleiten und gegebenenfalls Aufgaben sofort in Auftrag geben konnte. Einem zufällig den Gang entlanglaufenden Haussklaven rief ich also zu: "Bring mir den Maiordomus!"
Zufrieden stellte ich fest, dass mein Befehlston kein bisschen durch meine allgemeine Verunsicherung der letzten Wochen gelitten hatte. Hätte man so mit mir gesprochen, wär ich sicher auch gesprungen... Naja, wahrscheinlich wär der Sprecher eher mit ein paar Peitschenhieben davongekommen, wenn er glücklich gewesen wäre.
War es ein grosses Versäumnis, mir keine Hausführung gegeben zu haben? Mir schien es fast so und ich wollte auf keinen Fall Durus in einem schlechten Licht dastehen lassen. Also sagte ich ausweichend: "Er war sehr beschäftigt in der letzten Zeit..." Ganz so als hätte ich irgendeine klare Vorstellung davon, was es wirklich hiess, Staatsmann und Konsul zu sein.
Erneut gab Septima mir ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Ich schenkte ihr ein warmes Lächeln, fragte mich aber, ob wir wirklich im selben Alter waren. Sie kam mir älter vor. Das passierte mir jedoch oft, dass mir andere Mädchen oder junge Frauen, die tatsächlich nicht älter waren als ich auf mich so einen selbstbewussten oder erwachsenen Eindruck machten, dass ich sie falsch einschätzte. Vielleicht machte ich auch einen älteren Eindruck auf andere, überlegte ich. Oft konnte ich meine Unsicherheit verbergen. Andererseits musste ich neben Durus wirklich sehr jung wirken.
"Das ist aber Durus´ cubiculum. Können wir da einfach hinein...?" Aber schon während ich es sagte, kam es mir komisch vor. Ich war die Hausherrin, Durus mein Gatte und immerhin wollte er sicher auch, dass ich den gesamten Haushalt unter Kontrolle hatte.
Also lachte ich Septima entschuldigend an und betrat mit ihr und dem mittlerweile beflissen herbeigeeilten Maiordomus Durus cubiculum.