Beiträge von Marcus Decimus Flavus

    Es war tatsächlich Langweilig, doch das wollte Marcus nicht so direkt sagen. Zum Glück half ihm Serrana aus der Patsche und sprach einfach weiter über die Hochzeitsvorbereitungen. Der junge Decimer tat so, als würde er das Gespräch interessiert verfolgen und brachte sich schließlich sogar wieder ein. Seine Frage klang tatsächlich interessiert und dem war auch so. Die Antwort darauf interessierte ihn tatsächlich.


    "Ja Calvena. Gibt es denn bereits einen Termin?"


    Er hoffte, dass sie nun sagte, dass der Termin erst in einem halben Jahr oder so angesetzt war, doch so viel Glück gestand ihm Fortuna bestimmt nicht zu. Die meisten geplanten Hochzeiten wurden recht rasch vollzogen. Immerhin stand dahinter meist mehr als nur eine normale Heirat aus Liebe. Wie das wohl bei Calvena war? Heiratete sie aus Liebe, oder hatte ihre Familie eine politische Heirat arrangiert? So direkt konnte er sie das nun nicht vor Serrana Fragen. Vielleicht ergab sich ja etwas später die Gelegenheit dazu.

    Marcus musterte Valeria noch einmal. Sie bildete sich doch nicht tatsächlich ein dass er sich bei dieser Sklavin entschuldigen würde. Niemals! Sie war eine Sklavin! Als sie ihn zum gehen aufforderte nickte er und wandte sich zum gehen.


    "Noch eine gute Nacht Valeria."


    Als sie es nicht mehr sehen konnte verdrehte er noch einmal die Augen. Sich Entschuldigen. Tsss! Er war froh, dass er noch einmal so glimpflich davongekommen war und nahm sich vor beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein. Vielleicht war es besser in Zukunft wieder sein eigenes Zimmer aufzusuchen oder sich mit der Sklavin im Bad einzuschließen. Naja. Man konnte das ja dann immer noch entscheiden. Jetzt machte er sich jedenfalls wieder auf in sein Zimmer. Für heute hatte er genug Überraschungen erlebt.

    Da sind wir bereits zwei, hätte Marcus auf die Aussage von Serrena fast geantwortet. Auch er wusste nicht wirklich viel über die Familie, was am nicht vorhandenen Interesse den Decimern gegenüber lag. Am liebsten wäre es ihm ohnehin gewesen einer anderen Familie anzugehören – irgendeiner anderen. Doch seinen Vater konnte man sich nicht so einfach aussuchen und eine Adoption kam nicht in Frage. Noch nicht. Immerhin unterstand er noch der Patria Potestas des Senators. Zum Glück kam ein neues Thema auf, auch wenn es für Marcus fast ebenso unangenehm war wie seine Familie.


    Was sollte er schon groß zur geplanten Vermählung Calvenas sagen? Sie war ein süßes Ding und der junge Decimer hätte gern noch mehr Zeit mit ihr verbracht. Irgendwie ärgerte es ihm sogar, dass er den Kontakt nicht weiter verfolgt hatte. Wieder ein Grund mehr den Alten und das Militär zu hassen. Immerhin hatte es an diesem verdammten Tribunat bei der Cohortes Urbanae gelegen. Er hatte kaum Zeit für etwas gehabt und nun war es zu spät. Wobei? Wer konnte das schon mit Sicherheit sagen? Vielleicht hatte ja auch Calvena immer noch Interesse. Sie war schließlich noch nicht verheiratet und daher an kein Ehegelöbnis gebunden. Und Marcus wusste, dass sie nicht die erste Frau wäre, die sich ohnehin nicht daran hielt. Mit neu aufkommendem Interesse musterte er die junge Frau, während sie zu Serrana sah.

    Als Marcus den Namen seine Mutter nannte, schien die Frau für einen kurzen Moment sehr überrascht zu sein, doch er dachte sich nichts weiter. Dann endlich erfuhr er auch ihren Namen. Decima Valeria. Sie war also kein Gast, sie war ein Familienmitglied. Umso schlimmer, dass es ausgerechnet sie mitbekommen hatte. Marcus atmete tief durch. Sie würde es bestimmt dem Alten weiterpetzen. Warum auch nicht. Er war in ihr Zimmer eingedrungen, hatte ihren Schlaf gestört und dabei eine Sklavin belästigt. Für ihn selbst war letzteres nichts besonderes, aber er hatte bereits mitbekommen, dass man in dieser Casa anders mit den Haussklaven umging.


    Valeria schien im ersten Moment nicht weiter auf die Situation einzugehen, sondern verlangte wieder nach einer ungestörten Nachtruhe. Marcus nickte nur und wollte sich gerade eben ein weiteres Mal für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, als sie sich aus dem Bett schwang und wie eine Furie ansah. Leicht erschrocken taumelte der junge Mann einen Schritt zurück und starrte die Decima an. Ihre drohende Stimme verriet, dass sie das gesehene vorerst für sich behielt, doch zugleich war es mit einer Auflage belegt, die Marcus vorerst mit einem Kopfnicken akzeptierte.


    "Ja Valeria. Das habe ich. Es tut….. Es tut mir leid."


    Aus seiner Stimme klang ehrliches Bedauern und seine Augen konnten ihn bei der Dunkelheit ohnehin nicht verraten. Zudem blickte er dabei zu Boden um Unterwürfigkeit zu demonstrieren.

    Eigentlich wäre es längst an der Zeit gewesen dieses Frage-Antwort-Spiel umzudrehen. Schließlich wusste Marcus immer noch nicht den Namen der Fremden. Diese hingegen hatte die unangenehme Situation genutzt um den jungen Decimer regelrecht ins Verhör zu nehmen und es schien so, als wäre ihr Wissensdurst noch lange nicht gestillt. Mit einem kurzen verstohlenen Blick zur Türe vergewisserte sich Marcus, dass diese zwar immer noch offen stand, aber die Unterhaltung bisher keine weiteren Hausbewohner angelockt hatte. Von der Sklavin war jedoch auch keine Spur mehr weit und breit. Vermutlich hatte sie sich in die Sklavenunterkünfte verzogen, wo Marcus nicht mehr unbemerkt an sie heran kommen konnte.


    "Decima Aemilia. Meine Mutter war Decima Aemilia."


    Er musterte die Frau noch einmal, die sich allem Anschein nach wieder einigermaßen beruhigt hatte. Die Neugierde war einfach zu groß, als das er die Frage verdrängen hätte können, auch wenn sie mehr als zögerlich kam.


    "Und……. Und darf ich auch erfahren wer du bist?"

    Nachdem er sich mit seinem Schicksal weitestgehend abgefunden hatte – zumindest für den Moment – hatte sich Marcus auf den Weg zur Hauptkaserne der Vigiles aufgemacht. Hier residierte der Präfekt und hier sollte er sich laut dem Schreiben der kaiserlichen Administration zum Dienst melden. Aus seinem Gesicht war deutlich zu lesen, dass er sich alles andere als wohl fühlte bei dem Gedanken, als Zivilist die Castra zu betreten und als Soldat wieder heraus zu kommen. Falls er überhaupt wieder heraus kam!


    Dementsprechend schlecht gelaunt ging er daher auf die Wache am Eingang zu und sprach diese mit einem hörbar forschen Unterton in der Stimme an.


    "Decimus Flavus. Ich möchte den Praefectus Vigilum sprechen."

    "Bei zwei so zauberhaften Damen habe ich ganz bestimmt etwas versäumt. Ich kann euch versichern, dass ich mir das nächste Fest nicht entgehen lassen werde, an dem ihr anwesend seit."


    Marcus lächelte beide freundlich an. Es war kein übertriebenes Lachen, sondern es sah ehrlich aus. Dann sah er zu Serrana.


    "Und du kennst meinen Vater Serrana? Ich hoffe er hat einen guten Eindruck bei dir hinterlassen. Nicht das ich nun ein schlechtes Gewissen haben müsste oder etwas wieder gut zu machen hätte. Wobei. Du bist ja eine Iunia. Unsere beiden Familien stehen sich ja sehr nahe, soweit ich weiß."

    Als Marcus sein Zimmer betrat, bemerkte er sofort die Schriftrollen, die man ihm auf seinen Tisch gelegt hatte. Post? Er konnte sich nicht vorstellen von wem er Post erhalten sollte. Umso neugieriger machte er sich daran die Schreiben zu entrollen und durchzulesen.


    An Eques
    Marcus Decimus Flavus

    Casa Decima Mercator
    Rom, Iatlia


    Marcus Decimus Flavus,


    Dir wurde die große Ehre zuteil zu einem Eques Roms ernannt zu werden. Damit verbunden wirst du mit sofortiger Wirkung zum Tribunus Vigilum befördert und hast dich umgehend bei deinem Praefectus in Rom zu melden, um dort deinen Dienst bei römischen Vigiles anzutreten. Die Ernennungsurkunde liegt bei.


    ~~Kanzlei des Procurator ab epistulis~~


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    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    MARCUS DECIMUS FLAVUS


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE KAL FEB DCCCLX A.U.C.
    (31.1.2010/107 n.Chr.)


    ZUM
    TRIBUNUS VIGILUM



    Eques?! Er wurde zum Eques ernannt? Verwundert las er sich die erste Zeile noch einmal durch. Tatsächlich! Eques Marcus Decimus Flavus. Doch es ging weiter. Man hatte ihn zum Tribun der Vigiles ernannt?!


    Wütend fetzte er die beiden Schriftrollen in eine Ecke. Das hatte er bestimmt dem Alten zu verdanken. Er wollte kein Soldat werden und er wollte sich bestimmt nicht von Livianus dazu drängen lassen. Er hasste das Militär und der Alte war der Grund dafür! Bereits sein Tribunat bei der Cohortes Urbanae hatte er möglichst ruhig und unauffällig ausgesessen, doch nun ein ritterliches Tribunat bei der Vigiles! Verdammt!

    Serapio?! Wenn er diesen Namen schon hörte! Doch so unrecht hatte die fremde Frau eigentlich nicht. Nun wo Serapio der Adoptivsohn des Alten war, waren sie auch irgendwie zu Stiefbrüdern geworden. Wenn er nur daran dachte stellten sich ihn die Nackenhaare auf! Doch Marcus blieb ruhig und seufzte kurz, bevor er antwortete. Es half nichts. Er musste mit der Wahrheit rausrücken.


    "Ähm... Nein. Ich bin der Sohn von Livianus."

    Marcus musste sich ein schadenfrohes Grinsen verkneifen, als Calvena ihre Freundin vor ihn als Schaf bezeichnete. Dem Gesichtsausdruck der jungen Frau zufolge dachte sie vermutlich in diesem Moment das gleiche und wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Da dies nicht möglich war, machten alle Beteiligten das Beste daraus.


    "Salve Serrana. Es freut mich dich kennen zu lernen."

    Irgendwie war der junge Decimer gerade ziemlich durcheinander. Natürlich war das ein Missverständnis, zumindest was das belegte Zimmer betraf. Und das ein Herr seine Sklavin nehmen konnte wo und wann er wollte, war schließlich selbstverständlich. Das Marcus genaugenommen nicht der eigentlich Herr der Sklavin war, durfte man dabei nicht so genau nehmen. Zumindest sah es er nicht so streng.


    "Mit Missverständnis meinte ich, dass du hier im Zimmer warst…. ähm bist. Also das ich das nicht wissen konnte. Und das mit der Sklavin. Nun ja…."


    Sie hatte doch nicht etwa alles mitbekommen? Es würde für den jungen Mann nicht sonderlich gut aussehen, dass er die Sklavin, die noch dazu nicht seine eigene war, zu diesem kleinen Stelldichein zwingen wollte. Wie sollte er das alles nur dem Alten erklären? Wenn das raus kam war er erledigt.


    "Entschuldige bitte einfach die Störung. Ich verspreche das es nicht wieder vorkommen wird. Und bitte erzähle niemanden davon. Ich bitte dich."


    Während er sprach ging er mit gesenktem Kopf einige Schritte rückwärts in Richtung Türe. Es war Zeit die Flucht anzutreten, bevor er sich zusätzlich zu dem was die Frau bereits gesehen hatte auch noch in etwas hineinredete. Wer sie war wusste er allerdings immer noch nicht. Vermutlich ein Gast des Hauses. Hoffentlich kein Gast des Alten. Wenn das morgen Früh Thema während des Frühstücks werden sollte. Kaum auszudenken. Beim Iupiter!

    Noch ehe er antworten konnte welche anderen Dinge ihm vorschwebten, und er dachte dabei vor allem an ihr letztes Treffen, sprach Calvena auch schon weiter. Sie traf sich hier also mit einer Freundin. Welches Glück für Marcus. Vielleicht war diese ja ebenso hübsch und wie die Germanica und mit Fortunas Wohlwollen noch nicht vergeben. Wobei? Eigentlich war es ihm ja bisher immer egal gewesen ob die Frauen vergeben waren oder nicht. Zumindest in Britannia hatte er einige „besser“ kennengelernt, die bereits verlobt oder verheiratet waren.


    Kaum hatte Calvena ausgesprochen, hörte man von hinten auch schon eine freundliche Stimme, die eigentlich ein wahres Wort sprach, doch damit bestimmt nicht ihn gemeint hatte. Verwundert drehte er sich um und sah ein bezauberndes junges Fräulein vor sich. Sie schien so im selben Alter wie Marcus und Calvena zu sein und war vermutlich die gerade angesprochene Freundin. Es lag nun an der Germanica die beiden einander vorzustellen.

    Das die Stimme der Fremden immer lauter wurde machte Marcus immer nervöser. Nun sah er auch endlich ihr Gesicht, musste jedoch sofort feststellen, dass er sie tatsächlich nicht kannte und noch nie zuvor in der Casa gesehen hatte. Es war eine Frau die mindestens 10 Jahre älter sein musste als er selbst. Eine recht hübsche Frau, auch wenn sie etwas mitgenommen aussah. Schließlich deutete er mit beiden Händen, dass sie leiser reden sollte und versuchte auch dementsprechend beruhigend auf sie einzureden.


    "Ich bitte dich. Nicht so laut. Ich möchte nicht das der A……mein Vater Wind von der Sache bekommt. Ich beantworte dir ja deine Fragen und ich Entschuldige mich vielmals für diese Versehen, doch bitte rede leise."


    Er sah nervös zur noch immer offenen Türe, durch die jeden Moment ein aufmerksamer Mitbewohner treten konnte und dann konnte diese ganze Situation mehr als unangenehm werden. Er atmete tief durch und versuchte von seiner Angespanntheit möglichst wenig zu zeigen.


    "Natürlich bin ich nicht Iupiter. Mein Name ist Marcus Decimus Flavus und das eben war nur ein großes Missverständnis. Dieses Zimmer stand noch vor wenigen Tagen leer und ich dachte das sei immer noch der Fall. Bitte verzeih mir. Es war nicht meine Absicht dich zu wecken oder zu erschrecken."

    „Ich weiß es noch nicht. Nachdem ich für eine weitere Kandidatur im Cursus Honorum noch zu jung bin, die Quaestur darf man erst ab einem Alter von 25 Jahren bestreiten, werde ich mich wohl in der Zwischenzeit nach etwas anderes umsehen müssen. Aber darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht.“


    Danach hörte Marcus seinem Gegenüber wieder aufmerksam zu. Als sie jedoch gleich zu Beginn das Wort Heiraten aussprach, entglitten ihm für einen kurzen Moment seine Gesichtszüge vor Enttäuschung. Warum die hübschesten und süßesten Frauen auch immer die waren, die als erster unter die Haube kommen mussten? Calvena war ein wahrer Verlust für die Männerwelt, das war Marcus sofort bewusst. Doch um sich nichts anmerken zu lassen, versteckte er seine Gedanken recht rasch wieder unter einem neutralen Blick. Seine Worte konnten jedoch nicht ganz davon hinwegtäuschen, dass ihn diese Neuigkeit nicht wirklich so begeisterte wie sein Gegenüber.


    "Quintilius? Nein, sagt mir nichts. Dürfte eine eher unbekannte Gens sein. Aber ich gratuliere dir Calvena. Ich bin mir sicher du wirst ihn zu einem glücklichen Mann machen."


    Nun zeigte er auch sein markantes Schmunzeln wieder, das einige Frauen so anziehenden an ihm fanden.


    "Und eine Prüfung auch noch. Es scheint ja hoch her zu gehen bei dir. Bleibt da noch Zeit für andere Dinge?"

    "Ja das ist war. Umso größer ist die Freude dich wieder zu sehen."


    Ohne lange zu fackeln ergriff Marcus die zarte Hand der jungen Frau, die zwar einen Schritt zurück gegangen war, aber es dennoch nicht aus seiner Reichweite geschafft hatte. Verbunden mit einer kleinen Verbeugung führte er sie zu seinem Mund und küsste ihren Handrücken. Mit einem kurzen vielsagenden Blick ließ er ihre Hand dann wieder aus der seinen gleiten und richtete sich wieder auf um auf ihre Frage zu antworten.


    "Ich habe mittlerweile mein Tribunat bei der Cohortes Urbanae abgeschlossen. Ansonsten ist nichts Aufregendes passiert. Und wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?"

    "Du könntest auch jemand die Laune verderben, wenn du ihn umläufst."


    Mit einem breiten Grinsen stand Marcus vor ihr, der die junge Frau sofort wieder erkannt hatte und hielt seine Arme auf.. Wie hätte er das letzte Aufeinandertreffen der beiden auch vergessen können. Der Alte hatte danach nichts mehr zu ihm gesagt, also hatte es vermutlich niemand mitbekommen. Doch wie das Leben oft so spielte, waren sie sich nicht mehr begegnet und auch sein Vater hatte ihn nicht mehr zu einer Zusammenkunft mit den Germanicern mitgenommen, sofern überhaupt eine stattgefunden hatte. Doch anscheinend meinten es die Götter heute gut mit ihm und hatten ihm die süße Germanica direkt in die Arme gestoßen.

    Als Marcus realisierte, aus welchem Grund die Sklavin so schnell das Weite gesucht hatte, war es bereits zu spät, um ebenso schnell zu verschwinden. Eine Person hatte sich im Bett aufgesetzt und dem jungen Decimer einen riesen Schreck eingejagt. Das war doch nicht etwa der Alter, der von seinen heimlichen Treffen mit den Sklaven Wind bekommen und ihm nun aufgelauert hatte? Mit entsetzt aufgerissenen Augen sah Marcus auf die Umrisse der Fremden Person, die bis dahin nicht zu erkennen war.


    "Iupiter!"


    Erst als er eine weibliche, wenn auch fremde Stimme vernahm, beruhigte sich sein Herzschlag etwas und zögerlich gab er antwort. Dabei versuchte er weiter leise zu sein. Immerhin stand die Türe sperrangelweit offen und das letzte was er nun gebrauchen konnte war, das er diese Misere auch noch dem Alten erklären musste.


    "Verzeih bitte. Ich bin… Ich hab….. Ich wusste nicht das…… Ich dachte das Zimmer unbewohnt." stammelte er und griff hastig nach seinem Gürtel, der bei der ganzen Aufregung auf den Boden geglitten war.

    Es war bereits recht Spät am Abend und die sonst so betriebsame Casa war mittlerweile zur Ruhe gekommen. Die meisten ihrer Bewohner hatten sich in ihre privaten Räume zurückgezogen und nur noch ein paar Sklaven gingen ihren letzten Arbeiten an diesem Tag nach und waren in den Gängen unterwegs. Einer der auch noch einen Rundgang machte war Marcus. Wie ein Dieb schlich er leise und vorsichtig den Gang zu den Schlafzimmern entlang, im Schlepptau eine der jungen Sklavinnen, die er fast am Armgelenk gepackt hielt und hinter sich her zog. Er war mittlerweile etwas Vorsichtiger geworden bei seinen kleinen Eskapaden mit den Haussklavinnen, immerhin wohnten nun mehrere Leute in der Casa und die Chance erwischt zu werden war dadurch auch wesentlich gewachsen. Was er auf keinen Fall wollte, war das der Alte von seinen kleinen Vorlieben etwas mitbekam. Die Sklavinnen hielten ohnehin ihren Mund. Sie wussten, dass er keinen Moment lang zögern würde eine von ihnen zu erschlagen oder ihr die Kehle aufzuschneiden, falls es nötig werden sollte und das war auch sein bestes Argument, wenn er sie zur Geheimhaltung zwang.


    Was sich in den letzten Wochen ebenfalls geändert hatte, war der Ort, an denen er sich mit den Sklavinnen zurückzog, wenn ihm die Lust überkam. Es war nicht mehr sein eigenes Cubiculum, sondern eines der leerstehenden Zimmer, das nur voll mit lakenbehängten Möbelstücken angeräumt war. Auch an diesem Abend steuerte er dieses leere Zimmer an, nicht wissend, dass die eigentliche Besitzerin wieder zurückgekommen und erneut eingezogen war. Leise öffnete die Türe, sah noch einmal links und rechts den Gang entlang und zog die Sklavin dann mit einem ziemlich unsanften Ruck hinter sich nach.


    "Los jetzt. Komm mit!"


    Mit einem gequälten Gesichtsausdruck und verängstigten Augen folgte die Sklavin den jungen Herren in das Innere des Zimmers. In der Dunkelheit fiel dem jungen Decimer nicht auf, dass die Laken mittlerweile verschwunden waren und das Zimmer wieder bewohnt aussah. Abgesehen davon war er mit seinen Gedanken längst wo anders.


    "Wenn du tust was ich dir sage wird es heute nicht so unangenehm für dich wie das letzte Mal. Also knie dich aufs Bett. Los!"


    Marcus hatte die Sklavin losgelassen und funkelte sie Böse an. Ohne einen Widerspruch und vollkommen verängstigt folgte das junge Ding seinen Anweisungen und ging hinüber zum Bett. Sie hatte selbstverständlich mitbekommen, dass ein neuer Bewohner im Haus eingezogen war, auch wenn sie nicht wusste in welches Zimmer, doch hatte sie viel zu sehr Angst, um auch nur ein Wort heraus zu bekommen. Langsam tastete sich vor, bis sie schließlich die Bettdecke spürte und ihre Hand langsam darüber gleiten ließ. Marcus entledigte sich in der Zwischenzeit seines Gürtels und machte sich ebenfalls in Richtung Bett auf. Im selben Moment schreckte die junge Sklavin jedoch auf und unterdrückte einen lauten Schrei. Ihre Hand war bei ihrer Suche nach Halt auf ein Bein gestoßen, dass einer fermden Person zu gehören schien, die gerade in diesem Bett lag und schlief. Mit einem lauten Rumpeln sprang die Skalvin von dem Bett und lief an Marcus vorbei. Völlig überrascht und noch ehe er verstand was vor sich ging hatte sie die Türe aufgerissen und war nach draußen gestürmt.


    "Verdammt nochmal! Was ist jetzt schon wieder! Komm sofort wieder her!" zischte er ihr möglichst leise hinterher.