Beiträge von Lucius Eprius Seleucus

    "Gute Frage. Allerdings muss ich zugeben, dass ich über die Hirngespinste der Gefangenen nur bedingt bescheid weiß. Zum einen geben sie nicht viel Preis, wenn man sie frägt, zum anderen tangiert das einen Soldaten wie mich nicht sonderlich, zumal ich selbst ja erst seit kurzen bei den Vigiles stationiert bin." Und was er hier erlebt hatte, war wirklich desaströs. Ohne Zweifel, die Struktur, die Organisation und die Ausrüstung der Vigiles war tadellos, allerdings fehlte es vorne und hinten an Personal. Die Glanzzeit dieser Einheit lag wohl schon einige Jahre zurück und der Rekrutendurchschnitt lag weit unter dem der Cohortes Urbanae oder gar einer Legion. "Gibt es sonst noch etwas, das ich für dich tun kann, Tresvir?" Seleucus klang bei seinen Worten keineswegs genervt, immerhin wusste er als stattlicher Grieche was sich gehörte, obgleich er sich lange im barbarischen Germanien umhergetrieben hatte - zu lange wahrscheinlich.

    Diese Untersuchungen hatten auch eine nervige Seite. Die vielen Fragen, die von Beamten gestellt wurden, waren für einen schlichten Soldaten teilweise wirklich zu viel. Doch diesmal blieb Seleucus wohl nichts anderes übrig, als sich dem Beamtenapparat Roms zu untergeben. "Die Gefangenen erhalten natürlich jederzeit ausreichend Speis und Trank. Ihr Tag beginnt mit leichten Arbeitsaufgaben, die sich im Laufe des Tages steigern. Natürlich differenzieren wir zwischen arbeitsfähigen und weniger arbeitsfähigen Gefangenen, was noch einmal zur Selektion beiträgt. Einen großen Teil verbringen die Gefangenen während ihrer Untersuchungshaft allerdings in den Zellen."[i] "Wo diese Verbrecher auch hingehören", hätte Seleucus beinahe gesagt. [i]"Natürlich, jederzeit. Bittesehr." Der Eprius entsperrte eine der leeren Zellen und beobachtete Piso dann von außen.

    Während die Probati ihre Runden drehten, trieb Seleucus sie immer wieder mit wildem Geschrei an - ein wohl typisches Merkmal für jeden altgedienten Militär. Als Libo mit den anderen wieder beim Griechen ankamen, folgte der nächste Befehl. "20 Liegestütze, bevor wir uns den Ausrüstungsgegenständen der Vigiles widmen!"

    Obgleich Lucius dem Tresvir traute, hielt er ihn bei der Besichtigung stets im Auge. Natürlich nur eine Sicherheitsmaßnahme, die von Seleucus' eigenem Kontrollwillen unterstützt wurde. "Das hängt von zweierlei Faktoren ab. Je nachdem wie lange die Ermittlungen der zuständigen Behörden - also in diesem Fall den Vigiles - dauern und wie hoch das Strafmaß ist. Im Schnitt sind die Gefangenen hier aber höchstens drei Monate inhaftiert, um konkrete Zahlen zu nennen." Man versuchte aber natürlich die Haftzeit bis zum Prozess möglichst kurz zu halten. Das einzige, was lange 'U-Haften' mit sich brachten waren hohe Unterhaltungskosten und volle Gefängnisse. "Die Gefangenen werden mit allem versorgt, was nötig ist. Wir legen einen hohen Wert darauf, den Tagesablauf der Inhaftierten geordnet und strukturiert zu gestalten, um eine möglichst hohe Disziplin zu gewährleisten."

    Seleucus' Blick richtete sich nur langsam auf. Er hatte erwartet, dass es sich um irgendeinen Rekruten seiner Centurie handeln würde, dem die Essensrationen entwendet wurden oder irgendeinen Neuling, der seinem Kommando zugeteilt worden war. Doch heute sollte der Tag anscheinend eine andere Gestalt nehmen. "Salve, Tresvir. Es freut mich einen der amtierenden Magistraten kennenzulernen." Der Centurio überflog kurz eine Liste - offensichtlich die Namen aller jener Amtsträger. "Der Praefectus ist derzeit aus internen Verwaltungsgründen nicht zu sprechen. Und da er mich als Vertreter eingesetzt hat, wirst du wohl heute mit mir Vorlieb nehmen müssen." Ob diese Tatsache Piso in irgendeiner Weise negativ tangierte, war dem Eprius gleichgültig. Tatsachen waren Tatsachen und an diesen ließ sich vor allem im Militär nur selten rütteln.


    "Die Inspektionstour sei dir gewährt, obgleich unsere Kerker derzeit nur sporadisch gefüllt sind. Brandstifter und Nachtverbrecher verirren sich in diesen Tagen glücklicherweise nur selten auf Roms Straßen." Seleucus erhob sich und deutete dann in Richtung Tür. "Wir können direkt beginnen. Folge mir."

    Den leichten Groll des Magistraten konnte der Eprius natürlich nicht vorhersehen. Doch auch wenn er ihn hätte vorhersehen können, wäre er mit breiter Brust ins Gespräch gegangen - wie immer, denn er versteckte sich nicht gerne und schon gleich gar nicht in seinen eigenen Gefilden. Doch tatsächlich war der Centurio in diesen Tagen einer der nächsten Ansprechpartner und Vertreter des Praefectus, was hauptsächlich mit dem derzeit chronischen Mangel an Führungskräften innerhalb der Vigiles zusammenhing. Als Piso sich dann dazu überrang, an die Tür des Officiums zu klopfen, ertönte unmittelbar darauffolgend ein lauter Schrei von innen: "Herein!"

    Ad
    Procurator ab epistulius L. Iunius Silanus
    Administratio Imperatoris
    Roma


    Ehrenwerter Procurator,


    ich schreibe dir im Namen meines Kommandeurs, Praefectus Vigilum Scaevius Camerinus, um folgendes Ansinnen vorzubringen: Durch die ehrenhafte Entlassung mehrerer, altgedienter Offiziere, sind derzeit entscheidende Positionen innerhalb der Führungsstrukturen der Vigiles vakant. Eine Neubesetzung seitens der Verwaltung ist bisher nicht in Sicht, daher bitte ich im Namen des Praefectus um erhöhte Priorität bei der Postenzuteilung neuer Offiziere. Derzeit können die Vigiles nicht mit voller Einsatzkraft agieren, worunter die Effektivität der Einheit in Verbindung mit dem wichtigen Brandschutz der Urbs Aeterna leiden. Der Praefectus hofft auf einen baldigen Bescheid seitens der Verwaltung.


    Vale, Procurator.


    "Die Antwort wäre gut, Probatus, wenn du nicht so schreien würdest. Der einzige der hier schreit bin ich. Ich habe gute Ohren und will auch eure weiteren Erklärungen noch hören können." Immer etwas zu nörgeln, die Militärs, dachten sich sicher die Probati. Doch der Centurio war eben im Moment der Herr des Feldes. "Du hast recht, Libo, allerdings muss ich eine Kleinigkeit beanstanden. Die Hauptaufgabe der Vigiles besteht darin nachts die Straßen Roms zu sichern. Tagsüber wird diese Aufgabe von den Cohortes Urbanae wahrgenommen." Seleucus pausierte ein weiteres Mal und ging dann wieder durch die Reihen, nachdem er sich zuvor vor dem Iulier positioniert hatte. "Außerdem will ich deine zweite Aussage verbessern. Wir verfolgen natürlich auch Diebe und Einbrecher, allerdings fast ausschließlich, wenn diese in Verbindung mit einem Brand stehen." Abermals blieb der Centurio vor den Probati stehen. "So, genug geredet. Ich will sehen ob ihr fit seid, 20 Runden um den Platz!"

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    Der unangenehmste Teil von Pisos neuen Job, das fühlte er ganz deutlich, das würde wohl das Überwachen der Gefängnisse sein. Er würde es nciht gerne tun, dass wusste er schon im Vorhinein. Und auch das Töten von Verbrechern war auch nicht so sein Ding... wie dem auch sei, heute würde er sich nur umschauen. Und sonst nichts tun. Die Vigiles würde er sich zuerst vornehmen. Als Einstimmung auf die Prätorianer. Obwohl Balbus deren Oberbefehlshaber war, traute sich der leider doch ein bisschen zimperliche Flavier noch nicht ganz, gleich zu ihnen zu kommen. Nein, zuerst würde er sich bei den Vigiles einstimmen auf das, was kommen würde. Was könnte denn schon ein besserer Feuerwehrstrupp für erschreckende Gefängnisse haben? Ein paar Zellen vielleicht, wo sich Trunkenbolde ausnüchtern konnten.
    Er atmete noch einmal ein, zupfte sich seine außerordentlich weiße Toga zurecht, und trat dann auf die Torwache zu. „Salve, Vigil. Ich bin Aulus Flavius Piso, Tresvir Capitalis, und somit Oberaufseher der Gefängnisse Roms, inklusive derer der Vigiles. Ich bitte um Einlass, und um ein Gespräch mit dem Oberbefehlshaber.“, leierte er seinen Text hinunter. Er hätte vielleicht einen custos corporis mitbringen sollen... auch schon egal.



    Der Andrang beim Castellum war in letzter Zeit groß. Auf jeden Fall größer als vor wenigen Wochen. Ob die Vigiles langsam wieder Aufsehen erregen würden? Der Soldat an der Porta konnte diese Frage als einfache Wache auf jeden Fall nicht beantworten. Er war nur froh, dass er wieder etwas zu tun hatte.


    "Sei gegrüßt, Magistrat. Gerne würde ich dich zum Praefectus Vigilum durchlassen, allerdings befindet sich dieser gerade nicht im Castellum. Am besten folgst du mir trotzdem, ich bringe dich zu einer Vertretung."


    Weiterhin schlenderte der Centurio durch die Reihen und musterte die einzelnen Probati. Dann fixierte er Libo, dessen Name er noch besser in Erinnerung hatte.


    "Du! Nenn mir die grundlegenden Aufgaben der Vigiles!"


    Sim-Off:

    Sorry, hat bisschen gedauert. :(

    Unmittelbar nachdem Libo seine Frage ausgesprochen hatte, stand Centurio Seleucus vor den Auszubildenden. Es war selbstverständlich, dass die Probati, die der Iulius im Moment davor angesprochen hatte, sich nun nicht mehr rührten und militärisch korrekt ihre Klappe hielten. Eine direkte Konfrontation mit dem Centurio zu Beginn seiner Ausbildung wollte hier jeder Probatus vermeiden. "Stillgestanden!" Die meisten wussten schon was jetzt zu tun war. Die einen mehr, die anderen weniger. "Ich glaube kaum, dass euch mein Name unbekannt ist, doch ich will mich noch einmal als euer Ausbilder vorstellen. Mein Name ist Lucius Eprius Seleucus, Centurio der dritten Centurie der dritten Kohorte. Ich bin euer Ansprechpartner in allen Belangen während eurer Ausbildung!"


    "Die Ausbildung selbst wird sich in drei Ausbildungsschritte gliedern. Als erstes werden wir uns der Theorie widmen. Als zweites werden wir das theoretische Wissen praktisch umsetzen, wo ihr zeigen könnt, ob ihr für den Dienst bei den Vigiles geeignet seid oder hochkannt wieder hier rausfliegt! Als drittes folgt eine praktische Übung, in der vor allem Teamarbeit erforderlich ist und das theoretische beziehungsweise praktische Wissen erneut angewendet wird. Verstanden, Probati?!" Der Eprius verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schlenderte langsam durch die Reihen der Rekruten.


    Von selbst wäre der Vigil wahrscheinlich nicht darauf gekommen, dem Probatus zu helfen, befand er sich doch gerade in einer gemütlichen Position. Als Libo allerdings seine Hilfe erbat, haderte der Vigil nicht mehr lange und ging ihm zur Hand. "Nun gut." Er hob den Eimer auf und nahm ihm die Leiter ab, um diese Ausrüstungteile dann in seine Baracke zu tragen.



    Die anderen Anwärter beäugten Libo kurz missmutig, ehe sie sich wieder abwendeten und den Vorfall schweigsam wegsteckten. Immerhin hätten sie als Neue genauso gut in diese Situation kommen können.
    Es dauerte nur wenige Minuten, ehe der Iulius an der Reihe war und der Vigil sich nun um ihn kümmerte. "Hier, deine Ausrüstung. Es ist nun deine Pflicht sie zu pflegen und täglich zu putzen. Wegtreten, Probatus. Der Vigil überreichte den Ausrüstungspack. "Nächster!" Ein kurzer Vorgang, der recht schnell abgeschlossen werden konnte.


    "Salve, Probatus." Nachdem er den Neuen gemustert hatte, kramte der Centurio ein Dokument hervor und glitt mit dem Zeigefinger einige Namen herunter, bis er in einer Zeile stehen blieb. "Du sagtest Iulius Libo? Gut, ich habe die Information bereits erhalten. Ich bin Centurio Seleucus, wie die Türaufschrift schon sagt und werde mich um deine Ausbildung und der Ausbildung der anderen Probati der dritten Centurie kümmern. Heute kannst du dich noch ausruhen, doch gewöhn dich nicht dran. Morgen beginnt die Ausbildung, komm rechtzeitig zum Exerzierplatz. Wegtreten, Probatus!" Mehr gab es nicht mehr zu sagen, so wendete sich Seleucus wieder der Aktenarbeit zu.

    Es war wirklich erschreckend. Als Centurio hatte Seleucus noch mehr Schreibkram zu erledigen als als Praepositus Stationarium von Ostia. Obschon er bereits Erfahrungen bei der Ala in Germanien gesammelt hatte, war er dort als Eques eher für die praktischen Tätigkeiten zuständig. Doch die Verwaltungsarbeit würde ihm sicherlich schmecken, wenn er sich erst einmal daran gewöhnen würde. Der Jüngste war der Eprius immerhin nicht mehr und für den Dienst an der Front konnte man ihn in ein-zwei Jahre sicherlich nicht mehr gebrauchen.


    Interessiert blickte der Centurio auf, als das Klopfen ertönte. "Herein!" Er legte seine Schreibfeder beiseite und blickte gespannt zur Tür.