Beiträge von Alaina

    Es war ein kalter regnerischer Tag, Alaina hatte beschlossen einen Umweg auf dem Heimweg zu nehmen, um sich mit einem ihrer Informanten zu treffen. Tief hatte sie sich die Kapuze ihres Mantels ins Gesicht gezogen und sich fest in den Stoff gewickelt. Kälte war nicht das Problem, aber sie konnte diesen beständigen Regen nicht ausstehen.
    Sie bog um eine Ecke, hinein in eine dunkle Gasse. Sie bemerkte gar nicht das sie verfolgt wurde, auch hörte sie nicht die schweren Schritte den das beständige Tropfen des Regens ließ die Welt schrumpfen. Doch dann wurde sie am Kragen gepackt und mit dem Bauch gegen die schiefe Wand eines Hauses gepresst. Plötzlich schlug ihr das Herz bis zu Kehle und panisch tastete sie in den Falten ihrer Kleidung nach einem Dolch.


    "Her mit deinem Geld!" knurrte es hinter ihr. Eine schwielige Hand tastete an ihrer Hüfte nach dem kleinen Geldbeutel. Wie erstarrt, ließ sie den fremden gewähren, lieber das Geld, als ihr Leben. "Was haben wir denn her?" fragte er dann plötzlich lüstern, als seine Hand ihre Brüste ertastete. Anscheinend hatte er gedacht, er habe es mit einem schmächtigen Burschen zu tun, dass er aber eine Frau erwischt hatte, schien nun sein Blut in Wallung zu bringen. Kurz presste sie ihre Lippen auf einander und schloss die Augen.
    "Nun nimm schon das Geld!" sagte sie. Die Keltin klang mutiger, als sie sich fühlte. Ein heiseres Lachen erklang. "So einfach kommst du mir nicht davon", erklärte er und wirbelte sie herum. Alaina fand sich nun einem großen groben Kerl gegenüber wieder und presste sich angstvoll an die Wand. Endlich ertastete sie den Griff ihres Dolches. Hinter dem Mann konnte sie einen weiteren Schatten erahnen. Ihre Chancen standen nicht gut, aber ihr Stolz verbot es, sich einfach kampflos zu ergeben. Mit einem wütenden Aufschrei stürtzte sie sich dann auf ihren Angreifer und stieß ihm ihren Dolch tief in den Unterleib, gleichzeitig schnellte ihr Knie in die Höhe und traf ihn genau im Schritt. Mit einem verblüfften Wimmern brach er dann einfach zusammen, sein Blick wurde glasig und dann starr. Zitternd starrte sie auf ihre blutverschmierte Hand. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie jemanden getötet.


    "Verdammte Lupa!" erklang es vom zweiten Schatten. Ihr Kopf ruckte zur Seite, als ein schwerer Schlag sie traf. Sie taumelte und stürtzte. Wie wild versuchte sie sich nun auch gegen den zweiten Mann zu wehren, doch er packte sie, trat ihr das Messer aus der Hand und drückte sie dann mit Gewalt auf den Boden. "Das wirst du büßen!" zischte der Mann und umschloss ihre zarte Kehle mit seinen Händen. Mit einem wahnsinnigen Glitzern in den Augend rückte er zu. Verzweifelt versuchte sie seine Hände weg zu ziehen, doch schon wurde es ihr schwarz. Alaina wimmerte und Tränen traten ihr in die Augen. Immer noch versuchte sie zu kämpfen, doch ihre Kräfte ließen schnell nach. Dann sanken ihre Hände kraftlos zu Boden und ihre grünen Augen sahen in die leere. Erblickten etwas, was wohl nur sie sehen konnte.
    Ihr Lebenshauch hatte sie verlassen und der Fremde ließ von ihr ab. keuchend sah er sich um, leckte sich das Blut ab, welches aus unzähligen Kratzern an seinen Händen tropfte und ergriff dann Flucht.


    Im frühen Morgengrauen sollte sie dann von einer Lupa gefunden werden, welche einen Soldaten alarmierte. Denn auch die Leiches des Mannes, welches sie getötet hatte, lag noch in seinem Blut nur wenige Schritte von ihr entfernt. Es handelte sich um einen recht brutalen Schläger und Zuhälter.

    Ein kurzer Schauer lief ihr den Rücken hinab, eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen und die kleinen Härchen im Nacken richteten sich auf. Eine Mischung aus Erregung, Verlegenheit und auch Begehren? Durchrieselte sie. Solche Gefühle weckten sonst nur Männer in ihr, oder vielmehr, sie bevorzugte es mit Männern zu spielen, sie am Hacken zappeln zu lassen und sich selbst. Meist kostete sie jede Minute aus, ehe sie anschließend recht nüchtern das weite suchte. Leich runzelte sie die Stirn, als Laeva schon fast eine Herausforderung aussprach. In ihren Worten steckte ein Fünkchen Wahrheit, doch auch sie hatte bereits einflussreiche Gönner, welche auf sie achteten. Sie verspürte ein wenig den Nervenkitzel und auch den Reiz auf neue Erfahrungen. Sie biss sich auf die Unterlippe und folgte mit Blicken Laevas Abgang. Alaina war unschlüssig. Auf der einen Seite konnte es nicht schaden, wenn sie sich den Schutz der Caecilia durch eine neue Erfahrung erkaufte , doch auf der anderen Seite scheute sie es ein wenig sich auf diese völlig fremde Frau einzulassen. Vor allem weil Frauen wesentlich gerissener waren als Männer. Nur ungern ließ sie sich auf etwas ein, das sie nicht durchschauen konnte. Kurz schloss sie die Augen, immer noch unschlüssig….

    Alaina machte den Mund auf um Laeva darauf hinzuweisen, dass sie keine Lust habe einen Mann zu bewundern, dass ihr dafür die Zeit fehlte und auch ehrlich gesagt die Lust und das Verständnis. Sie wusste aber auch das so mancher Mann ihr einen begehrlichen Blick zu warf und …. wie es schien wohl auch so manche Frau. Sie kam sich vor, als hätte ihr jemand mit einem Brett vor den Kopf geschlagen. Völlig verdattert starte sie die andere Frau und fragte sich in welcher falschen Komödie sie gelandet war. Hastig ging sie in Gedanken das Gespräch durch und überlegte ob sie irgendetwas getan oder gesagt hatte, das Laeva Hoffnungen auf ein Liason gab.
    Die Worte und auch Gesten der Caecilia waren unmissverständlich und Alaina fühlte sich nun wirklich überrumpelt. Was sagte man denn in solch einer Situation. Eigentlich war sei ja sonst nicht um ein Wort verlegen, aber ein Angebot von einer Frau zu bekommen, war für die Keltin im Moment doch zu viel.


    „Ehm…..“, machte sie etwas hilflos.

    Auch wenn Phaeneas seine Enttäuschung zu verbergen suchte, gelang ihm dies nur im bescheidenem Masse. Sie konnte ihn nur zu gut verstehen, denn es war weit über zehn Jahre her, dass sie das letzte Mal ihre Heimat gesehen hatte. Doch mehr als den Verlust der Heimat, schmerzte sie es, kein zu Hause zu haben, niemandem der sich um sie sorgte oder um ihretwillen liebte. Auch lag dies wohl daran, dass sie jeden auf innere Distanz hielt, sie hatte Angst davor, verletzt zu werden, Schwäche zu zeigen oder einfach sich jemandem anzuvertrauen. Sie hatte eine turmhohe Mauer um ihre Gefühle aufgebaut, die Einsamkeit und auch ihre manchmal ruppige Art waren ihr Schutzschild.
    Leise Sehnsucht klang in seiner Stimme mit und sie nickte bedächtig. „Ich denke, ich kann nachvollziehen wie es dir geht“, sagte sie leise. Dabei zog sie ihre Knie an den Körper und betete ihren Kopf nachdenklich darauf. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet. „Du würdest gern wissen wo deine Wurzeln sind“, meinte sie schlicht.


    Leise musste sie lachen, als er meinte er sei doch römischer, als er gedacht hatte. „Auf Reisen erfahren wir meist selbst mehr über uns, denn dann betrachten wir die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Manchmal sehen wir die Dinge dann klarer!“ erklärte sie ihm. Zumindest war es ihr immer so ergangen. Dennoch belog sie sich auch selbst, denn viele Dinge die sie über sich selbst erfahren hatte, wollte sie nicht wahr haben, verdrängte sie. „Ich habe gelernt“, begann sie, als er fragte, ob Götter denn nicht Sicherheit und Stabilität vermitteln sollten, „dass die Götter launische Wesen sind. Aber ich fürchte sie nicht, denn sie haben ebenso Schwächen wie wir. Meine Mutter sagte mir, als ich noch klein war: Rigani wird immer auf dich achten, du bis eines ihrer Kinder, ebenso wie ich es bin. Bringe ihr den Respekt, denn du auch mir bringst und sie wird sich als Dankbar erweisen. Ich glaube, dass wenn wir den Göttern Respekt und Dankbarkeit für ihre Schöpfung entgegen bringen, dass sie uns dann nicht zürnen. Die Römer fürchten ihre Götter, weil sie wohl oft genug an letzterem, der Dankbarkeit für die Schöpfung mangeln lassen!“ Es war eine gewagte These, aber ein versuch den Glauben der Römer zu verstehen. Indirekt hatte sie ihm damit auch auf seine Frage geantwortet, die nun folgte.
    „Nun Einfluss direkt auf unser Leben haben die Götter nicht. Aber wir bitten sie ebenso um Beistand wie alle Religionen es tun. Aber vor allem vergessen wir nicht unseren Göttern zu danken. Ich gebe dir ein Beispiel: Ich bin im Wald unterwegs und brauche Holz für ein Feuer. Natürlich sammel ich trockene Äste, aber zum Dank dafür, lasse ich etwas von meinem Proviant zurück, ein Apfel, ein Stück Brot. Nur das was ich entbehren kann. Im Grunde ist es ein Nehmen und eine Geben!“ Ob er das verstand, für sie war es verständlich, ein Außenstehender konnte schnell verwirrt sein.


    Phaeneas zog die nächste Schriftrolle hervor und wieder las sie über seine Schulter mit. Zwar lernte sie etwas über den Glauben der Römer, aber wirklich verständlicher war es für sie nicht. Nachdem sie geendet hatte, wartete sie darauf dass der Mann neben ihr fertig wurde. Aufmerksam lauschte ihn und zuckte dann ratlos mit den Schultern. „Glaube ist eine schwierige Sache und ich denke, dass viele ihren Glauben vorschieben um nicht die Verantwortung für ihre Taten übernehmen zu müssen. Denn eigentlich ist jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Doch gibt es auch Menschen, die diese Verantwortung scheuen und dann eben meinen, dass alles in den Händen der Götter liegt, so können sie jemand anderem die Schuld geben, wenn ihr Leben nicht so verläuft, wie sie es sich vorgestellt haben.“

    Alaina blinzelte völlig verwirrt. Wie bereits erwähnt war sie eigentlich daran gewöhnt, dass andere Frauen in ihr eine Konkurrenz sahen oder aber Eifersüchtig, aber dass eine andere Frau an ihr aus anderen Gründen interessiert sein könnte, das war ihr bisher nicht in den Sinn gekommen. Von daher verstand sie auch überhaupt nicht, was Laeva von ihr wollte und andeuten wollte. Deswegen zuckte sie leicht mit den Schultern. „Meine Zeit am Tag ist begrenzt und die meisten Männer wollen nun einmal von einer Frau bewundert werden. Mir aber steht nicht der Sinn danach.“ Wenn sie ehrlich war, war es ihr lieber, sie konnte sich einfach nur Vergnügen, ohne jegliche Verpflichtung.
    Sie verkniff sich lieber einen Kommentar über das freizügige Sexualverhalten der Römer, denn das war eigentlich ein zweischneidiges Schwert und viele Römer führten eine Doppelmoral. Wieder eine Tatsache, welche sie an dieser Kultur verwirrte. Zum einen feierten sie ausschweifende Orgien, aber beging jemand Ehebruch, dann war das ein Skandal. Darüber konnte sie nur den Kopf schütteln. Sie fand, dass Römer nicht ehrlich zu sich selbst waren und ihnen alles recht war, wenn sie heucheln konnten.


    Leicht zuckte sie zusammen, als das Bein der Caecila das ihre streifte. Das war sicherlich nur ein versehen gewesen.

    Alaina führte ein Vagabundendasein, denn seit dem Verlust ihrer Familie und einem kurzen Leben auf den kalten Straßen, hatten sie sich nirgendwo mehr wirklich zu Hause gefühlt. Zwar vermisste sie ihre Heimat, aber sie war rastlos. Es gab für sie keinen ort an den sie zurück kehren konnte. Vor allem aber war sie einsam und dies machte sie verletzlich, deswegen, ließ sie niemanden hinter die Fassade der stolzen Frau blicken, aus Angst, dass sie dann nicht dem gewappnet war, was sich ihr selbst offenbaren würde, nämlich reine Verzweiflung und Angst. Phaeneas Frage riss sie aus ihren Gedanken und sie schüttelte darauf hin nur den Kopf. „Leider nicht!“ antwortete sie ihm. „Stammst du von dort?“ fragte sie vorsichtig nach. Irgendwie fühlte sie sich ihm verbunden, er wirkte ebenso verloren wie sie, denn Rom war nicht ihre Heimat.


    „Nun ich denke, es ist immer leicht für einen Fremden, eine andere Kultur als dummes Zeugs abzustempeln, aber für diejenigen, die damit aufgewachsen sind, ist es normal!“ philosophierte sie. Es gab viele Römer und auch Griechen, welche die Kultur der Kelten als barbarisch abtun. Aber dem war nicht so, denn sie war damit aufgewachsen, ihr waren hingegen diese Gladiatorenkämpfe völlig suspekt und noch viele andere Dinge.
    Leicht zuckte sie mit den Schultern. „Wir können dies wohl noch so viel hinterfragen wie wir wollen, aber eine befriedigende Antwort, warum manche Völker so viele Götter anbeten, werden wir wohl nie erhalten. Puh…“, machte sie. Seine Frage war dann doch nicht zu einfach zu beantworten. Ihr Glaube war einfach und komplex zugleich. „Ich bin Keltin und als solche habe ich den Glauben meines Volkes angenommen. Wir haben zwar auch einige Götter, wie zum Beispiel die große Mutter Erde, sie gibt und nimmt leben. Ihr verdanken wir das Wachstum und noch viele andere Dinge. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Cernunos oder Taranis. Wir haben nicht ganz so viele Götter wie die Römer und eine völlig andere Vorstellung von deren Einfluss auf unser Leben!“

    Kurz sortierte sie die zerbrochenen Stücke der Tafeln und steckte diese dann ebenso achtlos in ihre Tasche hinein, wie den nassen Brief. Zum Arbeiten würde sie jetzt nicht kommen. Stattdessen nippte sie am Wein und knabberte an einigen Oliven. Bei der ganzen alltäglichen Arbeit hatte sie doch glatt vergessen sich ein Mittagessen zu gönnen.
    Wer nun die Schuld an diesem Zusammentreffen trug, darüber würden sie sich wohl nicht einig werden. „Ach lassen wir das!“ meinte sie dann schmunzelnd.


    Kurz sah sie an sich kritisch herunter. Sie empfand sich an diesem Tage nicht wirklich als attraktiv. Sicher sie besaß einige Anziehungskraft auf Männer, doch scherte sie sich nicht um deren Blicke. Im Augenblick stand ihr nicht der Sinn nach einer Bettgeschichte, diese würde sie nur ablenken. „Naja ich weiß nicht…“, meinte sie etwas skeptisch. „Kann sein das mir einige Männer nachgesehen haben, aber ich hab nicht darauf geachtet“, sie zuckte mit den Schultern. „Eine Bettgeschichte würde mich nur unnötig ablenken!“ bekundete sie dann noch.


    Das Laeva gerade mit ihr flirtete oder es zumindest versuchte, ging an ihr völlig vorbei. Ihre Beziehungen, oder das was man als solche vielleicht bezeichnen mochte, waren immer nur mit Männern gewesen, das gleiche Geschlecht hatte sie noch nicht wirklich interessiert, meist, weil sie als Konkurrentin angesehen wurde. „Nein, Römerin bin ich nicht. Ich bin Keltin und stammte aus Britanien!“ erzählte sie. Eine Tatsache, welche sie nicht verheimlichte. Zumal es offensichtlcih war, dass sie nicht aus den südlichen gefilden stammte, sondern aus dem Norden, ihre Haut war zu hell und ihre Haare zu rot.

    Im Augenblick spielte es für sie keine Rolle ob Phaeneas Sklave oder freier Mann war. Für den Moment waren sie einfach nur Gleichgestellte, welche sich gemeinsam über eine Disputation beugten.
    „Nun ja, ich bin viel herum gereist, da lernt man dann zwangsläufig mehr als nur Latein und ich besitze ein gewisses Talent für Sprachen!“ erklärte sie ihm offen. Das war schließlich kein Geheimnis. Sie trug andere, dunklere Geheimnisse auf ihrer Seele herum.


    „Der Text hat schon was!“ stimmte sie ihm zu. Ihr Gegenüber strahlte förmlich, weil er in ihr eine Gleichgesinnte gefunden hatte. Sie lachte dann auf, als er meinte die Griechen würden ebenso wie die Römer spinnen. „So genau kann ich das nicht beurteilen, ich bin bisher nur wenigen Griechen begegnet“, erklärte sie. Amüsiert sah sie ihm zu, wie er die nächste Schriftrolle hervorkramte und sie diesmal so hielt, dass sie ihm über die Schulter hinweg mitlesen konnte. Ihre Augen flogen über den Text. Sie musste ein wenig Kichern, sie war mit dem Glauben an die große Mutter aufgewachsen, sie war zuständig für das Leben und die Geburt und sie brauchte keinen Tempel. Sie konnte in vielerlei Hinsicht den Glauben der Römer nicht teilen, sie verstand ihn auch nicht wirklich. Bei einigen Textpassagen schüttelte sie etwas Fassungslos den Kopf. Hier prallten Welten aufeinander.

    Der andere Scriba war eindeutig gefrustet, der Abend, wie er ihn sich vorgestellt hatte, war eindeutig nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte.


    „Natürlich!“ sagte sie dann in seine Richtung. „Sobald ich Zeit habe“, fügte sie hinzu. Das nächste Treffen würde aber lange auf sich warten lassen. Sie hatte nicht vor, mit diesem Kerl sich noch einmal zu treffen, nur dann wenn es unvermeidlich war.


    "Vale bene!" verabschiedete sie sich und eilte dann beschwingten Schrittes davon.

    Ihr entging nicht, das Laeva im ersten Moment reichlich enttäuscht war, als sie ihre Hilfe ablehnte. Aber wenn eines wichtig war, als Scriba, dann das man Verschwiegen war und das man wichtige und auch unwichtige Dokumente nicht in die Hände Fremder gab. Wer weiß, welche Schlüsse dann gezogen wurden. Zu dieser Einsicht schien dann die Caecilia auch zu kommen.


    Dankbar lächelte sie der fremden Frau zu, als diese Oliven und Wein bringen ließ. „Vielen Dank, das ist sehr großzügig von dir!“ sagte sie.


    „Es war nicht nur deine Schuld, dass meine Unterlagen nun so aussehen, ich hätte auch besser auf den Weg achten sollen.“

    Ad Lucius Aelius Quarto
    Domus Aeliana
    Italia, Rom



    Salve Senator Lucius Aelius Quarto,


    mein Herr, Marcus Decimus Livianus, möchte dich zu einer Cena ad XIII November 859 a. u. c. (18.11.) in die Casa Decima einladen.


    Vale,


    Alaina
    Scriba Personalis Marcus Decimus Livianus

    Auf den ersten Blick konnte sie nicht sagen, ob es sich bei ihrem Gegenüber um einen freien Mann handelte oder um einen Sklaven. Und selbst wenn, dann spielte es keine Rolle für sie. Der Unterschied zwischen ihr und einem Sklaven war auch nur der, dass sie Glück gehabt hatte. Sie hätte in der Sklaverei ebenso landen können, wie viele Andere. Kurz entschlossen ließ sie sich neben ihm nieder, setzte sich in den Staub und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.


    „Es freut mich dich kennen zu lernen!“ sagte sie vorsichtig lächelnd und nahm ihm dann die Schriftrolle ab. Sie überflog gerade die ersten Zeilen, als er sie fragte ob sie lesen konnte. „Mhm..?“ machte sie fragend, hob dann den Kopf und nickte bedächtig. „Ja, ich kann lesen und schreiben. Ich beherrsche auch einige Sprachen. Ich arbeite als Scriba“, erklärte sie ihm dann, ehe sie sich der Schriftrolle widmete Ihre Augen huschten erstaunlich schnell über die geschriebenen Zeilen. Am Ende des Textes stieß sie ein amüsiertes „Hah!“ aus.


    „Die spinnen die Römer!“ meinte sie und reichte ihm das Schriftstück wieder zurück. „Nun verstehe ich warum du so amüsiert bist!“ fügte sie schmunzelnd hinzu.

    Fast hätte der Kerl ihr Leid tun können, aber auf der anderen Seite wra er ein kleiner schmieriger Kerl. Der Wirt verneigte sich noch einmal vor ihm, zog seine unglückliche Sklavein hinter sich her und machte sich dann wieder an die Arbeit.


    Alaina stand etwas unschlüssig neben der Bank und nickte dann bedächtig. "Wir sollten unser kleines Gespräch wohl ein andermal weiter führen..." deuete sie vorsichtig an.

    Verdutzt sah sie die andere Frau an und muste dann einfach lachen. „Danke!“ sagte sie dann schmunzelnd. „Du hast Recht, es ist beser, sich in eine schummrige Taverne von einer fremden ziehen zu lassen, als draußen im Regen zu stehen“, grinste sie. Sie legte ihre zerbrochenen Tafeln auf den Tisch und betrachtete diese nachdenklich.


    „Dein Angebot ist sehr großzügig. Aber ich fürchte ich muss ablehnen. Es geht hier um wichtige Unterlagen und Dokumente. Ich glaube nicht, das der Senator für den ich arbeite, darüber begeistert wäre, wenn ich jemandem Fremden Einblick in solch wichtige Dinge gebe.“


    „Ich hab nicht gegen dich!“ versicherte sie dann noch eilig. „Es ist nur eine Sache des Vertrauens!“ fügte sie dann hinzu.

    Er sprach von den Schattenseiten der großen Städte, denn in einem kleinen Dorf, wo sie geboren und auch aufgewachsen war, gab es nicht wirklich einen Standesunterschied. Es gab zwar das Clannoberhaupt, aber ansonsten waren alle gleich. Jeder hatte Fähigkeiten, die er einbrachte, Grund für Neid gab es selten. Während hier in Rom es einen Unterschied zwischen Arm und Reich gab, die einen litten Hunger, die anderen lebten im Überfluss. „Bei uns ist der Clann das wichtigste. Unsere Dörfer mögen klein sein, aber der Zusammenhalt ist umso größer. Nur selten geschieht ein Verbrechen innerhalb eines Clanns und der Ausschluss, die Verbannung, ist das schlimmste was passieren kann. Denn dann verliert man alles“, erklärte sie ihm. Vermutlich würden sie sich in dieser Sache niemals einig werden. Ihre Vorstellungen waren einfach zu anders. „Als verbannter kannst du dann nicht einfach ins nächste Dorf wandern und um Aufnahme bitten. Nur selten werden Fremde in eine Gemeinschaft aufgenommen!“ fügte sie hinzu.


    Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Du würdest dir also deinen Willen brechen lassen um dann jemanden zu dienen, der sich als dein Herr erhoben hat?“ hackte sie nach. Sie schüttelte den Kopf. „Als Kriegsgefangener bist du als erstes Sklave“, meinte sie ernst. „Man hat keine Rechte mehr und im Grunde ist man dann den Launen der Herren ausgesetzt. Selbst als ruhmreicher Gladiator. Der Weg bis zur Freiheit ist selbst dann ein weiter Schritt und was bringt dir Ruhm und Ehre wenn du Tod im Sande der Arena liegst. Nichts!“


    Nachdenklich sah sie sich um, sie kamen nun zum Marsfeld. Sie konnte bereits die ersten edlen Tiere entdecken, mit geschwungenen Hälsen und glänzenden Fellen.

    Sim-Off:

    Ich komm gern einmal dazu


    Alaina ging es am Besten, wenn sie nicht über sich selbst nachdenken musste, wenn sie arbeitete und beschäftigt war. Abegelenkt von den eigenen Seelenqualen. Denn wenn sie auch den Eindruck einer starken selbstbewussten Frau machte, hatte sie furchtbare Angst sich selbst zu stellen. Den Ängste, welche sie verzweifeln ließ. Wirkliches Glück hatte sie nie erfahren, sie kannte jedoch das Wort Verlust nur zu gut. Im Grunde ihres Herzens war sie allein, auf sich gestellt und wenn sie Schwäche zeigte, dann würde die Welt für sie zusammen brechen. Von daher mochte sie es nicht, wenn sie einfach nur Zeit für sich hatte, keine wichtigen Aufgaben auf sie warteten und sie schon fast gezwungen war, einmal wieder auf ihre eigenen Bedürfnisse einzugehen. Damit sie nicht der Verzweiflung anheim fiel, war sie zum Mercatus gegangen und beobachtete mit wachsamem Blick die Menschen. Sie wirkte so unbeschwert, diese Römer. Leise seufzte sie, nicht die Römer trugen Schuld daran, was aus ihr geworden war. Alles hatte mit einem Feuer angefangen und das niemand ein weiteres Maul an seinem Tische haben wollte. Im Grunde war sie eine Verstoßene ihres eigenen Volkes, ohne zu wissen warum. Und dennoch, dennoch sehnte sie sich nach einer Familie, Menschen welche sie ihretwegen liebten und umsorgten. Dieser Gedanke schmerzte sie mehr, als jeder andere. Aus Verbitterung zog sie die Mauer um ihr Herz höher. Schwäche konnte sie sich nicht erlauben. Niemals, denn dann würde sie zusammenbrechen und in tiefe Dunkelheit der Verzweiflung stürzen. Erschrocken zuckte sie zusammen, als jemand lachte. Wild sah sie sich um und entdeckte einen Man, welcher sich anscheinend amüsiert über eine Schriftrolle beugte. Diese Ablenkung kam ihr recht willkommen.


    „Salve!“ grüßte sie vorsichtig. „Darf ich fragen was dich so sehr amüsiert?“ Aufmerksam musterte sie ihn. Er schien nicht wirklich zu den reichen und affektierten Gockeln der Stadt zu gehören. Seine Kleidung war zwar aus gutem Stoff, doch eher schlicht gehalten. Unauffällig suchte sie nach einem Sklavenzeichen. „Ich bin Alaina!“ stellte sie sich dann eilig vor.

    Als Scriba eines einflussreichen Mannes, war es wichtig, dass sie diskret war und dass sie wenn nötig, auch einmal eine Einladung persönlich abgab. Zwar bedeutete es für sie jedes Mal Lauferei, aber was tat man nicht alles für sein Geld. In eine einfache aber durchaus hübsche taubenblaue Tunika gekleidet klopfte sie an und wartete darauf, dass man ihr die Tür öffnete.