Beiträge von Lucius Iulius Centho

    Nun war Centho nicht grade wenig von der Bauchpinsellei angetan, die ihm der Augustus zugedachte. Das war, das musste man sagen, wirklich sehr angenehm. Darum nickte er dem Augustus bei den Worten freundlich zu. Das kam ja nun nicht alle Tage vor, das wusste er. Wobei er natürlich zu seiner Zeit im Auftrag des Augustus in den Ostengereist war und diesem noch nicht berichtet hatte. Aber die Wirrnisse über seinen angeblichen Tod hatten ihm bis jetzt noch keine Zeit gelassen. Als der Augustus mit seinen Ausführungen geendet hatte, war er leider in keiner Weise überzeugt von der Maßnahme. Auch wenn der Augustus sie vorgetragen hatte. Aber er war nun mal der Augustus und Centho wollte sich keines Falls in die Schusslinie bringen.

    „Erhabener Aquilius, ich danke dir zunächst für deine freundlichen Worte. Und natürlich auch, dass du dieses Gesetz in den Senat getragen hast und nicht einfach per kaiserlichem Erlass in Kraft gesetzt hast. Daher hoffe ich, dass du mir meine Bedenken nicht übelnimmst. Zunächst waren ich und sicher auch viele andere hier im Hause der Meinung, dass du das Werk deines Vorgängers fortführst und die Rechte dieses Senats nicht nur achtest, sondern auch wieder stärkst. Nun aber steht schon im §1 Punkt zwei, dass ausschließlich der Augustus das Recht hat, Münzen schlagen zu lassen. War es doch aber bis jetzt Sitte, dass auf den Münzen immer stand, dass sie auf Beschluss des Senats geprägt wurden. Ich weiß eine Formalie.“ Und das war es eine Formalie, aber sie erweckte den Eindruck, dass der Senat das Sagen hatte und der Augustus nur bei groben Fehlentwicklungen eingriff. Wenn jetzt in einem Gesetz stand, das ausschließlich der Augustus Münzen prägen lassen durfte, dann sah es für das Volk so aus, als beschneide der Augustus die Rechte des Senats.

    „Und wie ich schon ausführte mit §1 Punkt eins, beschneiden wir den ganzen Osten des Reichs, das wird da nicht gut ankommen. Lokale Prägungen waren da doch bis jetzt gang und gäbe. Wohl kaum ein Hafenarbeiter in Athen ist wohl in den letzten Jahren nicht mit Obohlen bezahlt worden, die nicht in Athen geprägt worden sind. Wollen wir dem Osten, und ich stelle hier noch mal fest, dass das der Teil des Reiches ist, in dem die meisten großen Städte liegen und der dementsprechend das höchste Steueraufkommen hat, eine solche Knute auferlegen und ihnen die lokalen Münzen abnehmen. Warum im Osten ist es ruhig, die Steuern fließen und die Bevölkerung hat sich gut ins Reich eingefügt und eingerichtet? Das wird unweigerlich zu Unruhen führen. Du sagst es doch selbst, dass wir die lokalen Prägungen nicht gänzlich verbieten wollen. Aber schon in der Überschrift des §1 steht es. Abschaffung der Provinzialprägunge.“ Und in einer Zeit, wo es doch gerade so schön ruhig war, warum den schlafenden Hund am Schwanz ziehen? Trotzdem trug Centho seine Einwände weiter sehr sachlich und ruhig vor, denn den Augustus vor den Kopf zu stoßen, das konnte unangenehm werden. Aber der Augustus hatte das Gesetz nun mal zur Diskussion gestellt. Und wollte offensichtlich nicht, dass es wie reines Abnicken aussah. Denn dann hätte er gesagt, dass er diesen Vorschlag machen wolle. Dann hätte Centho zwar Zähne knischend, aber schon ruhig seinen Mund gehalten. „Was nun die falschen Münzen angeht, natürlich müssen wir dem nachgehen, und ich denke, der Senat sollte einen Questor damit beauftragen, dem Nachzugehen. Aber warum die Händler sich nun mehr falsches Silber andrehen lassen als vorher, will mir nicht in den Kopf. Sind ihre Wagen kaputt?“ Jeder Wog doch sein Geld mit Vergleichsgewichten. Wer so blöd war, sich falsche Münzen andrehen zu lassen. Ja, gut, den strafte Mercutius.

    „Was nun das Eintauschen angeht, hm ich will nicht unken, aber ich befürchte, dass wir, wenn wir ein Eintauschen, wie in §5 Punkt zwei und drei befehlen. Dann wird sich sicher Argwohn gegen die neuen Münzen ausbreiten. Keiner wird glauben, dass man nicht betrogen wird, wenn man zwangsweiße alte Münzen hoher Qualität abgeben muss, um neue zu bekommen.“ Das glaubte ja nicht mal Cenhto, aber die Bevölkerung würde es noch weniger glauben. Kam doch von der Obrigkeit selten etwas Gutes für die Ärmeren aus dieser Richtung. „Das Vertrauen in die neuen Münzen wir nicht sonderlich hoch sein, befürchte ich.“ Hier machte es sich der Vigintiviri der diesen Vorschlag gemacht hatte, etwas zu einfach. Die einfachen Leute waren froh, wenn etwas auf den Tisch kam, aber dem Senat oder der Obrigkeit über den Weg zu trauen war nicht so ihr Ding. „Was nun die Markierung angeht, das könnte man doch auch so anordnen. Ich meine zwar, dass man an Hand des Münzbildes so oder so erkennt, mit welchem Prägestock aus welcher Prägeanstalt die Münze geschlagen wurde, aber nichts spricht gegen ein weiteres Zeichen.“ Manchmal erkannte man sogar, wenn ein Prägestock auf dem oberen Stempel verschlissen war und der untere weiter genutzt wurde, aber vermutlich sahen sich viele Senatoren die Münzen nicht so genau an. Er, aber der ein Senatsaufsteiger war, hatte in seiner Jugend den einen oder anderen Denar zwei Mal umdrehen müssen, bevor er ihn ausgab. Aber das verschwieg er hier mal geflissentlich. Wäre ja nicht das erst Mal, dass man ihm hier im Senat vorwerfen würde, dass er schon mal sein Geld mit seiner eigenen Hände Arbeit verdient hatte, bevor er es in den Senat geschafft hatte. Für viele Senatoren war das eine gerade zu groteske Vorstellung.

    Centho war sich nicht sicher, ob er das richtig verstanden hatte. Er war sich nicht sicher, ob er über den letzten Paragrafen lachen sollte. Wer würde den Silbermünzen abgeben, richtig niemand, und wer sollte das kontrollieren? Auch niemand. Erstand also auf. „Patres conscripti, ich bin mir nicht sicher, wie ich das verstehen soll. Das regionale Münzen geprägt werden sollen, also eingestellt werden. Habe ich das so richtig verstanden? Wir wissen doch alle, dass man fast im kompletten Osten auch mit Obolen bezahlt. Mein erhabener Augustus, du willst also von dieser Praxis Abstand nehmen?“ Das würde im attischen (dem finanzkräftigeren) Teil des Reiches nicht sonderlich gut ankommen, da war sich Centho sicher. „Und dann bin ich irritiert über die Idee, die alten Münzen einzuziehen. War es doch bis jetzt immer so, dass viele, ich auch, lieber die alten Münzen gespart haben, da und da machen wir uns nichts vor, der Silberanteil bei diesen höher war.“ Das Ganze klang für ihn nach dem Versuch, den Leuten die Münzen mit 90 % Silbergehalt aus der Tasche zu ziehen und ihnen dann Münzen mit 75 % Silberanteil, die angeblich den gleichen Wert hatten anzudrehen. Das versprach einen kräftigen Gewinn für die, die Münzen einschmolzen. Als ob man das nicht schon öfter gemacht hätte. Das bedeutet nichts anderes als Inflation und die Abwertung des Geldes. Deswegen behielten die Leute ja lieber die alten Münzen zum Sparen. „Und wer soll das kontrollieren? Will man jedes Haus kontrollieren und die Leute zwingen, die alten Münzen herauszurücken? Und wer sollte im Falle des Falles die Leute daran hindern, ihre Münzen dann später nicht wie gefordert nur noch im Wechselkurs eins zu vier zu tauschen, einfach einen zerschmelzen und mit einem Silberbarren zu bezahlen? Eine Mine Silber ist ein eine Mine Silber. Es geht doch um das Silber und nicht um den Aufdruck auf der Münze.“ Das war ja auch der Grund, warum man fast im ganzen Osten mit Dachmen und Obolen bezahlen konnte. Am Ende ging es um den Silberwert. Kein Händler in Antiochia würde sich weigern, einfach eine entsprechende Menge Silber statt der Münzen anzunehmen, und er war sich sicher, auch in Italien würde das keinen Händler interessieren. Zumal die Allermeisten eh nie mit Silber zahlten, sondern mit Sesterzen aus Messing oder gar nur mit Asen, die aus Kupfer/Bronze waren.

    Centho konnte sich das wirklich nicht erklären. Er war doch auf Wunsch des Augustus in Cappadocia gewesen und Antoninus wurde von der Kanzlei entsannt und auch eben so plötzlich wieder abberufen worden. Aber warte mal, war da nicht diese merkwürdige Geschichte, dass Antoninus vermisst worden war. Das war ganz am Anfang Antoninus erzählt. Er war auf der Anreise überfallen worden. Centho wusste nicht so recht, ob das damit zusammenhängen konnte. Aber er würde dem nachgehen, aber sicher nicht jetzt. „Ja, in der Tat eine merkwürdige Geschichte. Ich kann es mir auch nicht so richtig erklären. Was die Möglichkeit einer Verfluchung angeht, aber ich habe auch schon daran gedacht. Aber ich habe alle Wände absuchen lassen, aber keine Spur von einer Fluchtafel.“ Das hatte ihn in der Tat auch etwas überrascht. Es schien aus der Mode gekommen zu sein.

    Die beiden Iulii waren der Einladung natürlich gefolgt den Centho war immer gespannt auf neue Gesichter. Mit Manius im Gepäck den er bei dieser Gelegenheit natürlich auch noch mal an die Startlinie bringen wollte hatte er die Casa erreicht. Manius war sicher nicht faul aber leider bemühte er sich nur da wo es ihm Spaß machte. Von Aufopferung für ein höheres Ziel war leider allzu wenig zu sehen.


    Aber so waren sie in sehr guter aber legerer Kleidung gekommen. Sie trugen bestickte Tuniken aber keine Togen. Ihre Paenula waren von sehr guter Machart aber das konnte man natürlich hier im Triclinium sehen den sie hatten sie beim Reinkommen abgeben. Die Casa schien sich in Umbaumaßnahmen zu befinden aber das Triclinium war sehr angenehm hergerichtet. Er selbst war nicht geschminkt aber da er erst im Osten gewesen war fand er das jetzt auch nicht sonderlich merkwürdig. Wenn er aber nicht erst einige Zeit in einer der östlichsten Provinzen gewesen wäre hätte er beim Erblicken des Gastherren sicher die Augenbraue gehoben. So aber war es nur eine Randnotiz. „Salve Seius ich bin erfreut dich wieder zu sehen. Ich war von deiner Einladung sehr angetan.“


    Sim-Off:

    Ich hoffe es ist ok wenn wir uns den Türpost sparen.

    „Gute Neuigkeiten sind immer willkommen. Das höre ich doch gern.“ Das war auf jeden Fall schon mal gut, nicht dass es in letzter Zeit nur schlechte geben hätte. Aber vor dem Hintergrund, dass sie hier für Tod gehalten worden waren. Freute er sich natürlich, besonders mal etwas Gutes zu hören. Er wies mit einer Hand auf eine der Bänke an der Seite des Atriums.

    Oh, Gnaeus schien von dem Gerücht nichts gehört zu haben. „Oh nichts, was Blutegel nicht heilen können. Mach dir keine Gedanken darum. Erzähl mir lieber von den guten Neuigkeiten.“

    Dass er den Tod von Graecina mitbekommen hatte, stimmte. Es war immer sehr traurig, wenn so junge Menschen starben. Aber trotzdem war das der Lauf der Welt. Deswegen sollte es ihr eigentlich nicht wundern, wenn man seinen Tod auch einfach als gegeben hingenommen hatte.


    Centho verzog aber trotzdem irritiert das Gesicht. Das was er da hörte war entsprach absolut nichts mit der Realität zu tun. Da war schon ziemlich im Argen. „Stella, ich kann dir versichern, dass meine Kinder und Caius am Leben sind. Ich habe meine Kinder immer bei mir und in diesem Fall auch Caius.“ Er sah das so, dass, solange sie seiner Gewalt unterworfen waren, hatte er sie eben auch bei sich und sie hatten ihm zu gehorchen. „So auch auf der Reise in den Osten. Sie sind mit mir aus Caesarea zurückgekehrt. Caius hatte ich dabei, weil Antoninus das erste Mal eine Präfektur innehatte und sich nicht um Caius kümmern konnte. Deswegen hatte er mich gebeten, dass ich mich um die Erziehung kümmere.“ Das war hier eine Ausnahme, und da verstand er es natürlich auch wie in vielen anderen Fällen. Aber er hatte seine drei Kinder bei sich, um sie zu kümmern. „Was Antoninus angeht. Er war Präfekt der XV Legion in Cappadocien und ist Präfekt der XXII Legion und meines Wissens nach auf dem Weg nach Germanien, soweit ich weiß.“

    Der Hausherr der nun auch von den Sklaven so gesehen wurde, betrat nach einem kurzen Moment das Atrium. Der Türhüter hatte ihn aus dem Tablinum geholt dessen Tür geschlossen gewesen war weil er gearbeitet hatte. Ein Besuch von seinem Anverwandten Gnaeus aber war ihm doch eine Freude. „Gnaeus welche Überraschung. Ich hoffe du bist wohl auf und die Geschäfte laufen gut.“ Floskelte er dahin. „Die Gerüchte über mein Ableben sind verfrüht wie man sieht.“ Scherzte er weiter, auch um die Bösen Geister die mit so etwas einhergingen zu vertreiben. Das erste mal hatte er jede Ritze im Haus nach Fluchtafeln absuchen lassen. Sicher war sicher.

    Das gesagte, hier nun versetzte ihm einen ordentlichen Stich ins Herz, denn auch so durch die Hintertür dafür gerügt zu werden, ihnen kein Geschenk gemacht zu haben, das war hart. Wenn es auch natürlich verdient war, den er selbst war nie knauserig mit Geschenken, und das hier war wohl schlecht verzeihlich. Er hatte es schlicht vergessen und das machte es quasi noch schlimmer. Er würde sich etwas einfallen lassen. Das war klar. „Nun es freut mich, dass du in mir wieder den Verwandten erkennst, wenn auch an solch schlechten Beispiel.“ Sagte er und machte trotz des Wiedersehens einen betrübten Eindruck. Dann durchsickerten die Worte weiter seinen Geist. „Wieso, wer ist denn noch tot?“ Dass man auch Antoninus und seinen Sohn Spurinus für tot halten könnte, wusste er ja nicht. Für ihn bezog sich das nur auf ihn und seine Kinder. Warum auch immer. Nicht dass Marcus Iulius Proximus verstorben war. Das wäre in der Tat ein ebenso herber Verlust.

    Centho, der das Misstrauen nicht so richtig wahrnahm, trank einen Schluck von dem Wasser, das mit etwas Saft versetzt war, und entspannte sich erst mal sichtlich, denn er glaubte sich nun in sichereren Gefilden. Immerhin hatte ihn die Verwandte aufgenommen und war nicht verschreckt. Dann aber machte er ein irritiertes Gesicht. „Aber Stella, ich war doch gar nicht bei deiner Hochzeit. Wir waren doch schon nach Cappadocia abgereist!“ Erklärte er mit einem noch immer verirrten Gesichtsausdruck. Natürlich hätte er als Senator und Politiker diese kleinen rhetorischen Fallen entdecken müssen, aber die Situation war auch nicht alltäglich. Man erfuhr ja auch nicht jeden Tag, dass man für tod gehalten wurde.

    Centho war schon mal erleichert, dass Stella die Situation so gefasst aufnahm. Der eine oder die andere hätte sich sicher erschrocken. Wenn er da an die verschreckten Sklaven in seinem Haus dachte, war das ja nicht so ungewöhnlich. Mit einer deutlichen Erleichterung nahm er den angebotenen Platz an, und an den Sklaven, der mit Getränken bereit stand, sagte er. „Nur etwas Wasser mit etwas Saft, höchstens ein Drittel.“ Er trank schon seit mehr als 20 Jahren tagsüber keinen Wein mehr und abends nur im beschränkten Maß. Er bekam einfach mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Kopfschmerzen davon. Dass er wie sein ältester Sohn in jungen Jahren auch gern mal einen über den Durst getrunken hatte, war in der Familie nur noch schemenhaft bekannt, und das war auch ganz gut so.


    „Stella, ich kam heute aus Caesarea in Cappadocia zurück und stelle fest, dass mein Maiordomus Phocylides verstorben ist und man mich für tot hält.“ Begann er zu erzählen. Und natürlich wurde auch aus dem Erklärten klar, dass der Mann, der hier saß, die Strukturen in der Villa kannte. Wobei natürlich auch außerhalb des Hauses bekannt war, dass Phocylides der Maiordomus des Hauses war. Er trug auf Centhos Geheiß eine silberne Kette, an der zwar eine silberne Platte hing, auf der stand, dass er Sklave von Centho war, aber allein das Material war eine Mine Silber gewesen. Allein das und die Kleidung von Phocylides zeigten, dass er als Sklave eine herausgehobene Stellung im Haus hatte.

    Auch Centho war eigentlich in Eile, doch das Angebot nahm er natürlich gern an. Es war immer gut, auch die neuen Gesichter im Senat mal etwas im Auge zu haben. Er nickte dem Seius freundlich zu. „Ich werde gern kommen. Und sicher auch mein Sohn, ihm wird es nicht schaden. Schicke einen Cursor in die Villa Iulia. Wenn möglich, zwei drei Tage im Voraus.“ Sagte er und dann ließ er seinen Blick über die Menge schweifen, die hier an seiner Spendenaktion anstanden. „Ich will dich nicht länger von deinen Verpflichtungen abhalten.“ Er hob freundlich die Hand zum Gruß. „Salve Seius.“ Damit machten sich die Iulii wieder auf den Weg zur Form.

    Ah, Quaestor principis, natürlich, das wollte alle, denn das bedeute, dass man der Sekretär des Augustus wurde. Und was konnte einen jungen Mann weiterbringen als die Nähe zum Augustus. „Oh die höchste Quaestur.“ Es war schwierig für einen neuen Mann im Senat, dieses Amt zu erreichen, wenn man nicht Verwandte oder einige Schwergewichte als Fürsprecher hatte. „Ich war Quaestor Classis seiner Zeit. Ich kann dir also zum Amt eines Quaestor principis nicht viel sagen.“ Aber zum eigentlichen Tätigkeitsfeld eines Quaestor Classis hätte er auch nicht viel sagen können. Den er war ja auf der Suche nach ausgefallenen Getreideschiffen. In Rom gab es extra einen Praefectus Annonae mit einer ganzen Behörde dafür, aber auch das war damals kein Argument gewesen. Anstatt ihm einen Teil der Flotte zu geben, hatte er diesen Auftrag erhalten.

    Centho nahm die Begrüßung freundlich entgegen, auch wenn er eigentlich in Eile war. Aber für Senatskandidaten sollte man sich ja schon etwas Zeit nehmen. Aber der Name sagt ihm einfach gar nichts. Er würde nachher Manius fragen, was es mit dieser Familie auf sich hatte. Denn ihm viel jetzt auf den Pflock keine Senatorenfamilie dieses Namens ein. Aber das schob er erst mal auf. „Salve Seius, es freut mich dich kennenzulernen.“ Begrüßte er den jungen Mann und ärgerte sich, dass er nicht auch seinen Sohn mal in einer Toga Candida zu sehen bekam. Er musterte den Seius in seiner weißen Toga und sah dann unmissverständlich zu seinem Sohn, und dieser Blick ließ keine Fragen offen. An den Seius gewandt sagte er freundlich. „Ja wirklich, es ist kaum zu übersehen. Das ist sehr löblich, welche Quaestur strebst du denn an?“ Die Frage zielte erst mal auf die Interessen des jungen Mannes ab. Auch wenn nicht gesagt war, dass man diese Quarestur dann auch bekam, das wusste er nur zu gut. Ihn selbst hatte man ja gegen seinen Wunsch zum Quaestor Classis ernannt. Das allein hätte ja ein großer Erfolg werden können, denn dem Quaestor Classis gab man einen Teil der Flotte, um Piraten zu jagen. Aber ihm hatte man nicht das Kommando über auch nur ein einziges Schiff gegeben. Ganz im Gegenteil, man hatte ihn auf einem von ihm selbst bezahlten Schiff nach Ägypten geschickt, um sich dort vom Stadthalter beleidigen zu lassen, und am Schluss würde er dafür auch noch vor dem Senat formell gerügt worden.

    Auch zwei Iulii waren heute in der Stadt. Der Senator war auf dem Weg zum Forum, um ein paar alte Gesichter wiederzusehen. Standesgemäß waren sie mit der Sänfte unterwegs, aber dann würde das Gedränge aus irgendwelchen Gründen zu eng und sie mussten aussteigen. Der Senator schnaufte. Nicht weil er zu faul war, aber es war nun mal so, dass man sich eben repräsentieren musste, und das hieß sich nicht unter seinem Stand zu verkaufen. Aber da es mit der Sänfte nicht weiterging, mussten sie doch aussteigen. Schnee, na toll. Wie oft kam das vor, Schnee in Rom? In einer wollenen Tunika stieg er Senator aus. Auch wenn er keine Toga trug, konnte man seinen Stand an seiner Kleidung sehen. Seine Tunika war aus blauer Wolle, die mit Stickereien verziert war, und darüber trug er einen Paenula aus gelber Wolle.

    Ah Wahlkampfspenden. Centho grinste, denn auch er folgte wie die meisten dieser Tradition, und die Unterschicht der Stadt wusste das auch zu schätzen. Auch wenn diese sich weniger für Politik als einen vollen Magen interessierten. Sein Sohn Manius begleitet ihn heute, auch wenn dieser mal wieder erst morgens nachhause gekommen war. Centho war da schon lange auf den Beinen und hatte seinen Sohn Nummer eins mit der vollen väterlichen Stränge nicht mal angeschrienen oder Ähnliches, sondern einfachseinen Mantel gegeben und den Schlaftrunken einfach eingespannt und mitgenommen. Auch gegen den Einwurf seines Sohnes das er müde sei und schlafen müsse.

    Centho wurde mit allem zeremoniell an der Porta empfangen, und auch wenn er eigentlich ins Atrium wollte, um die Verwandten davon zu überzeugen, dass es mit seinem Ableben doch noch nicht so weit her war. Davon, dass man auch Antoninus für Tod hielt, wusste er ja noch gar nichts. Eben nur was er vor vielleicht einer Stunde im Atrium seines Hauses erfahren hatte.

    Mit wohlriechenden Füßen und sehr lebendig trat er also in das Atrium der Annaeaischen Villa. „Salve Sella, erschrecke dich nicht, ich bin wie du siehst sehr lebendig.“ Versuchte er es vorsichtig, denn die Römer waren ein abergläubisches Völkchen.

    Centho der ein Stück hinter dem Sklaven stand und so weder seine Verwandte sehen noch richtig hören konnte, und war auf das Abwarten festgelegt. Auch dass sich die Tür etwas öffnete, bekam er, weil er einige Schritte hinter dem Sklaven stand, nicht wirklich mit.

    Erst als Stella für ihn gut hörbar hinter der Tür Anweisungen gab, war er ein wenig erleichtert. Er selbst wusste ja auch noch nicht, was so richtig los war. Alles was er wusste war, dass die Sklaven in der iulischen Villa ihn entsetzt angesehen hatten und dass diese ihm gesagt hatten, dass man ihnen erzählt hatte, dass der Senator tot sei. Und nicht nur das, er hatte mit Entsetzen feststellen müssen, dass sein langjähriger Vertrauter und Maiordomus Phocylides und so gut wie alle Haussklaven, die näher der Hausherren ihren Dienst versehen hatten, an einem Fieber gestorben waren.

    Dann trat er ein und folgte dem Sklaven ins Innere der Stadtvilla.

    Der Sklave der geklopft hatte sah eben aus wie ein einfacher Haussklave und nicht wie ein wichtiger Mann aber was sollte er machen. Centho stand ja im Hintergrund und er trug eine sehr gute Tunika und auch war er ja nicht das erste Mal an dieser Porta. Einen gewissen Wieder erkennungswert hatte ja auch er. Der Sklave aber erschrak sich kurz beim auftauchen des Ursus, obwohl auch im Haus der Iulia so ein Sklave die Tür bewacht hatte. Also bis vor das Fiber zugeschlagen hatte. Das die Krankheit selbst ihn hatte umwerfen können hatte wirklich alle verwundert. „Ähh…mm der Senator Iulius Centho.... der begehret Einlass.“


    Im Stillen seufzte der Senator im Hintergrund ob der mehr oder weniger schlechten Anmeldung. So hatte er sich das nicht vorgestellt.

    Noch am selben Tag kam der iulische Senator an der Stadtvilla der Annaea an. Er hatte nicht extra eine Sänfte bestiegen, denn es war ja im Grunde nur die Straße runter und ein Stück den Hang hinab. Aber natürlich war er in Begleitung von zwei Haussklaven gekommen, die aber nur mehr schlecht als recht in sein Bild passten. Die wichtigen Sklaven im Haus, unter anderem auch der Verwalter, waren schon vor Monaten an einem Fieber gestorben.

    Zumindest hatte man ihm das so erzählt, und weil er sich nicht bei der Küchensklavin abmeldete oder beim Heizer, hatte keiner gewusst, wo sie waren, und es hatte auch keiner Einspruch erhoben, als man gemeldet hatte, dass er und seine Kinder verstorben seien. So wollte er sich erst mal bei seinen Verwandten und Anverwandten melden, die, so vermutete er, erst mal ziemlich geschockt sein würden. Also klopfe einer der Haussklaven, der, wie Centho mit Groll wahrnahm, nicht wirklich passend gekleidet war, um einen Senator anzukündigen. Was war das nur für ein Misst, in den die Familie mal wieder getreten war.

    Nach seiner Abberufung aus Caesarea in Cappadocia waren er und seine drei Kinder und Caius der bei im Lebte weil er eine bessere Erziehung bekommen sollte, über Antiochia gereist und dann mit dem Schiff über Rhodus nach Athena gefahren. Dort hatten sie Aviana zuliebe einen Bildungsaufenthalt gemacht. Wie überall im Osten war Koiné die Verkehrssprache aber das war in dieser Familie ja eh nie ein Problem gewesen. Seine Kinder Sprachen es seit Kindertagen und Caius sogar als Muttersprache. Nach ein paar Wochen in den Aviana vermutlich jede Bibliothek besucht und einen ganzen Sack von Papyrusrollen mit Abschriften von Gedichten und Bühnenstücken gekauft hatte, waren sie weiter über Messania und schließlich Misenum gereist. Dann ein Stopp bei den dortigen Verwandten und weiter nach Rom. Hier angekommen war die Verwunderung groß den sein wichtigster Sklave Phocylides sein Maiordomus und ein Großteil der Haussklaven waren an einem Fieber verstorben. Schlimmer noch offensichtlich hatte man sie für Tod gehalten. Totenrituale hatten stattgefunden und so weiter. Centho war sichtlich bestürzt und die Sklaven die noch im Haus waren erst mal etwas befremdet. Im ersten Moment hatte man sie für böse Geister gehalten. So stand der Hausherr erst mal in seinem Atrium und sah aus wie der Ochse vor dem Tor. Wer rechnete den mit sowas? Er würde wohl den Hausgöttern erst mal [ opfern ] um die Sache zumindest erst mal halbwegs ins Lot zu bringen.

    Centho stand vor dem Hausaltar. Wie üblich nach längeren Reisen, aber natürlich war es Standard, denn das war seine Aufgabe als Hausherr, den Hausgöttern zu opfern. Mit der Toga über dem Kopf und den Handflächen nach oben stand er vor den kleinen Bronzegöttern und hatte Weihrauch in die kleine Schale mit glühenden Kohlen gestreut. „Vater Ianus, durch das Opfern des Weihrauches bete ich ein gutes Gebet, damit du mir und meinen Kindern, dem Haus und der Familie günstig gestimmt bist.“ Er murmelte seine Gebete und fechelte sich den Weihrauch ins Gesicht. „Vater Ianus, wie ich durch das Opfern des Weihrauches ein gutes Gebet gebetet habe, möge dir für dieselbe Sache dieses Trankopfer angeboten werden.“ Dann bot der das Trankopfer da. „Ihr Ahnen der Iulia ich bitte euch nehmt meine Gaben an die ich euch darbringe. Durch ein Geschick wurden wir für Tod gehalten und bitten euch uns diesen Irrtum zu verzeihen. Wir danken euch für unsere sichere Rückkehr. Nehmt unsere Gaben und seit versicher das wir hier weiter unseren Dienst an euch halten werden. Ich werde euch ein Schwein opfern.“ Darauf hin wand er sich wieder nach rechts und beendete fürs Erste den Dienst an den Hausgöttern. Natürlich war so ein Vorkommnis nichts was so schnell abgetan war. Bis der Haussegen wieder eingerichtet war würde er im Garten wohl noch ein Schwein schlachten müssen den die Hausgötter waren über diesen üblen Streich sicher erzürnt.