Nun war Centho nicht grade wenig von der Bauchpinsellei angetan, die ihm der Augustus zugedachte. Das war, das musste man sagen, wirklich sehr angenehm. Darum nickte er dem Augustus bei den Worten freundlich zu. Das kam ja nun nicht alle Tage vor, das wusste er. Wobei er natürlich zu seiner Zeit im Auftrag des Augustus in den Ostengereist war und diesem noch nicht berichtet hatte. Aber die Wirrnisse über seinen angeblichen Tod hatten ihm bis jetzt noch keine Zeit gelassen. Als der Augustus mit seinen Ausführungen geendet hatte, war er leider in keiner Weise überzeugt von der Maßnahme. Auch wenn der Augustus sie vorgetragen hatte. Aber er war nun mal der Augustus und Centho wollte sich keines Falls in die Schusslinie bringen.
„Erhabener Aquilius, ich danke dir zunächst für deine freundlichen Worte. Und natürlich auch, dass du dieses Gesetz in den Senat getragen hast und nicht einfach per kaiserlichem Erlass in Kraft gesetzt hast. Daher hoffe ich, dass du mir meine Bedenken nicht übelnimmst. Zunächst waren ich und sicher auch viele andere hier im Hause der Meinung, dass du das Werk deines Vorgängers fortführst und die Rechte dieses Senats nicht nur achtest, sondern auch wieder stärkst. Nun aber steht schon im §1 Punkt zwei, dass ausschließlich der Augustus das Recht hat, Münzen schlagen zu lassen. War es doch aber bis jetzt Sitte, dass auf den Münzen immer stand, dass sie auf Beschluss des Senats geprägt wurden. Ich weiß eine Formalie.“ Und das war es eine Formalie, aber sie erweckte den Eindruck, dass der Senat das Sagen hatte und der Augustus nur bei groben Fehlentwicklungen eingriff. Wenn jetzt in einem Gesetz stand, das ausschließlich der Augustus Münzen prägen lassen durfte, dann sah es für das Volk so aus, als beschneide der Augustus die Rechte des Senats.
„Und wie ich schon ausführte mit §1 Punkt eins, beschneiden wir den ganzen Osten des Reichs, das wird da nicht gut ankommen. Lokale Prägungen waren da doch bis jetzt gang und gäbe. Wohl kaum ein Hafenarbeiter in Athen ist wohl in den letzten Jahren nicht mit Obohlen bezahlt worden, die nicht in Athen geprägt worden sind. Wollen wir dem Osten, und ich stelle hier noch mal fest, dass das der Teil des Reiches ist, in dem die meisten großen Städte liegen und der dementsprechend das höchste Steueraufkommen hat, eine solche Knute auferlegen und ihnen die lokalen Münzen abnehmen. Warum im Osten ist es ruhig, die Steuern fließen und die Bevölkerung hat sich gut ins Reich eingefügt und eingerichtet? Das wird unweigerlich zu Unruhen führen. Du sagst es doch selbst, dass wir die lokalen Prägungen nicht gänzlich verbieten wollen. Aber schon in der Überschrift des §1 steht es. Abschaffung der Provinzialprägunge.“ Und in einer Zeit, wo es doch gerade so schön ruhig war, warum den schlafenden Hund am Schwanz ziehen? Trotzdem trug Centho seine Einwände weiter sehr sachlich und ruhig vor, denn den Augustus vor den Kopf zu stoßen, das konnte unangenehm werden. Aber der Augustus hatte das Gesetz nun mal zur Diskussion gestellt. Und wollte offensichtlich nicht, dass es wie reines Abnicken aussah. Denn dann hätte er gesagt, dass er diesen Vorschlag machen wolle. Dann hätte Centho zwar Zähne knischend, aber schon ruhig seinen Mund gehalten. „Was nun die falschen Münzen angeht, natürlich müssen wir dem nachgehen, und ich denke, der Senat sollte einen Questor damit beauftragen, dem Nachzugehen. Aber warum die Händler sich nun mehr falsches Silber andrehen lassen als vorher, will mir nicht in den Kopf. Sind ihre Wagen kaputt?“ Jeder Wog doch sein Geld mit Vergleichsgewichten. Wer so blöd war, sich falsche Münzen andrehen zu lassen. Ja, gut, den strafte Mercutius.
„Was nun das Eintauschen angeht, hm ich will nicht unken, aber ich befürchte, dass wir, wenn wir ein Eintauschen, wie in §5 Punkt zwei und drei befehlen. Dann wird sich sicher Argwohn gegen die neuen Münzen ausbreiten. Keiner wird glauben, dass man nicht betrogen wird, wenn man zwangsweiße alte Münzen hoher Qualität abgeben muss, um neue zu bekommen.“ Das glaubte ja nicht mal Cenhto, aber die Bevölkerung würde es noch weniger glauben. Kam doch von der Obrigkeit selten etwas Gutes für die Ärmeren aus dieser Richtung. „Das Vertrauen in die neuen Münzen wir nicht sonderlich hoch sein, befürchte ich.“ Hier machte es sich der Vigintiviri der diesen Vorschlag gemacht hatte, etwas zu einfach. Die einfachen Leute waren froh, wenn etwas auf den Tisch kam, aber dem Senat oder der Obrigkeit über den Weg zu trauen war nicht so ihr Ding. „Was nun die Markierung angeht, das könnte man doch auch so anordnen. Ich meine zwar, dass man an Hand des Münzbildes so oder so erkennt, mit welchem Prägestock aus welcher Prägeanstalt die Münze geschlagen wurde, aber nichts spricht gegen ein weiteres Zeichen.“ Manchmal erkannte man sogar, wenn ein Prägestock auf dem oberen Stempel verschlissen war und der untere weiter genutzt wurde, aber vermutlich sahen sich viele Senatoren die Münzen nicht so genau an. Er, aber der ein Senatsaufsteiger war, hatte in seiner Jugend den einen oder anderen Denar zwei Mal umdrehen müssen, bevor er ihn ausgab. Aber das verschwieg er hier mal geflissentlich. Wäre ja nicht das erst Mal, dass man ihm hier im Senat vorwerfen würde, dass er schon mal sein Geld mit seiner eigenen Hände Arbeit verdient hatte, bevor er es in den Senat geschafft hatte. Für viele Senatoren war das eine gerade zu groteske Vorstellung.