In der Tat hatte sich seit seiner Rückkehr aus dem cremonesischen Exil bereits die Relation zwischen Manius Maior und Minor dergestalt abgekühlt, dass er nicht gewagt hatte, seinen Vater mit seinen Befindlichkeiten zu disturbieren, was hingegen eben jenem Missverständnis seinerseits geschuldet war, welches seine eigenen Erfahrungen nunmehr aufgelöst hatten, weswegen wiederum er hierher gekommen war, um sich mit dem älteren Gracchen zu versöhnen.
Erstlich jedoch galt es aufs Neue den Gedanken seines Vaters zu lauschen, deren Konsistenz kaum zu bestreiten war, lehrte doch die Historie zu Genüge, wie fragil das Resultat eines politischen Attentates mochte sein (denke man allein an Divus Caesar, dessen Ermordung noch grässlicher als jene des Valerianus zu schier unlimitiertem Schlachten hatte geführt), sodass manches jenes missglückten Regimentswechsels durchaus den Verschwörern war anzulasten. Indessen vermochte der Jüngling nicht zu imaginieren, dass derart erfahrene Politiker wie sein Vater, Vinicius Lucianus, Cornelius Palma oder der greise Tiberius Durus gänzlich blauäugig jenes Unterfangen auf sich hatten genommen, selbst wenn er einer profunden Kenntnis der damaligen Abläufe noch immer entbehrte.
Faktisch erschien ihm die missliche Lage seines Vaters als ein philosophisches Problem der ethischen Abwägung von Gütern, da doch bereits sein Opponent selbst konzedierte, dass zum Tode Valerianus' keine Alternative sich hatte erboten, womit sich letztlich die Frage stellte, ob die Annihilierung des unwürdigen Princeps die zahllosen Tode legitimierte oder nicht, respektive ob die Verschwörer hinreichende Sorgfalt hatten walten lassen. Um den Schmerz seines Vaters zu erfassen, womöglich gar lindern zu können, bedurfte er also weiterer Information:
"Bisweilen mag es die Pflicht sein zu töten. Und was unintendiert geschieht, kann einem Mann nur bedingt angerechnet werden, hängt es doch stets davon ab, inwiefern er mit Sorgfalt sich mühte, jene Resultate zu vermeiden."
, bemerkte er daher, um seinen Vater erstlich ein wenig zu erbauen, ehe er ihm die vollständige Geschichte jenes grässlichen Bürgerkrieges zu entlocken suchte, über welcher in den vergangenen Jahren nicht selten spintisiert hatte, deren exakte Abläufe er von seinem Vater jedoch niemals hatte erläutert bekommen. Beinahe ridikulös erschien es ihm, dass er selbst Teil jener erschröcklichen Episode war gewesen, dass er mit Legionen marschiert war, der Sohn eines Verschwörers, und doch kaum mehr wusste als die spärlichen, offiziösen Berichte widergaben.
Langsam rutschte er in seiner sitzenden Position ein wenig zurück, sodass er auf dem Wasser des Bades leichte Wellen produzierte, als wenn ein Wal in der See nach Luft schnappte. Dem Blick seines Vaters ausweichend fragte er dann vorsichtig:
"Du hast mir niemals berichtet, wie genau jene Verschwörung sich zutrug, was ihr gedachtet zu tun und was final geschah."
Umsichtig schielte er hinüber zu dem unscharfen Profil seines Vaters, obschon selbstredend seine Mimik in jener Proximität ihm ohnehin würde entgehen.