Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Der Schreiber erkannte natürlich sofort, dass die beiden Soldaten in offizieller Mission unterwegs waren. Entsprechend führte er die beiden an der Schlange der Bittsteller vorbei direkt vor den Aedil. Dieser saß wie üblich auf seiner Sella Curulis und ging seines Amtes nach. Als der Scriba Lurco und Scato meldete, schenkte der Flavius den beiden ein höfliches, doch distanziertes Lächeln.

    "Salvete! Der Praefectus Urbi schickt euch, nehme ich an?"

    364-670b2018.jpgDer Kult der Magna Mater stellte eine Paradoxie dar: Aus dem fernen Osten war die große Göttin einst nach Rom gebracht worden, ihr dienten entmannte Priester und extatische Weiber und sie selber galt den Mythen zufolge als einem Zwitterwesen entsprungen. Und dennoch pflegten insbesondere die Patrizier, jene uralten Geschlechter, die sich einer Nobilität zurechneten, die schon hatte existiert, ehe plebejische Emporkömmlinge in sie aufgerückt waren, ihre Verehrung. Tatsächlich war sie erst während der Kriege gegen Hannibal nach Roma gekommen, als in höchster Not die Libri Sibyllini befragt wurden und diese die folgenreiche Mahnung Dir fehlt die Mutter; drum such – ich befehl es dir, Römer – die Mutter verkündet hatten. Schon damals hatte ihren schwarzen Stein niemand geringeres als Claudia Quinta, die keusche Matrone aus dem noch immer blühenden Geschlecht der Claudier, in die Stadt getragen, doch besonders der Umstand, dass sie, jene fremde Göttin aus Asia Minor, auch dem göttlichen Aeneas schon beigestanden war, dass sie gar als eine Schutzherrin der Trojaner und damit der Ahnen aller Römer gewesen war, erklärte wohl ihre traditionell hohe Reputation in höchsten römischen Kreisen.


    Dies war auch der Grund, warum das Fest ihrer Ankunft in Rom, die Megalesia, traditionell den Aediles Curules zufielen, die zu dieser Festivität Lustbarkeiten aller Art veranstalteten. Als Auftakt der Feiertage waren jedoch zunächst die Kultakte zu vollziehen, die in ihrer Fremdartigkeit selbst im mondänen Rom ins Auge fielen: Die festliche Prozession vom Tempel der Göttin auf dem Palatin wurde von den Galloi angeführt, jenem orientalischen Kult-Collegium der Kybele, dessen Ruf an Exotik kaum war zu übertreffen. Es handelte sich um Männer, die in wallenden, gelb gefärbten Frauenkleidern ihren Kult vollzogen, auf dem Kopf langes, gebleichtes Haar, sowie einen Turban mit einer Krone darauf, das Gesicht geschminkt, geschmückt mit güldenen Armreifen, Anhängern und Ohrringen. Den größten Schauder indessen verbreiteten die Geschichten, dass diese Priester sich beim Eintritt in das Collegium an einem Dies sanguinis genannten Tag rituell selbst entmannten, ehe sie nach Fasten und Selbstkasteiung endlich mit Freuden neugeboren und der Göttin geweiht wurden. Obschon die Praxis der Selbstkastration für freie Männer bereits seit vielen Jahren war verboten, hielten hartnäckig sich die Gerüchte, dass nicht wenige jener fremdartigen Priesterschaft der Tradition im Geheimen folgten und so fragten wohl auch zahlreiche Zuschauer dieser alljährlichen Prozession am ersten Tage der Ludi Megalenses, ob unter den weiten Stoffbahnen der bettelnden Galloi noch eine Mannbarkeit sich verbarg oder nicht.


    Lange bereiteten sich die Galloi, aber auch die vielen Anhänger der Großen Mutter in der Stadt auf diesen Tag vor: Der ganze Martius war geprägt von dem alljährlichen Festzyklus, in dem der Mythen um Kybele und ihren Geliebten Attis gedacht und sie nachvollzogen wurden: So fällten die Galloi einige Tage vor den Ludi eine Pinie und brachten diese als Symbol für den getöteten Attis in den Tempel, beklagten darauf seinen Tod bis zu dem legendären Dies sanguinis. An diesem Tag peitschten und ritzten sich die Galli und tanzten sich in Ekstase, um ihr Blut der Großen Mutter zu opfern. Die folgenden Tage feierten dann die Auferstehung des Geliebten der Kybele in den Hilaria, ehe zum Abschluss des Märzfestes das Kultbild der Göttin in feierlicher Prozession zum Bach Almo gefahren und dort gewaschen wurde.


    Dieses Kultbild war es auch, das heute im Zentrum der feierlichen Prozession von Palatin zum Circus Maximus stand: Es war eine thronende Silber-Statue der Göttin, deren Leib aus einem schwarzen, glänzenden Stein bestand und die bereits auf dem Berg Ida in Phrygien das Objekt des Kybele-Kults gewesen war, ehe man sie während der Punischen Kriege nach Rom gebracht hatte. Den Anfang bildeten jedoch junge Tänzer, die Korybanten, die nackt waren, gefiederte Helme, schimmernde Bronze-Schilde und Schwerter trugen und diese im rituellen Tanz immer wieder zusammenschlugen. Ihnen folgten die Aurigae, die am letzten Tag der Festivitäten sich im Circus messen würden und sich heute in ganzer Pracht mit ihren Gespannen präsentierten. Danach folgten junge Frauen, die Rosenblätter verstreuten, ehe die Schar der Galloi sichtbar wurde, die mit Weihrauchgefäßen singend den Wagen der Göttin geleiteten. Dieses prunkvoll verzierte Gefährt wurde von zwei zahmen Löwen gezogen. Obenauf saß die Große Mutter mit starrem Blick, das Haupt mit einer Mauerkrone geziert, und lauschte den Zymbel- und Tympanonspiel ihrer Priester. Einige der Galloi waren auch mit Bettelschalen ausgestattet, um an diesem Tage ausnahmsweise Spenden für ihren Kult zu sammeln. Dahinter folgte auf einem zweispännigen Wagen der Aedilis Curulis Manius Flavius Gracchus Minor als Spielgeber, der am heutigen Tag auch als Opferherr für den Staatskult fungierte.

    "Bisherig konnte ich mich noch nicht entschließen, mir einen Patron zu erwählen."

    , erklärte Minor, für den jene Thematik ein heikles Unterfangen war, da doch auch sein Vater lediglich innerfamiliär einen Fürsprecher hatte erwählt.

    "Dank des herausragenden Status meines Vaters ist es mir vergönnt, gewissermaßen unter seinem Patronat zu agieren. So führte er mich in die Netze des Senates ein und machte mich mit seinen Freunden und Weggefährten bekannt, welche mich schlicht unterstützen, weil ich der Sohn meines Vaters bin. Zu jenen Senatoren zählt im Übrigen etwa Cornelius Scapula, der ebenfalls dem Collegium Pontificium angehört, ebenso dessen Neffen, welche zugleich die Brüder meiner Gattin sind. In der Tat stellen auch die Collegia maiores vortreffliche Räume zur Verfügung, Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu anderen Granden zu pflegen, weshalb etwa mein Vater eine herzliche Relation zu den meisten Pontifices pflegt. Auch andere Kultvereine, aber selbst die Factiones können selbstredend eine derartige Funktion übernehmen, sodass es als Homo novus, wie du einer bist, möglicherweise geraten sein kann, sich in derartigen Gruppierungen zu tummeln. Ich selbst bin etwa Mitglied bei den Salii Palatini, die indessen nur Patriziern vorbehalten sind und vornehmlich jüngere Standesgenossen, nicht selten selbstredend aufstrebende Jungpolitiker, in ihren Reihen haben."

    Die Flavii als alte, etablierte Familie hatten hier eher das Privileg, vornehmlich die informellen Bande zu pflegen, die sie ohnehin ererbt oder welche aufgrund ihres Status selbst zugefallen waren.

    "Mit Annaeus Florus hatte ich bereits das Vergnügen, doch kenne ich ihn kaum. Sein Vater ist ein Emporkömmling aus den Provinzen, wenn ich mich nicht irre. Er machte eine steile Karriere beim Militär, doch erwarb er sich währenddessen erst das Bürgerrecht, soweit ich mich entsinne."

    Bisherig waren die Annaei jener Linie im Senat nur mäßig in Erscheinung getreten, was zweifelsohne auch ihrem inferioren Status als Außenseiter war geschuldet.

    "Derartige Homines novi gibt es inzwischen in großer Zahl in den Reihen des Senates, doch streben die meisten dort lediglich nach lukrativen Ämtern und Einnahmen und bleiben so gleichsam farblos. Annaeus Florus Minor hingegen scheint scheint durchaus Ambition zu besitzen, ich nahm erstmalig von ihm Notiz, als der Princeps selbst ihn als seinen Quaestor erwählte. Eine derarte Nähe zum Augustus ist selbstredend auch ein außerordentlicher Beschleuniger der eigenen Karriere. Mit Annaeus werden wir zweifelsohne noch rechnen müssen! Sind dir weitere Senatoren bekannt? Oder kennst du gar jemanden aus deiner Provinz, der hier in Rom karrieriert?"

    Der Flavius runzelte seine Stirn, als Ravilla aus dem Gedächtnis das Fassungsvermögen der beiden Theatra rezitierte.

    "Ich denke, dass wir dann doch eher das Theater des Pompeius anstreben. Hinsichtlich der Abläufe dürfte es in beiden similär zu bewerkstelligen sein und ein paar Zuschauer mehr werden sich doch freuen, wenn wir das größere Exemplar wählen. Wenn möglich, könntest du dich darum kümmern."

    Bereits das Alltagsgeschäft okkupierte den Aedil ja durchaus, sodass er glücklich war, mit dem Tiro fori einen adäquaten und standesgemäßen Sekretär an seiner Seite zu haben.

    "Hinsichtlich der Cohortes Urbanae wäre ich ebenfalls dankbar, wenn du dies unternehmen könntest. Du hattest ja bereits mit ihnen Kontakt!"

    Gleich am ersten Tag hatte Minor ihn ja in die Castra Praetoria entsandt und seither hatte der Jüngling zweifelsohne bereits erste Kontrollgänge mit den Milites unternommen.

    "Die Schauspieltrupps übernehme ich wieder gerne selbst. Ich habe durchaus eine Schwäche für deren Künste!"

    entschied er dann und lächelte bei dem Gedanken an die zahllosen Theaterdarbietungen, welche er immer wieder mit großer Freude verfolgte, insonderheit selbstredend jene Stücke des Plautus, die ihn seit seiner Jugend verfolgten.

    "Nun, die Auswahl der Aurigae obliegt den Factiones, hinsichtlich des Ablaufes wäre ich doch geneigt, die Traditionen zu achten. Hinsichtlich der flankierenden Theater-Darbietungen könnte man sich indessen etwas einfallen lassen..."

    Wie viele etablierte Sportarten war selbstredend auch das Wagenrennen ein recht konservativer Sport und die Anhängerschaft schätzte es nicht, wenn ihre geliebten und vielgerühmten Aurigae mit Novitäten wurden konfrontiert, die womöglich ihre Leistungsfähigkeit schmälerten.


    Die Empfehlungen hinsichtlich der Gewinnung von Senatorenstimmen ließen Manius Minor aufs Neue schmunzeln.

    "Dem einen oder anderen lüsternen Senator wäre womöglich mit einem guten Essen und einer hübschen Gespielin beizukommen, in der Tat. Die erfolgreicheren unter ihnen werde ich indessen eher mit Empfehlungen und klugen Reden gewinnen können, da hast du Recht. In der Tat ist ersteres wohl das größte Pfund, mit welchem ich als Spross einer etablierten Familien zu wuchern vermag, da doch mein Vater selbst nicht allein die höchste Rangklasse im Senat bekleidet, sondern darüber hinaus als Pontifex über nicht geringen Einfluss verfügt und damit auch in direkter Nähe zu Kaiser steht. Ebenso dient mir, wie ich verhoffe, Claudius Menecrates als Fürsprecher. Er ist zwar nicht mein Patron, doch konnte ich ihn während meiner Quaestur, in der ich ihm als Quaestor Consulum diente, für mich gewinnen. Ihn sollte ich also durchaus aktivieren.

    Potente Fürsprecher sind in der Tat bedeutsam. Oftmals unterstützen sich die Mächtigen tatsächlich weniger ob der konkreten Personen, sondern im Sinne eines 'Kuhhandels': Der eine wählt den Klienten oder Anverwandten des anderen, dafür unterstützt der andere die eigenen Kandidaten. Oder man tauscht eine Stimme bei der Wahl gegen eine Stimme für ein Gesetzesvorhaben, eine Empfehlung beim Kaiser oder dergleichen. Darüber können wir, die wir letztlich beide unter der Potestas meines Vaters stehen, jedoch nur recht mäßig verfügen. Dennoch ist es wichtig, dies zu beachten und womöglich direkt mit dem Patron abzusprechen, so man gedenkt sich um ein Amt zu bewerben."

    Einen Augenschlag hielt der Flavius inne und dachte nach.

    "Uns bleibt es somit vor allem, die Boten der Mächtigen zu spielen: Gewünschte Unterstützer persönlich aufsuchen und sie nach ihren Wünschen fragen, die der eigene Patron womöglich erfüllen kann. Gastmähler zu geben, um die eigene Eignung als eloquenter, solventer Kandidat zu belegen und immer wieder auf die eigenen Vorzüge hinsichtlich Abkunft, Bildung und Verbündeten zu verweisen."
    Dies war zunächst das Wichtigste für den Wahlkampf.

    "Für dieses Unterfangen wie die gesamte Politik ist es somit von besonderer Bedeutung, die Bündnisse und Allianzen innerhalb des Senates zu kennen, familiäre Verflechtungen und Differenzen zu beachten und zwischen ihnen geschickt zu changieren. Welche Senatoren sind dir denn bisher persönlich bekannt?"

    "Die Quindecemviri zeichnen verantwortlich für die nichtrömischen Kulte, zu welchen selbstredend der der Kybele zählt. Ich denke, dass sie ebenfalls eine Rolle werden spielen bei den Ludi."

    Die Quindecemviri sacris faciundis waren in jenen Belangen gewissermaßen das Pendant zu den Pontifices und führten bisweilen selbst Opfer durch, bisweilen assistierten und soufflierten sie den vollziehenden Magistraten. In jenem Fall jedoch würden sie zweifelsohne am leichtesten den Kontakt zu den Galli herstellen, denen ja ein Teil der Kultakte der Megalesia oblag.

    "Die Ludi Megalenses finden traditionell im Circus Maximus statt, sodass auch hier die zuständige Administration wäre zu kontaktieren. Für die Theater-Darbietungen käme das Theatrum Marcelli oder das Theatrum Pompeii in Betracht - was meinst du?"

    Das Fassungsvermögen der beiden differierte nicht sonderlich, sodass der Aedil nicht recht zu entscheiden gewillt war, welches er sollte avisieren.

    "Das Anschreiben der Factiones würde einer meiner Sekretäre übernehmen. Doch könntest du die Quindecimviri ansprechen. Wenn ich mich nicht täusche, ist Octavius Gracchus inzwischen einer von ihnen?"

    ... und wenn er nicht fehlging, auf Betreiben seines Vaters!

    "Nun, das Strafrecht lehrt uns die Schwächen des gesatzten Rechts: Je spezifischer eine Rechtsnorm einen Straftatbestand definiert, umso leichter erscheint es, diesen zu umgehen. Ebenso zeigt sich, dass definierte Strafgelder zur Permanenz neigen: Man denke etwa an die Strafgelder im Codex Iuridicialis, die meines Erachtens in vielen Fällen lächerlich niedrig ausfallen, da sie wohl zu einer Zeit wurden gesetzt, als die Geldmenge niedriger und der Wert des Sestertius gemeinhin höher ästimiert wurde. Hier kann eine Anordnung des Magistraten sich leichter anpassen, ohne eine Senatsdebatte zu initiieren, die faktisch doch nicht selten gescheut wird."

    , führte der jüngere Flavius seine Bedenken aus, um sodann jedoch zu schließen:

    "So dies beachtet wird, erachte ich eine Lex de urbe purgandi oder dergleichen durchaus als sinnvoll und bin gerne bereit, sie in den Senat einzubringen."

    Octavius Gracchus war ja noch kein Senator und unterstand der Aufsicht des Aedils, sodass es nahe lag, dass dieser die Einbringung der Initiative in den Senat übernahm.

    "Ich schließe mich dem Votum meines Vaters an, dass ich Annaeus Florus für einen engagierten Magistraten halte und insofern für seine Auszeichnung votieren würde. Ebenso teile ich Consular Claudius Menecrates' Einschätzung, dass der Senat bisherig keine Grundstücke als Auszeichnung verlieh. Aus eigener Erfahrung kann ich hinzufügen, dass dies bisherig der Imperator Caesar Augustus aus seinem Vermögen unabhängig von den Auszeichnungen des Senates getan hatte."

    Augenscheinlich wollte der Kaiser die Kosten für jene Auszeichnungen dem Aerarium aufbürden.

    "Dass eine Institutionalisierung der Verleihung von Grundstücken an verdiente Magistrate sinnvoll erscheint, möchte ich hingegen bezweifeln, denn führt dies, wie Consular Claudius bereits ausführte, dazu, dass theoretisch ein gänzlicher Habenichts den Cursus Honorum könnte beschreiten, ohne zuvor jeglichen Landbesitz aufweisen zu können, ungeachtet dessen, dass dies womöglich dazu führen würde, dass beim Beschreiten des Cursus Honorum nicht mehr Honor, sondern der schnöde Mammon in den Fokus könnte geraten, sodass sich nicht mehr die besten, sondern die bedürftigsten unter uns besonders intensiv um die Ämter könnten bewerben.


    Selbstredend sei es dennoch dem Imperator Caesar Augustus unbenommen, aus eigenem Wunsch verdiente Magistrate zu bedenken, doch würde ich dies von staatswegen nicht befürworten, zumal sich die Frage ergibt, woher wir diese Ländereien nehmen wollen, wenn alljährlich womöglich sämtliche Quaestoren, Aedilen, Praetoren, Vigintiviri und dergleichen würden bedacht werden."

    Als Aristokrat befürwortete er eine derartige Regelung, um den Aufstieg für Homines novi und damit potentielle Unruhestifter zu erschweren, jedoch auch, um den Staatsschatz sowie das Interesse der Res Publica zu schonen.

    Der Flavius lauschte und fand neuerlich Anlass, sich über die Ausführungen seines Tiro zu amüsieren. Indessen waren die Ludi in der Tat eine vortreffliche Idee, sich bei den Römern in Erinnerung zu halten. Und tatsächlich erinnerte er sich, dass auch sein Vater einst jene Spiele mit sonderlichem Pomp hatte zelebriert.

    "Eine vortreffliche Idee, Seius!"

    erwiderte er daher und nickte, um jedoch sogleich wieder die Stirn in Falten zu legen.

    "Deplorablerweise liegen die nächsten dieser Spiele erst in meiner avisierten Amtszeit, sodass kaum ich sie für meinen Wahlkampf werde nutzen können."

    Wieder hielt er inne, als ihm eine neuerliche Eventualität in der Interpretation des Gesagten in den Sinn kam.

    "Oder meintest du dies als Argument für meine Wahl? Dafür wäre es Zweifels ohne geeignet. Und dennoch: was sollte ich konkret tun, um die Senatoren jetzt führ mich zu gewinnen?"

    Möglicherweise war seine Frage auch zu banal, zielte sie doch schlicht auf die konkreten Aktionen, welche für einen Wahlkampf sich schickten.

    Factio Veneta

    Domus Factionis

    Roma


    Aedilis Curulis M' Flavius Gracchus Minor M Iulio Diviti Domino Vicario Domini Factionis Venetae s.p.d.


    Seit jeher zählt die Cura Ludorum zu den vornehmsten Obliegenheiten der Aedilen, weshalb ich gedenke, den Mores Maiorum gemäß zu den Ludi Megalenses Wagenrennen zu veranstalten. In deiner Funktion als Vicarius Domini Factionis Venetae ersuche ich dich daher, mich zu informieren, ob und im Falle einer positiven Rückmeldung mit welchen beiden Aurigae deine Factio gewillt wäre, sich an den Rennen zu beteiligen.


    Vale bene!


    331-e5dc88de.png

    166-1e83ca43.png

    Ehe der Seius davoneilen konnte, fiel dem Aedil noch eine weitere Anweisung ein:

    "Bei dieser Gelegenheit könntest du im übrigen gleich einen Termin mit dem Praefectus Urbi anberaumen, um die Sicherheit bei den Ludi zu erörtern! Ich komme gern hinüber zu ihm in die Praefectura Urbis, wenn ihm dies beliebt!"
    Auch wenn heute der erste Tag seines Amtes war, so würde die Zeit allzu schnell verrinnen, ehe die ersten Spiele würden kommen!

    Der frisch erkorene Aedilis Curulis und Sohn des Consular Flavius saß noch immer in den eher peripheren Reihen des Senates und agierte hier, seinem Status entsprechend, primär als Stimmvieh der führenden Köpfe des Senates, in seinem Falle seines Vaters. Als Annaeus Florus Minor indessen seinen Vorstoß formulierte, erschrak Manius Minor zwar weniger als sein Vater, da er doch eine überaus herzliche Relation zu seinem Leibsklaven Patrokolos hegte und auch sonst hinreichend Phantasie besaß, einen Sklaven als Freund zu akzeptieren. Dass indessen ein Sklave römischer Bürger werden sollte, erschien auch ihm zu viel des Guten und somit sprang er seinem Vater pflichtschuldig bei und erhob sich:

    "Ich kann meinem Vater nur beipflichten: Ein Libertus gehört, wie das Gesetz recht einsichtig formuliert, der Clientel seines Freilassers an und dies in weitaus engerer Weise als ein gewöhnlicher Klient, verdankt jener diesem doch geradehin sein gesamtes freies Leben, was die Lex mit den explizit genannten Arbeitsdiensten auch verfügt. Diese überaus enge Bindung und Abhängigkeit steht der Würde eines Civis Romanus entgegen, weshalb unsere Väter in dieser Sache recht trefflich diese Lex formulierten. Wir alle"

    Er blickte in die Reihen des Senates.

    "sind uns bewusst, dass sämtlichen vormaligen Sklaven zeit ihres Lebens der Makel der Unfreiheit anhaftet, möchten sie auch erfolgreiche Geschäftsleute oder gelehrte Juristen sein. Nicht nur die gesetzlich gegebenen Restriktionen sind ihnen auferlegt, auch im Alltag sind sie aus vielen Gesellschaften und Collegia aus dem Willen ihrer Mitglieder heraus exkludiert. Dieser Makel ist also ebenso durch den faktischen Alltag konfirmiert und weder durch einen Rechtsakt, noch durch Militärdienste abzustreifen, so ehrenwert diese sein mögen.


    Weiterhin würde der Erwerb des vollen Bürgerrechts durch Liberti womöglich zu paradoxen Situationen führen: Kann ein Gesetz einem freien Bürger vorschreiben, wer sein Patron ist? Würde der adoptierte Libertus oder jener, welcher durch Kriegsdienst sein Bürgerrecht erhielt, dann auch Gelegenheit haben, gegen seinen Freilasser zu prozessieren, wie es einem freien Bürger nunmal freisteht?


    Zumal sich mir die Frage stellt, wie die erwähnten Dienstpflichten eines Libertus gegenüber seinem Patron mit dem vollständigen Einsatz, der von einem Miles des Exercitus Romanus gefordert ist, in Übereinstimmung zu bringen sind."

    Manius Octavius Gracchus

    Casa Octavia

    Roma


    Aedilis Curulis M' Flavius Gracchus Minor M' Octavio Graccho Domini Factionis Russatae s.p.d.


    Ich freue mich, dass deine Factio gewillt ist, sich an den Ludi Megalenses zu beteiligen. Für das Hauptrennen am letzten Tag der Spiele besteht die Option für jede Factio, zwei Aurigae ins Rennen zu schicken. Ich bitte dich, die beiden Aurigae für dieses Rennen zu benennen.


    Vale bene!


    331-e5dc88de.png

    166-1e83ca43.png


    Senator Lucius Annaeus Florus Minor

    Domus Annaea

    Roma


    Aedilis Curulis M' Flavius Gracchus Minor L Annaeo Floro Minori Domini Factionis Albatae s.p.d.


    Ich freue mich, dass deine Factio gewillt ist, sich an den Ludi Megalenses zu beteiligen. Für das Hauptrennen am letzten Tag der Spiele besteht die Option für jede Factio, zwei Aurigae ins Rennen zu schicken. Ich bitte dich, die beiden Aurigae für dieses Rennen zu benennen.


    Vale bene!


    331-e5dc88de.png

    166-1e83ca43.png


    Senator Consular Herius Claudius Menecrates

    Villa Claudia

    Roma


    Aedilis Curulis M' Flavius Gracchus Minor H Claudio Menecrati Domini Factionis Praesinae s.p.d.


    Ich freue mich, dass deine Factio gewillt ist, sich an den Ludi Megalenses zu beteiligen. Für das Hauptrennen am letzten Tag der Spiele besteht die Option für jede Factio, zwei Aurigae ins Rennen zu schicken. Ich bitte dich, die beiden Aurigae für dieses Rennen zu benennen.


    Vale bene!


    331-e5dc88de.png

    166-1e83ca43.png



    Galeo Claudius Gallus

    Villa Claudia

    Roma


    Aedilis Curulis M' Flavius Gracchus Minor G Claudio Gallo Vicarii Domini Factionis Auratae s.p.d.


    Ich freue mich, dass deine Factio gewillt ist, sich an den Ludi Megalenses zu beteiligen. Für das Hauptrennen am letzten Tag der Spiele besteht die Option für jede Factio, zwei Aurigae ins Rennen zu schicken. Ich bitte dich, die beiden Aurigae für dieses Rennen zu benennen.


    Vale bene!


    331-e5dc88de.png

    166-1e83ca43.png


    Der Name Tiberius war in der Villa Flavia Felix wohlbekannt, doch ambivalent besetzt, seitdem Tiberius Durus einst aus Sorge um das Vaterland jene Verschwörung hatte initiiert, die auch die Familia Flavia Graccha hatte entzwei gerissen, selbst wenn einhellig man musste konzedieren, dass die Necessität für jenen Staatsstreich durchaus war gegeben gewesen und Manius Minor Manius Maior eher vorwarf, dass dieser zu wenig Engagement hatte gezeigt. Doch auch dem augenscheinlich gemeinten Tiberius Lepidus haftete jene Ambivalenz an, da einerseits er der Gatte von Tante Domitilla war gewesen, andererseits er sich nicht als einer Flavia als würdig hatte erwiesen und darum jene in den Schoß ihrer Familie war zurückgekehrt, ehe vor Gram sie verstorben war.

    "Die Idee eines gesetzlichen Regularium erscheint mir sinnvoll, obschon zu beachten wäre, weiterhin eine gewisse Flexibilität einzuräumen, welche durch die magistratische Rechtssetzung momentan ist gegeben. Womöglich könnte man die Ziele und Normen der Straßenreinigung definieren, die konkreten Fälle der Straferhebung jedoch den Quattuorviri weiter anheim stellen."