Salve Germanicus,
Schick doch bitte einen Sklaven vor die Tür, der den ganzen Dreck aus deinem Postfach wegfegt!
Salve Germanicus,
Schick doch bitte einen Sklaven vor die Tür, der den ganzen Dreck aus deinem Postfach wegfegt!
Der Aufmarsch der Truppen blieb selbst im Praetorium nicht unbemerkt, weshalb Septima mit einem kleinen Gefolge aus Sklaven ebenfalls auf dem campus der Legio I erschienen war. Der Anblick der gesamten Legio versetzte sie immer wieder in Erstaunen und inzwischen wusste die Frau des Legaten, dass etwas wichtiges anstand, wenn ihr Mann einen Apell ohne große Vorankündigung befahl.
Septima lächelte und nickte den bereits anwesenden Offizieren auf dem tribunal zur Begrüssung zu und stellte sich etwas abseits dazu. Neugirieg musterte sie ihren Gatten, der deutlich angespannt wirkte. Was mochte passiert sein?
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Geduldig hörte sich der Maiordomus an, was das Mädchen zu erzählen hatte. Wenn er ihrer Aussage Glauben schenken konnte, dann hatte Marei tatsächlich einen eigenen Brief bekommen, was ihn mehr als erstaunte. "Ich würde gerne diesen Brief sehen." forderte Lysanias das Mädchen ruhig auf. Er wollte sich mit eigenen Augen von der Richtigkeit ihrer Aussage vergewissern.
Alles liebe und Gute zu deinem heutigen Geburtstag, lieber Cimon!
Wir wollen nicht ewig leben, aber wir wollen auch nicht alles Tun und alle Dinge plötzlich jeden Sinn verlieren sehen. Dann zeigt sich die Leere, die uns umgibt.
- Antoine de Saint-Exupéry, Nachtflug
Wiedereinstieg nach langer RL-Abstinenz
Septima ging in ihrem Cubiculum auf und ab, von innerer Unruhe getrieben. Eine Hand lag auf ihrem NOCH flachen Bauch, mit der anderen wedelte sie in der Luft herum. „Bei den Göttern, es muss doch möglich sein mit hunderten von Opfern die Götter gnädig zu stimmen, dass sie mir endlich mein Kind lassen!“ schimpfte sie beim hin und herlaufen. Außer Frija, ihrer persönlichen Serva, war niemand im Raum und die Germanin wusste nicht, was sie ihrer Herrin antworten sollte. Mit römischen Göttern kannte sie sich wirklich nicht aus und der Tonfall ihrer Herrin schien auch nicht an sie gerichtet zu sein.
Es war nun schon einige Woche her, dass die Tiberia aus Rom abgereist war, um nach Monaten der Abwesenheit aus Mantua, ihren Mann wieder zu besuchen. Auf dem Weg hatten sie ein paar Tage Halt bei Flavius Furianus, auf seiner Villa Rustica außerhalb von Rom gemacht. Der Geliebte von Septima hatte sich sehr über ihren Besuch gefreut und sie hatten die Nächte gemeinsam verbracht, wobei Septima stets darauf bedacht war, früh genug in ihrem Gästecubiculum zu sein, damit ihr Sohn nichts von dem Stelldichein mit dem Flavier mitbekam. Titus minor erreichte langsam ein Alter, in dem er viele Fragen stellte, die er auf keinen Fall in der Nähe seines Vaters in Verbindung mit dem Betreten oder Verlassen des flavischen Ruhelagers stellen sollte. Ursus hatte bisher nichts von ihren Liebschaften erfahren, da Septima stets Vorsicht walten lies und sich für nichts im römischen Reich erwischen lassen wollte.
Bereits wenige Tage nach ihrer Rückkehr in Mantua fing das Unbehagen an, welches sie all morgendlich aus dem Bett trieb, um sich des Essens vom Vorabend zu entledigen. Und meist blieb es nicht bei dem einen Mal. Sie hatte bereits die Cena bei Terentius Cyprianus und seiner Frau Decima Seiana verpasst, da sie sich an eben jenem Abend besonders unwohl gefühlt hatte. Da dies nicht ihre erste Schwangerschaft war, hatte sie die Vorzeichen schnell erkannt und pflegte sich und ihr Kind mit viel Ruhe. Doch was nützte all die Ruhe, wenn ein innerer Dämon sie quälte, der ihr die ganzen letzten Versuche, ein Kind zu bekommen, mit einem bluten Abbruch vor Augen hielt? Bis auf Titus minor war jede ihrer Schwangerschaften fast im Keim erstickt worden. Selten hatte sie es über die ersten Wochen hinaus geschafft. Woran lag das nur? Ihr Erstgeborener war kräftig und gesund, geradezu haarsträubend vorlaut und trotzdem ihr absoluter Liebling. Warum konnte sie dann kein zweites, gesundes Kind bekommen?
„Ich muss den Göttern einfach noch mehr Opfer bringen. Ja, dass wird es sei!. Morgen, gleich morgen werde ich Juno ein Lamm opfern.“ Septima hasste blutige Opfer. Überhaupt mochte sie kein Blut sehen. Wenn Titus minor mit einem aufgeschlagenen Knie, oder einem blutenden Finger angelaufen kam, schob sie immer direkt zu Frija weiter. Die Germaninen konnte mit den kleinen Verletzungen viel besser umgehen, als Septima. Doch was tat eine Frau nicht alles für den guten Verlauf einer Schwangerschaft?
Dann bohrte sich die nächste Frage in ihren Geist. Wann war sie schwanger geworden? Sollte sie einen Medicus, oder besser noch, eine Hebamme aufsuchen, um den Zeitpunkt der Niederkunft bestimmen zu lassen? Was wenn sie bereits schwanger war, als sie Rom gerade verlassen hatte? Nicht auszudenken! „Nein!!! Das Kind ist von Titus, genau wie Titus minor!“ Septima machte auf dem Absatz kehrt und sah ihre Serva mit funkelnden Augen an. „Du stimmst mir doch zu, oder?!“ Dies war eindeutig keine Frage, auf die die Tibera eine ehrliche Antwort von Frija erwartet.
Die Sklavin schaute zu Boden. Beim lügen wollte sie ihrer Herrin lieber nicht in die Augen schauen. „Sicher Herrin. Es kann nur dein Ehemann sein.“ Triumphierend lächelnd nahm Septima wieder ihren Gang durchs Zimmer auf. „Sicher!“ redete sie sich selbst ein, dass niemand anderer, selbst der Flavier nicht, in Betracht kam. - Oder vielleicht doch?
Dies war einer jener Tage, die Septima liebte und hasste. Sie freute sich darauf, dass ihr Ehemann zum Stadtpatron von Manuta ernannt wurde, aber sie hasste es, dafür noch vor dem Morgengrauen aufzustehen zu müssen, um sich entsprechend hübsch machen zu lassen. Ihre Haare wurden onduliert, ihr Gesicht perfekt geschminkt und eine wertvolle Tunika aus satten grün angelegt. Und das alles nur, damit sie rechtzeitig zum Beginn der Feierlichkeiten in der Stadt waren.
Ihr Schwager Lupus war ebenfalls kurz nach ihr im Castellum eingetroffen und würde sie nun in die Stadt begleiten. Nach dem sie sich alle im Atrium des Praetoriums getroffen hatten – Septima wirkte wie der junge Morgen, frisch und ausgeruht – machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Den Mantel, den sie von Frija umgelegt bekam, würde sie gut wärmen, aber leider verschwand darunter die ganze Pracht ihrer Kleider.
Wie es sich für vornehme Leute gehörte, waren sie nicht die ersten, die auf dem großen Versammlungsplatz unweit des Sees eintrafen, so dass ihre Ankunft allseits bemerkt werden sollte. Das Opfer konnte eh erst beginnen, wenn der Haruspex, nämlich Lupus, eintraf und der Ehrengast, namentlich ihr Ehegatte, anwesend waren. Also konnte niemand behaupten, dass sie zu spät wären. Lupus mischte sich unter die Leute, während Septima nach bekannten Gesichtern Ausschau heilt und den Senator Purgitius erlickte. Leider schien dieser sich gerade mit anderen Leuten aus Mantua zu unterhalten, die ihr nicht weiter bekannt waren. Dafür verbrachte die Frau des Legaten inzwischen zu wenig Zeit hier.
Ursus wird sich bemühen, morgen ebenfalls zu den Feierlichkeiten zu erscheinen.
„Dann werde ich dich sehr gerne noch einmal besuchen kommen.“ erwiderte Septima auf die freundliche Einladung von Flora und lächelte ihrer 'Tante' freundschaftlich zu.
Ihr Onkel war so freundlich, sie über den neuesten politischen Klatsch und Tratsch zu unterrichten und Septima hörte interessiert zu. Floras Anmerkung zu den vollen Kassen der Schola Atheniensis und der Acta Diurna war eine sehr gutes Argument. „Also ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass ein grosszügiger Spender ein gewisses Mitspracherecht sowohl bei der Schola als auch bei der Acta haben kann. Wer bitte schön ist denn nicht bestechlich?“ fragte Septima trocken zurück. Korruption begegnete man überall, da waren die Schola und Acta gewiss keine Ausnahme. Ob sie wirklich noch so viel auf das Geschriebene der Staatszeitung geben konnte? Und was war mit Ursus, er schrieb doch auch hin und wieder Berichte für die Acta und spendete Geld. Sie musste ihren Ehemann unbedingt auf diese Thema hin ansprechen. „Ich werde in meinem nächsten Brief an Ursus nach fragen, was er über die Verwaltung der Acta Diurna weiß, immerhin schreibt er für die Acta.“
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Marei hatte sich tatsächlich hinter einem Vorhang versteckt und trat hervor, als er ihren Namen nannte. Einen Brief sah Lysanias nicht in ihren Händen, nur die Puppe, die ihr gehörte. „Die Domina sagt, du hast einen Brief?“ fragte der Maiordomus noch immer der Tür stehend und mit verschränkten Armen vor der Brust. Seine Stimme war kräftig, aber nicht laut.
Die alte Sklavin führte sie ins Atirum und Septima bedankte sich lediglich mit einem leichten Nicken bei ihr und nahm Platz. Während Quadrata das Atrium verlies, schaute ihr Septima hinterher. 'So alt und gebrechlich und noch immer in den Diensten ihrer Herrin.' ging es ihr durch den Kopf und die junge Frau musste grinsen, ob des Gedanken, dass Baldemar und Frija ebenfalls in hohem Alter noch bei ihr sein könnten. Unmöglich. So weit Septima wusste, sparten die Eheleute jedes As, dass ihnen in die Finger kam, für ihre spätere Freilassung. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht wäre, müsste sich die Tiberia einen neuen custos corporis suchen, dem sie ihr Leben blind anvertrauen würde. Eine Aufgabe, bei der es ihr kalt den Rücken herunter lief, den niemandem vertraute sie mehr, als dem sonderbaren Germanen, dem so manches durchgehen lies.
Wieder einmal hatte sich Septima auf den Weg zur Casa Germanica gemacht, um ihre gute Freundin Serrana zu besuchen um mit ihr ein wenig zu schwatzen. Ihr Sohn, Aurelius Durus, begleitete sie heute, damit er mit den Zwillingen von Serrana spielen konnte. Während die Träger die tiberische Sänfte vor dem Eingang der Casa absetzten, schob Septima bereits den Vorhang bei Seite, um ihren quängeligen Sohn als ersten aussteigen zu lassen. Der 3jährige war mit einem Satz aus der Sänfte gesprungen und rannte bereits laut rufend auf die Porta zu. „Tante Laevina!“ Septima konnte nur mit dem Kopf schütteln, denn sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, wieso ihr Sohn einen solchen Narren an der alten Germanica gefressen hatte, dass er bei jedem Besuch sofort und ohne Umwege zu der grimmigen alten Schachtel wollte. Sie lies ihm seinen Willen, denn somit konnte sie sich ungestört mit ihrer Freundin unterhalten.
Noch bevor sie selbst einen Fuss auf den Weg vor der Casa gesetzt hatte, vernahm sie eine tiefe Stimme, die etwas überrascht ihren Namen nannte. Neben dem zur Seite geschobenen Stoff der Sänfte erschien das Gesicht eines Mannes, der eindeutig in eine senatorische Toga gekleidet, zu ihr herein schaute. Mit Verwunderung in den Augen erfasste Septima das inzwischen etwas älter und reifer gewordene Gesicht des Octaviers. „Salve Octavius.“ grüsste sie den Mann, den sie vor Jahren geglaubt hatte zu lieben, höflich. Einer ihre Sklaven trat herbei und hielt seiner Herrin die Hand zum aussteigen entgegen. Septima schaute unverwandt in die blauen Augen des Senators.
Wortlos betrat Septima die Casa Germanica und folgte Quadrate ins Atrium. Sie kannte die alte Sklavin schon von ihrem kurzen Aufenthalt in der Casa und passte sich dem Schritt der Sklavin an.
Die Begrüssung hatte Septima erfolgreich hinter sich gebracht und während sie sich unter die Gäste mischte, schenkte sie dem PU im vorbei gehen noch eines ihrer charmantesten Lächeln, immerhin war er zur Zeit der einflussreichste Mann in diesem Raum.
Die ersten bekannten Gesichter waren Germanica Calvena und ihr Ehemann Quintilius Valerian. Freudig ging Septima auf die beiden zu. Wie es sich gehörte, begrüsste sie zunächst den Mann. „Quintilius, Calvena, wie schön euch hier zu sehen. Sind mehr von unserer Freunde hier? Ich habe noch nicht ganz den Durchblick.“ wand sie sich vertrauensvoll an ihre Freundin und begrüsste diese mit ihren üblichen Küsschen rechts, Küsschen links. Bei Valerian blieb es bei der Begrüssung durch seinen Gensnamen. „Ich hoffe ihr habt euch wieder gut in Rom eingelebt und es geht eurem Jungen gut?“ Dies war ein unverfänglicher und denn noch persönlicher Einstieg ins Gespräch.
Als eine Sklavin an ihr vorbei ging, lies sich Septima einen Becher verdünnten Weines geben und nippte ein wenig daran herum. Sie wollte ihre roten Lippen nicht gleich ruinieren, noch ehe die Trauzeremonie richtig begonnen hatte.
Der Kopf des Sklaven, der an der Tür geklopft hatte, ging ein wenig nach vorn, als sich die Tür einen Spalt öffnete und eine alte Frau ihn musterte. Seine Augen weiteten sich ein wenig, ob der merkwürdigen Erscheinung an der Porta, doch er sprach seine Gedanken nicht laut aus.
„Tiberia Septima ist wie vereinbart zur sechsten Stunde hier, um Iunia Serrana zu besuchen.“ Dies sollte genug Erklärung sein, zumal der/die Ianitor über den Besuch unterrichtet sein sollte. Die tiberische Sänfte war eindeutig als solche erkennbar. Der Sklave warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah bereits seine Domina näher kommen. Jetzt wurde es aber Zeit, dass er aus dem Weg kam und die alte Schachtel die Porta weiter öffnete, wenn sie überhaupt noch so viel Kraft besaß.
Nach dem sie das Haupttor des Castellums passiert hatten, hielt der ganze Tross um die Frau des Legaten Einzug auf direktem Wege zum Praetorium. Septima hatte ihren Mann bereits schriftlich von ihrer geplanten Ankunft, kurz vor den Feierlichkeiten in Manuta, unterrichtet, denn sie wollte auf gar keinen Fall versäumen, wenn ihr Gatte zum Patron der Stadt erklärt wurde. Dies war einer jener Momente im Leben der jungen Frau, wie sie es sich für ihren Mann und sich selbst erhofft hatte. Wenn sie ihre Pläne weiterhin gut umsetzten konnte, dann würde Ursus gewiss mehrfach das Amt des Consuls ausfüllen. Und sie wäre somit Frau consul! Ach ja, was wäre ein Leben ohne Träume, die durchaus zu erreichen waren...
Die Wachen vor dem Praetorium standen stramm, als Septima an ihnen vorbei IHR Haus betrat. Einen kurzen Moment hielt die junge Frau inne, hoffte sie doch darauf, dass Ursus sie hier in Empfang nehmen würde, doch es war noch zu früh am Tag, als dass er seine Arbeiten als Legatus Legionis schon bei Seite legen konnte, um seine Frau nach Wochen der Abstinenz wieder in die Arme schließen könnte. Also gab Septima ihren mitgereisten Skalven Anweisungen. „Baldemar, du wirst helfen beim Gepäck herein bringen. Marei, du kannst Frija mit Titus minor helfen, dann hat sie beide Hände frei, um meine Sachen auzupacken.“ Es ergingen weitere Anweisungen, unter anderem ordnete Septima ein Bad an, denn sie wollte sich vom Staub und Dreck der Reise befreien, damit sie besonders schön für ihren Mann war.
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Wie es die Herrin befohlen hatte, schickte der Maiordomus einige Sklaven los, um Marei zu finden. Er trug ihnen auf, leise zu suchen, denn die Herrin war bereits verärgert genug. Außerdem wußte Lysanias, dass Septima nur sehr selten körperliche Bestrafungen anordnete, was ihre Wut, über das, was das Sklavenmädchen getan oder gesagt hatte, deutlich zum Ausdruck brachte. Vielleicht wäre es erst gar nicht so weit gekommen, wenn die Ziehmutter der Kleinen im Haus wäre, doch Frija war mit Titus minor zum Markt gegangen und würde erst in einer Stunde zurück sein.
Nun galt es das Haus auf den Kopf zu stellen, um ein Mädchen zu finden, dass sich hier bestens aus kannte. Zwei Sklaven gingen in den Hortus, und suchten hinter jedem Baum und unter jedem Busch, während im Haus jedes Zimmer ebenso gründlich untersucht wurde. Es dauerte nicht lange, bis dass eine Sklavenin Marei in ihrem Zimmer fand. Das Mädchen hatte sich hinter einem Vorhang versteckt, nur die Füsse schauten hervor. Leise entfernte sich die Sklavin wieder und holte Lysanias.
Der Maiordomus machte sich nicht die Mühe, den Vorhang zum Zimmer von Baldemar und Frija vorsichtig oder gar leise bei Seite zu schieben. Mit seiner kräftigen Stimme sprach er nur ein Wort. „Marei!“
Wie sie es vereinbart hatten, erschien Septima zur sechsten Stunde mit ihrer Sänfte vor der Casa Germanica. Ein Sklave eilte bereits zur Porta, noch während Septima der Sänfte entsieg.
Ein kurzes, fast schüchternes Klopfen, und der Sklave wartete auf den Ianitor, um ihm sein Sprüchlein zu sagen und möglichst schnell seiner Domina aus dem Weg zu gehen.
Völlig verdutzt vernahm Septima die mehr als frechen Worte ihrer Sklavin. „Marei! Marei!!! Komm sofort zurück!“ rief Septima dem Kind hinterher, als dieses mit dem Brief aus dem Zimmer stürmte. Ihre Geduld war eindeutig am Ende. Erbost erhob sich die Tiberia von ihrem Stuhl und trat an die offene Tür und rief nach ihrem Maiordomus.
Lysanias, der Maiordomus der Villa Aurelius Ursus, erschien sofort im Atrium und ging strammen Schrittes auf die Tiberia zu. „Du wünscht, Domina?“
Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Septima auf Lysanias. „Finde Marei, nimm ihr den Brief weg und bestrafe sie für ihr unverschämtes Verhalten mir gegenüber mit fünf Stockhieben.“ wies sie ihn knapp an. Nur kurz wartete Septima auf ein bestätigendes Nicken von Lysanias, dann begab sie sich wieder in die Hände ihrer Ornatrix. In Gedanken schimpfte Septima auf Marei.
Das enttäuschte Gemurrmel des jungen Mädchens entging Septima nicht und sie beobachtete Marei sehr genau. Die Disziplin ließ bei Marei sehr zu wünschen, was die Reaktion und Antwort auf die Frage nach dem Brief noch weiter unterstrich. Septima konnte nicht glauben, dass dieses Papyrus tatsächlich für Marei bestimmt war, weshalb sie auffordernd ihre Hand ausstreckte und in strengem Ton die Herausgabe des Briefes forderte. „Gib mir sofort das Schreiben!“
Auf die Frage nach Baldemar antwortete Septima gar nicht mehr, denn der Brief interssierte sie viel mehr, zumal Sklaven keinen eigenen Besitz hatten und das Schreiben somit Septima gehörte.
Noch am selben Tag, an dem Serranas Einladung in der Villa Aurelius Ursus angekommen war, kam ein Bote und brachte die Antwort.
Ad
Iunia Serrana
Casa Germanica
Roma
Meine liebe Serrana
gerne komme ich deiner Einladung in die Casa Germanica nach und werde in zwei Tagen zur sechsten Stunde zusammen mit Titus minor dort sein. Es gibt wahrlich viel zu erzählen.
Septima
Pünktlich zu den Feierlichkeiten der Stadt Mantua, traf auch die Frau des Legaten mit ihrem ganzen Gefolge wieder im Castellum ein. Auf dem Weg hier her, hatten sie Rast bei Flavius Furianus in seiner Villa Rustica gemacht. Septima hatte das Beisammensein mit dem Flavier wie immer genossen, auch wenn sie nur wenige Stunden zusammen verbringen konnten.
Nun standen sie vor dem Haupttor und Septima schickte ihren Custos Corporis vor, um sie entsprechend bei der Wache anzumelden. Es sollte keine Schwierigkeiten geben, denn schließlich kam sie alle paar Monate zu Besuch und war unter den Soldaten bekannt.