Die Schmerzen hatte noch nicht vollständig nachgelassen, aber der Anblick ihres Sohnes lies das von der Anstrengung gerötete Gesicht der Mutter erstrahlen. Neugierig und unglaublich erleichtert konnte Septima sich nicht satt sehen an dem Kind. Erst als Alba das Kind in die wartenden Hände von Frija gab, damit sie selbst die Nabelschnur durchtrennen konnte, wand sich Septimas Kopf in Richtung von Flora. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die Aurelia die ganze Zeit bei ihr gewesen war, dass sie sie überhaupt zum Landgut begleitet hatte, denn immerhin sollte Flora direkt zurück nach Rom reisen, um sich dort mit Durus zu treffen. „Flora!“ flüsterte Septima erschöpft und mit deutlicher Überraschung in dem einen Wort. Dann hatte sie plötzlich das Gefühl, dass noch ein Kind aus ihr hinaus wollte, doch die Hebamme klärte sie schnell über den weiteren Fortlauf der Geburt auf.
Einige Zeit später überreichte Frija das frisch gewaschene und in Leinen gewickelte Kind an die junge Mutter. „Hier Herrin, dein Sohn.“ sprach sie mit leisen, warmen Worten und legte Septima das Baby in die Arme. Während dessen brachte eine der Sklavinnen das schmutzige Wasser nach draußen. Als sie die Tür zum cubiculum öffnete, fiel ihr Baldemar mehr oder weniger entgegen. Krachend zerschellte die Schüssel auf dem Boden und das mit Blut verschmutzte Wasser verteilte sich auf dem Boden. Erschrocken bückte sich die Sklavin sofort und eine weitere eilte herbei. Gemeinsam wischten sie hektisch das Wasser fort.
Nur der Lärm der zerschellenden Schüssel lenkte Septimas Aufmerksamkeit kurz von ihrem Kind ab. Ein kurzer Blick, in der sie die Lage erfasste und Baldemar ein gelöstes – endlich waren diese schrecklichen Schmerzen vorbei – Lächeln zu warf und sie wand sich lieber wieder ihrem Kind zu. „Sieh nur Flora...“ Vorsichtig hatte sie das Leinen bei Seite geschlagen, um sich das Baby ganz genau anschauen zu können. Tatsächlich. Zwei Hände mit jeweils fünf winzigen Fingerchen, zwei Füsse, mit ebenfalls fünf Zehen und ein deutliche Kennzeichen dessen, dass es sich bei dem Baby in ihren Armen, um einen Jungen handelte. „Er ist so unglaublich winzig, nicht wahr?“ Begeisterung lag in ihrer Stimme und sollte Baldemar herein treten, um ebenfalls einen Blick auf das Kind zu werfen, so würde Septima ihm dieses durchaus gewähren. „Er ist perfekt.“ schwärmte sie, froh und stolz, dass sie ihre Pflicht als Frau bereits so kurz nach ihrer Eheschließung mit Ursus bereits erfüllt hatte. „Du wirst eines Tages ein angesehener und stolzer Politiker sein, Klein Titus.“ flüsterte sie ihrem Kind zu und hob ihn so hoch, dass sie ihm mit den Lippen über die Stirn streichen konnte. Das von der Geburt erschöpfte Kind blinzelte und strampelte nur kurz, ehe es seine blauen Augen wieder schloss und friedlich in ihren Armen lag.
Frija beobachtete derweil das Geschehen und ihr Blick ging erst erschrocken, dann liebevoll zu ihrem Mann, der auf so ungewöhnliche Weise ins Zimmer gestolpert kam. Wie gern hätte sie ebenfalls dieses Glück eines eigenen Kindes. Doch bisher hatte Tanfana ihnen dieses Glück nicht zu Teil werden lassen und langsam verlor die Germanin den Glauben daran, dass es eines Tages noch gelingen könnte. Still stand sie neben dem Bett ihrer Herrin, jeder Zeit bereit dazu, dass Kind wieder an sich zu nehmen. Es hatte ihr große Freude bereitete, das Baby nach der Geburt zu säubern und sie hatte genau acht gegeben, dass Alba, die Hebamme, auch alles richtig machte, als diese das Kind untersuchte und anschließend zu Frieden nickte. Dabei wußte die Hebamme ganz genau was sie tat. Dies war bestimmt ihr hundertstes Kind, welchem Alba auf die Welt geholfen hatte, ganz zu schweigen von ihren eigenen drei Kindern. Sie konnte sehr gut nach empfinden, wie sich die Mutter nun fühlte.
„Septima, du musst dein Kind an die Brust legen. Er wird gewiss hungrig sein und er sollte schnell lernen, wo und wie er etwas zu essen bekommt.“ Alba trat an das Bett heran und erklärte der Tiberia, wie sie ihr Kind zu stillen hatte. Aufgrund ihres überstürtzten Aufbruchs hatten sie die Amme nicht mitnehmen können, zumal diese sich noch in der Stadt befunden hatte und somit gar nicht mehr als Amme in Frage kam. Zu groß wäre die Gefahr, dass sie bereits an der Seuche erkrankt war und diese über die Milch in ihrer Brust an den Säugling weiter geben würde, was unweigerlich zum Tod des Kindes führen würde. Somit mußte Septima als Mutter her halten, ob es der Patrizierin passte oder nicht.