Beiträge von Tiberia Septima

    Erleichtert atmete Septima ein, als Ursus den Namen ihres Kindes verkündete. „Ja, Titus Aurelius Durus.“ wiederholte Septima sanft und leise und der Kopf ihre kleinen Jungen wand sich in die Richtung, aus der die ihm vertraute Stimme erklang. Nur kurz hoben sich die schweren Augenlieder, ehe ein leises, quengeliges Geräusch von Titus minor erklang. Septima lächelte glücklich. Sie war rund um zu frieden und ausgesprochen Stolz, sowohl auf sich selbst, als auch auf den kleinen Mann in den Armen ihres Gatten.


    Ein kurzes Zeichen mit der Hand und Frija trat aus dem Hintergrund neben ihre Herrin. „Titus minor ist müde. Geh und leg ihn schlafen. Anschließend kommst du zu uns ins Balneum.“ gab Septima kurz und knapp ihre Anweisungen und forderte Ursus mit einem kurzen Nicken und einem tiefen Blick in seine braunen Augen dazu auf, dass Kind an ihre Leibsklavin zu übergeben. Gewiss würde Baldemar seine Frau begleiten, wenn sie das Baby in sein Cubiculum zu schlafen brachte.


    „Und wir zwei, wir gehen jetzt ins Balneum.“ sprach sie ihren Mann verführerisch an und hakte sich bei Ursus am Arm ein. Sanft ging ihre Hand dabei über seinen Arm und berührte die nackte Haut. Sehr bald würde sie noch viel mehr nackte Haute von ihm zu sehen und zu spüren bekommen. „Ich freue mich sehr, dass du endlich bei uns... bei mir bist.“ Dieser einfach Satz versprach ihrem Gemahl den Olymp auf Erden, denn Septimas Stimme war sanft und fordernd zu gleich. Wer sie kannte, wusste was ihn erwartete. Ein Wink und sofort verschwand einer ihrer unzähligen Sklaven, um den Bademädchen, die für das Balneum zuständig waren, Bescheid zu geben und alles herrichten zu lassen.

    Septima bekam ihre Antwort, allerdings fiel diese anders aus, als sie es gedacht hatte. Statt eines einfachen Namen – nämlich den von Lux, diesem unleidigen Sklaven – brachte Marei stockend mehr Details ans Licht, als Septima hatte hören wollen. Innerlich lief es ihr kalt über den Rücken, denn sie spürte die Schmerzen des Kindes deutlich und es formten sich Bilder in ihrem Geist, die sie lieber nicht sehen wollte. Doch nun war es zu spät. Sie selbst hatte das Kind in die Ecke gedrängt und musste nun seine Antwort hinnehmen, ohne auch nur für einen Moment die Miene zu verziehen. Dies war eine sehr gute Schule für ihre Umgangsformen als Patrizierin in der Gesellschaft. Immer schön distanziert.


    Frija litt derweil Höllenqualen und als Marei zu Boden sank, war die Germanin an ihrer Seite, setzte sich neben sie auf den Boden und zog das weinende Kind in ihre mütterliche Umarmung. „Schhhhh.... Es ist vorbei.“ sprach sie leise zu Marei und versuchte sie durch sanftes wiegen zu beruhigen. Strafend ging ihr Blick kurz zu ihrer Herrin. 'Wieso nur tust du ihr das an?' Schien dieser Blick zu sagen.


    Septima ignorierte den Blick ihrer Leibsklavin, so wie aller anderen und schaute stattdessen auf die versammelte Sklavenschaft. „Damit wäre der Schuldige gefunden. Baldemar!“ Septima wartete, bis dass ihr angesprochene Leibwächter zu ihr kam. „Du wirst Lux aus dem Caercer holen und ihn zum örtlichen Steinbruch bringen. Je unversehrter er dort ankommt, um so mehr Geld wirst du für ihn bekommen. Ich erwarte wenigstens 50 Sesterzen, hast du verstanden?“ Sie gab ihrem Sklaven freie Hand, was er mit Lux anstellen wollte, solange er noch am Leben war, bis das er am Steinbruch ankam. 50 Sesterzen war nicht fiel für einen Sklaven. „Du bekommst ein Schreiben mit, in dem ich dem Verwalter des Steinbruches den Verkauf von Lux bescheinige. Du darfst ein Pferd nehmen.“

    Hingebungsvoll war die Erwiederung seines Kusses und Septima dürstete es sofort nach mehr. Viel zu lang war es her, dass sie bei einem Mann gelegen hattt, denn selbst hier in Rom hatte sich nicht die Gelegenheit für ein Stelldichein ergeben und die Geburt hatte selbiges ebenfalls verhindert. Um so ausgehungerter war sie nun nach der körperlichen Liebe und ließ für ihren Mann keinen Zweifel daran, dass sie ihn umgehend ins Balneum begleiten würde. Vorausgesetzt, Ursus würde Klein-Titus wieder her geben.


    Das Kind war ruhiger geworden, und die braunen Augen starrten das neue Gesicht an. Die fremde Stimme hatte etwas an sich, dass den Jungen beruhigte und langsam aber sicher fielen die Augen des Babys immer wieder zu.


    Ursus' Komplimente gefielen Septima und ihre Wangen färbten sich leicht rosig. „Es freut mich, dass Klein-Titus dein Wohlwollen findet. Gewiss wird er sich an dich gewöhnen, wenn du mehr als nur ein paar Tage bei uns bleibst.“ Septima griff nach dem Tuch, in welches ihr beider Kind gewickelt war und offenbarte das Geschlecht ihres Kindes. Selbst wenn Ursus nie an ihr gezweifelt hatte, dass das Kind ein Junge werden würde, so wollte die junge Mutter jeden Zweifel ausräumen, in dem sich der Vater mit eigenen Augen überzeugen konnte. „Ich hoffe sehr, dass nicht nur seine Stimme so kräftig ist, sondern alle seine Lebensgeister. Dies ist dein Sohn, Titus, und ich würde mich freuen, wenn wir ihm endlich seinen Namen geben könnten.“ Wieder schaute sie hinauf zu ihrem Gemahl. Für einen Namen hatten sie sich gemeinsam entschieden, aber es oblag dem Mann, das Kind zu benennen. Geduldig wartete Septima.

    Was so ein einfaches Wort auslösen konnte? Ursus erwiderte ihr Lächeln nicht und während Baldemar die wenigen Schritte bis zu ihrem Mann ging, schwand auch Septimas Lächeln einer nervösen Anspannung. 'Was wenn er ihn jetzt nicht anerkennen sollte?' ging es ihr immer wieder durch den Kopf und doch war sie sich sicher, dass Ursus ihr beider Kind ohne Vorbehalt akzeptieren würde.
    Dann kam der spannende Moment. Baldemar legte Klein-Titus vorsichtig vor Ursus auf den Fussboden und trat einen Schritt bei Seite. Septimas Herz begann schneller zu schlagen. 'Mein Kind!' In den wenigen Augenblicken, in denen das Baby auf dem Boden ruhte und anfing zu strampeln, musste sie sich selbst zurück halten, nicht aufzuspringen und das Kind wieder an sich zu nehmen. Es kostete sie viel Überwindung, nichts von ihrer Aufregung nach außen hin zu zeigen. Dann nahm Ursus seinen Sohn vom Boden auf und Septima fiel ein Stein vom Herzen. Ihre Lippen teilten sich zu einem Lächeln und sie erhob sich, um zu ihrem Mann und Kind zu eilen.


    Klein-Titus schaute den fremden Mann aus großen, braunen Augen an. Der Platz, an dem er jetzt lag, war hart und ungemütlich. Seine Bewegungsfreiheit war wieder eingeschränkt worden und ganz langsam verzog sich sein niedlicher Mund. Kräftig und laut begann das Baby seinen Unmut zu äußern.


    „Titus!“ sprach Septima sanft ihren Mann an und strahlte von einer Wange zur anderen. Stolz schlang sie einen Arm um den Brustpanzer ihres Mannes und schmiegte ihre Wange an seine Brust. Eine Mischung aus Babyduft und Pferdestall stieg ihr in die Nase, ehe Klein-Titus begann zu schreien. „Schhhhh, schhhhh, schhhhh.“ Durch sanftes berühren der Stirn des Kindes, versuchte Septima Klein-Titus zu beruhigen. "Die kräftige Stimme zum befehlen hat er eindeutig von dir." bemerkte Septima amüsiert und schaute ihren Mann verliebt an.

    Mit der Nuptiae von Flora und Durus erlebte die Villa Aurelius Ursus ihr erstes großes Ereignis. Septima hatte zusätzliche Sklaven einstellen lassen, die bereits vor zwei Wochen ihren Dienst angetreten hatten und beim schmücken und säubern der Villa geholfen hatten. Nun standen überall Sklaven bereit, um die Gäste in Empfang zu nehmen.
    Klein-Titus war zwischen dem Ankleiden und ondulieren der Haare von ihr gestillt worden und würde nun die nächsten Stunden in seiner Wiege schlafen, bis dass sie sich im Laufe des Tages wieder zum stillen zurück ziehen müsste.


    Septima selbst hatte sich perfekt zurecht machen lassen und ihre Haare waren in einer sehr eleganten Art auf den Kopf getürmt. Im Haar trug sie die Libelle – ein Geschenk von Flavius Furianus, den sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, geschweige denn getroffen hatte – so wie kleine, goldene Blumen, welche in dem ganzen Gebilde aus geflochtenen und losen Haaren verteilt waren.


    Am Arm ihres Gatten schritt sie anschließend aus ihrem gemeinsamen Cubiculum ins Atrium. Ein strahlendes Lächeln erschien auf dem Gesicht der jungen Mutter, denn ihr Onkel war bereits anwesend und da Durus der Erste Gast an – nach der Braut – in diesem Haus war, wurde er auch entsprechend als Erster begrüsst.


    Vor dem älteren Tiberia blieb das Paar stehen. „Salve, Manius.“ Wärme und Anerkennung schwangen in der sanften Stimmen von Septima mit, denn sie hatte den Bruder ihres Vaters in der Zeit ihres Aufenthaltes in der Villa Tiberia in Rom, gut kennen und lieben gelernt. Durus war für sie mehr ein Vater gewesen, als es ihr eigener war. „Es freut mich sehr dich in unserer Villa willkommen zu heißen. Und ich danke dir für die Zustimmung, deine Hochzeitsfeier hier abzuhalten, na ja... zumindest den ersten Teil der Feierlichkeiten.“ Erst im Haus der Tiberia würden die Hochzeitsfeierlichkeiten bis tief in die Nacht ausklingen, während sich das Brautpaar in die eingen Gemächer zurück zog. Selbstverständlich würde Septima ihre lieb gewonnene Freundin Flora und ihren Onkel bis dorthin begleiten, nur leider war es Ursus nicht vergönnt, denn das Pomerium durfte er als Legat der Legio I nicht betreten.


    „Bitte, noch hast du die freie Wahl des besten Sitzpatzes.“ scherzte Septima mit einem Lächeln und deutete mit der Hand über das Atrium. Dieses war auf den Steinbänken mit gemütlichen Sitzkissen weich gepolstert und die Korbsessel, so wie weitere Sitzgelegenheiten praktisch im gesamten Atrium verteilt worden. Zwischen den Sitzmöglichkeiten standen überall kleine Tische, auf denen die Gäste ihre Getränke oder das Essen abstellen konnten.

    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bgu2t8t0lqygv7wn5.jpg] | Frija


    Es zerschnitt Frija fast das Herz, zuschauen zu müssen, wie sich Marei mit der Antwort für ihre Herrin quälte. Wieso tat Septima dies nur? Sah sie denn nicht, dass das Kind, das IHR Kind alles noch einmal erleben musste. 'Oh bitte, ihr Götter!' flehte die Germanin stumm und erwiderte den festen Händedruck von Marei liebevoll.



    Septima wartete und wartete. Offenbar fiel es Marei sehr schwer zu erkennen, dass der Übeltäter nicht unter den hier anwesenden war. Ob sie Baldemar hinzu bitten sollte, damit er das Kind hochheben konnte? Aber selbst wenn Marei von weiter oben schauen konnte, Lux würde sie hier nicht entdecken können. Also schlug die junge Herrin den Gedanken gleich wieder aus.
    „Gut, wenn er nicht hier ist, dann sprich jetzt seinen Namen aus, damit jeder hier hören kann, wer dir und mir Schaden zugefügt hat.“ forderte Septima weiterhin mit kühler Stimme von dem Kind. Jeder, auch die letzte Küchenhilfe sollte erfahren, wer sich an Marei vergangen hatte und welche Strafe sie sich für denjenigen überlegt hatte.

    Dann war es endlich so weit. Frija bekam von einem anderen Sklaven die Ankunft des Dominus gemeldet und sie beugte sich sogleich zu Septima herab, um es ihr zu zuflüstern. Sofort erschien ein rosiger Hauch auf den Wangen der jungen Frau, die Klein-Titus liebevoll im Arm hielt und ihr Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt. Septima richtete ihre Haltung, so dass sie gerade auf dem Rand des bequemen Sessels saß und beobachtete ihren Gemahl beim betreten des Atriums. Für einen Moment durchzuckte es sie, war das Verlangen, ihm entgegen zu eilen und sich in seine Arme zu werfen, fast übermächtig, doch die Tiberia hatte gelernt sich zu beherrschen und blieb somit sitzen. Sie wagte es sogar, ihrem Mann einen Befehl entgegen zu setzten. „Halt!“ rief sie klar und deutlich und erhob dabei sogar eine Hand, wie zur Abwehr. Zum Glück hatte Ursus seinen Schritt selbst gebremst und schaute sie an. Ein Lächeln folgte dem Befehl und es drückte unendlich viel Wärme und Zuneigung aus. Langsam lies sie ihre Hand sinken und betrachtete einen Augenblick lang das süsse Gesicht ihres Kindes.


    Als ob Baldemar ihre Gedanken hatte lesen können, stand ihr Leibwächter nun vor ihr und hielt ihr auffordernd seine Arme entgegen. „Es wird Zeit das du deinen Vater kennen lernst, Klein-Titus.“ sprach sie leise zu ihrem Sohn und übergab das in Leinen gewickelte Baby den starken Armen ihres Custos corporis. „Geh und leg ihn seinem Vater zu Füssen.“ forderte sie Baldemar auf und schaute ihrem Leibwächter eindringlich in die Augen. 'Und wenn ihm etwas passiert, dann...' sprachen ihre Augen stumm.
    Septima selbst blieb steif auf dem Rand des Sessels sitzen und beobachtete die nun folgende Geste, bei der Ursus ihr Kind als das seine annehmen würde. Stolz, Angst, Liebe und Furcht standen ihr in die Augen geschrieben, als sie ihrem Sohn und Sklaven hinterher und Titus entgegen schaute.

    ~ einige Tage nach dem Einzug


    Bereits nach einigen Tagen ging alles in der Villa Aurelius Ursus seinen gewohnten Gang und sogar Marei hatte sich die letzten Tage von Baldemar in die Schule bringen lassen. Alles war für die Ankunft des Hausherren hergerichtet worden und die Villa glänzte von oben bis unten. Frische Blumen in edlen Vasen waren überall im Haus verteilt worden und verbreiteten ihren lieblichen Duft.


    Dann endlich traf der Bote ein, der Ursus Ankunft in ein paar Stunden ankündigte. Und obwohl alles schon bestens vorbereitet war, begann Septima wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Atrium zu laufen. „Frija!? Hast du dich vergewissert, dass das Bett frisch bezogen ist? Und ist auch Wein und Wasser in unserem Cubiculum? Was will die Köchin heute zubereiten? Bring sie zu mir, ich will das sie Titus' Leibgericht zubereitet.“ So und ähnlich ging es bald jedem in diesem Haus, ehe Septima nichts anderes übrig blieb, als sich mit Klein-Titus auf dem Arm ins Atrium zu setzten, diesen zu stillen und anschließend auf Ursus' Ankunft zu warten.

    Da dies bereits Septimas zweiter, eigener Haushalt war – sie zählte das Praetorium in Mantua mit – verteilte sie am ersten Abend, zusammen mit dem Maiordomus die Aufgaben für jeden einzelnen Sklaven. Frija blieb weiterhin ihre Leibsklavin und war somit für die Kleidung und Ordnung in Septimas Kleiderschrank und Cubiculum verantwort, so wie für alle ihre Wünsche. Baldemar blieb ihr Leibwächter und Marei bekam auch endlich ihren eigenen Aufgabenbereich. Vormittags sollte das Kind im Lesen und Schreiben unterrichtet werden, wozu es von Baldemar in eine der Schulen gebracht und würde und Nachmittags sollte es Unterricht im Garten geben. Marei sollte zum zukünftigen Gärtner ausgebildet werden.

    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/bgu2t8t0lqygv7wn5.jpg] | Frija


    Nur widerwillig lies Frija ihr Kind los und schaute Marei hinterher, als sie zu Septima ging. Nur für einen winzigen Moment lies sie ihr Kind dort alleine stehen, dann folgte sie schnellen Schrittes und stellte sich zu ihrer Herrin und Marei. Wie Baldemar zuvor, legte sie ebenfalls eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter. Frijas Blick ging zu Boden, denn sie wollte den strafend dreinschauenden Augen ihrer Herrin entgehen. Die Germanin verstand nicht, weshalb Septima so hart und kalt wirkte. Sie war doch selbst im Begriff ein Kind zu bekommen und langsam sollte die Römerin begriffen haben, wie wichtig es für die Germanin war, ihr Kind zu beschützen.




    Einzig ein Nicken war der Gruß von Septima an Marei, oder ihre Bestätigung für das nach vorne kommen des Kindes. Ein wenig missmutig nahm sie die Reaktion von Frija war, die kurz nach Marei ebenfalls zu ihr gelaufen kam, wohl um dem Kind beizustehen.
    „Wie mir berichtet wurde, hat jemand Marei weh getan und da Kind gequält.“ begann Septima zu sprechen und schaute dabei die verbliebenen Sklaven der Reihe nach an. Es entstand ein Moment der Ruhe, ehe Septimas Blick zu Marei ging, die vor ihr stand. Sie machte eine Geste mit der Hand und bat das Kind neben sie zu treten. „Marei, ich möchte von dir wissen, ob die Person, die dir das angetan hat, anwesend ist. Wenn ja, so zeig bitte mit dem Finger auf denjenigen.“ Es war eine fast unsinnige Frage, aber Septima wollte sich ganz sicher sein, dass es Lux gewesen ist, ehe sie ihn seiner gerechten Strafe zuführte.

    Nach dem überhasteten Aufbruch aus dem Castellum der Legio I, der anschließenden Geburt ihres Sohnes auf der Villa Rustica und dem kurzen Aufenthalt in der Villa Germanica in Rom, bezog Septima endlich die Räumlichkeiten in ihrem eigenen Haus. Klein-Titus lies sie von Frija tragen, denn obwohl sie hier in Rom die Möglichkeit gehabt hätte, eine Amme für ihr Kind zu finden, hatte Septima darauf verzichtete. Das Stillen ihres eigenen Kindes hatte schon innerhalb kurzer Zeit den Gewichtsverlust nach der Schwangerschaft beschleunigt und die junge Mutter fühlte sich nicht mehr so unförmig und unansehnlich, wie zum Schluss ihrer Schwangerschaft. Nun galt es alles für die Ankunft ihres Mannes vorzubereiten, damit Klein-Titus endlich von seinem Vater anerkannt werden konnte und seinen vollen Namen bekommen würde.
    Zusammen mit der jungen Tiberia zogen auch alle ihre Sklaven von der Casa Germanica in die Villa Aurelius Ursus um. Baldemar, Frija und Marei begleiteten sie an diesem Tag, während einige Haussklaven schon gestern zum säubern der Villa vorausgeschickt worden waren.
    Der Ianitor öffnete bereits die Eingangstür, obwohl sie noch mehrere Schritte davon entfernt waren und lächelte ihnen freundlich zu. Frija hielt Marei die rechte Hand hin, damit das Kind nicht übermütig ins Haus vorstürmen würde, um alles als Erste zu erkunden. Besser sie behielt das Kind unter Kontrolle. Klein-Titus konnte sie noch mit einem Arm tragen und sie lächelte Marei aufmunternd an.


    Am Ianitor vorbei, betrat Septima zum ersten mal ihr fertig eingerichtetes Haus und es war ein gutes Gefühl. Einzig ihr Mann fehlte ihr in diesem Moment, doch Titus würde so bald es ihm möglich war und er sie beide nicht mehr anstecken konnte, nach Rom kommen. „Baldemar, du weißt wo eure Unterkünfte sind. Zeig Marei wo sie schlafen und spielen kann und dann könnt ihr in die Culina gehen, bis ich nach euch schicken lasse. Frija, du kümmerst dich weiter um Klein-Titus, während ich mir das Haus anschaue, ob auch alles gut gereinigt und hergerichtet wurde.“ Die Aufgaben waren verteilt und Septima begann ihren Rundgang durch ihr eigene Villa.


    Nach mehreren Monaten Renovierungsarbeiten unter der kundigen Führung von Servius Artorius Reatinus, war die alte Villa auf dem nördlichen Quirinal, gerade außerhalb des Pomerium, zu neuem Leben erblüht. Es war an nichts gespart worden, so dass die Villa mit dem besten Marmor und den schönsten Statuen, Mosaiken und Wandmalereien ausgestattet worden war, die es geben konnte.

    Den Kopf in den Nacken gelegt, schaute Aracus zu der Wache empor, die sich oben vom Wachturm aus meldete. Seuche? Aracus wusste nichts davon. Der Gutsverwalter hatte ihm nur gesagt, dass er die Nachricht der Herrin persönlich übergeben sollte und zwar an ihren Ehemann, den Legutas der Legio I. Was sollte er denn nun tun? „Ähm....“ kam es leise und ratlos aus seinem Mund und die Gedanken des Sklaven rasten. „Ich weiß nichts von einer Seuche.“ rief er zum Turm empor. „Ich bin völlig gesund und mir wurde gesagt, dass ich die Nachricht dem Herrn persönlich geben soll.“ Ratlos schaute Aracus nach oben. „Was mach ich denn jetzt?“

    Ein einfacher Arbeiter war von der Villa Rustica Tibera nach Mantua geschickt worden, um dem Ehemann seiner Herrin, Legat Aurelius Ursus, die schriftliche Nachricht seiner Frau zu übergeben. Beeindruckt hielt der Reiter vor dem großen Haupttor der Castra und stieg von seinem Pferd. Am Zügel führend ging er langsam auf die Soldaten zu.


    „Salvete. Mein Name ist Aracus und ich komme von der Equaria Tiberia et Aurelia mit einer Nachricht für den Legaten Aurelius Ursus.“ Puh, er hatte es geschafft. Er hattte einwandfrei und in einem höflichen Tonfall gesagt, was Aracus bereits den ganzen Ritt hier her geübt hatte. Ein kleines Lächeln glitt über seine Lippen. Er war mächtig stolz auf sich.

    Bereits am Tag nach der Geburt lies sich Septima Papier und Feder geben, damit sie ihrem Mann eine Nachricht schreiben konnte.


    Geliebter Titus,


    Du wirst überrascht sein, dass es so schnell gegangen ist, doch bereits kurz nach der Ankunft auf der Villa Rustica kam es sowohl bei Serrana, als auch bei mir zur Niederkunft. Du bist Vater eines prächtigen Sohnes! Da er noch keinen Namen hat, nenne ich ihn liebevoll Klein-Titus, weil er dein Sohn ist. Ich danke Juno von Herzen, dass sie uns dieses bezaubernde Geschenk gemacht hat und ich bin mir sicher, du wirst mächtig Stolz auf deinen Jungen sein. Er ist bereits jetzt von bester Gesundheit gesegnet und seine Stimme ist kräftig und laut.


    Bitte, Titus, komm so schnell es die Umstände erlauben zu uns, damit unser Kind seinen Namen bekommen kann und du ihn anerkennst.


    Mögen die Götter dich vor allem Übel bewahren und dich gesund zu uns führen.


    In sehnsüchtiger Erwartung deiner Ankunft, deine dich liebende Frau


    Septima


    P.S: Serrana hat gleich zwei Kinder zur Welt gebracht.


    Lächelnd legte Septima die Feder zur Seite und wartete, dass die Tinte trocken genug war, damit der Brief gerollt und gesiegelt werden konnte. Kaum hatte sie den Brief aus der Hand gegeben, damit ein Bote ihn nach Mantua bringen konnte, kam auch schon wieder Alba mit Klein-Titus auf dem Arm und legte ihn in die Arme der Mutter. Der Junge quengelte leise. „Er hat Hunger. Du musst ihn füttern.“ merkte die Hebamme lächelnd an. 'Typisch Patrizierin. Hat noch nicht einmal Ahnung von den einfachsten Dingen der Welt.' Nach außen zeigte sie nichts von ihren Gedanken, sondern erklärte erneut, wie Septima das Baby zu halten und zu füttern hatte.

    Erstaunt schaute die junge Mutter zu ihrer Hebamme auf. SIE sollte das Kind stillen? SELBER?! Septima brauchte einen Moment um ihre Gedanken zu sortieren, als Alba bereits nach klein Titus griff und ihn ihr so in den Arm legte, dass sie das Kind gut stillen konnte. Ein nach Hilfe suchender Blick ging zu ihrer Leibsklavin Frija. Vielleicht konnte Frija...? Aber nein, die Germanin erfüllte die Voraussetzungen nicht und die ursprünglich als Amme ausgesuchte Frau aus Mantua war nicht mit ihnen gereist. Wieso nicht?! Auch hier dauerte es einen Moment, bis das Septima begriffen hatte und schon drückte sich der kleine Mund ihres Jungen auf ihre Brust und Titus begann sich sein Essen zu verdienen.
    Noch immer schaute Septima hilflos umher, doch die Muttergefühle übernahmen bald die Kontrolle über ihr Selbst und sie beobachtete voller Rührung ihr Kind beim essen. „Trink, damit du stark wirst und uns bald dein Vater besuchen kommen kann, denn erst dann wirst du deinen endgültigen Namen bekommen. Bis dahin bist du mein 'Klein Titus'.“ Zärtlich gingen ihre Fingerspitzen über die weiche und noch leicht schrumpelige Haut ihres Jungen.


    Die Hebamme spürte den Widerstand der Patrizierin, doch ihr schnelles und effizientes Handeln hatten die junge Mutter dazu gebracht, dass Kind selber zu stillen und damit sich Mutter und Kind von der anstrengenden Geburt erholen konnten, komplementierte Alba nun alle aus dem Zimmer. „Bitte, lasst Mutter und Sohn nun in Ruhe, damit sie sich erholen können. Bei Sonnenaufgang ist das Kind auch viel besser zu sehen. Nun geht.“ Mit weit ausgebreiteten Armen scheuchte die resolute Hebamme alle aus dem Zimmer. Nur sie selbst blieb, damit sie Septima das Kind nach dem stillen abnehmen und in seine Wiege legen konnte. Anschließend würde beide friedlich schlafen können.


    Einzig den Wunsch, dass ihr Mann benachrichtigt werden sollte, konnte Septima noch äußern, ehe sie völlig ermattet die Augen schloss und sich dem erholsamen Schlaf hingab. Doch gewiss hatte dies bereits Flora übernommen, die selber schon daran gedacht hatte, dass Titus eine Nachricht über die Geburt seines Sohnes erhalten sollte.


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    Es tat Frija sehr leid, dass sie sich während der Geburt nicht um ihr eigenes Kind, Marei, kümmern konnte, welches vor der verschlossenen Tür auf dem Boden hockte und wartete, doch ihre Pflicht gegenüber der Herrin ging vor, somit hatte sie sich mit wenigen Worten von Marei verabschiedet und schloss nun, wo die Geburt vorbei war, ihre Ziehtochter freudig in die Arme. Die Germanin lächelte, als Marei den Vergleich zwischen der Größe ihrer Puppe und dem des Neugeborenen machte. „Nun Marei, da hast du eindeutig dein eigenes, kleines Kind mit Nina.“ Sanft strich sie ihrem Kind über das weiche Haar und alle drei, Baldemar, Marei und Frija, ließen sich kurz darauf von der Hebamme aus dem Zimmer schicken. „Jetzt ist es geschafft!“ stellte Frija lächelnd fest und schmiegte sich in den Arm ihres Mannes, Baldemar. Auf der anderen Seite hatte sie ihren Arm um Marei gelegt. „Es ist spät. Ich möchte mich nur kurz waschen, dann lasst uns versuchen etwas Schlaf zu bekommen, ehe das süße Baby unserer Herrin zum kleinen Tyrann wird und die ganze Villa Rustica auf Trab hält.“ Kurz kam ihr der Gedanke an die zweite, schwangere Frau in diesem Hause. Ob sie kurz nach Serrana schauen sollte? Nein, besser nicht. Die Iunia verfügte über ihr eigenes Personal und im Moment genoss es Frija einfach mit ihrer eigenen Familie zusammen zu sein.

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    Zusammen mit ihrer Herrin betrat auch Frija das Atrium und kaum hatte sie Marei entdeckt, hielt die Germanin nichts mehr. Sie lief an Septima vorbei auf das Kind zu, welches sich gerade schützend an ihren 'Vater' klammerte, was Frija einen heftigen Stich ins Herz versetzte. 'Wieso nur habe ich das Kind hier gelassen!' machte sie sich selbst zum tausendsten Mal Vorwürfe. Sie hätte darauf bestehen müssen, dass Marei – die sie inzwischen als ihre Tochter sah – sie mit nach Rom begleiten durfte. Doch Septima hatte dies strickt verneint und Frija hatte sich diesem Nein gebeut.
    Jetzt siegte ihr Mutterinstinkt und Frija sank neben Baldemar auf die Knie und zog Marei an sich. „Oh Kleines... meine liebe, süsse Tochter.“ flüsterte sie ihr ins Haar und drückte das Mädchen fest an sich. „Jetzt wird alles wieder gut. Mama und Papa sind da.“'Wären wir doch nur nicht ohne sie nach Rom gereist!' Tränen quollen aus den Augen der blonden Germanin. Frija fühlte sich unglaublich mitschuldig an dem, was Marei widerfahren war. Wenn sie sie... Immer und immer wieder kreisten die Gedanken der Mutter um die Abreise und das sie ihr Kind hatte zurück lassen müssen.


    Mit den Augen verfolgte Septima die Reaktion ihrer Leibsklavin. 'Na ja, zumindest ist Marei wieder da.' dachte Septima im ersten Moment, ohne die heftige Reaktion einer Mutter verstehen zu können, die ihr Kind vermisst hatte und zu dem von Schuldgefühlen geplagt wurde. Noch war die Römerin nur werdende Mutter, die zwar darauf achtete, dass ihr und dem ungeborenen Kind nichts passierte, jedoch die Mutterinstinkte längst noch nicht vollständig entwickelt hatte, ganz im Gegensatz zu ihrer Sklavin.


    „Nun, wie ich sehe sind alle anwesend.“ merkte Septima mit einem Blick über die versammelte Sklavengemeinschaft des Hauses an. Der Maiordomus räusperte sich kurz und meldete sich anschließend, mit einem fragenden Blick an die Herrin gerichtet, zu Wort. „Nicht alle, Herrin. Lux fehlt. Er wurde vor zwei Tagen von Soldaten verhaftet und eingesperrt.“
    Septima nickte, als Zeichen das der Maiordomus sprechen konnte und sie nickte erneut, als er fertig mit reden war. „Mir wurde bereits zugetragen, dass dieser besagte Sklave mir Schaden zugefügt haben soll.“ sprach die Tiberia mit kräftiger Stimme weiter. „Marei!“ forderte sie das Mädchen dazu auf, zu ihr zu kommen. „Komm zu mir!“ Septima streckte einen Arm auffordernd aus. Sie wollte von dem Kind selbst hören, dass es Lux gewesen war, der ihr angetan hatte, was Baldemar behauptete.

    Die Schmerzen hatte noch nicht vollständig nachgelassen, aber der Anblick ihres Sohnes lies das von der Anstrengung gerötete Gesicht der Mutter erstrahlen. Neugierig und unglaublich erleichtert konnte Septima sich nicht satt sehen an dem Kind. Erst als Alba das Kind in die wartenden Hände von Frija gab, damit sie selbst die Nabelschnur durchtrennen konnte, wand sich Septimas Kopf in Richtung von Flora. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die Aurelia die ganze Zeit bei ihr gewesen war, dass sie sie überhaupt zum Landgut begleitet hatte, denn immerhin sollte Flora direkt zurück nach Rom reisen, um sich dort mit Durus zu treffen. „Flora!“ flüsterte Septima erschöpft und mit deutlicher Überraschung in dem einen Wort. Dann hatte sie plötzlich das Gefühl, dass noch ein Kind aus ihr hinaus wollte, doch die Hebamme klärte sie schnell über den weiteren Fortlauf der Geburt auf.


    Einige Zeit später überreichte Frija das frisch gewaschene und in Leinen gewickelte Kind an die junge Mutter. „Hier Herrin, dein Sohn.“ sprach sie mit leisen, warmen Worten und legte Septima das Baby in die Arme. Während dessen brachte eine der Sklavinnen das schmutzige Wasser nach draußen. Als sie die Tür zum cubiculum öffnete, fiel ihr Baldemar mehr oder weniger entgegen. Krachend zerschellte die Schüssel auf dem Boden und das mit Blut verschmutzte Wasser verteilte sich auf dem Boden. Erschrocken bückte sich die Sklavin sofort und eine weitere eilte herbei. Gemeinsam wischten sie hektisch das Wasser fort.


    Nur der Lärm der zerschellenden Schüssel lenkte Septimas Aufmerksamkeit kurz von ihrem Kind ab. Ein kurzer Blick, in der sie die Lage erfasste und Baldemar ein gelöstes – endlich waren diese schrecklichen Schmerzen vorbei – Lächeln zu warf und sie wand sich lieber wieder ihrem Kind zu. „Sieh nur Flora...“ Vorsichtig hatte sie das Leinen bei Seite geschlagen, um sich das Baby ganz genau anschauen zu können. Tatsächlich. Zwei Hände mit jeweils fünf winzigen Fingerchen, zwei Füsse, mit ebenfalls fünf Zehen und ein deutliche Kennzeichen dessen, dass es sich bei dem Baby in ihren Armen, um einen Jungen handelte. „Er ist so unglaublich winzig, nicht wahr?“ Begeisterung lag in ihrer Stimme und sollte Baldemar herein treten, um ebenfalls einen Blick auf das Kind zu werfen, so würde Septima ihm dieses durchaus gewähren. „Er ist perfekt.“ schwärmte sie, froh und stolz, dass sie ihre Pflicht als Frau bereits so kurz nach ihrer Eheschließung mit Ursus bereits erfüllt hatte. „Du wirst eines Tages ein angesehener und stolzer Politiker sein, Klein Titus.“ flüsterte sie ihrem Kind zu und hob ihn so hoch, dass sie ihm mit den Lippen über die Stirn streichen konnte. Das von der Geburt erschöpfte Kind blinzelte und strampelte nur kurz, ehe es seine blauen Augen wieder schloss und friedlich in ihren Armen lag.


    Frija beobachtete derweil das Geschehen und ihr Blick ging erst erschrocken, dann liebevoll zu ihrem Mann, der auf so ungewöhnliche Weise ins Zimmer gestolpert kam. Wie gern hätte sie ebenfalls dieses Glück eines eigenen Kindes. Doch bisher hatte Tanfana ihnen dieses Glück nicht zu Teil werden lassen und langsam verlor die Germanin den Glauben daran, dass es eines Tages noch gelingen könnte. Still stand sie neben dem Bett ihrer Herrin, jeder Zeit bereit dazu, dass Kind wieder an sich zu nehmen. Es hatte ihr große Freude bereitete, das Baby nach der Geburt zu säubern und sie hatte genau acht gegeben, dass Alba, die Hebamme, auch alles richtig machte, als diese das Kind untersuchte und anschließend zu Frieden nickte. Dabei wußte die Hebamme ganz genau was sie tat. Dies war bestimmt ihr hundertstes Kind, welchem Alba auf die Welt geholfen hatte, ganz zu schweigen von ihren eigenen drei Kindern. Sie konnte sehr gut nach empfinden, wie sich die Mutter nun fühlte.
    „Septima, du musst dein Kind an die Brust legen. Er wird gewiss hungrig sein und er sollte schnell lernen, wo und wie er etwas zu essen bekommt.“ Alba trat an das Bett heran und erklärte der Tiberia, wie sie ihr Kind zu stillen hatte. Aufgrund ihres überstürtzten Aufbruchs hatten sie die Amme nicht mitnehmen können, zumal diese sich noch in der Stadt befunden hatte und somit gar nicht mehr als Amme in Frage kam. Zu groß wäre die Gefahr, dass sie bereits an der Seuche erkrankt war und diese über die Milch in ihrer Brust an den Säugling weiter geben würde, was unweigerlich zum Tod des Kindes führen würde. Somit mußte Septima als Mutter her halten, ob es der Patrizierin passte oder nicht.

    Eben noch war da der Schmerz gewesen und schon fühlte sich Septima, als ob sie wie ein Vogel fliegen könnte. Der Germane hatte sie kurzer Hand hoch gehoben und trug sie nun in die Villa, während seine Frau ruhig vorweg ging und alles und jeden aus dem Weg räumte. Erleichterung machte sich in der Tiberia breit, was sich im nächsten Moment damit rächte, dass Baldemar etwas feuchtes an seinem Arm herab laufen spürte und im nächsten Moment krampfte sich wieder alles in ihr zusammen, so das Septima gequält aufstöhnte. Das waren eindeutig andere Schmerzen, wie noch die Tage zuvor.
    „Alba? Alba wo bist du?“ rief sie nach ihrer Hebamme. Die werdende Mutter hatte gar nicht mitbekommen, dass es Serrana gerade ähnlich erging wie ihr und das die Hebamme sich gerade zweiteilen musste. „Frija! Geh und... aaahhhhh....“ Schon wieder dieser Schmerz. Keuchend wand sie sich in den Armen ihres Leibwächters, der sie kurz darauf endlich in ihr cubiculum brachte.


    Dank der Vorwarnung durch den Eques aus Mantua, war das Zimmer für eine Geburt vorbereitet worden und auf dem Bett lagen mehrere Lagen Stoff übereinander, damit die Mutter nach der Geburt kein komplett neues Bett benötigte. Sogar eine Holzwiege war irgendwo auf dem Dachboden gefunden und auf die schnelle gereinigt worden. Mit frischen Leinen bezogen, wartete die Wiege auf das neue Leben, welches bald darin liegen würde.


    Kaum hatte Baldemar Zeit seine schwere Last auf dem Bett abzulegen, als ihn seine Frau auch schon hinaus komplimentierte. „Geh und such die Hebamme. Ich kümmere mich um Septima.“ Immerhin wäre dies nicht ihr erstes Kind, welchem die Germanin auf die Welt helfen würde. Damit schob sie ihren Mann aus dem Zimmer. Zwei Sklavinnen standen auch schon mit Tüchern und Schüsseln bereit. Das warme Wasser würde kommen, sobald der endgültige Zeitpunkt der Geburt näher gekommen wäre.


    Mit Erstaunen verfolgte Septima die Geschäftigkeit um sich herum. Frija übernahm das Kommando, wohl in Ermangelung der Anwesenheit von Alba. Widerstandslos lies sich die Schwangere aus ihren Kleidern helfen, was im liegen gar nicht so leicht war. Immer wieder kehrte der Schmerz zurück und Septima krampfte sich mit den Händen in die Laken, um nicht so laut zu stöhnen. Nach dem die Hebamme den Zustand der Iunia überprüft hatte, kehrte sie zurück zu Septima. Für die Iunia würde eine Hebamme aus der Nachbarschaft herbei geholt werden. Gerne hätte Alba noch eine Hebamme aus Mantua mitgenommen, aber leider waren alle in der Stadt gewesen und die Anweisungen des Legatus waren sehr eindeutig gewesen. Sie hätten das Leben der Schwangeren und Ungeborenen riskiert, wenn sie eine Frau aus der Stadt nach dem Ausbruch der Seuche mitgenommen hätten.


    Die Stunden vergingen und irgendwann wurden Öllampen angezündet. Von Stunde zu Stunde nahmen die Schmerzen zu, bis dass es tatsächlich noch eine Steigerung derer gab. Beruhigend redete Frija auf ihre Herrin ein. Gleich würde es soweit sein, sie müsse jetzt nur noch pressen, wenn die nächste Wehe kam. Septima tat wie ihr gesagt wurde und ihr Kopf wurde hoch rot, so sehr strengte sie sich an, doch es dauerte zwei weitere heftige Presswehen, ehe der Kopf ihres Kindes zwischen ihren Schenkeln zu sehen war. Die Schreie drangen aus ihrem Zimmer und durch das Haus und es waren nicht die einzigen. In einem der anderen Zimmer bekam ihre Freundin Serrana gerade ebenfalls ihr Kind. Noch wußte die Tiberia nichts von dem doppelten Glück, welches Serrana und Sedulus widerfuhr. Zwei weitere Schreie später erklang ein leiseres, quäquiges Schreien. „Ein Junge! Es ist ein Junge!“ rief Frija freudig aus und stolz hielt Alba das kleine, verschmierte Bündel ein Stück in die Höhe, damit die Mutter es kurz sehen konnte. Tränen rannen schon seit einer gefühlten Ewigkeit über Septimas Wangen, doch nun waren es welche der Freude und Erleichterung. Ihr sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen. Ein Junge!