ZitatAlles anzeigenOriginal von Sextus Aurelius Lupus
Ad:
Germanica Laevina
Casa Germanica
OsRoma
S. Aurelius Lupus Germanicae Laevinae s. d.
Es ist eine traurige Sache, dir auf diesem Weg noch einmal den Tod von Lucius Germanicus Verres ins Gedächtnis rufen zu müssen. Auch wenn es keinen Trost für diesen Verlust sein kein, sei dir meines Mitgefühls über diesen tragischen Verlust versichert.
Als Decimvir Litibus Iudicandis ist es meine Pflicht, dem Prätor Urbanus in Erbschaftsangelegenheiten zu assistieren, und ich bin mit der Verwaltung des Erbes in diesem Fall beauftragt.
Du bist rechtlich durch Verwandschaft als erbberechtigt festgestellt, und nun musst du entscheiden, ob du das Erbe annehmen willst. Solltest du dich gegen eine Annahme des Erbes entscheiden, wird dein Anteil auf die verbliebenen Erbberechtigten aufgeteilt oder der Res Publica zugeführt.
Bitte antworte mir bis ANTE DIEM VIII ID DEC DCCCLX A.U.C. (6.12.2010/107 n.Chr.) , ob du das Erbe antreten willst. Sollte ich bis dahin keine Antwort erhalten haben, wird dies als eine Ablehnung des Erbes angesehen.
Möge dein Verwandter seinen Platz im Elysium gefunden haben und dort in ewigem Frühling wandeln.
Vale bene,
[Blockierte Grafik: http://img41.imageshack.us/img41/9149/salq.gif]
ANTE DIEM IV KAL DEC DCCCLX A.U.C. (28.11.2010/107 n.Chr.)
Basilica Ulpia | Officii Decimv. Lit. Iud. | Roma | Italia
[Blockierte Grafik: http://img231.imageshack.us/img231/7353/siegelaureliavn5.png]
Das geöffnete Schreiben lag nach wie vor in Laevinas Schoß, doch deren Blick war längst zu einem unbestimmten Punkt an der Decke ihres Cubiculums gewandert, während sie, in ihrem bequemsten Sessel sitzend, über die soeben erhaltene Nachricht nachdachte. Er war also tot. Lucius Germanicus Verres, der Mann, der vor etlichen Monaten in der Casa Germanica aufgetaucht war und sich als ihr Enkel ausgegeben hatte. Ein paar Tage lang war er geblieben, hatte sich auf Kosten des Hauses satt gegessen und neu eingekleidet, und war dann ohne ein weiteres Wort auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Und das Schlimmste war: sie selbst hatte es zugelassen, dass dieser armselige Wicht von der Familie mit offenen Armen aufgenommen worden war! Sie selbst, weil sie schwach gewesen war. Weil er sie in einem unbedachten Moment an ihrem schwächsten Punkt erwischt hatte: ihrer Liebe zu ihrem ältesten Sohn Victorius, dem einzigen menschlichen Wesen, dem Laevina jemals uneingeschränkte und bedingungslose Zuneigung entgegen gebracht hatte und dessen früher Tod sie bis ins Mark getroffen hatte, mehr noch als der ihrer Tochter und weit mehr als der ihrer beiden Ehemänner. Laevina besaß nach wie vor ein hervorragendes Gedächtnis und hätte sich die Gesichtszüge des jungen Mannes problemlos vor Augen rufen können, aber sie machte sich nicht die Mühe. Warum auch? Sie würde wohl niemals erfahren, ob er wirklich ihr Enkel gewesen war, aber das war Laevina einerlei, denn ein echter Germanicus zeichnete sich in ihren Augen durch Loyalität und Verantwortung gegenüber der Familie aus, Eigenschaften, die der Verstorbene offenbar in keinster Weise besessen hatte. Laevina schnaubte verächtlich und warf das Schreiben achtlos beiseite,um sich nun ihrerseits nach Schreibzeug umzusehen und ein entsprechendes Antwortschreiben aufzusetzen.
"Quadrata, bring den Brief hier sofort zum Büro dieses Vigintivirs. Ich wage zu bezweifeln, dass dieser undankbare Schmarotzer allzuviel hinterlassen hat, aber vielleicht reicht es wenigstens für die Unkosten, die er in diesem Haus verursacht hat." Die alte Germanica wartete, bis ihre ebenso betagte Leibsklavin sich mit ihrem Antwortschreiben auf den Weg gemacht hatte und wandte sich dann ihrer übrigen Korrespondenz zu. Es gab noch viel zu tun, und falls Germanicus Verres bei seiner angeblichen Großmutter überhaupt eine Spur hinterlassen würde, dann war es die Erkenntnis, dass erhöhte Wachsamkeit sogar innerhalb einer Gens unabdingbar und jegliche Form von Sentimentalität gefährlich und für künftige Zeiten strikt zu vermeiden war.