Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

    Der sich normalerweise nicht unbedingt durch tiefschürfende Gedankengänge auszeichnende Ahala war als Reaktion auf die Testamentsverlesung tatsächlich ausnahmsweise so mit sich selbst beschäftigt, dass er erst die zweite Erwähnung seines Namens wirklich wahr nahm, ebenso wie die Hand seines Verwandten Lepidus, die dieser ihm entgegen gestreckt hatte, und die er nun fast automatisch ergriff.


    "Ähm ja, ich bin anwesend, bitte verzeih meine Begriffstutzigkeit." räusperte er sich dann und wandte nun dem Praetor seine komplette Aufmerksamkeit zu. "Ich bin bereit, das Erbe anzutreten, mir ist nur nicht ganz klar, was das für meinen jüngeren Bruder bedeutet. Postumus, der Sohn meines Vaters mit Aurelia Flora..."

    Konnte es tatsächlich sein, dass sein im Gegensatz zu ihm selbst so überaus penibler und ordnungsliebender Vater es versäumt hatte, sich um eventuelle Erben aus seiner neuen Ehe Gedanken zu mnachen? Falls ja, wäre das für den kleinen Postumus schon verdammt bitter, auch wenn der, realistisch betrachtet, in ebenso geringem Maße blutsverwandt mit dem alten Durus war wie er selbst. Aber nun gut, ebenso realistisch gesehen, würde er, Ahala, sich vermutlich auch die nächsten dreißig Jahre weiterhin erfolgreich vor einer Eheschließung drücken, und damit würde sein Bruder früher oder später ohnehin zu seinem Recht kommen.


    Sim-Off:

    bitte verzeiht die ewig lange Warterei und danke für die Geduld!

    Auch Ahala hatte sich zur Verlesung des väterlichen Testaments eingefunden und saß mit recht gemischten Gefühlen zwischen seinen Verwandten. Im Gegensatz zum Rest seiner noch lebenden Familienangehörigen hatte er durchaus Kenntnis über die Umstände, die vor nun doch schon einer ganzen Weile zum Ableben seines Adoptiv-Vaters geführt hatten, zog es jedoch vor, nicht allzu intensiv darüber nachzudenken, da seine eigene Rolle in diesem Stück nicht immer allzu schmeichelhaft gewesen war.
    Den kleinen Postumus, der erst nach dessen Tod geborene, zweite Sohn des Durus befand sich mit seiner Amme im Kinderzimmer und hätte den tieferen Sinn der zu erwartenden Testamentsverlesung wohl schwerlich erfassen können, konnte jedoch im Falle, dass das notwendig wurde, jederzeit noch ins Tablinum geholt werden.


    Was es nun wohl zu hören geben würde? Ahala war sich angesichts der Tatsache, dass er seit seiner Adoption recht wenig von einem mustergültigen und vorbildlichen Sohn gehabt hatte, alles andere als sicher, wie diese Testamentseröffnung ausgehen würde, bemühte sich jedoch um einen entspannten und weitgehend ausdruckslosen Gesichtsausdruck, während er auf den Auftritt des Praetors wartete.


    Das Heilige Land in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Mehr als drei Jahrzehnte sind bereits vergangen, seit ein riesiges Kreuzfahrerheer Jerusalem, die heiligste aller Städte, im Jahr 1099 eingenommen und den Christen die Herrschaft beschert hat. Jahre, in denen sich neue Machtstrukturen und Hierarchien bilden konnten, die aber auch Alltag und Ruhe in die Stadt zurückgebracht haben. Durch die Gnade und Weisheit des früheren König Balduins II. dürfen auch Muslime und Juden weiterhin in Jerusalem leben, wenngleich sie natürlich hohe Steuern zahlen müssen. Auch Melisende, Balduins Tochter und Nachfolgerin auf dem Thron, folgt diesem Weg der Gemeinschaftlichkeit, während ihr Gemahl Fulko von Anjou starke Antipathien gegen diese Offenheit den Heiden gegenüber hegt und daraus kein Geheimnis macht. Längst ist es also nicht mehr so friedlich, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben möchte. Hinter vorgehaltener Hand wandern Gerüchte von Mund zu Mund, werden neue Bündnisse geschmiedet und die Saat für kommende Feindschaften gelegt, denn auch die großen Vasallen des Königs sind sich nicht alle in enger Freundschaft verbunden. Nach außen stark und scheinbar unbesiegbar, ist das Königreich Jerusalem im Innern inzwischen ebenso gespalten und uneins wie das Herrscherpaar, von dem es regiert wird. Die Fronten zwischen den Anhängern Königin Melisendes und denen König Fulkos sind längst abgesteckt, und nichts deutet in diesem Konflikt, der die Geschicke des gesamten Reiches beeinflussen wird, auf eine baldige Versöhnung hin.


    [Blockierte Grafik: http://koenigreich-jerusalem.n…rbung/Jerusalem_klein.png]Das Königreich Jerusalem:
    Z
    entrum unseres Forums ist das Zentrum der Welt selbst: Jerusalem, die heilige Stadt. Kreuzfahrer aus dem Abendland, Angehörige des inzwischen etablierten christlichen Adels, Tempelritter, Priester und Mönche, Handwerker, Diener, Dirnen und Bettler - jeden treibt es hierher . Hier scheint alles möglich zu sein: während die einen nach Vergebung suchen, kommen andere aus reiner und aufrichtiger Frömmigkeit und wiederum andere, um fernab der alten Heimat einen Neubeginn zu wagen und Ruhm, Macht und Reichtum zu erlangen. Ob nun durch einen Ausflug in die beliebte Taverne in der Straße des Heiligen Stephan, einen Abstecher auf den syrischen Markt oder einen Besuch der Grabeskirche oder des Königspalastes: auch du kannst ein Teil dieser Welt sein und die heiligste Stätte gleich dreier Religionen mit Leben und neuen Geschichten füllen.


    [Blockierte Grafik: http://koenigreich-jerusalem.n…Werbung/Askalon_klein.pngDas Emirat Askalon:
    Oder zieht es dich noch weiter in die Welt des Orients? Das Emirat Askalon, die letzte Bastion des fatimidischen Kalifats an der Levante, leistet immer noch Widerstand gegen die fränkischen Eindringlinge. Askalon mag nur eine einzige Stadt sein, doch seine Mauern sind hoch, es ist von einer starken Garnison bemannt, und der neue Emir der Stadt ist entschlossen, den Franken die Stirn zu bieten. Trotz der kriegerischen Auseinandersetzungen, die das Umland der Stadt immer wieder heimsuchen, blüht der Handel in Askalon. Handelsschiffe legen im Hafen der Stadt an, Karawanen ziehen jeden Tag durch die Tore, und die Stadt quillt fast über vor Leben.


    [Blockierte Grafik: http://koenigreich-jerusalem.n…ages/Werbung/Einstieg.png]Einstieg:
    Die bespielten Charaktere können historisch oder fiktiv sein und dem Christentum (römisch-katholisch, griechisch-orthodox, armenisch), dem Islam (schiitisch, sunnitisch) oder auch dem Judentum angehören, allerdings müssen sie in die von uns bespielte Zeit passen.
    Wenn wir dein Interesse geweckt haben, findest du hier die Anmeldung. Unsere Spielregeln findest du hier und wenn du magst, dann schau dir doch eines der vielen Gesuche für einen möglichen Einstieg an. Wenn du Fragen hast, oder weitere Informationen haben möchtest, bieten wir ein Gästeforum inklusive Gäste-ID an, mit der man sich unverbindlich ein wenig umschauen kann. Wir haben eine Timeline, verbunden mit einer Chronik, in der alle Ereignisse des Spiels festgehalten werden. Wir besitzen außerdem Karten und eine eigene Wiki, die helfen sich in unserer Welt zurecht zu finden. Speziell für interessierte Neulinge haben wir Leseproben von ausgewählten Mitgliedern zusammengestellt, die einen Einblick in unser Rollenspiel geben.
    Wir bieten dir eine hilfsbereite, zuverlässige und aktive Community, sowie ein lebendiges und abwechlungsreiches Rollenspiel, mit möglichst großer, aber nicht sklavischer Annäherung an die tatsächlichen historischen Geschehnisse und Lebensumstände.


    Wir wünschen uns von neuen Spielern:
    - ein Mindestalter von 18 Jahren, sowie ein entsprechend erwachsenes, verantwortungs- und rücksichtsvolles Spielverhalten
    - einen möglichst atmosphärischen Schreibstil, auch wenn wir keine obligatorische Mindestlänge für Postings voraussetzen möchten
    - Motivation und Spielfreude


    Es spielt keine Rolle ob du schon viele Erfahrungen mit Rollenspiel gesammelt hast oder in geschichtlichen Dingen glaubst, nicht ausreichend Hintergrundwissen zu haben. Wir freuen uns über jeden neuen Mitspieler, der ein ernstes Interesse an der Materie hat und helfen in allen Frage jederzeit gerne weiter.


    Viele Grüße,
    Das Team des Königreichs Jerusalem [Blockierte Grafik: http://koenigreich-jerusalem.n…bung/Jerusalem_Siegel.png]

    Inzwischen sind wir zu einer Entscheidung gekommen und würden dich in die Familie aufnehmen, Regulus.
    Da du in deiner Bewerbung kaum etwas darüber geschrieben hast, wie du dir die genaue Ausgestaltung und Zukunft deiner ID vorstellst, möchte ich dich aber noch darauf hinweisen, dass einem als Patrizier bei weitem nicht alle im IR möglichen Wege offen stehen. Du kannst weder eine Ritterkarriere machen noch beim Militär als Probatus anfangen. Typische Wege wären stattdessen die Politik, wo du dich mit einiger Ausdauer durch den Cursus Honorum nach oben arbeiten muss oder Religion, für die man dann auch ein gewisses Interesse mitbringen sollte.
    Falls du damit leben kannst, bist du in der Familie auf jeden Fall willkommen. :)

    Zitat

    Original von Iullus Helvetius Curio


    Nun liegt es jedenfalls an den Tiberiern...


    Ja, sieht ganz so aus. Allerdings bitte ich trotz der aktuellen Diskussion hier für Verständnis, dass auch wir das gern ohne Druck unter uns Familienmitgliedern entscheiden möchten, wie es hier allen Gentes zusteht.

    Ein bisschen dämlich kam er sich ja schon vor, wie er sich da gerade dem kleinen Park am Tempel der Diana näherte. Nein, nicht nur ein bisschen, sondern sogar ziemlich dämlich, was aber nichts daran änderte, dass Ahala unbeirrt weiter wanderte und sich dabei ertappte, dass er bereits in einiger Entfernung von seinem eigentlichen Ziel bereits Ausschau nach seiner Verabredung hielt. Seine Verabredung....wie sich das schon anhörte, wie bei einem Fünfzehnjährigen, der sich zum ersten mal heimlich mit der Nachbarstochter an irgendeinem abgelegenen Plätzchen traf. Das Problem war, dass der junge Tiberius mit dieser Art von Treffen bislang kaum Erfahrungen hatte, auch wenn er dem Teenageralter schon vor geraumer Zeit entwachsen war. Wenn es sich irgendwie hatte einrichten lassen, und das hatte es meistens, dann war er stets den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und hatte sich auf unverbindliche Tändeleien mit Damen des käuflichen Gewerbes und Sklavinnen beschränkt, die die entsprechenden Annehmlichkeiten boten, ohne ansschließend allzu viele Forderungen zu stellen. Flora, ja, Flora war eine Ausnahme gewesen, aber in die Geschichte war er ja auch quasi in aller Unschuld hineingerutscht. Wie hätte er schließlich ahnen sollen, dass sein halbgreiser Vater ihm so kurz vor seinem zugegebenermaßen ungeplanten Exitus eine Stiefmutter vor die Nase setzen würde, die nicht nur jünger war als der brave Sohn sondern auch noch ausgesprochen attraktiv? Aber gut, diese doch eher unrühmliche Geschichte war vorbei, alle Beteiligten mit Ausnahme von ihm selbst tot, und niemand würde jemals davon erfahren, was durchaus angenehm war. Auch, nein vor allem auch die Dame nicht, die er am heutigen Tage treffen würde, so sie denn auch wirklich gekommen war, was Ahala immer noch nicht wirklich so ganz glauben konnte. Dieses Treffen gehörte sich eigentlich beim besten Willen nicht, was den Tiberier allerdings nicht davon abgehalten hatte, sich darauf zu freuen, und das mehr, als er sich selbst gegenüber freiwillig zugeben würde. In unauffälliger Kleidung, dafür aber frisch rasiert und frisiert betrat er schließlich den Park, und sein Blick blieb sofort an ihr hängen. Ganz offensichtlich hatte sie sich auch die Mühe gemacht, sich so gut wie möglich zu tarnen und hielt noch zudem den Kopf gesenkt, aber Ahala hätte sie vermutlich sogar mit einem Sack über demselbigen wieder erkannt. Was machte sie da eigentlich? Singen?
    Mit gemäßigtem Schritt, um sie nicht hochzuscheuchen, legte Ahala die letzten Meter bis zur Bank zurück, und als er schließlich nah genug herangetreten war, um die gesummten Worte verstehen zu können, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.


    "Ich denke, er hat dich gefunden, Aurelia, so dir das denn auch recht ist."

    "Ein feierlicher Empfang? Ach was, nicht nötig, mit derartigen Förmlichkeiten hatte ich es eh noch nie." gab Ahala, seinen Arm bereitwillig still haltend zu und fragte sich erneut, wie ihm eine derart ansehnliche Verwandtschaft so lange hatte verborgen bleiben können. Vermutlich hatte sein alter Herr häufiger mal ihren Namen erwähnt, schließlich hatte der stets den perfekten Überblick über alles, was die Familie betraf, besessen, und bei ihm war es, wie so vieles andere, ins eine Ohr rein und durch das andere wieder rausgegangen. Diese Fähigkeit zum "Tunnelgehör" war von Ahala seit frühester Jugend über die Jahre immer weiter perfektioniert worden und hatte soviel zu seinem inneren Seelenfrieden beigetragen, dass er auch weiterhin gern daran festhielt.
    "Eine Erfrischung? Oh, sehr gern sogar, ich gebe zu, dass die Reise doch ganz schön anstrengend war. Vielleicht könnten die Sklaven in der Zwischenzeit unser Gepäck reinholen und verstauen, du wirst sicher besser als ich wissen, wer von der alten Dienerschaft meines Vaters noch hier ist und dafür in Frage kommt. Und bei der Gelegenheit könnten wir uns ja vielleicht auch ein wenig besser kennenlernen, wenn es euch beiden Recht ist" Ob seine ehemaligen Räumlichkeiten überhaupt noch frei waren, bei all der neuen Verwandtschaft, die nun offenbar das Haus zu bevölkern schien? Nicht dass Ahala besonders fixiert auf genau diese Räume gewesen wäre oder das Bedürfnis gehabt hätte, jetzt und gleich in irgendeiner Form sein Revier zu markieren. Alles was ihn im Moment interessierte, war die Aussicht auf eine wenig möglichst stressfreie Erholung von der Reise, und dafür würde sich wohl sicherlich ein passendes Plätzchen finden lassen. Aber jetzt erst einmal ein oder zwei Wein, dann sah die Welt ohnehin schon gleich ganz anders aus, vor allem wenn der kleine Wutbeutel in der Zwischenzeit an anderer Stelle weiterschrie.


    "Ich denke, es wird beides sein:" erwiderte die Amme, die ebenfalls inzwischen mehr als müde war und daher wenig gegen das Interesse der alten Sklavin einzuwenden hatte. "Ich werde ihm gleich die Brust geben, in der Hoffnung, dass er sich dann wieder schnell beruhigt und eine Weile schläft. Die lange Fahrt war doch ein wenig viel für so ein kleines Kind."

    Ein gutgelaunter Sklave gab in den Vormittagsstunden ein Schreiben für Aurelia Prisca ab und machte sich dann direkt wieder auf den Rückweg zur Villa Tiberia.



    Ad
    Aurelia Prisca
    Villa Aurelia
    Roma


    Werte Aurelia,


    Nun ist seit unserer gemeinsamen Reise und Rückkehr nach Rom schon eine geraume Weile ins Land gezogen, und wir beide, den Göttern sei Dank, wohlbehalten ins Haus unserer Familien zurückgekehrt. Da ich mich immer wieder bei dem Gedanken ertappe, wie es dir in der Zwischenzeit wohl ergangen ist, habe ich mich nun kurzerhand entschlossen dir zu schreiben und dich zu fragen, ob du dir vielleicht einen gemeinsamen Ausflug mit mir vorstellen könntest, der uns beiden vielleicht das lang vermisste Rom wieder näher bringen könnte, oder zumindest die Teile, die uns passend und vor allem auch interessant genug scheinen. Ich weiß, dass diese Anfrage vermutlich im höchsten Maße unpassend ist, hoffe aber nichtsdestotrotz, dich dafür gewinnen zu können. Falls dem so sein sollte, schicke mir doch bitte eine kurze Nachrich, wann es dir passen würde, in die Villa Tiberia, dann werde ich mich mit Freuden der genaueren Planung widmen.


    Mögen die Götter ihre schützende Hand über dich halten,


    [Blockierte Grafik: http://i839.photobucket.com/albums/zz312/Inpa67/ahala.gif]

    Aus der gegebenen Situation das Beste machen, vorzugsweise auf dem Wege des geringsten Widerstandes, war etwas, das Ahala durchaus lag, daher hob er gern den Becher und trank, nachdem auch er ein paar Tropfen für die Götter vergossen hatten.
    Inzwischen war das Gespräch, wie von ihm nicht anders erwartet, auf Arvinia und vor allem auf seinen Vater umgeschwenkt, und dem Tiberius brauchte nur wenig Schauspielkunst aufzuwenden, um gebührend geknickt auszusehen, denn so fühlte er sich angesichts des Todes seines Vaters tatsächlich immer noch, auch wenn ihm der Gedanke daran nicht ständig um den Schlaf brachte. Der alte Durus hatte zwar ohne besonderes Selbstmitleid für sich die Konsequenzen aus seinem gescheiterten Umsturzversuch gezogen und sein Leben in der bestmöglichsten Weise beendet, aber wäre das auch notwendig gewesen, wenn er, Ahala, seinen ohnehin nicht allzu anspruchsvollen Part an der Verschwörung vernünftig erledigt hätte? Die Antwort darauf würde wohl nie gegeben werden, und diese Tatsache hinterließ bei dem jungen Tiberius zwar ein diffuses Gefühl des Unwohlseins, half ihm aber auch dabei die Gedanken daran einigermaßen in Grenzen zu halten, da jetzt ohnehin nichts mehr zu ändern war.
    Mit Ausnahme des Erbes vielleicht. Die Aussicht, das nicht unbeträchtliche Vermögen des Durus nun wider Erwarten doch vielleicht noch zur eigenen Verfügung zu haben, hatte durchaus seine Reize, und so hörte Ahala dem Iulius bei dessen Ausführungen aufmerksam zu.


    "Den Klageweg also, hm... Gibt es denn deiner Einschätzung nach gute Aussichten, damit Erfolg zu haben? Versuchen würde ich es gern, schließlich habe ich in dieser Hinsicht ja nicht allzuviel zu verlieren."

    Da Ahala in dem recht sinnlosen Versuch, sich ein wenig gegen den Lärmpegel im Atrium abzuschirmen für eine Sekunden die Augen geschlossen hatte, bekam er erst mit einiger Verspätung mit, dass er inzwischen nicht mehr allein war. Naja, allein war er ja dank mitgeführter Dienerschaft und dem brüllenden Etwas ohnehin nicht gewesen, aber die beiden Neuankömmlinge, einmal männlich und einmal weiblich, traten eindeutig anders auf als eventuelles Hauspersonal.
    Auf das 'Salve' des Mannes hin hatte Ahala die Augen wieder geöffnet, der Anblick der jungen Frau hingegen brachte ihn sogar vom Sessel hoch. Wer zum Kuckuck waren diese Beiden bloß? Vom Alter her konnten sie ein Ehepaar sein, aber das half Ahala, der sich noch nie, weder vor noch nach dem Ableben seines Vaters, übermäßig mit der übrigen Verwandtschaft des tiberianischen Stammbaums beschäftigt hatte, auch nicht weiter, genauso wenig wie die von der jungen Frau genannten Namen. Lucia und Verus? Kein Schimmer, aber wen man noch nicht kannte, den konnte man ja schließlich noch kennenlernen, denn zumindest Kontaktscheue gehörte nicht zu Ahalas ansonsten durchaus beeindruckender Liste an charakterlichen Defiziten.


    "Salvete." erwiderte er fast automatisch das Lächeln der ihm bislang noch unbekannten Lucia und begrüßte dann auch den jungen Mann. "Ich bin Ahala, Tiberius Ahala, der Sohn des Durus. Mein ähm Bruder und ich..." sein Blick wanderte kurz zu dem Kleinkind hinüber, dessen Kopf vor lauter Anstrengung inzwischen dunkelrot angelaufen war,"....sind gerade aus Mantua eingetroffen. Es wäre wohl sinnvoll gewesen, sich im Vorfeld anzukündigen, das hab ich leider verpennt." Wie so manches andere auch, aber das musste man hier und jetzt beim ersten Zusammentreffen mit der noch unbekannten Verwandtschaft ja nicht direkt zu Protokoll geben.

    Priscas Anwesenheit war in der Tat durchaus angenehm für Ahala. Warum auch nicht, war sie doch schließlich eine schöne und dabei auch noch unterhaltsame Frau, was in dieser Kombination nicht unbedingt häufig vorkam, zumindest nicht bei Angehörigen seines eigenen Standes. Zudem war dies auch eine Situation, die ihm sehr entgegenkam: ein netter und zwangloser Plausch in idyllischer Umgebung, während Andere im Hintergrund auf unaufdringliche Weise die Arbeit erledigten, ohne drohende Haken oder sonstige Komplikationen...Alles prima also, wenn man mal davon absah, dass er bei der Beantwortung von Priscas letzten Frages verdammt auf der Hut sein musste. Karriere und Familienplanung, ach du liebe Güte, da bot ja jedes Thema für sich schon mehr als genug Fallstricke, um Ahala in den Augen der ihm zurzeit doch erfreulich wohlgesinnten Aurelia gleich mehrfach derbe auf die Nase fallen zu lassen.


    "Ja, ein bis zwei Tage noch, dann wissen wir mehr." tat Ahala sein bestes, um noch ein wenig Zeit herauszuschinden und sich die nächsten Worte so unverfänglich und gleichzeitig glaubwürdig wie möglich zurechtzulegen.
    "Nun, die Antwort lautet in beiden Fällen nein, wenn ich ehrlich bin." sagte er schließlich. "An Karriere war als Sohn eines öffentlich geächteten angeblichen Hochverräters nun wahrlich nicht zu denken, und mein Marktwert bei der römischen Damenwelt dürfte aus dem selben Grund wohl knapp über Bodenhöhe liegen. Wer setzt sich schon gern einen Kerl mit verrufenem Namen und konfisziertem Erbe ins Atrium, da dürfte es zur Zeit wohl deutlich bessere Partien geben." Ahala bekam einen Seufzer hin, der recht erfolgreich seine aufrichtige Erleichterung darüber verschleierte, dem Ehejoch aus welchen Gründen auch immer bislang erfolgreich entronnen zu sein, und zuckte mit den Schultern. "Natürlich werde ich tun was ich kann, um nach meiner Rückkehr nach Rom die Dinge wieder zum Guten zu wenden, aber bis dahin werde ich mich wohl oder übel in Geduld üben müssen. Keine Familienplanung also zur Zeit, aber im Moment geht die Familie meines Vaters, also seine Frau und sein Kind, ohnehin vor, das bin ich ihm und seinem Andenken einfach schuldig." Was für ein Glück, dass der Tiberier als versierter Spieler nicht zum Rotwerden neigte, und die recht große Wahrscheinlichkeit, dass er ohnehin bereits einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erhalt der Familiendynastie geleistet hatte, recht geschmeidig verdrängen konnte. "Und du, Aurelia?" spielte er den Ball zurück, bevor die nächste, eventuell noch prekärere Frage kommen konnte. "Ich weiß, dass du schon seit langer Zeit um deinen verstorbenen Ehemann trauerst, aber willst du das auch in Zukunft so beibehalten? Versteh mich nicht falsch, deine Haltung ist sehr ehrenhaft, aber es wäre doch auf lange Sicht ein sehr großer Verlust für die römische Männerwelt, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf."

    "Etwas Wein wäre nett, vielen Dank." Ahala ließ sich auf den Besucherstuhl sinken und lauschte den Ausführungen des Iuliers. So wie die Dinge standen, kannte dieser sich in Ahalas Familie offenbar eindeutig besser aus als er selbst, aber das war nun wenig verwunderlich. Schließlich war er seit Ausbruch des Bürgerkrieges ständig außerhalb Romas gewesen und hatte sich darüber hinaus auch vorher nicht allzu sehr mit den Belangen seiner engeren und weiteren Verwandtschaft auseinander gesetzt.
    Bei Lepidus und dessen Schwester würde sich in der nächsten Zeit ein genaueres Kennenlernen wohl ergeben, immerhin wohnte man jetzt ja gemeinsam unter einem Dach. Und Dolabella, den periodisch immer mal wieder auf- und abtauchenden Onkel irgendeines Grades hatte es sogar schon zu Ahalas früheren Romzeiten gegeben, auch wenn man sich da höchst selten über den Weg gelaufen war.
    Und dann war da natürlich noch Albina gewesen, die verstorbene Gattin des Senators Purgitius Macer, zu der er zumindest über seinen Senior Durus noch eine gewisse Verbindung wenn auch kein vertrautes Verhältnis gehabt hatte. Albina war im Kindbett gestorben, genauso wie Flora einige Zeit später.....
    Ahala, der sich plötzlich wünschte, der ihm angebotene Wein möge nicht verdünnt sein, räusperte sich und nickte dann.
    "Ich danke dir für dein Mitgefühl, Iulius, unsere Familie hat in den letzten Jahren wirklich zu viele Verluste zu beklagen gehabt, und Albina war einer davon. Ich werde ihr Erbe antreten, allerdings wäre es sicher netter gewesen, einen guten Freund meiner Familie unter angenehmeren Umständen kennenzulernen."
    Es war nun nicht gerade so, dass gerade das Schicksal Albinas Ahala über die Maßen hinaus bedrückt hätte, dafür war er viel zu dickfellig veranlagt. Aber das andauernde Sterben um ihn herum, erst Durus und Arvinia, dann Albina und schließlich Flora waren sogar ihm aufs Gemüt geschlagen und hatten ein paar Risse in der glatten Lebemann-Fassade hinterlassen.

    Irgendwie war es ein seltsames Gefühl, diesmal als "Kunde" vor diesem Büro zu stehen und nicht als Dienstleister. Ahala, der die geregelte Arbeit ohnehin nicht erfunden hatte, warf, nachdem er den Raum nach kurzem Warten betreten durfte, einen kurzen Blick auf den konzentriert arbeitenden Decemvir, freute sich darüber, dass nun dieser hinter dem Schreibtisch hockte und nicht er selbst und trat dann mit einem freundlichen Gruß ein.


    "Salve, Iulius, ich hoffe, ich komme nicht ungelegen. Ich bin Aulus Tiberius Ahala Tiberianus und habe ein Schreiben mit einer Einladung von dir erhalten, aus dem jedoch nicht hervorging, welchen genauen Anlass es dafür gibt. Aber da wirst du mir sicher weiterhelfen können."
    Gut, um sich denken zu können, dass das Schreiben des Iuliers mit einem der familiären Todesfälle während des Bürgerkrieges zu tun hatte, brauchte es nicht allzu viel Phantasie, aber Ahala zog es dennoch vor, sich fürs erste mit Mutmaßungen zurückzuhalten. Falls es, wie von ihm vermutet, auch um seinen Vater ging, würde das Gespräch vermutlich noch kompliziert genug werden.