Ursus ging mit einem lockeren Lächeln auf die Erwähnung der Gladiatorenspiele ein und glücklicherweise nahm Flora es auf sich, davon zu berichten, sodass Flaccus sich lediglich auf zustimmendes Nicken beschränken und in intensiverer Weise den köstlichen kleinen Häppchen widmen konnte, wurde er sich doch eigentlich erst jetzt, angestachelt durch die Appetitanreger, bewusst, wie hungrig ihn die Reise gemacht hatte. Und so konnte er durch einige Oliven sein Magenknurren etwas besänftigen, ehe Ursus nach einem durchaus bunten und interessanten Abriss über die Gepflogenheiten der Germanen den Rat an ihn richtete, er solle die Gelegenheit, so sich ihm denn eine böte, im hohen Norden tätig zu sein, keinesfalls ausschlagen, um dann auf Macer und dessen Auftrag zu sprechen zu kommen.
Aufmerksam folgte der junge Flavier der knappen Aufzählung von Ursus' Aufgabenbereichen und nahm einmal öfter verwundert zur Kenntnis, dass offenbar nur sehr wenige der Senatoren intensivere Beziehungen zu Munizipal- oder Provinzstädten hegten, was Flaccus sich nur dadurch zu erklären vermochte, dass die Mehrzahl der befragten Männer offenbar direkt aus Rom stammte, oder aber die Verbindungen zu ihrer Heimat bereits relativ früh gekappt hatte. Mehr Gedanken vermochte er darauf jedoch nicht zu verschwenden, denn schon wartete der Aurelier mit einigen weiteren durchwegs ehrenvollen Positionen und Aufgaben auf, die er zu erfüllen hatte, und zeichnete so das Bild eines durchaus engagierten Senators, soweit das jedenfalls im Rahmen seiner momentanen Stellung als Legatus legionis der Prima möglich war. Ein kleines Steinchen aus dem bunten Mosaik schillernder Aufgaben griff Flaccus auf, wurde er sich doch just in diesem Moment gewahr, dass er sich auch noch um eine Sache völlig anderer, jedoch nicht minder wichtiger Natur kümmern musste. "Du sagst, du wärst Princeps der Factio Aurata?", lenkte er auf jenes Thema ein, welches nun gleichsam als Bindeglied den Konnex der beiden Aufträge zu bilden vermochte, "Als Frater Arvalis obliegt es mir, mich um die Pferderennen zum diesjährigen Fest der Dea Dia zu kümmern.", begann er, um dann sogleich die höfliche Anfrage anzuschließen, "Könntest du dir vorstellen, dass die Factio Aurata bei den Rennen an den Start geht?"
Plötzlich wurde der junge Flavier jedoch gleichermaßen abgelenkt und unterbrochen, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass noch jemand den Raum betrat. Wiewohl sich gewisse Proportionen der Iunia seit ihrem letzten Treffen in sehr intersiver Weise verändert hatten, erkannte er seine mittlerweile hochschwangere Lehrerin natürlich sofort und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. "Salve! Vielen Dank, es geht mir wunderbar.", versicherte er, und, "Ich hoffe auch dir geht es,", ein fragender, fast schon besorgter Blick auf Serranas gewaltigen Bauch, "- den Umständen entsprechend - gut?", ehe er sich bewusst wurde, dass es vermutlich etwas unhöflich war, das am deutlichsten sichtbare Zeichen der Schwangerschaft so anzustarren, und mit einem - für den sonst so eloquenten Flavier durchaus ungewöhnlichen - verlegenen Lächeln hinzufügte: "Ich meine, du siehst prächtig aus, aber ..." Ohje, da hatte er sich vermutlich in ein ziemliches Schlamassel manövriert, doch soviele Erfahrungen im Umgang mit hochschwangeren Frauen hatte er noch nicht gemacht. Und dabei hatte er sich doch nur erkundigen wollen, ob es Serrana auch gut ging!