Eine sonderbare Regung in den Pupillen der angesprochenen jungen Frau, gleichsam einem dunklen Schatten für kurze Zeit das satte Grün verdunkelnd, glaubte Flavius Flaccus wahrgenommen zu haben, als er seine Worte an die Iunia richtete, war sich jedoch im nächsten Moment schon selbst gänzlich unsicher, nicht vielleicht einer, in Anbetracht der Filigranität jenes Details durchaus in Erwägung zu ziehenden, trügerischen Sinnestäuschung erlegen zu sein. Schnell jedoch schlug der vermeintliche erste Schreck der jungen Frau zunächst in ein schüchternes Lächeln um, nur um schon einen Augenblick später sich in einen fast schon als neckisch zu bezeichnenden Blick zu verwandeln, als Anzeichen, dass sie zumindest soweit über den Dingen zu stehen schien, um mit der Situation zu spielen. Ein Phänomen, das dem jungen Mann durchaus angenehm war, schätzte er doch das geistreiche Wort, die blitzschnell agierende Unterhaltung, ganz in Tradition der witzreichen Carmina eines Horatius etwa. Dennoch registrierte der umsichtige Flaccus durchaus auch die kleinen Anzeichen leichter Unsicherheit, welche, sich gleichsam in marginalen Gesten manifestierend, den Anschein erweckten, als wäre das neckische Gebaren mehr der Schauspielkunst denn tatsächlicher Überlegenheit jener Frau zuzuschreiben. Dennoch versuchte der junge Mann durch ein offenes und freundliches Lächeln seinerseits, der evidenten Unsicherheit der jungen Frau - ob jene der Überraschung durch des Flaviers Worte, oder einer grundsätzlichen persönlichen Insekurität entsprungen war, mochte er nicht einzuschätzen - jede Grundlage zu entziehen. Nichtsdestotrotz konnte er nicht verhindern, dass die erste Worte Axillas eine seiner Augenbrauen unwillkürlich nach oben wandern und ein Schmunzeln auf seinem Gesicht sich breitmachen ließen. Vordergründig also auf das mythologische Spiel eingehend nahmen ihre Worte ironischen Bezug auf Flaccus‘ eigene Andeutung ihrer Wesensähnlichkeit mit einer Angehörigen eben jener Gruppe von Naturgottheiten, die gemeinhin als Nymphen bezeichnet zu werden pflegten. Dennoch, und durch einen kurzen Blick vergewisserte sich Flaccus noch einmal, kam er nicht umhin Axilla die Ähnlichkeit mit einer ganz speziellen Art der Nymphen zuzugestehen: der Dryaden.
"Du wärst zumindest die erste, deiner Art, die ich kennen lerne, die es zuwege bringt, ohne Baum auszukommen ... ", erwiderte er also mit einem belustigten Lächeln ihre zugegeben freche Frage. "Eigentlich bist du ja die einzige, die ich kenne ...", fügte er noch hinzu, während das Lächeln auf seinem Gesicht immer breiter wurde. Zweifellos war sie sich nicht nur ihres Erscheinungsbildes, und der Assoziationen, die sie damit bei jedem, in irgendeiner Weise von den Musen berührten, Mann auslösen musste, bewusst sondern auch der mythologischen Tatsache, dass Dryaden eben an einen Baum gebunden waren, und unter der Trennung von eben jenem furchtbar zu leiden hatten. Umso amüsanter allerdings schien es, in welcher Weise sie den Mythos gleichsam variierte, sozusagen eine was-wäre-wenn-Version desselben schaffend. Und so hatte sie es geschafft, die Faszination und das Interesse des Flaviers auch über das bloße exotische Erscheinungsbild hinaus auf ihre Person selbst zu lenken und ihn dadurch, eher unbewusst, denn absichtlich oder gar berechnend, zumindest für weitere Worte und vielleicht sogar ein kurzes Gespräch an sich zu binden. Was an sich wohl durchaus als Kunstgriff zu bezeichnen war, vermochte doch sonst nichts so schnell das Interesse des jungen Flaviers erst zu wecken, und dann darüber hinaus auch nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern gar zu intensivieren.