Beiträge von Ricus Gotunus

    Es waren schon einige Tage vergangen und Ricus Gotunus fragte sich, ob sich die Sache, eine Schnellkurs in Sachen Medizin durch den Casparius zu erhalten, zerschlagen hat, ob es auch in Rom Mühlen gibt, die sehr langsam mahlen...
    Aber losgehen, einfach nachfragen, das war ihm klar, das lief nicht. Das gäb wieder Ärger. Also entschloß er sich schweren Herzens, sich in Geduld zu üben, eine Übung, die so gar nicht nach seinem Geschmack war:
    Als er Teutamos über den Weg lief, fragte er diesen, was er von der Sache halte:


    "Kamerad, wie siehst du die Sache mit dem Schnellkurs in Sachen "Medizinische Versorgung bei derTruppe"?

    "Das zweite Gehöft, das sie abfackeln"


    murmelte Ricus vor sich hin, während er -wie alle Anderen auch- dem Befehl des Decurio Folge leistete und entsprechend der ergangenen Weisung seinen Platz einnahm.


    "Thiure hat mit seinem Hammer gewarnt, das Donnergrollen war laut und deutlich zu hören gewesen!"


    Der Große Donnerer hatte ihn also -auch im Dienste Roms stehend- nicht verlassen. Gut dies zu wissen. Innerlich dankte er dem Decurio, dass sie eine richtige Aufgabe hatten und nicht nur die Nachhut der Nachut bilden sollten.


    Ein stummer Blick zu Teutamos sagte diesem: Ich werde dir deine Herzseite abdecken, Kamerad: Drauf und Dran!.


    "Potestas Thiuri sit semper nobiscum! Möge die Macht Thiures allezeit mit uns sein!"


    raunte er ihm in römischer wie in gotischer Sprache zu, wohl wissend, dass sein Nachbar auch wirklich beides verstand.

    Nachdem diese Vorbereitungen nun getroffen worden und alle aufgessen waren, kam endlich der lang ersehnte Befehl zum Aufbruch. Wir hatten alle Vorsicht walten lassen, damit uns unsere Feinde nicht zu früh bemerken würden: weder blitzende Rüstungen, noch Waffenklappern oder lautes Hufgetrappel würde unser Kommen verraten. Der Feind würde unser Nahen zu spät bemerken und wir würden über ihn kommen, um ihn zu strafen.

    Wie gut, dass wir selbst schon aussahen wie suhlende Wildschweine; der Marsch durch den Morast über Stock und Stein bei prasselndem Regen -und das alles auf Befehl unseres Vorgesetzten ohne den durchaus vorhandenen Regenschutz- hatte unseren Rüstungen den Glanz genommen, ohne dass es jetzt notwendig war, hier nachzuhelfen. Der morgige Tag, so wir ihn erleben sollten, war gerettet. Putzen der Ausrüstung würde mit tödlicher Sicherheit auf dem Programm stehen. Wir sahen weiß Gott nicht aus, als kämen wir soeben vom Triumphmarsch der Siegreichen Armee vom Kapitol Roms. Aber immerhin, jetzt ging es endlich los.

    Ricus Gotunus wurde einem Eques zugeteilt, der, wie er selbst, Germane war. Dieser war ein hochgewachsener und muskulöser Krieger, der wohl schon viele Kämpfe hinter sich hatte. Über sein Gesicht verlief eine Narbe, was ihm ein grimmiges und respekteinflößendes Aussehen gab. Vielleicht würde er beizeiten ja hören, wie der Eques zu dieser Narbe gekommen war; es würde bestimmt eine gute Saga abgeben...
    Ricus saß hinter diesem auf.


    Die Luft schien vor Spannung zu knistern. Man konnte allen ansehen, wie entschlossen sie waren, den Räubern nachzustzen, um sie für ihre Tat zur Rechenschaft zu ziehen. Auch die Pferde schienen von der Aufregung ihrer Reiter angesteckt worden zu sein und schnaubten, als könnten sie es ebenfalls kaum erwarten, loszupreschen, um die Verfolgung aufzunehmen. Es bedurfte nur noch des Befehls des Vorgesetzten und die Verfolgung konnte beginnen...

    Sim-Off:

    Lieber Teutamos,
    ob sich der Casparus erinnert, dass er gefragt hat oder ob er noch genau weiß, wer INTERESSE bekundet hat, sind zweierlei.
    So macht mein Einwurf durchaus Sinn...


    Ricus Gotunus atmete tief durch, als er aus dem Munde des Serafim Varelas hörte, dass jener auch ihn, Ricus zu denen zählte, die mit den Reitern loseilen sollten... Nun galt es auch zu zeigen, dass dies keine Fehlentscheidung war. Und er strahltr den Griechen an, von dem er bisher geglaubt hatte: Bei dem wirst du nie eine Chance haben, auf einen grünen Zweig zu kommen...

    Ricus Gotunus richtete seinen bittenden Blick auf den Casparius. War er nicht an einem Abend bei den Probaten aufgetaucht und hatte nachfragt, ob jemand Lust hätte, ihm medizinisch zur Hand zu gehen und hatte nicht er Ricus Interesse bekundet. Hoffentlich erinnert er sich jetzt daran und fordert auch die Probaten an, die neben dem kämpferischen auch ein medizinisches Interesse haben. Ob der den Blick zu deuten versteht?

    Ricus Gotunus konnte nicht lächeln, dazu war ihm die Sache zu wichtig, dazu war ihm das alles zu wichtig. So antwortete er ruhig:


    "Decurio,
    wenn wir in Gotland kämpfen, gibt es immer einen Anführer, der die Truppe in die Schlacht führt. Der Anführer ist immer ein von allen akzeptierter Krieger, der sich schon des Öfteren ausgezeichnet hat. Mal ist es ein Than, wie mein Vater, mal auch ein Jarl.


    Und ist der Kampf im Schildwall, wo Seite an Seite gefochten wird, etwa kein Kampf im Verband? Wenn wir im Schildwall kämpfen, im Eberkopf oder im Wallkürenmund, gibt es natürlich immer einen Anführer, der den Anweisung gibt, in welcher Formation gekämpft wird, um die Formation des Gegner aufzubrechen!


    Und eines ist uns allen klar. Der Mann, der hier sagt, wo es lang geht, der gebietet, was zu tun ist, seid Ihr!"

    Ricus trat zuerst von einem auf das andere Bein, dann warf er seinem Nebenmann Teutamos einen aufmunternden Blick zu, halb fragend, ob auch er mitkommen wolle, halb zweifelnd, ob er sich trauen sollte, den Mund auf zu machen, doch dann hob er seine Stimme und sagte laut und deutlich, so wie wenn er in dem Heiligen Hain vor Thiure einen Eid ablegen würde.


    Herr, ich bin Probatus Ricus, aus dem Contubernium VI der Ausbildungsturma der Ala II Numidia.


    In meiner Heimat Gotland habe ich an der Seite meines Vater zur Verteidigung von Leib und Leben, von Haus und Hof im Schildwall meinen Mann gestanden und auch schon als Infant (2 Mann 1 Pferd) dem Ruhm und der Ehre meines Volke gedient. Da wir Zuhause selbst Pferde züchten, ist der Umgang mit ihnen mir vertraut und Reiten nichts, was ich erst lernen müsste.


    Ich bitte um die Erlaubnis, Euch mit der Waffe in der Hand beweisen zu dürfen, dass das Wort "Romanus sum!" kein leeres Geschwafel ist.


    Er sagte dies, ohne den Decurio direkt an zu blicken, hoffend einerseits die richtigen Worte und andererseits den richtigen Ton getroffen zu haben.

    Sim-Off:

    In den nächsten Tagen werden wir, Duplicarius Serafim Valerias und meine Wenigkeit, mit euch das Umland erkunden. Der Marsch geht über 5 Meilen. Marschgepäck bleibt hier. In voller Rüstung werdet ihr den Marsch absolvieren.


    Zitat von Scarpus


    nur zur Erinnerung: Zitat aus Übungen, Exerzierplatz


    Wo kommt auf einmal unser Marschgepäck her? Luftlandetruppen?


    Ricus Gotunus konnte innerlich nur über die Worte des Griechen den Kopf schütteln. Was sagte der da: Das hier würde ihre erste Reale Kampferfahrung sein. Darüber konnte er ja nur lachen. Er hatte schon gekämpt, Haus und Hof verteidigt, Eindrinlinge von gotischem Land gejagt und Feinde getötet, bevor er zur Ala ging. Waren dies etwa keine realen Kampferfahrungen? Ein Germane musste einfach kämpfen lernen und er war sicher nicht der einzige aus der Turma, der schon mal einem richtigen Feind gegenüber gestanden hatte.

    "Aha!" schmunzelte Ricus, der sich nach der Bergung der Toten wieder an seinen Platz neben Teutamos gestellt hatte. Er kennt also die germanische Taktik der "Infanten", zwei Mann ein Pferd. Es sieht also so aus, dass Rom auch durchaus von den Germanen lernt. Schön das zu wissen, lächedlte Ricus in sich hinein.

    Ricus Gotunus stand immer noch neben Teutamos und blickte ihn an, und es war ihm als sähe er in dessen Augen folgende Szene:


    Und er hörte wie aus einer anderen Welt die Stimme: "Ich hoffe, dass wenn es zum Kampf kommt, ich mich auf dich verlassen kann!" Und er hörte eine Stimme antworten: "Entweder wir kommen gemeinsam hier raus oder wir ziehen gemeinsam in Wallhalla ein."


    Und er merkte, es war Wunschdenken, dass die Götter es nicht so hatten haben wollen, die Götter? Die Stimmen hatte es nur in seinem Kopf gegeben.
    Ach egal, wie er sah, geschahen auch so Dinge, die den Vorgesetzten nicht ganz so sehr in den Kram passen konnten.


    Aber es galt ruhig zu bleiben, Augen und Ohren offen halten; die Vorgesetzten und deren Vorgesetzten beobachten und wach sein für neue Befehle...


    Er wurde erst aus seinen Gedanken herausgerissen, als er von Scarpus aufgefordert wurde, mit ihm und einigen seiner Kollegen, die Toten zu bergen. Ob dies wohl zu den Aufgaben eines Casparius gehört? Ricus wußte es nicht, zu fragen traute er sich nicht, aber er bemühte sich, die wirklich nicht leichte Aufgabe, gewissenhaft zu bewerkstelligen.

    Ricus Gotunus nickte seinem Kameraden Answald zu und löste sich mit ihm aus der Formation, um die Lage auszuspähen.
    In geduckter Haltung schlich Ricus um die Häuser, den Schild erhoben und stets zum tötlichen Schlag bereit, sollte ihn aus dem Schatten ein Feind anspringen. Doch es war kein Feind zu sehen. Es schien so, als hätten sich die Plünderer nach ihrem schrecklichen Werk der Zerstörung und des Tötens schon wieder zurück gezogen. Über dem Hof lag Grabesruhe.
    Plötzlich nahm Ricus im Augenwinkel eine Bewegung war. Er fuhr herum und sah ein völlig verängstigtes Mädchen in römischer Tracht vor sich, das ihn mit Schrecken in den Augen anstarrte - eine Überlebende des Überfalls, die es irgendwie geschafft hatte, sich zu verstecken.
    Er versuchte, es zu beruhigen: "Romanus sum, salvata es!" "Ich bin Römer, du bist gerettet!", flüsterte er ihr zu. Mit einer stummen Geste, deutete er an, dass die ihm folgen möge. Und nach einigem Zögern, war sie bereit, ihr Versteck zu verlassen und mit ihm zu kommen.
    Answald hatte in der Zwischenzeit die anderen Gebäude erkundet und ebenfalls keinen Feind mehr entdeckt. Ricus begab sich zu Serafim Varelas um Meldung zu machen und nahm das noch immer völlig verstörte Mädchen mit:


    "Duplicarius Varelas, die Späher Gotunus und Answald melden gehorsam:


    Die Lage ist vorerst sicher; die Banditen haben sich schon zurückgezogen. Wir haben eine Überlebende gefunden, sie steht noch total unter Schock. Vielleicht könnt ihr sie beruhigen, so dass sie berichten kann, was genau hier vorgefallen ist.


    Die Probaten Gotunus und Answald warten auf weitere Befehle."

    Die Kolonne näherte sich im Laufschritt dem Gehöft. Nun musste auch dem letzten der Kolonne klar werden, es handelte sich bei dem Feuer wohl nicht um einen Unfall, ausgelöst durch einen Blitzschlag. Sollte ein ein Überfall von "Kimberi" -was im gotischen das Wort für Räuber ist- dahinterstecken?

    Ricus Gotunus lief in der geschlossenen Formation neben seinem Kameraden Teutamos; wenn es zum Kampf käme, würden sie also in der ersten Reihe stehen und Schild an Schild kämpfen. Immer näher kamen sie der Rauchwolke, die schwarz und bedrohlich vor ihnen aufragte. Dort brauchte man ihre Hilfe! Handelte es sich nur um einen Unfall, würden sie wohl nur zum Löschen gebraucht, wenn es sich jedoch um einen Überfall einer Räuberhorde handelte, so würden die Klingen ihren Tribut fordern und es würde Blut fließen ... das Blut der Räuber. Aber komme, was da kommen wolle, Ricus war bereit.
    Thiures Hammer, durchfuhr es Ricus plötzlich, hatte also wirklich geschlagen um ein zeichen zu geben. Nun verstand er das Zeichen seines Gottes, die Donnerschläge Thiures: sie hatten aufkommende Gefahr und Unheil bedeutet. Nun hieß es, sich dem Kommenden zu stellen.

    Die Worte des Duplicarius´ leuchteten Ricus Gotunus sofort ein. Sich in medizinischen Notfallmaßnahmen auszukennen, konnte Kampfgefährten das Leben retten. Außerdem braucht man dann bei kleineren Verletzungen nicht sofort zum Medicus rennen, sondern sich unter Kameraden verarzten, so dass sich der Stabsartzt sofort den schwereren Verletzungen widmen kann. Und so antwortete Ricus:


    "Ich habe ein Interesse daran, mich in medizinischen Notfallmaßnahmen unterweisen zu lassen Duplicarius Scarpus."