Seines eigenen Verhaltens unbewusst, dachte er wohl kurz nach ihr genau das Selbe wie sie, nämlich ob er etwas Falsches gesagt oder getan hatte, was ihren plötzlichen Gemütswandel erklären würde. Vielleicht hatte sie es ja als Beleidigung betrachtet, dass er ihr Angebot abgelehnt hatte. Er bekam ein schlechtes Gewissen und entzog sich mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck ihrem Blick, fast so als wäre sie die Mutter und er der Bub, der wieder etwas ausgefressen hatte.Er wollte es sich ja nicht mit Prisca verscherzen. Er war es ja, der in der schlechteren Position war und um Sympathie werben musste."Verzeih. Das ist alles nicht einfach für mich.", rechtfertigte er sich also kleinlaut und richtete sich in seinem Stuhl wieder auf. "Die Wahrheit ist hart, aber eben wahr.", meinte er nun bestimmter. Im Grunde hatte sie ja Recht. Er versoff sein Geld, war ständig betrunken und das war nicht gerade hilfreich im Angesicht seiner Lage. Vielleicht, wobei das schon sehr optimistisch war, würde er wirklich aufhören so viel zu trinken und es gemächlich angehen. Es musste ja nicht sein, dass er gewöhnlich bereits vor der Mittagsstunde im Jenseits vor sich hin dämmerte. Anders heute wo er das Gefühl hatte nie wirklich angetrunken gewesen zu sein, da er sich schon wieder halbwegs klar fühlte. "Ich werde versuchen mich zu bessern.", versprach er ihr und suchte wieder den Augenkontakt und nickte ihr kurz zu. Er meinte es wirklich einmal ehrlich, nicht wie bei vielen anderen Frauen in der Vergangenheit.
Dann erzählte sie erst einmal von der Familie und erwähnte en passant dass seine Schwester nicht mehr unter den Lebenden weilte. Hätte er eine besondere Beziehung zu seiner Schwester gehabt, dann hätte ihn diese Nachricht wohl getroffen. Da er sie jedoch kaum gekannt hatte, nahm er die Kunde regungslos zur Kenntnis. Weniger gleichgültig hingegen nahm er zur Kenntnis, dass die letzten Jahre wohl eher den Verfall der Familie eingeleitet hatten und die Familie ziemlich zusammengeschrumpft war. Er verzog kurz den Mundwinkel und räusperte sich. "Bedauerlich, aber wenn dies der Wille der Götter ist, dann sei es eben so. Was Usus betrifft, so will ich ihn in meine Gebete einschließen. Es scheint fast so als könnte die Familie nicht noch mehr Verluste verkraften." Vielleicht war es wirklich gar nicht so schlecht, dass er gerade jetzt die Nähe zur Familie suchte. Er wusste, dass er wohl nicht viel zum Ruhm der Familie beitragen konnte, aber er konnte ja wenigstens ein Paar Kinder in die Welt setzen. Vielleicht hatte er das ja auch schon, so genau konnte man das ja nie wissen, wenn man so aktiv war wie er. Man wollte es dann auch nicht wissen.
Und wieder sprang sie weiter und war schon bei den nächsten Schritten, was ihm eigentlich zu weit ging. Und dann sprudelte sie wieder los und er musste sich ein Grinsen verkneifen. Er fand das ja irgendwie niedlich. Vor allem wie sie immer versuchte sich zu mäßigen.
"Er wird mir...?", neckte er sie kurz und musste doch grinsen. Er hatte schon verstanden worauf sie hinaus wollte.
"Ich denke ich werde nicht vor morgen mit ihm sprechen. Ich glaube ich sollte erst einmal das Ganze setzen lassen." ... und komplett nüchtern werden. Er hatte das Gefühl, dass er so Lupus nicht unter die Augen treten sollte, wenn er dessen Hilfe wollte. Außerdem hätte er wohl nicht so denken können, wie es von ihm verlangt wurde.
Er rieb sich kurz die Hände und wechselte dann das Thema. Tod, Probleme und dergleichen waren Themen, die nach Wein riefen, weil sie die Stimmung senkten. Er erinnerte sich beim Thema Schwester daran, dass er ein Mitbringsel für sie gehabt hatte. "Ich hatte meiner Schwester in Syria ein goldenes Collier erworben, das ich ihr eigentlich schenken wollte. Gebrauchen kann sie es nun wohl nicht mehr. Ich denke dir sollte es auch stehen, also soll es dir gehören. Ich werde es dir zukommen lassen, sofern du es haben willst.", erklärte er ihr kurz und lächelte ihr zu. Normalerweise wäre er nun charmant geworden und hätte versucht sie zu erobern, aber das wäre fehl am Platz gewesen. Er wollte das Ding einfach nur loswerden. Er hatte sich damals überwinden müssen den happigen Preis für das Ding zu bezahlen, und damals hatte er noch volle Taschen gehabt, aber sie hatte ihm gut für seine Schwester gefallen und sie hätte ihr sicher sehr gut gestanden, aber jetzt wo er Prisca sah war er sich fast sicher, dass sie ihr sogar noch besser stehen würde.
Erst dann ging er dazu über zu entscheiden was jetzt geschehen würde. Jetzt wo er den ersten Schritt hinter sich hatte und er sich einfach nur erleichtert, aber auch ausgelaugt fühlte, hatte er keine Lust auf Frauen und wenn er Wein trinken würde, dann würde er wahrscheinlich wieder bis morgen früh durchzechen und das im Haus seiner Familie, was ihm unangenehm war.
"Ich glaube etwas zu Essen wäre mir im Moment am Liebsten und dazu noch etwas W... " Er stockte. Nein, kein Alkohol. Er schüttelte den Kopf und musste grinsen. "Essigwasser." Er ergriff kurz ihre Hand, drückte sie und blickte sie an, auch wenn es ihm ein wenig unanständig vorkam. "Ob du mir Gesellschaft leisten möchtest ist deine Entscheidung. Ich möchte jedoch noch etwas hier bleiben. Es dauert denke ich noch etwas bis mein Gepäck ankommt.", erklärte er ihr. Er konnte durchaus verstehen, wenn sie ihn alleine lassen würde. Welche Frau von Stand würde sich mit einem armseligen Suffkopf abgeben, der sich zuvor damit gebrüstet hatte seine Probleme mit Alkohol und Frauen zu lösen. Das musste ja irgendwie widerlich wirken, also eröffnete er ihr die Möglichkeit für einen ehrenvollen Rückzug.