Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Nur durch Quartos beschwichtigende Worte konnte sich Crassus von einem weiteren Kommentar über Annaeus Florus abbringen lassen. War wahrscheinlich auch besser so, sonst hätte sich Crassus nur unnötig aufgeregt und das müsste nun vor dem neuen Kaiser auch nicht sein. Trotzdem ärgerte es ihn wie Hungaricus mit ihm gesprochen hatte; als ob sich Crassus in diesen Sachen nicht auskennen würde. Dabei war es doch Hungaricus, der offenbar nur wenig Ahnung von der Vergangenheit des Annaeus hatte, aber trotzdem urteilte als ob er den Fall schon Monate studiert hatte.


    Zu der Erhebung der Ritter hatte Crassus keine weiteren Anmerkungen, was er mit einem Nicken zu allen genannten Kandidaten deutlich machte. Doch zeigte das Schmunzeln nach Valerians Bemerkung, dass der Ärger, den er eben noch verspürt hatte, schon wieder verflogen war.

    Crassus musste aber auch in jeder Situation Ahnung haben und kompetent urteilen können - und wenn er es nicht konnte, musste es zumindest so aussehen als ob er Ahnung haben würde. Das brachte sein Beruf mit sich. Tausende Männer würden nicht auf einen Befehl hin in den Kampf ziehen, wenn sie nicht davon überzeugt wären, dass der Befehlsgeber sich seiner Sache absolut sicher ist. Aber offenbar war das auch eine Eigenschaft, die sich im Privatleben gut machte...


    Ja, jetzt, wo wir unter uns sind, kann ich es ja sagen: ich habe die Leibwächter hier nicht um mich vor möglichen Anschlägen zu schützen oder um mich von den restlichen Menschen zu trennen, sondern einzig und allein um mich von den Frauen des Reiches abzuschirmen. Ohne sie würde ich begraben unter einem Berg von gutaussehenden und jungen Frauen liegen. Jaja, ein hartes Los...


    Mit einem breiten Grinsen suchte Crassus weiter nach einem dunkelblauen Stoff, bis Chaerea einen eben solchen fand und ihn hervor holte: Perfekt, würde ich sagen. Damit hätten wir schon einmal die erste Kombination... wir werden aber wohl noch einige brauchen. Wie schaut es eigentlich mit Schmuck aus? Da können wir ja nachher auch noch mal schauen ob wir was hübsches finden oder was meinst du?

    Nein, zur Gewohnheit würde es wohl kaum werden. Dafür war Crassus durch seine amtlichen und zivilien Pflichten auch viel zu sehr eingespannt als dass er sich öfters so einen Tag "frei" nehmen könnte. Was allerdings nicht heißen sollte, dass Crassus nicht auch in Zukunft seine Familie mit (den nötigen) finanziellen Mittel austatten würde. Das war aber auch nicht ganz uneigennützig. Schließlich galt es den eigenen Stand und den eigenen Reichtum zu präsentieren. Dies konnte man einerseits über große Häuser und riesige Grundstücke tun, doch war das hier in Rom aufgrund der Platzverhältnisse eher schwer zu bewerkstelligen. Andererseits konnte man aber dafür sorgen, dass man selbst und alle, die einem teuer waren, mit den edelsten Stoffen und stets mit Scharen von Sklaven begleitet wurden. Daran konnte dann auch daran ein jeder erkennen, zu welcher Schicht des Reiches man gehörte.


    Ja, doch. Dadurch kommen deine dunkelbraunen Haare noch einmal besser zur Geltung. Ich würde vorschlagen, dass man dir hieraus eine schöne Tunika machen soll. er sah kurz dem Händler, der offenbar keinerlei Einwände hatte.
    Crassus ging einen Schritt nach vorne und begutachtete die Stoffe ebenfalls aus der Nähe. Zielsicher deutete er auf ein hellblauen Seide-Stoff:


    Was hälst du von diesem Stoff. Der würde sich doch für eine Stola und eine Palla anbieten? Dazu würde dann wahrscheinlich noch eine dunkelblaue Tunika ganz gut passen... noch während er sprach suchte er schon einen etwas dunkelblauen Seideballen...

    Ja, nimm sie mit. Werf sie am besten gleich in den Carcer.


    Crassus machte schwungvoll kehrt. Wie schwungvoll konnte man wunderbar an seinem dunklen Umhang erkennen, der noch Momente danach hin und her zappelte. Dann, nach dem Straffen seiner Haltung stapfte er vondannen. So eine Frechheit! Ein Affront sondergleichen... murmelte er im Weggehen.

    Was Germanicus Sedulus und Aurelius Corvinus betrifft habe ich keinerlei Einwände oder Bedenken. Ich denke auch, dass ihre Erhebung nur der nächste, logische Schritt ist und sie sich ihn auch verdient haben. Was die beiden Perspektiven angeht seh ich das ganze ebenfalls etwas verzwickter... zumindest kann ich im Falle des Annaeus Florus die hier geäußerten Bedenken nachvollziehen. Aber ich unterstütze sie nicht. Ich denke gerade Annaeus Florus hat schon vielfach, auch als er noch unter mir diente, seine herausragenden Fähigkeiten unter Beweis gestellt und es dürften wohl kaum Zweifel an seiner Loyalität geben. Was seine Herkunft angeht, nun, ich meine mich erinnern zu können, dass dieser Annaeus Florus doch als römischer Bürger geboren wurde und nur durch ein "Missverständnis" das Bürgerrecht verloren hatte. Er ließ seinen Blick durch die Runde nach Bestätigung suchend gleiten Vielleicht könnte man so das Hindernis, das Vinicius Hungaricus und Germanicus Avarus sehen, elegant umgehen?

    Nur ein Missverständnis? fragte Crassus empört Balbus: Ich weiß ja nicht wie du das von hier oben gesehen haben willst, aber für mich sah das alles andere als wie ein Missverständnis aus. Aber du darfst dich tatsächlich um die Sache kümmern.


    Crassus machte eine Pause und sammelte seine Gedanken. Er hatte sich in den letzten Minuten zwar wieder beruhigt, doch hatte Balbus Aussage bezüglich der ganzen Affäre wieder Crassus Unmut entfacht. Es wurde Zeit, dass man die ganze Sache zu einem Ende brachte, wie Crassus fand. Zumindest sollte sie für ihn ein Ende haben. Er meinte immer noch an Balbus gewandt:


    Ja, du darfst dich um die Sache kümmern. Ihr habt doch sicherlich hier in Rom ein Haus? er wandte sich bei dieser rethorischen Frage an Flamma und fuhr ohne jede Antwort an Balbus gewandt fort: Es soll durchsucht werden und die Familienmitglieder sollen überprüft werden. Die Administration in Germanien soll über den Verdacht des Hochverrats in den Reihen der Duccier informiert werden - du wirst die Schreiben aufsetzen und ich werde sie persönlich mit meinem Siegel versehen. Dieser Miles hier soll sich an der Durchsuchung beteiligen. Du, Prudentius, wirst diese Operation persönlich leiten und ich erwarte heute Abend einen ersten Bericht. Ein Missverständnis, ich glaubs ja nicht!


    Crassus ließ sich doch kein Buch an den Kopf werfen, um sich dann sagen zu lassen, dass es ein Missverständnis war. Wahrscheinlich sollte er sich auch noch bei der Täterin entschuldigen.. Zustände waren das!

    Also allzu viele Duccier gab es hier in Rom nicht. Schade eigentlich, hätte es einen Vormund oder ähnliches gegeben hätte er die Sache mit ihm aus der Welt schaffen können - zum Beispiel gegen eine Schmerzensgeldzahlung. Das Geld hätte dann vielleicht für einen neuen Olivenhain gereicht oder aber für einen neuen Haushälter für eine der Landvillen. Aber um Geld ging es Crassus gerade nur in zweiter Linie, in erster Linie wollte er diese Sache aus der Welt schaffen ohne, dass er dabei zu schlecht wegkam. Auf der anderen Seite wollte er aber auch nicht überempfindlich reagieren. Wer konnte schon wissen, wie der Kaiser es sonst aufnehmen würde...


    Befindet sich dieser Duccius Lando auch hier in Rom oder auf italischem Boden? er wandte sich nun an Flamma und erlaubte ihr dadurch das Sprechen. Im Augenwinkel stellte er fest wie der Princeps Praetorii zu der Gruppe hinzutrat. Ahh, vielleicht würde er die Sache übernehmen können, dann könnte Crassus sich wichtigeren Sachen zuwenden. Er grüßte ihn mit einem Nicken.

    Der Soldat, der eben noch Flamma gestoßen hatte, lachte bei ihrer Drohung laut los. Für einen Kriegsverteranen war diese Drohung von einer jungen Frau, mitten in der Castra Praetoria, also umgeben von tausenden weiteren Prätorianern, ausgesprochen, höchstens ein schlechter Scherz. Doch sein Lachen war nur ein falsches und kurzes, an dessen Ende er sie nochmals in die Seite schubste. Nicht so fest wie eben noch, ja, beinahe kumpelhaft, doch sollte ihr das zu Verstehen geben, dass sie nun besser ruhig sein sollte.


    Solange du diese Rüstung trägst und dich im Dienst befindest, wirst du nur einen, nämlich deinen römischen Namen tragen, Miles. stellte Crassus klar. Ist ihr Vater oder ihr Bruder oder ein sonstiger naher Verwandter hier in Rom - von dir mal abgesehen?

    Crassus Sekretär, der Crassus natürlich immer noch begleitete, schrieb den Namen und die Centurie des Soldaten sofort auf eine Wachstafel, als dieser sie nannte. Zufälligerweise kannte Crassus sogar den Centurio der ersten Centurie der fünften Kohorte. Das musste, wenn er sich gerade nicht völlig täuschte, sein Cousin sein. Das würde die Kontrolle und Überprüfung des Soldaten natürlich deutlich vereinfachen.
    Als Flamma wieder ungefragt etwas sagte, stieß sie einer der Prätorianer, die sie bisher eher passiv umrahmt hatten, unsanft in die Seite. "Schweig, der Präfekt hat dich nicht zum Sprechen aufgefordert."


    Crassus ignorierte indess diesen "Zwischenfall" und sprach weiter mit Eburnus: Sie nannte dich Arbjon und du sie Eila... wie ist der richtige Name dieser Frau, Miles? Hat sie einen Vormund oder irgendetwas vergleichbares?

    Als irgendein Prätorianer in der Umgebung 'Eila' sagte, vermutete Crassus noch nichts weiter. Er ging davon aus, dass sich das auf irgendjemand anderes bezog. Doch als dann Flamma mit 'Arbjon' antwortete, glaubte Crassus, dass er im falschen Theater sitzt. Was waren denn bitte Eila und Arbjon für Wörter oder Namen?
    Crassus blieb wie die Attentäterin stehen und drehte sich um. Sein Blick gleitete von Flamma, die auf einmal ein Lächeln auf den Lippen hatte, rüber zu dem Prätorianer, den sie ansah. Arbjon? Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um den Verwandten, den sie vorher auf den Märkten erwähnt hatte. Arbjon - wie konnte man nur einen Mann mit diesem Namen rekrutieren und warum zum Pluto nannte er sie Eila? Sie meinte doch vorher, dass sie Flamma von den Ducciern war. Das hieß also, dass sie gelogen hat!


    Miles er sah zu Eburnus du kennst diese Frau? Wie ist deine Name und in welcher Centurie dienst du?

    Zufrieden stellte Crassus fest, dass seine Androhungen nicht ohne Ergebnis blieben. Es war in ihren Augen und in ihrer gesamten Körperhaltung zu erkennen, dass sie das Trotzige und das Herausfordernde aufgab. Was auch eindeutig besser war, wie Crassus in Gedanken feststellte. Denn zwar war seine Drohung nur eine Drohung gewesen, aber er würde vor der Ausfürung kaum zurückschrecken. Irgendetwas verwertbares fand man in jeder Familie und wenn gar nichts half, sorgte man eben dafür, dass man etwas fand. Wäre nicht das erste Mal gewesen und im Falle eines Falles auch nicht das letzte Mal, dass man bei der Beweissuche nachhalf. Es gab einfach zu viele zu vorsichtige Hochverräter, als dass man ohne diese Methoden auskommen würde.


    Unter dem Gemurmel der anwesenden Menschen bereitete sich die Gruppe um Crassus nun für den Weitermarsch vor. Flamma wurde weiterhin von zwei Prätorianern eingerahmt und das ließ damit für alle Anwesenden keinen Zweifel daran, dass sie nun eine Gefangene war. Teilweise konnte man Gesprächsfetzen der "Zuschauer" aufschnappen. Crassus hatte ja schon viele Gerüchte um den Carcer der Castra Praetoria gehört, doch so wie er es aus dem allgemeinen Gemurmel verstand, ging gerade auch das Gerücht um, dass in den Gewölben des Carcers ein menschenfressendes Ungeheuer aus den Meeren wohnen würde und dass aus diesem Grund keine oder nur sehr wenige Gefangene die Carcer wieder lebend verlassen würde. Er konnte sich ein klenes Schmunzeln nicht verkneifen.


    Auf gehts. Und die Gruppe setzte sich in Bewegung.

    - Auf dem Weg zum Carcer -


    Die Torwache hielt ihren Präfekt und seine Begleiter selbstverständlich nicht lange auf. Ein kurzer Salut, eine kurze Begrüßung und die Gruppe befand sich im Handumdrehen in der Castra Praetoria. Den Göttern sei Dank hat die junge Frau oder ihr Sklave auf dem Weg hier her nicht noch irgendwelche Tricks versucht, die so oder so nicht geklappt hätten.


    Na, wie gefällt dir dein neues Zuhause? Crassus konnte sich diese spöttische Frage nicht verkneifen. Von dem ursprünglichen Hochmut schien ja nicht mehr viel übrig zu sein und jetzt hier, in der Castra, spielten sie auf Crassus Spielfeld. Hier hatte er absolut gar nichts zu befürchten, hier war er der einzige Chef, hier wurde nur auf ihn gehört. Wer erst einmal hier war, war ihm ausgeliefert.


    Gemeinsam mit Flamma im Schlepptau marschierten sie quer durch die Anlage zu den Carcern....

    Crassus wandte sich mitten in Flammas Redefluß von ihr ab und drehte sich um. Damit signalisierte er nicht nur ihr, dass ihm ihr Gezetere wohl ziemlich egal war und sie ruhig weiter machen konnte, wenn es ihr Spaß macht, er würde ihr aber nicht weiter zu hören. Die Prätorianer an ihrer Seite wichen aber trotzdem nicht einen Schritt zurück und blieben weiterhin wachsam. Mit einer flotten Handbewegung rief Crassus nach seinem Sekretär, der daraufhin zu ihm eilte. Sie sprach einen Verwandten bei den Prätorianern an. Auf die schnelle fiel Crassus kein Centurio oder gar Stabsoffizier mit diesem nomen gentile ein, es musste sich also offenbar um einen einfachen Soldaten handeln - wenn sie nicht sogar lügte und ihn gerade erfunden hat. Schreiber, notiere ihren Namen und finde heraus wer ihr Verwandter ist. Sein Centurio soll den Betroffenen besonders hart rannehmen und ich will über ihn persönlich Bericht erstattet bekommen. Und nach einer weiteren Handbewegung zog sich der Schreiber wieder in den Hintergrund zurück.


    Nach einem kurzen Sefuzer machte Crassus kehrt und wandte sich wieder der Frau, die gerne mit Büchern um sich warf, zu. Schon fast hilflos zuckte er mit den Schultern. Ja, hilflos. Da er, selbst wenn er wollte, nicht anders handeln könnte. Nicht nach ihrer Aktion, nicht nach ihrer Reaktion und nicht mit den ganzen Menschen drumherum. Schließlich hatte man ja auch einen Ruf zu verlieren und als 'Präfekt, der sich mit Büchern bewerfen lässt' wollte Crassus nun auch nicht in die Geschichte eingehen. Er trat einen Schritt auf Flamma zu und sprach etwas leiser zu ihr, sodass es fast nur sie hören konnte. Er sprach mit ruhiger, fester Stimme die keinen Zweifel an der Wahrheit seiner Worte ließ: Du wirst mitkommen, ob du willst oder nicht. Und wenn dein Sklave es auch nur wagt einen meiner Männer anzufassen, wird deine gesamte Familie des Hochverrats angeklagt und verurteilt. Du würdest diesen Tag aber dann sowieso nicht mehr miterleben. Versprochen.


    Er straffte seine Haltung wieder und fuhr in gewohnter Lautstärke fort: Wir setzen unseren Weg zur Cast fort, dort wirst du in den Carcer geworfen. Abmarsch.

    Die Unbekannte tat gut daran ihren Sklaven wegzuschicken. Denn hätte sie sich geweigert oder Crassus Forderung ignoriert, hätte er ihn eben entfernen lassen. Und das wäre sicherlich nicht so unkompliziert vonstattengegangen. Durch den Angriff mit dem Buch hatte Crassus eine Grundlage erhalten, die ihm jede Maßnahme legitimieren sollte. Selbst wenn er sich in der Herkunft der Dame getäuscht hat und sie doch aus einer einflußreichen Familie stammt, sollte er deshalb keine ernsthaften Probleme bekommen. Und wenn er sich nicht getäuscht hat, sie also tatsächlich aus einer unbekannteren Familie stammt, dann würde er so oder keine Rechtfertigung benötigen. Aber soweit war es ja dann doch auch noch nicht als dass man sich darüber ernsthaft Gedanken machen müsste.


    Du willst wissen wer ich bin? Crassus schaut mit einem Grinsen und gespielter Verwunderung an sich herunter. Offenbar hat das junge Ding tatsächlich keine Ahnung, wen sie da gerade zu Provozieren versucht: Ist das denn nicht offensichtlich? Natürlich ist es das! Aber ich will dir auf die Sprünge helfen: man nennt mich unter anderem den Präfekt der Prätorianer. Er machte eine Pause und ließ die Worte erst etwas wirken, bevor er fortfuhr: Also ich frage dich nur noch einmal: wer ist dein Vormund und wie heißt du?

    Herzlich Willkommen im IR!


    Leider muss ich dir eine Absage erteilen. Wir, die Caecilier, suchen schon seit geraumer Zeit keine neuen Mitglieder mehr. Die letzten beiden Aufnahmen, die erst jüngst von mir bestätigt wurden ware eine Ausnahme, die ich aus gegebenem Anlaß gemacht habe.


    Tut mir Leid, ich wünsche dir aber trotzdem viel Erfolg bei der Familiensuche und viel Spaß im römischen Reich!

    Als die junge Frau noch vor dem Zugriff der Prätorianer einen Schritt zurückwich befürchtete Crassus das schlimmste. Denn wenn die Buch-Werferin nun wegrennen würde, müsste Crassus sie wohl vorerst ziehen lassen, da es dann ja gerade so nach einer Falle schreien würde. Und sicherlich waren Crassus Bedenken um sein Leben alles andere als abwägig. In seiner Position hatte man viele Feinde, allerdings noch viel mehr Freunde die Feinde waren. Hier auf den Märkten konnte er sich allerdings relativ sicher fühlen, in einer der Seitengassen wäre das sicherlich etwas anderes. Aber, den Göttern sei Dank, flüchtete die junge Dame ja nicht in eine düstere Gasse, sondern ließ sich von den Soldaten mehr oder weniger freiwillig zu Crassus führen.


    Eigentlich hatte Crassus ja jetzt keine Zeit für solche Spielchen, allerdings machten es die umstehenden Menschen, die jetzt noch eine kleine Show erwarteten, es ihm fast unmöglich nun einfach weiter zu gehen. Also fügte er sich seinem Schicksal. Er sammelte seine Gedanken und musterte sie in der Zwischenzeit ausgiebig. Crassus schätzte die Frau auf keine zwanzig Jahre alt und ihre Kleidung schien ihm weder von sonderlichem Reichtum noch von Armut zu zeugen. Sie gehört wohl irgendeiner kleineren und eher unbedeutenderen Familie an, vermutete Crassus.


    'Was soll das' ist die genau richtige Frage! ehe Crassus fortfahren konnte stieß ein Sklave zu der hinterhältigen Attentäterin. Seinen eigenen Angaben nach schien er zu ihr zu gehören. Das gefiehl Crassus gar nicht. Wer konnte schon erahnen wieviele Anhänger sich noch in den umstehenden Menschen verborgen halten? Er mahnte sich selbst zur Wachsamkeit. Den Sklaven bedachte er nur mit einem kurzen, verächtlichen Blick. Es fiehl Crassus im Traum nicht ein mit ihm zu reden. Er wandte sich wieder an die Werferin:


    Das ist dein Sklave? Er soll verschwinden. Crassus warf noch einen weiteren, kurzen Blick auf den Sklaven. Er war groß und stark... unbewusst verstärkte Crassus seinen Griff um das Gladius, das sich an seiner Seite befand. Die Soldaten, die ihn begleiteten und sonst das Leben des Kaisers schützten schienen ebenfalls wachsam und würden im zweifelsfall keine Kompromisse machen. Crassus sah zurück zu der Frau: Wie ist dein Name und wer ist dein Vormund?

    Ja, dann sollte aber die siebte Kohorte schnellst mö...


    Wie vom Blitz getroffen blieb Crassus stehen und vollendete den Satz nicht. Sein Sekretär, der leicht versetzt hinter ihm ging konnte nicht schnell genug reagieren und rannte in Crassus hinein. Auch die Soldaten um Crassus herum bemerkten erst wenige Meter später, dass Crassus stehen geblieben war. Regungslos stand er einfach nur da und seine Begleiter hatten keine Ahnung weshalb ihr Chef auf einmal so komisch war. Außer ihm hatte offenbar keiner aus seiner Gruppe den "Anschlag" mitbekommen. Die Soldaten waren wahrscheinlich mit den umstehenden Menschen beschäftigt gewesen und sein Sekretär hatte gerade eine Tabula gelesen.


    Was war das? noch immer etwas benommen, nicht von dem Schlag auf den Hinterkopf, sondern von der überraschenden und völlig unerwarteten Situation, griff sich Crassus an seinen Hinterkopf. Der Helm schien keinen Schaden genommen zu haben und auch sonst hatte er keine Erklärung für den plötzlichen Schlag, den er gespürt hat. Er hatte mal von einem Arzt gehört, dass es schlimme Krankheiten gab, die sich über so einen plötzlichen Schlag ankündigten... doch dafür fühlte sich Crassus zu gut, wie er selbst diagnostizierte. Also musste es einen anderen Grund geben. Immer noch benommen drehte sich Crassus um und suchte nach der Ursache für den plötzlichen Schlag. Einige umstehende Menschen, die offenbar die Ursache schon kannten, ahnten schlimmes als sie sahen, wie Crassus das Buch vor seinen Füßen bemerkte. Er bückte sich danach und wog es in der Hand. Mit der richtigen Geschwindigkeit konnte dieses Buch durchaus für diesen Schlag verantwortlich sein, kombinierte Crassus. Er ließ seinen Blick durch die Reihen der Menschen um ihn herum gleiten. Wer war das? In der Zwischenzeit hatte sich Crassus Begleitung wieder um ihn herum aufgebaut.


    Du? fragte er erstaunt als er eine junge Frau sah, die ihn mit einem spöttischen Lächeln und mit verschränkten Armen ansah. Er hätte eher mit einer Gruppe Männer gerechnet oder zumindest damit, dass es der Werfer beziehungsweise die Werferin ihm nicht so einfach machen würde ihn zu finden. Dieses Herausfordernde, das aus der Körperhaltung der jungen Frau sprach, ließ aber kaum einen Zweifel daran, dass sie das Buch geworfen hat. Crassus brauchte allerdings noch einige Momente, ehe er auch geistig die Situation erfasst hatte. Er hatte schon viel erlebt, aber sowas hätte er nicht einmal geträumt?


    Du hast das Buch auf mich geworfen? auch wenn kaum ein Zweifel bestand konnte sich Crassus diese Frage nicht verkneiffen. Allerdings wartete er deshalb noch lange nicht eine Antwort ab. Bringt sie zur mir her! befahl er unterstützt mit einer lockeren Handbewegung zwei seiner Soldaten, die nicht lange warteten den Befehl auszuführen...

    Ein Termin in der Castra Praetoria, der nächste auf dem Marsfeld, dann wieder quer durch Rom zu einem privaten Treffen mit einem wichtigen Senator: es war doch jeden Tag das gleiche. Nicht die Termine, nein, sie waren meist abwechslungsreich und nur in den seltensten Fällen unangenehm. Das nervige an den ganzen Terminen waren die zu bewältigenden Strecken. Denn in Rom sind es immer lange Wege - auch wenn man den absolut kürzesten Weg einschlägt. Aber als ob das nicht schon nervig genug wäre, waren die kürzesten Wege auch meist die Strecken, die quer über die Foren, die Tempel und die Märkte führten - also immer über die dichtesten und verstopftesten Straßen. Sicher hätte Crassus diese Plätze meiden und Umwege in Kauf nehmen können, doch kam das für ihn nicht in Frage. Er hat nicht sein gesamtes Leben über gearbeitet und es soweit gebracht, um sich dann von ein paar einfachen Bürgern vorschreiben zu lassen welchen Weg er gehen soll.


    Also ging es auch heute wieder quer über die Trajansmärkte. Inmitten seiner persönlichen Wache, die ihn von allen Bedrohungen und dem ganzen Gedrängel abschirmen sollte, konnte er wenigstens unbeschwert Atmen und bekam nicht allzuviel von dem ganzen Trouble mit. Er grüßte hie und da ein bekanntes Gesicht, bereitete sich aber nebenher mit seinem ihn stets begleitenden Sekretär auf den nächsten Termin vor. Wenn er nicht jede Minute irgendwie sinnvoll nutzen würde, würde er wahrscheinlich gar nicht mehr zum Schlafen kommen.


    "Prätorianer!" riefen die Wachen, wenn sie sich einer größeren Menschentraube näherten, die sich öfters mal um die schönsten Stände bilden konnten. Meist gingen die Menschen daraufhin aus dem Weg, sodass die Gruppe um den Prätorianerpräfekten, ungehindert passieren konnte. Wenn nicht? Nun, dann wurde eben der nötige Platz geschaffen. Sei es durch Rempeln, durch einen Schubser oder aber mit einem Schlag mit dem Scutum. Wie schon erwähnt, Crassus ließ sich eben von niemandem vorschreiben wo er laufen soll.


    Und gerade heute schien wieder jemand nicht schnell genug zu reagieren. Marcus, der junge Prätorianer an Crassus rechter Seite bemerkte die junge Frau erst als er schon fast über sie stolperte; offenbar hatte sie sich nach etwas gebückt. Für einen Ruf war es zu spät also blieb ihm nur das Scutum, das er auch nach kurzem Zögern einsetzte. Von ihr ging zwar augenscheinlich keinerlei Bedrohung aus, aber im Weg war sie trotzdem und dieser Umstand musste geändert werden: nach einem nicht gerade höflichen Schubser mit dem Schild sollte sich die Sache schnell erledigt haben...