Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Liebe IR-Gemeinde,

    es wurde zuletzt still um mich - eigentlich wollte ich diese ID schon vor geraumer Zeit ins Exil schicken, aber jetzt muss ich doch feststellen: Man kommt irgendwie raus und das RL läuft weiter, man hat dies & das und irgendwann hat man nur noch ein schlechtes Gewissen, wenn man hier reinschaut.


    Kurzum: Die letzten 15 Jahre im IR waren toll, es hat mir (fast) immer großen Spaß gemacht - als Spieler, als SL, als Rchercheur für das Wiki, als NSC-Beleber… es waren sicher hunderte Stunden hier, die ich nicht missen möchte. Ich freue mich auch sehr, dass das Projekt in neue Hände überging und die Community weiter lebt, auch wenn ich nicht wie früher (damals noch per ICQ ;) ) darin aktiv bin.


    Ich sehe aber nun angesichts meiner inzwischen zahlreichen RL-Verpflichtungen nicht, wie ich hier wieder in einem Maße einsteigen kann, das mich zufrieden stellt. Daher bitte ich um Exil für meine ID - auf unbestimmte Zeit, aber hoffentlich bis zu einem schönen Tag, an dem ich wieder mehr Zeit für Online-RPG habe!


    Zum Abschied danke ich allen Mitspielern, besonders den „alten Kameraden“ wie Manius Flavius Gracchus, Herius Claudius Menecrates und all den anderen, die noch meine aktivere Zeit erleben durften. Ich denke auch voller Dankbarkeit an Titus Petronius Varus zurück, der mich damals als IR-Frischling unter seine Fittiche nahm (ich wünsche jedem heute auch so eine Mentorin).


    Euch wünsche ich allen weiterhin viel Spaß mit dem IR, wenig sinnlosen SimOff-Streit (letztlich ist das hier ja nur ein Spiel, seid also nachsichtig miteinander und nehmt Rücksicht, damit alle hier maximalen Spielspaß und minimalen RL-Ärger haben) und besonders der SL viel Geduld und Weitblick, damit es das IR noch gibt, wenn ich eines Tages (vielleicht als Rentner oder so :P ) hierher zurückkehre!


    Jetzt bin ich fast ein bisschen emotional, wenn ich an das Ende dieses langen Kapitels und die vielen Freunde aus lang vergangenen Tagen denke :knuddeln:

    Macht‘s gut & bis bald! :hallo:

    Während der Tribun Petronius sich um die "Ausschreibung" des PU wenig gekümmert hatte (Sinn für Künstlerisches wie das Motiv eines Signum war nicht sein Ding - er hätte wohl einfach eine Tafel mit einer Nummer bevorzugt, wusste aber, dass das den abergläubischen und irrationalen Milites nicht gefallen würde), hatte sich ein anderer Miles einige Gedanken gemacht. Entsprechend reichte er seine Vorschläge ein:


    Vorschläge für die Vexillatio in der Statio I Urbana in der Subura:


    • Abbild der Securitas mit einer Mauerkrone als Zeichen für unsere Schutzfunktion und Patronin für uns
    • Miniatur des Turris Mamilia als Zeichen für die Schutz-Aufgabe für die Subura-Bewohner selbst

    Leider war der Petronier kein begnadeter Reiter, sondern eher unterdurchschnittlich - er mochte es nicht einmal besonders! Trotzdem war er der schnellste im Tross und damit der logische Angreifer für die Schleuderer. Er lenkte also sein Pferd zum Frontalangriff und beschleunigte, so schnell er konnte. Das blieb natürlich nicht unbemerkt: Die beiden schickten rasch zwei Geschosse in seine Richtung, doch da der Tribun in diesem Moment die Richtung wechselte, gingen sie in Leere. Nun machten sie sich ans Weglaufen, bemerkten aber schnell, dass Lucius zu schnell war. Im Laufen zogen sie also hektisch neue Geschosse aus dem Beutel und teilten sich auf.


    Lucius folgte den größeren und gerade als dieser sich umdrehte, um seine Schleuder einsatzbereit zu machen, hatte er ihn erreicht. Er holte mit dem Spatha aus und rammte sie mit der ganzen Energie seines galoppierenden Reittiers in den Torso des Opfers. Beinahe hätte ihn die Wucht des Widerstands aus dem Sattel geworfen, doch seine Oberschenkel pressten sich gegen die Knäufe des Sattels, sodass er sich gerade noch halten konnte und das Schwert, nachdem es wohl einige Rippen durchtrennt und die Lunge aufgeschlitzt hatte, über das Schulterblatt abglitt und ihm fast aus der Hand gerissen wurde.


    Ihm blieb jedoch keine Zeit sich über das kleine Blutbad zu freuen, denn der andere Schleuderer nutzte sein Abbremsen, um noch ein Geschoss gegen ihn loszujagen. In der Panik über den Verlust des Kameraden war es aber schlecht gezielt und traf das Pferd an der Schulter. Wieder stieg es und wieherte vor Schmerz, doch Lucius saß noch immer so fest im Sattel, dass er sich samt Waffe halten konnte.


    Kaum hatte er sein Tier halbwegs beruhigt, stürzte er sich in den nächsten Angriff. Ein weiteres Geschoss sauste ihm entgegen und streifte seine Schulter. Der Schütze war gut - wenige Digiti tiefer und er wäre tot vom Pferd gefallen! So aber riss er sich zusammen, streckte das Schwert aus und hackte im Vorbeireiten nach dem Kopf seines Gegners. Er traf allerdings nicht ganz sauber: Die Klinge fraß sich in den Wangenknochen und trat bereits am Ohr wieder aus. Lucius stöhnte, doch der Schleuderer sackte auch so zusammen und hielt sich das heftig blutende Gesicht.


    Die Schleuderer waren damit vorerst erledigt!

    "Die Schleuderer! Passt auf!"

    rief der Tribun, als das Pferd wieder einigermaßen unter Kontrolle war. Tatsächlich sausten bereits die nächsten Steine heran und trafen einen der Milites zwischen Helm und Auge. Glücklicherweise durchschlug er nicht die Überaugenwülste, wo der Schädelknochen besonders stark war. Aber das Geschoss blieb stecken und Blut schoss aus der Wunde. Der Verletzte schrie vor Schmerz und ließ sein Gladius fallen, um sich die Stelle zu halten. Das nutzte einer der gegnerischen "Infanteristen" und stieß mit seiner Lanze zu. Sie senkte sich in den Hals des armen Kameraden, der getroffen zu Boden sank.


    An anderer Stelle behaupteten sich die Soldaten ganz gut. Lucius erkannte, dass bereits mehrere Angreifer zu Boden gegangen waren. Er drehte sich um - sein Pferd blutete auch heftig, wo ihn der Schleuderer getroffen hatte - als trainiertes Schlachtross blieb es aber unter Kontrolle!

    "Mein Spatha!"

    rief er schließlich einem Miles zu, der ihm seine Waffe wieder reichte. Kaum hatte er die Waffe, riss er sie in die Höhe und trieb sein Reittier an. Als Berittener war er den rein zu Fuß kämpfenden Banditen deutlich überlegen - er würde den recht schmalen Ring leicht durchbrechen können und dann die Schleuderer erledigen können.


    Wieder ließ er sein Pferd steigen - diesmal kontrolliert - und stürmte dann los, um die feindlichen Linien zu durchbrechen:

    "Aus dem Weg!"

    Kaum hatte er dies gerufen, sprangen die Milites gerade rechtzeitig zur Seite, um nicht niedergeritten zu werden. Wie erwartet wichen auch die Banditen des Coruncianers aus und der Petronier kam aufs freie Feld.

    Der Schrei des Getroffenen schien der Startschuss für den Angriff zu sein: Von allen Seiten drangen die Spießgesellen von Coruncianus nun auf den Cordon der Urbaner ein. Mit ihren Schwertern und Jagspießen kamen sie näher und die Mutigsten stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den Schildwall der Milites. Viel zu spät bemerkte Lucius zwei Schleuderer, die sich im Hintergrund hielten und nun kleine Steine mit großer Geschwindigkeit abfeuerten. Einer der ersten traf das Pferd des Petroniers am Allerwertesten - das Tier scheute und bäumte sich auf.


    Erschreckt von der unerwarteten Bewegung ließ der Tribun sein Schwert fallen und packte die Zügel, um nicht abgeworfen zu werden. Die Linke allein hätte nicht ausgereicht, ihn festzuhalten - da fehlte ihm doch die Kraft! Aber immerhin konnte er sich so auf dem Pferderücken halten und das Tier wieder etwas beruhigen.

    Zum dritten Mal an diesem Vormittag rannte Lucius heute von seinem Officium hinüber zur Latrine der Principia. Der Raum war relativ klein und hatte nur wenige Plätze - fast zu wenig für die vielen Scribae, Offiziere und Laufburschen, die hier arbeiteten. Auch jetzt waren vier Plätze besetzt.


    Lucius stand der kalte Schweiß auf der Stirn - er hatte heute irgendwie ständig Anfälle von Bauchkrämpfen. Warum, konnte er sich nicht erklären: Er hatte am Vortag ganz normal gegessen, die Mahlzeit war sogar eher leicht gewesen! Trotzdem glaubte er heute schon zum dritten Mal, dass er sich übergeben musste. Die anderen Scheißer schauten ihn überrascht an, während er sich an die Wand neben dem Loch lehnte und schnaufte. Irgendetwas stimmte nicht.


    In diesem Moment kam Tribun Pinarius Pegasus herein und setzte sich auf einen der freien Plätze.

    "Petronius, du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!"

    begrüßte er seinen Kameraden. Lucius war genervt - jetzt war ihm schon schlecht und er musste auch noch irgendwelche Nachfragen ertragen!

    "Vielleicht war das Gastmahl gestern ein bisschen zu lang."
    antwortete er mit einem gequälten Lächeln - er hatte gelernt, dass ein Rausch ab und an eher für Heiterkeit als zur Besorgnis führte, was bei Krankheiten anders war.

    "Na, der Dienst sollte aber nicht drunter leiden."

    tadelte Pegasus.

    "Naja, das Übel ist bestimmt gleich raus, dann geht es weiter!"

    gab der Petronier zurück.

    "Passiert den besten!"

    kommentierte der Pinarier und schüttelte ab, ehe er aufstand und zur Arbeit zurückkehrte.

    Optio

    Manius Purgitius Lurco

    Casa Leonis

    Roma


    L Petronius Crispus M' Purgitio Lurconi s.d.


    Ich gebe dir hiermit meinen Auszug aus der Casa Leonis bekannt. Ich habe endlich ein Haus kaufen können, das ich zukünftig bewohne. Mein Sklave Arminius wird die übrige Miete übergeben und meine Sachen abholen.


    Ich danke dir für die Gastfreundschaft.



    170-36983228.pnggez.

    L Petron. Crispus

    TRIBUNUS COHORTIS URBANAE - COHORTES URBANAE

    Sim-Off:

    Dann würde ich mal nicht von einem Verschwinden mitten in der Castra ausgehen - das ist ja doch die unwahrscheinlichste Variante - sondern annehmen, dass sie gegangen und dann im Trubel Roms verschwunden ist (das wäre für mich die unspektakulärste, plausibelste und naheliegendste Lösung, die das SimOn auch am wenigsten stört)... oder?

    "Dass die Statio von den Krähen angezündet wurde und das Lupanar von dieser Eireann, bezweifle ich wie gesagt nicht - da sollten die Beweise auch ausreichen."

    stellte Lucius noch einmal klar, nachdem der Purgitier nochmals so langwierig die Argumente wiederholt hatte.

    "Dass Cerretanus den Brandanschlag auf das Lupanar gutgeheißen hat, ist ebenfalls naheliegend. Ob er deshalb eine Krähe ist, ist zweifelhaft - Eireann könnte auch heimlich eine Krähe gewesen sein und ihrem Herrn vorgeschlagen haben, sich auf diese Weise bei diesem Kyriakos zu rächen oder so. Das würde auch alles Handeln plausibel machen, denn Cerretanus hat ja nichts davon, seine Sklavin nicht zu schützen - die Konsequenz wäre der Verlust eines kostbaren Gutes oder vielleicht sogar einer Geliebten. So hatte er keinerlei Schaden, denn diese Lupae können ihm ja im Prinzip egal sein."

    Das war nicht sehr menschenfreundlich, aber der Petronier hätte genauso kalkuliert - und gerade als Miles erlebte man ja viel Grausamkeit, sodass auch weniger rationale Geister abstumpften.

    "Du solltest also so weiterermitteln, wie du es gesagt hast. Ich glaube nicht, dass man bei diesem Anis nach einem halben Jahr noch etwas findet - wahrscheinlich ist die Bleibe längst weitervermietet."
    In Rom war Wohnraum teuer und wenn jemand mehrere Monate nicht nach Hause kam, war es nicht unwahrscheinlich, dass sein Nachbar sich die Bleibe unter den Nagel riss!

    "Ein Versuch kostet aber nichts. Für mich ist es wichtig, dass wir Beweise finden, ob und inwiefern Furius Cerretanus Kontakt mit den Krähen hatte. Sprich also nach Möglichkeit mit Furiern oder auch mal mit Kameraden von ihm hier - diskret natürlich. Denk dir etwas Unauffälliges aus."

    "Es klang, wie es klingen sollte."

    antwortete der Tribun auf die Frage des stolzen Miles - für ihn war Musik auch etwas, was sich seiner Logik entzog. Und bei einem Signalton konnte man sowieso nicht von der Qualität "gut" oder "schlecht" reden.


    Die Frage Lurcos war ebenfalls nicht sonderlich präzise:

    "Ja, ich habe euch gehört. Ob das Konzept ein Erfolg ist, wird man klären müssen."
    Er war sich tatsächlich selbst noch nicht ganz sicher, ob die Distanz ausreichte, um die Tuba zum sinnvollen Signalinstrument in der Stadt zu machen - vor allem war sie leicht zu imitieren und damit störanfällig...

    "Du solltest auf jeden Fall wegen der Brieftauben nachfragen. Vor allem wäre wichtig zu wissen, ob Brieftauben sofort ans Ziel fliegen oder wie sinnvoll sie auf kurze Distanzen einsetzbar sind."

    Dieser Gedanke war ihm auf dem Rückweg gekommen - er hatte keine Ahnung, ob Tauben auf dem direkten Weg zu ihrem Ziel flogen oder zwischendrin auch mal eine Ruhepause einlegten...


    "Damit ist unsere Arbeit getan - Marsch zurück zur Castra!"

    befahl er schließlich an die gesamte Truppe. Lurco und Scato würden sich einreihen müssen, danach ging es den Berg hinauf...

    Die Männer warfen ihr Marschgepäck beiseite und rissen schnell die Bezüge von den Schilden, die für den Marsch in Leder eingeschlagen an der Gepäckstange befestigt waren. Es dauerte aber nur wenige Sekunden, dann nahmen sie unter dem Kommando des Centurio eine Verteidigungsposition ein: Sie bildeten einen "Schutzkreis" um den Wagen mit der Truhe und den Tribun hoch zu Ross. Auch Lucius riss seinen Reisemantel herunter und griff nach seiner Spatha - vom Pferd herunter hatte er mit Pythagoras, seinem Gladius, wenig Chancen - die er in die Höhe hob.


    "Milites in aciem venite! Linie halten!"


    , übernahm er das Kommando, während die Gegner bereits ausschwärmten und sich um den Cordon der Milites verteilten. Hier und da schienen sie schon zu provozieren.


    In diesem Moment brüllte Coruncianus vom Aquädukt herab:


    "Angriff! Macht sie platt!"

    Die Angreifer schienen vielfach nicht so recht überzeugt, eine Formation des Exercitus Romanus anzugreifen - einige schienen aber keine Sorge zu haben und begannen, mit ihren Waffen voraus nach den Schilden der Urbaniacii zu schlagen.


    Lucius zog seine Zügel an und sah ernst zu dem Wagen, auf dem neben der Geldtruhe auch der gefesselte Riese fixiert war - hoffentlich nutzte er nicht die Gelegenheit, zusätzlich Ärger zu machen!

    Der Tribun hörte sich die langen Erklärungen an und runzelte hier und da die Stirn - es wurde langsam deutlich, wo die Lücken in den Ermittlungen lagen:

    "Beim Ganymed sind wir uns also einig - wobei mir nicht klar ist, was sie jetzt ausgesagt hat: Ihr Herr hat sie beauftragt oder die Krähen? Ich sage mal... sie wäre nicht das erste Bandenmitglied, das nach der Bandenmethode auf eigene Rechnung mordet."

    Bei der Statio war die Lage dagegen unklarer, als zunächst erwartet - auch das hatte der Petronier sich schon fast gedacht:

    "Bei der Statio haben wir also keine Beweise, dass Eireann hier die Brandstifterin ist. Hier stecken auch die Krähen dahinter, aber angenommen Optio Furius hat etwas mit dem Brand des Ganymed zu tun, müssen wir davon zumindest nicht darauf schließen, dass er seine Kameraden auf dem Gewissen hat."

    Damit war der Ist-Stand besprochen.

    "Ob unser Furius oder die Vigiles jetzt aus Geilheit oder Verachtung für Lupanar-Betreiber, der Schutz der wertvollen Sklave oder irgendwelche Freundschaftsdienste für unseren Optio bei dem Brand so unprofessionell reagiert haben, ist eine andere Frage."
    Hier war Lucius auch ratlos, warum Menschen so irrational agierten - besonders das mit der Lust war ihm ein Rätsel, denn er wusste, dass es absolut unlogisch war, sich von schönen Frauen abhängig zu machen... trotzdem spürte er auch, wie ein wohlgeformter Körper ihm die Sinne vernebelte und immer ganz verlegen machte - was sicherlich auch der Grund war, warum er Frauen nicht über den Weg traute! Logischer war das Bedürfnis, sein Eigentum zu schützen - wahrscheinlich hätte Lucius auch eher dafür gesorgt, dass man sich um Arminius kümmerte, wenn er zu einem Brand gekommen wäre, anstatt sich für die Besitztümer von irgendeinem Luden einzusetzen. Aber das verriet er dem jungen, idealistischen Optio natürlich nicht.

    "Mein Fazit: Wir sollten in folgende Richtungen ermitteln:

    I. Iulius Caesoninus: Hier müssen wir überhaupt herausfinden, was passiert ist. Soweit ich das sehe, ist bisher nichts passiert in diese Richtung. Also Verwandte befragen, evtl. weitere Zeugen finden. Besonders natürlich diese beiden verschwundenen Sklaven, die ja den Leichnam aufgefunden haben, wenn ich das richtig verstehe.*

    II. Furius Cerretanus: Auch hier müssen wir das Umfeld befragen. Gibt es Hinweise auf einen Konflikt mit diesem Kyriakos? Gibt es Hinweise auf Verbindungen zu den Krähen? Dazu gehört auch die Verbindung zu diesem Anis von Alexandria, dem er immerhin eine Sklavin geschenkt hat.

    III. Daraus abgeleitet ergeben sich vielleicht auch Indizien zum Statio-Brand - wir müssen auf jeden Fall mehr über diese Krähen herausfinden, wenn wir die Hintermänner finden wollen."

    Sim-Off:

    * Ich habe jetzt nicht gefunden, wie das konkret ablief. Haben die beiden einfach aufgehört zu posten in der Castra oder wirklich SimOn sich davongeschlichen? Im ersteren Falle würde ich nicht davon ausgehen, dass sie davongeschlichen sind, sondern einfach die Castra verlassen haben...

    Lurco antwortete nicht unbedingt knapp - dafür waren seine Erklärungen diesmal deutlich strukturierter als im Bericht und der Petronier konnte deutlich besser folgen, obwohl er es nicht schriftlich vor sich hatte.

    "Diese Struktur der Fakten wäre für den Bericht auch hilfreich gewesen. Das mit den Mordangriffen während dem Brand habe ich auch noch gar nicht gelesen, glaube ich."

    bemerkte er daher - vielleicht half das beim nächsten Mal, Missverständnisse zu vermeiden.


    Er überlegte noch einmal und versuchte, die Informationen logisch zu prüfen und zu ordnen. Dann setzte er an:

    "Was mir absolut einleuchtet:

    I. Die Krähen haben unsere Statio angegriffen.

    II. Eireann hat das Ganymed angezündet.

    III. Eireann steht in Verbindung mit ihnen - wie eng, kann ich nicht abschließend beurteilen.


    Wo ich zweifle:

    I. Die Rolle von Furius Cerretanus: Er hat sich durch Abneigung gegen diesen Kyriakos ausgezeichnet und durch Untätigkeit - da könnte Faulheit, Liebes-Tollheit gegenüber dieser Sklavin oder sonstwas dahinter stecken. Da brauchen wir auf jeden Fall mehr als eine vage Aussage einer durchgeknallten Sklavin.

    II. Ob die Vigiles was damit zu tun haben: Die Tribune dort sind in der Regel absolute Frischlinge, da ist schonmal ein Vollversager dabei, der seine Truppe nicht im Griff hat. Wenn wir hier keine konkreten Indizien haben, sehe ich nicht, diese Fährte weiterzuverfolgen.

    III. Ob Eireann wirklich die Statio angezündet hat: Du hast sie in den Ruinen des Ganymed aufgegriffen und dort hat sie Spuren verwischt. Wenn sie also nicht explizit gestanden hat, die Statio auch angezündet zu haben, gibt es da keine stabilen Indizien.

    IV. Der Zusammenhang mit dem toten Tresvir: Der Mord war deutlich nach dem Brand - bis dahin hätte der Iulius sicher längst etwas ausgesagt, wenn ihm etwas aufgefallen wäre.

    V. Wer ist dieser Anis von Alexandria? Bisher kennen wir ihn nur von den Aussagen der durchgeknallten Sklavin, oder? Falls er existiert, wird er aber sicher längst alle Beweise vernichtet haben - wenn wir ihn nicht lebendig schnappen, ist diese Spur kalt."


    Lucius runzelte die Stirn - für die Tragweite des Falls hatten sie wenig stabile Fakten!

    "Du musst auf jeden Fall Zeugen bei den Furiern und Iuliern befragen. Sollte dort jemand etwas mit den Krähen zu tun gehabt oder von ihnen bedroht worden sein, wird das irgendein Sklave oder Familienmitglied schon bemerkt haben - die Bande ging ja nicht sonderlich diskret vor, soweit wir wissen!"

    Der Petronier hörte sich die sehr knappe Zusammenfassung an und horchte auf, als der Name Octavius Maro fiel - das war immerhin sein Klient! Dass er ein Angehöriger einer Bande war, erschien ihm... überraschend! Zunächst sagte er aber nichts, sondern nahm den Bericht entgegen.


    Wie befürchtet, war dieser sehr lang, dafür aber auch ziemlich unübersichtlich. Der Tribun las und las, musste hier und da wieder ein wenig zurück gehen, um Dinge nachzulesen oder vorspringen. Nach einer Weile bedeutete er Lurco, dass er sich auf einen der Hocker setzen konnte - das dauerte ja eine Weile! Seine Miene blieb während der ganzen Lektüre versteinert, obwohl er hier und da die Stirn runzelte. Schließlich legte er den Bericht auf seinen Schreibtisch und räusperte sich.


    "Soweit ich das sehe, haben wir also vier Ereignisse, die deiner Meinung nach miteinander zusammenhängen:

    I. Den Brand des Lupanars Ganymed: Hier gibt es eine sehr deutliche Indizienlage, dass die Sklavin Eireann die Täterin ist. Sie beschuldigt ihren damaligen Besitzer, zu diesem Zeitpunkt Optio Furius Cerretanus. Vermutlich hängt dies auch mit den Krähen zusammen, darauf deuten die Schädel hin.

    II. Den Brand der Statio: Dieser fand drei Monate später statt, hier wurden keine Krähenschädel gefunden - oder irre ich mich da? Die Vermutung, dass die Krähen dahinter stecken, beruht einzig auf der Tatsache, dass sich die Sklavin Eireann am Tatort befand?

    III. Der Mord an Iulius Caesoninus: Er fand wieder einen Monat später statt. Ermittlungen wurden hier nicht aufgenommen.

    IV. Der Massenmord an den Krähen: Dieser fand wiederum später statt, wirkliche Hinweise, wer sie alle warum getötet hat, fehlen. Hier ist vermutlich nichts herauszufinden, also können wir diesen Fall zunächst zurückstellen.

    Deinem Bericht entnehme ich, dass du hier überall Zusammenhänge siehst - mir wird aber nicht klar, warum:

    Wenn ich mir den Verlauf bei der Löschung des Brandes unserer Statio ansehe, dann erkenne ich inkompetente Vigiles und einen Optio, der offensichtlich ein Problem mit diesem Kyriakos, Lupanarbesitzer, hat. Als Grund vermutest du selbst einen Erpressungsversuch - wobei wir nicht wissen, worum es dabei ging. Das wäre aus meiner Sicht bereits ein guter Grund, warum er Kyriakos einschüchtern will und sich bemüht, dass man ihm nicht glaubt - dass seine Sklaven das ebenso tun, ist ebenfalls nicht verwunderlich, wenn ihr Herr sie eingeweiht hat. Dass er darüber hinaus seine Sklavin - seinen Besitz - schützen will, wundert mich ebenfalls nicht. Das ist ein unprofessionelles, aber logisches Verhalten - ein Indiz, aber sicher kein Beweis. Dass er zunächst Anweisung gibt, sich um die Löschung des Brandes unserer Statio zu kümmern, anstatt Zeugen zu befragen, finde ich ebenfalls nicht unlogisch - du hast ja selbst gesehen, dass die Vigiles nicht die Kompetentesten sind und wenn die ganze Subura in Flammen aufgeht, brauchen wir uns auch nicht mehr mit Ermittlungen aufhalten, denn dann sind alle potentiellen Zeugen verbrannt."
    So viel zunächst einmal zu diesem Optio.

    "Vielleicht habe ich auch etwas übersehen - kannst du mir nochmals folgende Fragen knapp beantworten?

    I. Wurde die Sklavin Eireann zum Brand des Ganymed oder zum Brand der Statio befragt? Worauf bezog sich ihr Geständnis?

    II. Gibt es andere klare Indizien beim Brand der Statio, als dass die Verdächtige Eireann am Tatort war? Inkompetente Soldaten sind ja erstmal kein Beweis für nichts.

    III. Haben wir irgendetwas zum Mord an Iulius Caesoninus?"
    Das war sicherlich nicht das, was der Purgitier hören wollte und Lucius wollte auch nicht zu schroff sein - immerhin saß vor ihm der Erbe eines Millionenvermögens und sicherlich sehr baldige Eques mit guten Kontakten! Aber wenn er die Maßstäbe der Logik anlegte, musste er doch auch die Alternativen prüfen - was nicht einfach war bei der Länge des Berichts, der dazu noch häufig hin- und hersprang, sodass er trotz der Zusammenfassungen immer wieder unsicher war, was sich auf was bezog. Vielleicht war der Fall auch einfach sehr kompliziert...

    Der Scriba führte Lurco hinein, wo der Tribun an seinem Schreibtisch saß.

    "Salve, Purgitius!"

    Er sah misstrauisch auf den offensichtlich umfangreichen Bericht, den der Optio unter den Arm geklemmt hatte - das sah nach sehr viel Material aus.

    "Wie schon geschrieben geht es um den Brand der Statio. Der Praefectus Urbi und ich haben die Auslieferung des aktuellen Hauptverdächtigen, Optio Furius Cerretanus, angefordert. Ich werde die Untersuchung damit übernehmen."

    Er räusperte sich - das hatte Menecrates so zwar nicht wörtlich gesagt, aber da er die erste Anhörung übernehmen sollte, war das im Prinzip der logische Schluss.

    "Er hat mir mitgeteilt, dass du bisher alle Ermittlungsergebnisse zusammengetragen hast. Ich brauche also einen aktuellen Stand."
    Wieder schielte er auf die Menge an Unterlagen.

    Das Verhalten des Präfekten war hochgradig unlogisch - erst bemängelte er etwas, dann war es wieder egal! Und zuletzt forderte er ihn zum Lächeln auf, was sachlich nun wirklich nichts mit dem Thema zu tun hatte! Er wurde immerhin nicht für seine Gefühle bezahlt, sondern für seine Arbeit!


    Das Lächeln blieb also aus, dafür präsentierte Lucius einen verwirrten Gesichtsausdruck, der dem üblichen finsteren Blick wich.


    "Jawohl, Praefectus!"

    antwortete er schließlich, weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte.


    Dann stand er auf, salutierte und machte sich an die Arbeit.

    Als der Präfekt zu kichern begann, schaute Lucius verdutzt drein - was beim großen Thales von Milet war hier bitte lustig?


    Die Frage, die dann folgte, überraschte ihn ebenfalls - er hatte hier überhaupt kein Potential für Missverständnisse gesehen! Die Antwort hatte er aber schnell parat: Weil du offensichtlich alt und sprunghaft wirst und deshalb unpräzise Aussagen triffst! Das sagte er aber natürlich nicht, sondern schwieg betreten. Dass es auch an ihm lag und vielleicht an einer unterschiedlichen Art zu denken, kam ihm nicht in den Sinn - bei aller Begeisterung für Rationalität und Logik war er dem leider irrationalen Fehlschluss verfallen, dass es nur eine, objektive Wahrheit gab - seine eigene! Wenn es Probleme mit der Kommunikation gab, lag es also am anderen. Dass Menecrates nun wieder an seinem Stuhl herumspielte und am Ende eine Traube emporhielt, bestätigte die Meinung des Petroniers, es mit einem Veteranen zu tun zu haben, der geistig auf dem absteigenden Ast war.

    "Was hab ich schon wieder falsch verstanden?"

    fragte er schließlich wieder unwillig - er musste so oft an seinen Vater denken.

    "Ich meinte dass wir Furius hierher holen und anklagen wollen."

    erklärte der Tribun seine Frage - die Antwort des Claudiers ließ aber ableiten, dass das auch der Fall war.

    "Dann werde ich mich mit Purgitius vorbereiten und dir berichten, sobald wir Ergebnisse haben!"

    Lucius wartete, ob noch mehr Befehle folgten.