Diese ID bitte einmal ins Exil. Regulus liegt erst einmal eine Weile flach.
Beiträge von Gaius Artorius Regulus
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Es gab wohl diverse Gründe, weshalb ein Legionär dieser Tage recht gute Laune haben konnte. Sei es, weil er sich zu den glücklichen Schätzen konnte, die jeden Marsch und jeden Kampf lebend überstanden hatte, sei es, weil der Bürgerkrieg endlich vorbei war oder sei es, weil jemand wie Regulus beispielsweise frisch befördert wurde. Tja, wer hätte das bei Beginn des Krieges schon gedacht? Als grüner Junge war er in die Legion eingetreten und jetzt durch Blut, Schweiß und Tränen war er zu einem gestandenen Soldaten geworden. Der Krieg verändert jemanden - manchmal sogar zum Positiven.
Dass so ein Rückmarsch dann nicht mehr allzu viele Probleme machte, weil es die allerletzte Etappe einer großen Odyssee war, konnte wohl als ausgemacht gelten. Jedenfalls hatte keiner der Soldaten hier noch vor, sich großartig in Gefahr zu bringen. Irgendwann war ja auch mal Schluss. Ganz anders war das wohl beim Artorier, denn als frischbeförderter Optio musste er gegenüber den Männern wohl nun ganz besonders viel Elan und Autorität ausstrahlen. Dass das nicht problemlos funktionieren würde, war wohl klar. Die Nervosität des Artoriers milderte das aber nicht im Geringsten. Er verhielt sich mitunter deutlich hektischer, als man es gewohnt war. Eigentlich dachten alle um ihn herum, er würde deshalb so komisch kaputt aussehen und auch Regulus selbst dachte, dass die Hitze in seinem Körper einzig durch den ganzen Stress und die Aufregung resultieren würde. Doch irgendwann bewegte sich der hektische Optio langsam wie eine Schnecke, lief grün an und kotzte sich vor seinen Männern die Seele aus dem Leib. So viel zu Autorität und Elan. Die Schweißperlen rannen ihm die Stirn hinab, die wiederum förmlich glühte. Der Artorier hatte sich irgendetwas eingefangen. Nur mit Müh und Not schleppten zwei Legionäre den fast bewusstlosen Optio zum Medicus. Der wusste zwar auch nicht so genau, was Regulus hatte, aber er legte ihm immerhin schon einmal einen Lappen auf die Stirn. Eines stand aber wohl fest: Der Artorier würde erst einmal nicht mehr marschieren müssen...
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Ja, natürlich hatte Regulus mit eingestimmt: „Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!“ Das war ja noch das einfachste. Der Kaiser sprach, die Menge jubelte. Ein Gesetz, so einfach, dass es selbst der dümmste Legionär verstand. Wohlan dachte der Artorier nun seine Schuldigkeit getan zu haben. Doch das anstrengendste kam erst noch. Nicht, dass er den großen Männern da vorne nicht ihren gebührenden Ruhm gegönnt hätte. Aber musste das alles immer so furchtbar lange dauern?
"Auszeichnung - Schulterklopfen - Bitte! - Danke!" So hätte der Artorier das Protokoll dieser Feldherrn-Feier geschrieben. Stattdessen schien der Kaiser an heißer Luft nicht sparen zu wollen, während seine achso tapferen Befehlshaber am besten noch errötend vor endlos empfangener Schmeichelei, sich wie die kleinen Mädchen über einen Strauß Blumen freuen durften. Dem Artorier taten jetzt schon die Füße weh und dabei mussten sie noch den ganzen Weg zurück nach Mogontiacum marschieren. Da konnten sie doch wenigstens diese Steh-Parade ein wenig abkürzen und dem armen Legionär seine verdiente Ruhe gönnen - ganz abgesehen davon, dass der Magen auch schon wieder mächtig grummelte. Statt von dieser hübschen Parade ein paar nette Eindrücke mitzunehmen, blickte der Artorier einfach nur Stur geradeaus und versuchte an was Schönes zu denken. Wohl dem Legionär, der das alles noch genießen konnte.
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Rüstung auf Hochglanz? War sie zum Glück schon seit Tagen. Man hatte ja nichts besseres zu tun. Moral makellos? Naja, immerhin waren sie in Rom und Regulus durfte eine Usurpator-Leiche anfassen, was konnte es schöneres geben, um die Moral zu steigern? Jetzt noch ein bisschen Haltung bewahren, herumstehen und die nötigen Ehren empfangen. Oder ehrten sie hier noch einmal den neuen Kaiser? Naja, Würdigung hin oder her. Jedenfalls sollte der Cornelier noch ein Donativum rüberwachsen lassen. Ehre empfing man doch am besten in handfesten Zahlen. Bis dahin musste der Artorier aufpassen, dass ihm kein Gähnen entglitt. In Gedanken konnte er sich derweil schon einmal wieder mit Germanien anfreunden. Wie schnell der Alltag sich wohl wieder einstellen würde. Gleichsam wurde er jedoch grimmig, wenn er an den langen Rückmarsch dachte, besser konnte er sich die eigene Laune nicht verderben...
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Zitat
Original von Lucius Helvetius Corvinus
Tja, war schon ein schönes Gefühl hier zu stehen, mit einem neuen Kaiser, mitten in Rom, wie es für einen Legionär aus Germanien ach so unüblich war. Entspannt hatte er sich mit der Cohors aufgestellt und beobachtete das muntere Treiben. Palma in Front, das Publikum hing an seinen Lippen. Was da aber so wirklich geschah, mit Testament und all dem bla, das interessiert den Artorier irgendwie nicht so richtig. Wozu denn noch der ganze Papierkram? Immerhin hatten sie die Legionen des Vesculariers weggefegt, da war doch nun am Führungsanspruch des Corneliers nichts mehr zu rütteln, oder?
Regulus stellte sich jedenfalls schon auf einen ruhigen Tag mit viel Schaulaufen ein, als dann plötzlich doch noch Gemüse flog... Na gut, der Cornelier hätte natürlich auch wissen können, dass sowas passieren musste, wenn man eine Frau auf die Rostra lässt. Sowas konnte ja nicht gut gehen. Er hätte sich fast darüber amüsiert, bis er das Gesicht seines Centurios sah, welches nur eines aussagte: Es war mal wieder ihre Arbeit hier für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Sehr bedauerlich, dass dafür die ganze Entspannung draufgehen musste. Der Helvetier sah das wohl ganz ähnlich. Bei den Göttern, hatte der schon wieder eine Laune. Bei Gemüsewerfern verstand er offensichtlich keinen Spaß. Da bahnte er sich seinen Weg durch die Reihen und verkündete überall nur "In Ketten!". Und wo das nicht reichte, wurde auch noch ein Nasenbein gerichtet. Aber klar, das musste sein! Corvinus hatte ja immerhin schon seit Wochen keinen mehr umgebracht. Wenn der Centurio nicht regelmäßig fremdes Blut an den Händen hatte, ging der doch ein wie ein Pflanze ohne Wasser. Regulus half dabei einen der Störenfriede festzusetzen. Für sie würde das wohl kein entspannter Tag mehr werden, noch viel weniger als für den Artorier.
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Naja, wenn der Dicke vorher nicht tot war, dann sicherlich nach diesem heftigen Knüppelschlag. Man, man, Regulus hatte doch "Anstupsen" gesagt. Hieß das bei den Germanen "draufkloppen"? Aber das war ohnehin egal. Es war einfach gut, dass der Typ tot war und dass der Krieg damit jetzt auch vorbei war.
Der Artorier grinste zurück als Madarus diesen schönen Ring durch die Luft warf und dachte sogar kurz darüber nach, sich selbst etwas zu stibitzen, doch dann ging ihm plötzlich ein erschreckender Gedanke durch den Kopf und seine Haltung war wieder dieselbe aufgeregte wie zuvor. Er trat an Sönke und die Leiche heran. "Arghh, lass das lieber! Wenn das Salinator ist, dann gehört wohl alles, was der bei sich hat, rechtmäßig dem Cornelier. Und ich möchte dem neuen Kaiser wirklich nichts klauen! Wenn das rauskommt, sind wir sowas von dran!" Und schon sah sich Regulus, etwas paranoid geworden, um. Dieser Palast war nun wahrlich nicht der richtige Ort für eine Plündertour, auch wenn es wohl die lohnendste gewesen wäre. Er gab Madarus einen Klapps auf die Schulter und sprach: "Los, wir müssen den hier rausschaffen, dann haben wir unseren Auftrag erfüllt. Für den Fettwanst brauchen wir aber sicher noch zwei oder drei Männer mehr und wenn wir den unserem Feldherrn vor die Füße legen, bekommen wir bestimmt eine fette Belohnung!" So das einfache Kalkül des einfachen Legionärs.
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Die Männer schritten voran. Hier ein Raum und da noch eine Tür, es war fast lästig, doch sie begegneten bisher niemandem und alles schien hier oben relativ ruhig. Regulus dachte schon, dass sie sich unverrichteter Dinge wieder davonmachen müssten und den Skythen noch einmal beibringen mussten, was mit Leuten passierte, die römischen Legionäre offen anlogen.
Doch dann öffnete Regulus eine Tür, die sich langsam auftat und ihren Lichtschein in einen dunklen Raum warf. Einen kurzen Augenblick schreckte der Artorier etwas zurück, denn er hatte eigentlich schon mit gar nichts mehr gerechnet, doch der Lichtschein erhellte einen Körper... einen ruhig daliegenden, regungslosen und offenbar stämmigen Körper. Mit großen Augen blieb Regulus am Eingang stehen und rief sofort seinen Kameraden: "Sönke! Sieh nur! Sieh nur!" Der Artorier sprach es in einem aufgeregten Flüsterton. Warum wusste er selbst nicht. Vielleicht dachte er immer noch, dass dieser Körper nicht tot, sondern einfach nur ein Schlafender wäre. Er konnte auch noch nicht sagen, ob es sich wahrlich um den Kaiser handelte, wie es die Skythen sagten. Schließlich hatte er keine wirkliche Ahnung wie der Vescularier nun wirklich aussah. Regulus wartete, bis sich Sönke selbst ein Bild gemacht hatte, bevor er sich wieder an ihn wandte: "Meinst du das ist er? Meinst du er ist tot? Vielleicht sollte einer von uns ihn erstmal mit einem Knüppel anstupsen." Ein Vorschlag, wie von einem Kind, das eine tote Ratte findet und erst einmal mit einem Stock ewig lange herumstochert, auf das sie sich nicht vielleicht doch noch bewegte...
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Regulus konnte der ganzen Situation schon lange nicht mehr folgen. Eigentlich kam ihm das alles mehr wie ein Traum vor als dass dies alles wirklich passieren konnte. Nein, es fühlte sich alles sehr unrealistisch an. Murrende Skythen, toter Usurpator, Heldentum aus I. Legion, ein Tribun aus dem Nichts. Stoff für viele Geschichten. Ja, und dann kam es dem Artorier auch noch so vor, als würde er schon seit Tagen, Wochen und Monaten in diesem Palast herumlaufen. Aber daran sah man wohl schon, dass Regulus fast vollständig keinen Plan mehr hatte, wenn ihm sein Gefühl schon einen solchen Streich spielte. Immerhin waren sie doch maximal ein paar Stunden in diesem Palast. Vielleicht waren auch dies schon ein paar Stunden zu viel.
Ohne Murren ließ er sich von Madarus mitschleifen. "Haben die Skythen das wirklich gesagt? Ich glaub ich bin zwischendurch eingeschlafen..." Er trat die Stufen hinauf, seinen Knüppel wieder Schlagbereitschaft. Skeptisch blickte er von Stufe zu Stufe drein. "Naja, es gibt schlimmeres als sein Leben lang in einem Palast zu hocken. Da reißen sich doch andere förmlich drum, oder?" Die Hoffnung hier noch einmal herauszukommen wurde bereits ersetzt durch blanken Zynismus.
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"Ähm ja", sprach Regulus und schaute zur Porta und dann auf den Centurio, der hier wohl am liebsten alles kleinhaken wollte. "Die Porta ist bereits offen. Einschlagen müssen wir hier nichts mehr... Die Skythen wollen wohl allem Anschein nach auch nicht kämpfen. Ich würde vorschlagen, sie jetzt zu entwaffnen, die Lage zu sichern und weiter nach dem Kaiser zu suchen. Vielleicht hören ja die Skythen auf dich..." Sprach Regulus als er den vergeblichen Versuch seiner Kameraden wahrnahm, die Skythen ihre Waffen aushändigen zu lassen. "Du bist hier anscheinend der Ranghöchste."
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Regulus war völlig überrumpelt, als der Mann von der Prima losstürmte. Wie? Was brüllte er? Looos? Wieso denn? Warum denn? Ahja, na klar, leuchtete es ihm ein. "Der ist auch verrückt geworden." Klar, die Nerven. Das kannte er ja selbst. In so einem Krieg sah man doch ständig mal jemanden durchdrehen. Ist ja auch alles nicht einfach und wenn ein Soldat plötzlich so gefühlstot wird, dass er gar keine Vorsicht mehr kennt, dann macht er einfach alles so bedenkenlos... und stirbt.
Regulus schaute nach hinten, was sich da tat. Tatsächlich erblickte er ein paar Männer. "Ich sehe Legionäre. Sie tragen Knüppel, also wohl unsere Verstärkung. Vielleicht neue Helden von der Prima?" Jetzt konnte er auch einen Centurio identifizieren und wank ihm zu. "Hier Centurio!" Er beschloss sich gleich nach hinten etwas zu lösen und die Verstärkung aufzuklären. Nicht, dass es hier noch ein ewiges "blabla-was ist hier los-blabla" geben würde. "Wir belagern diese Porta. Da drinnen befinden sich Skythen. Wir haben bereits mit ihnen Kontakt aufgenommen, doch das einzige, was sie bisher mitzuteilen wussten, war, dass ihr Kaiser nicht hier bzw. oben irgendwo tot herumliegen würde." Mit den neuen Leuten konnten sie jetzt hoffentlich dieses Palast-Kapitel schnell beenden.
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Gerade frisch an das die Porta geklopft und irgendwie etwas verträumt dreinblickend, musste der komische Veteran natürlich gleich halb durchdrehen und seine Stimme erheben. Ist ja auch nicht mehr übergeschnappt an eine Porta zu klopfen, als hier die ganze Zeit herumzustehen. Je mehr er über die Situation nachdachte, desto lustige fand sie der Artorier. Geistige Umnebelung hin oder her. Verrückter als alle anderen war er doch auch nicht.
Ein kurzer Blick zur Porta und dann wieder zurück zu den Kameraden ließ ihn kräftig durchschnaufen. Gerade wollte machte er die ersten zwei Schritte zu den Kameraden zurück, als er plötzlich hinter ihm ein Geräusch hörte: Das Geräusch einer sich öffnenden Porta? Regulus blieb reglos stehen, plötzlich schlug sein Herz und er war wie erstarrte. Er wandte sich ganz langsam um und sah den Skythen, der sich herausstreckte und sie fragte, wer sie waren. Bei den Göttern, hatte der Artorier in dem Augenblick Angst. Da hätte genauso gut gleich ein ganzes Heer von skythischen Barbaren herausplatzen können und er wäre ihr erstes Opfer geworden. Während er immer noch dastand und nicht wusste was er machen sollte, formierte sich der Rest zur Schildkröte und er war nicht dabei. Wie festgewurzelt stand er einfach nur herum und blickte auf den Skythen, doch mehr als ein "Nun... ähm... wir... also...", kam dabei nicht heraus und gleichsam hörte er das Getuschel der Soldaten hinter ihm, die sich nun unter einem Gerüttel an ihn heranbewegten. Erst als ein "PSSSSST!!!! Regulus!" aus diesem Wall aus Schildern zu hören war, konnte er wieder einigermaßen klar denken, naja, mehr oder weniger... Wie? Was? Reinkommen? Natürlich lebte er noch. Was für eine Frage? Stand er eben noch wie eine Statue in diesem Gang, so suchte er sich jetzt seinen Platz in der Formation. Endlich gesichert. "Ich hab ja gesagt, dass funktionieren würde. Wenn man durch eine verschlossene Tür will, muss man eben klopfen."
"Du bist so dämlich, Regulus. Ich wusste , dass ich deinetwegen hier noch ins Gras beißen werde!", sprach sein Nebenmann und lachte dabei.
"Hihihi", kicherte ein anderer. "Ihr seid alle samt völlig bekloppt. Das wird ne tolle Geschichte für die langweiligen Lagerabende nach dem Krieg."Unterdessen warteten sie, ob der Skythe nochmal antworten würde oder ob es jetzt nochmal richtig zur Sache gehen würde.
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"Oh man...", stieß Regulus erschöpft aus, als er nun schon weiß wie lange durch diese furchtbaren lange Gänge marschiert war. Es war noch kaum richtig was passiert, als Sönke wieder seinem neuesten Hobby nachging: Vasen umstoßen. Doch das konnte die Situation der glorreichen Elf, zu denen auch der Artorier gehörte, auch nicht wirklich verbessern. Die ganze Knüppelmannschaft wusste jetzt irgendwie auch nicht so recht weiter und der dicke Möchtegern-Kaiser war anscheinend noch von niemandem gesehen. Stattdessen trafen sie auf einen Kameraden von der Legio I. Damit war das dreckige Dutzend wohl komplett. Ratlos blickte der Artorier zur Porta, dann wieder zurück in den Gang. Ob hier noch irgendetwas passierte? Dann schritt Regulus in einem unbedachten Affekt auf die Porta zu und klopfte mit seinen Knüppel selbige mehrmals an. "Vielleicht sind sie ja so nett und öffnen uns. Sind Skythen nicht für ihre Manieren bekannt?" Regulus grinste. Naja, wenn es schon nichts brachte, dann war es vielleicht wenigstens noch halbwegs lustig. Hier war doch ohnehin keiner mehr bei klarem Verstand.
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Endlich passierte etwas und der Artorier befand sich mit einem Mal dann doch etwas näher am Geschehen, als ihm in diesem Moment vielleicht lieb gewesen wäre. Der Drang hier endlich nochmal was zu unternehmen war zwar groß, gleichzeitig jedoch mit dem unrühnlichen Gedanken geplagt, jetzt noch so kurz vor dem Ende zu den Gefallenen zu gehören. Da überquert man die Alpen, schlägt die schrecklichste Schlacht sein Hannibals Zeiten, marschiert in Rom ein und dann stirbt man im Kaiserpalast. Was für ein Heldentod...
Deshalb war der Artorier besonders vorsichtig und blickte lieber drei oder viermal, bevor er irgendwie unbekümmert um eine Ecke in den Gängen des Palastes schritt, der auch seine Augen zum leuchten brachte. So etwas hatte seine einfache Legionärs-Seele noch nie zu Gesicht bekommen. So viel Prunk, so viel Macht wurde von diesen Räumlichkeiten ausgestrahlt. Anstatt das ganze Geld in diese Paläste zu pumpen, sollten sie lieber den Sold von so einfachen Legionären wie ihn erhöhen, schoß es ihn jedoch gleich durch den Kopf, was seine Wut anschwellen ließ...
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Nachdem der Artorier die Nachricht an Duccius Ferox überbracht hatte, wurde sofort alles in die Wege geleitet. Der Praetorianer tat seinen Dienst und würde nun Verhandlungen aufnehmen. Immerhin, da Regulus der Nachrichtenübermittler war, wusste er nun genau, welche Alternativen Szenarien denkbar waren. Zumindest würde den Anhängern des im Grunde bereits geschlagenen Vesculariers noch die Chance gegeben, ihr Leben zu wahren, indem sie die richtige Entscheidung trafen und kapitulierten. Sie hatten es nun in der Hand, wie dieser Krieg zu seinem krönenden Abschluss kommen würde. Friedlich oder mit einem letzten Gemetzel. Das eine oder das andere könnte symbolisch für die Zukunft nach diesem Duell zwischen dem Cornelier und dem Vescularier stehen.
Rein militärisch war es sinnlos diesen Palast noch zu verteidigen, so dachte es sich zumindest der Artorier. Sicherlich könne man auf engen Gassen und Gängen noch lange aushalten, doch die zahlenmäßige Überlegenheit sollte letztlich ihr übriges tun. Des Weiteren standen hier keine Dummköpfe, sondern felderprobte Soldaten bereit zum Einmarsch. An eine Neuauflage der Schlacht bei den Thermopylen war also nicht zu erwarten. Vielleicht wäre es dennoch ganz sinnvoll, wenn Regulus nicht gerade in der ersten Reihe stehen würde, wenn es an die Erstürmung ging, aber die Ehre als erste dort drin zu sein, würden sich die Veteranen sicher auch nicht gern nehmen lassen.
Bald jedoch schienen die Verhandlungen zu einem Ergebnis gekommen zu sein, denn nun öffnete sich das Tor. Welches es jedoch sein sollte, das stand noch offen. Mit Spannung erwartete der Artorier was die kommenden Minuten und Sekunden für ihn und alle anderen bereithalten würden.
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Hui, Regulus fiel ein Stein vom Herzen, als Flaminius anfing zu schmunzeln. Als Bote war es natürlich immer besser, wenn man gute Nachrichten überbrachte als schlechte. Regulus hörten den Befehlen genau zu. Er musste sich das ja alles merken. Geistig notierte er sich die wichtigsten Sachen und nickte. "Verstanden! Befehl wird so schnell wie möglich ausgeführt, Legat!" Noch einmal die Brust rausgestreckt, Abschiedsgruß vermittelt und rechts umgedreht und schon im Laufschritt unterwegs, um die nächste Botschaft zu übermitteln.
Wieder ging es quer durch die Ansammlung von Legionären, die sich hier gesammelt hatten, Schritt für Schritt kam er dem Optio wieder näher. Etwas außer Atem, weil er sich ja wirklich stark beeilt hatte, musste er erst einmal kurz duchschnaufen, bevor er sich an Ferox wandte: "Optio! Optio! Ich habe Meldung von Flaminius Clio persönlich: Der Praefectus Praetorii soll mit den Männern sprechen da drinnen sprechen und ihnen sagen, dass sie den Usurpator ausliefern sollen oder mit ihm untergehen werden. Nur so können sie sich retten. Keine großen Verhandlungen! Achja, und er hat dafür genau eine Stunde Zeit!" Obwohl der Praetorianer direkt daneben stand, wandte sich Regulus nur an Ferrox. Schließlich hatte er ja nur von diesem den Auftrag erteilt bekommen.
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Das Durchsuchen der Casa hatte Regulus noch als überaus lustig empfunden. Lockere Aufgabe und stöbern in Häusern reicher Leute. Er schritt voran, als er hinter sich immer mal wieder das ein oder andere Glas oder etwas aus Keramik zu Bruch gehen hörte. Madarus hatte nach und nach alles abgeräumt, was nicht ganz fest saß und der Artorier hatte seinen Spaß an dem Schauspiel, denn man weiß ja: Scherben bringen Glück. Währenddessen sah er jedoch immer mal wieder in den einzelnen Räumlichkeiten nach, ob sich hier nicht irgendwo noch ein kleiner Decimer verstecken würde. Doch überall Fehlanzeige. Stattdessen gab es etwas viel Nützlicheres für die Legionäre. Regulus fing das zugeworfene Silber auf, zuckte mit den Schultern und steckte es weg. "Wie nett. Ich genieße diese Gastfreundschaft doch sehr."
Mit einem breiten Grinsen und den Taschen voller schöner wertvoller Gegenstände, kam er mit Madarus wieder ins Atrium, wo die Stimmung schon irgendwie etwas angespannt zu sein schien. Wohl der richtige Augenblick für einen Madarus es gleich gänzlich eskalieren zu lassen. Ganz oder gar nicht war ja eine bekannte Devise. Eine Statue ging zu Bruch und kaum hatte Regulus alles registriert, schon ging ein tumultartiges Treiben los, in dessen Zentrum Sönke stand. Sein Scutum hatte er der Artorier noch nicht effektiv vor sich gehalten, weshalb zu Beginn gleich ein verdammtes Stück von dieser hässlichen zerbrochenen Statue an seiner Schläfe landete und eine kleine Platzwunde verursachte. "Verdammte Scheiße!" Waren denn wieder einmal alle durchgeknallt? Er bemühte sich Madarus beizustehen und blockte vorwiegend mit seinem Scutum alles weg. Derweil drehte der Centurio auch schon wieder auf und schlachtete in bester Vicetia-Manier. Nein, diese Leute hier wussten ganz offensichtlich nicht, wo diese Legionäre herkamen, sonst wäre ihnen eingefallen, dass sie sich mit Mars persönlich angelegt haben.
Als endlich etwas Ruhe einzukehren schien, musste ja wiedereinmal irgendjemand den Helfen spielen. Warum konnte diese alte Sack von einem Decima sich nicht einfahch hinlegen. Stattdesen schwafelte er zuvor noch irgendwas von zivilisierten Römern und kein Plan was noch alles für sinnloser Mist. Wahrscheinlich war es das, was Madarus so fürchterlich aufbrachte, als dieser auf ihn einprügelte... wieder... und wieder... und wieder. Regulus stand einfach nur daneben und rührte sich nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er etwas bestimmtes... nämlich, dass er gar nichts fühlte. Zum ersten Mal musste er feststellen, dass es ihn völlig kalt ließ. Das Geräusch einer einschlagenden Faust auf ein Stück Fleisch, ein bisschen spritzendes Blut, kein Erbarmen, kein Mitleid, einfach gar nichts. Madarus konnte überhaupt nicht aufhören und der Artorier hätte sich dieses hypnotische Schauspiel wohl noch ewig ansehen können, wenn nicht plötzlich der Centurio aufgetauchte wäre und Madarus einfach wegschleuderte. Regulus schüttelte kurz den Kopf, als wäre er wieder in der Realität, doch er hatte nur ein Lächeln übrig. Während der Mann in Ketten gelegt werden sollte, trat er noch kurz zu diesem geschundenen heran und sprach: [b]"Was redete Salinators Advokat da von zivilisierten Römern? Du hättest mal bei Vicetia dabei sein sollen, dann hättest du gesehen wie zivilisiert es dort zuging."[b] Er sagte dies mit einer hässlichen grinsenden Fratze. Dann drehte er sich um und schritt auf Madarus zu. Dieser schien gerade ebenfalls jenseits der Welt. Im ersten Moment vermutete der Artorier, dass er sich beim hinwegschleudern durch den Centurio den Kopf gestoßen hatte, doch es war etwas anderes, es war vielleicht so etwas wie Reue. Er starrte vor sich hin, Tränen schossen ihm in die Augen und dann brach er in sich zusammen... Armer Sönke, wie ein Mann prügeln und dann wie ein Mädchen weinen, aber naja, er war eben ein geschundener, wie sie alle es waren und sie waren es durch diese verfluchten Salinator-Loyalisten! Er riss Madarus nach oben und erinnerte ihn an den Auftrag des Centurios.
Regulus und Madarus begaben sich gemeinsam wieder zum Durchsuchen der Casa. Noch während der Artorier das Atrium verließ und dabei ein letztes Mal auf den kaputten Decimer blickte, konnte man ein lautes boshaftes Lachen hören, welches Regulus von sich gab. Es war geradezu schauderhaft und schallte in das Atrium zurück wie aus dem finsteren Orcus. Nein, hier gab es nichts heldenhaftes. Hier gab es nur kaputte Veteranen. Junge Soldaten, die die Schlacht von Vicetia ganz anders verarbeiteten, jeder auf seine eigene abstruse Weise.
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Als der Artorier zu Flaminius Cilo hindurchgelassen wurde, hätten ihm förmlich die Knie schlottern können. Die einzelnen Stabsoffiziere waren ja schon hohe Tiere, doch musste es gleich der Feldherr persönlich sein? Regulus befand sich in einer nie gekannten Umgebung. Hier fand nicht jeder Legionär seinen Weg hin. Neben all dem was hier so herumlief, war er natürlich ein kleiner Fisch ohne Namen. Als er vor Clio stand, stand er stramm, grüßte militärisch und bemühte sich laut und deutlich zu sprechen: "Salve Legat, Gaius Artorius Reglus. Ich bringe Nachricht von der der Cohors I, Centuria I der Legio II, die den Tempel mit umstellt. Sie haben dort einen Princeps der Prätorianer bei sich, der wohl viele Männer innerhalb des Palastes kennt und perfekt für Verhandlungen geeignet wäre." Damit schloss der Artorier und atmete tief ein, jedoch stark darum bemüht seine Haltung nicht zu verlieren. Hoffentlich konnte er bald wieder hier weg... Das war doch alles etwas zu viel für seine jungen Nerven.
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Regulus hatte sich etwas abseits gestellt. Noch in Hörweite des Optios begann er sich etwas umzusehen und zu warten, auf das er möglicherweise noch etwas weiterzuleiten hatte. Der Palatin, welch herrlicher Anblick. Unter normalen Umständen würde er da sicher nie hineinkommen, von daher bliebt fast zu wünschen, dass das Ding gestürmt werden musste. Da könnte er sich diesen ganzen kaiserlichen Prunk vielleicht mal von nahem ansehen. Sicher etwas, was kaum ein Legionär in seinem Leben je von sich behaupten konnte.
Noch ganz in Gedanken vertieft, hörte er auch schon seinen Namen in den Wind rufen. Der Optio, dem er eben noch Bericht erstattet hatte, brauchte ihn offenbar tatsächlich noch. Schon trabte Regulus wieder etwas näher heran. "Zur Stelle", sprach er nur und hörte sich dann an, was er zu tun hatte. Oh, Nachricht für den Kommandostab. Das war doch mal was hochkarätiges. "Wird ausgeführt", sprach er noch mit militärischem Gruß und lief auch schon los. Die Kommandozentrale befand sich in guter Sicht des Palastes. Regulus lief vorbei an den vielen Soldaten und dem üblichen logistischen Wahnsinn, der sich nun auch auf dem Circus Maximus ausgebreitet hatte. Er wandte sich an die erste Wache, die er bei der militärischen Führung erblicken konnte. "Salve, ich bin Gaius Artorius Regulus, ich hab eine wichtige Nachricht von der Cohors I, Centuria I der Legio II. für den Kommandostab", breitete er sein Anliegen und sein Herkommen aus. Hoffentlich würde das nicht weiter kompliziert werden, schließlich wurde der Artorier auch schon hin und wieder mal nervös, wenn er sich in der Nähe dieser hohen Männer befand, die einfach eine ganz andere Liga waren, als er selbst, der nur ein kleines Rädchen in diesem riesigen Apparat war.
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Soweit so unspektakulär. Was sich da nicht alles im Atrium sammelte. Langsam nach und nach trotten sie alle zusammen und Regulus konnte nur hoffen, dass es jetzt endlich mal alle waren. Schlimm, was so eine Casa nicht alles beherbergen konnte. Dieser komische Veteran nervte ihn auch zunehmen. Wie bitte? Vicetia kein Vergleich? Er hatte das Grauen und das umher spritzende Blut noch vor Augen als wäre es gerade eben erst passiert. Es war eine grausame Schlacht, eine Schlacht die in die Geschichte eingehen würde, davon war er überzeugt, ganz so wie Actium, so wie Pharsalos, so wie Philippi, eben alle großen Bürgerkriegsschlachten. Das musste der Artorier einfach so sehen. Nach allem, was seine jungen Augen bisher gesehen hatten, konnte es sich einfach nur um die schlimmste und größte Schlacht aller Zeiten handeln. Darüber hinaus gefiel ihm die komische Miene dieses Kauzes nicht. Der soll sich nochmal was einbilden...
Ah, Regulus war auch gerade zutiefst genervt, weil er immer noch diesen widerlichen Geschmack im Mund hatte. Was war das nur? Er würde wohl wirklich bald mal einen Mediziner aus seiner Legion aufsuchen müssen. Jetzt hatte er aber erst einmal das dringende Bedürfnis auszuspucken. Dann ging es ihm immer besser und er wollte das echt nicht runterschlucken. Ein wenig gewunden, kurz den Kopf zur Seite gedreht und auf den Boden des Atriums gespuckt. Naja, was solls? Sie waren hier ja nicht auf einer feierlichen Veranstaltung oder so...
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Ein Lucretier also, sehr interessant, dachte sich der Artorier als er den Namen hörte. Sicher einer aus den viele plebejeischen Zweigen, denn dass er hier einen Abkömmling der edlen Lucretia vor sich hatte, konnte er natürlich schlecht glauben.
Regulus postierte sich nicht weit vom Centurio und verschaffte sich einen Überblick über das Atrium und beobachtete, die bereits im Raum anwesenden Männer. Er war gespannt, was hier noch alles auftauchen würde und ob die Person, für die sie hier waren, ebenfalls zuhause war. Wenn nicht, dann könnte das sicher noch ein langer Tag werden. Wie fand man überhaupt jemanden in dieser riesigen Stadt? Aber darüber musste man jetzt zum Glück noch nicht nachdenken.