Beiträge von Gaius Artorius Regulus

    Na, fürs erste würde es hier wohl keine Probleme geben. Immerhin mussten sie sich noch nicht die Finger schmutzig machen und irgendetwas kaputt treten, um das zu erhalten, was sie wollten. Der ältere Mann, der sie jetzt so einladend hereinbat, war dem Artorier aber irgendwie nicht geheuer. Er beschloss von nun an einen besondere Blick auf diesen zu haben. Er gehörte zu den paar Männern, die Corvinus mit hineinbegleiteten. Jetzt konnte sich Regulus einmal diese prächtige Casa von innen ansehen. Wirklich schade, dass es keine Plündererlaubnis gab... aber naja, vielleicht später. Immerhin waren sie da, um Verräter zu verhaften und wozu brauchte ein Häftling denn noch allzu viel Besitz?

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    Original von Lucius Duccius Ferox



    Eine Situation wie die heutige, hatte man selten erlebt. Sicher war sich fast jeder dieser historischen Ausnahmesituation bewusst und ein wenig stolz war der ein oder andere ganz sicherlich, dass durch seinen Verdienst dieser Krieg womöglich auf genau jenem Palatin beendet wurde. Zumindest, wenn dieser Vescularier, der sich immer noch als Kaiser fühlte, wirklich dort drin war. Was sie wohl mit ihm anstellen würden?


    Dass Legionen sich innerhalb von Städten koordinieren mussten, war darüber hinaus auch eine völlige Besonderheit. Regulus hätte sich in diesen vielen Gängen und Gassen niemals selbst zurecht gefunden. Doch glücklicherweise war er so gut wie nie allein. Diesmal jedoch hatte er als Bote auszuhelfen und meldete nacheinander den beteiligten Centurien der II., wo sich seine eigene zur Umstellung des Palatins ausgerichtet hatte. Auf seiner letzten Station erkannte er den Optio, dem Madarus in der Schlacht bei Vicetia fast in einem Anfall von Wahnsinn hinterhergelaufen war und den er aber im Getümmel nicht wiederfinden konnte. Bei dieser Aktion wären sie beide fast draufgegangen.


    Als dieser Optio etwas Luft zu haben schien, kam der Artorier an ihn heran: "Salve, Optio.", sprach er und salutierte. Anschließend machte er Meldung, wo sich die weiteren Männer seiner Centurie befanden und wie sie sich bei der Umstellung des Palatins ausgerichtet hatten, reine Information, damit sich die Vorgesetzten ein besseres Bild von der Lage machen konnten und wussten, wo ihre befreundeten Einheiten standen.

    Der Tribun? Was machte der denn schon wieder hier?, ging es dem Artorier durch den Kopf, als dieser dann mit dem Centurio sprach. "Gibt bestimmt wieder Ärger", kam es ihm über die Lippen, immerhin waren sie wohl ohne große Befehle losgestürmt. Aber offensichtlich ging es eher in eine andere Richtung. Ein paar mahnende Worte über das weitere Vorgehen, die einem die ganze Laune nehmen konnten. Kein Gladius? Kein Plündern? Und kastrieren? Der Artorier verstand nicht, wie man solche Worte in den Mund nehmen konnte, das war recht widerlich und es schüttelte ihn förmlich. Da wurde einem mal wieder der ganze Spaß genommen. Regulus schritt zu den Verschanzungen neben Madarus und griff sich ein Stück Holz. "Ha, Sönke, mit dem Ding kannst du wenigstens eine Sklavin oder eine Peregrine niederknüppeln. Das ist schließlich erlaubt." Und der Artorier lachte. Dann ging es auch schon los und Rom wartete auf sie, hoffentlich wartete es friedlich.

    Bah, wo kam nur dieser eklige Geschmack im Mund her? Regulus spuckte mehrmals aus, als sie vor der Casa standen. "Bah, ich glaub, ich vertrag diese Luft hier nicht allzu gut.", sprach er zu seinem Kameraden Phillogenes, der dafür nur ein müdes Lächeln übrig hatte. Es war zwar schon lustig innerhalb Roms zu marschieren, doch irgendwie begriff der Artorier nicht so recht, was sie hier machten. Wen sollten sie nochmal einknasten? Decima wer? Ein Weib? Wie gefählich konnte die schon sein, dass man sie extra einsperren musste? Aber gut, Frauen wirkten ja nur auf dem ersten Blick völlig harmlos, dagegen waren sie doch manchmal die heimtückischsten Wesen, die auf der Erde wandelten, zumindest war dies irgendwie so das Bild, welches Regulus im Kopf hatte. Dennoch schien das irgendwie zu aufwändig zu sein. Ein paar dutzend Leute für diese Frau? Naja, wird schon alles richtig sein und man hatte ja sonst nichst zu tun.


    "Nein, geh du doch das Haus umstellen", sprach er noch zu Philogenes, der wohl lieber mit das Haus stürmen wollte, doch auch Regulus hatte das schon anvisiert und sich richtig postiert und wollte sich einfach nicht rühren, so dass der Kamerad leider mit einem genervten Blick um das Haus gehen musste. Der Artorier wartete unterdessen das Geklopfe des Centurios ab. Da machte bestimmt keiner auf. Dieser Tür musste man sicherlich etwas nachhelfen, damit sie aufging.

    Kein Beschuss, kein Geschrei, kein Tod, was war hier los? Es konnte unmöglich so einfach sein. Regulus stand völlig perplex mit seinen Kameraden da, während einige geistesgegenwärtig die Verschanzungen erklommen - unter ihnen auch Madarus. "Wie? Da ist echt niemand? Nicht eine kleine Stadtwache zum spielen?", fragte er sichtlich amüsiert und gleichsam erleichtert. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick bis das provisorische Tor geöffnet wurde. "Ausgezeichnet", rief der Artorier in Richtung Sönke, der nun wieder zum Vorschein kam. "Dann auf... oder halt. Wo sollen wir überhaupt hin? Diese Stadt ist viel zu groß. Ich werd hier überhaupt nicht durchblicken." Sein Blick ging in Richtung des Centurios. Er würde hoffentlich wissen, was sie jetzt tun sollten. Das kam schließlich alles etwas unerwartet und er glaubte nicht, dass auch nur einer seiner Kameraden aus der Centurie sich auch nur ansatzweise in Rom auskannte.

    Gern hätte man die Gedanken des Centurios lesen können, vor allem in dem Augenblick als sich dieses breite Grinsen in seinem Gesicht ausbreitete. Was dann folgte bedeute nur eines: Das Herumsitzen war vorbei! Rom, oh Rom, wie lange musste du jetzt von außen betrachtet werden, bevor du endlich erobert werden konntest. Rom erobern? Naja, in der allgemeinen Interpretation der Sachlage wurde Rom natürlich nur befreit, befreit von einem Tyrannen. Und diese Mission neigte sich nun ihrem Ende. Bald schon könnten sie vielleicht wieder den Weg nach Mogontiacum antreten, es war alles gar nicht mehr so weit weg.


    Regulus folgte dem Befehl des Centurios und Schritt mit allen anderen auf die Verschanzungen zu, die so gut wie nicht besetzt waren. Oder würden sie vielleicht doch? Vielleicht war ja alles doch nur ein Trick und sie würden hier noch ihr blaues Wunder erleben. Sicher sein, konnte man sich dem nicht und wahrscheinlich hätte der Centurio seine Männer damit in den sicheren Tod geschickt, ohnehin konnte man sich fragen, ob der Helvetier schon von irgendjemandem Weisung erhalten hatte, aber der Mann wurde in seiner Centurie eigentlich nicht mehr wirklich hinterfragt - zumindest vom Artorier nicht. Der hatte so geblutet bei Vicetia, dass sich das schon irgendwie in die Köpfe der Männer gebohrt hatte, dass er irgendwie doch schon was drauf hatt, was allerdings dennoch niemanden davon abhielt ausreichend Witze über dessen aufgeschlitzter Pobacke zu machen.


    Sie bewegten sich auf die Verschanzungen zu... nur noch ein paar Meter... würden sie hier so einfach so durchkommen? War Rom schon so gut wie in ihrer Hand?

    Fast hätte Regulus den Klang der Cornicen überhaupt nicht verstanden. Er war immer sehr bemüht sich die Ohren zuzuhalten, wenn Madarus mal wieder eines seiner merkwürdigen Barbarenlieder sang. Der Artorier konnte immer kein einziges Wort dieser komischen verstehen und seinem ästhetischen Geschmack nach, war Madarus auch nicht gerade jemand, der in der Öffentlichkeit singen sollte. Der Artorier spielte sogar schon mit den Gedanken sich etwas Brot in die Ohren zu stopfen, damit er möglichst nichts mehr hören musste und seine Hände nicht so gebunden waren. Aber im Moment gab es ja ohnehin nicht allzu viel zu tun. Sie saßen nur mühsam ihre Zeit ab. Aber selbst wenn Regulus die Cornicen nicht gehört hätte, so wären ihm dennoch die plötzlich herumlaufenden Kameraden um ihn herum aufgefallen und so wurde er dann ebenfalls aus seiner Langeweile herausgerissen. Ja, der Klang der Cornicen war nebenbei sogar überaus wohltuend, für die sonst so gequälten Ohren des Artoriers.


    Schnell wurde das Zeug zusammengesucht und die Erwartungshaltung war groß. Würde jetzt endlich was passieren? Regulus starrte jedenfalls ganz genauso wie alle anderen gebannt auf den Centurio.

    Regulus schaute völlig unschuldig auf den Centurio, wie ein Mensch, der überhaupt nichts zu Schulden lassen kommen könnte. Fast schon etwas humoristisch deute er mit beiden Händen auf sich selbst. "Ich? Ich plünder überhaupt nichts. Ich würde nie etwas plündern, wenn ich nicht immer dazu gedrängt werden würde." Ein breites Lächeln ging dem Artorier über die Lippen bei den alles andere als ernst gemeinten Worten. "Auf mich ist Verlass, keine Sorge. Aber sag, Centurio: Gibt es noch irgendwelche anderen Aufgaben? Und ich hab auch immer noch nicht verstanden, warum wir da jetzt nicht einfach einmarschieren. Ich meine, wir sind doch haushoch überlegen." Ja, da war irgendetwas mit Pomerium und so weiter, aber war das nicht irgendeine alte Tradition aus republikanischen Zeiten? Der junge einfache Legionär Regulus konnte das Ganze nicht so recht mit der Realität in Einklang bringen, aber dazu hatte man ja ältere Vorgesetzte.

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    Original von Marcus Marius Madarus & Lucius Helvetius Corvinus



    "Hey, dass ihr mir aber ja keine Heiligtümer plündert!", blöckt er ein paar Leute an, die dabei waren Material für die Barrikaden zu sammeln. Viele glaubten hier ja an recht seltsame Götter, so dass man sich wirklich nicht sicher sien konnte, ob hier jeder die römischen genügend achten würde. Einfach war es dennoch nicht genug Zeug zusammenzukarren. Das war wirklich etwas völlig anderes als auf dem Feld irgendwo weit draußen. Überhaupt hatte der Artorier ja noch nie an einer Belagerung teilgenommen und dann gleich den größten Brocken von allen? Rom? Ernsthaft? Was für ein merkwürdiges Gefühl.


    Regulus bemühte sich die Augen offen zu halten. Man wusste ja nicht, was der Vescularier vielleicht noch aufbieten würde. Auf die Informationen, die man so bekam, konnte man sich ja nicht immer verlassen. Wär doch schon lustig, wenn hier irgendwo noch eine Legion versteckt wäre... Aber nein, Regulus schüttelte den Kopf. Genug der Fantasien. Lieber noch ein bisschen Schutt heranschleppen. Hoffentlich mussten sie hier nicht allzu lange ausharren. Jetzt, woe sie so kurz vor dem Ziel waren, sollten sie diesen Krieg doch nun auch gefälligst bald beenden, dachte er sich nur.

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    Original von Burdo



    "Du bist eben ein Ausnahmetalent.", bemerkte der Artorier scherzhaft. "Bist ja nicht ohne Grund Evocati geworden, nicht wahr?" Man hörte ja schon immer so dieses und jenes, dass so mancher Mensch ab einem gewissen Alter ein geringeres Schlafbedürfnis hatte, als Jüngere. Von daher konnte man es vielleicht verstehen, dass Burdo noch so fit war, während Regulus einfach nur ins Bett wollte. Er nickte beim Vorschlag des Veterans. "Einverstanden, Hälfte für dich, Hälfte für mich. Das geht glatt." Wieviel sie für das ganze -zeug wohl bekommen würden? Nur bedauerlich, dass sie nach dem Verkauf wieder zu ihren Zelten zurücklaufen mussten. "Dann gönn dir heute auf jeden Fall was anständiges. Lass richtig die Sau raus. Ich begnüge mich damit, dass ich derleig Gelgenheiten noch viele haben werde und hau mich besser aufs Ohr." Da sprach die jugendliche Naivität, jene Naivität, die einen denken ließ, man habe noch so viel Zeit im Leben, als wenn die Zeit sich nur wie eine Schnecke und nicht wie ein Adler fortbewegen würde.

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    Original von Burdo



    "Ja, ähm, das war natürlich nur um unsere Tarnung aufrecht zu erhalten", erwiderte Regulus auf die Frage, ob er bei dem schmutzigen Lied mit eingestimmt hätte und kratzte sich dabei am Kopf. Wein hatte er in der Tat auch genug für einen Tag getrunken, auch wenn sein letzter Becher schon wieder lange genug her war. "Hat ja auch gut geklappt, nicht wahr? Und ja, wegen des Schmucks hast du schon recht, aber wie du schon sagtest, wie hätten noch viel mehr rausschlagen können."


    Dann sckte er jedoch etwas zusammen und legte den Kopf schief: "Oh man, nicht wirklich oder? Wird dieser Tag denn nie enden?" Jetzt noch den Wagen und die Ochsen loswerden. Ja, dafür gabs wieder Sesterzen, aber Regulus war wirklich völlig überanstrengt und seine Nerven lagen an diesem Tage schon mindestens zweimal blank. Nur mit widerwillen ließ er sich breitschlagen. "Aber nur für die Beute mach ich das!" Sie marschierten gemeinsam zum Wagen, der da immer noch seelenruhig vor den Zelten stand. Regulus stieg rauf. "Du lenkst den Wagen! Ich hab keine Ahnung von sowas und mir fallen bestimmt gleich die Augen zu. Es sollen ja schon Leute sonstwo hingefahren sein, nur weil sie kurz beim Fahren eingepennt sind. Das muss ja heute nicht auch noch sein." Heute, an diesem langen, langen Tag...

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    Original von Burdo



    "Auf den Arsch hast du ihr gehauen? Dass dir das Patrizier-Mädel nicht die Hand abgerissen hat. Du weißt ja, wie aus Frauen ganz leicht Furien werden können..." Der alte Sack hatte es wiedermal faustdick hinter den Ohren. "Aha, da hast du also schön Wein gesoffen, während ich einen Höllentrip mit diesem furchtbare Wagen hinter mir habe. Ganz typisch. Keine Belohnung ist das hier alles wert..." Regulus nahm das Schmuckstück an sich und betrachtete es. "Naja, besser als nichts." Immerhin hatte er ja noch die 50 Sesterzen von Antias, was das ganze etwas Ausglich, aber für all den Aufwand hätte er schon etwas mehr erwartet. Was wäre gewesen, wenn sich der Artorier einfach aufs Zelte plündern konzentriert hätte, ganz wie seine Kameraden, anstatt Burdo zu folgen? Aber nun war es geschehen und nichts mehr zu holen. "Ich glaub ich hau mich jetzt hin. Du sagst mir doch Bescheid, falls noch was kommen sollte, nicht wahr? Tust du doch, oder?" Die Hoffnung, dass die Aurelia wirklich noch etwas springen lassen würde, war ja noch nicht ganz erloschen, auch wenn Regulus natürlich gleich etwas handfestes gehabt hätte

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    Original von Burdo



    Ein wenig mussten sie warten, doch dann kam tatsächlich plötzlich Burdo wieder herein - ohne die Aurelia. Er war recht trocken mit seiner Ansprache und hatte nur ein paar Anweisungen für den Artorier. Was war jetzt mit der Belohnung? Das blieb vorerst offen.


    Er gab den beiden Sklavinnen ein Zeichen, was nur bedeuten konnte: "Kommt mit". Sie hatten ja schließlich selbst gehört, was der Mann gesagt hatte. Er machte sich mit den beiden im Schlepptau auf zum Zelt von Corvinus. Hatte der Evocatus die Patrizierin also gleich bei dem abgegeben? Ob der Tribun wohl schon davon wusste? Regulus hatte fürs erste keinen Überblick. Als er beim Zelt des Centurio angekommen war, überlegte er noch einmal was Burdo gesagt hatte. Er sollte die beiden also direkt vorm Zelt stehenlassen. Wirklich vor dem Zelt? Naja, hier wird denen schon nichts passieren. Mit Wehmut blickte er die beiden dann an und versuchte sich zu verabschieden. Irgendwie hatte er die beiden inzwischen recht lieb gewonnen. Die Tatsache, dass sie nur einfache Sklavinnen waren, spielte für Regulus eigentlich keine so große Rolle. Er selbst hatte nie welche besessen und diese Dinger konnten ja auch sprechen und fühlen. "Also gut, war nett euch kennengelernt zu haben. Ich hoffe ihr seid weiter so tapfer. Ihr habt das alles wirklich gut hinbekommen. Ich wünsch euch jedenfalls alles Gute." Das kam alles erwas gestottert rüber, aber naja, an Freundlichkeit und nette Worte war der Artorier seit seinem Legionseintritt auch irgendwie nicht mehr gewohnt. Gerade hatte er sich schon umgedreht, als er noch einmal zu den Sklavinnen herantrat, um noch etwas zu sagen. "Achja, wenn ihr mögt, ja, also, sagt der Aurelia ruhig, dass euch der Legionär Gaius Artorius Regulus geholfen hat und wenn die vielleicht mag, dann soll sie meinen Namen auch gern gegenüber ihrem Verwandten, dem Tribun Aurelius Lupus erwähnen. Wisst ihr, das ist einer von den absoluten Obermackern hier im Lager. Die scheren sich eigentlich nicht um einfache Legionäre, aber wenn der mal meinen Namen kennt, wer weiß? Kann nicht schaden und dafür wär ich euch natürlich sehr dankbar. Ääähh, aber nun gut, ich verabschiede mich nun von euch. Vale Bene!"


    Wenn es vielleicht schon keine finanzielle Belohnung gab. Man konnte ja nicht wissen, was dieser Burdo herausgeschlagen hat, dann wären doch ein paar nette Worte bei Vorgesetzte ganz lustig, dachte sich der Artorier, auch wenn das natürlich mehr nette Fantasien eines einfältigen Legionärs waren, als wirklich handfeste Überlegungen. Anschließend ging er zu den von Burdo beschriebenen Zelten der VIten Centurioe der VIIten Cohorte. An deren Ende stand er schon. "Burdo, du alter Hund. Du ahnst nicht welche Anstrengungen ich auf mich nehmen musste. Der Wein und das viele hin und her haben mich völlig müde gemacht. Ich will eigentlich nur noch ins Bett. Das einzige, was mich dann auch noch schön träumen lassen würde, ist eine fette Belohnung. Wie siehts damit jetzt aus? Was hast du rausgeschlagen?"

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    Original von Tilla Romania



    Die Situation war für die beiden sicher so einmalig, wie für Regulus selbst. Er konnte ihnen das Erstaunen deutlich ansehen. Eigentlich war das hier auch alles keine Umgebung für Frauen, auch wenn es ja bekanntlich nur Sklavinnen waren. Als sie endlich im Zelt eingekehrt waren und die beiden sich gesetzt hatten, konnte der junge Artorier erst einmal durchatmen. Das war alles ziemlich anstrengend für ihn, fast härter als die vergangene Schlacht, wie er meinte. Für einen Augenblick setzte auch er sich hin und griff sich durchs Haar. Nun hieß es erst einmal entspannt warten.


    Doch die beiden waren offensichtlich recht neugierig, besonders diese Mara, während diese Tilla eigentlich die ganze Zeit recht still blieb. Wahrscheinlich sprach sie einfach nicht so gern, besonders unter diesen Umständen. "Ja, also hier wohnt der gute Evocatus Burdo. Ihr kennt ihn, er war vorhin im Wagen und hat die Aurelia hinausgeschleppt. Wir hatten vereinbart, dass wir uns hier wiedertreffen würden, doch offensichtlich ist der alte Mann nicht da. Irgendwie auch wieder typisch für ihn." Regulus blickte skeptisch zum Zelteingang. "Achja, und allgemein sind wir im Lager der Legio II. Das ist meine Legion, für die ich diene. Ich bin noch nicht allzu lange dabei, aber inzwischen ist es meine Heimat geworden und die ganzen Soldaten hier sind meine Familie - auch, wenn sie manchmal ziemlich nervig sind, wie ihr vielleicht beide feststellen musstet." Ja, da kam der Artorier auch schon einmal ins Schwafeln. Auf die Frage, was überhaupt los sei, konnte er aber kaum eine schlüssige Antwort geben. Er war als einfacher Legionär viel zu weit entfernt von solchen Dingen. "Hat euch eure Herrin, diese Aurelia denn nicht gesagt, weshalb euch die Praetorianer festhielten? Ich selbst hab keine Ahnung. Ich weiß nur, dass eure Herrin aus einer angesehenen Familie kommt und es demzufolge unsere Aufgabe war sie da sicher wieder herauszuholen." Das klang natürlich recht edel, aber in Wahrheit ging es doch nur um eine fette Belohnung. Wenn die Aurelia oder die Sklavinnen nichts wert gewesen wären, wer weiß was die Legionäre mit denen angefangen hätten.

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    Servius Obsidius Antias & Tilla Romania



    Antias schaffte es wirklich den Wagen ohne große Probleme zum Lager zu lenken, der Mann verstand sein Handwerk. Offensichtlich hatte er aber Vorbehalte gegen das Angebot, offensichtlich wegen Burdo. Hatte der alte Evocatus etwa schon einen so weitreichenden Ruf? Regulus staunte, aber bei diesem Sack vielleicht gar nicht verwunderlich. Umso beeindruckter war der Artorier schließlich, als er ein kleines Säckel voller Sesterzen zugeworfen bekäm. "Hey... besten Dank." Vielleicht wusste dieser Eques ja bereits, dass er für das alles hier nicht viel Belohnung bekommen würde oder dass Burdo das meiste kassierte. So hatte er immer ein klein wenig Beute zu verzeichnen. "Es war mir eine Ehre mit dir zu plündern. Aber denk bloß nicht, dass ich so leicht vergessen werde, dass du mich fast bewusstlos gehauen hättest!" Letzteres sagte er mit einem deutliche Augenzwinkern. "Auf das wir uns eines Tages wiedersehen", rief er dem Legionär der I. noch zu, während dieser mit seinem Vieh abmarschierte. Was für ein Tag, dachte sich Regulus nur.


    Bis zu Burdos Zelt war es nicht weit und die meisten Legionäre waren entweder noch mit der Plünderung beschäftigt oder lagen in ihrem Rausch schon im Zelt. In jedem Fall war es im Lager der II. deutlich ruhiger als im Lager der Praetorianer, von dem sie gerade kamen. Das war auch der Grund, weshalb sich Regulus entschloss die Sklavinnen die letzten paar Meter einfach so mit sich zu nehmen. Er rief in den Wagen. "Kommt ihr beiden, wir sind da und ihr braucht euch jetzt nicht mehr zur fürchten." Er wartete bis sie aus dem Wagen gestiegen ware und führte sie dann zu Burdos Zelt, so wie Regulus es mit dem Veteran verabredet hatte. Doch als sie dort ankamen und das Zelt betraten, staunte der Legionarius nicht schlecht. Es war leer! Kein Burdo, keine Aurelia! Was trieb der Typ nur gerade? Er wandte sich an die Sklavinnen. "Setzt euch hier erst einmal irgendwo hin. Das beste wird sein, wir warten, bis Burdo zurückkehrt."

    Der Marsch durch Italia gehörte mit zu den Entspannteren, die Regulus in seiner bisher noch jungen Legionärszeit miterleben musste. Aber war überhaupt nicht alles besser, als mühsam über die Alpen zu latschen? Aber nicht nur dies, sondern auch der Sieg im Rücken ließ das Ganze zu einer wirklich ruhigen Angelegenheit werden. Dazu hatte Regulus auch noch Glück sich die Städte Italias noch näher ansehen zu dürfen, denn als junge Soldaten, die dazu auch noch Auszeichnungen vorzuweisen hatten, gesucht wurden, wurde er natürlich sofort eingespannt, um bei der Rekrutierungsarbeit zu helfen. Mit Armillae und Phalera konnte er sich durchaus sehen lassen, vor allem in seinem Alter! Etwas unwohl fühlte er sich allerdings schon, denn er sollte zur Schau gestellt werden, sollte den Männern in Eturien zeigen, wie man als Legionär aussehen konnte. Dabei empfand sich der Artorier im Grunde als nichts besonderes. Er hatte seiner Auszeichnungen eher aus Zufall erhalten. Nicht gerade die Phalera, weil die jeder bekam, aber die Armillae... das war doch recht überraschend für ihn.


    Wie dem auch sei, nun befand er sich mit Corvinus und weiteren hochaufpolierten Männern auf Rekrutierungsmission. Nettes Städtchen, dachte sich der Artorier nur als sie sich auf das kleine Forum mit der Rostra zubewegten. Gemeinsam nahmen sie Aufstellung und Corvinus hatte die ehrenvolle Aufgabe zum Volk zu sprechen. Ob er das gerne machte? Regulus selbst hätte ja keine Lust darauf gehabt. Da muss man den Leuten das Blaue vom Himmel versprechen, wo doch in einem Bürgerkrieg nur Tod und Verderben auf sie warten konnte. Wahrlich, allein von der Miene war der Artrorier wahrscheinlich nicht der motivierendste Teilnehmer dieser Abordnung.


    Die Rede des Centurios war recht solide, kein Cicero, aber auch mehr als man einem Soldaten womöglich allgemein zugetraut hätte. Nicht weit von der Rostra hatte man einige Tische aufgestellt, wo sich nach der Rede einige Legionäre niedersetzt, unter anderem auch Regulus, weil er schreiben konnte. Hier konnten nun die Bürger antreten, wenn sie sich freiwillig melden wollten und in der Tat schienen die Worte des Helvetiers bei dem ein oder anderen Anklang gefunden zu haben. Ein paar junge Männer und ein paar schon etwas Ältere meldeten sich, auch wenn ihre Anzahl überaus beschaulich blieb.
    Einer von ihnen schien sogar noch jünger zu sein, als Regulus selbst.
    "Name?", fragte er nüchtern.
    "Lucius Magius Subrius"
    "Hast du dir das gut überlegt?"
    "Euch scheint es ja recht gut zugehen, so wie ihr ausseht. Das will ich auch! Und dann auch noch das ganze Geld!"
    "Na dann... willkommen in der Legion."


    So ähnlich ging es dann weiter, bis sich die Zahl der Interessenten erschöpft hatte.

    Ja, dass der Eques Ersatz brauchte, leuchtete dem Artorier schnell ein. Es war auch mehr seine Verwunderung und vielleicht auch bisschen Neid, dass er selbst nicht so viel abgegriffen hatte. Hoffentlich würde wenigstens diese ganze Sache hier noch was einbringen, sonst war es sicher das letzte Mal, dass er auf den alten Sack, Burdo, vertraut hatte! "Du scheinst ja voller Abenteuerlaune zu sein.", bemerkte der Artorier als das Pilum entgegennahm und sich auf seinen Platz setzte. Ein Abenteuer, ja, das war das ganze hier wohl zweifellos. Es war schon fast zum genießen, wenn Regulus nicht schon so erschöpft gewesen wäre. Aber er bemühte sich nun gute Miene zu machen und lächelte in Anbetracht der Worte und des Stichs in die Seite durch Antias. "Na dann los." Auch der Artorier blickte sich noch einmal um, den lieben "Prima"-Ruf der Sklavin vernehmend und sein Pilum fest in den Händen haltend. Ja, es sah wirklich etwas offizieller aus.


    Bei der Fahrt durch das Lager der Praetorianer konnten sie noch viele plündernde Kameraden bewundern. Man wunderte sich, dass tatsächlich noch etwas da war. Doch wenn es ums Plündern ging, dann war der Legionär allgemein ein gründliches Tier. Weiter vorne konnte er die Gruppe von Trinkenden erblicken, die Regulus nur mit Mühe verlassen konnte. Gern hätte er sich jetzt irgendwie versteckt, doch das ging leider nicht. Tatsächlich wurde er auch bemerkt und der gute Caudinus, der vorhin noch im Dreck lag, schien wieder bester Laune. Tatsächlich war er der erste, der ihm zurief. "Seht mal, da ist Gaius! Auf einem Wagen! Heeeeey Gaius, heeee!" "So viel Beute, dass er sie nicht mit Händen tragen kann!" "Ja, da musste er sich nen Wagen holen! Hahaha! Artorius! Die Betrunkenen Geister waren für sich und Regulus wank sogar ein wenig zu, während sie die Leute passierten. Caudinus wagte sich sogar neben dem Wagen herzulaufen und versuchte auf den Wagen aufzuspringen, was bei der geringen Geschwindigkeit doch kein Problem darstellen sollte, doch Caudinus rutschte ab und landete wiedermal im Dreck. "Tut mir leid, Caudinus, wir sehen uns im Lager!" Ein bisschen peinlich war das alles ja schon und der Artorier wischte sich den Schweiß von der Stirn und dankte den Göttern, dass sie nicht so tollkühn waren und versuchten den Wagen anzuhalten, einfach aus Spaß oder so.


    Als sie das Lager der Praetorianer verließen, konnten sie endlich ein wenig schneller fahren und es ging Richtung Lager der Secunda. Pure Erleichterung stand dem Artorier im Gesicht. Das schlimmste war überstanden. Während sie hinüberfuhren, wandte sich Regulus einmal nach hinten und rief zu den Sklavinnen: "Wir haben's geschafft, wir sind draußen!" Dann an Antias gewandt: "Das war wirklich gute Arbeit. Willst du danach gleich mit deiner Beute in dein eigenes Lager oder möchtest du noch an der Belohnung für die zwei und die Aurelia beteiligt werden? Der alte Burdo sieht's bestimmt nicht gern, wenn er noch mit jemand weiterem teilen muss, aber diese Patrizier haben doch eigentlich ohnehin immer genug Kohle."

    Gerührt war das trunkene Herz des Artoriers als sich Mara bei ihm bedankte. Wenn doch der Umtrunk eingeplant gewesen wäre... aber unter Legionären war es manchmal schwer die sozialen Bande zu durchtrennen. Er lächelte und nickte mit dem Kopf als noch einmal sein Name wiederholt wurde. Für einen Moment setzte er sich hin. Sein letzter Schluck Wein war inzwischen einige Zeit her, stattdessen plagte ihn nun zusehends Müdigkeit. Er bemühte sich jedoch aufrecht zu bleiben, bis Servius zurückkehrte. Dieser ließ sich mehr Zeit, als er es gedacht hätte. Dass dieser zwischendurch noch einmal Plündern ging, konnte Regulus nicht ahnen, auch wenn es vielleicht auf der Hand gelegen hätte. Doch dann hörte er endlich die Stimme des Legionärs von draußen schallen. Er stieg aus dem Wagen und sah seinen neuen "Verbündeten" bereits mit dem Vieh hantieren. "Warum hast du denn gleich so viel mitgebracht? Wozu denn ein Maultier?", waren nur seine ersten Fragen, die er jedoch eigentlich gar nicht beantwortet haben wollte. Der Mann dachte offensichtlich noch an größeres. Er half ihm seine Extrabeute anzubinden und kümmerte sich dann um die beiden Pferde, die sie brauchten, um den Wagen zu fahren. Vorne spannte er sie an den Wagen und hoffte, dass er es noch einigermaßen richtig machte. Es war wahnsinnig lange her, dass er mal mit einem Pferd hantierte und galt für ihn als absolute Ausnahme. Glücklich war man, wenn man tatsächlich jemanden kannte, der sich so etwas prächtiges und teures wie ein Pferd leisten konnte. "Nun gut, jetzt kommt der schwierigste Part", bemerkte der Artorier und sah Antias dabei in die Augen. "Wir müssen zum Lager meiner Legion, ein Kamerad passt dort in seinem Zelt auf die Aurelia auf. Du darfst den Wagen manövrieren." Der Artorier hatte schließlich auch keine Ahnung, wie man das am besten machte, aber der Eques wird das schön können, so sein Gedanke.

    Wie auch immer der Artorier die Begründung von Antias fand, er hatte einfach keine andere Wahl und mit etwas Glück war dies die beste Möglichkeit, die sich ihm noch bot, ein kurzes "Hmpf...", aber dann zeigte er sich kooperationswillig. "Einverstanden, wir machen es auf deine Weise." Was der Legionär mit den Sklavinnen zu schaffen hatte, wusste Regulus kein bisschen, die Worte, die er an sie richtete, verwirrten ihn einfach nur. Da sprange er dann aber auch schon kurze Zeit aus dem Wagen und holte die Pferde. Er selbst passte auf die Sklavinnen auf. "Mit etwas Glück seid ihr bald in Sicherheit.", sprach er dann noch und wartete ungeduldig auf diesen Antias. Hoffentlich wusste dieser, was er tat.

    Auf nach Rom, hieß die Losung. Zurückgelassen wurde das große Schlachtfeld, zurückgelassen wurden die Verwundeten, die armen Hunde, die sich immer noch an ihren tiefen Wunden quälen mussten. Die ewige Stadt und das Ende des Krieges warteten nun auf sie. Egal, was für große Politik hier entschieden wurde, egal, wen sie auch immer auf den Kaiserthron gehoben hatten. Was spielte das schon ernsthaft für eine Rolle für den kleinen Legionär, der nur noch Blut und Schweiß kannte? Etwas romantisches hatte es aber zweifellos an sich. Da marschierten sie nun, mit Auszeichnungen dekorierte Sieger durch die wunderschöne Landschaft Italias und auf nach Rom, von wo Regulus einst selbst kam, bevor er zur Legio II. ging, ganz dem Pfad seines Großonkels dritten Grades folgend. Ob sie dann siegend durch die große Stadt ziehen würden, sich bejubeln ließen von all dem Volk als Lohn für all die überstandenen Mühen? Doch was, wenn das Schlimmste vielleicht erst noch kam? Die größte aller Schlachten war hinter ihnen, doch was, wenn der Vescularier bis zum letzten Mann kämpfen würde? Sterben durch die Klinge konnte man wohl immer noch und von daher blieb trotz Armillae und Phalera kein Grund für übermäßigen Optimismus. Schließlich gab man mit dem passenden Schmuck auch eine viel bessere Leiche ab... Nein, vorbei war es wohl noch nicht... dieses Weltfest des Todes.