Beiträge von Sergia Fausta

    Und rum war sie. Die Amtsperiode. Und mit ihr das Konsulat vom Claudius. Des Mannes, der den Senat lieber mit seinen privaten Racheplänen gegen mich beschäftigte. Als dass er sich darum kümmerte, in welches Amt sein eigener Sohn in der nächsten Wahlperiode kam. (Kein Wunder, dass der arme Claudius Gallus es trotz Alter noch zu nichts gebracht hatte. Wenn sein Vater solche Prioritäten setzte.) Wie man hörte, hatte der Claudius sich sogar die Zeit genommen und extra Wachstafeln vorbereitet. Mit Teilen meiner Aussage. Und diese Tafeln dann unter den Senatoren verteilt. So verzweifelt war er. So besessen von seiner Rache.


    Und das alles, obwohl ich eigentlich die Beleidigte sein müsste. Denn wer war als Zeugin geladen worden und wurde wie eine Verdächtige verhört? Sogar gedroht hatte er mir, als ich nicht mehr mitmachen wollte. (Gut: Die Drohung war nur heiße Luft gewesen. Das hatte ich sofort durchschaut. Eine Drohung blieb sie trotzdem. Und wo das hinführte, sah man ja: Mitten in den Senat.) Ich saß gemütlich hinter meinem Schreibtisch. Ein Gläschen Wein in der einen Hand. Ein netter Krimi in der anderen. (Mein Vetter Commodus hatte mir ja zur Hochzeit so viele geschenkt.) Der letzte Tag der Amtsperiode war angebrochen. Ein Tag zum Genießen.

    Für einige Römer war ich ein gemeines Biest. Eine regelrechte femme fatale. (Was auch immer man darunter verstehen wollte.) Aber eigentlich stand ich nur für das ein, woran ich glaubte. Und ich glaubte zum Beispiel daran: Dass man nach dem Ende einer kleinen Eiszeit erstmal eine Runde Frühjahrs-shoppen gehen sollte. Oder auch: Dass ein fairer Wettbewerb nach den Regeln der Lex Mercatus wichtig war für den freien Markt. Darum kam ein Bote zum Sprechsaal der Ädile und gab einen versiegelten Brief für den Aedilis Curulis ab:


    Wer das Siegel brach, der konnte das Schreiben lesen....


    Sim-Off:

    Sextus Aurelius Lupus hat eine PN. ;)

    Frage: Gilt diese Spielregel eigentlich noch?


    Zitat

    Du darfst keine NSCs einsetzen, die mehr Befugnisse haben als deine eigene ID.


    Ich frag nur, weil ich da gerade auf einen Peregrinus gestoßen bin, der..


      [*] eins (Volusus Pinarius Albus),
      [*] zwei (Cossus Geminius Veranianus),
      [*] drei (Caius Ovinius Limetanus),
      [*] vier (Kaeso Fabius Saxa),
      [*] fünf (Tiberius Crepereius Philo),
      [*] sechs (Lucius Geminius Trio),
      [*] sieben (Vinicia Livenineae),
      [*] acht (Suetia Camelia)

    ..römische Bürger-NPCs schreibt. Seit langem offensichtlich schon. (Ich geb zu: Der achte soll ein Kerl sein, trägt aber einen Frauennamen. Das verwirrt mich ein bisschen. :D Aber der Rest: 6 Männer mit männlichen Gentilnomen & 1 Frau mit weiblichem Gentilnomen. Darunter sogar die bespielten Gentes Fabia & Vinicia.)


    ?(

    Bitte..?!? Er glaubte mir nicht. Kalt wie ein Fisch ließ er mich hängen. Genauso wie vorher schon mein Patron. Ich war mit einem Wort: Fassungslos. Bedeutete denn heute gar nichts mehr etwas? Ein Patron, der kein Interesse daran hatte, seine Klienten irgendwie vor falschen Anschuldigungen zu schützen? Ein Ehemann, dem es ganz egal war, dass ich von einem Soldaten misshandelt worden war? Dieser Tiberius hatte mich doch eiskalt verletzt! Nicht nur in meiner Ehre, als er mich aus meinem eigenen Haus verschleppen ließ. Sondern ja wohl auch richtig körperlich.. mit sichtbaren Spuren! Warum sonst musste ich eine Perücke tragen? Weil man es sehen konnte, was der Kerl getan hatte!


    Ich ließ meine Perücke fallen. Sie rutschte mir einfach durch die Finger. "Aber du musst mir glauben!" Eine Forderung, die fast schon ein bisschen flehend klang. Denn ich kam mir langsam wirklich immer isolierter vor. Mein Sohn rannte weg. Mein Patron löste sich von mir. Mein Mann glaubte mir nicht. Obwohl er die Beweise hier direkt vor sich hatte. Wer blieb mir da noch? Meine helvetischen Vettern, von denen ich schon wer-weiß-wie-lange nichts mehr gehört hatte? Sicher nicht. Selbst mein Onkel Kaeso Annaeus Modestus war ja inzwischen gestorben.. (Oder vielleicht sogar gestorben worden. Denn zuletzt war er ja mit einer aus dieser Duccier-Sippe verheiratet gewesen. Und dann starb erst mein Onkel. Und gar nicht soo viel später dann auch sein Sohn. In viel zu jungen Jahren. Sehr mysteriös. Vor allem, falls diese Frau da immer noch bei den Annaern gewohnt hätte. Bei denen sie ja nix und gar nix mehr verloren hatte, seit mein Onkel tot war und sie eine Witwe!) "Hier!" Ich ging auf die Knie. "Ich werf mich vor dir auf die Knie! Und ich schwöre auf den Stein des Iuppiter, dass dieser Trecenarius Aulus Tiberius Verus mich misshandelt hat." Nur Worte und Gesten. Die überzeugten Marcus jetzt bestimmt auch nicht großartig.


    Aber was konnte ich sonst noch machen? "Bitte. Du musst mir glauben! Du musst Marc zurück nach Bovillae schicken. Und Faustinchen am besten auch." Die war ja noch in Misenum. (Das hatte ich bis heute natürlich auch herausgefunden.) "Du musst die beiden auf dein Anwesen schicken. Weg aus Rom. Und weg von mir." Es konnte jeder von mir halten, was er wollte. Aber das tat selbst mir ganz tief drinnen weh. Zu wissen, dass meine Kinder in meiner Nähe zur Zeit einfach nicht sicher waren. Nicht solange dieser Tiberius so eine Gefahr darstellte. Dann setzte ich mich mit meinem Po auf meine Fersen. Die Anspannung in meinem Körper fiel ab. Denn: "Und du solltest wissen, dass dieser Trecenarius Aulus Tiberius Verus auch gegen dich ermittelt hat, Marcus." Das fiel mir ganz plötzlich wieder ein. "Denn ich hab ihm bestimmt nichts gesagt. Von deinen gewissen.. Vorlieben." Und das war die Wahrheit. "Ich bin nicht mal darauf eingegangen, als er das angesprochen hat." Auch das war die reine Wahrheit. "Denn ich hab nichts davon, wenn das rauskommt: Du würdest dich trennen. Ich bräuchte einen neuen Ehemann. Ich würde meine Kinder.." verlieren. Genauso wie ich sie ja jetzt schon verlor. Indem ich sagte, dass sie beide nach Bovillae sollten. Ich schluchzte. Versuchte, zu viel Emotionalität zu unterdrücken. "Du willst wissen, was passiert ist, dass ein Prätorianer vor dem Haus steht?" Meine Frage von vorhin wiederholt. Nur diesmal nicht kämpferisch sondern ruhig. Um Fassung bemüht. "Der Trecenarius Aulus Tiberius Verus ist passiert."

    Ich hatte den Brief meines Vetters sofort vernichtet. Ein kleines Öllämpchen hatte ihn schnell und leise gefressen. Ohne Spuren zu hinterlassen. Denn ich musste sehr vorsichtig sein. Die Domus Iulia wurde beobachtet. Von Prätorianern. Und wer das Haus beobachtete, der verfolgte sicher auch meine Boten. Und vielleicht fingen diese Schwarzröcke meine Nachrichten sogar ab. Wer wusste das schon? Darum hatte ich mir ein paar Sicherheitsmaßnahmen überlegt: Erstens. Ich verschickte einen fein und sauber gesiegelten Brief. Wo der Empfänger am Siegel sehen konnte, ob der Brief zwischendurch von irgendwem gelesen wurde oder nicht:


    Und zweitens. Ich hatte beschlossen, dass es vielleicht nicht so klug wäre, wenn ich jetzt so ganz frei von der Leber weg meinem Vetter Commodus schrieb. Da schrieb ich lieber einer fiktiven Marcia Helvetiana Commoda.. oder noch besser einer fiktiven Cominia Helvetiana Marcella. Denn beim ersten Namen wars vielleicht doch noch ein bisschen zu offensichtlich, wem ich wirklich schrieb. Dann am Anfang ein bisschen Blabla. Im zweiten Absatz eine kleine Nachfrage zum Aufenthalt in Paxos. Und im dritten Teil dann schön betonen, dass ich nicht freiwillig die Christianer (die mir im Grunde eigentlich reichlich egal waren) verdächtigte. Dazu der dezente Hinweis, dass die Domus Iulia beobachtet wurde. Und dann konnte man sich auch ganz leicht denken, wer mich da zu diesen Verdächtigungen gezwungen hatte. Eine kleine Warnung zum Schluss. Zusammen mit dem Hinweis, dass ich mich meldete und ihn einlud, sobald ich die Schwarzröcke vor meiner Haustür irgendwie wieder losgeworden war. Und fertig war mein Brief:

    Sergia Fausta Cominiae Helvetianae Marcellae s.d.


    Es ist so schön, dass du das Heim deiner früheren Gens besuchst, meine liebe Cominia. Ich bin mir sicher, die Helvetier werden sich freuen. Denn manche Leute reden zur Zeit so viel Schlechtes über die Helvetier (und auch über mich), dass es fast nicht auszuhalten ist. Da habe ich mich umso mehr gefreut, dass du trotzdem jetzt erstmal in der Villa meines Vetters Varus wohnen willst.


    Erzähl mir: Wie geht es deiner Tante Paxaea? Ich habe gehört, du warst bei ihr, bevor du nach Rom gekommen bist? Und weil ich es immer verwechsle: War sie die Tante mit den Oliven oder die mit dem Wein? Vergib mir, dass ich mir das immer noch nicht gemerkt habe. Ich lerne es bestimmt noch. Vielleicht. Mal sehen.


    Ich muss dir übrigens ganz dringend noch etwas Wichtiges sagen. Es ist so wichtig, ich fühle mich regelrecht dazu gezwungen. So gezwungen, dass ich es dir einfach nicht vorenthalten darf. Denn ich war mir am Anfang nicht sicher. Aber jetzt habe ich keinen Zweifel mehr. Meine liebe Cominia, hinter diesem Sklavenaufstand steckt niemand sonst als diese elendige Christianer-Sekte! Halte dich fern von diesem unrömischen Pack, das nur Chaos stiften und uns alle ins Verderben stürzen will. Mein Informant hat auch mir zu äußerster Vorsicht geraten. Drum hab ich auch einen Gefallen eingefordert, damit die Domus Iulia bis auf Weiteres von einigen Prätorianern bewacht wird. Denn dieser gefährlichen Christianer-Sekte ist ja offenbar alles zuzutrauen!


    Bleib vorsichtig. Geh nicht allein aus dem Haus. Und vor allem: Sag auch deinen anderen Freundinnen Bescheid. Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich weiß, dass diese Plage nicht länger eine Gefahr für uns alle ist. Vielleicht kannst du mich dann auch mal besuchen. Ich würde mich sehr freuen. Iunos Segen sei mit dir. Und Minerva möge dich schützen.


    Vale bene!

    Was? Der kleine Marc war nach seinem Verschwinden in Misenum am Ende bei seinem Vater in Bovillae wieder aufgetaucht? Unmöglich, dass er das allein geschafft hatte. Absolut ausgeschlossen. Er musste Hilfe gehabt haben! Was also hieß: Sein Ausreißen war vermutlich nicht mal auf seinem eigenen Mist gewachsen. Sondern irgendwer hatte ihm diesen Floh erst ins Ohr gesetzt. Und ihm dann bei seiner Flucht geholfen. Um mir eins auszuwischen! Oh, und ich hatte auch schon eine sehr gute Vorstellung, wer dafür verantwortlich war. (Marcus selbst schied ja irgendwie aus, wenn ihn das überrascht hatte. Aber diese selbstgerechten Nachbarn in Misenum. Die hatten doch nur darauf gewartet, mir mal ordentlich eins auszuwischen. Das würde denen noch Leid tun!)


    Ich sagte erstmal nichts dazu, solange ich nichts gefragt wurde. Viel interessanter war ja auch, dass sich Marcus plötzlich wunderte, dass die Prätorianer das Haus bewachten. Denn das hieß ja: Ups! Da hatte wohl ein Tiberius vergessen, mit meinem Mann zu sprechen. (Schon wieder so ein grob fahrlässiger Fehler. Was waren die Schwarzröcke nur für ein Verein?) Jetzt hatte ich die einmalige Möglichkeit, den Ereignisse meinen eigenen Spin zu geben. Und damit auch stark zu beeinflussen, wie mein lieber Marcus auf die Vorgänge blickte. (Genauso hatte es der Tiberius ja wahrscheinlich auch mit meinem Ex-Patron gemacht. Dessen Brief war ja aus so heiterem Himmel gekommen. Irgendwer musste da vorher mit ihm geredet haben. Über die konstruierten Vorwürfe gegen mich. Irgendwer hatte also mit seinem Spin die Geschichte erzählt. Und damit den Decimus so beeinflusst, dass der das Patronat beendet hatte. Was natürlich nichts daran änderte, dass die Art und Weise vom Decimer trotzdem echt mies war: Ohne Begründung, unpersönlich und ohne die Möglichkeit, dass ich zu den Vorwürfen Stellung nehmen konnte. So hatte er mich fallen lassen. Nach all den Jahren.)


    Aber jetzt hatte ich ja wenigstens hier meine Chance. "Du willst wissen, was passiert ist, dass ein Prätorianer vor dem Haus steht?" Rhetorische Frage. "Der Trecenarius Aulus Tiberius Verus ist passiert." Den Namen schmierte ich ihm aber als allererstes gleich mal aufs Brot. "Ich wollte mit unseren Kindern nach Misenum, um sie davon abzulenken, wie sehr sie dich vermissen." Das war natürlich ein bisschen geflunkert. Aber wie gesagt: Wenn ich schon die Chance hatte, als erstes ihm davon zu erzählen. Dann bekam die Geschichte natürlich auch meinen Spin! "Und dann steht eines Morgens plötzlich eine ganze Truppe irgendwelcher Prätorianer in meinem Haus. Keiner konnte mir sagen, was sie von mir wollten. Keiner hat mir die Möglichkeit gegeben, mich von Faustinchen zu verabschieden. Man hat mir nur einen Sack über den Kopf gestülpt und mich aus meinem eigenen Haus entführt!" Unvorstellbar, oder? "Bis hier nach Rom hat man mich verschleppt. Da hat man mich dann in die Casa Sergia gebracht. Aber nicht zu meiner lieben Base Severa. Sondern zum Trecenarius Aulus Tiberius Verus." Der Name sollte sich ruhig schön einprägen. "Der hatte das Haus nämlich in Beschlag genommen, während Severa nicht da war. Und er hat es durchsuchen lassen, hat einer der Sklaven später erzählt. Keine Ahnung, ob er geglaubt hat, dass ich irgendwie da wohne." Ich schüttelte den Kopf. Denn was auch immer die Prätorianer da beschlagnahmt oder kopiert hatten. Es war definitiv nix von mir. Dafür wohnte ich ja schon viel zulange hier. In der Domus Iulia. (Was fast genauso leicht herauszufinden war wie der Name meiner Mutter. Und dass ich über sie eine Base meiner helvetischen Vettern war. Aber das nur so am Rande.)


    Zurück zum Wesentlichen. "Wie eine Hochverräterin hat er mich verhört. Hat mir vorgeworfen, ich könnte etwas mit diesem blöden Sklavenaufstand zu tun haben. Kannst du dir das vorstellen? Ich? Mit irgendwelchen Sklaven?" Da kannte mich Marcus hoffentlich besser! "Ständig wollte er, dass ich zugebe, eine Christianerin zu sein. Immer wieder hat er damit angefangen. Obwohl ich sogar angeboten habe, Iuppiter zu opfern! Aber das hat ihn alles nicht interessiert. Er wollte, dass ich eine Christianerin bin. Und er wollte, dass ich irgendwie Schuld an diesem dämlichen Aufstand habe. Weil das angeblich zwei Zeugen so gesagt haben." Ich schüttelte entschieden den Kopf. "Genauso hat er aber auch gesagt, dass er meine Kinder in seiner Gewalt hätte. Und wo unser Sohn war, das weiß ich ja jetzt!" Die Lüge war nun aufgeflogen. Und ich benutzte sie sofort, um die Glaubwürdigkeit vom Tiberius zu schwächen. "Er hatte die ganz kuriose Idee, dass meine helvetischen Vettern Commodus und Varus oder ich irgendwie von diesem Aufstand profitiert hätten. Ich meine, ernsthaft? Ich hab genug Geld. Und auf dem Palatin profitiert ganz sicher keiner davon.. erst recht kein Prokurator, wenn ringsherum ein Aufstand tobt." Völlig absurd. "Und Commodus? Der nach seinem Erbe vom Senator Helvetius Geminus auch reich genug ist? Der nach dem Tod vom Cornelius am eigenen Leib erfahren hat, wie sch..lecht es ist, wenn man in unruhigen Zeiten Karriere machen will?" Genauso unglaubwürdig. "Und Varus? Dem seine Weinreben sogar wichtiger sind als die Erhebung in den Ritterstand?" Schon unter meinem Vorgänger-Prokurator war er Ritter geworden. Und hatte trotzdem immer noch nicht sein erstes Ritteramt angetreten. "Ausgerechnet der soll sich aber plötzlich so brennend für alles interessieren, dass er einen Aufstand unterstützt? Wozu?" Das machte alles keinen Sinn.


    Ich schüttelte mit Nachdruck den Kopf. Schluchzte. Und konnte mir sogar eine kleine Träne abringen. "Am Ende hat mich dieser Kerl sogar misshandelt, Marcus!" Noch ein Schluchzen. "Er hat zugegeben, dass sich jeder Verdacht gegen mich zerschlagen hat." Sogar vor mehreren Zeugen. "Und er hat mich trotzdem misshandelt." Wieder ein Schluchzen. "Er hat mir gedroht, dass ich sterbe. Wenn ich irgendwem das alles erzähle." Ich stand auf von meinem Platz vor dem Spiegel. "Er hat meinen Patron dazu gebracht, dass er sich von mir trennt." Konnte ich nicht beweisen. Machte ja aber Sinn. Und passte top ins Bild. "Damit ich ganz allein bin." Ich ging einige Schritte auf Marcus zu. Kam erst kurz vor ihm zu stehen. Ich sah auf den Boden. "Damit ich niemanden mehr hab." Ein schneller Kontrollgriff mit meiner rechten Hand: Die Partie zwischen Auge und Nase war von Tränen feucht. So sah ich dann zu Marcus auf. "Dieser brutale Trecenarius Aulus Tiberius Verus." Noch ein Schluchzen. Dann meinen Blick von Marcus abgewandt. Und langsam zog ich mir die Perücke vom Kopf....

    Ich hielt mich also noch eine ganze Zeit lang mit meiner Perücke auf. Eine Art Vorbereitung auf die Einladung, die ich erwartete. (Hatte mir der Foltermeister ja angekündigt.) Und Marcus? Er kam natürlich nicht. Hätte mir ja auch selbst klar sein können. Dass er weiter einen Bogen um mich machte. Warum hätte sich das jetzt auch ändern sollen? Naja. Irgendwann ging ich dann eben ins Bett. Und irgendwann kam dann eben der Tag, an dem ich die angekündigte Einladung bekam. Und am selben Tag (wie es in der Einladung stand) beim Konsul auftauchte.


    Mein Auftritt vor der Ermittlungskommission lief dann.. erst gut.. und später ein bisschen aus dem Ruder. Aber ich war ja auch von Anfang an provoziert worden. Ohne Begrüßung und ohne Vorstellung der Kommissionsmitglieder sollte ich sofort irgendwelche Fragen beantworten. (Von der Prätorianern war sowas ja zu erwarten. Aber von einer Kommission eines Konsuls? Selbst in zwei Jahrtausenden verhörte sicher niemand einen Zeugen, ohne dass der auch wusste, mit wem er gerade redete. Nicht in einem Rechtsstaat.) Und kaum fragte ich also selbst nach, da wurde ich auch gleich das erste Mal vom Konsul angezickt. (Und so weiter. Und so weiter.) Am Ende hatte sich das ganze Theater dann aber trotzdem noch irgendwie gelohnt. Denn ich wusste jetzt, wer dieser Foltermeister war. Und ich hatte einen vortrefflichen Spitznamen für den claudischen Konsul gefunden.


    Kaum zurück in der Domus Iulia zog ich mich ins Schlafzimmer zurück. Ich setzte mich vor meinen Spiegel. War stolz darauf, dass anscheinend niemand meine Perücke bemerkt hatte. (Aber das waren ja auch alles nur Männer gewesen. Frauen hatten da ja mehr einen Blick für solche Details.) Und ich überlegte, was ich mit meinen neuen Informationen als nächstes anstellen konnte. (Davon dass der Claudius schon bald den Senat versuchen würde zu instrumentalisieren, um sich an mir zu rächen. Davon ahnte ich hier jetzt natürlich noch nichts. Leider.) Mitten in meine Gedanken platzte dann unerwartet mein Marcus. "Ja bitte?" Wir mussten reden. "Ach ja? Müssen wir das?" Der Kerl war heute schon der Zweite, der mir vorschreiben wollte, was ich angeblich alles musste. Sogar der Dritte, wenn man die Einladung zum Konsul mitzählte. "Na schön. Dann lass uns reden." Es war ja nicht so, dass ich immer nein sagte. (Der Einladung in die Villa Claudia war ich ja auch ohne Murren gefolgt.) "Lass uns reden darüber, wie deine kleine "Geschäftsreise" so war. Hattest du Spaß in Bovillae?" Ich fixierte Marcus mit meinen Augen, während ich ihm diese provokante Frage vor die Füße warf. (Mir sollte heute nicht nochmal jemand sagen, was ich alles musste und durfte und was nicht!)

    Niemand hatte mich am Anfang dieser Veranstaltung irgendwie begrüßt. (Stattdessen gabs als erstes die kleine Regelkunde vom Konsul.) Da wars jetzt nur konsequent, dass der Claudius mich (als Gast in seinem Haus) auch nicht verabschiedete. Wahrscheinlich war er jetzt beleidigt. Weil ich vor versammelter Mannschaft seine Zuständigkeit in Frage gestellt hatte. Aber da war er am Ende selbst Schuld. So wie er mich provoziert hatte.


    Wenigstens schien er einzusehen: Unabhängig ermitteln konnte er liebend gerne. (Das konnte ich auch. Das konnte jeder.) Aber zur Mitarbeit bei diesen unabhängigen Ermittlungen zwingen, konnte er niemanden. Denn sowas konnten nur die zuständigen Ermittlungsbehörden. Die dafür eine rechtliche Grundlage hatten. Ein Konsul war eben kein Kaiser. Auch wenn er Nero Claudius Menecrates hieß.


    Tja. Und so ging ich dann auch einfach, als die heutige Sitzung für beendet erklärt wurde. Ohne ein weiteres Wort an den Claudius zu verschwenden. Ab in meine Sänfte, die draußen wartete. Und dann direkt nach Hause. Bis zur Domus Iulia wars ja zum Glück nicht weit.

    Ach. Forderte mich der Konsul da etwa gerade heraus? "Ich danke für den Hinweis." Ein schnippisches Lächeln. "Und das ist auch der Grund, warum ich mit den zuständigen Ermittlungsbehörden bereits kooperiere." Passend dazu sah ich zum Tiberius, der hier scheinbar die Prätorianer vertrat. "Denn auch wenn du dich und deine Kommission scheints für die besseren Ermittler hälst. So wie du den Tiberius zurechtgewiesen hast, als der von seinen Ermittlungsergebnissen berichtet hat." Denn da sagte der Tiberius, dass sich die "erheblichen Vorwürfe" gegen mich nach den Schwarzrock-Ermittlungen zerschlagen hatten. Und was war die erste Reaktion des Konsuls? Das sollte man ihm doch erstmal beweisen, "bevor die Kommission zu diesem Sachverhalt selbst ermitteln wird". (Weil ja niemand besser ermittelte als ein claudischer Konsul. Erst recht nicht irgendwelche schlampigen Prätorianer.) "Aber das letzte Mal, dass ich nachgeschaut habe, stand im Paragraphen über die zuständigen Ermittlungsbehörden kein Wort von der Zuständigkeit des Konsuls, einer von ihm geleiteten Kommission oder irgendeines anderen Magistraten des Cursus Honorum." Was für mich vor allem hieß: Es war nicht am Konsul, hier zu bestimmen, wer verdächtig war und wer nicht. (Auch wenn er das schiens sehr gerne so hätte.)


    Es war das gleiche, was ich auch von den Ludi Palatini gehört hatte: Ein "neutral grüner" Konsul veranstaltete Spiele, versuchte irgendwelche Fahrer zu erpressen und zum Schluss endete alles mit einem riesen Knall. Ich erkannte das Muster. "Eigentlich wurde es schon gesagt. Ich wiederhole es trotzdem nochmal. Ich bin schockiert über diesen Aufstand. Und ich arbeite mit den zuständigen Prätorianern zusammen. Um zu tun was ich kann, dass die Verantwortlichen für dieses Fiasko zur Rechenschaft gezogen werden." Beziehungsweise die Prätorianer wenigstens keiner unschuldigen Sergierin und ihren helvetischen Verwandten diesen Mist anhängten. "Falls die Stadtkohorten noch Wert legen auf eine persönliche Aussage von mir. Dann wissen sie bestimmt, wo ich wohne. Oder bitten mich zu einem Gespräch in der Castra Praetoria. Auch dazu bin ich gerne bereit." An die Adresse vom Petronius gesprochen. "Wenn man mich aber hierher einlädt. Mich arglistig täuscht, indem man vorgibt, ich wäre eine Zeugin. Und mich dann behandelt wie eine Verdächtige in einem Verhör. Und mich regelrecht vorführt, indem man vor meinen Augen meine Verdächtigkeit diskutiert, als wenn ich gar nicht da wäre. Und mir am Ende sogar noch droht, mich trotzdem zu verdächtigen. Obwohl der Tiberius doch gerade erst mitgeteilt hat, dass die Ermittlungen der Prätorianer ergeben haben, dass sich die Verdachtsmomente gegen mich zerschlagen haben." Eine lange Liste der Provokationen gegen mich. "Dann tut es mir Leid. Aber dann werde ich hier ganz sicher nicht freiwillig weiter mitarbeiten." Punkt.


    "Und wenn du mich zu einer unfreiwilligen Mitarbeit zwingen möchtest, Konsul? Dann verlange ich erstmal zu erfahren, auf welcher rechtlichen Grundlage du das tun willst." Vorher lief da gar nix. Denn meine Einstellung hatte sich hier ja nicht geändert: Der Konsul wollte etwas von mir. (Meine Aussage.) Nicht umgekehrt. Den freundlichen Weg hatte er sich mittlerweile verbaut. Dazu hatte er mich ein paar Mal zu oft als Verdächtige tituliert. Und hätte mir nicht drohen dürfen. Da konnte er jetzt also entweder den Tiberius ganz lieb bitten, dass der meine "Aussage weiterreichte". Oder er konnte es darauf anlegen, dass nach dem Knall zu den Ludi Palatini auch zum Abschluss seines Konsulats nochmal ein lauter Knall folgte. (Denn als Prokuratorin hatte ich den Kaiser ein bisschen kennengelernt. Und ich hatte große Zweifel daran, dass der mal eben so die römischen Gesetze außer Kraft setzte. Nur um einem einzelnen Konsul und seiner bunt zusammengewürfelten Kommission die Macht zu geben, sich übermäßig in die Amtsbereiche von Stadt- und Prätorianerpräfekten einzumischen.)

    Bitte was? Ich glaubte wohl, ich hörte nicht richtig! Einer meiner Sklaven sollte sich an diesem Aufstand beteiligt haben? Der Sklaven, die sich nicht mal trauten, mir ein Widerwort zu geben? Die sollten mich hintergangen haben, um sich an einem Aufstand gegen Rom (und also auch gegen mich als Prokuratorin!) zu beteiligen? Das war ja wohl lächerlich! Und absolut unglaubwürdig. Hatte mich der Tiberier denn gar nicht kennengelernt? Eine Frau, die am Kaiserhof eine wichtige Prokuratorin gewesen war. Die sollte plötzlich von ein paar eigenen Sklaven überfordert gewesen sein? (Wollte er, dass diese Lüge aufflog?) Noch dazu, dass er den fiktiven Sklaven auch noch zum Ianitor machte! Wo hatte ich denn bitte einen Ianitor?! Der Ianitor der Casa Sergia gehörte der Besitzerin der Casa Sergia: Meiner lieben Base Severa. Und der Ianitor der Domus Iulia gehörte dem Hausherrn der Domus Iulia. Und wer war dort der Hausherr..? (Den einzigen Ianitor, den ich hatte, war der in meiner Villa bei Misenum. Der aber garantiert keinen Wirkradius bis Rom hatte. Das war absurd. Völlig unrealistisch.) Ich konnte es kaum fassen! Man brauchte nur einen Blick in meine Buchhaltung werfen. Dann konnte man ganz leicht sehen, dass ich keinen einzigen Sklaven (nicht einen!) im Zeitraum des Aufstands verloren hatte. Keiner war abhanden gekommen. Weil sich keiner daran beteiligt hatte. Warum sich niemand darum kümmerte, wessen Sklaven wirklich revoltiert hatten. (Brandzeichen und Co. Da gabs ja Möglichkeiten.) Das leuchtete mir nicht ein. Stattdessen dichtete man mir diese durchschaubare Lüge an. Die wirklich jeder nach kurzem Überlegen enttarnen konnte. (Man musste sich ja nur fragen: Wozu hatte ich hier in Rom einen Ianitor? Dann kam man nahezu sofort drauf, dass da was nicht ganz richtig war!) Eine absolut durchschaubare Lüge. Die ich jetzt trotzdem irgendwie so hinbiegen sollte, dass man sie am Ende halbwegs glauben konnte. Männer! Bis zur nächsten Bettkante konnten sie gerade so denken. Viel weiter aber anscheinend nicht.


    Was natürlich auf der andren Seite auch eine Chance war. Denn die Kommission bestand ja durchweg aus Männern.. nicht wahr? Ich bemühte mich. Mir nicht gleich anmerken zu lassen, wie absurd ich die Aussage vom Tiberius fand. Auch dass der fiktive Sklave angeblich immer noch in Gewahrsam saß, widerstrebte mir völlig. Und zeigte mir, dass der Tiberius zwar körperlich irgendwie anwesend gewesen war bei meinem Verhör. Aber ansonsten anscheinend nicht viel mitbekommen hatte. Was jetzt wirklich noch zum Problem werden konnte. Denn ein bisschen lügen und mich verstellen. Das konnte ich. Aber mal eben so zu tun, als hätte ich eine komplett andere Persönlichkeit. Sowas konnte ich ganz sicher nicht glaubhaft rüberbringen. Was er eigentlich wissen sollte, so schnell wie ich ihm nach meinem Verhör wieder Kontra gegeben hatte. Denn ich war nunmal keine liebe, brave Ehefrau. Die heute mal ein bisschen mit einem Sklaven überfordert war. Und so einen törichten Sklaven dann auch noch lieb und nett mit dem Weiterleben belohnte. Wer sollte das glauben? Dass ausgerechnet ich so herzensgut war? Meine Sklaven wurden bestraft, wenn sie nicht spurten. Das war ich. Und je größer der Fehler, umso größer die Strafe. Auch das war ich. Gewahrsam.. pff. Die Freiheit konnte man einem Sklaven nicht mehr nehmen. Erst kam die Züchtigung. Und danach dann irgendwann der Tod. Das war ich. Hart. Und konsequent. Anders wäre ich in meiner Laufbahn nie so weit gekommen. Nicht als Frau. Da kam man mit "lieb und nett" nämlich nicht sehr weit.


    Am Ende fehlten mir einfach komplett die Worte. Die Antwort des Tiberiers war so.. so.. so! Einfach unbeschreiblich. Mir fiel nichts ein, was ich zu seiner Antwort noch sagen konnte. Denn das war eine völlig andere Frau, die der Prätorianer da zeichnete. Eine Unbekannte. Eine Fremde, die ich sein sollte. Und das war mein ganzes Dilemma. Denn eine gute Lüge schmiegte sich so eng an die Wahrheit, dass man sie nicht mehr von der Wahrheit unterscheiden konnte. Das war eine gute Lüge. Wer eine komplett neue Realität schuf, die mit der Wahrheit mal gerade noch gemeinsam hatte, dass ich ne Frau war. Pff. Da konnte ich am Ende wirklich nur noch angespannt lächeln und stumm nicken. Und selbst damit standen die Chancen immer noch gut, dass mit einer richtigen Frage das komplette Kartenhaus in sich zusammenfiel. Hätte der Mann bloß mich diese Frage des Konsuls beantworten lassen. Das Bild der überforderten Hausfrau hätte ich schon irgendwie wieder relativiert. Und zu dem fiktiven Christianer-Sklaven hätte ich auch schon irgendwas zusammengeschustert. Ihn zum Beispiel zum Cursor gemacht. (Boten brauchte man ja immer. Und die waren dazu ja auch noch viel unterwegs. Kamen viel rum. Konnten viele Kontakte knüpfen.) Da wär mir schon was zu eingefallen, was nah genug an der Wirklichkeit war, dass man es mir auch abnehmen konnte. Aber das? Ein Ianitor in Gewahrsam. Da hatte ich keinen Schimmer, wie ich das noch glaubhaft verkaufen sollte. (Immerhin wusste ich jetzt, warum der Prätorianer Tiberius hieß. Ein Name, der ja normalerweise für "Patrizier" stand. Und also für "Senatorenlaufbahn".. Trecenarius. Der Mann war wahrscheinlich nicht mal Ritter.)


    Die Frage des Konsuls hakte ich also innerlich ab. Der Tiberius hatte sie für mich beantwortet. Und dieser Antwort konnte ich nicht mehr viel hinzufügen. (Ich hätte nicht gewusst was.) Die nächste Frage stellte der Flavius. Eine schöne Frage. Ich nickte unbewusst. Aber bevor ich etwas sagen konnte, redete der Tiberius wieder. Und verhielt sich mir gegenüber wie der letzte Idiot. (Registrierte er überhaupt, dass ich im Raum war, während er SO über mich herzog?!) Mein Kopf bewegte sich ganz leicht von links nach rechts und wieder zurück. Denn mit jedem weiteren Wort des Prätorianers sank mein Wille zum Mitspielen gewaltig. Erst diese absurd schlechte Lüge, die er mir in den Mund gelegt hatte. Die hinten und vorne keiner Nachfrage standhalten würde. Dann diese offene Beleidigung im Beisein anderer. Er führte mich hier gerade vor! Dieser schwarze Depp. "Fausta bleib ruhig!" So mahnte ich mich selbst. Und sagte nichts. Nicht zur Königin. (Was so abstrus war, dass es dem ersten sofort so lächerlich erschien, dass er lachen musste.) Nicht zur "römischen Zurückhaltung". (Seit wann bitte waren denn Zurückhaltung und Demut römische Tugenden?! Wer sowas behauptete, während er von den Mos Maiorum redete, der hatte keine Ahnung. Von nichts.) Nicht zu den frevelhaften Worten des Prätorianers über den Augustus. (Ich hoffte, der angegriffene Petronius erzählte das rum.)


    Und dann fühlte sich auch der Konsul stark genug, um nochmal verbal auf mich einzuschlagen. Ausgerechnet der! "Ich muss mich entschuldigen. Mir wurde mitgeteilt, dass ich heute als Zeugin hier stehen soll, um dieser Kommission ihre Fragen zu beantworten. Aus dem Grund bin ich herkommen. Aus freien Stücken. Um zu helfen." Ich lächelte abschätzig. "Aber es scheint mir, als will man meine Hilfe hier gar nicht. Ich bin zu impulsiv, zu narzisstisch und zu emotional, um ein öffentliches Amt auszuüben? Dann bin ich auch zu impulsiv, zu narzisstisch und zu emotional, um hier als Zeugin vor dieser Kommission auszusagen." Kühl gesprochen. "Alle hier haben ihre vorgefertigte Meinung über mich. Der Decimus." Ich zeigte auf ihn. "Er hat mich vor wenigen Tagen aus seinem Patronat entlassen. Nicht in einem persönlichen Gespräch. In einem unpersönlichen Brief. Ohne jede Begründung. Heute ist mir nun klar: Als Eques und Prokuratorin, die nichts brauchte, war ich eine tolle Klientin, mit der man gut angeben konnte. Jetzt, wo ich zum ersten Mal wirklich den Schutz meines Patrons gebraucht hätte, da war es angenehmer, wenn er mich plötzlich nicht mehr kannte." Soviel zu den Mos Maiorum, von denen hier plötzlich alle redeten. "Der Claudius." Zeigte ich dann auch auf den. "Kennt mich noch nicht mal eine Stunde und meint bereits mein ganzes Wesen zu kennen. Wie? Weil ich es gewagt habe, mich unwohl zu fühlen vor einer Gruppe namenloser Gesichter?" Seine drollige Belehrung legte das nah. Aber ich war ja diejenige, die hier übertrieben impulsiv und emotional reagierte. Nicht wahr? (Und ja: Jetzt tat ich es. Nachdem man mich schon soo darum bat.)


    Ich zuckte mit den Schultern. "Es mir also Leid. Dass ich mich unwohl fühle, wenn ich vor lauter namenlosen Gesichtern etwas aussagen soll. Dass ich mich unwohl fühle, wenn man mich als Zeugin lädt und dann wie eine Verdächtige verhört. Dass ich mich unwohl fühle, wenn ich in diesem Haus vom Senator Claudius mehreren Soldaten gegenüberstehe. Obwohl der Kaiser Claudius es als unsittsam allen Soldaten verboten hat, das Haus eines Senators zu betreten." Ich schüttelte den Kopf. "Und dass ich mich unwohl fühle, wenn trotzdem ich es bin, die keine hingebungsvolle Römerin nach den Sitten ist. Obwohl es auch nicht mein Haushalt ist, der neuerdings Asyl bietet für gescheiterte Aufständische." Denn von der öffentlichen Versklavung durch die Prätorianer hatte ich mittlerweile auch gehört. "Es tut mir Leid, dass ich eine emotionale Frau bin." Der letzte Satz war der einzige, den ich halbwegs ernst meinte. Denn ich war nun mal keine schweigsame Raute in der politischen Landschaft, die sich offen demütigen ließ, um damit mittelfristig ihre Macht zu erhalten. Das war ich nicht. Ich war emotional. Und wenn dieser Männerzirkus hier meinte, dass man mich so offen provozieren musste (ich hatte ja extra angeboten, den Raum zu verlassen!), dann verlor ich irgendwann halt meine Coolness. "Was ich den Prätorianerkohorten über die Verstrickung meines Ianitors berichten konnte, das weiß bestimmt auch der Prätorianer hier im Raum. Und kann es euch gerne berichten. Ich fühle mich leider nicht mehr dazu in der Lage, hier noch irgendwas beizutragen." Nicht nach dieser Behandlung. Dieser Demütigung. Der zweiten schon durch den Tiberius. (Das würde noch Konsequenzen haben. Wahrscheinlich auch für mich. Ganz sicher aber für ihn.)


    Aber auch ohne den Eklat hätte ich jetzt nichts groß auf die Frage vom Flavius antworten können. Weil mich die erste Antwort vom Tiberius einfach völlig, völlig aus der Bahn geworfen hatte. (Was hatte er auch eine Frage vom Konsul beantworten müssen, die der an mich gerichtet hatte?) Entweder er ließ mich eine Geschichte erfinden, um die Christianer zu belasten. Oder er hätte seine Geschichte vielleicht vorher ein bisschen mit mir abstimmen sollen. (Dann hätte ich ihn auch auf die Schwachstellen aufmerksam gemacht.) Aber so? So hätte ich meine volle Konzentration jetzt darauf verwenden müssen, dass ich mich in einer Geschichte, die ich nicht kannte, wenigstens nicht noch in irgendwelche Widersprüche verstrickte. Was bedeutete: Eigentlich musste mir der Tiberius seine Geschichte sowieso komplett vorkauen. Denn die Frau, die er beschrieben hatte, die gab es nicht. Eine Prokuratorin, die von ein paar eigenen Sklaven überfordert wurde. Oder die unlogische Sache mit dem Ianitor in Gewahrsam. Selbst die Christianer-Sache: Ich war in Alexandria groß geworden. Wo wahrscheinlich noch mehr Christianer lebten als hier in Rom. Wo die zum Alltag gehörten. Sogar politisch in der Stadtversammlung vertreten waren. So alltäglich waren die da.. So richtig viel hatte ich damals zwar nicht über diese Sekte gelernt. (Einfach weil ich mich für diesen unrömischen Unsinn nie interessiert hatte.) Aber gereicht, um von einem Christianer-Sklaven nicht gleich völlig überfordert zu sein, hatte es allemal. Eigentlich. Aber auch das war ja wieder ich. Nicht die Frau, die der Prätorianer als "ich" gezeichnet hatte. (Inzwischen fragte ich mich wirklich, ob der vor seinem Verhör eigentlich überhaupt irgendwas über mich recherchiert hatte. Oder ob in seinem ominösen Bericht, von dem der Konsul eingangs geredet hatte, am Ende nicht mal was über die Verwandtschaft zu meinen helvetischen Vettern stand.)


    Ich wartete noch einen Moment. Wollte noch irgendwer was zu mir sagen? Mich am Gehen hindern? Falls nicht, hatte ich auf diese Posse nämlich wirklich keine große Lust mehr. Ein Konsul, der sich von meinem Unwohlsein zu Anfang schneller angegriffen fühlte als meine Freundin Sabinilla. Damals in Alexandria. Als wir noch zwei kleine Mädchen waren. (Und trotzdem war ich hier die Emotionale.) Ein Prätorianer, der über die Mos Maiorum schwadronierte. (Ich war erst meinem Vater gefolgt: Cursus Publicus. Dann meinem Großvater in den Ritterstand. Wem war der Tiberius.. als Patrizier.. ausgerechnet in den Stiefel eines einfachen Soldaten gefolgt?) Nicht zu vergessen, dass ich ja nicht rational denken konnte. Weil ich eine Frau war. (Aber auf wessen Mist war die abstruse, unlogische, irrationale Ianitor-Geschichte gewachsen? Hm?) Ich kochte innerlich vor Wut. Dieses selbstgerechte Männerpack!

    Hatte ich das irgendwo gesagt? Dass ich ein Anrecht hätte zu wissen, mit wem ich hier redete? Nein. Ich hatte ganz höflich gesagt, dass ich mich unwohl fühlte. Vor so vielen unbekannten Gesichtern. Und dass es mir helfen würde, wenn ich zu den fremden Gesichtern auch Namen hätte. Denn ich fand: So viel durfte eine Zeugin wohl erwarten. Und ich fand auch: Es sprach nicht gerade für den Konsul, wenn auch andere Zeugen hier eine Aussage machen sollten vor Leuten, von denen sie noch nichtmal die Namen kannten. Das gehörte sich einfach nicht. Und nur weil frühere Zeugen sich vielleicht so vom großen Konsul behandeln ließen, ließ ich das noch lange nicht mit mir machen! Zumal ja auch der Konsul etwas von mir wollte. (Meine Aussage.) Nicht umgekehrt.


    Aber: Keep it cool. War ja nicht mein Problem, wie der Konsul seine Spiele hier veranstaltete. "Soll ich dann wieder gehen?" Süß und unschuldig nachgefragt. Denn den Skandal wollte er sich doch bestimmt lieber ersparen. Eine Ritterin in seinem eigenen Haus festzusetzen. Obwohl sie unschuldig war. Was ja mittlerweile offensichtlich selbst die Prätorianer eingesehen hatten. "Ich meine natürlich: Nur bis das hier geklärt ist. Danach komm ich gerne wieder rein, um die Fragen der Kommission zu beantworten." Ganz so offen provozieren wollte ich den Konsul ja dann doch nicht. Aber er durfte schon wissen, woran er bei mir war. Und das war nicht viel. Nach allem, was ich.. auch wegen ihm.. in der letzten Zeit erlitten hatte.

    Ich war vorbereitet. Darauf, dass hier nicht nur Senatoren hockten. Sondern auch Soldaten. Das hatte ich schon aus Gerüchten gehört. Und das wollte ich mir nur allzu gerne bestätigen lassen. Denn dafür hatte ich extra ein skeptisches Stirnrunzeln eingeübt. Und einen schockierten Gesichtsausdruck. Warum? Weil ich es für ein riesengroßes Unding hielt. Nicht dass hier Soldaten in der Kommission eines Konsuls saßen. Das nicht. Aber: Einst verbot Kaiser Claudius allen Soldaten das Betreten von senatorischen Häusern. Und was machte der Konsul? Ausgerechnet ein Patrizier aus genau dieser Gens Claudia? Genau. Er lud sich erstmal ein paar Soldaten nach Hause ein. (Obwohl er als Konsul garantiert auch in irgendeiner Basilica einen Platz für seine Kommission gefunden hätte.) Die eigenen Ahnen so mit den Füßen zu treten. Ich fand das ja nicht sehr patrizisch. Als Römerin, die auch selbst eine lange Ahnenreihe mit vielen Patriziern darin hatte.


    So verfolgte ich also die Vorstellung der Kommission. Erst der vorsitzende Konsul Claudius. Ich nickte ihm reserviert zu. Dann der Kurator Decimus. Den sah ich nur kalt und reglos an. Dann der Konsular Purgitius. Dem nickte ich wieder höflich zu. Danach der Tribun Petronius. Der war kein einfacher Soldat. Der musste mindestens Ritter sein. Also lächelte ich noch schmal. Bevor ich beim nächsten Gesicht wirklich ein bisschen überrascht war. Trecenarius Aulus Tiberius Verus. Soso. Den Namen hörte ich zum ersten Mal. Aber diese Gesichtszüge.. die hatte ich mir ja schon vor kurzem in der Casa Sergia sehr genau einprägen können. Jetzt hatte der unbekannte Foltermeister also auch einen Namen. (Und ich freute mich innerlich. Über diese ausgesprochene Unvorsichtigkeit des Prätorianers.) Über diese Neuigkeiten vergaß ich dann leider beim Optio Octavius meine perfekte Symbiose aus skeptischem Stirnrunzeln und schockiertem Gesichtsausdruck vorzuführen. Aber damit hatte ich ja auch nicht rechnen können. Dass der Trecenarius selbst sich an mir vergriffen hatte. Der Trecenarius, der jetzt auch hier in dieser Kommission hockte. Aber manchmal war eben auch die größte Weltmetropole nur ein kleines Dorf.


    Zum Schluss stellte sich der Sprechende selbst vor. "Ich dank dir, Flavius. Jetzt fühle ich mich gleich viel sicherer." Ganz ehrlich. Denn wenn man erstmal wusste, wer der eigene Gegenspieler war. Dann konnte man gleich viel leichter herausfinden, was der eigentlich wollte. Seine Ziele. Seine Motive. Seine Stärken. Seine Schwächen. Bei unserem letzten Treffen hatte er noch die Oberhand gehabt. Ich strebte mindestens nach einem Ausgleich. "Äh.. ja. Mein Kontakt zu Commodus und Varus." Ich wollte ja nicht, dass man mich zweimal das gleiche fragen musste. "Zur Zeit habe ich keinen zu den beiden. Aber früher? Früher war er eigentlich ganz gut. Wir haben uns häufiger geschrieben. Haben uns gegenseitig besucht. Und besonders zu Commodus hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Bis er sein Tirocinium Fori bei einem Germanen gemacht hat, der hier die Wahlen zum Cursus Honorum aussetzen ließ." Ich ging davon aus, dass ich den Namen dieses Germanen nicht extra nennen musste. "Da war es dann eigentlich vorbei. Da war er nicht länger mein Lieblingsvetter."


    Ich überlegte kurz. "Wie ja vielleicht aus irgendwelchen Akten bekannt sein wird. Über meine Mutter Helvetia Laevina sind beide, Commodus und Varus, meine Vettern." Bei dem Prä.. Tiberius war ich davon ausgegangen, dass der das wusste. Hier sagte ich das aber lieber nochmal ausdrücklich dazu. "Als ich nach dem Tod meines Vaters und nach dem wütenden Bürgerkrieg aus Alexandria kam, haben mich meine helvetischen Vettern sehr herzlich hier in Italia empfangen. Das habe ich ihnen lange nicht vergessen. Denn ich finde auch: Familie ist wichtig. Als Familie muss man sich gegenseitig unterstützen. Sich Halt und Kraft geben." Dass bei mir trotzdem nicht jeder Verwandte gleich zur Familie zählte, ließ ich unausgesprochen. (Gerade bei den Sergiern gab es da ja so einen Zweig im Stammbaum, den ich sehr gerne lieber vergessen würde.) "Aber irgendwann hat sich Varus immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Hat sich trotz seiner Erhebung in den Ritterstand um nichts mehr richtig gekümmert, was nicht an einer Rebe wächst oder nach Weinbeere schmeckt." Ich schüttelte den Kopf. Denn das konnte ich einfach nicht nachvollziehen. "Ich weiß natürlich nicht, wie das in der Factio Grün aussieht.. oder ausgesehen hat. Da hat ers ja irgendwie geschafft, stellvertretender Chef zu werden. Wahrscheinlich unterstützt von unserm Vetter Commodus, der ja genauso vernarrt in die Grünen ist." Ich winkte ab.


    Ja, ich war vorbereitet. Keine große Kunst, von den Ludi Palatini zu hören. Und vom Ausrichter Claudius. Dem so herrlich grünen Konsul. Kein Zufall also, dass ich hier so frei auf diese Factio zu sprechen kam. Die Factio des Konsuls. Des Mannes, den ich als Kopf dieser Kommission zu großen Teilen mitverantwortlich machte für das Martyrium, das ich in der Casa Sergia (und auch schon davor bei meiner Entführung aus Misenum) erlitten hatte. Wer also einen Grund suchte, weshalb ich im Wahlkampf gegen den Sohn dieses Mannes Stimmung gemacht hatte: Hier war er. In diesem Raum. Ein Konsul, der eine Kommission einberufen hatte. Und der es bis heute nicht geschafft hatte, den irrwitzigen Vorwurf zu entkräften, ich.. von allen Römerinnen und Römern.. könnte etwas mit dem Aufstand irgendwelcher dreckigen Sklaven.. zu tun haben. (Hätte er es geschafft, wäre ich ja heute nicht hier. Und hätte er es sogar schon früher geschafft, dann wäre bestimmt auch dieser.. Trecenarius Tiberius.. nie zu mir gekommen. Und hätte mich so misshandelt.) Ich wartete ab, ob meine Antwort so ausreichte. Oder ob es Nachfragen gab. Oder andere Fragen.

    Ich war vorbereitet? Ja, ich war vorbereitet. Die Show konnte beginnen! Als erstes erklärte mir jemand, der sich mir nicht vorgestellt hatte, die Spielregeln. Anzunehmen, dass es der Hausherr und Konsul war. Unhöflich fand ich es trotzdem. Drum blieb ich auch erstmal sparsam mit dem, was ich sagte. "Ich habe verstanden." Bloß keine Emotionen zeigen. Noch nicht. Dann stellte er mir die erste Frage. Und ich reagierte. Nur halt ein bisschen anders, als sich das die Herren hier wahrscheinlich vorgestellt hatten.


    Denn wo bitte kam ich denn da hin?! Wenn ich mich hier jetzt gleich zum zweiten Mal verhören ließ! Nicht mit mir. "Entschuldige. Ich bin keine Politikerin. Ich sitze nicht im Senat. Ich halte keine Reden vor Hunderten von unbekannten Gesichtern.", fing ich ganz ruhig und unschuldig an. "Ihr alle kennt meinen Namen. Er wurde eben mehrfach genannt." Erst als man mich rein rief. Dann nochmal, als ich angesprochen wurde. "Ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt. Ich bin Sergia Fausta. Und ich bin hier als Zeugin." Nicht als Angeklagte oder sonstwas. Das wollte ich bei der Gelegenheit ruhig nochmal kurz erwähnen. "Ich würde mich gleich viel wohler fühlen und könnte viel offener reden, wenn ich es nicht mit einer Kommission aus so lauter unbekannten Gesichtern zu tun hätte. Sondern wenn ich wüsste, mit wem ich rede. Genauso wie ihr wisst, mit wem ihr redet." Ich fand, so viel Respekt durfte eine Zeugin zu Gast in der Villa eines Patriziers ruhig erwarten. Oder etwa nicht?

    Sim-Off:

    Biblische Plagen? Lass mich raten: Dir hat jetzt auch ein Schwarzrock ungefragt die Haare gekürzt? :P


    Callisto sammelte die Sachen auf dem Boden zusammen. Sie guckte ganz genau. War etwas nach rechts gerollt? War etwas nach links gerollt? War etwas auf die andere Straßenseite gerollt? Sie sammelte alles ein. Nur ein versiegelter Brief war nicht dabei. Der war weg. Irgendwer musste ihn weggefunden haben. Mit diesem Wissen brachte sie ihre Einkäufe dann ins Haus.. und berichtete mir später still und leise hinter verschlossener Tür, was passiert war. - Und was war passiert? Mein Plan war aufgegangen. Das war passiert. Der Brief war weg. Hieß also: Es wurde wirklich nicht nur der Haupteingang bewacht. (Das sah ja jeder.) Sondern auch der Seiteneingang war nicht unbewacht. Eine wichtige Erkenntnis! Und mindestens ebenso wichtig: Wenn ein Prätorianer das Siegel des verlorenen Briefes brach, dann konnte er etwas Beruhigendes lesen:


    Fausta Tuscae s.d.


    Ich war mir am Anfang nicht sicher. Aber jetzt habe ich keinen Zweifel mehr. Meine liebe Tusca, hinter diesem Sklavenaufstand steckt niemand sonst als diese elendige Christianer-Sekte! Halte dich fern von diesem unrömischen Pack, das nur Chaos stiften und uns alle ins Verderben stürzen will. Mein Informant hat auch mir zu äußerster Vorsicht geraten. Drum hab ich auch einen Gefallen eingefordert, damit die Domus Iulia bis auf Weiteres von einigen Prätorianern bewacht wird. Denn dieser gefährlichen Christianer-Sekte ist ja offenbar alles zuzutrauen!


    Bleib vorsichtig. Geh nicht allein aus dem Haus. Und vor allem: Sag auch deinen anderen Freundinnen Bescheid. Ich melde mich wieder bei dir, sobald ich weiß, dass diese Plage nicht länger eine Gefahr für uns alle ist. Iunos Segen sei mit dir. Und Minerva möge dich schützen.


    Vale bene!


    Jaja. Pontia Paula und Titia Tusca. Meine zwei besten Freundinnen hier in Rom. Meine Trauzeuginnen. Paula sogar meine Pronuba. Freundinnen, mit denen ich gemeinsam in die Thermen ging. Mit denen ich gemeinsam (und ganz amüsant) über eine reitende Kaiserin abgelästert hatte. Die beide manchmal fast genauso durchtrieben waren wie ich. Zwei Freundinnen, denen ich voll vertraute. Und bei denen ich auch wusste: Ich brauchte keine Skrupel zu haben, sie hier in etwas mit reinzuziehen. (Anders als meine Freundin Prisca von den Aurelii. Die mochte ich auch. Aber die wollte ich lieber nicht in diesen Mist mit reinziehen. Das hielt unsre Freundschaft noch nicht aus.) Das waren meine Verbindungen zu den Titiern und Pontiern. Die von den Prätorianern bestimmt bald ermittelt wurden. Da war ich mir nach dem spurlosen Verschwinden meines Briefes fast sicher....

    Sim-Off:

    Ich wollt nicht so mitten in den verlinkten Thread platzen. Drum schlag ich erstmal ganz formal hier auf. 8)


    "Mein Bruder" hatte mich vorgeladen. Ich sollte zum Haus des Konsuls Claudius kommen. (Tada, hier war ich.) Und sollte dort als Zeugin aussagen. Ja, klar. Auf der Wachstafel stand nichts dazu geschrieben. Aber wahrscheinlich sollte ich sagen, wie diese Christianer an allem Schuld waren. Und wie ich mir da ganz sicher war. Weil ich ja auf dem Palatin jeden Tag immer mit ganz vielen von diesen Christianern zu tun gehabt hatte. Während ich einsam im Archiv saß. Oder während ich meine tägliche Audienz beim Kaiser hatte. Sehr glaubwürdig. Nicht wahr?


    Aber ich hatte mich natürlich vorbereitet. Nicht auf das Lügen. Das konnte ich im Schlaf. Aber auf diesen ganzen Termin hier. Dazu gehörte: Ich hatte zwei Stunden damit zugebracht, dass man mir nicht sofort meine Perücke ansah, die ich diesem ollen Prätorianer sei Dank immer noch tragen musste. Dazu ein Kleid in kräftigem Blau. Denn die Rechnung war einfach: Wer aufs Kleid guckte, der guckte mir nicht auf die Haare. Trotzdem legte ich den kurzen Weg von der Domus Iulia zur claudischen Villa in einer geschlossenen Sänfte zurück. Dafür hatte der Prätorianer gesorgt: Dass ich soo schnell nicht wieder das Licht der Öffentlichkeit suchte.


    Aber vorbereitet hatte ich mich auch noch anders. Wie? Hm. Das war erstmal mein kleines Geheimnis. Meine Leibsklavin übernahm das Anklopfen und meine Ankündigung. "Sergia Fausta aus dem Geschlecht der Sergii Furores.. Tochter des Sergius Curio.. Enkelin des Ritters Sergius Stephanus.. Urenkelin des Auguren Annaeus Sophus.. Nichte des Senators und großen Usurpator-Bezwingers Annaeus Modestus.. sowie.. Ehefrau des bekannten Senators Iulius Dives.. und vor allem Ritterin aus eigenem Recht.." Callisto stockte. Hatte sie etwas vergessen? Der enttäuschend treulose Decimer hatte mich ja ohne eine Begründung und ohne vorher mit mir zu reden ganz kühl in einem kurzen Brief einfach fallen lassen. (Fiel mir in der langen Liste jetzt aber gar nicht mal so auf, dass der da jetzt fehlte.) Wichtig war ja auch nur: Meine Vorstellung war so lang und protzig wie eh und je. (Alles andre wär ja auch verdächtig gewesen, oder?) "..sie erbittet Einlass, um als Zeugin auszusagen." Ich ließ mir derweil Zeit beim Aussteigen. Um mir nicht unnötig vor der Tür die Beine in den Bauch zu stehen.