Bestia kam gebürtig aus Belgica, doch hatte es ihn als romanisierten Peregrinus in den Dienst des Reichs gezogen, um - wie so viele andere - das Bürgerrecht zu erwerben. Daher hatte er im nächstgelegenen Castellum angeheuert und war als Soldat zu den Grenzkohorten versetzt worden. Im Laufe seiner Dienstzeit hatte er sich vor allem durch seine Kampfstärke zu einem wichtigen Soldaten der Grenzkohorte gebracht. Regelmäßig war er in den ersten Schlachtreihen eingesetzt worden, wenn es zu Zusammenstößen gekommen war. Der alte Fabricier und sein Kamerad hatten den Mann kurz vor dem Erwerb des Bürgerrechts während ihrer Erkundungsritte am Limes kennengelernt und sich gewissermaßen mit ihm angefreundet. Doch war ihm ein weiterer Aufstieg verwehrt geblieben, sodass er nach dem Erwerb des Bürgerrechts das Ende seiner Dienstzeit abgewartet und anschließend den Abschied eingereicht hatte. Seitdem verdingte er sich als Helfershelfer und Söldner in privaten Diensten seinen Lebensunterhalt, der aber eher dürftig ausfiel, wie der alte Fabricius schilderte.
Curio hörte dem Vater seines Freundes konzentriert und interessiert zu, musste dann aber doch irgendwann nachfragen, da ihm der Name doch seltsam vorkam.
Aber er heißt doch nicht wirklich Bestia, oder? Ich mein, wer will schon freiwillig so genannt werden?
fragte er also und blickte in die Gesichter der beiden Alaveteranen. Es war wieder der Kamerad des Fabriciers, der ihm antwortete.
Doch, doch. Er heißt Bestia: Galeo Vedius Bestia.
Curio runzelte die Stirn. Das klang ja sehr vertrauenswürdig. Ein Mann, der sich bei seiner Einbürgerung freiwillig als Bestie bezeichnet? Und eine solche Bestie sollte dann auch noch auf seine Familie aufpassen? Allerdings stellte nun der Fabricius noch etwas klar.
Eigentlich heißt er Roderiq. Bestia war lediglich ein Spitzname, der ihm in seiner Kohorte gegeben wurde. Warum er ihn allerdings auch als Cognomen gewählt hat, kann ich dir nicht sagen.
führte der Alte aus und trank einen weiteren Schluck Wein.
Jedenfalls ist er schwer in Ordnung und seinen Arbeitgebern gegenüber absolut loyal. Da kommt bei ihm der Ethos des römischen Soldaten durch.
Curio nahm nun seinerseits seinen Becher und trank einen großen Schluck. Er kannte den Loyalitätsethos der Soldaten sehr gut, wahrscheinlich war er selbst so sehr davon geprägt, dass er selbst kleinste Indiskretionen schon als Vertrauensbrüche wertete. Zudem hatte ihm dieser während der ganzen Geheimnistuerei um seine Beziehung zu seiner heutigen Frau extrem zu schaffen gemacht. Nachdenklich blickte er in seinen Becher und drehte ihn leicht, sodass der Wein in ihm einen kleinen Strudel bildete.
Wo kann ich diesen Roderiq denn finden?
fragte er irgendwann nach einer kurzen Pause und blickte zwischen den beiden Männern hin und her.
Ich werde mich für dich umhören, Curio, und dir dann eine Nachricht zukommen lassen. Wir können ihn dann aufsuchen, allerdings nur zu zweit, da er auf Fremde manchmal nicht gut zu sprechen ist.
versprach der alte Fabricius und lachte dann laut auf, als er die Pointe eines Witzes mitbekam, der soeben zu seiner linken erzählt worden war. Schnell wechselte er das Thema und sorgte dafür, dass der Witz erneut, dieses mal aber lauter, wiederholt wurde.